Bothsidesing im Gaza-Krieg

Bild: IDF

Was heißt es, wenn man der Sicht beider Seiten in einem Konflikt unvoreingenommen Gehör verschaffen möchte?

 

In einem der Kommentare zu meinen Blog-Beiträgen ist mir vorgeworfen worden, zu viel “Bothsidesing” zu betreiben. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis dahin diesen Ausdruck nicht gekannt habe. Spontan – den englischen Begriff wörtlich übersetzend – erstaunte mich der Vorwurf, weil es sich für mich so ausnahm, als würde mein Bestreben, Objektivität zu wahren, kritisiert. Ich dachte immer, gerade dies sei eine willkommene Tugend akademischen bzw. seriösen publizistischen Schreibens.

Als ich mich dann aber im Internet kundig machte, stellte sich heraus, dass der Begriff nicht schlicht erwünschte Ausgewogenheit meint, sondern eine Medienpraxis, bei der Journalisten “im Bestreben, Objektivität oder Neutralität zu wahren, beide Seiten eines Themas präsentieren, ohne eine faktenbasierte Grundlage für die Argumente einer jeden Seite zu liefern”. Bothsidesism geht also von einem Mittelweg aus, bei dem beiden Seiten gleiches Gewicht zugesprochen wird, “obwohl eine Seite objektiv falsch oder ohne glaubhafte Evidenz sein mag”.

Obwohl ich meine eigene Schreibpraxis in dieser Anschuldigung nicht wiedererkenne, möchte ich mich hier dennoch auf die Erörterung des Problems einlassen. Zunächst sei generell gesagt, dass bei jedem Konflikt, den Menschen unter sich austragen, es zwangsläufig konträre Sehweisen und miteinander streitende Perspektiven gibt. Es ist dabei durchaus “natürlich”, dass jede Seite Solidarität und Identifizierung mit ihrem Standpunkt erwartet, erst recht, wenn es um Beobachter geht, die einer der beiden Seiten national, ethnisch, ideologisch oder sonstwie “angehören”.

Sobald man aber versucht, den Konflikt in seinem Wesen zu ergründen, muss man die Ebene automatischer identitärer Bindung zumindest zeitweilig in Klammern setzen können, um der a priori gegebenen Multiperspektivität des erörterten Phänomens gerecht zu werden. Eine Distanz ist da erfordert, die bei besonders explosiven Konfliktereignissen nicht leicht fällt und gewiss nicht selbstverständlich ist. Philosophisch ermöglicht sich dies mit dem Ansatz einer Dialektik, der sich zumindest methodisch von einem rigorosen Entweder-Oder zugunsten eines Sowohl-als-Auch verabschiedet hat.

Gefühle für die Leidtragenden beider Seiten im Konflikt

In meinen politischen Texten der letzten neuen Monate habe ich mich vorwiegend mit dem Gaza-Krieg bzw. dem 7. Oktober und seinen militärisch-politischen Auswirkungen befasst. Von selbst versteht sich, dass ich in erster Linie aus israelischer Perspektive schreiben kann – ich lebe in Israel, bin also nicht unbeteiligt. Da ich aber seit Jahrzehnten eine kritische Position gegenüber der israelischen Politik im jahrhundertalten Konflikt mit den Palästinensern vertrete, ist die palästinensische Perspektive in diese kritische Position zwangsläufig miteinbezogen. Das geht zunächst über die schlichte Solidarität mit den Palästinensern oder den Israelis hinaus. Denn der historische Konflikt – in seinem Ursprung und Wesen ein Territorialkonflikt – stellt eine Bedrohung dar, die letztlich die gesamte Region des Nahen Ostens tangiert.

Es ergibt sich dabei ein Kontext, den man nicht ignorieren kann, und je tiefer man sich in diesen Kontext politisch, historisch, gesellschaftlich und kulturell versenkt, desto größere Bedeutungskreise schlägt er. Die kann man schlechterdings nicht so eindimensional erfassen, wie es die partikulare Solidarität und loyale Einordnung in die emotionalen Ansprüche der Gemeinschaft zumeist fordern. Das heißt nicht, dass man gefühlsabstinent reagiert, sondern dass man Gefühle für die Leidtragenden beider Seiten im Konflikt zu entwickeln vermag.

Aktuell: Der 7. Oktober war in vielerlei Hinsicht ein traumatisches Erlebnis für die jüdische Bevölkerung Israels. Nicht nur hatten die Regierung, das Militär und die Geheimdienste versagt, sondern die grauenvollen Vorkommnisse beim pogromartigen Angriff gegen israelische Zivilisten, unter ihnen viele Frauen und Kinder, sowie die exaltierten Freudenausbrüche auf der palästinensischen Seite erschütterten die Israelis so fundamental, dass ein reflektiert-kritisches Nachdenken über Ursache und Wirkung des Geschehenen sogleich tabuisiert wurde. Man war augenblicklich zum Opfer geworden, auf Rache und Vergeltung eingestimmt, mithin völlig “immun” gegen jegliche Leiderfahrung der palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen, die sich nun einer gesteigerten Gewalteskalation seitens der israelischen Armee ausgesetzt sahen. Sie erwies sich (rein quantitaiv) als noch barbarischer als das Pogrom, dass den Israelis seitens der “Tiermenschen im Gaza” (Originalton der offiziellen israelischen Diskursrhetorik) widerfahren war.

