Auf der Suche nach dem verlorenen Subjekt

Bild: Pikist.com

Die Macht der Kulturindustrie

Haben Sie heute schon ihr „Work Out“-Programm absolviert, ihren Facebook-Account bedient und diverse Posts gelikt? Natürlich auch die neuesten Tweets auf X gelesen, geteilt oder abgelehnt, ihre Mails beantwortet und ihre Atemübungen gemacht? Wenn nein, sind Sie völlig ungeeignet für den modernen, flexiblen und disruptiven Kapitalismus.

Schon die Kritische Theorie erkannte, dass der damals so bezeichnete Spätkapitalismus hinter den Werkstoren nicht halt macht. Zu groß ist sein Bedürfnis und Drang, das Individuum ganz in Besitz zu nehmen.

Das versucht(e) er zum einen durch Konsumterror (Marcuse), der die Individuen zu Anhängseln der Güter macht. Zum anderen mit der gewaltigen, alles ergreifenden Kulturindustrie (Adorno/Horkheimer), die mit ihren Produktionen, vor allem der Filmindustrie, nicht nur Stars und Sternchen produziert, denen man nacheifern soll. Vielmehr bestätigt sie noch im vermeintlich emanzipatorischsten Script im Happy End doch nur die bestehenden Verhältnisse. Die als naturgesetzlich vermittelt werden. Die Reproduktionssphäre wurde zur verlängerten Werkbank. Die vom Konsumenten vorgeblich herbeigesehnte Berieselung zur Anstrengung.

Gegenüber heute nimmt sich das harmlos aus. Die zutreffenden Analysen der großen Denker wurden inzwischen weit übertroffen, sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Welt der (un)freien Zeit.

„It’s the economy, stupid!” Mit diesem Wahlkampf-Slogan gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahlen.  Das neoliberale Paradigma der kommenden Epoche brachte es auf den Punkt. Die Globalisierung nach dem Zusammenbruch des sogenannten „realen Sozialismus“, der es nicht mal schaffte, eine schlechte Kopie des Kapitalismus zu sein, beschleunigte den Prozess.

Das Humankapital, ein Begriff, der nichts mehr verschleierte, konnte nun ungebremst genutzt werden. Billige Lohnarbeit in den Emerging Märkten, Konkurrenzdruck und freier Welthandel, pulverisierten die letzten fordistischen „Ketten“. Das Ganze wurde mit dem sich entwickelnden Internet zum Turbo des neuen Kapitalismus, der selbst qualifizierte Arbeit des indischen Programmierers heutzutage auf diversen Online-Plattformen billig buchen kann.

Aber nicht nur die Ökonomie wurde revolutioniert. Auch das Individuum, das Subjekt, wurde in der sich veränderten Kulturindustrie universell erobert. Der Philosoph Byung-Chul Han nennt diese neuen Machttechniken Psychopolitik. „Big Data kündigt das Ende der Person und des freien Willens an.“ Nun lässt sich trefflich streiten, ob es „den freien Willen“ in der Geschichte der Klassengesellschaften jemals gab. Eher wohl nicht. Aber noch nie war die Herrschaft der politischen Ökonomie, ob staatskapitalistisch wie in China oder neoliberal wie in den angelsächsischen Gesellschaften, so universell und individuell zugleich.

Die sogenannte Individualisierung und Freiheit, die der Neoliberalismus versprochen hatte, führte zwar einerseits tatsächlich zu mehr Handlungsoptionen der Individuen und zerriss zugleich die klassischen Kollektivstrukturen wie Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und Vereine. Zugleich isolierte er das Individuum. Wie Monaden kleben die „befreiten“ Individuen“ an ihren Handys, Laptops etc. Die neue „smarte Kraft“ führt sie im endlosen Raum der digitalen Welten. Google weiß mehr über uns als unseren Freund*innen und Partner*innen. Unser Smartphone wird zu einer kleinen Folterkammer, in der wir uns selbst entblößen in den diversen Kammern von Facebook, Tik-Tok, Instagram etc. Dort erhalten wir unsere Gratifikationen, unsere Likes und Followers. Es scheint wie ein Spiel, das süchtig macht. Am Ende gewinnt wie immer die Bank.

Manche Kolumnisten machen deshalb das Internet für die zunehmende Aggression und Verrohung verantwortlich. Das ist sicher nicht falsch, aber zugleich nur die halbe Wahrheit. Natürlich tragen die Bilder, Filme, Fotos, neuerdings noch fälschbar mit KI, zur Propaganda und Lüge bei. Natürlich sind sie ungefilterte Emotionsgeschosse, die aufwiegeln oder agitieren. Das erleben wir gerade im Nahost-Konflikt in Realtime.

