Berlin bleibt in der Krise kleingeistig – und wählt die Angstmacher

Bild: Pixabay.com/Pixabay-Linzenz

Kommentar zur Berlin-Wahl: Die Chaos-Hauptstadt wählt Schwarz und Grün – anstatt wirkliche Veränderungen für eine soziale Politik.

 

Nicht nur Berlin, viele Städte in der Welt und vor allem der westlichen Welt in der nördlichen Hemisphäre werden völlig überschätzt und leben eigentlich nur noch von ihrem Mythos und Werbekampagnen: Das langweilige und schlecht gekleidete Bobo-Paris, das nur scheinbar liberale Amsterdam, das absurd neofeudalistische London, das dauerkalte Knäckebrot-Stockholm, in dem in protestantischer Tradition gesetzlich alles verboten ist, was Spaß macht, das merkwürdige Sydney, in dem ein Kleinwagen fast preiswerter ist als horrend besteuerte Zigaretten. Was alle diese einstigen Weltstädte eint, ist der übriggebliebene Eurozentrismus und Sozialpaternalismus ihres Lebensstils und die Annahme, dass der Westen immer noch der Mittelpunkt der Welt ist, wenn er es denn jemals war.

  Die Globalisierung des Berliner Hipster-Zeitgeistes

Dass genau wie in der Hipster-Hauptstadt Berlin die Privilegierten in all diesen Städten heute immer noch und vor allem aus dem barbarischen Erbe des Kolonialismus, der rücksichtslosen Industrialisierung, der mörderischen Ausbeutung der unteren Klassen und des imperialistischen Größenwahns der letzten Jahrhunderte materiell profitieren, hört man dort ungerne. Und tut stattdessen im gentrifizierten Stadtteil so, als wäre man ach so aufgeklärt, tolerant, respektvoll, gerecht, klimaneutral und liberal – denn diese Attitüde kostet ja für den eigenen Geldbeutel nichts und beschneidet nicht die eigenen und althergebrachten westlichen Middle Class-Privilegien, die man nur dem Zufall der eigenen sozialen Herkunft verdankt.

In Wirklichkeit lebt man aber „green washed“ auf Kosten der Armen, der migrantischen Lieferdienst-Kuriere und aller anderen Ausgebeuteten in den eigenen Metropolen und im Globalen Süden, an denen man sich hemmungslos bereichert. Denn irgendwoher muss das Koltan für den unbegrenzten Smartphone-Konsum ja kommen. Während die Kassiererin im Bio-Supermarkt in Berlin, Amsterdam oder London, in dem man mit „gutem Gewissen“ das Dinkel-Brot kauft, schauen muss, wie sie mit ihrem Mini-Einkommen über den Monat kommt. Diversität, Equal Pay, Inklusion und Teilhabe für alle nur zum profitablen Schein. Außen hui, innen pfui.

 „Be Berlin“: Weltfremd, engstirnig und kleingeistig

 „Be Berlin“, hieß die große Werbekampagne der Stadt unter dem Wowereit-Senat. Dass die Musik der Weltgeschichte heute nicht mehr im Westen spielt, sondern längst im aufstrebenden Brasilien, in den globalen Hauptstädten der Pop-Kultur Tokyo, Seoul und Shanghai, in Multikulti-Dubai, Mega-Istanbul und Skycraper-Warschau, in Hightech-Tel Aviv und dem hippen Mode-Paradies Kuala Lumpur, in den jugendlichen Metropolen der arabischen Welt, auf dem prosperierenden Balkan und im selbstbewussten Indien, das hat man auch in Berlin noch nicht so ganz mitbekommen.

Deshalb diskutiert man in Berlin auch lieber in jahrelanger Erbsenzählerei mit ideologischer Inbrunst von allen Seiten über die meterweite Ausweitung von Fahrrad-Wegen, die dann wie in der gentrifizierten Neuköllner Hermannstraße – zur großen Verärgerung Auto-affiner Migrantinnen und Migranten im zuvor türkisch und heute schillernd arabisch-rumänisch-bulgarisch geprägten Kiez – oder der Schöneberger Bülowstraße aber gar nicht benutzt werden, wenn sie erst einmal da sind. Man diskutiert über das Aufstellen von Pollern zur Verkehrsberuhigung, die dann selbst bei den alt-grünen Öko-Anwohnern im Kreuzberger Chamisso-Kiez sehr schlecht ankommen, wie die rbb-Abendschau berichtet. Oder man wartet monatelang auf einen Termin bei den Behörden zur Ausstellung wichtiger Dokumente. Entsprechend ist das Wahlergebnis vom letzten Sonntag.

