Anatomie eines politischen Überlebens

Benjamin Netanjahu. Screenshot von GPO-Video

Benjamin Netanjahu ist unhinterfragbar schuldig am und verantwortlich für den 7. Oktober. Wieso amtiert er noch an der Spitze Israels?

 

In den ersten Tagen nach dem israelischen Desaster am 7. Oktober mochte es so scheinen, als sei Benjamin Netanjahus politische Karriere an ihr Ende gelangt. Jedem war klar, dass er an der Spitze einer Regierung stand und somit verantwortlich zeichnete für die schlimmste Katastrophe, die dem Staat Israel seit seinem Bestehen, widerfahren ist. Regierung, Armee und Geheimdienste hatten total versagt, indem sie sich trotz mehrfach wahrgenommener Anzeichen der von der Hamas drohenden Gefahr infolge einer eklatanten Fehleinschätzung in Sicherheit wiegten.

Das Fiasko war enorm, zeitigte mithin einen immensen Schock an der politischen Spitze des Landes, die über Tage wie gelähmt schien, unfähig, das Nötigste zu unternehmen, um das Dringendste in den vom Unglück am meisten betroffenen israelischen Ortschaften um den Gazastreifen auch nur anzugehen, geschweige denn, zu bewältigen. Was akut geforderte Regierungsaufgabe hätte sein müssen, wurde wochenlang von spontan entstandenen zivilen Gruppen und Bewegungen übernommen.

Es konnte kein Zweifel bestehen, wer politisch schuld war am Debakel war. Denn nicht nur hatte Netanjahu und sein Umfeld am Katastrophentag selbst versagt, sondern er war es gewesen, der die Hamas (mit katarischem Geld) politisch wie militärisch über Jahre unterstützt hatte, weil er nach dem Impera-et-divide-Prinzip der Überzeugung war, dass er mit der Förderung der Hamas deren pälästinensischen Politgegner, die PLO, schwächte und in Schach zu halten vermochte. In der PLO sah er nämlich die potentielle “Gefahr” einer palästinensischen Bereitschaft zu Friedensverhandlungen mit Israel, die Natanjahu mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht zu verhindern trachtete.

Ein palästinensischer Staat durfte auf keinen Fall in die Welt kommen, und eine starke, erklärtermaßen friedensunwillige Hamas war für ihn die Garantie dafür. Auf sie konnte er sich verlassen – sie würde nicht nur selbst keine politische Lösung mit Israel eingehen, sondern auch dafür sorgen, dass die offizielle Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah erst gar nicht zum Zuge kommt.

Und weil er mit seiner Politik die Existenz der Hamas (trotz gelegentlicher Gewalteskalationen) letztlich festigte und sicherte, ging er davon aus, dass Hamas kein Interesse daran habe, Israel ernsthaft anzugreifen, bzw. dass sie durch Israels militärische Übermacht abgeschreckt sei. Wie sich am 7. Oktober erwies, war diese Politik aufs Katastrophalste gescheitert, was amtsverantwortlich vor allem auf Netanjahus Kappe ging. Nach dem 7. Oktober 2023 musste dies nachgerade jedem vernünftigen Israeli klar vor Augen liegen.

Und siehe da – siebeneinhalb Monate später steht Benjamin Netanjahu noch immer an Israels Regierungsspitze und scheint sich nach einer kurzen (medial verbreiteten) Schwächeperiode erholt zu haben. Wie ist das möglich? Die Gründe dafür seien hier dargelegt.

Erstens – Netanjahu hat sich nach den letzten Wahlen eine Regierungskoalition kreiert, die ihm nicht nur eine feste Mehrheit von 64 Knessetmitgliedern garantiert, sondern auch so strukturiert ist, dass die Partikularinteressen der einzelnen Koalitionsparteien ein dicht gestricktes Netz der Angewiesenheit aufeinander herstellt. Trotz gelegentlicher Drohgebärden würden sich weder die beiden orthodoxen Parteien noch die Schas-Partei oder die beiden nationalreligiösen Parteien einfallen lassen, die Koalition aufzulösen. Warum sollten sie auch? Zu solcher Macht, mithin zur Gelegenheit, die materiellen Ressourcen des Staates voll zu beherrschen (und sektorial maßlos zu plündern), würden sie in keiner anderen Regierungskonstellation gelangen können. Nicht zuletzt das ermöglicht es, messianischen Fundamentalisten und rassistischen Faschisten vom Schlage eines Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich so ruchlos perfide zu walten, wie sie es tun. Netanjahau ist von ihnen abhängig, aber sie auch von ihm.

