Baerbocks Beliebtheit bricht ein, Wagenknecht auf der Überholspur

Außenministerin Baerbock und der große Bruder. Bild: state.gov

Nach einer Umfrage scheinen die Deutschen die grüne Kriegsbefürworterin abzustrafen.

Offenbar hat Baerbocks Äußerung „Wir führen einen Krieg gegen Russland“ einige Menschen in Deutschland aufgeschreckt – oder wurden sie wach, weil sie den „Orden wider den tierischen Ernst“ erhalten hat. Bei der aktuellen Insa-Umfrage für Bild ist die Außenministerin, die sich auch den Orwell-Sprech Krieg ist Frieden oder mit Waffen Leben retten zu eigen machte, plötzlich auf der Beliebtheitsskala abgerutscht, während die entschiedene Kriegsgegnerin Sahra Wagenknecht hoch gestiegen ist, Baerbock hinter sich gelassen hat und an vierter Stelle nach dem neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius mit einem Frische-Bonus, Markus Söder – warum nur? – und Robert Habeck einnimmt. Eigentlich liegen Habeck, Wagenknecht und Lars Klingbeil gleichauf.

Baerbocks Äußerung wollten ihr Ministerium und andere wegreden, man habe das im Kontext zu verstehen, es sei ihr herausgerutscht etc. ( „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland“: Medien eilen Baerbock zu Hilfe). Dabei sagte Baerbock die Wahrheit: Die EU und Deutschland, natürlich auch die USA und Großbritannien, führen einen Krieg gegen Russland. Man tut nur so, dass man doch völkerrechtlich mit den Waffenlieferungen und der Ausbildung ukrainischer Soldaten keine Kriegspartei sei, faktisch ist man es, auch wenn die Ukraine stellvertretend mit ihren Menschen den Krieg „für uns“ führt.

Wahrscheinlich war das nur das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Baerbock, die sich von ihrem amerikanischen Kollegen und Falken Blinken leiten lässt (Baerbock: „Werden uns immer engstmöglich mit den USA abstimmen“), vielleicht nach Vorbild von Joschka Fischer mit Madeleine Albright,  ist die Repräsentantin der moralisch begründeten Politik der unbedingten und alternativenlosen Unterstützung der Ukraine, die militärisch gewinnen muss. Die oberste deutsche Diplomatin bemüht sich in keiner Weise um eine Beendigung des Kriegs und die Einleitung von Friedensgesprächen, was auch bedeuten würde, der ukrainischen Führung deutlich zu machen, wo die Grenzen der Unterstützung liegen, und der russischen Regierung, was sie etwa an Rücknahme von Sanktionen oder Beendigung von der Lieferung schwerer Waffen erwarten kann.

Der israelische Ex-Regierungschef Naftali Bennett, der zwischen der Ukraine und Russland vermitteln wollte, hat in einem Interview deutlich gemacht, dass Kiew und Moskau kurz vor einem Waffenstillstand gestanden haben, das vielen Menschen auf beiden Seiten das Leben gerettet hätte. Nach Bennett hätte Putin versprochen, Selenskij nicht zu töten, dieser habe auf einen Beitritt zur Nato verzichtet, die territorialen Themen seien noch in Verhandlung gewesen. Er habe in enger Verbindung mit den Regierungen in den USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien vermittelt zwischen Russland und der Ukraine. Die USA und Großbritannien hätten schließlich weitere Verhandlungen blockiert, mit Butscha sei es dann vorbei gewesen. Deutschland spielte mit, anstatt mit Frankreich zusammen eine andere Politik zu verfolgen.

Während Scholz, der immer als Zauderer verurteilt wurde, offensichtlich auch immer versuchte, einen weniger offensiven Kriegskurs zu verfolgen, war Baerbock eine derjenigen, die Scholz, die SPD und die Bundesregierung zu immer weiteren Waffenlieferungen und einer ausschließlichen militärischen Lösung drängten – und auch auf Kosten der deutschen Wirtschaft. Sie hatte auch deutlich gemacht, dass sie am Kurs auch gegen eine Mehrheit der Deutschen festhalten wolle („Ich gebe den Menschen der Ukraine das Versprechen, wir stehen an eurer Seite, solange ihr uns braucht – egal, was meine deutschen Wähler denken“). Schon aufgrund ihrer Geschichte ist die Haltung in Deutschland aber zu einer offensiven Militärpolitik gebrochen, worüber sich die Grünen im Verein mit der SPD schon 1999 mit dem Krieg gegen Serbien hinweggesetzt – und den Krieg mit Falschbehauptungen legitimiert haben. In Umfragen zeigte sich immer wieder, dass eine Mehrheit zwar für eine Unterstützung der Ukraine eintritt, aber die Haltung zur Lieferung schwerer Waffen gebrochen ist.

Es hat lange gebraucht, bis die Popularität der forsch auftretenden, aber reflexionslos wirkenden Baerbock eine Delle bekommen hat. Gut möglich, dass Habeck der nächste sein wird und auch die kriegs- und waffenliebende Partei an Zustimmung verliert, nachdem sie zudem unter Klimaschützern in Kritik geraten ist. Dass Wagenknecht nun, ebenso wie Oskar Lafontaine (Oskar Lafontaine: „Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will“) mit ihrer Kritik an den Waffenlieferungen, dem Festhalten an einer militärischen Lösung und der auf Deutschland negativ zurückschlagenden Sanktionen an Ansehen gestiegen ist, spricht allerdings nicht dafür, dass dies auch der Partei Die Linke zugutegekommen ist, die sich großenteils scharf von ihrer Position abgrenzte.

Die Sonntagsfrage jedenfalls zeigt wenig Bewegung. Die Union verliert leicht, die AfD nähert sich den Grünen an, die Regierungskoalition hat nach der Umfrage derzeit keine Mehrheit.

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53 Kommentare

  1. Zu „Während Scholz, der immer als Zauderer verurteilt wurde, offensichtlich auch immer versuchte, einen weniger offensiven Kriegskurs zu verfolgen, (…)“:

    Das wurde in einer Diskussionsrunde der Deutschen Welle, an der auch ein Militärexperte des European Council on Foreign Relations teilnahm (und wörtlich „Kriegswirtschaft“ in D forderte), etwas anders interpretiert:

    Demzufolge ist es typisch für Scholz, sich als zögernd und bedächtig zu inszenieren, um damit skeptische Bürger ins Boot zu holen.
    In diesem Fall also die Menschen, die gegen die Leoparden-Lieferung waren, zu beruhigen, Scholz handle bedacht, lasse sich nicht unter Druck setzen und tue letztendlich nur das UNBEDINGT NOTWENDIGE.
    Dadurch erweckt Scholz‘ Entscheidung für die Leoparden-Lieferung Akzeptanz auch bei skeptischen Bürgern.

    Sein „Zaudern“ und gerade auch die mediale „Verurteilung“ verschaffen ihm Vertrauensvorschuss für die weiteren Entscheidungen, die dann auch als unbedingt notwendig/zwangsläufig dargestellt werden.

    Es ist faktisch eine Rollenaufteilung zwischen den Treibern (Hardcore-Falken + Medien) und dem Bundeskanzler, der sich dadurch als Good Cop Vertrauen verschaffen kann.

    Wir sollten auf solche billigen psychologischen Tricks nicht hereinfallen!

    1. Historischer Vergleich:

      Olaf Scholz:
      „Vertrauen Sie mir! Vertrauen Sie der Bundesregierung!“

      Erich Mielke:
      „Ich liebe euch doch alle!“

    2. ja, es ist immer wieder erstaunlich und bestürzend zu sehen, wie kindisch die polit. Analysen erwachsener, bezahlter „Fachkräfte“ ausfallen.

      1. Das sind keine „Fachkräfte“, das sind „Experten“.

        Fachleute → sind Leute, die ihr Fach gelernt haben, sich damit auskennen und zu eigenständigen Urteilen und Handlungen fähig sind.

        „Experten“ → sind Leute, die irgendwas mit Medien machen und einflussreiche Informanten kennen, die ihnen sagen, was sie sagen sollen.

        Sowohl in unseren Medien wie auch in der Regierung nebst Opposition sind lauter Experten zu finden. Im Fall der Medien ist das fatal, weil dadurch jegliche hilfreiche Berichterstattung für den Konsumenten unmöglich ist.

        Im Fall der Regierung ist das grundsätzlich in Ordnung. Minister müssen keine Fachleute für ihr Ministerressort sein, dafür gibt es die Ministerien mit hunderten von (hoffentlich) entsprechend qualifizierten Mitarbeitern. Minister müssen stattdessen einen Plan, eine „Vision“ (hallo Helmut Schmidt) haben.

        Wenn sich die Minister dann allerdings – wie es derzeit ganz offensichtlich der Fall ist – mit einem engen Kreis von Jasagern und Spezis umgeben und auf die Expertise ihrer Fachleute sch… äh: nicht so viel geben, diesen im Fall abweichender Meinung sogar, wie Habeck, den Verfassungsschutz auf den Hals hetzen, dann sind sachdienliche, der Bevölkerung dienende, Aktivitäten der Ministerien und der Ministerïnnen ausgeschlossen.

        Diesen Zustand haben wir jetzt erreicht.

    3. und diese wahnsinnig aufmunternde Analyse von Moon of Alabama, der die NYT vom 7.2. zitiert und zugleich korrigiert, hier:

      „NYT On Ukraine – Real Reporting, Propaganda For Balance, Ominous Warning“

      https://www.moonofalabama.org/2023/02/nyt-on-ukraine-real-reporting-propaganda-for-balance-ominous-warning.html#more

      „The last sentence is wrong. Russia has no incentive to negotiate now. It no longer has a shortage of soldiers and its ammunition points have been dispersed and camouflaged to protect them from Ukrainian HIMARS attacks. Russia keeps grinding the Ukrainian army into the ground and is ready to attack further.

      But the piece then makes a correct point. The U.S. would not allow any negotiations:

      NYT: The Biden administration has other plans. It is betting that by providing tanks it can improve Ukraine’s chances of winning the war. In a sense, the idea is to fast-forward history, from World War I’s battles of position to World War II’s battles of movement. It is a plausible strategy: Eighty years ago, the tanks of Hitler and Stalin revolutionized warfare not far from the territory being fought over today.

      But the Biden strategy has a bad name: escalation.