Zugleich sind die neuen Medien nicht an sich dafür verantwortlich. Hinter ihnen stehen Konzerne wie Meta, Google oder Amazon. Die nicht kontrolliert und reguliert werden. Der von Kulturpessimisten herbeigesehnte Maschinensturm wird sie nicht aufhalten und nichts verbessern oder verändern.

Längst hat der moderne Kapitalismus erkannt, dass seine dauerhaften Krisen und die Echoräume der sozialen Medien die Individuen zugleich überfordern und übersättigen. Auch daraus lässt sich ein Geschäft machen, das sich nun „Heiling“ nennt. Das reicht vom Achtsamkeitsworkshop im Unternehmen bis zum Yoga-Wochenende in der Natur. Vom Coaching bis zum Stressmanagement oder der Burnout-Prävention. Für sich genommen Instrumente, die verbessern können. Und zugleich elegante Ablenkungsmanöver, die die Krisen und Probleme dem Einzelnen überweisen. Kritisches Hinterfragen der gesellschaftlichen Verhältnisse erübrigt sich damit schnell.

Das klassische Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ kommt im modernen Gewand und rät zur Gelassenheit in Zeiten der multiplen Krisen. „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“, schreibt der Theologe und Philosoph Niebuhr.

Da steckt viel Wahrheit drin. Und ist zugleich billiger Trost. Denn er unterstellt insgeheim, dass die Dinge nicht zu ändern sind. Was nachweislich falsch ist. Natürlich könnte die Menschheit einen anderen Umgang mit sich und der geschundenen Natur organisieren, Herrschaftsverhältnisse (hier benötigt man in den meisten Fällen tatsächlich kein Gendern) überwinden und in einer Technik-Natur-Allianz, wie sie Bloch einst im Prinzip Hoffnung forderte, eine ganz andere Gesellschaft ermöglichen.

Doch die Verhältnisse sprechen aktuell nicht dafür, dass dies möglich ist. Eher ist davon auszugehen, dass die Psycho- und Bio-Politik sich vertieft, fortsetzt und zeitgleich die Militarisierung der Gesellschaften zunimmt. Innere Immigration ist hierbei die gleiche Sackgasse, wie ein revolutionärer Aktivismus, der meint, voluntaristisch umstürzen zu können. Man erinnert sich tröstlich an Heiner Müller und sein kurz vor dem Untergang der DDR formuliertes Bonmot: „So wie es bleibt, ist es nicht.“

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24 Kommentare

  1. „So wie es bleibt, ist es nicht“

    Darum wird heute (Feiertag!) an der Selbstoptimierung gearbeitet, wie meinte mein Bruder gestern am Telefon, bald sind wir in den Sechzigern, und mit Siebzig können wir dann endlich unserem eigenen Körper beim Verrotten zusehen!

