Aufregung um die geleakten Pentagon/Nato-Dokumente

In einem der angeblich geleakten Dokumente werden die gemeinsamen militärischen Kapazitäten aufgelistet.

Nach der Ukraine stecken russische Geheimdienste dahinter, in den USA will man vor allem die für die Ukraine ungünstigen Verlustzahlen als manipuliert ansehen.

Auf Telegram und Twitter sind Dokumente geleakt worden, die vom Pentagon und der Nato stammen sollen. Inhalt sind Informationen über die geplante ukrainische Frühjahrsoffensive: Pentagon-Pläne für ukrainische Offensive geleakt. Das Pentagon hat erklärt, den Vorfall zu untersuchen, es wird also nicht rundheraus abgestritten, was man eigentlich hätte erwarten sollen, dass die Dokumente gefälscht sind.

Regierungsstellen der Ukraine wollen sie allerdings als russische Geheimdienstoperation sehen, um die geplante Offensive zu stören, auch in Russland glauben manche, allerdings nicht offizielle Stellen, dass ukrainische oder westliche Geheimdienste dahinterstecken könnten. Von der NYT befragte „Militäranalysten“ sagen, es sei leicht in die Dokumente eingegriffen worden. Was verändert worden sein soll, teilt zumindest die NYT auch bislang nicht mit.

Der russischen Seite könnte nutzen bzw. der ukrainischen schaden, dass in den Dokumenten Zahlen für die Verluste beider Seiten genannt werden, die weit von den von der Ukraine oder im Westen behaupteten abweichen. 76.000 Tote soll es auf ukrainischer Seite und 15.000-16.000 auf russischer Seite gegeben haben. Die Verlustrate wird als 4:1 zu Ungunsten der Ukraine genannt, westliche Schätzungen gingen meist von mindestens 1:2 zu Ungunsten der russischen Seite aus.

Anders sieht es bei dem Dokument aus, in dem angegeben wird, wann die Böden aufgetaut sind, könnte man ableiten, dass die Offensive in der Region Charkiw staffinden könnte. Da die 12 Brigaden ab 30. April einsatzbereit sein sollen, müsste man mit dem Beginn der Offensive im Mai rechnen. Hier könnte man vermuten, dass damit, sollte es ein amerikanischer oder ukrainischer Fake sein, das russische Militär auf eine falsche Spur gelockt werden soll. Meist wird ansonsten vermutet, die Offensive werde versuchen, in die Region Sapporischschja bis Melitopol vorzustoßen, um die Landverbindung für die russischen Truppen vor allem zur Krim zu blockieren.

Andriy Yusov, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, meinte, die geleakten Dokumente seien eine Fälschung der russischen Geheimdienste: „In den letzten Jahrzehnten fanden die erfolgreichsten Operationen der russischen Spezialdienste mit Photoshop statt. Aus einer vorläufigen Analyse dieser Materialien sehen wir falsche Zahlen zu Verlusten auf beiden Seiten. Ein Teil der Informationen stammt eindeutig aus offenen Quellen.“ Vor allem stören offenbar die „falschen, verzerrten Zahlen“ über die Verluste.

Präsidentenberater Podolyak sagt dasselbe und fügt hinzu: „Moscow is eager to disrupt  counteroffensive but it will see the real plans on the ground. Soon.“ Alles sei ganz einfach, meint er: „Die Ukraine soll davon überzeugt werden, dass Russland angeblich die Lage kontrolliert, alles über die ukrainischen Pläne weiß und die ukrainische Armee vernichtet. Aber all das, das betone ich noch einmal, ist eine reine und banale Propagandafiktion: Man muss nur eine echte Nachrichtenmeldung von der Front aufschlagen, und man wird sehen, dass nur Russland situative Niederlagen entlang der gesamten Frontlinie erleidet und keine nennenswerten Erfolge hat.“ Mit dieser Propaganda wird freilich Podolyak der ukrainischen Regierung keinen großen Gefallen tun.

Wenn das Pentagon den Vorfall untersucht, dürfte es sich nicht um einen Fake der russischen Geheimdienste handeln, wie Kiew behauptet, sondern dass dafür eine Quelle im Pentagon oder in der Nato verantwortlich sein könnte, möglicherweise auch im ukrainischen Militär. Dafür würde auch sprechen, dass der ukrainische Präsident Selenskij heute den Generalstab einberufen hatte. Man habe, so berichtet das Präsidialamt,  Masßnahmen diskutiert, „um das Leaken von Informationen über Pläne der Verteidigungskräfte der Ukraine zu verhindern“.

