Es war zu erwarten, dass sich die seit langem schwächelnde Konjunktur in Deutschland auch negativ auf die Eurozone auswirken würde. Die hohe Inflation und die Geldpolitik der EZB wirken weiter dämpfend auf die Konjunktur und dazu kommen große Unwägbarkeiten, die aus den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten rühren.
„Im Vergleich zum Vorquartal ist das saisonbereinigte BIP im dritten Quartal 2023 im Euroraum um 0,1% gesunken“, hat das EU-Statistikamt Eurostat vergangene Woche auf Grundlage vorläufiger Daten geschätzt. Damit befindet sich nach Deutschland nun auch die gesamte Wirtschaft in der Eurozone wie erwartet auf Rezessionskurs. Eurostat stellt fest, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der EU im zweiten Quartal 2023 noch „um 0,2% gestiegen“ war.
Richtig dramatisch hat sich die Lage zum Beispiel schon in Irland entwickelt. War die Wirtschaft auf der Insel noch im zweiten Quartal um 0,5 Prozent gewachsen, ist sie im dritten Quartal nach der Schnellschätzung sogar um 1,8 Prozent geschrumpft. Neu ist das nicht. Im ersten Quartal schrumpfte das BIP sogar um 2,6 Prozent und im Vorquartal um weitere 0,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Wirtschaftsleistung in Irland nun sogar schon um 4,7 Prozent geschrumpft. In Estland fiel das Minus schon 2,5 Prozent aus, in Österreich und Schweden schrumpfte das BIP um 1,2 Prozent und in Deutschland um 0,4 Prozent.
Faktisch befinden sich alle diese Länder schon in einer Rezession oder Stagflation. So nennt man die gefährliche Situation, wenn eine stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft mit gleichzeitig hoher Inflation zusammenfällt. Erwartet war diese Situation eigentlich für Großbritannien nach dem Brexit und dem Chaos, das die Konservativen mit absurden politischen und ökonomischen Entscheidungen provoziert hatten. Großbritannien hat sich allerdings aus dieser prekären Lage scheinbar schon wieder befreit. Unerwartet war die Wirtschaft schon im zweiten Quartal wieder leicht gewachsen.
Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die Wirtschaft im dritten Quartal entwickelt hat. Dazu hat das Statistikamt ONS noch keine Zahlen vorgelegt. Die bisher vorliegenden Zahlen sind durchwachsen. Allerdings zeigt sich in Großbritannien, dass die Zinspolitik der Notenbank an enge Grenzen stößt und als alleiniges Mittel zur Inflationsbekämpfung untauglich ist. Die Bank of England (BoE) hatte frühzeitig die Zinsen angehoben und den Leitzins in 14 aufeinander folgenden Zinsschritten auf eine Spanne zwischen 5,25 und 5,5 Prozent erhöht. So hoch war er seit 15 Jahren nicht mehr. Die Teuerungsrate war im Königreich allerdings im September mit 6,7 Prozent noch immer deutlich höher als im Euroraum mit 4,3 Prozent. Wie sich die Inflation auch angesichts der Zinspause entwickelt, welche auch die BoE in den letzten beiden Monaten eingelegt hat, bleibt auch abzuwarten.
Inflation hat zu Kaufkraftverlusten geführt
In Deutschland wurde zuletzt wieder eine leicht schrumpfende Wirtschaft registriert. Die Statistikbehörde Destatis stellte fest: „Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2023 gegenüber dem 2. Quartal 2023 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – leicht um 0,1 % gesunken.“ Offiziell ist Deutschland damit nicht in der Rezession, da für das 2. Quartal die Wirtschaftsleistung revidiert wurde. Nun sei sie „geringfügig gewachsen (revidiert +0,1 %)“. Zuvor war eine Stagnation festgestellt worden. Allerdings sei hier auch folgendes angemerkt. Geht man von früheren Berechnungsmethoden bis 2014 aus, als illegale Geschäfte wie Drogen- und Tabakschmuggel noch nicht geschätzt in die BIP-Berechnung eingeflossen sind, wäre die Rezession klar und stärker.