Dass UN-Generalsekretär António Guterres sich anmaßte, von einem Kontext des 7. Oktober zu reden, versetzte die israelische Öffentlichkeit in Rage (und der Vorwurf des Antisemitismus blieb natürlich nicht aus). Aber Guterres hatte recht: Der 7. Oktober ist nicht im luftleeren Raum entstanden, und er lässt sich nicht begreifen, wenn man nicht das grausame Okkupationsregime im Westjordanland und die lange Blockade des Gazastreifens mitbedenkt. Der 7. Oktober war horrend, aber es gab für ihn einen von Israel von langer Hand generierten und selbstsicher “verwalteten” Zusammenhang, an dem Israel zwangsläufig beteiligt ist – obgleich es sich nie als aktiv-schuldig fühlt, sondern stets nur als Opfer von Aufgezwungenem.

Zugleich muss sich die Hamas fragen lassen, ob sie wirklich meinte, Israel mit militärischen Mitteln bezwingen zu können. Was genau haben ihre Führer erwartet, dass nach ihrem bewusst initiierten, (wohl)orchestrierten Gewaltakt gegen Israel passieren würde? Haben sie nicht daran gedacht, dass es zu einer solchen rabiaten Vergeltungsreaktion der Israelis kommen könnte? Dass ihr Kommandounternehmen eine Eroberung des Gazastreifens und dessen exzessive Verwüstung durch die IDF zur Folge haben würde? Haben sie die über 37.000 Toten, unter ihnen Tausende von Frauen und Kinder (die endgültige Opferzahl steht noch lange nicht fest) mitkalkuliert bzw. bewusst in Kauf genommen?

Die Antwort darauf mag lauten, dass die Palästinenser ein grundsätzliches Recht auf Widerstand gegen die auf sie von den Israelis ausgeübte Unterdrückung beanspruchen dürfen. Wenn sich dieser Widerstand aber in einer Aktion wie dem 7. Oktober manifestiert, bei der israelisches Gebiet (zeitweilig) erobert und zerstört wurde und mörderischer Terror sich an der israelischen Zivilbevölkerung austobte, dann darf/muss Israel sein Recht auf Selbstverteidigung fordern.

Einerseits-Andererseits-Argumentationen

Aber das Bestehen auf dieses Recht ist wiederum ein Resultat des katastrophischen Zusammenhangs, von dem Guterres sprach – ein Zusammenhang, dessen Ergründung viele Jahrzehnte zu umfassen hätte: Beginnt man 1897 (beim ersten zionistischen Kongress in Basel), 1945 (nach der Shoah), 1948 (mit der Gründung des Staates Israel und der mit ihr einhergehenden Nakba der Palästinenser), 1967 (mit den Gebietseroberungen beim sogenannten Sechstagekrieg und dem Beginn der israelischen Okkupation), 1987/88 (beim Ausbruch der ersten Intifada), 2000 (bei der zweiten Intifada) oder 2023? Bevor man darauf eine allzu apodiktische Antwort bietet, muss man sich vor Augen führen, dass sich aus dieser Auflistung der historischen Daten eine lange Kette von Einerseits-Andererseits-Argumentationen ableiten lässt.

In aller Kürze: Einerseits ist nach der Shoah evident geworden, dass dem jüdischen Kollektiv eine sichere nationale Heim- bzw. Zufluchtsstätte zur Notwendigkeit wurde; andererseits wurde diese Heimstätte der Juden auf dem Rücken der Palästinenser errichtet, womit sie objektiv zu Opfern der Opfer mutierten. Einerseits basierte die israelische Sicherheit auf militärischem Fundament; andererseits blieb den Palästinensern keine Wahl, als sich diesem Sicherheitsparadigma zu widersetzen. Einerseits bot die Zweistaatenlösung einen Ausweg aus dem Teufelskreis der permanenten Gewalteskalation; andererseits wurde sie von Israel systematisch unterminiert. Einerseits zeigte sich die PLO im Osloprozess bereit, sich auf die Zweistaatenlösung einzulassen; andererseits entstand ihr mit der Hamas eine innerpalästinensische Opposition, die sich einem Frieden, der auf eine Teilung des Landes hinauslief, rigoros verweigerte. Einerseits kam somit der religiöse Faktor des islamistischen Fundamentalismus ins (politische) Spiel; andererseits erwies sich diese Entwicklung als komplementär zur Heraufkunft des messianisch-religiösen Fundamentalismus auf zionistischer Seite, wobei beide Fundamentalismen jegliche Bewegung in Richtung einer politischen Lösung des Konflikts gegenseitig blockieren. Einerseits-andererseits – die Reihe der gegensätzlichen Glaubenssätze und Feststellungen ließe sich, wie gesagt, noch lange fortsetzen.

Garantiert ist bei dieser Herangehensweise noch lange nicht, dass man einen praktischen Erfolg bei der Lösung des Konflikts zeitigt. Dafür hat sich zum jetzigen historischen Zeitpunkt zu viel Hass und Ressentiment in die gegenseitige Wahrnehmung beider Kollektive eingefräst. Auch die ideologische Rationalisierung des Hasses hat sich immens verbreitet, mithin Gewaltphantasien, dehumanisierender Rhetorik und irrationalem religiösen Irrglauben so viel Raum verschafft, wie kaum je zuvor. Selbst das tote Kind auf der jeweils feindlichen Gegenseite vermag nicht mehr die empathische Regung hervorzurufen, die man universell erwarten darf.