Bild: Erinthecute/CC BY-SA-4.0

Warum nur wurde die CDU gewählt?

In allen teuren Innenstadt-Bezirken von Kreuzberg bis Wedding haben nun die Grünen gewonnen, in allen westlichen und nahezu allen östlichen Außenbezirken die CDU. Laut ARD-Umfragen vor der Wahl haben nur etwa 20 Prozent der Berliner Vertrauen in die öffentliche Verwaltung – ein desaströser Wert, der selbst im chaotischen Palermo oder im traditionell staatskritischen Neapel höher sein dürfte. Auf die Frage der Empiriker nach der Entwicklung Berlins antworteten nur noch ein Drittel positiv, vor wenigen Jahren noch bis zu 70 Prozent.

Nachdem der seit Jahrzehnten immer „rote Wedding“ als einstiger Arbeiterbezirk dank der aus dem Westen Zugezogenen schon vor Jahren an die Grünen fiel, verlor nun auch das traditionelle SPD-Neukölln diese Tradition: Dort gewann die CDU. Die Berliner CDU galt den Berlinern in den letzten zwanzig Jahren nur als schlecht organisierte Chaos-Truppe und Spaß-Partei aus dem reichen Berliner Südwesten, die nicht politisch und parlamentarisch auffiel, sondern nur durch allerlei kuriose Sex-Skandale, Wilmersdorfer Wohlstands-Mentalität, rassistische Hetze und illegale Räumungen etwa der Kneipe in der Rigaer94.

Hamburgs weltläufiger Ex-Bürgermeister Ole von Beust wurde dann von der Führung des Landesverbandes als Berater geholt, um die Berliner CDU mit hanseatischer Distanz in die Moderne zu überführen, was bei der Berliner CDU-Basis jedoch auf großen Widerstand stieß. Das jetzige CDU-Team besteht immer noch aus demselben Personal und wurde nicht verjüngt, nur der eifrig dazugeholte Joe Chialo steht für Fortschrittlichkeit.

Altes Spießer-Berlin gegen neues Hipster-Berlin: Auf Kosten der Marginalisierten

Der Landesverband steuerte jahrelang auf die zehn Prozent und die völlige Bedeutungslosigkeit zu. Jan Fleischhauer schlug in einem Spiegel TV-Feature vor Jahren ironisch vor, sie unter Minderheitenschutz zu stellen, um ihren Untergang zu verhindern. Dass nun die CDU der große Wahl-Sieger ist, ist schon deshalb kurios, weil die Zustände in Berlin, über die man allenthalben empört ist, fast alle noch unter einem Senat unter CDU-Beteiligungen entstanden sind: Die Marginalisierung und Verarmung großer Teile der Bevölkerung, die existenziell bedrohliche Wohnungsnot für Zehntausende, die menschenverachtende Bürgerfeindlichkeit vieler Behörden, das Chaos im ÖPNV, Korruption im rbb, die ultra-kapitalistische Total-Gentrifizierung der kompletten Innenstadt. Ein Bezirk nach dem anderen seit 1990: die mittlerweile schwäbische Spätzle-Hölle Prenzlauer Berg, Pankow, Kreuzberg, Friedrichshain, Charlottenburg, Mitte, Schöneberg, Wedding, Neukölln, mittlerweile auch Lichtenberg und Treptow.

Dass so viele Berliner zur Beseitigung der Zustände nun die CDU als Verursacher der Zustände wählen, ist nicht nur schizophren – sondern zeigt leider, dass es keine besseren und vertrauensvollen Angebote anderer Parteien gab. „Die Wilmersdorfer Witwen verteidigen Berlin“ – hieß es im fantastischen Stück „Linie 1“ des Grips-Theater und der gleichnamigen Verfilmung für ARD über das CDU-Frontstadt-Berlin der 80er, das tatsächlich noch geprägt war von pöbelnden Alt-Nazis und aller Orten in der Stadt prügelnden Neo-Nazis, von Judenhass, tiefster deutscher Spießigkeit und Wehrmacht-Witwen, die Langhaarige auf der Straße beschimpften.