Zweitens – In Israel besteht keine Opposition, die Benjamin Netanjahu gesinnungsmäßig etwas Substanzielles entgegenzuhalten vermag. Anwärter aus der Opposition, die sein Amt anstreben (etwa Benny Gantz oder Yair Lapid, aber auch andere aus seinem Umfeld wie Yoav Galant) zeichnen sich zwar darin aus, dass sie als Personen nicht so korrupt, weniger verlogen und im großen Ganzen als Menschen anständiger sind als er, aber ideologisch unterscheiden sie sich kaum von ihm. Wie er stehen sie für eine massive Fortsetzung des Krieges (bis zur “endgültigen Entscheidung”); wie er denken sie gar nicht daran, eine politische Lösung mit den Palästinensern anzuvisieren, geschweige denn, selbst eine solche zu initiieren. Den Elefanten im Raum der nahöstlichen Politik ignorieren sie nicht minder als er.

Drittens – Netanjahu hat bereits in den ersten Tagen der Katastrophe des 7. Oktober begonnen, die Schuld von sich abzuwälzen. Nicht nur hat er sich bis zum heutigen Tag (im Gegensatz zur Spitzen der Armee und der Geheimdienste) nicht zur Verantwortung für das Desaster bekannt, das während seiner Amtszeit geschah, sondern er begann, (sich der Propagandamechanismen in seinem Umfeld bedienend) das Militär zu beschuldigen und andere Gruppen und Bewegung mit Unterstellungen zu behaften.

Niemand in der israelischen Politlandschaft kann ihm auf diesem Gebiet der intriganten, skrupellos-populistischen Manipulationspraxis das Wasser reichen. Und er hat auch bemerkenswerten Erfolg damit. Die Minister seiner Koalition, besonders die aus seiner eigenen Partei, sind ihm, teils verblendet, teils aus Kalkül, “treu” ergeben. Niemand von ihnen würde sich trauen, ihn machtpolitisch herauszufordern. Im Gegenteil, auf geringsten Wink verbreiten sie mit Verve und Emphase seine ihnen diktierten politischen “Botschaften”.

Viertens – Obwohl Netanjahu von einem Teil der israelischen Bevölkerung verabscheut und seit dem von ihm zu Beginn von 2023 versuchten, (privat)interessegeleitet für eine “Justizreform” ausgegebenen Staatsstreich regelrecht gehasst wird, weiß er eine große, ihn teils anhimmelnde Anhängerschaft hinter sich. Es handelt sich um die sogenannten “Bibisten”.

Das Phänomen dieser zuweilen untertänigen Ergebenheit und Loyalität ist nicht einfach zu dekodieren. Denn nicht wenige dieser treuen Wähler entstammen den eher ärmlichen, sozial-ökonomisch benachteiligten Gesellschaftsschichten, die aber in dem reichen Multimillionär ihren “König” sehen. Gewiss ist, dass Netanjahu ihnen in unermüdlicher populistischer Manipulation einen Hass gegen alles, was ihm (also ihnen) entgegensteht, eingeprägt hat, allen voran gegen die von ihm als “Linke” Apostrophierten (die mitnichten wirkliche Linke zu sein brauchen – es geht um das Etikett) und – das ethnische Ressentiment aktivierend – gegen die “Aschkenasim”; viele seiner Anhänger und nicht wenige der von ihm nominierten Ministerinnen und Minister entstammen orientalischen Ethnien. Allgemein geht es gegen “die Eliten”, wie verschwommen dieser Begriff auch verwendet und suggestiv zirkuliert wird. Sozialpsychologisch handelt es sich um das Phänomen dessen, das man am effektivsten mit der (von Denkern der Frankfurter Schule seinerzeit erarbeiteten) Kategorie des “autoritären Charakters zu entschlüsseln hätte.