      With whom is Russia at war — Ukraine or the United States? Russia started the war between Russia and Ukraine. Who started the war between Russia and the United States?

      Many Americans cannot resist describing Mr. Putin as a “barbarian” and his invasion of Ukraine as a “war of aggression.” For their part Russians say this is a war in which Russia is fighting for its survival and against the United States in an unfair global order in which the United States enjoys unearned privileges.

      We should not forget that, whatever values each side may bring to it, this war is not at heart a clash of values. It is a classic interstate war over territory and power, occurring at a border between empires. In this confrontation Mr. Putin and his Russia have fewer good options for backing down than American policymakers seem to realize, and more incentives to follow the United States all the way up the ladder of escalation. – NYT ENDE

      That is indeed the case. Russia does not want to escalate. But when the U.S. does escalate, then Russia will do it too.“

    4. Frau Schulz, Bundeskanzler Scholz hat Zelensky laut „Wall Street Journal“ am 19. Februar 2022, also 5 Tage vor der Invasion, nahegelegt die Ukraine für militärisch neutral zu erklären(wovon hierzulande natürlich niemand gehört hat, weil’s die Medien verschweigen):

      „Mr. Scholz made one last push for a settlement between Moscow and Kiyv. He told Mr. Zelensky in Munich on February 19 that Ukraine should renounce its NATO aspirations and declare neurality as part of a European security deal between the West and Russia. The pact would be signed by Mr. Putin and Mr. Biden, who would jointly guarantee Ukraine’s security.“
      > https://twitter.com/aaronjmate/status/1510293825583038469

      Scholz ist also tatsächlich kein Falke.

      1. thx for the Hinweis!

        (Dass FRA/BRD irgendwie doch den Schlamassel verhindern versuchten bis zuletzt, hängt wie so eine Gerüchtewolke seit fast nem Jahr über uns allen. Auch via Telefonatstranskripten von France 2 wo angeblich Putin Macron schließlich eine gute Zeit wünscht, weil sie sich länger nicht mehr sehen würden und er, so heißt es, jetzt zum Eishockeyspielen gehen müsse. Bloß wurds und wirds ignoriert weil schon alle unbedingt ihre ABC-Masken ausprobieren wollen.)

        1. Naja, mit dem „verhindern wollen“ ist das so eine Sache. Erstens hatte ich lediglich begründen wollen, dass ich Scholz nicht für einen Falken (bzw. „good cop“) halte. Zweitens ist Scholz nicht einmal die Bundesregierung.

          Zu 1.
          Hätte Scholz den Schlamassel – darunter nota bene die Deindustrialisierung Deutschlands und einen möglichen, noch ausstehenden Atomkrieg – mit allen Mitteln verhindern wollen, dann hätte er nach dem erwähnten ergebnislosen Gespräch mit Zelensky zumindest wider die diplomatischen Sitten eine Pressekonferenz einberufen müssen und die Karten auf den Tisch legen müssen, um USA/GB/Ukraine zumindest öffentlich in Zugzwang zu bringen. Natürlich hätte er das politisch nicht überlebt, wäre aber als herausragender Ex-Bundeskanzler in die Geschichte eingegangen. Russen und Ukrainer hätten ihre Söhne Olaf genannt.
          So ist er eben nur die Übergangsfigur, die niemand so richtig Ernst nimmt.

          Zu 2. Glauben Sie wirklich, die Trampolinspringerin und der Kinderbuchautor hätten irgendwas verhindern wollen?

          1. Trampolin? Das wusste ich nicht.

            Und natürlich spreche ich hier lediglich vom erfolgreichen Bestehen des multiple choice tests: „Choosing the lesser evil“ – darum nur wäre es gegangen, aber auch den haben sie nicht bestanden. (Von kreativen Ansätzen mit Essenz rede ich gar nicht. Das ist so weit weg wie der Mond für diese Leute.)

            Andererseits weiß ich nicht was ohne den Druck der USA die EU-ler hätte bewegen sollen, ihr kleines gallisches Dorf kaputt machen zu lassen? Macron und Co. hatten doch auch ohne Krieg ein gutes Leben. Die EU-Parlamentarier ihr Auskommen. Etwas weniger Borrell-Idiotie und mehr Dritte-Weg-Verstand wären doch nicht so unmöglich gewesen.

            Also ich möchte Scholz ganz gewiss nicht in Schutz nehmen und Sie haben das natürlich auch nicht getan..

    5. Ganz so ist das nicht – obwohl man nie hinter die Fassade eines Gesichts sehen kann. Scholz hat Biden gegen seinen Willen dazu genötigt die Abrams Panzer zuzusagen. Jetzt liefern wir – wann genau? – eine größere Menge Leopard 1 und nur 14 Leopard 2.
      Und wenn man gemein ist, macht man es mit der Lieferung wie die Amerikaner, die sich sehr viel Zeit lassen wollen. Muss man wohl auch. Dinger sind Schluckspechte und fahren mit Kerosin.

      Der Krieg ist eh verloren und in den Händen schlecht trainierter Besatzungen sind sie sehr bald Schrott.

  2. Ein Versprecher…
    Naja, so ein Malheur kann ja Jedem passieren. Putin könnte z.b. versehentlich gegen den Roten Knopf stoßen und dann hinter her sagen: Ooops, sorry, war ein Versehen.

    1. Das würde Putin nie passieren.

      Allerdings könnte er auf der Tastatur ausrutschen, so etwas kommt immer wieder einmal vor. Insbesondere Microsoft-Tastaturen sind so verdammt glatt.

    2. „Baerbocks Äußerung wollten ihr Ministerium und andere wegreden, man habe das im Kontext zu verstehen, es sei ihr herausgerutscht etc.,….“

      Tja, das Anal-Ännchen Bareback, ist eben eine „feministische Außenmenstruierende“, der halt das Plappermäulchen lose sitzt. Und wenn sie in der AthletInnen Riege solch markige Sprüchleins klopft, kein Problem: Man weiß ja nicht, wie oft sie vom Trampolin auf das Köpfchen gefallen ist.

      Nur: gerade als „oberste Diplomatin“ – oder doch Deppplomatin – hat man dreimal zu überlegen, was man ausscheidet.. Denn: wenn sich nachher alles als „Missverständnis“ klassifizieren lässt, stellt sich doch die Frage: Wenn Nachbarn „hunderttausende Kilometer“ entfernt sind, fragt man doch: Ist diese Dummtussi, tatsächlich ernst zu nehmen?

  3. Die erfundene Popularität ist ein Werk von PR Agenturen und Medien und jetzt so zu tun sie wäre nicht mehr populär, ist eine Bestätigung der Simulation in der der Bürger am Sonntag brav sein Stimmchen für Simulanten abgibt.

    1. Stimmabgabe bei der Wahlsimulation in Berlin? Die Briefwahl ist bereits durch den Poststreik gefährdet. Das Verfassungsgericht will erst nach der Wahl entscheiden, ob die Wahlwiederholung ihm genehm, äh, verfassungskonform ist.

    2. Pro und die Mitleser: Mit dem unscheinbaren Begriff „Simulation“, dem ja eine Wirklichkeit schlechterdings nicht abzusprechen ist, leistest du an dieser Stelle etwas Gewaltiges: Indem du „Simulation“ einem Wesen der politischen Vorgänge, des politischen Prozesses in der Demokratie zurechnest, statt sie als die Erscheinungsform zu nehmen, die sie ist, stellst Du unausgesprochen einen Begriff des „Wahren“ oder der „Wahrheit“ daneben, zu der keine lebendige Person Zugang haben kann. Vielmehr kann das „Wahre“ in diesem Konstrukt nur, und muss folglich unweigerlich, repräsentiert werden – z. B von einem „Papst“, einem vaterländischen „Führer“, oder einer vaterländischen Repräsentation des „Diamaten“ („dialektisch-materialistische Geschichtsauffassung“), oder einem „Revolutionsführer“, wie es mein Freund Gaddafi wider Willen geworden war.
      Einen besseren Zugang erhält man mit:

      Simulacrum
      1)“Die präzise Wortgestalt von Simulacrum geht auf die atomistische Wahrnehmungstheorie des römischen Dichters und Philosophen Lukrez zurück. Diesem zufolge erzeugen die Dinge ihre eigene Sichtbarkeit, indem sie ständig feine Schichten ihrer äußeren Hülle in den Raum aussenden, die dann entsprechende Abdrücke auf der Netzhaut hinterlassen. Diese umherfliegenden Schichten bzw. „Häutchen“ nannte er Simulacren.“
      2) Nach Roland Barthes rekonstruiert ein Simulacrum seinen Gegenstand durch Selektion und Neukombination und konstruiert ihn so neu. Es entsteht eine „Welt, die der ersten ähnelt, sie aber nicht kopieren, sondern einsehbar machen will“. Das Simulacrum ist insofern auch ein Merkmal der strukturalistischen Tätigkeit:
      „Das Ziel jeder strukturalistischen Tätigkeit […] besteht darin, ein ‚Objekt‘ derart zu rekonstituieren, daß in dieser Rekonstitution zutage tritt, nach welchen Regeln es funktioniert (welches seine ‚Funktionen‘ sind). Die Struktur ist in Wahrheit also nur ein simulacrum des Objekts, aber ein gezieltes, ‚interessiertes‘ Simulacrum, da das imitierende Objekt etwas zum Vorschein bringt, das im natürlichen Objekt unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich blieb.“

      Zusatztip: Was von Roland Barthes zitiert ist, enthält eine Kritik des Strukturbegriffs und hätte „von Rechts wegen“ eine Barriere gegen den Unfug des „Strukturalismus“ werden können, in dem „Strukturen“ die Weihe von Subjekten erhalten.

      (PS.: Lukrez zu lesen, empfehle ich ausdrücklich – so ab etwa dem 12. Lebensjahr, und möglichst nicht später, als mit 14, sonst ist es in vielen Fällen „zu spät“)

  4. @ Ohein 3:46
    Verfassungsgericht verwaltet ein GG und hat nichts mit einer Verfassung zu tun.
    So lebt die Simulation und wenn die deutsche Verfassung mal wieder eingeführt wird, sollte man auch deren Ursprung/Entstehung genauer betrachten.