Inzwischen musste der unglückliche Wirtschaftsminister und Kinderbuchautor Robert Habeck eingestehen, dass aus seinen absurden Prognosen nichts wurde und dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr schrumpfen wird. Die Frage ist nun, ob die Prognosen für das kommende Jahr eintreffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht bisher wie die Bundesregierung noch davon aus, dass das BIP 2024 um 1,3 Prozent wachsen werde. Auch Bundesbank‑Präsident Joachim Nagel erwartet für das kommende Jahr wieder ein Wachstum. „Für 2024 stehen die Vorzeichen besser. Es wird wieder Wachstum geben“, sagte Nagel in der ARD.
Interessant ist, dass er sich nicht traut, eine Hausnummer zu nennen. Deutschland sei nicht „der kranke Mann Europas“, fügte er an. Wichtig an dem Interview ist vor allem, was alles nicht gesagt und thematisiert wird, um keinen Schatten auf die wohl eher ohnehin triste Lage zu werfen. So stellt der Bundesbank-Präsident Nagel heraus, dass 2023 zwar „kein gutes Jahr“ sei, es sei aber „auch kein Jahr, in dem wir in einer harten Rezession unterwegs sein werden“.
Das wir in keine tiefe Rezession abrutschen, wird also schon als Erfolg in Frankfurt gewertet. Interessant ist die Aufzählung der Problemfelder. Er spricht zwar an, dass sich die Wirtschaft auch wegen steigender Zinsen verlangsamt hat. Das sieht er als „Teil des Prozesses, um auch die Inflation zurückzuführen“, meint er. „Wir haben strukturelle Themen im Bereich der Demografie. Sicherlich haben wir einiges zu tun, wenn es um die Digitalisierung dieses Landes gehen.“
Auf andere Problemfelder geht er schlicht nicht ein. Dass die „US-Wirtschaft überraschend schnell wächst“, wie sogar die Tagesschau titelte, zeigt aber an, dass es auch anders ginge. Die US-Notenbank FED hat die Leitzinsen wie die BoE sogar schon auf deutlich höhere Werte geschraubt als die EZB mit 4,5 Prozent. In den USA ist die Inflation im August schon auf 3,7 Prozent gefallen, während sie im Euroraum noch 4,3 Prozent betragen hatte. Die Wirtschaft in den USA profitiert eben auch davon, dass die Löhne deutlich stärker als hier gestiegen sind, nicht zuletzt in der Automobilindustrie, wo die Beschäftigten gegenüber den großen Unternehmen 33 Prozent Lohnzuwachs erstreikt haben. Kaufkraftzuwächse stützen die Konjunktur.
In Europa hat die Inflation bisher vor allem zu Kaufkraftverlusten geführt, welche die Konjunktur natürlich belasten. In Deutschland dürfen die Beschäftigten nach Ansicht von Experten froh sein, wenn sie im laufenden Jahr nicht erneut Reallohneinbußen hinnehmen müssen und „so einigermaßen plus-minus Null“ rauskommen. Das belastet eben die Konjunktur weiter, statt sie zu stützen. So ist es kein Wunder, wenn die Einzelhandelsumsätze immer weiter zurückgehen, zuletzt im September um 0,8 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um 4,3 Prozent.
Destatis stellt auch fest, dass die Preise für Haushaltsenergie „trotz Rückgängen weiterhin deutlich höher als 2020“ sind. Gegenüber dem Vorjahr lagen sie im September 6,3 Prozent höher als im Vorjahr. Der Vergleich zu 2020 macht deutlich, wohin viel Geld der Verbraucher abfließt. „Im September 2023 waren sie um 55,7 % höher als im Jahresdurchschnitt 2020.“ Es ist bekannt, dass sich hohe Energiepreise für Verbraucher, auch Lebensmittelpreise, nicht über die gestiegenen Kosten rechtfertigen lassen, sondern dass hier auch inflationstreibende „Gierflation“ im Spiel ist. Das materialisiert sich in Rekordgewinnen bei Unternehmen, wie gerade beim mit Staatsgeldern geretteten Energiekonzern Uniper, der in den ersten neun Monaten fast 10 Milliarden Euro Gewinne einfuhr.