Allerdings ist man bereits dabei, wieder eine russische Spur zu legen. So haben Reuters angeblich drei anonym bleibende „Offizielle“ gesagt, dass hinter dem Leak von allerdings geheimen amerikanischen Dokumenten russische oder prorussische Elemente stecken würden. Beunruhigend sind offenbar die genannten ukrainischen Verluste. Diese Zahl, sollen die „Offiziellen“ behauptet haben, seien gefälscht worden, ohne mitzuteilen, wie hoch sie angeblich in Wirklichkeit sind und wie die Manipulation bewerkstelligt wurden. Das stärkt eigentlich die Vermutung, dass die Zahlen authentische Schätzungen der Geheimdienste oder des amerikanischen Militärs sein könnten.

Gegenüber CNN sagte Kreml-Sprecher Peskow: „Wir haben nicht den geringsten Zweifel an einer direkten oder indirekten Verwicklung der Vereinigten Staaten und der NATO in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Dieser Grad der Verwicklung nimmt zu, er nimmt allmählich zu. Wir behalten diesen Prozess im Auge. Natürlich macht es die ganze Geschichte komplizierter, aber das kann das Endergebnis der Spezialoperation nicht beeinflussen.“

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23 Kommentare

  1. Unmöglich, zu sagen, wer hier welches Süppchen kocht. Die Zahl der Getöteten stimmt gewiss nicht, die ist auf jeden Fall massiv höher, auf beiden Seiten, in erster Linie aber auf der ukrainischen. Dass westliche Geheimdienste Russland mit Falschmeldungen füttern wollen, halte ich für wenig überzeugend. Die russische Aufklärung ist genau so gut wie diejenige der nato. Auch die Russen sehen, wie viel Gerät und Soldaten wo stehen. Das ist vielleicht der grösste Unterschied zu früheren Kriegen, man kann so gut wie nichts mehr geheimhalten, agiert weitgehend im Offenen.

  2. Mein Gott. Ich weiß nicht was so schwer daran zu verstehen ist, dass reale Pläne, Zahlen, Prognosen nicht in die Öffentlichkeit gelangen werden – und erst recht nicht als mundgerechte Managementpräsentation.
    Die Alliierten, allen voran die USA, führen Tag für Tag zahllose Simulationen mit der ukrainischen Armeeführung durch unter Einbeziehung zahlloser Parameter. Am Ende einigt man sich auf einen Plan für die Offensive. Der kann aber jederzeit gekippt werden, wenn sich die Umstände ändern. Also im Prinzip all das, was Putin in seiner Genialität allein im Kopf berechnet wie weiland der selige Führer.

    phz 2000

    1. Der selige Führer ist doch der Heilige von Faschisten wie Dir. Deshalb betest Du auch diese ukrofaschistische Mörderbande an.

  3. In diesem Zusammenhang vielleicht auch interessant:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Mincemeat

    „Die Operation Mincemeat war ein erfolgreiches Täuschungsmanöver der British Army im Zweiten Weltkrieg. Das deutsche Oberkommando der Wehrmacht (OKW) ließ sich davon überzeugen, dass die Alliierten eine Invasion auf dem Peloponnes und auf Sardinien vorbereiteten anstelle von Sizilien, dem eigentlichen Ziel. Um dies zu erreichen, musste man den Deutschen den Glauben vermitteln, sie seien durch Zufall an streng geheime Dokumente gelangt, die Details alliierter Kriegspläne enthielten. Der Erfolg der Operation Mincemeat hing mit der ungewöhnlichen Methode zusammen, die hierfür gewählt wurde: Die Dokumente befanden sich in einer Aktentasche, die an eine Leiche gekettet war, welche man an einen spanischen Strand treiben ließ, um so den Absturz eines Kuriers vorzutäuschen.“

    1. Eben. Die Offensive könnte auch in Richtung Moskau zeigen. Auf nennenswerten Wiederstand dürfte man auf dem Weg dorthin nicht mehr treffen, und der Winter ist auch vorbei.

      phz

  4. „Anders sieht es bei dem Dokument aus, in dem angegeben wird, wann die Böden aufgetaut sind, könnte man ableiten, dass die Offensive in der Region Charkiw staffinden könnte.“ So ein Quark, die Böden im Raum Charkiw dürften kaum gefroren sein. Die einzige richtig langanhaltende Frostperiode in diesem Winter gab es in der Gegend Anfang Januar, davor und danach mildes Wetter. Seit Anfang März gab es allenfalls leichte Nachtfröste und zum Teil deutlich über dem Gefrierpunkt liegende Tageshöchsttemperaturen. Es ist kaum vorstellbar, dass da überhaupt der Boden tief gefroren war. Das Jahr 1943 liegt meteorologisch gesehen weit zurück.