Die Verhärtung des Blicks hat sich bereits ins Unmenschliche gesteigert – man generiert “Argumente” und “Erklärungen” dafür, verlässt die Pfade der Humanität und insistiert darauf, die Gerechtigkeit auf seiner Seite zu wissen. Das tote Kind auf beiden Seiten hat nichts mehr zu besagen. Man hat sich gegenseitig nichts mehr zu sagen, kann sich nur gegenseitig umbringen. Und das ist wohl der Grund dafür, dass “Both-sidesing” im genuin menschlichen Sinne zum Vorwurf verkommen darf.

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38 Kommentare

  1. “Wir befinden uns im Krieg, wollen wir das endlich begreifen, oder nicht? Und im Krieg weint man und stirbt man und damit basta”
    Oriana Fallaci

  2. Niemand kann in diesen Konflikt, der ein Massenmord ist, neutral sein!

    Wir erleben einen Genozid am palästinensischen Volk und die Welt schaut zu!
    Die reaktionären arabischen Regime schauen zu!
    Deutschland ergreift einseitig Partei für den zionistischen Siedlerstaat und liefert Waffen!
    Die Palästinasolidarität wird in Deutschland brutal verfolgt!
    Die Meinungsfreiheit wird unterdrückt, Deutschland wird immer unerträglich!

    Israel ist weltweit isoliert wie noch nie!
    Wie kann man Mitleid mit den Tätern empfinden wenn man täglich die grauenhaften Bilder aus Gaza, den Völkermord dort, ertragen muß?

    Die Hamas ist doch eine Ausgeburt des zionistischen Geheimdienstes im Kampf gegen die PLO!
    Aber ein kolonialisiertes Volk hat auch nach den Völkerrecht ein Widerstandsrecht!

    Lest nach, was der berühmte antikolonislistische Intellektuelle Frantz Fanon schon vor mehr als 60 Jahren über die Gewalt der Kolonialisierten geschrieben hat in seinen berühmten Buch „Die Verdammten dieser Erde“

    https://www.perlentaucher.de/buch/frantz-fanon/die-verdammten-dieser-erde.html

    Free Palestine!

    1. Es ist leider – aus meiner Sicht – komplizierter. Da ist ein Stück Land, das beide Seiten beanspruchen. Wären wir im Jahr 1947, ich würde Dir zustimmen. Aber die heute lebenden jüdischen Israelis wurden größtenteils in die Situation hineingeboren und mögen sich auch nicht in Luft auflösen. Ich hab keine Lösung, deswegen ist die einzige Position die ich einnehme “nicht mein Krieg”.

      1. Die jungen Deutschen wurden vor knapp 100 Jahren in den deutschen Faschismus, die Nazizeit, einfach hineingeboren.
        Die Nachfahren der Buren, Briten und Franzosen wurden auch in die Situation in Südafrika, Indien und Vietnam einfach hineingeboren.
        Auch das palästinensische Volk wurde in die Situation des zionistischen Israels einfach hineingeboren.
        Dein Argument ist kein Argument sondern eine Ausrede um einfach untätig einen Völkermord zuzusehen.

        Ich sage dir, wer einfach zuschaut macht sich mitschuldig. Die Geschichte verlangt immer einen Preis, den auch „persönlich Unschuldige“ bezahlen müssen

        Auch du bist nur frei wenn wir alle frei sind!

        Free Palestine!

        1. Dein erstes Beispiel taugt nicht als Vergleich, das tausendjährige Reich war nach 12 Jahren zu Ende. Die Landnahme in IL geht nun fast 80 Jahre (nach Staatsgründung), noch mehr wenn man die Zeit davor berücksichtigt. Bei allen derart langen Konflikten sind die spät geborenen erstmal ohne eigene Schuld in einer blöden Situation. Ich bleibe daher bei meiner Position. Das bedeutet auch, daß ich die einseitige Positionierung meiner Regierung nicht teile.

          1. Die Franzosen waren bereits seit den 17. Jahrhundert in Indochina. Vietnam wurde am 30. April 1975 unabhängig. Das war auch ein sehr langer Konflikt. Aber die französische, später amerikanische Besstzung, war IMMER eindeutig der Feind der Unabhängigkeit.
            Auch die Nachgeborenen der ersten Siedler, in Vietnam wie in Algerien, profitierten von der kolonialen Unterdrückung. So ist es auch in Palästina. Die Menschen dort mit jüdischer Ethnie und israelischen Pass profitieren von der Unterdrückung der Palästinenser. Die Buren und Briten sind noch immer in Südafrika und waren IMMER, wie die Israelis, Nutznießer der Apartheid.
            Wir leben in einen imperialistischen Land und folglich resultiert ein Teil unseres Wohlstandes aus der kolonialen Ausbeutung. Den deutschen Lumpenprolerarier kann Bürgergeld bezahlt werden weil viele Jahrhunderte die Menschen in den Kolonien doppelt ausgebeutet wurden.
            Darüber wurde viel geschrieben. Der radikalste Antikolonialist ist für mich der französisch/algerische Psychiater Frantz Fanon, der in seinen Todesjahr 1961 sein legendäres Werk „Die Verdammten dieser Erde“ veröffentlichte. Details kannst du selbst googeln. Fanon ist noch immer aktuell und seine Analyse ist auch für Palästina zutreffend. Denk einfach mal nach….