Interessant ist auch, das mit Blick auf die USA vom „Gegenwind“ für die Wirtschaft gesprochen wird, da dort unter anderem auch die Hypothekenzinsen nach oben geschossen sind. In Deutschland und anderen Ländern ist das auch so. Mit gestiegenen Preisen für Baustoffen haben wir es längst mit einer Vollbremsung bei der Bautätigkeit zu tun. „Baugenehmigungen für Wohnungen im August 2023: -31,6 % gegenüber Vorjahresmonat“, titelte Destatis kürzlich.
Kriege stellen positive Diagnosen in Frage
Das alles sind eigentlich schon negative Vorzeichen genug, um in Frage zu stellen, ob die positiven Prognosen für 2024 tatsächlich eintreffen. Man darf so skeptisch sein, wie bei der absurd optimistischen Prognose der Bundesregierung im Frühjahr. Es ist durchaus möglich, dass die Rezession 2023 noch tiefer als erwartet geht und sich länger ins folgende Jahr ziehen könnte, als allgemein erwartet wird.
Und andere große Unsicherheitsfaktoren sind dabei noch gar nicht berücksichtigt, sie werden auch vom Bundesbank-Präsident Nagel nicht angesprochen. Zwar waren die Ölpreise in den letzten Wochen weitgehend stabil, nachdem sie zuvor deutlich gestiegen waren. Doch mit knapp 86 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist der Preis vergleichsweise hoch und weitere Preisschübe sind nicht ausgeschlossen, schließlich wird immer noch Krieg in der Ukraine geführt.
Wie sich Lage im Krieg Israels gegen Hamas entwickelt und sich dann wiederum auf die Energiepreise auswirkt, ist offen. Darauf geht Nagel mit keinem Wort ein, der allerdings eine „persönliche Betroffenheit“ über die „Terrorangriffe der Hamas“ und seine „Solidarität für Israel, für die Menschen, für die Opfer“ zum Ausdruck bringt. Über die dauernden Gaza-Bombardierungen mit inzwischen etwa 10.000 Toten, davon etwa die Hälfte Kinder, fällt kein Wort, auch ist man davon in der Bundesbank offensichtlich nicht betroffen.
Aus ökonomischer Sicht ist es allerdings beschämend, dass Nagel die Eskalationsgefahren, die daraus rühren, nicht erkennt oder nicht erkennen will, sowie die daraus rührenden möglichen Konsequenzen für die deutsche und europäische Wirtschaft. In dem Krieg kommen ständig mehr Ingredienzien hinzu, um sich zu einem „größeren Krieg im Nahen Osten“ auszuweiten. Dass ein Minister in Israel sogar schon darüber nachdenkt, Gaza mit einer Atombombe auszulöschen, macht das allerdings mehr als deutlich.
Bisher hält sich die Hisbollah im Libanon noch weitgehend zurück. Doch man kann die erste öffentliche Äußerung des Hisbollah-Chefs durchaus als Drohung vor einer weiteren Eskalation werten. Hassan Nasrallah hat das Massaker der Hamas vom 7. Oktober gefeiert und zudem vor einer „großen Schlacht“ an der libanesischen Front gewarnt. „Alle Optionen sind auf dem Tisch”, sagte Nasrallah. Eine Eskalation ist für ihn eine „realistische Möglichkeit“. Alles hänge davon ab, wie der Krieg im Gazastreifen weiter verlaufen werde.
Zu den schon ständig stattfindenden Auseinandersetzungen sagte der Hisbollah-Chef: „Manche mögen das, was an unserer Front passiert, als gemäßigt empfinden, aber wir werden uns nicht damit zufriedengeben.” Israel bombardiert immer wieder auch Ziele im Libanon, aber auch in Syrien – zum Beispiel Flughäfen –, weshalb sich der Krieg schnell regional ausweiten kann, mit unklaren Auswirkungen auf die Energiepreise. Ohnehin könnte mit der Hisbollah auch deren Schutzmacht Iran in den Konflikt einsteigen oder hineingezogen werden.