Es war bis in die späten 90er eine insgesamt widerwärtige Stadt mit grießlicher Atmosphäre und grauen Straßen, wie sie Loriot fast wortgetreu in „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“ porträtierte, der einzige Hauch von Weltstadt, Liberalität und Offenheit kam schon damals durch modebewusste Migrantinnen aus dem Morgenland, durch Italiener und ihre Pizzerien, durch ein paar coole Punks und durch die stationierten Befreiungs-Truppen der Alliierten, die nicht mehr dort sind.

Dass das Berlin von heute anders ist, weiß aber auch CDU-Wahlgewinner Wegner, der laut Phoenix am Tag nach der Wahl die „Bekämpfung der Obdachlosigkeit“ zu einem seiner Hauptziele erklärte. Am gleichen Tag wurde bekannt, dass nach neuesten Erhebungen die Immobilienpreise in allen deutschen Großstädten relativ stark zurückgingen – nur in Berlin nicht.

„Die Verwahrlosung der öffentlichen Ordnung in Berlin“ (Harald Welzer)

Wenn Harald Welzer meint, die Sylvester-Ereignisse seien nichts Neuartiges, sondern vielmehr nur das Ergebnis dieser „Verwahrlosung der öffentlichen Ordnung und der Behörden vor allem in Berlin“, dann trifft er damit den Kern der Sache: Vor allem der dann rot-grün-rote Senat hat in den letzten Jahren immer weiter am Image eines sozialen, menschlichen und irgendwie linken Berlins gearbeitet – in der materiellen Realität der Verteilungsgerechtigkeit wurde es währenddessen aber immer unsozialer, ungerechter und unmenschlicher. Außen auch nicht mehr hui, aber innen noch mehr pfui.

„Die Mode ist das vergeistigte Organ der Zivilisation“, meinte Marcel Proust einmal – und nirgendwo kann man besser beobachten als in Berlin, dass die Verwahrlosung der Mode die Verwahrlosung des menschlichen Umgangs miteinander zum Ausdruck bringt und sich gegenseitig in einem Kreislauf immer weiter befeuert. Auf die Verschönerung des Selbst und der Umwelt pfeift man, die Vernachlässigung des eigenen Äußeren und der Außenwelt gilt als anti-spießig, renitent und cool. Seit den 1970ern war Berlin bekannt für die ästhetische „Flezigkeit“ ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.

Nachdem Subkulturen und Migrantinnen in den 80ern und 90ern mit Punk-Chic, Glamour-Looks und Street Couture wieder die modischen und gesellschaftlichen Lebensgeister weckten, ging es dann mit der Berlin Fashion Week wieder stetig bergab. Der Anti-Stil des „Heroin Chic“ (wie ihn Mode-Magazine tatsächlich nennen) und später der bis heute gültige „Ugly Chic“ wurden geboren – und von Berlin aus sogar offensiv und über die Berlin Fashion Week mit Millionen-Subventionen vom Senat beworben als politisches Statement für eine neue Ethik in der Pop-Kultur und einen anderen, besseren Lebensstil. Es sollte dabei angeblich um Menschlichkeit gehen, nicht mehr um Oberflächlichkeit.

Hipster-Hype und Angstmacherei statt Armusbekämpfung

Das Ergebnis war und ist, dass mit diesem Trend-Hype sehr viel Geld verdient wird – trotz des Millionen-Grabs und Total-Flops Berlin Fashion Week – , von der an sich guten Message aber nicht viel übrig blieb. Die in der Mode vorexerzierte Scheiß-egal-Haltung wurde in Berlin stattdessen zum Grundprinzip sozialer und gesellschaftlicher Verantwortungslosigkeit eines trendig als Hipster-Szene bezeichneten Neo-Yuppietums. Was also bleibt nach über zwanzig Jahren pop-kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Berlin-Hypes in Deutschland übrig für die, die nicht in der schlecht gekleideten Digital-Szene zwischen Rosenthaler Platz und Weinmeisterstraße arbeiten und leben? „Außer Spesen nischt jewesen“, würde der Berliner sagen.

