Die aktuellen Daten des Schuldneratlas 2022 der Creditreform zeigen, dass rund 2,94 Millionen Haushalte überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört sind. Auffällig ist der hohe Überschuldungsgrad älterer Menschen. Die 60- bis 69-Jährigen weisen rund 760.000 Millionen Überschuldungsfälle auf und die Zahl überschuldeter Personen ab 70 Jahren bzw. deren Überschuldungsquote ist noch höher, als würde so wie das Alter auch die Überschuldung steigen.
Für alte arme Menschen sind Schulden eine ganz große Belastung und mit Scham verbunden, da im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland die Verschuldung mit dem persönlichen Versagen im calvinistischen Sinn gleichgesetzt wird, weil wegen der nicht gelebten protestantischen Askese, mangelndem Fleiß und Arbeitseifer der gepriesene wirtschaftliche Wohlstand nicht erreicht wurde. Der religiöse Überbau bedeutet auch, dass nach den fetten Jahren, in denen man angeblich in Saus und Braus gelebt hat, magere Jahre folgen müssen, in denen man die Schulden begleicht, sich wohl verhält und Reue zeigen muss.
Wer die Verarmung und Überschuldung als individuelles Versagen deutet, hat verpasst, dass es schon seit vielen Jahren einen Doppeltrend zu Altersarmut und Altersüberschuldung gibt.
Altersarmut
Ein Indikator für die wachsende Altersarmut stellt das Kriterium der Europäischen Union dar, wonach armutsgefährdet ist, wer in einem Mitgliedsland über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoäqivalenzeinkommens verfügt. Als einkommensarm kann hierzulande somit ein Alleinstehender gelten, der 2021 weniger als 1.148 Euro im Monat zur Verfügung hatte.
Die Altersarmut in Deutschland stellt sich so dar (Stand 2021):
- mit 17,4 Prozent und knapp drei Millionen betroffenen Personen ab 65 Jahren hat die Altersarmut einen Höchststand erreicht – wie die Armut insgesamt mit 16,6 Prozent der Bevölkerung und 13,8 Millionen Betroffenen,
- 19,3 Prozent der Frauen über 65 Jahren sind arm; bei den Männern sind es 15,1 Prozent,
- mehr als ein Viertel (27,8 Prozent) der Rentenbezieher hat ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro,
- die Durchschnittsrente im Alter bei den Männern im Westen beträgt 1.138 Euro; bei den Frauen 783 Euro. Im Osten liegt sie bei den Männern bei 1.071 Euro und bei den Frauen bei 1.038 Euro,
- bei der vollen Erwerbsminderungsrente liegen die Unterschiede nicht so weit auseinander. Hier bekommen die Frauen im Westen netto 837 Euro, und die Männer 881 Euro ausbezahlt. Im Osten jeweils 977 Euro, bzw. 856 Euro netto,
- etwa jede fünfte Altersrente beträgt weniger als 500 Euro im Monat,
- mehr als jeder fünfte Mensch im Alter über 80 Jahren hat ein monatliches Netto-Einkommen von maximal 1.167 Euro zur Verfügung. Besonders stark von Altersarmut betroffen sind Frauen – unter anderem wegen der schlechteren Bezahlung während des Arbeitslebens,
- innerhalb der Gruppe der Hochbetagten mit den niedrigsten Einkommen sind Frauen stärker von Armut betroffen als Männer. Demnach leben 26,1 Prozent der hochaltrigen Frauen unter der Armutsgrenze, bei den Männern sind es 16,9 Prozent,
- der Anteil armer Frauen über 80 Jahren ist fast zehn Prozentpunkte höher als der ihrer männlichen Altersgenossen. Das zeigt, wie deutlich sich schlechtere Bezahlung, aber auch längere Teilzeitarbeit und Unterbrechungen im Erwerbsleben in späteren Jahren auf das Leben von Frauen auswirken,
- 1,1 Millionen alte Menschen beziehen im Alter trotz ihrer Rente zusätzlich Sozialleistungen,
- jedem dritten Beschäftigten droht derzeit nach 45 Berufsjahren in Vollzeit eine Bruttorente von unter 1.300 Euro im Monat,
- 12,9 Prozent der 65- bis unter 75-Jährigen arbeiten, also rund jeder siebte alte Mensch,
- von den mehr als eine Million arbeitenden Rentnern sind über 230.000 sozialversicherungspflichtig angestellt und rund 835.000 ausschließlich auf geringfügiger Basis beschäftigt,
- über 460.000 Menschen über 65 Jahre sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, weil sie noch zu ihrer geringen Rente arbeiten müssen,
- der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Bevölkerung im Alter von 60 bis unter 65 Jahren stieg von 28,0 Prozent Ende 2011 auf 47,8 Prozent Ende 2021.