Dazu kommt natürlich auch die verfahrene Lage in der Ukraine. Der Krieg entwickelt sich immer mehr zum Stellungskrieg, in den immer neue Milliarden für Waffen und Munition gepumpt werden müssen. Das Geld muss auch in Deutschland an anderer Stelle eingespart werden, fließt ab, wird nicht hier in Zukunftsinvestitionen gesteckt und stützt ebenfalls die Konjunktur nicht. Auch das belastet die Wirtschaft schon jetzt und wird sich schädlich in der Zukunft auswirken. Aber auch das fällt natürlich bei der Bundesbank und der Bundesregierung unter den Tisch.
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Ach natürlich es liegt an “Unwägbarkeiten” und nicht an politisch gezielt erzeugten Zumutungen und Verteuerungen wie die fest geplante und damit erwartbare weitere Energieverteuerung durch die erhebliche Preiserhöhung der CO2 Ablassbriefe und die Mauterhöhungen die sich beide direkt auf Lebensmittelpreise und andere Nebensächlichkeiten auswirken werden.
EZB-Zinserhöhungslob ist ein Steckenpferd des Autors.
Er erwähnt zwar wieder die USA als Beispiel der erfolgreichen Zentralbankpolitik, vergisst aber deutlich zu erwähnen, dass dort zuerst die Wirtschaft boomte, dann die Lohnsteigerungen anstanden und die FED mittels Zinserhöhungen auf die Konjunkturbremse trat, um die Konsum-verursachte Inflation zu bremsen.
Dass es in Europa keinen Boom gab, sondern nur die Corona-Maßnahmen- und Sanktions-bedingten Teuerungen, so dass die EZB-Zinserhöhung nur zu einer zusätzliche Lähmung der Geschäftstätigkeiten geführt hat, stellt er nicht wirklich klar, sondern hüpft mit seinen Argumenten mal hier hin, mal dahin, mal in der Zeit zurück und dann wieder vor.
Etwas Volkswirtschaftchaos, aber ich bin guter Hoffnung, dass der Autor das noch sortiert bekommt.
Leider betreibt insbesondere Deutschland in der EU nach wie vor Politik gegen günstige Energie und die USA verkauft ihr teures LNG in die EU.
Der Wohlstand in entwickelten Ländern ist von Energie getragen. Wenn man die Energie verknappt, steigen die Preise und der Wohlstand nimmt ab. Eigentlich ganz einfach.
Eben, und der Wohlstand wird kontinuierlich abnehmen, infolge der Sanktionen gegen Russland und der neuen Abhängigkeit von den USA. Preissteigerungen durch CO2-Abgabe und Mauterhöhungen kommen hinzu. Und die hohen Zinsen würgen die Wirtschaft zusätzlich ab. Ich sehe auf lange Sicht keine Besserung.
Alles kein Problem, solange die Renditen steigen.
Und die steigen – sonst würde man hierzulande ganz andere Maßnahmen sehen, damit die Kasse wieder stimmt – und zwar mit höchster Priorität und ganz fix.
Die paar Unterlinge, die das alles erarbeiten und bezahlen müssen, kann man doch mit wirren Erklärungen abspeisen….
Der Nahostkonflikt ist für die EU nur ein Nebenkriegsplatz, deren Hauptproblem sind immer noch die Sanktionen gegen die Russische Föderation.
Die Hisbollah hat überhaupt keine Substanzen für ein echten Krieg gegen die Israelis. Ansonsten hätten die schon längst mit einen richtigen Kampfeinsatz begonnenen.
Aber wenn die Ukraine (Trojan Horse) in die Europäische Union kommt, hat Russland den Konflikt gewonnen und muß nur noch warten bis die EU an der Systematischen Korruption (Social Engineering) zerbricht.
Warten wir es ab, Unser Öl kommt woher?
Warum zahlen wir überhaupt für die Kriege der USA? Warum nehmen wir Millionen von kulturfremden Menschen auf von denen wir wissen, dass sie uns nichts Gutes bringen? Warum versorgen wir Leistungsverweigerer mit Geld und Sozialwohnungen? Und vor Allem warum wählen wir noch immer jene Politiker, die uns das Alles antun? Ja, es wird hart für uns kommen. Kaputtes Sozialsystem, explodierende Gewalt und bürgerkriegsähnliche Zustände. Warum? Weil wir bequem und manipulierbar sind.
frei nach Baerbock: …weil die USA es so wollen
sonst….
https://www.youtube.com/watch?v=bDmSg1MZ_co
natürlich sind die pöhsen Einwanderer schuld und nicht Konzerne, die Steuern hinterziehen, Gierflation betreiben…
Ein lesenswerter Artikel.