  3. Niemand kann in diesen Konflikt, der ein Massenmord ist, neutral sein!

    Wir erleben einen Genozid am palästinensischen Volk und die Welt schaut zu!
    Die reaktionären arabischen Regime schauen zu!
    Deutschland ergreift einseitig Partei für den zionistischen Siedlerstaat und liefert Waffen!
    Die Palästinasolidarität wird in Deutschland brutal verfolgt!
    Die Meinungsfreiheit wird unterdrückt, Deutschland wird immer unerträglich autoritärer!
    Antizionistische Jüdinnen und Juden werden in Berlin verhaftet!
    Das ist das Deutschland im Jahre 2024!
    Germany shame on you!

    Israel ist weltweit isoliert wie noch nie!
    Wie kann man Mitleid mit den Tätern empfinden wenn man täglich die grauenhaften Bilder aus Gaza, den Völkermord dort, ertragen muß?

    Die Hamas ist doch eine Ausgeburt des zionistischen Geheimdienstes im Kampf gegen die PLO!
    Aber ein kolonialisiertes Volk hat auch nach den Völkerrecht ein Widerstandsrecht!

    Lest nach, was der berühmte antikolonialistische Intellektuelle Frantz Fanon schon vor mehr als 60 Jahren über die Gewalt der Kolonialisierten geschrieben hat in seinen berühmten Buch „Die Verdammten dieser Erde“

    https://www.perlentaucher.de/buch/frantz-fanon/die-verdammten-dieser-erde.html

    Free Palestine!

  4. Menschenleben: Danke für den Beitrag, Doch möchte ich noch einmal hinweisen, dass alle Menschenleben (Frauen, Kinder & Männer) den gleichen Wert haben. Sind das nicht alte patriarchale und paternalistische Strukturen, Männer bei solchen Aufzählungen von Opfern immer auszuklammern?

    Der rechtlich relevante Unterschied ist allenfalls der zwischen Zivilisten und Nicht-Zivilisten (insb. Soldat*innen). Und was würde wohl passieren, wenn wir die Tötung von Nicht-Zivilisten nicht länger als “normal” ansähen? Wäre das nicht das Ende aller Kriege? (Und, ja, bestimmte als “Terroristen” identifizierte Gruppen ignorieren gerade solche Unterschiede; dieses Problem müsste man noch separat diskutieren.)

  5. Bothsidesing – was für ein furchtbares Wortkonstrukt! Könnte man es nicht wenigstens “Bothsiding” nennen?

    Worin könnte hier der Vorwurf bestehen? Dass man keine legitime Argumentation anstrebt, sondern rein aus Prinzip (oder Zwang?) immer beide Seiten sehen will?

    Wie mit all den anderen schönen, auffällig häufig englischen Modewörtern will man so den Standpunkt des Gegenübers grundsätzlich delegitimieren; so spart man sich die Mühe des Argumentierens.

    1. Bothsiding wäre z.B. auch eine Reduktion auf vor dem 7. Oktober und nach dem 7. Oktober.

      Bothsiding ist der Hinweis auf einen Trugschluss (logical fallancy) im Argument, ähnlich wie whataboutism wo es primär darum geht vom eigentlichen Thema abzulenken (offtopic). In einer Debatte in einem Debattierklub z.B. oder einer Diskussion mit stringenten Regeln darf nicht ohne weiteres die Seite (pro oder kontra) gewechselt werden. D.h. wenn eine Person Rede und gleichzeitig Gegenrede durchführt ist es ein Monolog und kein Dialog oder Diskurs. Es geht bei der Debatte darum, im Nachhinein die präsentierten Argumente (der Vortragenden) gegeneinander abzuwägen.

      Es macht durchaus Sinn, z.B. eine Seite pro Israel und eine andere pro Palästina zu argumentieren, geschieht es nur über einen Autor, kann der Vorwurf durchaus gültig sein. Natürlich kann man diese Vorwürfe auch hervorragend dazu nutzen, die Debatte zu stören.

      Interessant wäre im Zusammenhang dein Bias gegen Anglizismen, nur weil »Bothsidesing« irgendwie denglisch klingt, ist es nicht zwangsläufig falsch. Wir können im Beitrag von Moshe auch sehr gut lesen, das »Bothsidesing« noch nicht als Trugschluss verstanden wurde, weil Argumente einerseits-andererseits keinen Beitrag zur Lösung des Problems leisten und eher als Indikator dafür dienen, die (gegenwärtige) Siutation wurde noch nicht vollständig verstanden, ohne Verstädnis keine Lösung.

  6. Ein letztes Wort zur Zukunft Palästinas, dann schweige ich:

    Südafrika hat sich von der Herrschaft der Weißen – das waren Buren/Holländer und Briten – befreit. Die schwarze Mehrheit hat die weißen Siedler NICHT ins Meer geworfen. Sie führen noch immer ein ziemlich gutes Leben in großen Luxus im schwarzen Südafrika. Die weißen Siedler in Palästina brauchen also keine Angst zu haben, wenn in Palästina das „südafrikanische Modell“ siegt.

    Jetzt koaliert der inzwischen völlig korrupte ANC sogar mit der weißen Minderheit. Der Kolonialismus hat in den kolonialisierten Ländern schwere Verwerfungen verursacht, ist letztendlich auch verantwortlich für die Korruption dort.