- die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 60 bis unter 65 Jahren stieg von 1,351 Millionen Ende 2011 um 1.514 Millionen (112,1 Prozent) auf 2.865 Millionen Ende 2021.
- mehr als eine Million Beschäftigte (1.066.895) sind 67 Jahre oder älter, das sind 200.000 mehr als 2015. Mehr als 400.000 Beschäftigte sind bereits über 70 Jahre alt, 138.000 über 75, mehr als 13.000 sogar noch in einem Alter von über 85 Jahren erwerbstätig
und unter den 13.000 Beschäftigten, die 85 Jahre und älter sind, gibt es 446 Menschen, die noch als Fahrzeugführer im Straßenverkehr tätig sind.
Der Armutsforscher Christoph Butterwegge benennt die markantesten Besonderheiten der Altersarmut wie folgt:
„Altersarmut ist mindestens durch fünf Merkmale gekennzeichnet, die sie deutlich von allen übrigen Armutsformen unterscheiden und ihre Beseitigung oder Verringerung durch politische Gegenmaßnahmen am dringlichsten erscheinen lassen:
- Armutserfahrungen sind für alte Menschen besonders deprimierend, diskriminierend und demoralisierend: Ihnen wird durch Bedürftigkeit, finanzielle Einschränkungen und Entbehrungen nicht bloß die Würde genommen, sondern auch der Lohn für ihre Lebensleistung vorenthalten, ohne dass diese Form „struktureller Gewalt“ (Johan Galtung) bisher von der Öffentlichkeit als solche erkannt, geschweige denn von einer Bundesregierung ernsthaft bekämpft worden ist.
- Das im Art. 1 Satz 1 GG zur Fundamentalnorm unserer Verfassung erhobene Gebot, die Würde des Menschen zu wahren, wird durch ein Leben in Armut missachtet. Senior:innen, denen im Unterschied zu jungen Menschen die Hoffnung auf ein durch Aufnahme von Erwerbstätigkeit (wieder) steigendes Einkommen fehlt, droht dieses Schicksal bis ans Lebensende. Alternativen zu ihrer prekären Situation gibt es praktisch nicht; was allein bleibt, ist Perspektivlosigkeit.
- Wenn nicht außergewöhnlich günstige Umstände eintreten, wächst die Armutsbetroffenheit von Senior:innen in den letzten Lebensjahren sogar noch, weil sich ihre Einkommenssituation zumindest im Regelfall nicht mehr wesentlich verbessert, während die Kosten für Arzneimittel sowie medizinische und Pflegedienstleistungen im Alter drastisch zunehmen.
- Armut geht oft mit Einsamkeit und sozialer Isolation einher. Davon sind ältere Menschen ohnehin häufiger betroffen als jüngere. Während der Covid-19-Pandemie trugen Quarantänemaßnahmen und die Abschirmung der in Alten- bzw. Pflegeheimen lebenden Senior:innen gegenüber Besucher(inne)n dieser Einrichtungen dazu bei, dass sich die Tendenz zum Alleinsein verstärkte.
- Die Covid-19-Pandemie, die Energiepreisexplosion und die Inflation treffen alte Menschen härter als junge, weil sie in der Regel nicht mehr erwerbstätig und deshalb viel zu Hause sind, was ihre Heizkosten genauso in die Höhe treibt wie die Tatsache, dass sie kälteempfindlicher sind. Außerdem bekommen sie viel seltener einen Bankkredit zur Bewältigung finanzieller Überbelastung als junge Menschen, weil man ihnen die Tilgung von Schulden nicht mehr zutraut. Immer häufiger steht am Ende ein ordnungsamtliches oder Sozialbegräbnis.“
Altersarmut führt schnell in die Überschuldung
Die Altersarmut ist auch einer der Hauptgründe für die Überschuldung alter Menschen, sie resultiert aus verschiedenen Entwicklungen:
- die „Rentenreformen“ der letzten 30 Jahre hatten das Ziel, die Beitragssätze stabil zu halten zu Lasten des Sicherungsniveaus der gesetzlichen Rente. 1990 betrug die gesetzliche Rente noch 55 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens. 2020 waren es noch 47,9 Prozent,
- als Ergebnis erhalten 69 Prozent der Rentenbezieher eine Nettorente von 300 bis 900 Euro pro Monat. 20 Prozent von ihnen zwischen 900 und 1.200 Euro.