  2. Mal als positiver Ausblick der sehr schön beschriebenen Aspekte (von einem Coach mit Fachgebiet Resilienz);o):
    Durch die Überforderung mit der immer schneller, immer unverbindlicher und immer weniger vertrauenswürdigen Informationsflut wird es eine Renaissance des Analogen geben.
    Inzwischen sind selbst Bilder und Videos nicht mehr verlässlich. Profile schon gar nicht, das Gros an Information ebenfalls nicht. Es besteht nicht mal mehr Einigkeit über messbare Größen. Die Zeit, alles selbst zu prüfen hat niemand in ausreichendem Maße. Beinahe alles wird zur Glaubensfrage, je nach Intellekt in unterschiedlichen Sphären, aber letztlich Glaubensfrage. Spätestens, wenn es um Interpretation geht.
    Ein großes Problem dabei: was Du nicht verstehst, kann sehr dumm oder sehr schlau sein, weil alles, was über Deinen Verstand geht, dir eben nicht schlau vorkommt, weil Du es nicht verstehst.
    Wir Menschen werden zurückgeworfen auf das, was wahr ist, was sich fühlen und unmittelbar erleben und erkennen lässt. Dazu ist unsere Jahrtausende alte Programmierung ideal. Weniger ideal ist sie für mittelbar Erleb- und Erkennbares. Das Streben nach immer größeren Systemen wird zunehmend als Irrweg erkannt, weil uns die Komplexität vieler Systeme insgesamt schlicht überfordert.
    Und velen Menschen geht inzwischen mehr oder weniger intensiv auf, dass remote nur eine Scheinbefriedigung unserer psychologischen Bedürfnisse, unseres evolutionären Erbes von Kooperation und Gemeinschaft möglich ist. Die Defizite werden auch Dank der im Artikel beschriebenen Aspekte immer spürbarer.
    All die verzweifelten, mit Vehemenz gelebten Strömungen, sehr schön bei der “woken” Bewegung zu sehen, die immer kleinere Untergruppen bilden, sind klarer Ausdruck dessen. Es ist ein verzweifelter Versuch, die nicht konkret identifizierten, aber sehr stark empfundenen, Defizite auf eine Weise auszugleichen, die die wahren Ursachen dieser Defizite unangetastet lässt.
    Doch auch das ist nur eine Phase, wie die frühe Pubertät eine Individuums, mit der man die Entwicklungsstufe der Menschheit aktuell vielleicht am Besten vergleichen kann.
    Vielleicht ist es schlicht notwendig, erst viele Irrwege zu Ende zu gehen.
    Letztendlich wird immer mehr Menschen aufgehen, dass es nicht das Individuum und die umgebende Gesellschaft gibt. Sondern dass jeder Gesellschaft ist, nämlich für alle anderen. Und dass die Welt die Summe unser aller Verhalten ist. Wenn sich immer mehr Menschen unmittelbar füreinander einsetzen, wer sollte sie aufhalten? Tatsächliches Erwachen lässt sich nicht wieder einfangen.
    Daher mal als Apell: Du baust in jedem Fall am Gebäude der Welt mit, das ist unvermeidlich. Und egal wie klein Dein Beitrag ist, Du kannst bestimmen, ob Dein Teil ein heller, schöner, ästhetischer Teil wird, oder ein düsterer, harter, unangenehmer. Wir bauen alle gemeinsam daran, was wir “die Welt” oder “die Gesellschaft” nennen.
    Denn nicht nur ist jeder SEINES Glückes Schmied, sondern auch der des Glückes aller anderen.
    Ich sehe täglich, dass das immer mehr Menschen aufgeht. Und wenn ein Licht das andere anzündet, dann wird es exponentiell….
    Man kann die Welt nicht als Ganzes retten. Nur als Summe aus vielen kleinen Rettungen der Individuen untereinander. Machst du schon mit?

    1. “Ich sehe täglich, dass das immer mehr Menschen aufgeht. Und wenn ein Licht das andere anzündet, dann wird es exponentiell….”

      Ich sehe wachsene Unzufriedenheit und zunehmenden Frust.
      Beides kanalisiert sich ebenso zunehmend konservativ bis rechtskonservativ bzw. manifestiert sich (zB klimakapitalistisch) Identitätär bzw. ideologisch.
      Ein Bewusstsein über die Unterscheidung eines freien Individuums in freien Gesellschaften im Gegensatz zu herrschenden neoliberalen atomisierten Zweckgemeinschaften, in denen man sich lediglich frei fühlt, ist definitiv nicht vorhanden.
      Linke Spurenelemente lösen sich dazu parallel gerade vollständig auf.

      1. Ja, Chefkoch, eine Hinwendung zu konservativen Umgang mit Frust und die Kanalisierung in Ausgrenzung ist allenthalben zu beobachten. Auch das ist eine notwendige Zwischenstufe.

        Doch jeder, dem klar wird, dass das eigene Glück auch vom Glück der anderen abhängt, ist einer mehr.
        Und die Phase der Hinwendung zu Identitärem oder erzkonservativem oder woke-pseudolinkem Gedankengut bringt all diese Menschen der Möglichkeit näher, einzusehen, dass das eben AUCH nicht der Weg zu mehr Glück ist.

        Und im Ernst: wenn wir beginnen, zu versuchen, den Standpunkt der anderen einzunehmen, statt diese auf unseren ziehen zu wollen, was wird dann passieren? Menschen, die sich verstanden fühlen, wollen ebenfalls verstehen. Dagegen kann kein neoliberalen Geschwafel mehr ankommen, weil die Folgen dann praktisch und nicht theoretisch wirken.

    2. @ T.h.omas
      Auf deine Frage: Machst du schon mit?
      Ja, schon eine ganze Weile und seit dem, hat sich meine “Kleine Welt” um mich herum bereits um 180 Grad
      gedreht. Alle negativen Menschen haben sich ganz von selbst von mir verabschiedet und es passieren fast
      täglich neue fazinierende, positive Dinge um mich herum.