    Aber auch das hat Frantz Fanon in „Die Verdammten dieser Erde“ schon vor 60 Jahren glasklar analysiert!

    https://www.youtube.com/watch?v=OfI44YfXIX0

  7. Oh Gott, auch das noch. Alles, was handwerklich einen schlechten Artikel ausmacht, in einem Beitrag versammelt. Warum das Herumgesülze? Wasch mich, aber mach mich nicht nass? Wem schreibt der Autor seine Wahrheiten? Wer soll z. B. dieses verstehen: “…Sobald man aber versucht, den Konflikt in seinem Wesen zu ergründen, muss man die Ebene automatischer identitärer Bindung zumindest zeitweilig in Klammern setzen können, um der a priori gegebenen Multiperspektivität des erörterten Phänomens gerecht zu werden. …”
    Entschuldigt sich hier der Autor, dass er sich einer wissenschaftlichen Methode bei der Beurteilung des Gazakonfliktes bemüht? Vor wem entschuldigt sich einer, dass er wissenschaftlich denken will? Lebt Zuckermann jenseits der Aufklärung? Sind die Verhältnisse in seinem Lager so barbarisch, dass Aufklärung für ihn zur Gefahr werden kann? Kurz, der Hilferuf eines Menschen, der nicht die Kraft findet, sich von einer Räuberbande zu lösen.

    1. Das dachte ich auch, als ich den Artikel las!
      Ich traute mich aber nicht dies so klar wie Sie zu äußern. Vielleicht ist Zuckermann ein brauchbarer Verbündeter im Freiheitskampf des palästinensischen Volkes und man sollte ihn nicht unnötig vergrämen?

    2. Na ja, der Satz ist vielleicht kein Musterbeispiel für Verständlichkeit, aber man kann die Kirche auch ‘mal im Dorf lassen; Zuckermann ist halt Professor.

      Was damit gesagt werden will, ist einfach, dass man einen Konflikt von verschiedenen Seiten betrachten muss, unabhängig von seinem eigenen “Lager” (identitäre Bindung), um seinen Kern zu verstehen. Was soll daran falsch sein?

      1. Es ist eine Wahrheit von der Qualität “Ein Stuhl ist ein Stuhl” (Brecht) Die Wahrheit muss gesagt werden der Folgen wegen, die sich aus ihr ergeben (schon wieder Brecht) Welche Folgen ergeben sich aus den obengenannten Wahrheiten?

  8. Was war der 7. Oktober? Ein Pogrom ist doch wohl zu harmlos. Das waren Massenhinrichtungen, die man so nicht einmal von der Waffen-SS kennt. Wenn man historische Beispiele sucht, dann muss man in den WK II zurückgehen. Die kroatische Ustascha oder die ukrainische OUN waren so unterwegs. Und wie war das gedacht? Es war das Fanal zur Ausrottung der Juden weltweit. Die antisemitischen Übergriffe begannen genau an diesem Tag, keines wegs erst als Reaktion auf die israelische Militäraktion. Ganz platt “from the river to the sea” hat seit dem 7. Oktober den Beiklang, dass dies auf genau diese Art zu erreichen wäre. Hört doch auf.
    Das Kalkül der Hamas war, mit menschlichen Schutzschilden die Opferzahlen hoch zu treiben und damit ihre Brüllaffen zu mobilisieren. Was gelang. Und schau mal, da lassen sich Studenten, Professoren und Künstler für den Fortbestand der Hamas mobilisieren. Klasse natürlich. Kein Wunder, dass die Islamisten jetzt das Kalifat ausrufen wollen. Und eine Attentatsserie beginnen. An einem Punkt darf man Netanjahu glauben: wenn sie hier gewinnen, dann seid ihr als Europäer dran.
    Natürlich greifen die Brüllaffen sogar den Zuckermann an. Alles, was vom grendebilen Genozidgebrüll abweicht, ist bei denen schon feindlich. Allerdings sind sie derzeit äußerst schwach auf der Brust. Kaum noch Demos.

    Tja, die Tage der Hamas sind wohl gezählt. Man will nicht bei den Verlierern sein.

      1. Oberst,
        dieser deutsche Faschist demonstriert der gutwilligen Mehrheit hier erneut die Absurdität und Brutalität, die Realitätsverlegnung des Kolonialisten.
        Spätere Generationen werden nicht glauben das es Menschen gab, die so denken konnten.
        Der Typ oben ist ein Zeitdokument für perverses koloniales Denken und das muß man für die Nachwelt dokumentieren.

        1. Aha, Freedomofspeech als Name,
          aber statt sachlich gegen einen Beitrag zu argumentieren, lieber persönlich (“Dieser deutsche Faschist”, “perverses Denken”, …) angreifen…
          Passt nicht recht, oder?

          1. Manche Dinge/Behauptungen sind so absurd das es einen die Sprache verschlägt.
            So geht es mir mit diesen Mann, der typisch deutsches rassistisches und kolonialistisches Denken ausdrückt. Da kann man nicht sachlich gegenargumentieren, wäre auch in den Wind geschrieben