  5. passt nur indirekt zum Artikel, aber folgende Leseempfehlung trotzdem:

    denn der Text beschreibt das Milieu der europäischen Machtzirkel, das Baerbock gewiss aus ihrer Zeit als EU-Hilfstante bestens kennt und bestimmt heimlich bewundert hat: „Macht. Das will ich auch.“

    Doch Vorsicht, er ist auf Englisch und sehr lang:

    Von 2020 – Perry Andersons berühmt-berüchtigter 3-teiliger Essay über die EU:

    “The European Coup”, Dec. 2020

    https://www.lrb.co.uk/the-paper/v42/n24/perry-anderson/the-european-coup

    Es gibt nichts was er nicht anspricht.
    Man muss ihm auch nicht zustimmen, aber lehrreich auf seine Weise. Und spannend im Rückblick.

    z.B. dies zur Ukraine:

    „In the Ukraine, van Middelaar admits, the Commission over-reached itself at the outset, failing to realise how important the country was to the Kremlin. But once the street had thrown Yanukovich out, Putin had annexed Crimea, and in the ensuing civil war a Malaysian airliner had been shot down with a Russian missile, the Council swung into action under the sagacious leadership of Merkel. First backing US sanctions with its own firm blows to Russia’s economy, it then negotiated a deal at Minsk restoring the Donbass to Ukraine in exchange for the tacit right of Moscow to prevent Kiev from joining Nato. This was less than a complete victory, since in the Ukrainian civil war neither side has been willing to implement the Minsk deal, and ‘the West did not have the will to win and Russia was not willing to lose.’ But it was a watershed in Europe’s role in the world, marking its ‘geopolitical emancipation from America’ as an authoritative strategist in its own right – one that had come to understand the ‘tragic dilemmas and hard choices’ of power politics. Just as the Council had mastered the euro crisis by discarding orthodox rules in the interests of financial stability, so by bracketing the issue of Crimea, in the Ukraine crisis it discarded rigorous enforcement of international law in the interests of peaceful stability. But sanctions were not slackened: they would remain until Russia disgorged its prey.“

    Interessant auch die Leserbriefe am Ende.

    Eine der Figuren in Andersons Text, der Politologe Luuk Middelaar, antwortet z.B. persönlich in einem langen Brief.)

  6. „Dass Wagenknecht nun, ebenso wie Oskar Lafontaine (Oskar Lafontaine: „Es ist immer nur eine verschwindende Minderheit, die den Krieg will“) mit ihrer Kritik an den Waffenlieferungen, dem Festhalten an einer militärischen Lösung und der auf Deutschland negativ zurückschlagenden Sanktionen an Ansehen gestiegen ist, spricht allerdings nicht dafür, dass dies auch der Partei Die Linke zugutegekommen ist, die sich großenteils scharf von ihrer Position abgrenzte.“

    Das Irre ist, dass die einzige Partei, die sich strikt gegen den III. Weltkrieg positioniert und für einen Waffenstillstand in der Ukraine eintritt, die AfD ist…

    1. Auch die heutige AfD hat nur wenige Kernthemen, bei denen sei wirklich einen erkennbar dauerhaften Standpunkt hat. Um das Argument möglichst knackig zu machen und weil ich deren Programm nicht wirklich kenne, nenne ich mal Außengrenzen und Geschlechterfragen.

      Bei allen möglichen anderen Themen sind sie fluide und setzen auf möglichst viel Regierungsopposition. Das ist ansich ganz gut, kommt aber halt von der AfD.

      Auch wenn die Mannschaft heute eine ganz andere ist, sehe ich das Gründungsmitglied Hans Olaf Henkel immer noch als eine Blaupause für AfD-Mitglieder. Immer krass für krasse „Lösungen“, ohne wahrhaben zu wollen, dass das auch krasse Folgen haben wird. Er trompetete früher in Talkshows als Präsident des BDI so laut für den Euro wie sonst kaum ein anderer, als der Euro dann da war und die ersten ernsten Probleme (und Deutschlands Mitwirkung) nach der Finanzkrise 2008 unübersehbar wurden, gründete er mit anderen von seinem Schlag die Anti-Euro-Partei AfD.

      Die heutigen Grünen haben andere Schattierungen, aber die Nonchalance mit der hunderttausende Kriegstote in der Ukraine in Kauf genommen werden, unterscheidet sich von der Kaltschnäuzigkeit der AfD gegenüber Kriegsflüchtlingen (oder der CDU gegenüber Griechen) nicht groß. Nur dass bei den Grünen der Nationalismus durch Moralismus ersetzt ist, der dem Kontrahenten aber ebenso wenig Existenzfreiheit lässt. Der resultierende Chauvinismus bei den eher Rechten und die Arroganz bei den eher Linken ist dann Basis für haarsträubend menschenverachtende Politik.

      1. Tolle Beschreibung dieser Personen und Parteien und deren Beweggründe, sehr gut getroffen und verständlich formuliert.
        Danke, werde mir das kopieren und auch verwenden (gehe davon aus, dass kein copyrigth reklamiert wird)
        🙂

      2. “ aber die Nonchalance mit der hunderttausende Kriegstote in der Ukraine in Kauf genommen werden, unterscheidet sich von der Kaltschnäuzigkeit der AfD gegenüber Kriegsflüchtlingen (oder der CDU gegenüber Griechen) nicht groß.“
        Man darf alles vergleichen, aber mit der Gleichsetzung („unterscheidet …sich nicht gross“) sollte man zurückhaltender sein: 100’000 Kriegstote (oder bis 400’000?) sind gewiss eine andere Hausnummer als 1’000’000 Kriegsflüchtlinge oder „die Griechen“ allgemein.
        Was die „wenigen Kernthemen“ betrifft, wo die AfD einen „erkennbar dauerhaften Standpunkt“ hat: der Unterschied zwischen Starrsinn und Beharrlichkeit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, ebenso derjenige zwischen Flexiblität und Wankelmut; was man für bestimmte Situationen angemessener findet, dann natürlich auch.
        Immerhin muss man der AfD – ähnlich übrigens wie den damaligen Grünen – Achtung zollen für die Standhaftigkeit gegenüber dem dauernd auf sie einprasselnden Regen der Verachtung, Verunglimpfungen usw. – den Politikern von SDP, CDU und FDP traut man sowas schon gar nicht zu.
        Und wie auch immer es kommt, die AfD wird denselben Weg gehen wie die Grünen, sie wird nach weiteren Quereelen und Rückschlägen nach und nach eine wichtige Kraft im Staate DE – sofern DE als Staat dann überhaupt noch existiert bzw. handlungsfähig sein wird, und im gleichen Masse wird die Bedeutung der Etablierten weiter schmelzen.

  7. Das ist der normale Gang. Auf B. trifft dann zu: der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.
    Im Normalfall fällt sie weich und die nächste Variante tritt an. Der Wahlzirkus geht weiter: “ Die Wahl ist der Rummelplatz des kleinen Mannes. Alle 4 Jahre tun wir so, als ob. Aber regiert werden wir doch.“

    1. FIESCO. Dieses Billet ladet mich zu ihr – Ich will kommen, Madam! Ich will Sie beschwätzen, bis Sie hieher folgen. Gut. Du eilst nunmehr, was du eilen kannst. Rufst die ganze Verschwörung zusammen.
      MOHR. Diesen Befehl hab ich vorausge[t]wittert, und darum jeden auf meine Faust Punkt zehn Uhr hieher bestellt.
      FIESCO. Ich höre Tritte. Sie sinds. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.
      MOHR im Abgehen. Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. Ab.
      https://www.friedrich-schiller-archiv.de/verschwoerung-des-fiesco-text/3-akt-4-auftritt/2/

  8. Wer solchen Umfrage-Ergebnissen auch nur irgend eine Bedeutung beimisst ist ein armer Systemknecht. Der Artikelautor passt also.

  9. Marionette Bärbock ist keinen einzelnen Buchstaben wert – deshalb zu Frau W.:
    Frau Wagenknecht weiß natürlich, dass Sie unter dem von Fäulnis morschen Dach der sogenannten Linkspartei politisch NICHTS erreichen kann.
    Vielleicht meint sie, sie könne unter diesem Dach weiter bellen (Hunde, die bellen…..)?
    Vielleicht meint sie, sie könne unter diesem Dach weiterhin ihre Bestseller schreiben (hei, da klingelt aber die Kasse……)?
    Jedenfalls interessant, die weitere Entwicklung dieser Frau mit ordentlich POTENTIAL zu verfolgen. Verbleibt sie unter dem Dach des Zombies, so bringt sie aus meiner Sicht überdeutlich zum Ausdruck, dass es ihr um politische Veränderungen gar nicht wirklich geht…
    Bin ich zu streng mit ihr?

    1. Ja, Sie sind zu streng. Denn eine neue Partei zu gründen ist extrem schwierig. Ihr Ehemann hat es ja schon hinter sich und hat mal in einem Interview gesagt, dass er im Nachhinein nicht wisse, ob die Entscheidung wirklich richtig war. Denn sein Ziel, die SPD nach links zu ziehen, hat er nicht erreicht und jetzt ist die Linke nach rechts gewandert und ein Scherbenhaufen.

      1. Bin nicht der Meinung, dass die Linke nach rechts gewandert ist,
        Ganz klar ist, dass das Groh der Abgeordneten dieser Partei sich selber korrumpiert hat. Sie dürfen an Pfründen teilhaben und das will niemand aufgeben. Deswegen haben diese Leute nicht unbedingt ihre Überzeugung aufgegeben, die folgen nur der Herde.
        Grundstimmung der Basis: Ohnmacht und einfach gegen Alles
        Leider auch gegen Frau Wagenknecht

  10. im Febr. 2022 war eine ominöse Meldung via türk. Nachrichtenagentur aufgetaucht:

    Die letzten Friedensgespräche wenige Tage vor Invasionsbeginn – ein anonymer Augenzeuge berichtete:

    RU/UKR hatten sich geeinigt. UKR Delegation ging ins Hotelzimmer zurück. Dort erwartete sie ein überraschender Anruf aus D.C. Als die Delegation aus ihrem Zimmer zurückkehrte an den Verhandlungstisch war alles Ausgemachte null und nichtig.

    72 Stunden später begann der Krieg und alle involvierten Personen wussten natürlich, dass es so kommen würde

    Ich hatte seinerzeit via fb die Türken zu den konkreten Hintergründen kontaktiert aber natürlich nie Antwort erhalten.