Fünftens – Netanjahu weiß sich durch den konsensuell grassierenden israelischen Militarismus (und den damit einhergehenden Chauvinismus) geschützt. Trotz des hohen Preises, den Israel mittlerweile für den sich immer mehr verlängernden Krieg zu zahlen hat (vom unsäglichen Preis, den die Palästinenser zu zahlen haben, ganz zu schweigen, um den sich freilich in Israel die wenigsten kümmern), darf Netanjahu seine herrschaftlichen Perfidien auf die Spitze treiben: Er hat es geschafft, “das Problem” der Entführten zu minimieren, ja sogar ihre vor Angst und Entsetzen gemarterten Angehörigen als Feinde seiner Kriegspolitik darzustellen. Das Versagen bei der Geiselbefreiung, die gleich nach dem 7. Oktober in einem Deal hätte vollzogen werden können, wird ihm von seinen Anhängern nachgesehen – es herrscht ja Krieg, und er hat ihn zu führen. Gleiches gilt auch für den Umgang der Regierung mit den im Süden und Norden des Landes Evakuierten, die nicht einmal eine noch so fahle Perspektive erbeten dürfen, wann sie zu ihren Wohnorten und Häusern werden zurückkehren können. Denn nicht nur weiß das Netanjahu selber nicht, sondern er kann sich unter den gegebenen Umständen leisten, sich “Larmoyanz” zu verbieten. So wie Netanjahu israelischen Medien kaum Interviews auf Hebräisch gewährt (ausländischen Medien, die sorgfältig ausgesucht werden, gibt er Interviews in englischer Sprache), so vermeidet er Zusammenkünfte mit den Angehörigen der von der Hamas gefangenen Geiseln und eben auch mit den Evakuierten im eigenen Land.

Es ist fraglich, ob Netanjahu heute (vorgezogene) Wahlen in Israel gewinnen könnte. Von den Medien erstellte Umfragen indizieren den Verlust der Herrschaft. Es gilt demnach, Wahlen zu vermeiden, daher die nutzlose Verlängerung des Krieges; solange der Krieg herrscht und israelische Soldaten (täglich) fallen, werden Krieg und Gefallene “geheiligt”. Und je länger der “geheiligte” Krieg andauert, desto mehr verblasst die konkrete Erinnerung an den 7. Oktober und an Netanjahus eklatante Schuld und Verantwortung. Genau darauf baut der Premier. Aus diesem Teufelskreis führt nichts heraus – außer (vielleicht) eine wirklich massive Protestwelle mit einem riesigen Demonstrantenkontingent. Aber die ist mit einer notwendigen kritischen Masse kaum zu erwarten – es herrscht ja Krieg.

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42 Kommentare

  1. In Bezug auf den 7.10.23 und dem “Nova-Festival” las ich irgendwo, dass dieses näher an die Grenze zu Gaza verlegt wurde. Stimmt das, oder war das nur ein Gerücht?

    1. Das stimmt wohl. Selbst Wikipedia sagt:
      “Das Festival wurde zwei Tage vor Beginn auf das Areal nördlich von Re’im an der Straße nach Be’eri verlegt, nachdem das ursprüngliche Gelände im Süden Israels ausgefallen war, der neue Standort wurde den Teilnehmern erst Stunden vor Veranstaltungsbeginn mitgeteilt.”

      1. Na, dann kommen da doch gewisse Verdachtsmomente auf, ob die Verlegung mit einem speziellen Hintergedanken geplant wurde….. schließlich erregt so ein Massaker unter Festivalbesuchern aus aller Herren Länder deutlich mehr Empörung und Betroffenheit, als wären es die üblichen Angriffe auf Siedler gewesen und es gab auch deutlich mehr Todesopfer.
        Ähnliche Verdachtsmomente gibt es ja auch bereits bei 9/11 und dem zeitgleich durchgeführten Luftabwehrmanöver der US, sowie dem verdächtigen “Tappen im Dunkeln” der US-Geheimdienste….

        1. Das Kalkül wäre dann so ähnlich wie das der Hamas. Die haben doch einkalkuliert, daß die israelische Armee nicht einfach zur Geiselbefreiung in den Gazastreifen befohlen werden würde von der Regierung Netanjahu, sondern daß die Gelegenheit zur Planierung genutzt werden würde. Mit den schrecklichen Fernseh- und Socialmedia-Bildern, die dann um die Welt gehen würden wenn palästinensche Kinder überrollt werden usw. um die Sache der Hamas zu befördern. Genauso wäre ein Baueropfer von so ein paar ungewaschenen Hippies denkbar um die Palästinenser endlichlos zu werden. Beide sind wirklich menschenverachtend. Dort gibt es keine Guten an der Macht.

  2. Moshe Zuckermann, vielen Dank für diese und auch Ihre anderen substanziellen Einschätzungen.
    Neben dem Konsum englischsprachiger israelischer Medien, deren Inhalt meist sehr widersprüchlich ausfällt, gibt es nur sehr wenige Möglichkeiten, sich über die Verfassung der israelischen Gesellschaft zu informieren, frei von Spin oder “Groupthink”. In all dem Schrecken und der Verzweiflung und Verlust der Empathie auf allen Seiten gibt es etwas Wichtiges, etwas Essentielles zu lernen, über Frieden.