    1. Marx erkannte: Nur mit den Mitteln der Barbarei gelang es der Menschheit, sich aus der Barbarei zu befreien. Was er sagen wollte, war wohl, dass die Wahl der Mittel für die Menschen sich aus der Situation ergibt, in der sie sich befinden.
      Und so befinden sich die Palästinenser seit 70 Jahren auf der Verliererseite eines zionistischen Ausrottungs-. und Vertreibungskrieges. Das musste einhergehen mit einem zivilisatorischen Verfall. Die Bewohner des Gaza – Streifens wurden so über Jahre in die Barbarei zurück gedrängt. Wenn diese Menschen nun keine anderen Mittel haben, als die Mittel der Barbarei, um sich aus ihrer Lage zu befreien, so kann für uns nicht die Frage stehen, ob die Palästinenser das Recht haben, die einzigen Mittel, die sie haben, für ihre berechtigte Befreiung einzusetzen, oder aus “sittlichen” Gründen den Widerstand einzustellen. Sondern wir müssen uns entscheiden, ob wir den Palästinensern jegliches Recht auf Widerstand zugestehen, oder eben nicht. Völkerrechtlich gesehen ist ein Angriff aus Gründen des erdulteten Rassismus gerade keine Aggression, sondern legitim. Und auch Helfer in diesem Krieg handeln dann legitim. Die Hamas wurde gerufen. Also handelt sie im Auftrag der Palästinenser. Wie nun dieser Krieg im Einzelnen geführt wird, lässt sich nur durch genaue Untersuchung ermitteln. Relativiert aber in keiner Weise das Befreiungsrecht der Palästinenser.

    2. In der Tat, die Machenschaften IDF erinnern an die Verbrechen der Waffen-SS. Zigtausende Frauen und Kinder feige abschlachten – das kennen wir aus unserer dunklen dt. Geschichte. Damals waren unsere Soldaten die Kinder- und Massenmörder, heute sind es die israel. Soldaten.
      Und Sie unterstützen deren Verbrechen, womit ihre ideologische Ausrichtung so ziemlich klar für jeden erkennbar ist. Menschenverachtend, rassistisch und faschistisch – also rechtsextrem hoch3 – Gratulation.

    3. Von Nazi-Vergleichen ist abzuraten, erst recht von der Behauptung, irgendwer oder -was sei sogar schlimmer als jene. Das ist dann endgültig polemischer Schwachsinn, der auf den zurückfällt, der ihn absondert.

      Abschliessend dann noch ein wenig hämisches Psychologisieren, garniert mit einer Invektive. Sachlichkeit geht deutlich anders.

  9. Ich glaube, Moshe Zuckermann ist jetzt vielleicht in einer ähnlichen Lage wie die deutsche Bevölkerung, die lange den Vernichtungskrieg mitgetragen, bei der Juden-, “Zigeuner”Vernichtung mindestens(!) weggeschaut hat, allerdings auch nicht selten profitiert hat von der Arisierung und der Versteigerung jüdischen Besitzes, die die slawischen Untermenschen, auch in Gestalt der Zwangsarbeiter, bis weit in die Nachkriegszeit verachtet hat und deren Vernichtung und Versklavung (der Antikommunismus bot dafür die Camouflage) eigentlich in Ordnung und nicht zu bedauern fand, dann aber als sie selbst dem britischen und amerikanische Bombenterror ausgesetzt war und der Vertreibung, sich vor allem als Opfer empfand und präsentierte und das mit einer ziemlich widerwärtigen Larmoyanz.
    Ich selbst als Nachgeborene (Anfang 50er J.) habe die Vergewaltigung meiner Großmutter durch sowjetische/immer russisch genannte Soldaten lange Zeit als einer Art gerechte Strafe für die Nazibarbarei betrachtet, in die auch meine beidseitigen Großeltern involviert waren.
    Es dauerte lange Zeit der gedanklichen und psychischen Bearbeitung, bis ich ihre individuelle Gewalterfahrung als ein individuelles Leid und Unrecht anerkennen konnte, das allerdings die Schuld in keiner Weise aufhob oder ausglich.
    Und so kann ich bei den ermordeten Israelis das individuelle Leid mit empfinden ohne allerdings die Beteiligung an dem Staatsterror (ein Drittel der Opfer waren Armeeangehörige und letztlich leisten alle Israelis Militärdienst und werden entsprechend gehirngewaschen) auch nur ansatzweise als berechtigte Notwehr anzusehen. Leid ist immer persönlich.
    Aber das, was Israel den Palästinensern antut (immer noch diese lächerliche Rede von 37 000 Toten, seit Monaten, angesichts völliger Zerstörung sämtlicher Organisationsstrukturen, die die Opfer überhaupt registrieren könnten) ist eine Barbarei, die die Dimensionen persönlicher Leiderfahrung sprengt, ein gezielter Genozid.

    Achja, und was die Freudentänze angeht: Wie ist das noch mit den israelischen Touristen, die immer wieder bei der Beschießung Gazas jeden Treffer bejubeln und feiern?!

  10. “Einerseits zeigte sich die PLO im Osloprozess bereit, sich auf die Zweistaatenlösung einzulassen; andererseits entstand ihr mit der Hamas eine innerpalästinensische Opposition, die sich einem Frieden, der auf eine Teilung des Landes hinauslief, rigoros verweigerte. Einerseits kam somit der religiöse Faktor des islamistischen Fundamentalismus ins (politische) Spiel; andererseits erwies sich diese Entwicklung als komplementär zur Heraufkunft des messianisch-religiösen Fundamentalismus auf zionistischer Seite, wobei beide Fundamentalismen jegliche Bewegung in Richtung einer politischen Lösung des Konflikts gegenseitig blockieren. ”

    Genau diese rigiden und unehrlichen Haltungsmoralisten sind nun auch in Europa (Stichwort: Ukraine) aktiv und verweigern sich einer pragmatischen Lösung. Dabei führt diese extremistische Winner-takes-it-all-Stategie zum Verlust der eigenen Menschlichkeit, die am Ende auch destruktiv auf sich selbst zurück schlägt. Israel und Palästina sind in diesem Prozess schon weit fortgeschritten, aber wir Europäer folgen nach.