Allerdings scheint mir, dass bei den Ursachen der schwächelnden Konjunktur einiges nur wenig oder gar nicht genannt wird. Herr Streck führt zwar ganz richtig die Kaufkraftverluste der Privathaushalte an (Ursachen: Inflation und hohe Energiekosten), beschäftigt sich aber weniger mit der Situation der Unternehmen. Schließlich sind ja keinesfalls nur die Privathaushalte als Kunden zu betrachten.
Hier spielen die ebenfalls sehr hohen Energiekosten eine Rolle (z.B. für die Chemieindustrie), aber auch weggebrochene Handelskontakte mit Russland, gestiegene Preise für Rohmaterialien und Transport sowie vergleichsweise hohe Erzeugerkosten. Teils bremst auch der Fachkräftemangel die Wirtschaftsentwicklung.
Inwieweit die Unternehmenssteuern in Deutschland höher sind als im Ausland, wissen andere besser als ich. Gleichermaßen müssten andere beurteilen, ob die Lohnkosten sowie die Lohnnebenkosten in Deutschland verglichen mit dem Ausland eine hemmende Wirkung haben.
Dass die Situation in Nahost für die deutsche Konjunktur eine größere Rolle spielt, wage ich zu bezweifeln.
An sich sehe ich das genauso, nur die Lüge vom “Fachkräftemangel” erlebe ich in Realität am Arbeitsplatz und Höhe der Entlohnung grundsätzlich anders. Dabei muss ich nichtmal der abartigen Fehldefinition des VDI folgen bei der der “Fachkräftemangel” bei weniger als sieben geeigneten Bewerbern pro freie Stelle beginnt. Sobald Arbeitgeber anfangen, angeblich mangelnde Fachkräfte selber (nach)zu schulen, durch angemessene Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sowie aktives Abwerben aktiv anzuwerben oder sonstwie abseits inhaltsleeren Gejammers durch reale Massnahmen den angeblichen Mangel nachzuweisen gibt es keinen Fachkräftemangel.
@ Shalghar
Interessant! Da kennen Sie sich besser aus.
Einfach mal mit Menschen reden die solche Unzumutbarkeiten wie z.B. Lebensalter über 40/50 oder fehlende Fahrerlaubnis bei einer Arbeitsstelle in Fahrradentfernung ohne Reise/Montagetätigkeit aufweisen, wahlweise die Lohn und Arbeitssituation der heldenhaften Pflegekräfte mit Betroffenen diskutieren, mit Arbeitnehmern statt Lügenbeuteln reden und es ergibt sich in fast allen Bereichen das von mir geschilderte Bild. Wer es selber bequemer antesten möchte kann gern die üblichen Portale checken und dort zum Beispiel mal die Frage stellen warum normale Facharbeiterstellen über Jahre “unbesetzt” bleiben oder sich auf der dunklen Seite von LinkedIn und Co. also glassdoor.com oder kununu ansehen was Arbeitgeber tatsächlich über Jahre unverändert anbieten. Dazu eine Prise der mittlerweile flächendeckenden Unsitte, das Firmen darauf bestehen möglichst viele Bewerbungen zu sammeln obwohl nur wenige Stellen – wenn überhaupt eine- zu besetzen sind und das die innerbetriebliche Ausbildungsbereitschaft ausser bei erzwungener Pseudobildung wie Sicherheitsfirlefanz kaum stattfindet. Das vielschichtige Bild aus allen Teilinformationen zeigt nur in seltensten Fällen einen tatsächlichen Fachkräftemangel, vorwiegend bei sehr seltenen Nischenqualifikationen. Nichtmal da kann man tatsächliche Bemühungen der unter dem vorgeblichen “Mangel” leidenden Arbeitgeber sehen, aktiv an/abzuwerben oder Arbeitnehmer mit kleinen Mängeln wie Lebensalter oder Schuldenstand einzusetzen.