- zudem sind immer mehr Rentenleistungen einkommensteuerpflichtig,
- durch Frühverrentungen und frühe Erwerbsminderungsrente werden Renten zusätzlich gekürzt,
- Erwerbsbiografien verlaufen nicht mehr so geradlinig wie früher. Wechselnde Arbeitsverhältnisse und vorübergehende Arbeitslosigkeit sind heutzutage die Regel. Auch die Beschäftigung im wachsenden Niedriglohnsektor und versicherungsfreie Jobs bei geringem Gehalt verschärfen die Situation und führen zu einer prekären Einkommenslage im Alter,
- im Juni 2022 erhielten 628.600 Menschen die Grundsicherung, gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl um rund 50.000. Bei der Grundsicherung ist die sogenannte Dunkelziffer sehr hoch, weil nur eine von drei anspruchsberechtigten Personen diese Transferleistung beantragt,
- steigende Preise und Unterkunftskosten bei Einkommensentwertung
und immer weniger Menschen sind in der Lage, Maßnahmen zur ausreichenden Altersvorsorge zu ergreifen.
Überschuldung alter Menschen
Der aktuelle Schuldneratlas der Creditreform bezeichnet rund 2,94 Millionen Haushalte als überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört. Auffällig ist der hohe Überschuldungsgrad älterer Menschen. Die 60- bis 69-Jährigen weisen rund 760.000 Millionen Überschuldungsfälle auf und die Zahl überschuldeter Personen ab 70 Jahren bzw. deren Überschuldungsquote ist noch höher. Es scheint, als würde so wie das Alter auch die Überschuldung steigen.
Die Überschuldungsintensität (Dauer und Volumen der Überschuldung) bei älteren überschuldeten Personen ist weiter ausgeprägt, als bei den jüngeren. Bei den Älteren liegen die Anzahl der Gläubiger und die Höhe des Schuldenvolumens deutlich höher, weil sie häufiger höhere Verbindlichkeiten eingehen und sich länger in einem Überschuldungsprozess befinden. Auffällig ist, dass die Menschen höheren Alters noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen und häufig zusätzlich im Rahmen atypischer bzw. geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse arbeiten, um fehlende Mittel zur Sicherung des Lebensunterhaltes zu beschaffen.
Zusätzliche Überschuldungsfaktoren bei älteren Menschen
Zu den allgemeinen Ursachen der Überschuldung kommen bei älteren Menschen noch zusätzliche Überschuldungsfaktoren hinzu, wie:
- Einkommensreduzierung bei Renteneintritt, Auswirkung der steigenden Altersarmut,
- steigende Energie- und Lebenshaltungskosten bei stagnierenden Renteneinkünften,
- steigende Gesundheitsausgaben,
- mangelnde Unterstützung durch Angehörige,
- finanzielle Unterstützung für die Familien ihrer Kinder und für die Enkel,
- aus Scham werden oft die notwendigen finanziellen Hilfen des Staates nicht in Anspruch genommen,
- Tod des Ehepartners und Mitverpflichtung bei Krediten des Verstorbenen,
- keinen Überblick über die Finanzen, da nur der Ehepartner allein Einblick hatte,
- hohe Ratenzahlung, die die Existenz gefährden und fehlende Prioritätensetzung bei der Ratenzahlung,
- Überschuldung für Pflegedienstleistungen
und ältere Menschen werden häufig Opfer von Haustürgeschäften und unseriösen Vertragsverhältnissen.
Wenn dann versucht wird, die Schulden der einzelnen Person zu regulieren, rutschen diese schnell in die würdelose Rolle eines Klienten, der strafenden Aktionen der Institutionen ausgesetzt ist, mit Gerichten zu tun bekommt und nur Einkommen in Höhe der Pfändungsfreigrenzen behalten darf.
Insolvenzverfahren ist kein Garant für eine nachhaltige Entschuldung älterer überschuldeter Menschen
Während Anfang des Jahrhunderts das Insolvenzverfahren für Privatpersonen noch einen Neustart bzw. eine dauerhafte Stabilisierung der finanziellen Situation sein konnte, ist es in den vergangenen Jahren immer häufiger zu einer Neuverschuldung, auch schon während des Verfahrens, gekommen.