    1. Klingt vernünftig … die Koksruine ist doch nicht Sibirien sondern liegt auf den gleichen Längengraden wie Mitteleuropa … auf der Krim soll ja sogar mediterranes Klima herrschen …

      Leider haben Schwätzer idR verlernt, Basisschulwissen anzuwenden – und ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen.

      Da wird lieber herumhysteriert und besserwisserisches Geschwätz verbreitet

      Ich sage nur: Aufmerksamkeitsmanagement

  5. Ignoriert den Troll Nazihaubitze. Er pöbelt bloss rum und hat keine Ahnung.

    Ich finde im Übrigen, dass dem Thema mit gleich 2 Artikeln zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Umstand, dass NYT und Pentagon diese Papiere erwähnt haben, machte sie vielleicht einer Meldung würdig. Aber das ist es eigentlich auch schon. Die Russen sind gewiss nicht so blöd, sich davon irreführen zu lassen. Auch ansonsten ist es eher uninteressant.

    In Artjomowsk (Bachmut) pfeifen die ukrainischen Okkupanten auf dem letzten Loch. Sie wurden vollständig aus dem Stadtzentrum vertrieben und halten nur noch wenige Blöcke östlich der Nord-Süd-Bahnlinie. Im Südwesten sind sie an die vierspurige Tschaikowskystrasse zurückgedrängt. Fragt sich, was sie überhaupt noch verteidigen. Selenskys Haltebefehl erinnert immer mehr an Adolf und Stalingrad.

    1. „Ich finde im Übrigen, dass dem Thema mit gleich 2 Artikeln zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde.“

      Genau.

      Aufmerksamkeitsmanagement eben.

      Und wen bitte soll man ignorieren – das wäre doch für einige schon viel zu viel der Zuwendung.

      Quatschtröten nehme ich grundsätzlich nicht wahr.

  6. Der Leak findet in den von mir konsumierten Kanälen nicht statt. Weder deutsch- noch englischsprachig. Die Leaks werden nicht besprochen und auch nicht diskutiert. Es gibt den Leak außerdem in mindestens zwei Versionen. In einer Version sind die Leaks prorussisch (also russische Verluste sind deutlich geringer), die andere Version ist proukranisch. Diskutiert wird der Leak scheinbar ausschließlich im proukrainischen Westen.

    Natürlich bin ich nicht der Nabel der Welt und natürlich befinde ich mich in einer Blase. Aber aus meiner Sicht gibt es keinen Leak, sondern einfach nur ein weiteres Stück westlicher Propaganda / Strategischer Kommunikation.

  7. Wie die Mitteilung von erreichten Punktzahlen in einem Quiz: „Gucke, Mutti, ich hab Kack gemacht.“ Genau auf einem solchen geistlosen Level bewegen sich Mitteilungen darüber, welche Seite mehr Soldaten abgeschlachtet hat. Angeblich, um „Stärke“ oder „Überlegenheit“ zu demonstrieren. Tatsächlich wird nur Irresein offenbart. Wie wäre es denn noch mit dpm (deads-per-minute) als Maßeinheit? Und ein paar hübschen Diagrammen?

    Das Bild vor Beginn des Artikels sieht wie ein Fernsehprogramm aus. Heute im Angebot: Splatter und Splash. Gleich im Anschluss an die Tagesfakes.

    BILD interviewt die Toten: „Wie fühlen Sie sich denn so, da Sie den Score Ihres Landes um einen Punkt erhöht haben?“

    Unter den Tieren ist der homo „sapiens“ nicht nur der Lügenbaron (Hauptcharakteristikum dieser Spezies), sondern auch der mitleidloseste Geselle, da sind ja selbst Haie herziger.

    Egal.

    Punkt ist: Was gehen „uns“ die Interessen der USA an? Weshalb sollten „wir“ doppelt so viel arbeiten, für die Hälfte des Lohns? Damit all das Erwirtschaftete in die Taschen von US-Milliardären fließt? Damit sich die hiesig herrschenden US-Bücklinge fette Pensionen sichern können? Sich die Zwangsgeld eintreibenden Medien die Taschen mehr als füllen können? Blanke Habgier kriegdslüsterner Strauchdiebe tobt durchs Land.

    100 Milliarden „Sondervermögen“ für Rüstung? Dazu noch 2 % des BIP jährlich für Rüstung. Ok, warum nicht, wenn das dem Volk zugute kommt. Kommt es aber nicht. Stattdessen werden potentielle Kriegsgegner (oder deren Banden) mit Waffen beliefert.