  3. Es ist ein Westliches Syndrom der Hybris die glauben an ihre eigene Unfehlbarkeit. Selbst wenn das so Offensichtlich, wie bei der Ghara ist.

    Eine halbwegs Funktionierende Gesellschaft hätte die alle sofort aus ihren Ämtern entfernt. Oder ehrliche Politiker wären sofort zurück getreten statt Verantwortungen auf andere zu schieben.

    1. Ehrliche Politiker sind ein frommer Wunsch. Wenn überhaupt müssen die politischen Systeme so gestaltet werden ausgehend von im Zweifel unehrlichen Politkern, daß diese moglichst wenigg Macht bekommen und viel Kontrolle durch den Souverän unterliegen.

  4. Es wird durchaus ernsthaft diskutiert, ob der 7. Oktober samt seiner Vorgeschichte wirklich ein “Versagen” von Regierung, Armee und Geheimdiensten Israels war. Oder ob man dieses Ereignis geplant hatte, um den darauf folgenden Krieg um Gaza entfachen zu können.

    Wären sie (wieder mal) einfach so über Gaza hergefallen, hätte Israel sicher keine so große offizielle und inoffizielle “Sympathiewelle” erfahren, wie nach dem Angriff der Hamas. Und ein Gewinner stand von Anfang an fest: Netanjahu selbst! Hatte er vorher die Justiz an der Backe und konnte nicht sicher sein, das Jahr politisch zu überleben, sitzt er seitdem fester im Sattel als je zuvor.

    Das würde übrigens auch seinem Denken entsprechen, denn wie im Artikel erwähnt, hat Israel und da als Person Netanjahu selbst, die Hamas einst mit aufgebaut, um sie als Gegner der PLO (Fatah) und als ständige drohende Gefahr für Israel benutzen zu können. Und es paßt auch zu einer israelischen Doktrin, lieber die eigenen Leute (hier Geiseln) zu opfern, als auf Verhandlungen einzugehen. Die hat sogar einen Namen, den ich mir leider nicht gemerkt habe.

      1. Danke! Ja, die ist es!
        Danke.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Hannibal-Direktive

        Und genau davon sprachen viele wieder nach den ersten militärischen Aktionen der IDF gegen nach Israel eingedrungene Hamas-Kämpfer, bei denen offenbar viele israelische Bürger gleich mit umgebracht worden waren. Unvergessen auch Bilder von ausgebrannten PKW, die so krass zerstört waren, daß nur entsprechende Raketen von Hubschraubern der IDF als Ursache dafür in Frage kamen. Wer in den Autos gesessen hatte, war nicht nur im Nachhinein, sondern eben auch durch die angreifenden Hubschrauberbesatzungen nicht zu klären.

        Ich halte daher Berichte für glaubwürdig, wonach die Mehrzahl der israelischen Opfer dieser Tage nicht der Hamas, sondern der IDF zum Opfer fielen.

    1. @Elberadler
      ZITAT.
      “Es wird durchaus ernsthaft diskutiert, ob der 7. Oktober samt seiner Vorgeschichte wirklich ein „Versagen“ von Regierung, Armee und Geheimdiensten Israels war. Oder ob man dieses Ereignis geplant hatte, um den darauf folgenden Krieg um Gaza entfachen zu können.”

      Aufgrund einiger Pressemeldungen nach dem 07.10. steht für mich fest, dass die Regierung Israels über die Gefahrenlage bescheid gewusst hat und aufgrund der nachfolgenden Militäroperation alles ein von Anfang an bewusst und gewolltes Ereignis war/ ist.

      Per Pressemeldung steht fest
      a.) der US-Geheimdienst sprach Warnungen über einen zeitnahen Anschlag aus
      b.) Ebenso gibt es Pressemeldungen, dass der Geheimdienst Ägyptens eine gleichlautende Warnung ausgesprochen hat.
      Nachweislich wurde auf keine dieser Warnungen eingegangen.
      (Dazu auf der Beitrag von @Two Moon
      „Das Festival wurde zwei Tage vor Beginn auf das Areal nördlich von Re’im an der Straße nach Be’eri verlegt, nachdem das ursprüngliche Gelände im Süden Israels ausgefallen war, der neue Standort wurde den Teilnehmern erst Stunden vor Veranstaltungsbeginn mitgeteilt.“”

      Stattdessen wird eine Bodenoperation begonnen, die ein klassisches Häuserkampfszenario ist.
      In einem Umfeld wie dem Gaza-Streifen muss den Verantwortlichen mehr als klar gewesen sein, dass ein mehr als inakzeptable Anzahl von zivilen Todesopfern die Folge sein werden.
      Das hat man aber einerseits in kauf genommen und verteidigt das auch bis heute.