    1. Es gab nach Camp David und Oslo die erleichterte Feststellung des zuständigen israelischen Staatssekretärs im Interview, dass ab jetzt die Schaffung eines Palästinenserstaates ein für alle mal unmöglich gewordeqn sei.
      Man sollte sich davor hüten, die Verträge zu positiv zu sehen.

      1. Verträge aus dem Westen, gleicht dem Klopapier…
        Versprechen aus dem Westen, gleicht einer Klospülung…
        Menschen lebend im Westen, gleicht einer Schizophrenie…
        Deshalb lässt sich gut Re Gier en, egal wer was repräsentiert.

  11. Israel ist ein Konstrukt, Hamas ist ein Konstrukt, Grenzen sind Konstrukte, Ideologie oder Re-Ligion sind Konstrukte und wie soll denn eine Gemeinschaft gefördert werden, wenn alle ständig im Konflikt leben?
    Diese Konstruktion vom sein benötigt neue Wege der geistigen Auseinandersetzung.

  12. Angesichts der Mitschuld des sog. Westens an der Kolonialisierung Palästinas, der Apartheid, dem Genozid in Gaza und der Massenmorde in der Westbank, ist jedwede Unvoreingenommenheit dieser Seite vollkommen ausgeschlossen! Schon aus ideologischen Gründen kann sich der sog. Westen zu keiner Schuld bekennen. Dazu fehlt die nötige politisch moralische Größe. Da kann ich nurmehr den BRICS+ und dem Globalen Süden vertrauen!

  13. Dank an Moshe Zuckermann für seinen – wie immer – klugen Artikel – “Die Verhärtung des Blicks hat sich bereits ins Unmenschliche gesteigert – man hat sich gegenseitig nichts mehr zu sagen – kann sich nur gegenseitig umbringen.” Das Ausmaß dieser Tragödie läßt sich kaum mehr in Worte fassen…was wird da noch an Gräuel geschehen?!

    @ Freedomofspeech : Man sollte die historischen Tatsachen wahrheitsgetreu wiedergeben: Stalin – natürlich der größte Kriegsverbrecher aller Zeiten (die Verbrechen u.a. der Briten – z.B. Winston Churchill – darf man ja nicht erwähnen) hat für kurze Zeit Israel über den Umweg CSSR militärisch unterstützt – aus dem naheliegenden Grund, da einige arabische Führungspersönlichkeiten Sympathien für Nazi-Deutschland zeigten, in ihrem Kampf gegen die Franzosen und Briten.

  14. Ich habe einen Kreisdiagramm gesehen. Deutschland liefert ca. 30 % der Waffen für den Genozid in Gaza. Die USA weit über 60 %. Nur 4-5 % kommen noch von anderen Staaten. Quelle – naja dubios, müsste man genauer recherchieren und würde natürlich sofort schlafende Hunde wecken.

    Wie sagte Frank Zappa?

    Government is the Entertainment division of the military-industrial complex.”

    Moshe Zuckermann hat in der Vergangenheit wirklich gute Arbeit geleistet, aber seit dem 7. Oktober hat man wirklich manchmal den Eindruck, dass gerade die Angriffe auf die Kibbuze zu nahe in seinem Freundeskreis eingeschlagen haben könnten und er auch davor zurückschreckt, das volle Ausmaß der Gewalt durch die IDF zu schildern oder wie Siedler wüten.

    Harald Neuber ist noch etwas einseitiger, wenn er Kolumnen schreibt wie neulich über die neuen Wehrpflichtgesetze in Russland und vergisst zu erwähnen wie brutal es in der Ukraine zugeht.

    Der Eberhard Wetzig hat vielleicht einen Punkt mit der Formulierung, vielleicht zu hart formuliert:

    Kurz, der Hilferuf eines Menschen, der nicht die Kraft findet, sich von einer Räuberbande zu lösen.

    Da könnte etwas dran sein. Haus oder Familie, Freunde usw. Es ist jedenfalls eine dysfunktionale Beziehung.
    Anderseits sollte sich Moshe Zuckermann nicht so beeindrucken lassen von Kritik. Ich weiß gar nicht, ob dieser Artikel nötig war. Ich fand seine Arbeit immer gut und hatte etwas Verständnis, wenn er auch von leidenden Israelis schreibt. Er hat so viel getan für Menschen in Palästina wie wohl Niemand anderes hier.

    Was mich generell bei Linken aber stört, das sie meinen, sie wollten gleiche Rechte für alle usw. – aber dann diese Unfähigkeit, gerade was den Ukrainekrieg betrifft, z.B. ein Friedensvorschlag zu formulieren, der auch eine Chance hätte angenommen zu werden. Ein Beispiel war die Initiative von Wagenknecht und Schwarzer, wo sie als Erstes die vergiftete Rhetorik der Propagandamedien bestätigten, um nicht sofort medial hingerichtet zu werden, dann ein Angebot machten, was natürlich die Kriegstreiber ablehnen wie jedes Angebot, das kein Siegfrieden ist – das auch in Russland nie eine Chance gehabt hätte. Ich erwarte von Linken, dass sie mehr Empathie (und Mut) haben, also besser in der Lage sind sich in andere Menschen hinein zu versetzen. Die beiden Damen haben allerdings exponierte gesellschaftlichen Status, weshalb sie für das Heimpublikum spielen – nur wer in Deutschland würde für das Auswärtspublikum reden?

    Irgendjemand muss das doch auch tun, sonst wird das nie etwas mit Frieden.