  11. Wenn man nur das Foto hernimmt, dann haben sie sich gesucht und gefunden: Blinken und Bearbock: der „Schöne“ und das Biest – beide bis zum Kragen voller Scheinheiligkeit. Da kommt selbst Markus Söder nicht mehr mit, er ist eben nur ein Local Player. Heutzutage wird ja oft (immer?) Politik mit Blick auf die Aussenwirkung gemacht und gezeigt und weniger darauf geachtet, was gesagt wird und überhaupt nicht darauf, was tatsächlich gemacht wird. Ausser eben, man schiesst garade auf grosse Ballons.

  12. @xyz and all

    Stumpfes Hereinwerfen von Texten erfüllt in beträchtlichem Umfang den Tatbestand von Volxverdummung, weil sie mehrheitlich einfach für „berufene“ Repräsentationen der Vorurteile der Rezipienten genommen werden.
    Ich zitiere mal den Auftakt von Andersons Text:

    „Was, so fragte Ankersmit, ist die angemessene Definition von Repräsentation? Ist es eine Ähnlichkeit mit dem, was dargestellt wird, oder ein Ersatz dafür? Rousseau glaubte fälschlicherweise, es sei das erste; Burke zeigte, dass es das zweite ist. In der Politik wie in der Malerei ist die Repräsentation keine biometrische Ähnlichkeit mit dem Repräsentierten, sondern ein Akt von grundsätzlich ästhetischer Natur: die Schaffung von etwas Neuem, das man sich nicht vorstellen konnte und das es vorher nicht gab. Es war eine Wirkung des Stils, jenseits von Fakten oder Werten. Der schöpferische Politiker sah eine von niemandem sonst erahnte Möglichkeit, eine neue Auffassung der Dinge zu begründen, die in der Lage war, die Zustimmung der Bürger zu gewinnen, als wären sie so viele Kenner, die ein Gemälde oder ein Gebäude betrachten. Der höchste Akt einer solchen „ästhetischen Politik“, wie Ankersmit sie nannte, war die Herstellung eines Kompromisses zwischen den widerstreitenden Parteien, der zugleich Bedingung und Kern einer jeden modernen Demokratie war.“

    Das betrifft nebenher das Thema „Simulation – Simulacrum“, das ich oben gegenüber PRO aufgemacht habe.
    Jede der Aussagen Andersons ist „iwie richtig“ und zugleich komplett daneben. Wieso? Weil sie auf einer falschen Frage basieren:

    „Ist [Repräsentation] eine Ähnlichkeit mit dem, was dargestellt wird, oder ein Ersatz dafür?“

    Die geschichtlichen „Repräsentanten“ in der Formation der bürgerlichen Gesellschaft sind „Republikaner“ gewesen, das waren banal Standesvertreter aus der Welt der Staats- bzw. Herrschaftsnotwendigen Gewerke, soweit sie Eigentümer waren. Damit repräsentierten sie zugleich eine Gesellschaft des Geldes auf dem jeweils erreichten Stand des Ersatzes militärischer / administrativer Macht durch den durch Geldanhäufung und Geldumlauf vermittelten Zugriff auf gesellschaftlichen Reichtum.
    Diese Repräsentanten der „Gesellschaft des Geldes“ wurden in die Gesellschaft der administrativen und militärischen Repräsentanten der Ständeherrschaft inseriert, um sich gemäß ihren Mitteln IN IHR zu bewähren. Offenkundig ist das eine Form der Entfaltung der Macht der Bourgeoisie inmitten von Ständestaaten. Weniger offenkundig ist es der Beginn der Neuschaffung eines Staatswesens, wie es das auf europäischem Boden zuletzt im Römischen Reich gegeben hatte.

    Selbst wenn ihr meine Darlegung in Bausch und Bogen zurückweisen wollt – mal nachdenken könnte nichts schaden.
    Oder doch?
    Ist es das, was ihr wollt, bloß nicht mehr denken?

    1. Nun ja, „A rose is a rose, is a rose…“ Und ebenso : Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild…. .Die Verbrämung Malerei wäre erstmal „Aesthetisch “ ist Old School. Sobald ein Foto (Bild) von Baerbock und Dingsda erscheint – und es gibt hunderte davon, wird interpretiert. Das einfache Schauen wie die Kuh auf der Weide („Velazquez: „Eine Stunde Malen und fünf Stunden Schauen“) ist kaum noch möglich.
      Dazu kommt, dass so ein von der Pressestelle herausgegebenes Bild nach meiner Akzeptanz der Politik, die weder genannt noch gezeigt wird, dürstet. Also darf ich ruhig die beiden dargestellten „Rattenfänger“ nennen.

    2. In der USA wurde ein Prädezensfall geschaffen,’sie‘ haben einen Teil eines Privatvermögen konfisziert und für die Ukraine zum ‚Wiederaufbau‘ deklariert. Hier wurde die „freiheitliche kapitalische Ordnung“ aufgehoben.
      Natürlich ging dieser Akt gegen einen Oligarchen aus Russland und der Betrag ist lächerlich.
      Aber jeder Philantrop muss jetzt selbst um seine „fbiciaassets‘ fürchten, ist dann das böse Amerika nicht ein Teil der „konzentrierten Initiative“ den tiefen Staat zu bewältigen?
      Aber was ist ein tiefer Staat? Geheimdienste, Militär,Oligarchie,Kirche…
      St Corona wurde nicht geschaffen um einen ‚heiligen’zu hulden, sondern vielmehr um die kapitalistische Ordnung wieder herzustellen. Diese kapitalistische Ordnung der grossen sieben (in Erinnerung an Scholl Latour) haben wieder ihre Prognosen weit übertroffen, die G7 könnten die Repräsentanten dazu sein? Oder eben auch nicht mehr, da andere auch ihre Interessen wahrnehmen werden bzw. schon tun.

  13. das hier ist taufrisch, habs auch noch nicht gelesen:

    Seymour Hersh, ich glaube er ist jetzt Mitte 80, hat einen Text mit dem Titel

    „How America Took Out The Nord Stream Pipeline
    The New York Times called it a “mystery,” but the United States executed a covert sea operation that was kept secret—until now“

    keine Ahnung. Lest selbst:

    https://seymourhersh.substack.com/p/how-america-took-out-the-nord-stream?r=nrwh&utm_campaign=post&utm_medium=web&fbclid=IwAR1hk3h1wpYAM_LfDJCVpNdxlz6xxJvHjxq2LZqq1xjMsImjHDlo12eYoxc

    1. Lieber xyz, wir, selbstständigen Menschen sollten nicht ständig auf andere Publikationen zurück greifen!
      Wir als selbstständige Menschen benutzten unser eigen Gehirn!
      Die Referenz zwischen Tat und Handlungen sind massgegebend und nicht irgend ein surrealer Firlephantl…
      WIR sind die Menschen die die sog. Demokratie besser erleben und verbessern!

  14. Habe Seymour Hershs Text über Nordstream Sabotage schnell durch das Übersetzungsprogramm gejagt, so dass es alle verstehen können. Ich hoffe es ist zumindest lesbar:

    Wie Amerika die Nord Stream-Pipeline ausschaltete
    Die New York Times nannte es ein „Mysterium“, aber die Vereinigten Staaten führten eine verdeckte Seeoperation durch, die geheim gehalten wurde – bis jetzt

    Von Seymour Hersh

    Nord Stream

    Das Tauch- und Bergungszentrum der US-Marine befindet sich an einem Ort, der so obskur ist wie sein Name – an einem ehemaligen Feldweg im ländlichen Panama City, einer heute boomenden Ferienstadt im südwestlichen Panhandle von Florida, 70 Meilen südlich der Grenze zu Alabama. Der Komplex des Zentrums ist so unscheinbar wie sein Standort – ein trister Betonbau aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, der an eine Berufsschule im Westen Chicagos erinnert. Auf der anderen Seite der heute vierspurigen Straße befinden sich ein Münzwaschsalon und eine Tanzschule.

    Das Zentrum bildet seit Jahrzehnten hochqualifizierte Tiefseetaucher aus, die einst amerikanischen Militäreinheiten auf der ganzen Welt zugeteilt waren. Sie sind in der Lage, technische Tauchgänge durchzuführen, um sowohl das Gute zu tun – C4-Sprengstoff zu verwenden, um Häfen und Strände von Trümmern und nicht explodierten Sprengkörpern zu befreien – als auch das Schlechte, wie das Sprengen ausländischer Ölplattformen, das Verschmutzen von Einlassventilen für Unterwasserkraftwerke und die Zerstörung von Schleusen an wichtigen Schifffahrtskanälen. Das Zentrum in Panama City, das über das zweitgrößte Hallenbad Amerikas verfügt, war der perfekte Ort, um die besten und wortkargsten Absolventen der Tauchschule zu rekrutieren, die im letzten Sommer erfolgreich das taten, wozu sie 260 Fuß unter der Oberfläche der Ostsee autorisiert worden waren.

    Im vergangenen Juni brachten die Marinetaucher im Rahmen einer weithin bekannten NATO-Sommerübung namens BALTOPS 22 die fernausgelösten Sprengsätze an, die drei Monate später drei der vier Nord-Stream-Pipelines zerstörten, so eine Quelle mit direkter Kenntnis der Einsatzplanung.

    Zwei der Pipelines, die unter dem Namen Nord Stream 1 bekannt sind, versorgen Deutschland und weite Teile Westeuropas seit mehr als einem Jahrzehnt mit billigem russischen Erdgas. Ein zweites Paar von Pipelines, Nord Stream 2 genannt, wurde bereits gebaut, war aber noch nicht in Betrieb. Nun, da sich russische Truppen an der ukrainischen Grenze sammeln und der blutigste Krieg in Europa seit 1945 droht, sah Präsident Joseph Biden in den Pipelines ein Vehikel für Wladimir Putin, um Erdgas für seine politischen und territorialen Ambitionen zu instrumentalisieren.

    Adrienne Watson, eine Sprecherin des Weißen Hauses, sagte in einer E-Mail: „Das ist falsch und völlig frei erfunden“. Tammy Thorp, eine Sprecherin des US-Geheimdienstes Central Intelligence Agency, schrieb ebenfalls: „Diese Behauptung ist komplett und völlig falsch.“

    Bidens Entscheidung, die Pipelines zu sabotieren, kam nach mehr als neun Monaten streng geheimer Debatten innerhalb der nationalen Sicherheitsgemeinschaft in Washington darüber, wie dieses Ziel am besten zu erreichen sei. Die meiste Zeit über ging es nicht um die Frage, ob die Mission durchgeführt werden sollte, sondern darum, wie sie durchgeführt werden konnte, ohne dass klar war, wer dafür verantwortlich war.