  5. Das Fiasko war enorm, zeitigte mithin einen immensen Schock an der politischen Spitze des Landes, die über Tage wie gelähmt schien, unfähig, das Nötigste zu unternehmen, um das Dringendste in den vom Unglück am meisten betroffenen israelischen Ortschaften um den Gazastreifen auch nur anzugehen, geschweige denn, zu bewältigen. Was akut geforderte Regierungsaufgabe hätte sein müssen, wurde wochenlang von spontan entstandenen zivilen Gruppen und Bewegungen übernommen.

    Nachdem ich diesen Artikel
    https://theintercept.com/2024/02/27/zaka-october-7-israel-hamas-new-york-times/?ref=blog.paulbiggar.com
    und diesen
    https://www.haaretz.com/israel-news/2024-04-18/ty-article-magazine/witnesses-confessions-naked-dead-bodies-all-the-evidence-of-hamas-rape-on-oct-7/0000018e-f114-d92e-abfe-f77f7e3f0000
    gelesen habe, bin ich nicht mehr so sicher, dass die “Improvisationen” bei und im Nachgang der Geiselnahme so sehr unwillkommen sind.

    Scheints wird bis heute nicht versucht, tatsächlich forensischen Belege für die genauen Todesumstände vieler Opfer vom 7. Oktober zu bekommen, sondern das Hörensagen hauptsächlich der Zaka-Leute genügt.

  6. Ach der Nethanjahu soll einfach nach Deutschland kommen. Da der Regierungssprecher sehr ausführlich auf das Szenario eines Haftbefehls gegen Nethanjahu eingegangen ist und sehr diplomatisch und durch die Blume gesagt hat das man Haftbefehle des Internationalen Gerichtshofs umzusetzen gedenkt, gibt es jetzt schon in einigen Medien eine Diskussion darüber ob Nethanjahu nach Deutschland kommen sollte (sic!) um ihn hier in Deutschland zu verhaften. Nethanjahu will jetzt vor dem US-Senat reden, die USA sind beim IGH nicht dabei.

    1. ” Nethanjahu will jetzt vor dem US-Senat reden….”

      Und zum wiederholten Male wird er eine gefühlte Ewigkeit lang (wie zu Zeiten Obamas) mit standing ovations beglückt werden – länger als jeder US-Präsident. Same old, same old…..

  7. Ein ganzer Artikel über Netanjahu ohne den Völkermord anzusprechen oder den drohenden Haftbefehl auch nur ein einziges mal zu erwähnen. Was soll man dazu sagen?

    1. Das liegt an der Fragestellung: Wie kann Netanjahu so fest im Sattel sitzen? Da sind die Folgen des Kriegs und der Haftbefehl nebensächlich. Es geht nur darum, zu klären, warum Netanjahu, der vor dem Krieg fast am Scheitern war, nun so fest im Sattel sitzt. Und das hat Moshe Zuckermann gut herausgearbeitet, meine ich.

      1. In neu auftretenden Krisenzeiten sitzen immer die gerade aktuellen Politiker besonders fest im Sattel, auch wenn sie kurz vorher kaum noch Chancen auf Verbleib hatten. Ich denke da an Kohl vor und nach der Wende.

  8. Auch wenn evtl. nur unbewusst so schweißt doch das zionistische Ziel, nämlich die Sicherung einer theokratischen Kolonie (selbst im 21. Jahrhundert !) zu einem Abschluss zu bringen die Siedler Zusammen! Die gilt umsomehr als vielen die Illegalität ihres zionistischen Vorhabens bewusst ist! In der Synthese dieses scheinbaren Widerspruchs: bewusst-unbewusst ist historisch angelegt dass nur die Einstaatenlösung, ein Staat demokratischer Mehrheiten, die Lösung sein kann und sein wird!

    1. Die zionistische Kolonie räumt zwarden Rabbinern einen gewissen Einnfluß ein. Zum Beispiel Familienstand wird durch rabbinisches Recht geregelt. Aber wie Papé es mal ausdrückte glauben die areligiösen Zionisten Jahwe habe ihnen das Land gegeben.

      Eine Einstaatenlösung muss mittlerweile jede israelische Regierung verhindern, weil die Palästinenser mittlerweile mehr sind als die Israelis.Davor haben sie nicht unberechtigt Angst Minderheit in einem mehrheitlich arabischen Land zu werden.