Hauptgrund dafür ist die zunehmende Einkommensarmut, die zur Folge hat, dass die monatlichen Fixkosten nicht mehr in vollem Unfang aufgebracht werden können. Parallel dazu verschulden sich immer mehr arme Menschen durch den Wegfall der Beihilfen bei den Behörden wie Jobcentern und Wohnungsämtern, die nur noch Darlehen gewähren, um nicht eingeplante oder außergewöhnliche Belastungen und Ausgaben bezahlen zu können.
An dieser Stelle wird oft behauptet, dass Menschen, die ein Insolvenzverfahren durchlaufen, keine neuen Schulden machen dürfen. Das stimmt nicht, der Gesetzgeber hat in der Insolvenzordnung keine Konsequenzen für die Neuverschuldung im Insolvenzverfahren für Privatpersonen vorgesehen.
Mittlerweile ist die Zahl der Personen, die während des Verfahrens neue Schulden machen müssen oder die mangels sachkundiger Begleitung es versäumen, Rechtsmittel gegen die Anmeldung einer „ausgenommenen Forderung“ durch die Gläubiger – hier meistens das Jugendamt, Stadtverwaltung oder Finanzamt einzulegen – stark angestiegen. Die Forderung dieser Gläubiger besteht am Ende des Verfahrens weiterhin, kann vollstreckt werden, auch wenn die anderen Forderungen „restschuldbefreit“ sind.
Während des Verfahrens müssen sich die überschuldeten Menschen den Obliegenheiten der Insolvenzordnung und oftmals auch den Launen und Kontrollen der übereifrigen Insolvenzverwalter unterwerfen und immer befürchten, dass die Verfahrenskosten unverzüglich fällig werden und die Restschuldbefreiung versagt wird.
Das ist auch ein Grund dafür, dass immer mehr überschuldete ältere Menschen sich zu einem „Leben an der Pfändungsfreigrenze“ entschließen.
So ein Leben kann aber mit dem Verfolgungsdruck der Gläubiger, mangelnder rechtlicher Schutzmöglichkeiten und Zwang Buße tun zur Hölle werden, wenn keine fachliche Begleitung durch Dritte erfolgt.
Leben an der Pfändungsfreigrenze – Ein würdevolles Leben an der Pfändungsfreigrenze ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich
Viele Menschen haben nicht die Möglichkeit, ihre Schulden mangels Geld zu regulieren oder möchten die Insolvenz nicht durchlaufen, auch weil sie nicht gerne unter der Knute des Insolvenzverwalters stehen möchten.
Mit Hilfe des gerichtlichen Mahnverfahrens und dem Eintrag ins Schuldnerverzeichnis können Personen, bei denen nichts pfändbar ist, für gewisse Zeiträume unbehelligt von ihren Gläubigern weitgehend stressfrei leben.
Voraussetzung dafür ist eine professionelle Begleitung durch gemeinnützige Stellen und das Selbstbewusstsein, dass die eigenen Schulden erst das Vermögen der anderen ermöglichen und durch Zahlungen, frühere Ratenzahlungen und Gebühren oft die Schuld schon lange getilgt ist.
Das gerichtliche Mahnverfahren beginnt mit dem Mahnbescheid, der durch das zuständige Amtsgericht auf Antrag des Gläubigers zugestellt wird. Falls die Rechtmäßigkeit oder die Höhe angezweifelt wird, kann gegen den Bescheid Widerspruch eingelegt werden und danach prüft das Gericht die Forderung.
Wird kein Widerspruch eingelegt, kann der Gläubiger einen Vollstreckungsbescheid beantragen, den das Gericht ebenfalls dem verschuldeten Menschen zustellt. Gegen den Vollstreckungsbescheid kann Einspruch erhoben werden, z.B. dann, wenn die Forderung bereits verjährt ist. Dann entscheidet das Gericht, ob die Forderung besteht oder nicht. Wird kein Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid eingelegt, kann der Gläubiger den Gerichtsvollzieher schicken, der pfändbares Vermögen/Einkommen oder pfändbare Gegenstände mitnimmt, um die Schuldsumme ganz oder zum Teil zu begleichen.
Auf Antrag kann der Gerichtsvollzieher auch das Vermögensverzeichnis des säumigen Schuldners abnehmen, das heißt, mit einem ausführlichen Fragebogen wird ermittelt, ob einzelne pfändbare Gegenstände oder Einkommen/Vermögen vorhanden sind.