    Es gab einen wichtigen bürokratischen Grund, sich auf die Absolventen der Tauchschule des Zentrums in Panama City zu verlassen. Die Taucher gehörten ausschließlich der Marine an und nicht dem amerikanischen Kommando für Spezialkräfte, dessen verdeckte Operationen dem Kongress gemeldet und der Führung des Senats und des Repräsentantenhauses – der so genannten „Gang of Eight“ – im Voraus mitgeteilt werden müssen. Die Biden-Administration tat alles, um undichte Stellen zu vermeiden, als die Planung Ende 2021 und in den ersten Monaten des Jahres 2022 stattfand.

    Präsident Biden und sein außenpolitisches Team – der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan, Außenminister Tony Blinken und Victoria Nuland, die Unterstaatssekretärin für Politik – hatten sich klar und deutlich gegen die beiden Pipelines ausgesprochen, die von zwei verschiedenen Häfen im Nordosten Russlands nahe der estnischen Grenze Seite an Seite 750 Meilen unter der Ostsee hindurch verlaufen und in der Nähe der dänischen Insel Bornholm vorbeiführen, bevor sie in Norddeutschland enden.

    Die direkte Route, die den Transit durch die Ukraine umging, war ein Segen für die deutsche Wirtschaft, die in den Genuss eines Überflusses an billigem russischem Erdgas kam – genug, um ihre Fabriken zu betreiben und ihre Häuser zu heizen, während die deutschen Verteilerunternehmen überschüssiges Gas mit Gewinn in ganz Westeuropa verkaufen konnten. Maßnahmen, die auf die Regierung zurückgeführt werden könnten, würden gegen das Versprechen der USA verstoßen, den direkten Konflikt mit Russland zu minimieren. Geheimhaltung war unerlässlich.

    Von Anfang an wurde Nord Stream 1 von Washington und seinen antirussischen NATO-Partnern als Bedrohung der westlichen Vorherrschaft angesehen. Die dahinter stehende Holdinggesellschaft, die Nord Stream AG, wurde 2005 in der Schweiz in Partnerschaft mit Gazprom gegründet. Gazprom ist ein börsennotiertes russisches Unternehmen, das enorme Gewinne für seine Aktionäre erwirtschaftet und von Oligarchen beherrscht wird, von denen bekannt ist, dass sie im Bannkreis Putins stehen. Gazprom kontrollierte 51 Prozent des Unternehmens, während sich vier europäische Energieunternehmen – eines in Frankreich, eines in den Niederlanden und zwei in Deutschland – die restlichen 49 Prozent der Aktien teilten und das Recht hatten, den nachgelagerten Verkauf des preiswerten Erdgases an lokale Verteiler in Deutschland und Westeuropa zu kontrollieren. Die Gewinne von Gazprom wurden mit der russischen Regierung geteilt, und die staatlichen Gas- und Öleinnahmen machten in manchen Jahren schätzungsweise bis zu 45 Prozent des russischen Jahreshaushalts aus.

    Die politischen Befürchtungen der Amerikaner waren real: Putin würde nun über eine zusätzliche und dringend benötigte wichtige Einnahmequelle verfügen, und Deutschland und das übrige Westeuropa würden von preiswertem, von Russland geliefertem Erdgas abhängig werden – und gleichzeitig die Abhängigkeit Europas von Amerika verringern. Tatsächlich ist genau das passiert. Viele Deutsche sahen Nord Stream 1 als Teil der Befreiung von der berühmten Ostpolitik des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, die es dem Nachkriegsdeutschland ermöglichen würde, sich selbst und andere europäische Nationen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, zu rehabilitieren, indem es unter anderem billiges russisches Gas als Treibstoff für einen florierenden westeuropäischen Markt und eine florierende Handelswirtschaft nutzen würde.

    Nord Stream 1 war nach Ansicht der NATO und Washingtons schon gefährlich genug, aber Nord Stream 2, dessen Bau im September 2021 abgeschlossen wurde, würde, wenn die deutschen Aufsichtsbehörden zustimmen, die Menge an billigem Gas verdoppeln, die Deutschland und Westeuropa zur Verfügung stehen würde. Die zweite Pipeline würde außerdem genug Gas für mehr als 50 Prozent des jährlichen Verbrauchs in Deutschland liefern. Die Spannungen zwischen Russland und der NATO eskalierten ständig, unterstützt durch die aggressive Außenpolitik der Biden-Administration.

    Der Widerstand gegen Nord Stream 2 flammte am Vorabend der Amtseinführung Bidens im Januar 2021 auf, als die Republikaner im Senat, angeführt von Ted Cruz aus Texas, während der Anhörung zur Bestätigung Bidens als Außenminister wiederholt die politische Bedrohung durch billiges russisches Erdgas ansprachen. Bis dahin hatte ein vereinigter Senat erfolgreich ein Gesetz verabschiedet, das, wie Cruz zu Blinken sagte, „[die Pipeline] in ihrem Lauf aufhielt“. Die deutsche Regierung, die damals von Angela Merkel geführt wurde, übte enormen politischen und wirtschaftlichen Druck aus, um die zweite Pipeline in Betrieb zu nehmen.

    Würde Biden den Deutschen die Stirn bieten? Blinken bejahte dies, fügte aber hinzu, dass er die Ansichten des neuen Präsidenten nicht im Einzelnen erörtert habe. „Ich kenne seine feste Überzeugung, dass Nord Stream 2 eine schlechte Idee ist“, sagte er. „Ich weiß, dass er möchte, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um unsere Freunde und Partner, einschließlich Deutschland, davon zu überzeugen, das Projekt nicht voranzutreiben.

    Ein paar Monate später, als der Bau der zweiten Pipeline kurz vor der Fertigstellung stand, lenkte Biden ein. Im Mai dieses Jahres verzichtete die Regierung in einer erstaunlichen Kehrtwende auf Sanktionen gegen die Nord Stream AG, wobei ein Beamter des Außenministeriums einräumte, dass der Versuch, die Pipeline durch Sanktionen und Diplomatie zu stoppen, „schon immer aussichtslos“ gewesen sei. Hinter den Kulissen drängten Beamte der Regierung Berichten zufolge den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskij, der zu diesem Zeitpunkt von einer russischen Invasion bedroht war, dazu, den Schritt nicht zu kritisieren.

    Das hatte unmittelbare Folgen. Die Republikaner im Senat, angeführt von Cruz, kündigten eine sofortige Blockade aller von Biden nominierten Kandidaten für die Außenpolitik an und verzögerten die Verabschiedung des jährlichen Verteidigungsgesetzes über Monate hinweg bis tief in den Herbst hinein. Politico bezeichnete Bidens Kehrtwende in Bezug auf die zweite russische Pipeline später als „die einzige Entscheidung, die Bidens Agenda gefährdet hat – wohl noch mehr als der chaotische militärische Rückzug aus Afghanistan“.

    Die Regierung geriet ins Trudeln, obwohl sie Mitte November einen Aufschub der Krise erhielt, als die deutschen Energieregulierungsbehörden die Genehmigung für die zweite Nord Stream-Pipeline aussetzten. Die Erdgaspreise stiegen innerhalb weniger Tage um 8 %. In Deutschland und Europa wuchs die Befürchtung, dass die Aussetzung der Pipeline und die wachsende Möglichkeit eines Krieges zwischen Russland und der Ukraine zu einem sehr unerwünschten kalten Winter führen würden. In Washington war nicht klar, wo Olaf Scholz, der neu ernannte deutsche Bundeskanzler, steht. Monate zuvor, nach dem Fall Afghanistans, hatte Scholz in einer Rede in Prag öffentlich die Forderung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach einer eigenständigeren europäischen Außenpolitik unterstützt – ein klarer Hinweis darauf, dass man sich weniger auf Washington und dessen wechselhaftes Handeln verlassen sollte.

    Während dieser ganzen Zeit hatten sich die russischen Truppen an den Grenzen der Ukraine stetig und bedrohlich verstärkt, und Ende Dezember waren mehr als 100 000 Soldaten in der Lage, von Weißrussland und der Krim aus anzugreifen. In Washington wuchs die Besorgnis, und Blinken schätzte ein, dass diese Truppenstärke „in kurzer Zeit verdoppelt werden könnte“.

    Die Aufmerksamkeit der Regierung richtete sich wieder einmal auf Nord Stream. Solange Europa von den Pipelines für billiges Erdgas abhängig blieb, befürchtete Washington, dass Länder wie Deutschland zögern würden, die Ukraine mit dem Geld und den Waffen zu versorgen, die sie brauchte, um Russland zu besiegen.

    In diesem unruhigen Moment beauftragte Biden Jake Sullivan, eine behördenübergreifende Gruppe zusammenzustellen, die einen Plan ausarbeiten sollte.

    Alle Optionen sollten auf den Tisch gelegt werden. Aber nur eine würde sich durchsetzen.

    Planung

    Im Dezember 2021, zwei Monate bevor die ersten russischen Panzer in die Ukraine rollten, berief Jake Sullivan eine Sitzung einer neu gebildeten Task Force ein – Männer und Frauen aus den Stabschefs, der CIA, dem Außen- und dem Finanzministerium – und bat um Empfehlungen, wie man auf Putins bevorstehende Invasion reagieren sollte.

    Es war das erste einer Reihe von streng geheimen Treffen in einem sicheren Raum im obersten Stockwerk des Old Executive Office Building, das an das Weiße Haus angrenzt und in dem auch das President’s Foreign Intelligence Advisory Board (PFIAB) untergebracht war. Es gab das übliche Hin- und Hergerede, das schließlich zu einer entscheidenden Vorfrage führte: Würde die Empfehlung, die die Gruppe dem Präsidenten übermittelte, reversibel sein – wie eine weitere Schicht von Sanktionen und Devisenbeschränkungen – oder irreversibel – d. h. kinetische Aktionen, die nicht rückgängig gemacht werden könnten?