Und jetzt? Wie weiter? Dass CDU-Gewinner Wegner wohl nicht all zu viel mit an sich nicht sehr ängstlichen typischen Icke-Berlinern außerhalb der CDU redet, merkt man doch wieder an seiner wörtlichen Äußerung am Montagabend im rbb in rechtspopulistischer Anspielung auf Silvester: „Die Berliner sollen nicht länger in Angst leben.“

Die Zahlen zur Armut, zu working poor und zu Kinderarmut in Berlin sind um ein Vielfaches höher und dramatischer als im Rest des Landes, daher dürften sehr viele Berliner wohl eher finanzielle Angst haben vor dem Ende jedes Monates. Ein Senat unter CDU-Führung wäre eine humanitäre Katastrophe für Berlin. Und vor allem für alle Marginalisierten in der Stadt – egal welcher Herkunft und welchen Hintergrunds.

Nur ein Beispiel von Dutzenden für lebensfremde Überbürokratisierung in Berlin, die digital-modern daherkommt, aber nur unsozial und nicht-inklusive ist: Die jüngst neu und sehr kompliziert ausgestaltete Berechtigungsbescheinigung für ein verbilligtes ÖPNV-Monatsticket („Sozialticket“) kann nun nur noch digital und online beantragt werden – wie sollen nicht digital-affine Menschen oder Menschen, die sich diese Technik finanziell nicht leisten können, das machen – etwa alleinstehende Armutsrentner?

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Berliner Linke den Absturz der SPD und das Versagen der Grünen vor der Wahl und bei der Wahl in einer Fortführung der Koalition dafür nutzen kann und nutzen wird, was hunderttausende Berlinerinnen und Berliner wirklich brauchen: eine soziale Politik für alle Marginalisierten.

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13 Kommentare

  1. Ich glaube nicht, dass Jeziersky übermässig viel Ahnung von Drittweltstädten, etwa im „selbstbewussten Indien“ hat, sonst würde ihm vielleicht auffallen, dass seine Klage auf recht hohem Niveau angesiedelt ist. Die hauptstädtischen Zustände gehen wohl in erster Linie auf den hohen Schuldenstand zurück. Daran kann welche Partei auch immer kaum etwas ändern, jedenfalls nicht kurzfristig. Die herrschenden Zustände sind die Zustände der Herrschenden, was man auch an der eindrücklichen Verteilung der Bestabschneider in der Stadt unschwer erkennt. Da wird klar, wer wessen Interessen vertritt. Der absurde Wahlsieg der CDU erklärt sich in der banalen Tatsache, dass es im Rahmen bürgerlicher Wahlen keine eigentlichen Alternativen gibt, daher viele Menschen bei Unzufriedenheit mehr oder minder gezwungen sind, die jeweilige ‚Opposition‘ zu wählen, und da die Meisten ihr Stimmchen nicht gänzlich verschenken wollen eben diejenigen dort, die überhaupt Chancen haben eine Rolle zu spielen.

  2. Das Sozialticket, eine Gruselgeschichte für sich.
    Ein einmalig gültiger QR Code auf Papier.
    Eine BVG Webseite, für die die BVG keine Verantwortung trägt.
    Eine Plastikkarte, ausgestellt von einer bayrischen GmbH, maximal 12 Monate gültig, dann Plastikmüll.
    Jede Menge Personaldaten (u.a. Personalausweisfotografie) an jene GmbH.
    Sechs Wochen Lieferzeit.

  3. Die CDU wurde „Wahlsieger“, weil R2G schlechte Politik gemacht hat – nicht, weil sie so eine tolle Politik macht oder versprochen hat. Das gleiche würde der CDU (+Koalitionspartner) in vier Jahren wohl wieder passieren, wobei dann viele CDU-WählerInnen zuhause bleiben werden, statt der potentiellen SPD-WählerInnen, die am Sonntag den Kaffee der Urne vorgezogen haben. Warum wird das so sein? Weil Veränderungen in der Politik nicht durch Wahlen zustandekommen. Und eine SPD, die erklärt, sie werde Volksentscheide nicht umsetzen, macht den Leuten ja schon vorher klar, dass man diese Partei besser quit wird, wenn man mehr Demokratie wagen möchte, um den alten Satz der SPD von vor 50 Jahren zu kolportieren.

    1. Ja! Da der allergrößte Teil der Berliner Protestwähler bzw. Nichtwähler waren, wird jede denkbare Koalition auf sehr, sehr dünnem Eis stehen. Viel Erfolg, kann man da nur sarkastisch wünschen.