      Danke für die schöne Beschreibung

      1. Oh wie schön liebe Zauberfee.

        Faszinierend in der Tat, wie sich die Welt und das eigene Erleben ändern können, wenn man das Wohl der anderen seinem eigenen gleichsetzt.

        Danke für dir Rückmeldung und die Blumen.

  3. Den individuellen “freien Willen” gibt es durchaus, denn andernfalls wäre z.B. das StGB obsolet, da niemand für sein Handeln verantwortlich wäre.

    Darüber hinaus wäre diese Annahme das absolute Armageddon, da der Mensch für sich stets begehrt und in Anspruch nimmt, als einzige Kreatur über Geist zu verfügen.

    Sich nun freiwillig und gerne einem “Diktat der jeweiligen Zeit” zu unterwerfen, ist schlicht darin begründet, dass das Gros diesem Diktat erst Leben einhauchte und freiwillig dem eigenen Nachwuchs den Weg weist. Was also soll zu erwarten sein, wenn die Geschichte seit tausenden von Jahren eine Endlosspirale des ewig gleichen Musters ist?🥱

    “Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Resultate erwartet.”☝️

    1. “Den individuellen „freien Willen“ gibt es durchaus, denn andernfalls wäre z.B. das StGB obsolet, da niemand für sein Handeln verantwortlich wäre.”

      Wie “frei” ist der Wille des Menschen – als Ensemble der Kap. Gesellschaft – wenn sich die Moral als in Form gegossenes GG auf die FDGO beruft.

      1. Über eine notwendige und unabdingbare “Moral” zu diskutieren, ist überflüssig, da sich der Mensch ohne diese längst und konsequent den Garaus gemacht hätte.
        Und zwar jeder gegen jeden!

        Der Bezugspunkt war jedoch der obige Artikel mit Anlehnung an Konsum/Medien etc.
        Kein/e System/Macht vollbringt das Kunststück, den Homo Sapiens 24/7 zu Sklaven von etwas zu machen, wenn nicht die freie Entscheidung getroffen wurde, Leben und Hirn freiwillig zu delegieren.
        Dumm nur, wenn dadurch ab einem Zeitpunkt X das Individuum die Hoheit über sich selbst verloren hat. Glücklicherweise wird es dann aber nicht mehr bemerkt!🤯

  4. Jeder Mensch entscheidet für sich wie er leben möchte und kann sich auch nicht aus der Verantwortung der eigenen Lebensentscheidungen herausreden, auch wenn dies sehr populär ist. Es ist ein absurder Irrglaube es gäbe ein ominöses System welches sich gegen den Menschen richtet, in Summe sind die Menschen das System. Wem es nicht gefällt wie die anderen leben, der wählt seinen eigenen Rhythmus.

    1. Bis zu einem gewissen Grad mag das stimmen, aber “das System” macht schon Vorgaben, direkte oder auch indirekte, die nicht gleich als solche erkennbar sind und die sich auch nicht “schmieden” lassen oder nur unter schier unmenschlichem Kraftaufwand. Nicht zu vergessen: Glück, Karma, Gott, Zufall, oder wie man es auch nennen will, spielen auch mit, und das nicht unerheblich.

      1. @ AeaP:

        Natürlich werden Menschen durch die gesellschaftliche Struktur geprägt in die sie hineingeboren werden, dennoch gibt es immer jene die anders sind, die Exzentriker, die Einzelgänger, die in welcher Form auch immer nonkonformen. Leben heißt aber auch Entwicklung. Da unterscheiden sich vielleicht die Entfaltungsmöglichkeiten, aber keiner wird gezwungen in seiner eigenen Entwicklung stehen zu bleiben. Genauso wenig wie niemand gezwungen wird sich an einem Mob zu beteiligen., der sich gegen eine andersartige Person richtet. 😏

        Jedenfalls besteht die prägende Gesellschaft aus Menschen. Daher ist es falsch zu sagen, hier sind die Menschen, dort ist das “System”. Jene Menschen bilden die Gesellschaft, ergo das System. Auch wenn ich mit diesem Systembegriff absolut nichts anfangen kann, läuft immer irgendwie auf irgendwas mit Illuminaten hinaus, nicht meine Sorte Tee.

        1. Ich weiß, dass du von Marxisten nichts hältst, aber das nennt sich Dialektik. “Das Sein bestimmt das Bewusstsein und das Bewusstsein das Sein.” Die Menschen werden in ein System geboren und beeinflussen das System und umgekehrt. Wenn man das so sieht, sind keine Illuminaten von Nöten.