    Laut der Quelle, die mit dem Prozess direkt vertraut ist, wurde den Teilnehmern klar, dass Sullivan beabsichtigte, dass die Gruppe einen Plan für die Zerstörung der beiden Nord-Stream-Pipelines ausarbeiten sollte – und dass er den Wünschen des Präsidenten nachkam.

    In den folgenden Sitzungen erörterten die Teilnehmer die Optionen für einen Angriff. Die Marine schlug vor, ein neu in Dienst gestelltes U-Boot einzusetzen, um die Pipeline direkt anzugreifen. Die Air Force diskutierte den Abwurf von Bomben mit verzögertem Zünder, die aus der Ferne gezündet werden könnten. Die CIA vertrat die Ansicht, dass der Angriff in jedem Fall verdeckt erfolgen müsse. Allen Beteiligten war klar, was auf dem Spiel stand. „Das ist kein Kinderkram“, sagte die Quelle. Wenn der Angriff auf die Vereinigten Staaten zurückgeführt werden könnte, „wäre das eine Kriegshandlung“.

    Zu dieser Zeit wurde die CIA von William Burns geleitet, einem sanftmütigen ehemaligen Botschafter in Russland, der als stellvertretender Außenminister in der Obama-Regierung gedient hatte. Burns ermächtigte rasch eine Arbeitsgruppe der Agentur, zu deren Ad-hoc-Mitgliedern zufällig jemand gehörte, der mit den Fähigkeiten der Tiefseetaucher der Marine in Panama City vertraut war. In den nächsten Wochen begannen die Mitglieder der CIA-Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung eines Plans für eine verdeckte Operation, bei der Tiefseetaucher eingesetzt werden sollten, um eine Explosion entlang der Pipeline auszulösen.

    So etwas war schon einmal gemacht worden. Im Jahr 1971 erfuhr der amerikanische Geheimdienst aus noch unbekannten Quellen, dass zwei wichtige Einheiten der russischen Marine über ein im Ochotskischen Meer an der russischen Fernostküste verlegtes Unterseekabel miteinander kommunizierten. Das Kabel verband ein regionales Marinekommando mit dem Hauptquartier auf dem Festland in Wladiwostok.

    Ein handverlesenes Team von Mitarbeitern des US-Geheimdienstes Central Intelligence Agency und der National Security Agency (NSA) wurde irgendwo im Großraum Washington zusammengetrommelt und arbeitete unter Einsatz von Marinetauchern, umgebauten U-Booten und einem Tiefsee-Rettungsfahrzeug einen Plan aus, mit dem es nach vielen Versuchen und Irrtümern gelang, das russische Kabel zu lokalisieren. Die Taucher brachten ein ausgeklügeltes Abhörgerät auf dem Kabel an, das den russischen Datenverkehr erfolgreich abfing und mit einem Abhörsystem aufzeichnete.

    Die NSA erfuhr, dass hochrangige russische Marineoffiziere, die von der Sicherheit ihrer Kommunikationsverbindung überzeugt waren, ohne Verschlüsselung mit ihren Kollegen plauderten. Das Aufzeichnungsgerät und das dazugehörige Band mussten monatlich ausgetauscht werden, und das Projekt lief ein Jahrzehnt lang munter weiter, bis es von einem vierundvierzigjährigen zivilen NSA-Techniker namens Ronald Pelton, der fließend Russisch sprach, aufgeflogen wurde. Pelton wurde 1985 von einem russischen Überläufer verraten und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die Russen zahlten ihm nur 5.000 Dollar für seine Enthüllungen über die Operation sowie 35.000 Dollar für andere russische operative Daten, die er zur Verfügung stellte und die nie veröffentlicht wurden.

    Dieser Unterwassererfolg, der den Codenamen Ivy Bells trug, war innovativ und riskant und lieferte unschätzbare Erkenntnisse über die Absichten und Planungen der russischen Marine.

    Dennoch war die behördenübergreifende Gruppe anfangs skeptisch, was die Begeisterung der CIA für einen verdeckten Tiefseeangriff anging. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen. Die Gewässer der Ostsee wurden von der russischen Marine stark patrouilliert, und es gab keine Ölplattformen, die als Deckung für eine Tauchoperation genutzt werden konnten. Müssten die Taucher nach Estland fahren, direkt über die Grenze zu den russischen Erdgasverladedocks, um für den Einsatz zu trainieren? „Das wäre ein Ziegenfick“, wurde der Agentur gesagt.

    Während „all dieser Planungen“, so die Quelle, „sagten einige Mitarbeiter der CIA und des Außenministeriums: ‚Macht das nicht. Es ist dumm und wird ein politischer Albtraum sein, wenn es herauskommt.'“

    Dennoch berichtete die CIA-Arbeitsgruppe Anfang 2022 an Sullivans behördenübergreifende Gruppe: „Wir haben eine Möglichkeit, die Pipelines zu sprengen.“

    Was dann kam, war verblüffend. Am 7. Februar, weniger als drei Wochen vor der scheinbar unvermeidlichen russischen Invasion in der Ukraine, traf sich Biden in seinem Büro im Weißen Haus mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, der nach einigem Wackeln nun fest auf der Seite der Amerikaner stand. Bei der anschließenden Pressekonferenz sagte Biden trotzig: „Wenn Russland einmarschiert … wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.“

    Zwanzig Tage zuvor hatte Staatssekretärin Nuland bei einem Briefing des Außenministeriums im Wesentlichen dieselbe Botschaft verkündet, ohne dass die Presse darüber berichtet hätte. „Ich möchte Ihnen heute ganz klar sagen“, antwortete sie auf eine Frage. „Wenn Russland in die Ukraine einmarschiert, wird Nord Stream 2 so oder so nicht vorankommen.

    Mehrere an der Planung der Pipeline-Mission beteiligte Personen waren bestürzt über die ihrer Meinung nach indirekten Hinweise auf den Angriff.

    „Es war, als würde man eine Atombombe in Tokio auf den Boden legen und den Japanern sagen, dass wir sie zünden werden“, sagte die Quelle. „Der Plan sah vor, dass die Optionen nach der Invasion ausgeführt und nicht öffentlich bekannt gegeben werden sollten. Biden hat es einfach nicht kapiert oder ignoriert.“

    Bidens und Nulands Indiskretion, wenn es denn so war, könnte einige der Planer frustriert haben. Aber sie schuf auch eine Gelegenheit. Der Quelle zufolge waren einige hochrangige CIA-Beamte der Ansicht, dass die Sprengung der Pipeline „nicht länger als verdeckte Option betrachtet werden konnte, weil der Präsident gerade bekannt gegeben hatte, dass wir wüssten, wie man es macht“.

    Der Plan, Nord Stream 1 und 2 zu sprengen, wurde plötzlich von einer verdeckten Operation, die eine Unterrichtung des Kongresses erforderte, zu einer als streng geheim eingestuften Geheimdienstoperation mit militärischer Unterstützung der USA herabgestuft. Nach dem Gesetz, so die Quelle, „gab es keine rechtliche Verpflichtung mehr, den Kongress über die Operation zu informieren. Alles, was sie jetzt tun mussten, war, es einfach zu tun – aber es musste immer noch geheim sein. Die Russen haben eine hervorragende Überwachung der Ostsee“.

    Die Mitglieder der Arbeitsgruppe der Agentur hatten keinen direkten Kontakt zum Weißen Haus und wollten unbedingt herausfinden, ob der Präsident es ernst meinte, was er gesagt hatte, d. h. ob die Mission nun genehmigt war. Die Quelle erinnerte sich: „Bill Burns kam zurück und sagte: ‚Tun Sie es.'“

    Die Unternehmung

    Norwegen war der perfekte Ort für diese Mission.

    In den letzten Jahren der Ost-West-Krise hat das US-Militär seine Präsenz in Norwegen, dessen westliche Grenze 1.400 Meilen entlang des Nordatlantiks verläuft und oberhalb des Polarkreises mit Russland zusammenfällt, erheblich ausgeweitet. Das Pentagon hat – trotz einiger lokaler Kontroversen – gut bezahlte Arbeitsplätze und Verträge geschaffen, indem es Hunderte von Millionen Dollar in die Modernisierung und Erweiterung von Einrichtungen der amerikanischen Marine und Luftwaffe in Norwegen investiert hat. Zu den neuen Arbeiten gehörte vor allem ein fortschrittliches Radar mit synthetischer Apertur weit im Norden, das in der Lage war, tief nach Russland vorzudringen, und das zu einem Zeitpunkt in Betrieb genommen wurde, als die amerikanischen Geheimdienste den Zugang zu einer Reihe von Langstrecken-Abhörstationen in China verloren.

    Ein neu eingerichteter amerikanischer U-Boot-Stützpunkt, der seit Jahren im Bau war, wurde in Betrieb genommen, und mehr amerikanische U-Boote konnten nun eng mit ihren norwegischen Kollegen zusammenarbeiten, um eine große russische Nuklearstation 250 Meilen östlich auf der Halbinsel Kola zu überwachen und auszuspionieren. Die Amerikaner haben auch einen norwegischen Luftwaffenstützpunkt im Norden stark ausgebaut und der norwegischen Luftwaffe eine Flotte von Boeing-Poseidon-Patrouillenflugzeugen zur Verfügung gestellt, um die Langstreckenspionage gegen Russland zu verstärken.

    Im Gegenzug verärgerte die norwegische Regierung im November letzten Jahres die Liberalen und einige gemäßigte Abgeordnete im Parlament mit der Verabschiedung des ergänzenden Abkommens über die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich (SDCA). Das neue Abkommen sieht vor, dass die US-Justiz in bestimmten „vereinbarten Gebieten“ im Norden für amerikanische Soldaten zuständig ist, die außerhalb des Stützpunktes eines Verbrechens beschuldigt werden, sowie für norwegische Bürger, die beschuldigt oder verdächtigt werden, die Arbeit auf dem Stützpunkt zu stören.

    Norwegen gehörte zu den Erstunterzeichnern des NATO-Vertrags im Jahr 1949, in den Anfängen des Kalten Krieges. Heute ist der Oberbefehlshaber der NATO Jens Stoltenberg, ein überzeugter Antikommunist, der acht Jahre lang norwegischer Ministerpräsident war, bevor er 2014 mit amerikanischer Unterstützung auf seinen hohen NATO-Posten wechselte. Er war ein Hardliner in Sachen Putin und Russland und hatte seit dem Vietnamkrieg mit den amerikanischen Geheimdiensten zusammengearbeitet. Seitdem genießt er volles Vertrauen. „Er ist der Handschuh, der in die amerikanische Hand passt“, sagte die Quelle.