    Bei Israel muss es eine Änderung der öffentlichen Meinung in Deutschland (in den USA zuerst, dann bei den kriecherischen dt. Vasallen) geben wie damals bei dem Apartheid-Regime von Südafrika, sonst passiert nie was. Es müssten Subventionen gekürzt, Sanktionen verhängt und Klartext gesprochen werden. BDS geht in die richtige Richtung.

    Beim Ukrainekrieg müssen sie einfach nur aufhören mit ihrem Kadavergehorsam und die Niederlage anerkennen, das wäre einfacher.

    Dass das alles nicht passiert, braucht man nur auf den Kurs der Rheinmetall AG schauen oder das Video, das ich neulich gepostet habe von einer jüdisch-palästinensischen Demo in USA vor einer Synagoge, wo palästinensisches Land in der Westbank versteigert wurde.

  15. Ich kann zu fast allen was sie sagen zustimmen!

    Leider kann man hier wegen der deutschen Staatsräson nicht wirklich frei seine Meinung äußern, sonst wird die Wohnung von der deutschen Polizei verwüstet und die Bewohner nach Schmerzgriffen in Kabelbindern abgeführt. Sie werden wieder freigelassen, finden eine zerstörte Wohnung, erhalten viel zu wenig Entschädigung und ihr Ruf ist ruiniert.

    Das ist die deutsche Demokratie, die deutsche Staatsräson, wie ich sie hasse. Da ich deutschen Pass besitze darf ich noch Liken was ich will.

    Sehen wir uns die Befreiung von Südafrika an. Schon wenn wir auf den Oliver-Tambo-Flughafen in Jo-burgh landen stellen wir fest, Oliver Tambo war ein Führer der Militärorganisation des ANC. Sie sprengten Strommasten, doch das will man hier nicht zur Kenntnis nehmen. Die militärische Macht der weißen Armee haben Internationalistas aus Kuba in der Schlacht von Cuito Cuanavale gebrochen.

    Was auch den meisten gutwilligen linken Deutschen fehlt ist antikoloniales Bewußtsein. Das muß entwickelt werden. Dazu sollte man alte Schriften ausgraben wie „Die Verdsmmten dieser Erde“ von Frantz Fanon. Der sagt doch alles und das Buch ist sehr angesehen, nicht verboten. Kann noch kommen?

    Schönen Sonntag!

  16. Sorry, das der Comment zweimal erschien, man prüft hier meine Meinung auf politische Korrektheit?

    Noch ein Ding:

    Der alte, orthodoxe Marxismus überschätzt den Militärisch-Industriellen Komplex des Westen. Auch das internationale Weltkapital braucht Frieden für seine Profite. Apple will weiter in China verkaufen und produzieren.
    Sucht man eine kaufenswerte Rüstungsaktie in den USA, findet man keine. Kennen Sie eine? Die Amis kommen doch mit der Produktion von Munition für die Ukraine nicht nach und jetzt kommt noch Israel dazu. Rheinmetall ist nur eine Aktie im DAX. Irgentwo hab ich mal gelesen, die Rüstungsproduktion macht nur ca. 2% der Produktion aus.

    Die Kriegsindustrie in China und Russland ist viel effizienter organisiert und benötigt weniger Geld als der Westen. Die setzen auf KI. Panzerarmeen sind veraltet und Drohnen sind kostengünstiger. Das meiste Geld benötigen die Amis für die Instandhaltung ihrer 800 Stützpunkte weltweit. Das wird ihnen irgantwann mal zu teuer.

    Mich nervt mittlerweile diese altmarxistische Vorstellung von MIG, sie sollte dringend überdacht werden!

    1. Sie kennen das Zitat des NYT-Kolumnisten Thomas Friedman vielleicht: “The hidden hand of the market will never work without a hidden fist — McDonald’s cannot flourish without McDonnell Douglas, the builder of the F-15. And the hidden fist that keeps the world safe for Silicon Valley’s technologies is called the United States Army, Air Force, Navy and Marine Corps.”

      Auch Apple braucht billige Arbeit und billige Rohstoffe und ist somit an der Aufrechterhaltung neokolonialer Strukturen interessiert. Außerdem, denke ich, unterschätzen Sie, wie zentral und strategisch sich der MIK sich gerade in den USA aufgestellt hat und wie er über die unzähligen Think Tanks die Außen- und Sicherheitspolitik nicht nur beeinflusst, sondern geradezu beherrscht.

    2. Das meiste Geld benötigen die Amis für die Instandhaltung ihrer 800 Stützpunkte weltweit.

      Ja, das kostet einiges, aber dazu gibt es schließlich auch die NATO. Der aktuelle US-Drive, immer mehr pazifische Basen auch in die NATO-Strukturen einzubetten, dient letztlich auch nur dem Ziel, die Finanzierung dieser Basen über den Gemeinschaftstopf der NATO abzuwickeln. Aber ein nicht unerheblicher Teil des immensen US-Verteidungsbudgets geht eben von den ‘Vertragspartnern’ gleich wieder in Stiftungen, NGOs, Think Tanks, Universitäten, auch in die Medien und nicht zuletzt, nach Citizens United auch ganz offen, in Wahlkampfspenden an die Senatoren und Congressmen, die die Belange ihres örtlichen Rüstungsbetriebs zu würdigen wissen. Es ist diese Selbstschmierung, die das System so teuer und gleichzeitig so dürftig in Bezug auf den gelieferten Gebrauchswert macht.

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