Komischerweise gibts auf keinem einzigen Jobportal Prioritätslisten, schon gar nicht auf dysfunktionalen Zumutungen mit fehlerhafter Suchfunktion wie Stepstone oder dem Onlineratespiel vom Jobcenter.
Mit der anstehenden Pleitewelle wird es ohnehin keinen Fachkräftemangel mehr geben, da wird mehr als zuviel Personal frei. Was nicht bedeutet das diese unbegründete Jammerei dann verstummt.
Kurz und knapp: Solange arbeitgeberseitig keine erkennbare Verhaltensanpassung sichtbar ist, die wirklich auf einen Mangel hindeutet (Lohn/Arbeitssituation attraktiver machen, aktiv selber (ab)werben, etc.)existiert kein Mangel. Man verzichtet ja noch nichtmal auf diese überbordenden Bewerbungsrituale also kann die behauptete Not sooo gross nicht sein.
ach die Wirtschaft, ausgerechnet Chemie, die drücken gerne auf die Tränendrüse. Dass dieser arme Konzern nur zuletzt ne halbe Milliarde Gewinn machte hat natürlich nichts mit absurden Sanktionen und Kriegen zu tun, die die Energiekosten hochtreiben und Absatzmärkte verschließen.
Der Herr Nagel als Bundesbank Präsident sich wortkarg gibt, ist ein Anzeichen das diese Institution nicht mehr unabhängig ist. Auch die daraus entstandene Fiskalpolitik kann demnach nicht mehr ein unabhängiges Korrektiv zur Politik sein. Wenn diese Annahme zutreffen sollte, ist diese Institution obsolet.
Das wiederum sollte bei jedem die Glocken läuten lassen.
Zu der selbst kreierten Rezession/Deflation/Inflation muss man einfach sich die letzten 5 Jahre vor Augen führen, um dann festzustellen, das erhebliche Situationen hätten vermieden werden können.
Nur wer nicht will, der leidet lieber und “immer wieder Sonntags, kommt die Erinnerung”…
Einige Dinge scheinen irgendwie nicht beruecksichtigt zu werden.
Zum einen hat die “Inflation” nichts mit der Geldmenge zu tun und fuer eine Inflation durch Ueberhitzung des Marktes und zu hohe Loehne gibt es in der Eurozone keinerlei Hinweise. Im Gegenteil, es wurde insbesondere von den Exportnationen seit Jahren eine sehr stark deflationaere Lohnpolitik betrieben.
Diese Preissteigerungen kommen von den Anbietern, weil sie es koennen. Sie verfuegen ueber die Marktmacht und nutzen diese aus. Gewinner sind ueberwiegend Energie- und Lebensmittelkonzerne. Wir naehern uns der Monopolstellung. In D gibt es nur noch 4 Lebensmittelkonzerne und die koennen die Preise diktieren.
Der Verweis auf die FED ist wenig hilfreich, weil die Eurozone ganz andere Probleme hat, als die USA. Waehrend in USA der Arbeitsmarkt nahe Vollbeschaeftigung ist, duempeln die Europaer in ganz anderen Sphaeren herum. Insbesondere der Sueden Europas hat sich nach der Finanzkrise nicht erholt und hat immer noch mit extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit zu tun. Was die EZB veranstaltet ist Gift fuer Europa / die Eurozone.
immer der gleiche Käse. die Geldmenge ist Ursache der Inflation. man kann nicht folgenlos Jahrzehnte die Geldmärkte fluten. deshalb geht sie mit steigenden Zinsen auch zurück, weil Geld abgesaugt wird. für deine steilen Thesen gibt es dagegen keine Belege
Man muss schon unterscheiden wohin das geflutete Geld fließt, in die produktive Wirtschaft oder verbleibt es im Finanzkreislauf und bläht dort lediglich die Aktienkurse und Immobilienwerte auf, wie das überwiegend seit der letzten Finanzkrise geschah. Das bedeutet normalerweise, dass das geflutete Geld Blasen bildet, die dann auch irgendwann wieder platzen, womit das Problem der Geldflutung gelöst wäre.