    Zurück in Washington wussten die Planer, dass sie nach Norwegen gehen mussten. „Sie hassten die Russen, und die norwegische Marine war voller hervorragender Matrosen und Taucher, die seit Generationen Erfahrung in der hochprofitablen Tiefsee-Öl- und Gasexploration hatten“, sagte die Quelle. Außerdem konnte man darauf vertrauen, dass sie die Mission geheim halten würden. (Die Norweger könnten auch andere Interessen gehabt haben. Die Zerstörung von Nord Stream – falls die Amerikaner es schaffen sollten – würde es Norwegen ermöglichen, weitaus mehr eigenes Erdgas nach Europa zu verkaufen).

    Irgendwann im März flogen einige Mitglieder des Teams nach Norwegen, um sich mit dem norwegischen Geheimdienst und der Marine zu treffen. Eine der wichtigsten Fragen war, wo genau in der Ostsee der beste Ort für die Anbringung des Sprengstoffs ist. Nord Stream 1 und 2, die jeweils über zwei Pipelines verfügen, waren auf ihrem Weg zum Hafen von Greifswald im äußersten Nordosten Deutschlands größtenteils nur durch eine Meile voneinander getrennt.

    Die norwegische Marine fand schnell die richtige Stelle in den flachen Gewässern der Ostsee, nur wenige Meilen vor der dänischen Insel Bornholm. Die Pipelines verliefen in einem Abstand von mehr als einer Meile entlang eines Meeresbodens, der nur 260 Fuß tief war. Das wäre in Reichweite der Taucher, die von einem norwegischen Minenjäger der Alta-Klasse aus mit einem Gemisch aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium aus ihren Tanks tauchen und C4-Sprengladungen an den vier Pipelines anbringen würden, die mit Betonabdeckungen versehen sind. Es war eine mühsame, zeitraubende und gefährliche Arbeit, aber die Gewässer vor Bornholm hatten einen weiteren Vorteil: Es gab keine größeren Gezeitenströmungen, die das Tauchen erheblich erschwert hätten.

    Nach ein paar Nachforschungen waren die Amerikaner voll dabei.

    An diesem Punkt kam wieder einmal die obskure Tiefseetauchergruppe der Navy in Panama City ins Spiel. Die Tiefseeschulen in Panama City, deren Auszubildende an den Ivy Bells teilnahmen, werden von den Eliteabsolventen der Marineakademie in Annapolis, die in der Regel den Ruhm anstreben, als Seal, Kampfpilot oder U-Boot-Fahrer eingesetzt zu werden, als unerwünschtes Hinterland angesehen. Wenn man ein „Black Shoe“ werden muss, d. h. ein Mitglied des weniger begehrten Überwasserschiffkommandos, gibt es immer mindestens einen Dienst auf einem Zerstörer, Kreuzer oder Amphibienschiff. Am wenigsten glamourös ist die Minenkriegsführung. Ihre Taucher erscheinen nie in Hollywood-Filmen oder auf den Titelseiten populärer Zeitschriften.

    „Die besten Taucher mit Tieftauchqualifikationen sind eine enge Gemeinschaft, und nur die allerbesten werden für den Einsatz rekrutiert und darauf hingewiesen, dass sie sich darauf einstellen müssen, zur CIA in Washington gerufen zu werden“, so die Quelle.

    Die Norweger und Amerikaner hatten einen Ort und die Agenten, aber es gab noch eine andere Sorge: Jede ungewöhnliche Unterwasseraktivität in den Gewässern vor Bornholm könnte die Aufmerksamkeit der schwedischen oder dänischen Marine auf sich ziehen, die darüber berichten könnten.

    Dänemark gehörte ebenfalls zu den ursprünglichen NATO-Unterzeichnern und war in Geheimdienstkreisen für seine besonderen Beziehungen zum Vereinigten Königreich bekannt. Schweden hatte einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NATO gestellt und sein großes Geschick bei der Verwaltung seiner Unterwasserschall- und Magnetsensorsysteme unter Beweis gestellt, mit denen es erfolgreich russische U-Boote aufspürte, die gelegentlich in den entlegenen Gewässern der schwedischen Schären auftauchten und an die Oberfläche gezwungen wurden.

    Die Norweger schlossen sich den Amerikanern an und bestanden darauf, dass einige hochrangige Beamte in Dänemark und Schweden in allgemeiner Form über mögliche Tauchaktivitäten in dem Gebiet unterrichtet werden mussten. Auf diese Weise konnte jemand von höherer Stelle eingreifen und einen Bericht aus der Befehlskette heraushalten, wodurch die Pipeline-Operation isoliert wurde. „Was ihnen gesagt wurde und was sie wussten, war absichtlich unterschiedlich“, sagte die Quelle (die norwegische Botschaft, die um einen Kommentar zu dieser Geschichte gebeten wurde, hat nicht geantwortet).

    Die Norweger waren der Schlüssel zur Überwindung anderer Hürden. Es war bekannt, dass die russische Marine über eine Überwachungstechnologie verfügte, die in der Lage war, Unterwasserminen aufzuspüren und auszulösen. Die amerikanischen Sprengsätze mussten so getarnt werden, dass sie für das russische System als Teil des natürlichen Hintergrunds erscheinen würden – was eine Anpassung an den spezifischen Salzgehalt des Wassers erforderte. Die Norweger hatten eine Lösung.

    Die Norweger hatten auch eine Lösung für die entscheidende Frage, wann die Operation durchgeführt werden sollte. Seit 21 Jahren veranstaltet die amerikanische Sechste Flotte, deren Flaggschiff in Gaeta (Italien) südlich von Rom stationiert ist, jedes Jahr im Juni eine große NATO-Übung in der Ostsee, an der zahlreiche Schiffe der Alliierten aus der gesamten Region teilnehmen. Die aktuelle Übung, die im Juni stattfinden soll, wird als Baltic Operations 22 oder BALTOPS 22 bezeichnet. Die Norweger schlugen vor, dass dies die ideale Tarnung für das Verlegen der Minen sein würde.

    Die Amerikaner lieferten ein entscheidendes Element: Sie überzeugten die Planer der Sechsten Flotte, das Programm um eine Forschungs- und Entwicklungsübung zu erweitern. An der Übung, die von der Marine bekannt gegeben wurde, war die Sechste Flotte in Zusammenarbeit mit den „Forschungs- und Kriegsführungszentren“ der Marine beteiligt. Bei der Übung, die vor der Küste der Insel Bornholm stattfinden sollte, sollten Taucherteams der NATO Minen verlegen, während die konkurrierenden Teams die neueste Unterwassertechnologie einsetzten, um die Minen zu finden und zu zerstören.

    Dies war sowohl eine nützliche Übung als auch eine raffinierte Tarnung. Die Jungs aus Panama City würden ihre Arbeit tun, und die C4-Sprengsätze würden bis zum Ende von BALTOPS22 an Ort und Stelle sein, mit einem 48-Stunden-Timer versehen. Alle Amerikaner und Norweger würden bei der ersten Explosion schon lange weg sein.

    Die Tage zählten herunter. „Die Uhr tickte, und wir waren kurz davor, die Mission zu erfüllen“, sagte die Quelle.

    Und dann: Washington überlegte es sich anders. Die Bomben würden immer noch während BALTOPS gelegt werden, aber das Weiße Haus befürchtete, dass ein Zeitfenster von zwei Tagen für ihre Detonation zu kurz vor dem Ende der Übung sein würde, und es wäre offensichtlich, dass Amerika beteiligt war.

    Stattdessen hatte das Weiße Haus eine neue Anfrage: „Können sich die Jungs vor Ort etwas einfallen lassen, um die Pipelines später auf Kommando zu sprengen?“

    Einige Mitglieder des Planungsteams waren verärgert und frustriert über die scheinbare Unentschlossenheit des Präsidenten. Die Taucher in Panama City hatten wiederholt geübt, C4 an den Pipelines anzubringen, wie sie es bei BALTOPS tun würden, aber nun musste das Team in Norwegen einen Weg finden, um Biden das zu geben, was er wollte – die Möglichkeit, einen erfolgreichen Hinrichtungsbefehl zu einem Zeitpunkt seiner Wahl zu erteilen.

    Mit einer willkürlichen Änderung in letzter Minute beauftragt zu werden, war etwas, mit dem die CIA vertraut war. Allerdings wurden dadurch auch die Bedenken einiger Beteiligter hinsichtlich der Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit der gesamten Operation erneuert.

    Die geheimen Befehle des Präsidenten erinnerten auch an das Dilemma der CIA in den Tagen des Vietnamkriegs, als Präsident Johnson angesichts der wachsenden Anti-Vietnamkriegsstimmung die Agentur anwies, gegen ihre Charta zu verstoßen, die es ihr ausdrücklich untersagte, innerhalb Amerikas zu operieren, indem sie führende Kriegsgegner ausspionierte, um festzustellen, ob sie vom kommunistischen Russland kontrolliert wurden.

    Die Agentur willigte schließlich ein, und im Laufe der 1970er Jahre wurde deutlich, wie weit sie zu gehen bereit war. Nach den Watergate-Skandalen enthüllten die Zeitungen, dass die Agentur amerikanische Bürger ausspionierte, an der Ermordung ausländischer Staatsoberhäupter beteiligt war und die sozialistische Regierung von Salvador Allende unterminierte.

    Diese Enthüllungen führten Mitte der 1970er Jahre zu einer Reihe dramatischer Anhörungen im Senat unter der Leitung von Frank Church aus Idaho, bei denen deutlich wurde, dass Richard Helms, der damalige Direktor der Agency, akzeptierte, dass er verpflichtet war, die Wünsche des Präsidenten zu erfüllen, auch wenn dies einen Verstoß gegen das Gesetz bedeutete.

    In einer unveröffentlichten Zeugenaussage hinter verschlossenen Türen erklärte Helms reumütig, dass „man fast eine unbefleckte Empfängnis hat, wenn man etwas auf geheime Anweisung eines Präsidenten tut“. „Ob es nun richtig ist, dass Sie es haben sollten, oder falsch, dass Sie es haben sollen, [die CIA] arbeitet nach anderen Regeln und Grundregeln als jeder andere Teil der Regierung.“ Damit erklärte er den Senatoren, dass er als Leiter der CIA für die Krone und nicht für die Verfassung arbeite.