  4. Oh, da hat aber jemand noch Träume:
    „bleibt nur zu hoffen, dass die Berliner Linke den Absturz der SPD und das Versagen der Grünen vor der Wahl und bei der Wahl in einer Fortführung der Koalition dafür nutzen kann und nutzen wird, was hunderttausende Berlinerinnen und Berliner wirklich brauchen: eine soziale Politik für alle Marginalisierten.“
    Wie soll ein Minderheitskoalitionäŕ das durchsetzen, in einer Koalition mit gleich zwei neoliberal zu- und abgerichteten Parteien, von denen sie natürlich gern durch jedes auffindbare politische Schlammloch gezerrt wird? Und sich auch schleifen lässt – denn Mitverantwortung für miserable Politik von SPD und Grünen könnte sie glaubhaft nur leugnen, indem sie diese Koalition verließe, was aber den Verlust der schönen warmen Beamtungssessel bedeuten würde.
    Es ist ja nicht so, daß es keine vernünftigen linkspolitischen Konzepte für diese Stadt geben würde, nur sind sie mit derartig politisch kompasslosen Spitzenpolitikern wie Kipping, Schubert und Lederer absolut chancenlos. Die unterscheiden sich nämlich in nichts von den anderen Politikern: beim Drang zu den Fleischtöpfen.
    Wie Dietmar Wischmeyer gerade in seinem politischen Wochenkommentar bemerkte: „Völker der Welt, schaut auf diese Stadt – und lasst alle Hoffnung fahren…“😜

  5. „Die Chaos-Hauptstadt wählt Schwarz und Grün – anstatt wirkliche Veränderungen für eine soziale Politik….“

    Soziale Politik… so, so… wahrscheinlich noch mit der „linken“ PDL, die neuerdings Seit‘ an Seit‘ mit den nationalistisch ausgerichteten Ukranazis marschieren oder gleich die bellizistischen sozialdemokratischen Faschofreunde? … Träum‘ weiter.

  6. Daß die Linkspartei in Berlin etwas ändert halte ich für einen frommen Wunsch. Wie schon Dr. Gregor Gysi sagte: „Regierungsbeteiligung ist ein Wert an sich.“ Die Älteren erinnern sich… (Gerhard Gundermann)

  7. Wenn ich ehrlich bin, erkenne ich „mein Berlin“ nicht im vorliegenden Text. Aber er ist flüssig geschrieben und gut zu lesen. Das ist sicher mehr wert als eine exakte Analyse.
    In meinem Berlin, und meine Familie lebt seit vor der vorletzten Jahrhundertwende in der Stadt, gibt es sowas wie Fashion gar nicht. Wir sind sehr authentische Berliner: Unserer Vorfahren waren polnische Schlesier. Unser Berlin ist sehr viel proletarischer. Obwohl es vor akademischen Graden nur so wimmelt. Man fand uns bei Union auf dem Platz als die noch vierte, dritte , zweite Liga spielten. Also lange bevor es “ hip “ wurde.

    Bestimmt gibt es das Berlin, dass der Autor beschreibt. auch. Es hat mit uns wenig zu tun. Aber das war schon immer so und ist wahrscheinlich in allen großen Städten der Welt gleich.
    Also außer seine Klage über disfunktionale und anmaßenden Behörden. Vor den Bürgerämtern sind alle in Berlin lebenden dann gleich und nein , es ist nicht gut.