Das Vermögensverzeichnis wird beim zuständigen Amtsgericht im Schuldnerverzeichnis hinterlegt, andere Gläubiger können es einsehen. Ändert sich an der Einkommens/Vermögenssituation in den nächsten 24 Monaten nichts gravierendes, darf in diesem Zeitraum nicht vollstreckt werden und die verschuldete Person hat erst einmal Ruhe. Nichts gravierendes lässt aber einen gewissen Spielraum für kreative Ideen, die dazu beitragen, das Einkommen zu erhöhen.
In der Praxis kann die Zweijahresfrist beliebig oft genutzt werden, vor allem bei denjenigen Menschen, deren Einkommen sowieso dauerhaft unter der Pfändungsfreigrenze liegt und es keinen Vermögenszugewinn geben wird.
Mit Hilfe der immer geringeren Anzahl gemeinnütziger und engagierter Beratungsstellen kann das Verhalten gegenüber Gerichtsvollziehern eingeübt und aus der früheren Stresssituation eine gemütliche Kaffeerunde mit ihm werden. Auch den Empfang der Gerichtspost lässt sich stressfrei einüben, sodass ein langfristig ausgerichtetes Leben an der Pfändungsfreigrenze mit Würde und Selbstbewusstsein möglich wird.
Schulden sind für viele ältere Menschen ein Tabuthema
Schulden zu haben, ist für viele ältere Menschen ein Tabuthema. Auch deshalb ziehen sie sich völlig zurück, kratzen die letzten Euro von ihrem Einkommen, das oft weit unter der Pfändungsfreigrenze liegt, zusammen, um ihre Raten zu zahlen. Gespart wird am Essen und Trinken, um die Zahlungen an Gläubiger und der Verzugszinsen aufzubringen. Hier müssen als Ansprechpartner die Beratungsstellen auch langfristig zur Verfügung stehen und die älteren Menschen aktiv begleiten, z.B. beim Leben an der Pfändungsfreigrenze oder während des Insolvenzverfahrens.
Es müssen passgenaue Angebote für ältere überschuldete Menschen entwickelt und die Präventionsarbeit ausgebaut werden. Notwendig ist eine frühzeitige Budgetberatung, Informationen über Sozialleistungen, Abbau von Beratungshemmschwellen und die Bearbeitung typischer Schuldenfallen im Alter.
Altersarmut effektiv bekämpfen
Gegen Armut hilft Geld, diese platte wie richtige Binsenweisheit muss endlich mit konkreten Maßnahmen ausgefüllt werden.
Vorschläge, die dabei helfen könnten, Altersarmut in Deutschland kurzfristig zu bekämpfen und langfristig zu verringern, z.B:
- Die gesetzliche Rentenversicherung muss absoluten Vorrang in der Alterssicherung haben.
- Sie sollte zu einer solidarischen Bürger- oder Erwerbstätigenversicherung ausgebaut werden. Selbstständige, Freiberufler, Beamte, Abgeordnete und Minister müssen einbezogen werden und Beiträge zahlen.
- Rentenbeiträge werden nicht nur auf Löhne und Gehälter erhoben, sondern auf sämtliche Einkunftsarten wie Einkünfte aus Kapitalvermögen, Vermietung und Verpachtung, Dividenden, Veräußerungsgewinne und Zinsen.
- Beitragsbemessungs- und Versicherungspflichtgrenzen müssen abgeschafft werden, die es privilegierten Personengruppen erlauben, sich ihrer Verantwortung für sozial Benachteiligte zu entziehen und in exklusive Sicherungssysteme auszuweichen.
- Wer den nach Einkommenshöhe gestaffelten Beitrag nicht selbst entrichten kann, sollte im Falle fehlender, vorübergehender oder eingeschränkter Zahlungsfähigkeit vom Staat die Beiträge bedarfsbezogen „subventioniert“ bekommen, die Beiträge werden aus dem allgemeinen Steueraufkommen gezahlt.
- Der Niedriglohnsektor müsste abgeschafft, Flächentarifverträge und deren Allgemeinverbindlichkeit wieder gelten und die Mindestlöhne jährlich erhöht werden.
- Die volle Sozialversicherungspflicht für Minijobs sollte eingeführt, Leiharbeit abgeschafft, eine Erwerbstätigenversicherung für Selbständige eingerichtet, Erleichterung und Verlängerung des Bezugs von Arbeitslosengeld l ermöglicht werden.