Die aktuelle Inflation wurde ausgelöst durch Lieferengpässe verursacht durch Blockade des Suezkanals, Corona in China aber auch durch politisch bedingte Verteuerung von Energie und Rohstoffen. Die zeitlichen Zusammenhänge sind eindeutig. Die vorherige Geldflutung dürfte keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Einen geringen Beitrag zur Inflation könnten aber die staatlichen Geldgeschenke während der Corona-Pandemie geleistet haben.
Och, wir haben nach der Finanzkrise die Maerkte geflutet und nicht mal die Zielinflation von damals noch 1.9% erreicht. Im Gegenteil, wir lagen weit darunter, weil eben die Exportnationen, angefuehrt von Deutschland, eine extrem deflationaere Lohnpolitik betrieben haben und die anderen Eurolaender mit Verzoegerung gefolgt sind. Gluecklicherweise hatten wir diese Verzoegerung, denn eine Deflation in der Eurozone haette ein Desaster nach sich gezogen.
Siehe hier die Grafikuebersicht zur Eurokrise.
https://www.maskenfall.de/wp-content/uploads/2019/11/nlsk-sum.svg_-860×490.png
Geldmenge bedeutet nicht unbedingt Kaufkraft und es ist die Kaufkraft, die letztlich die Preise antreiben kann, abhaengig davon, wie hoch die Produktmenge im Markt ist. Deswegen ist z.B. Kriegswirtschaft so gefaehrlich und kann u.U. inflationaer wirken. Es werden Unmengen an “Produkten” hergestellt fuer deren Produktion Loehne gezahlt werden, fuer die man aber zu wenig kaufen kann. Wer kauft schon Munition fuer den taeglichen Bedarf?
Was schon seit langem zurueckgeht sind die Erzeugerpreise, was sich natuerlich auf die Endpreise auswirken muss. In einigen Feldern, z.B. Energie und Lebensmittel, beobachten wir schlichte Monopolbildung. Sie koennen die Preise erheben, die sie wollen. Der Markt, der angeblich alles regelt, ist funktionsuntuechtig geworden. Die falsche Geldpolitik der EZB hat nichts damit zu tun.
keine Panik, aus der Rezession kommen wir doch locker wieder raus, wenn die Ukraine erst in der EU ist,
dann geht das BIP durch die Decke, ganz sicher….. schon allein bei diesem Anblick!
https://mf.b37mrtl.ru/deutsch/images/2023.11/article/654a23f5b480cc31d2476676.jpg
Lange bevor die Weissagung der Cree eintrifft, „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann”, wird der Wertewesten mit Erstaunen feststellen, dass diese Prophezeiung ein kapitalistisches Pendant hat.
Eine Ökonomie, die ausschließlich auf der militärischen Macht gründet die eigenen Finanzsysteme dem Rest der Welt zu oktroyieren ist spätestens mit dem Schwinden dieser Macht am Ende.
Nachteil einer Gläubiger-Ökonomie, ohne dicken Knüppel läuft nichts.
So, so, die britische Wirtschaft wächst? Etwa mit dem üblichen Bullshit gestiegener Aktienkurse? Versicherungen melden neue Rekordumsätze? Da muss die City aber ganz feste die Daumen drücken, dass der zweite Flugzeugträger nicht auch noch die Grätsche macht.
By the way, Saudi-Arabien, die Emirate und andere tatsächlich finanzkräftige Anleger verlassen den Euro- und Dollarraum mit 7-Meilen-Stiefeln.
Warum wohl haben die USA die Hälfte ihrer einsatzbereiten Streitkräfte zur See im mittleren Osten versammelt?
Als Abschreckung gegen die Hamas?
Mir stellt sich nur eine Frage: werden wir diesen Winter wieder in unseren Häusern und Wohnungen erfrieren?
phz
Nein, nein. nicht Gierflation ist Schuld….
Gierflation nun auch bei Lebensmitteln
https://www.telepolis.de/features/Gierflation-nun-auch-bei-Lebensmitteln-8980709.html