    Die Amerikaner, die in Norwegen im Einsatz waren, arbeiteten mit der gleichen Dynamik und begannen pflichtbewusst mit der Arbeit an dem neuen Problem – der Fernzündung des C4-Sprengstoffs auf Bidens Befehl. Die Aufgabe war viel anspruchsvoller, als man in Washington dachte. Das Team in Norwegen konnte nicht wissen, wann der Präsident den Knopf drücken würde. Würde es in ein paar Wochen, in vielen Monaten oder in einem halben Jahr oder länger sein?

    Das an den Pipelines angebrachte C4 würde durch eine kurzfristig von einem Flugzeug abgeworfene Sonarboje ausgelöst werden, aber das Verfahren erforderte die modernste Signalverarbeitungstechnologie. Einmal an Ort und Stelle, könnten die an jeder der vier Pipelines angebrachten Zeitverzögerungsgeräte versehentlich durch die komplexe Mischung von Meeresgeräuschen in der stark befahrenen Ostsee ausgelöst werden – durch nahe und entfernte Schiffe, Unterwasserbohrungen, seismische Ereignisse, Wellen und sogar Meerestiere. Um dies zu vermeiden, würde die Sonarboje, sobald sie an Ort und Stelle ist, eine Abfolge einzigartiger tieffrequenter Töne aussenden – ähnlich denen einer Flöte oder eines Klaviers -, die vom Zeitmessgerät erkannt und nach einer voreingestellten Verzögerung von mehreren Stunden den Sprengstoff auslösen würden. („Sie wollen ein Signal, das robust genug ist, damit kein anderes Signal versehentlich einen Impuls senden kann, der den Sprengstoff zündet“, erklärte mir Dr. Theodore Postol, emeritierter Professor für Wissenschaft, Technologie und nationale Sicherheitspolitik am MIT. Postol, der als wissenschaftlicher Berater des Chefs der Marineoperationen im Pentagon tätig war, sagte, das Problem, dem sich die Gruppe in Norwegen wegen Bidens Verzögerung gegenübersieht, sei eine Frage des Zufalls: „Je länger der Sprengstoff im Wasser ist, desto größer ist das Risiko eines zufälligen Signals, das die Bomben auslöst“).

    Am 26. September 2022 warf ein P8-Überwachungsflugzeug der norwegischen Marine bei einem scheinbar routinemäßigen Flug eine Sonarboje ab. Das Signal breitete sich unter Wasser aus, zunächst auf Nord Stream 2 und dann auf Nord Stream 1. Wenige Stunden später wurde der Hochleistungs-C4-Sprengstoff ausgelöst und drei der vier Pipelines wurden außer Betrieb gesetzt. Innerhalb weniger Minuten konnte man sehen, wie sich Methangas, das in den stillgelegten Pipelines verblieben war, an der Wasseroberfläche ausbreitete, und die Welt erfuhr, dass etwas Unumkehrbares geschehen war.

    Die Folgen

    Unmittelbar nach dem Bombenanschlag auf die Pipeline behandelten die amerikanischen Medien den Vorfall wie ein ungelöstes Rätsel. Russland wurde wiederholt als wahrscheinlicher Schuldiger genannt, angestachelt durch kalkulierte Indiskretionen aus dem Weißen Haus – ohne jedoch jemals ein klares Motiv für einen solchen Akt der Selbstsabotage zu finden, das über einfache Vergeltung hinausgeht. Als sich einige Monate später herausstellte, dass die russischen Behörden in aller Stille Kostenvoranschläge für die Reparatur der Pipelines eingeholt hatten, bezeichnete die New York Times diese Nachricht als „Erschwerung der Theorien darüber, wer hinter dem Anschlag steckt“. Keine große amerikanische Zeitung erwähnte die früheren Drohungen gegen die Pipelines, die von Biden und Unterstaatssekretärin Nuland ausgesprochen wurden.

    Während nie klar war, warum Russland versuchen sollte, seine eigene lukrative Pipeline zu zerstören, kam eine aufschlussreichere Begründung für die Aktion des Präsidenten von Außenminister Blinken.

    Auf einer Pressekonferenz im September letzten Jahres zu den Folgen der sich verschärfenden Energiekrise in Westeuropa befragt, bezeichnete Blinken den Zeitpunkt als potenziell günstig:

    „Es ist eine enorme Chance, die Abhängigkeit von russischer Energie ein für alle Mal zu beenden und damit Wladimir Putin die Möglichkeit zu nehmen, Energie als Mittel zur Durchsetzung seiner imperialen Pläne einzusetzen. Das ist sehr bedeutsam und bietet eine enorme strategische Chance für die kommenden Jahre, aber in der Zwischenzeit sind wir entschlossen, alles zu tun, was wir können, um sicherzustellen, dass die Folgen all dessen nicht von den Bürgern in unseren Ländern oder, was das betrifft, in der ganzen Welt getragen werden.“

    Kürzlich äußerte sich Victoria Nuland zufrieden über das Ende der neuesten Pipeline. Bei einer Anhörung des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des Senats Ende Januar sagte sie zu Senator Ted Cruz: „Wie Sie bin auch ich, und ich denke, die Regierung ist sehr erfreut zu wissen, dass Nord Stream 2 jetzt, wie Sie sagen, ein Stück Metall auf dem Meeresgrund ist.“

    Die Quelle sah Bidens Entscheidung, mehr als 1.500 Meilen der Gazprom-Pipeline zu sabotieren, während der Winter näher rückte, wesentlich nüchterner. „Nun“, sagte er über den Präsidenten, „ich muss zugeben, dass der Kerl ein Paar Eier hat. Er hat gesagt, er würde es tun, und er hat es getan“.

    Auf die Frage, warum die Russen seiner Meinung nach nicht reagierten, antwortete er zynisch: „Vielleicht wollen sie die Möglichkeit haben, dasselbe zu tun, was die USA getan haben.

    „Es war eine schöne Tarngeschichte“, fuhr er fort. „Dahinter steckte eine verdeckte Operation, bei der Experten vor Ort eingesetzt wurden und Geräte, die mit einem verdeckten Signal arbeiteten.

    „Der einzige Makel war die Entscheidung, es zu tun.“

    1. Da hat die Bundesrepublik ja noch Glück gehabt. Die USA, unsere Freunde, hätten ja auch in Deutschland die Sprengung von Northstream-Anlagen durchführen können, bei uns auf dem Festland. (Smily)

  15. …dass ausgerechnet jetzt die lächerlichen Vorwürfe („reicht aber nicht für Strafverfolgung aus“) gegen Putin in Sachen MH 17 kommen…

    1. na, wenn Biden den Knopf für die Explosion an der NS2 betätigt hat, dann muss Putin mindestens den Knopf auf die Rakete die MH 17 von Himmel geholt hat…
      ich fionde auch interessant
      beim Hersh Bericht sind sehr viele was den Wahrheitsgahalt betrifft skeptisch, aber bei dem Bericht über Putin und MH 17 nimmt man das als Wahrheit einfach hin… da haben die PR Agenturen vorzügliche Arbeit geleistet…

  16. Ob Baerbock nun endlich unbeliebter ist oder Scholz einen Zauderer nur spielt…
    Leute! Merkt ihr noch irgen detwas???
    Dass diese aSPD & die Oliv-Grünen seit ’99 nachgewiesene Kriegsverbrecherparteien sind? Vergessen!
    Joschka Fischers Schlachruf im Bundestag: „Nie wieder Ausschwitz!“ – Vergessen!
    Rudolf Scharpings Pool-Fotos mit seiner Gräfin Pilati (während deutsche Tornados Belgrad in Schutt und Asch legten)? Vergessen!
    Aber jetzt: Nach 80 Jahren rollen wieder deutsche Panzer in der Ukraine!!!
    Eine Friedensbewegung? SOMEWHERE? Irgend jemand, der den Reichstag mal durchkärchert? ANYTHING?
    NEIN! Wir diskutieren ob Scholz nur so tut, als ob! REALLY??? Deutschland2023! Forget it!

    1. Was erwartest du von unseren Regierungsvasallen? Dass beide Regierungsparteien Angriffskriegsparteien sind, weiß hier bestimmt jeder. Außer Panzergranate 2000 oder so ähnlich.
      Aber Vasallen halten den Mund und mucken nicht richtig auf. Mit den Medien ist das auch nicht möglich. Mal sehen was sie aus dem Hersh Aufsatz machen.

  17. Knechti vor, noch ein Tor !

    Muss man die untoten Grünen eigentlich pfählen, mit Weihwasser besprenkeln oder mit Silbermunition erledigen ?
    Die bauen den unglaublichsten Mist aller Zeiten und kriechen immer wieder aus ihrer Gruft.

    Wenn sie die rechte SPD zerlegt haben, steigen sie mit der CDU unter Kanzler Fotzenfritz in die Kiste.

    Wollt ihr das ?

  18. Es gibt keine alternative zum Krieg – es sei denn man möchte wirklich die AFD wählen. Die Zustimmung für mehr Gewalt ist im Parlament überwältigend und wenn sie im Volke noch nicht angekommen ist, wird der Propagandaapparat schon vor Zustimmung sorgen.

  19. Man sollte vielleicht erwähnen, dass diese Art „feministische Außenpolitik“, wie sie ja bezeichnet wurde, den Feminismus diskreditiert. Oder ich habe den Feminismus bisher falsch verstanden und es geht eben doch um das Angleichen an alles vermeintlich „Männliche“. Am Ende werden dann bevorzugt Soldatinnen in die Ukraine geschickt. Dann müsste ich mir auch noch um meine Tochter Sorgen machen. Der Gedanke, dass mein Sohn, dank Hofreiter und Co. demnächst zu den Waffen gerufen werden kann (siehe Diskussion um die Wehrpflicht) raubt mir jetzt schon die Nerven.

  20. Ich hatte am 7.2.2023 Geburtstag (81 Jahre) – sofern die Umfrage realistisch, war das eine schönes Geburtstagsgeschenk – etwas Optimismus für die Zukunft, obwohl ich schon „mit einem Bein im Grabe stehe“

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