  5. Ja das mag ja sein wenn es darum geht ob blau oder rot die nächste Modefarbe ist. Aber wenn es um Grundsatzfragen geht da läßt das Imperum nicht mit sich reden: Ob Grenada (Invasion 40 Jahre her) oder Chile (Installierung eines Faschistischen Dikators 50 Jahre her) im Zweifelsfall arbeit “das System” gegen die Interessen der Menschen.

  6. Moin

    “Nun lässt sich trefflich streiten, ob es „den freien Willen“ in der Geschichte der Klassengesellschaften jemals gab. Eher wohl nicht.”

    Dieser Ansatz ist schlicht falsch.
    Freie Entfaltung oder ‘Willensfreiheit’ in Abrede stellen zu wollen ist denken zwischen Tapete und Wand.

    ‘Freier Wille’ entfaltet sich grundsätzlich innerhalb zweier Rahmen, dem persönlichem und dem gesellschaftlichem, wobei der persönliche vollständig innerhalb des gesellschaftlichen liegen kann oder es nur minimale Schnittmengen in Teilaspekten gibt, was immer vom Entwicklungsstand der Persönlichkeit bedingt wird und da kann eine Persönlichkeit mit multiplen, sprich die Summe gesellschaftlicher und persönlicher, Einschränkungen dann halt nur zwischen Flug- oder Schiffsmodellbau wählen.

    Gruß

    Edit sagt, schreib die Binse, das jedes Handeln Konsequenzen hat, besser dazu.

  7. “Natürlich könnte die Menschheit einen anderen Umgang mit sich und der geschundenen Natur organisieren, Herrschaftsverhältnisse (hier benötigt man in den meisten Fällen tatsächlich kein Gendern) überwinden und in einer Technik-Natur-Allianz, wie sie Bloch einst im Prinzip Hoffnung forderte, eine ganz andere Gesellschaft ermöglichen.”
    Möglicherweise habe ich das mit dem Prinzip Hoffnung anders verstanden: Das Prinzip Hoffnung trägt die Menschen auch dann, wenn ein beglückendes Ende nicht absehbar ist. Das Prinzip beinhaltet keine Gewissheit hinsichtlich der Qualität einer zukünftigen realen Umsetzung praktischer Vorschläge. Hoffnung hat einen jenseitigen Charakter, auch wenn man den religiösen Akzent für sich persönlich ausschließt.

    1. @Christa Meist
      “Das Prinzip Hoffnung trägt die Menschen auch dann, wenn ein beglückendes Ende nicht absehbar ist.”

      Jetzt aber müssen wir erstmal kriegstüchtig werden, das hat Vorrang! So Pistorius.
      Zuvor hatte er bereits gesagt: “Bis 2030 muss die Bundeswehr einsatzbereit sein.”

      Jetzt geht ihm auch das nicht mehr schnell genug und er will die Bevölkerung mental darauf vorbereiten.
      Er lässt zwar offen gegen wen er Krieg führen will aber es dürfte jedem klar sein wer der mutmaßliche Feind ist.
      Wir haben die Gefahr täglich vor Augen aber keiner will sie sehen. Da jeder Krieg mit einer Lüge beginnt wird wohl schon daran gearbeitet eine solche vorzubereiten.
      .
      Aber kommen wir zur Hoffnung

      Die Hoffnung auf bessere Zeiten wird sich nicht erfüllen wenn wir nicht handeln!
      Insofern tötet Hoffnung!

      Wie lange hoffen die Palistinenser auf einen eigenen Staat und auf Frieden?
      Wie lange hoffen Menschen auf der Welt auf ein besseres Leben um nicht verhungern zu müssen?
      Hat ihnen die Hoffnung genutzt?
      ———————————————————————————————————–
      Zitat:
      Verteidigungsminister fordert Mentalitätswechsel nicht nur bei der Bundeswehr und in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. Die müsse kriegstüchtig und wehrhaft werden.

      Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.
      https://www.telepolis.de/features/Boris-Pistorius-Gefahr-eines-Krieges-in-Europa-9348692.html
      ————————————————————————————————————
      Zitat:
      »Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners und ist ein Verräter.«

      Sylvain Timsit
      zit. nach A. Rieger * (S. 65)
      “Der Missbrauch des emotionalen Aspektes ist eine klassische Technik, um einen Kurzschluss in der rationalen Analyse und im kritischen Sinn des Einzelnen zu verursachen.” * (S.67)

      “Wichtiges Element der Manipulation besteht darin, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von wichtigen Problemen und Veränderungen abzulenken, die von den politischen und wirtschaftlichen Eliten entschieden werden durch Überschwemmung mit kontinuierlichen Ablenkungen unbedeutender Informationen.