- Es müssen Kita- und Ganztagsschulplätze für alle Kinder geschaffen werden, um Erwerbsphasen, vor allem für Frauen, zu verlängern
und die soziale Teilhabe, Integration und gegenseitige Unterstützung für alte Menschen ermöglicht werden.
So könnte der Doppeltrend zu Altersarmut und Altersüberschuldung aufgehalten werden.
Der Artikel ist zuerst auf Gewerkschaftsforum.de erschienen.
Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass dem hier benannten Personenkreis heute als mehr oder weniger selbstverständlich empfundene Leistungen des Staates nicht zur Verfügung standen: Bafög, Lehrmittelfreiheit. Einkommen während der Ausbildung waren im Verhältnis zu sonstigen Lohn- und Gehaltszahlungen deutlich verringert. Zumindest der männliche Teil dieser Alterskohorte hat zu nicht geringem Teil dem “Vaterland” bis zu 18 Monate Lebenszeit zur Verfügung gestellt – für ein geringes Taschengeld. Frauen wurden deutlicher schlechter bezahlt als Männer.
“Die 60- bis 69-Jährigen weisen rund 760.000 Millionen Überschuldungsfälle auf”, was ich bezweifle. Das wären nämlich 760 Milliarden, also das 95 fache der Weltbevölkerung. Doch nun zum Kern der Sache. Das Kapital, mit dem die Renten finanziert werden können, wird durch die Wirtschaftsleistung erzielt. Wenn trotz steigendem BIP der Niedriglohnsektor immer größer wird, reichen die Beiträge der Versicherten zur Finanzierung der Renten nicht mehr aus. Da hilft auch Vermehrung nichts, da dadurch nur weitere Niedriglöhner und Leistungsempfänger produziert werden. Deshalb muss die Sicherung der Renten als soziale Aufgabe betrachtet und durch Steuermittel abgesichert werden. Wie wäre es mit einem Sondervermögen zur Sicherung der Renten statt zur Aufrüstung zwecks Krieg gegen Russland?
Ich weiss bei solchen Debatten immer ganz schlecht: was ist Ironie, Sarkasmus, oder doch ernst?
Bei steigendem Bip und wachsendem Niedriglohnsektor (Piketty!) helfen nur höhere Löhne.
12,- MindLohn reichen zum leben, aber nicht fuer eine Rente, also muss der MindLohn steigen.
(Hartz war Schwachsinn, s. “Angst u Angstmacherei” von Marterbauer u Schürz)
Ich weiss auch immer nicht, welcher Schaden groesser ist: der moralische, psychische bei der Bevoelkerung mit der geisteskranken Wirtschaftspolitik,
oder der reale Schaden mit dem Abpumpen von Geld u Werten auf ‘Finanzmärkte’, den CDU, die Blairiten in der SPD, die FDP (und anscheinend nun auch die Gruenen?) inszeniert haben.
Wir haben Parteien, Gewerkschaften, Verbände und einen Sozialstaat! Die Kirchen und den Öffentlich-rechtlichen-Rundfunk die keine Armut haben.
Wieder einmal mehr eine sinnlose Neiddebtte die sich mit dem Thema beschäftigt. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe, wer aber nicht hat, dem wird auch das Abgenommen, was er hat. Ihr werdet eben nichts mehr besitzen und Glücklich sein ?
Der Einfachste mentale Zustand; ist einfach nur zu sein. Frei von Bedürfnissen, frei von Wünschen, Zwängen, Gedanken. Frei von Emotionen, jedoch erfüllt mit Glück, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Daß ist die unerträgliche Leichtigkeit des Daseins und daß ist bestimmt so schwer! Oder?
Gruß Prepperoni
Prepperoni,
der Artikel spricht nicht von Luxus (Neid), sondern von Grundbedürfnissen wie Nahrung und Unterkunft.
Etwas weniger Ignoranz dürfte es ihrerseits also schon sein.
Nicht zur „konkreten“ sondern allgemeinen „Lebenssituation alter Menschen“. Mag sein das ich es falsch verstehe, aber es rumpelt mir im Artikel zufiel von Moral und wenig ökonomischer Notwendigkeit.
Ich bin Rentner und über 70 Jahre. Meine Rente ist zur Zeit 867,00 Euro. Plus 74 Euro Mietzuschuss. Ich habe keine Schulden.
Es wird in dem Atlas von Überschulungsgraden älterer geredet. Wie sind die zu den Schulden gekommen? Als Rentner, wo durften die Schulden machen? Oder haben die es schon mit in die Rente geschleppt? Na klar steigt die Überschuldung, Zinsen, Zahlungsbefehle etc.