      1. Naja, Minderheit in einem Land zu sein, bedeutet nicht unbedingt Ausgeliefertheit, man schaue sich nur die Verteilung des Reichtums an und wer da immer die Macht hat und den größten Einfluss hat. Das ist auch eine Minderheit.
        Hinter dieser Angst vor dem blutgierigen Araber steckt ein erhebliches Stück Projektion, denn wie Israel mit denen seit Jahrzehnten umgeht ist nicht zuletzt durch solche Nachrichten bekannt. https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/folter-vorwuerfe-inside-israels-haftlager-100.html
        Übrigens wurden die meist israelkritischen Kommentare unter dem WDR-Beitrag entfernt. Am Freitag konnte man sie noch lesen und selbst kommentieren.

      2. Wenn sie mit Gaza “fertig” sind, ist Westjordanland dran, wo die freiwilligen Siedlerhilfskräfte ja schon “erfolgreich” i.S. Dezimierung tätig sind. Was dann noch übrigbleibt dürfte für lange Zeit wohl kaum eine Mehrheit darstellen und eher mit dem blanken Überleben beschäftigt sein als mit der Aufzucht des Nachwuchses; den findet man eher bei den Ultras.

  9. Ich glaube nicht, dass es besser wird für Israel und vor allem die Palästinenser, wenn Netanjahu nicht mehr gewählt wird. Die Entrechtung, Enteignung, Vertreibung und nicht selten Ermordung wurde von praktisch allen Regierungen voran getrieben und noch nicht mal während des Oslo-Prozesses unterbrochen.

  10. Der Westen hat sich so manchen Schweinehund gezüchtet: Somoza, Saddam, Noriega, Pinochet etc. pp. Und ganz oft hat sich dann für den Schweinehundhalter herausgestellt, dass der Schweinehund seine eigenen Interessen hat und von der Leine geht, wenn es ihm gefällt. Von wegen,”das ist unser Schweinehund”!

    Und diese Erfahrung durfte Präsident Netanjahu nun auch mit der Hamas machen. Aber hier in Deutschland wird so getan, als sei die Hamas ein Ziehkind der Iraner. Nur selten werden die Kataris oder die Rolle Netanjahs auch nur erwähnt.

      1. Das waren keine Schweinehunde der Amerikaner. Die waren oder sind alle selbst Amerikaner. Und davon gibt es noch ganz viele. Z.B. die Dulles Brüder oder Madlen Albright.

  11. Schon der erste Satz ist kompletter Unsinn:

    “Benjamin Netanjahu ist unhinterfragbar schuldig am und verantwortlich
    für den 7. Oktober. “

    1. Wieso ist der Satz kompletter Unsinn?
      Er wäre nicht stimmig, wenn man ihn so lesen würde als wäre Netanjahu der _alleinig_ Schuldige für den 7. Oktober. Aber schon im 3. Ansatz (siehe unten) konkretisiert er ja wie genau er das meint und spricht im wesentlichen von politischer Verantwortung. Woraufhin Zuckermann dann erläutert welchen Anteil Natanjahu an der Katastrophe hatte.
      Über den Grad der Verantwortung, die Nertanjahu und sein System trägt kann man sicher streiten. Dass er und seine Leute aber zumindest einen gewissen Anteil an der Sache haben, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Oder sehen Sie das anders?

      Es konnte kein Zweifel bestehen, wer politisch schuld war am Debakel war. Denn nicht nur hatte Netanjahu und sein Umfeld am Katastrophentag selbst versagt, sondern er war es gewesen, der die Hamas (mit katarischem Geld) politisch wie militärisch über Jahre unterstützt hatte, weil er nach dem Impera-et-divide-Prinzip der Überzeugung war, dass er mit der Förderung der Hamas deren pälästinensischen Politgegner, die PLO, schwächte und in Schach zu halten vermochte. In der PLO sah er nämlich die potentielle “Gefahr” einer palästinensischen Bereitschaft zu Friedensverhandlungen mit Israel, die Natanjahu mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht zu verhindern trachtete.

      1. Trotzdem!

        Es ist eine unerträgliche Täter-Opfer-Umkehr.

        Mörder bleiben Mörder,
        denn sie, die Hamas-Täter, wollten am 7. Oktober Mörder sein.

        1. Täter-Opfer-Umkehr?
          Ja, aber die ist hier auch voll gerechtfertigt: Die israelischen Daueropfer sind längst zu Tätern geworden.
          Der “Jude unter den Staaten” entpuppt sich als Harvey Weinstein unter den Staaten.