    Irgendwie schreibt er über Gentrifizierung. Die aber erst ein zutiefst ehrlicher Prozess. Die Veranstaltung heißt Kapitalismus und der kennt nur ein Gesetz : am Ende jeder Tätigkeit muss mehr Geld da sein als davor. Den Rest regelt der Konkursrichter. Der marktwirtschaftlich „richtige“ Preis ist der höchste, den jemand zahlt. Alles andere ist Folklore. Das hat nichts mit reichen Schwaben zu tun sondern ist ein Gesetz, so unhintergehbar wie die Gravitation.
    Man möge mir im Übrigen gestatten, mein entschiedenes Missfallen gegenüber dem „Schwabenbashing“ zu artikulieren. Das ist infantiler Unfug und ob ich mit Menschen, die in unserer Stadt leben, studieren und arbeiten, klarkomme ist nicht abhängig von deren regionaler Herkunft.
    Aber zurück zur Gentrifizierung und damit zur Wahl. Im Herbst schrieb der Autor, dass die Million ukrainischen Flüchtlinge nicht das Problem sind, da es genug Wohnungen gäbe, wenn auch zu wenig bezahlbare. Diese These wurde in seinem Oktobertext auf Overton nicht belegt. Also Zahl der leerstehenden Wohnungen, den Größe und Lage. Ich bin sehr überzeugt davon, dass diese These falsch ist und mehr Resultat des Wunsches ist, dass es so sein sollte. Aber die Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, gab es nur im Märchen. Fakt ist eine ganz reale, sich verschärfenden Konkurrenz am Wohnungsmarkt und die Gespielin des Ukrainischen Oligarchen, der arabische Drogenhändler, der leitende schwäbisch – deutsche Banker haben die klar besseren Karten. Wer das auf der Ebene „ukrainisch“ ,“arabisch“ oder „schwäbisch“ abhandeln will, wird zu keinen vernünftigen Resultaten kommen. Wokeschisten sowenig wie Faschisten oder anderweitig verwirrte. Rosa Luxemburg : „Revolution, alles andere ist Quark “ Und wenn die Gesellschaft das nicht will, und so ist es offensichtlich, dann muss sie Gentrifizierung u. ä hinnehmen. It’s a feature not a bug.
    Und dann hat es seinen Sinn, CDU zu wählen. Es ist genau so richtig oder falsch, wie eine beliebige andere Partei auszusuchen. Man merkt, dass die Dinge nicht gut laufen, und es ist keine Einbildung, will irgendwas machen und wählt diesmal „die anderen“. Mehr steckt nicht dahinter. Ich sehe nicht mal, dass die Berliner sich nach rechts orientierten. Die bisherige Regierung als „linkes Projekt“ zu begreifen, ist schon verdammt albern. Wokeschisten sind so links wie Rote Khmer kommunistisch.

    Anders als der Autor, sehe ich aber in der Verkehrspolitik Ansätze von Verstand, die bei einem CDU-Senat in die Tonne kommen. Und ausreichend viele Wohnungen wird es bei keinem der Bewerber für das Amt des Bürgermeisters geben .
    Wetten?

  8. Ist die Wahl transparent? Wir reden über Ergebnisse die kein Mensch überprüfen kann, obwohl die Menschen in einer „Demokratie“ leben.
    Die Bürger werden ‚drangsaliert‘ alle ihrer Daten Preis zu geben und bei einer Wahl sind ‚WIR‘ automatisch synonym, natürlich ohne Kontrolle?
    Der BK verkündet eine Zeitenwende, aber das Wahlprogramm und sein nihilistischer Wert bleibt unangefochten stehen…
    Hurra Hurra wir ‚existieren‘ noch…
    Liebe Mitmenschen wann fangt ihr zu glauben, zu wissen oder über den Kamm geschert zu werden?

    Mein Aspekt ist : der Wähler muss ohne Zweifel Erkenntnis darüber erlangen, wofür er wählte!!!
    Das Grundprinzip von Demokratie ist Rechenschaft abzulegen, denn der Wähler zahlt dafür.

  9. Es ist mir schwergefallen, den Artikel zu lesen. Schon die Überschrift wird zur Zwangsjacke. Es wurde gewählt, und zwar Angstmacher. Gingen alle davon aus, dass das ist, was Stimmen bringt, wäre es alles Angstmacher. Was ist denn mit denen, die bisher gewählt haben? Haben die nicht das mit betrieben, was heute allenthalben kritisiert wird?
    Es muss also im System geblieben werden, da wird sich dann nicht ändern egal wer oder was gewählt wird. (zur Erinnerung, Frau von der Leiden hat keinerlei Wahlen durchgemacht, die sie auf dem jetzigen Posten bräuchte.)
    Adorno – Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

  10. Die sind eben überwiegend woke in Berlin. Ohne jede selbstständige Wahrnehmung für Realität.

    „Berlin bleibt in der Krise kleingeistig“ Berlin – die einzige deutsche Großstadt, aber „kleinkariert“ war IMMER ihr Credo: Schon in den roaring twenties die Mini-Koks-Kette und Alk am Hals, statt richtig fette Party!
    Sich selbst die Rübe wegdröhnen, ohne die Welt zu beeindrucken – DAS ist Berlin.

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