Für mich wären Schulden nicht mit Scham oder Belastung verbunden. Ich würde gerne einen Kredit über 100000 Euro aufnehmen. Der Artikel hätte, anstatt den Schuldnern zu nerven, doch mal erzählen können, was passiert. Nämlich nichts, es werden Briefe kommen, in denen gejammert wird, dass das Geld zurücksoll. Na gut, dann sagt man eben, dass es nicht mehr da ist und wenn die Rente entsprechend steigt sofort die Zahlung aufgenommen wird. Für die Leser dieser Zeilen, ab und an ins Spielkasino, Quittung behalten und schon weis jeder wo das Geld geblieben ist.
Hier wäre eine Tabelle wo der Pfändungsfreibetrag ist entspannend. Sich über Armut zu erregen, sollte das Positive daraus deutlich gemacht werden. Als ArbeiterIn wirst du dein ganzes Legal ausgeplündert. Da ist es nicht hilfreich die Armut unterschiedlich darzustellen, Kinderarmut, alleinerziehende Armut, Behinderten Armut und nicht zuletzt Altenarmut. Na klar ist das eine Sache der sozialen Kasper und Butterwegge. Jammern, bis der Arzt kommt, was gilt es zu machen? Ach ja, alle vier Jahre wählen.
„Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, dass er seinen Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher usw.“ Karl Marx
Schulden werden erst deutlich, wenn sie nicht mehr bedient werden. Hat jemand ein Haus und das finanziert, dann wird das erst deutlich, wenn so etwas wie Hartz IV eingeführt wird und der Hausbesitzer arbeitslos wird oder die Zinsfestschreibung läuft aus und die Zinsen sind gestiegen. Nicht von ungefähr heißt es Schuldner und die „Sache“ ist aus den gesellschaftlichen raus. Sich schuldig zu fühlen ist gut in die Menschen eingebläut, das hält sie dann auch von Wehrhaftigkeit ab. Dafür habe die Sozialdemokraten die Privatinsolvenz eingeführt. Dafür gibt es dann auch noch Verwaltungshürden und es bleibt individuell.
Eigentlich ist der Artikel witzig, wenn Butterwege aufzeigt, wie Arme sind: „Armutserfahrungen sind für alte Menschen besonders deprimierend, diskriminierend und demoralisierend: Ihnen wird durch Bedürftigkeit, finanzielle Einschränkungen und Entbehrungen nicht bloß die Würde genommen, sondern auch der Lohn für ihre Lebensleistung vorenthalten, ohne dass diese Form ‚struktureller Gewalt‘ (Johan Galtung) bisher von der Öffentlichkeit als solcher erkannt, geschweige denn von einer Bundesregierung ernsthaft bekämpft worden ist.“ Dann ist schon mal der Lohn zur Lebensleistung geworden? Für mehr als den Preis für die Arbeit ist der Kapitalist nicht zuständig und für seien Beitrag zur Rentenversicherung ist er weitgehend von der SPD befreit worden.
Die Spitze des Joke: „Altersarmut führt schnell in die Überschuldung“ das beste beim Aufzählen ist immer wieder die Würdelosigkeit, soll das hier nochmal deutlich gemacht werden, das der der Schulden hat Würdelos ist? Nur der bis zum letzten Schuftet und wenn es nicht reicht sich umbringt, bleibt in Würde? Ökonomische Schulden haben mit Würde nichts zu tun, daran sollten die Butterweges-Arbeit. Übrigens ich hätte gerne den Pfändungsfreibetrag als Rente oder ich würde gerne Steuern auf meine Rente zahlen, wenn ich die Höhe nur hätte. Da der Rentner selbst nichts ändern kann und er auch nicht mehr Lohn streiken kann, sollte er hinnehmen, dass es ist wie es ist und üben sich keine Sorgen zu machen. Was mich noch interessieren würde, ist eine Alten WG. Das alleine ist belastend.
ein erfrischend realistisch-realer beitrag. vermutlich braucht man ein etwas staerkeres gemuetskostuem – aber ja! hat was! nur mut! und ja: rentner aller laender vereinigt euch! die idee mit der wg ist auch gut. und je aelter man wird, desto weniger hat man zu verlieren… greta ist da noch viel mehr im risiko – die soll ruhig auf sich aufpassen.
pensionaere aufgewacht – jetzt beginnt die rentnermacht!