    An erster Stelle hat doch wohl das eigene Volk zu stehen, das Volk, dass dies alles zu erwirtschaften gezwungen wird. Sind „wir“ freie Bürger oder Sklaven?

    Nun denn, dann her mit den Waffen. Liefert erst einmal Waffen an das eigene Volk, damit es sich verteidigen kann. Pi mal Daumen: Ein Panzer pro Mehrparteienwohnhaus, ein Maschinengewehr für den Hausmeister und ein Gewehr, eine Pistole sowie umfangreiche Munition pro Bewohner. Nur mal so als erster Vorschlag. Wenn die gesamte Bevölkerung hier ausreichend bewaffnet ist, dann kann man über Waffenlieferungen an andere sprechen, nicht eher.

    Bezogen auf die Frage, ob diese Leaks Fakes sind: Es ist doch allgemein bekannt, dass das weiße Haus durch Unterwanderung von Russen bereits seit langem übernommen wurde, ähnlich dem Kreml, indem nur noch CIA-Spezialisten tagen. Der sogenannte „Ukraine-Krieg“ ist nichts anderes als eine „False-Flag“-Operation des von Russland gesteuerten weißen Hauses, die vom CIA gesteuerten Kreml mit einer „Spezialoperation“ gekontert wurde.

    Und da die hierzulande irrlichternde „Organisation Gehlen“ nicht mehr weiß, wem sie zuerst gehorchen soll, dient sie sich halt den alten Kumpels in der Ukraine an. Das ist Politik. So geht Demokratie.

    1. Das die Zahlen der Toten Kämpfer*Innen nicht stimmen können, liegt an den Black Helicopter’s diese sammeln alle Totenkörper nach den Schlachten ein!

  8. Wie man liest, sollen es insgesamt bis zu einer halben Million Gefallene sein, etwa zu gleichen Teilen Russen und Ukrainer.

    1. Es ist hier nicht so wichtig wie man liest, sondern eher wo man liest.
      Aber derzeit ist es nicht wirklich möglich Information und Propaganda auseinander zu halten.

    2. Ja, klar!

      Die Russen haben in diesem klassischen Artillerie-Krieg zwar die 7-10-fache Feuerüberlegenheit, auf ADSB-Flightradars sieht man seit Monaten, wie die USA in ganz Europa und Nahost (z.B. UK, Norwegen, Spanien, Sizilien, Zypern, Israel, Quatar, VAE) die Munition zusammensuchen und mit hohem logistischen Aufwand nach Ostpolen und Rumänien fliegen, aber die Russen haben genau so hohe Verluste wie das US-Kanonenfutter.

      Ist doch logisch!

  9. Natürlich waren da wieder Putins Trolle, Inspektor Cluseau und Mister Bean, am Werk, dieses Mal mit einem Meisterstück. Besser als bei Skripal und Nawalny. Sie schmuggelten schon falsche Zahlen in das Originaldokument ein.
    Hatten sie gar auch einen Tauchkurs belegt?

    1. Was ist eigentlich aus der Xerox-Lücke geworden?
      https://www.dkriesel.com/blog/2013/0802_xerox-workcentres_are_switching_written_numbers_when_scanning
      Damals 2013 ging es darum das gewisse Xerox-Scanner Zahlen von Papierdokumenten falsch übertragen. Diese Papierdokumente hier wurden wahrscheinlich mit einer Digitalkamera abfotografiert. Könnte es denn nicht sein das die Kamera bei der Übertragung Mist gebaut hat (wie die Scanner damals) und während sich hier alle die Köpfe heißreden wer mit welchen Interessen die Zahlen manipuliert hat liegt schlicht und einfach ein technisches Problem bei der Übertragung vor?

  10. OT: Die todessehnsüchtigen Bandera-Clowns haben in der Times uk. bestätigt, dass sie im Oktober 2022 einen Großangriff mit 600 Mann auf das Kernkraftwerk Zaporischschja starteten und abgeschlagen wurden. Die deutsche staatliche und private Kriegstreiberpresse hatte auch zu diesem wahnsinnigen Unterfangen der ukrainischen Faschisten gepflegt, damals bis heute, seine imperiale Kriegsfresse gehalten.

    https://www.pravda.com.ua/news/2023/04/8/7397000/

  11. Damit wird die Aussage, wir sind nicht am Krieg beteiligt, widerlegt.
    Das heißt, das die USA/NATO+Partner einen Krieg gegen Russland führen und bestätigt Russlands Vorwürfe.

    „Ex-Berater Arestowitsch: Die Ukraine braucht einen neuen Präsidenten, weil Selenskij Korruption nicht besiegt hat…“ (Quelle rtde liveticker)

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