        2. @ Wolfgang Wirth:
          Es geht doch hier aber um Netanjahu. Der ist doch _kein_ Opfer bei diesem Terroranschlag gewesen! Die Opfer waren israelische Bürger.
          Und wenn man Netanjahu eine Mitschuld und Mitverantwortung für dieses Massacker gibt, dann wird die Hamas dadurch doch noch lange nicht entschuldet!
          Von Täter-Opfer-Umkehr kann daher keine Rede sein.
          Zuckermann hat ja nicht gesagt, dass die Israelis, die ermordet wurden, selbst schuld an diesem Massacker waren. Das wäre dann eine Täter-Opfer-Umkehr gewesen.

  12. seit Monaten hören und lesen wir, dass der Überfall der Quassam Brigaden vom 7. Oktober 2023 die schlimmste Katastrophe wäre, die dem Staat Israel seit seinem Bestehen widerfahren ist.
    Tatsächlich ???? ???? ???? ???
    Blickt man auf die unzähligen Kriege, die bewaffneten Auf- stände, die Raketenangriffe, die Intifada, die Bombenangriffe,
    dann muss man hier Zweifel anmelden ! !!!! !!!!!!!!!!!!!! ! !!!!!

  13. “Regierung, Armee und Geheimdienste hatten total versagt, indem sie sich trotz mehrfach wahrgenommener Anzeichen der von der Hamas drohenden Gefahr infolge einer eklatanten Fehleinschätzung in Sicherheit wiegten.”

    Haben die wirklich alle versagt? Oder war den bestens aufgestellten israelischen Sicherheitsbehörden und somit der Regierung nicht doch mehr oder weniger bekannt, dass seitens Hamas irgend etwas geplant war, das dann einen willkommenen Anlass bieten würde, im Gazastreifen “tabula rasa” machen zu können? Wobei dann das Ausmass – vielleicht – unterschätzt worden sein könnte…
    So wie den USA nine-eleven, wovon der riesige Sicherheitsapparat dort im Vorfeld so absolut gar nichts mitbekommen haben will, ja auch ein sehr willkommener Anlass für den “war on terror” – und letztlich diverse völkerrechtswidrige Angriffskriege u.a. gegen den Irak – war.

    1. Die Mehrheit der Israelis ist ohne jeden Zweifel für diese Aktion in Gaza. Zahlreiche Siedler beteiligen sich auch daran, aus Jordanien kommende Hilfskonvois aufzuhalten und zu zerstören und die Bevölkerung im Westjordanland zu drangsalieren. Das Schicksal der Palästinenser geht ihnen am A….. vorbei.
      Netanjahu werfen sie allenfalls vor, daß die Geiseln noch nicht befreit sind. Allerdings landet er nach Kriegsende zweifelsohne vor Gericht und ist seinen Job los. Welches Interesse sollte er also haben, diesen Krieg zu beenden?

  14. Die demokratische Simulationen in Israel oder im Westen haben doch real bewiesen, daß diese Simulationen sind. Diese Simulationen wurden intensiviert seit dem Abgang von dem farbigen schwulen der ein PR verordnetes Darling Dasein lebte.
    Israel als postmoderner Staat durchging die gleiche PR Präsentation wie all die anderen westlichen Staaten, eingerahmt im demokratischen Kleid und entsprechender handhabe.
    Der westliche Faschismus hatte es nicht versäumt ihre israelischen Verräter mit in Haft zu nehmen.
    Damit die Welt versteht, wer ein Zionist ist und wer ein realer Jude ist.
    Israel politische Führung mag ja herum bellen wie ein wild gewordener Hund, aber sie wissen um ihren Status in der Welt, weil sie bedienen jeden Interessenten, um Geld zu verdienen.
    Israel und oder Palästina werden wegen dem Kapital zueinander finden.

  15. alleine die Überschrift: Anatomie eines politischen Überlebens
    Das ist absoluter Unsinn, denn es existiert keine Anatomie für ein politisches Überleben oder Dasein im heutigen sein.
    Alles im heutigen ‘SEIN’ stent sich darum, den Kapital wine near Platform Zulu kreieren.
    Z. B. ist da Black Rock under zig andere Investoren die ihre Investitionen überall platzieren, jede Platzierung mag nur ein paar Prozent erreichen, aber kumuliativ gesehen, können diese Agenten ein Pseudo demokratisches Geflecht erzeugen und behaupten wir sind die grössten.

    Zurück zur Anatomie!
    Anatomie bedeutet Körper, Körper bedeutet Mensch, “Anatomie eines politischen Überlebens” , bedeutet, den Faschismus zu beenden.
    Netansahu ist gerissen und er wird als der korruptese Politiker nicht am Galgen hängen, sondern er wird sich einreihen ‘im westlichen Sinn’.
    Was die hiesigen Politiker hier veranstalten ist nur noch obszön!