      Offensichtlichstes Vorgehen ist es, über Fußball, Ergebnisse, Fouls, das Liebesleben prominenter Stars, Filmpreise bei der Berlinale etc. umfassend in den Medien zu informieren.

      Gleichzeitig wird die finanzielle Austrocknung im sozialen Wohnungsbau, in der Pflege, im Gesundheitswesen medial ignoriert oder die Probleme dort psychologisch individualisiert.
      * Quelle: Anne Rieger; Aktuelle Herrschaftstechniken, Marxistische Blätter 4/23 S. 62 – 68

      1. Ergänzung:
        Hoffnung ist die Mutter der Dummen. (Polnisches Sprichwort)

        Ein vernünftiger Mensch wird einer Hoffnung, die ins Wasser fiel, nie nachspringen. (Russisches Sprichwort)

        Hoffen und Wünschen und Sehnen, es ist nur leidige Krankheit. Wirfst du den Ballast ins Meer, segelst du sicher und froh. (Ferdinand Sauter)

      2. Hoffnung befreit nicht vom Handeln. Das wäre die Sichtweise der Herrschenden: Im Jenseits wird alles gut.
        Rationalität erwächst aus Erfahrung, nicht aus Belehrung. [Nach meinen unmaßgeblichen Erfahrungen als Lehrkraft für Menschen zwischen 6 und 16/max.18]. Sonst würde das Hochhalten des moralischen Wertes der Solidarität die Erscheinung des Streikbrechens verhindern, was aber nachweislich nicht der Fall ist.
        Ein paar Fluggis mit dem Demoaufruf für den 25, November habe ich ausgedruckt. Sie erreichen die Leute, die schon gemeinsam mit mir gegen den Sozialabbau unter Kohl und Schröder unterwegs waren. Für den Ostermarsch und gegen Kriege (Jugoslawien, Irak, Libyen… ) habe ich sie leider noch nie mobilisieren können. Vielleicht klappt´s ja dieses Mal.
        Warum es sich nach so vielen Kriegen unter den Menschen noch nicht herumgesprochen hat, dass Kriege nie “gewonnen” werden, sondern die Erschöpfung der Beteiligten sie beendet, weiß ich nicht. Nur auf die Propaganda schieben möchte ich es auch nicht, denn moralisiert und propagiert wird auch schon immer.
        Es gelingt derzeit den Herrschenden das Märchen aufrecht zu erhalten, seit 1949 habe “Europa” – wohlgemerkt das Europa ohne Russland – einen bald 80 Jahre währenden Frieden genossen.
        So, als habe es die westliche Welt über all die Jahre den anderen Staaten der Welt selbst überlassen, ihre Konflikte auszutragen. Sie mussten aber immer Mores lehren.
        Es scheint so zu sein, dass gegenwärtig sehr viele meiner Mitmenschen mit (sehr) jungen Kindern davon überzeugt sind, dass Kriege verhindert werden, indem man den Kindern im Sandkasten das Streiten wehrt, sobald böse Worte fallen oder Sand geworfen wird. So erziehe man bessere Menschen wird behauptet. Dabei ist das DIE Gelegenheit zu lernen, dass es weniger schmerzhaft, deshalb praktischer und sinnvoller ist, sich das Werkzeug zu teilen, statt es dem anderen zu entreißen. Einzige Voraussetzung: Erwachsene mischen sich nicht ein. Todesfälle unter Kindern, die sich im Sandkasten streiten sind sehr selten.

  8. Vor dem Internet haben Kolumnisten, das jeweils neue, seinerzeit das Fernsehen, als unverstandenes Medium, verantwortlich gemacht. Es liegt nahe, Medienschaffende, nicht das Medium selbst sind das Problem. Der Konsumterror, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Konsumpyschose skalierender (bigger-better-faster-moar) Individuuen, dessen einzige existenzielle Rechfertigung die Profitmaximierung und Dividenden gobal agiernder Konzerne sind. Lebe um zu arbyten, arbyte um zu leben. Verdiene Geld, um mit mehr Geld noch mehr Geld verdienen. Konsumiere um zu konsumieren.

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