Rentner, die was wolln
kriegen auf die Bolln
und sind im Altersheim verscholln
– Hape Kerkeling?
Das ist eine Sache zwischen arm und reich, und nicht alt und jung.
Wer letzteres glaubt, hoert zuviel DLF.
Damit geht es schon los…
Hallo Peter,
guter Beitrag, und danke für die erlichere Absicht/Intention der Eigenen Verhältnisse!
Peter, ich mage deine Texte, genauso wie von Tom…… . Ich mag den Meinungsaustausch.
Meine Meinung zu dem Bericht und zu deiner Meinung Peter moechte auch mal schreiben.
Ich habe von 2008 – 2020 bewusst in der Zeitarbeit gearbeitet, da mir bewusst geworden war wie der Arbeitsmarkt in der BRD neu struktuiert worden ist.
Ich hatte Glueck das ich sehr viele verschiedene Menschen kennen lernen durfte, jede Generation, Herkunft und auch soziale Schichten etc….. .
Es waren oft die reiferen Generationen die mich gestaerkt haben darin die BRD zu verlassen, da sie einige Umwaelzungen des Arbeitsmarktes, Lohnsektoren usw erlebt haben.
Die wussten das ein sogenannter Materieller Wohlstand auf Dauer ueber den klassischen Weg nach Agenda 2010 nicht mehr zu halten ist.
Ich selbst habe es gemerkt, Lonsteuerklasse 1, keine Schulden oder Kinder zu ernaehren, habe ich zum Gegensatz zu jetzt das 3 Fache an Arbeitsstunden etc geleistet als heute, aber netto weniger im Durchschnitt.
Ich bin meist den Rat gefolgt und habe oft Beobachtet wie nicht wenige in eine Falle getappt sind in dem manchen Befristete Vertraege akzeptiert haben um von der Zeitarbeit weg zu kommen, aber 3 Jahre spaeter wieder meine Kollegen geworden sind und wieder von vorne anfangen mussten mit Gehalt usw.
Verantwortung heisst ich passe mich an um nicht mir selbst zu Schaden durch Unsinnige Ausgaben etc….. . Eben mal nicht dem Otto-Normal -Verbraucher Lebenstyl folgen ohne Sinn und Verstand.
Nicht wenige haben in den 1-2 Jahren sich einen Lebensstandard auf Pump Angeschafft auf dem einige auf den Kosten sitzen geblieben sind.
Ich wurde manchmal belaechelt daruber das ich stets den steinigen und sicheren Weg gegangen bin weil ich wusste das Bestaendigkeit das aller wichtigste ist und ein gesundes Verhaeltnis.
Heute sehe ich das ganze von aussen und Bewundere Menschen mit Niveau die weiterhin in der BRD leben.
Jedenfalls bin ich den Leistungs und Leidensruck los und freue mich heute ueber einen einfachen und sorgenfreien Lebenstyl ohne Extras.
Ich erinnere mich gut daran das jemand mal sagte: Mit der Zeitarbeit und dem Einkommen wirst du es dir gar nicht leisten koennen irgendwo hin zu wandern.
Komisch das der Sinn der Person nur auf das Geld / Einkommen bezogen war und nicht auf ein Mentales und Geistiges Potenzial.
Ich lebe heute auf Malta, alles andere als Perfekt. Aber, ich habe meine Ruhe, kann von meinem Netto gut leben und ich werde hier einfach in Ruhe gelassen, die Menschen sind sehr Freundlich, das Wetter Mild und Sonnig.
Aber auch hier habe ich in den letzten 2 Jahren erleben duerfen wie viele keinen klaren Plan und Struktur in ihrem Leben in wichtigen Bereichen haben und auch hier sehr schnell scheitern an sich selbst.
Ich denke es ist wichtig sich selbst klar zu machen wie einfach und wenig es von aussen braucht um Gluecklich zu sein, wie wichtig aber innere Werte und Prinzipen sind um nicht unter zu gehen in einer Gesellschaft.
In den letzten 30 Jahren aber vor allem seit 1998 – 2008 sind sehr viele Verlierer porduziert worden durch Aenderungen wo viele sich nicht neu ordnen konnten und wenige gleich sich auf den weg gemacht haben um anderswo neu zu starten etc… .
Dringende Bitte
an Autoren und Kommentatoren gleichermaßen:
Bitte lassen Sie das “gendern” sein.
Es leistet einer toxischen Ideologie Vorschub.
Danke.