  16. Entscheidend ist vorallem Punkt 2. Nachdem Netanyahu mit einem Haftbefehl bedroht worden ist, haben sich die nationalen Reihen hinter ihm augenblicklich geschlossen. Auch eingeschworene Netanyahu-Gegner eilen ihm rhetorisch zu Hilfe.

    Das bedeutet aber auch, dass die totale Personalisierung, der sich Zuckermann hier befleissigt, zu kurz greift. Auch wenn Netanyahu auf die eine oder andere Weise aus dem Spiel genommen wird, ändert sich nichts. Er wird durch den Ultra-Zionisten du jour ersetzt. So wie Netanyahu nach Sharon kam.

    De facto stehen wir hier vor einem gesamten Volk auf Abwegen. Auf internes Veränderungspotential darf man nicht hoffen, der Druck muss von aussen kommen. Und damit meine ich natürlich nicht das übliche westliche Vorgehen, das Anzetteln einer Farbenrevolution, Wirtschaftskrieg, schliesslich militärischer Krieg, alles unstatthafte, übergriffige Mittel. Es geht auch anders. Z. B. würde eine Anerkennung eines palästinensischen Staates auch durch mächtige Staaten den Druck merklich erhöhen. Nebst juristischem Druck, wie er ansatzweise angesichts der genozidalen Situation nun ansatzweise ausgeübt wird, gibt es auch diverse Boykottformen, die die Gewichte verschieben. Solange der Westen allerdings Israel als seinen unsinkbaren Flugzeugträger ansieht, bleibt das Problem einer Lösung verschlossen.

  17. “Wieso amtiert er noch an der Spitze Israels?”

    Wie bei allen derartigen Gut-Menschen Fragen: Weil es die bestehenden Machtverhältnisse so erlauben.

    Es sind Geld und Macht die bestimmen, was auf dieser Welt abläuft… immer und überall.
    Manche Leute träumen halt lieber nette Dinge, statt die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Man muss diese Ironie einfach geniessen, dass ausgerechnet ein israelischer Ministerpräsident der tatsächliche Hauptgrund für das Anwachsen des Anti-Semitismus weltweit ist. dabei hat das alles nicht das geringste mit “den” Juden zu tun. Nicht mal der Staat Isarel ist Schuld, sondern ausschliesslich ein widerlicher Drecksack…

    Die armen Juden scheinen tatsächlich kein vom Schicksal geliebtes Volk zu sein…. Vielleicht war es ja tatsächlich keine so gute Idee von den Zionisten, die Menschen in Juden und Nicht-Juden einzuteilen. Hat immer irgendwie keine so tollen Konsequenzen gehabt, oder?

    1. Diese Personalisierung ist sinnlos. Die vorherigen Präsidenten waren nicht wesentlich besser, was den Umgang mit den Palästinensern angeht und die nachfolgenden werden es auch kaum seinso wie sich die israelische Gesellschaft entwickelt hat. Der Anstieg des AS jedoch liegt vor allem daran, dass Israel als angebliche Alleinvertretung der weltweiten Judenheit diese in Geiselhaft für seine Politik nimmt und die meisten jüdischen Interessenvertretungen in anderen Ländern spielen dieses Spiel mit, wie z.B. der ZdJ, die ADL, AIPAC etc. wobei bei dem ZdJ noch der Witz ist, dass er einerseits bruchlos die israelische Politik verteidigt und rechtfertigt und gleichzeitig moralisch höchst empört reagiert, wenn manche Bürger von deren Heimatland Israel sprechen.
      Im übrigen, der angeblich weltweit wachsende AS scheint ja eher der Kitt und die Existenzberechtigung Israels zu sein, so dass es bei allem Geschrei genau daran ein offensichtliches Interesse hat.

      1. Da haben sie in einem gewissen Rahmen zwar Recht, aber sowas wie Netanjahu gabs bisher dort noch nicht, und es gibt ja nun weltweit UND in Isarel selber, wirklich jede Menge Juden die eindeutig gegen ihn Stellung beziehen und sich an den Uni Demos beteiligen. Denn auch die haben ja unter dem AS zu leiden.
        Natürlich wird der wachsende AS von Israel instrumentalisiert, keiner hat behauptet, dass Juden dumm sein.
        Ich habe lediglich klarstellen wollen, das N. mit Sicherheit der stärkste Einzelfaktor beim Anwachsen des AS ist… Und, dass man sich als armer verfolgt fühlender jüdischer Bürger vielleicht mal als erstes darum kümmern sollte.

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