Alle Karten in Erdogans Hand

Recep Tayyip Erdoğan in Kahramanmaraş am 20. Mai 2023. Bild: Orhan Erkilic/VOA/gemeinfrei

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bleibt im Amt. Der Staatschef hat die Stichwahl am Sonntag mit 52,18 Prozent gewonnen, sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu ist mit 47,82 Prozent unterlegen. Die Enttäuschung bei der Opposition ist riesengroß und viele politischen Beobachter sind ernüchtert, hatten sie doch nach 20 Jahren Erdogan-Herrschaft einen Wechsel in Ankara prognostiziert.

Erfolge in Anatolien und Almanya

Erdogan hat am Sonntag 27,8 Millionen Stimmen erhalten, Kilicdaroglu 25,5 Millionen. Im Wesentlichen konnte er also den Zwei-Millionen-Stimmen-Vorsprung aus dem ersten Wahlgang am 14. Mai halten. Das ist angesichts der miserablen wirtschaftlichen Situation mit der hohen Inflation, die die einfache Bevölkerung trifft, ein großer Erfolg. Zwei Faktoren waren entscheidend: Erdogan hat erfolgreich seine Wähler mobilisiert und weitere islamistische und rechtsextreme Parteien in seine Koalition eingebunden. Die Wähler in seinen Hochburgen haben den Ausschlag gegeben: in Anatolien und im Ausland, vor allem in Deutschland. Hier hat Erdogan fast die Hälfte aller Auslandsstimmen für sich geholt. In „Almanya“ kann der Autokrat als Resultat eines jahrelangen Duldens und staatlichen Förderns über seine Netzwerke ungestört agieren.

Vergeblich hat Kilicdaroglu am Ende versucht, selbst auf den rechtsextremen Kurs aufzuspringen, und sich zugleich durch seine unheimliche Nähe zu den USA als Gefolgsmann von Präsident Joe Biden darstellen lassen. Das war, zusammen mit den Ankündigungen seines designierten Finanz- und Wirtschaftsministers, Sozialleistungen, die an 30 Millionen Türken gehen, streichen zu lassen, einfach tödlich.

Zwei-Drittel-Erfolg in Deutschland

Insgesamt 509.302 (67,2 Prozent) Wähler in Deutschland haben für Erdogan gestimmt, Kilicdaroglu hat 248.329 Stimmen (32,8 Prozent) bekommen. Für das überdurchschnittliche Abschneiden des türkischen Autokraten gibt es sicherlich viele Gründe. Entscheidend aber ist die Migrationsgeschichte aus konservativen Regionen der Türkei und die Tatsache, dass man diese Leute Erdogan und seiner islamistischen AKP völlig zur Beeinflussung überlassen hat. Die staatliche Religionsbehörde Erdogans agiert in Deutschland wie ein Staat im Staat.

Dieselben, die sich jetzt wortreich über den Erdogan-Erfolg beklagen, haben nie etwas gegen das Erdogan-Netzwerk und die 900 Moscheevereine unternommen, die von Ankara aus kontrolliert werden. Auch die Ampel-Regierung legt hier die Hände in den Schoß. Das Verbot der faschistischen Gruppierung „Graue Wölfe“ ist bis heute nicht durchgesetzt. Deshalb hat Erdogan in Deutschland eine noch stärkere Durchgriffswirkung, auch mit allen Medien, die er kontrolliert.

Wenn man jetzt einer „Zeitenwende“ im Umgang mit der Türkei das Wort redet, ist das leider nicht glaubwürdig, weil noch nicht einmal die Instrumente genutzt werden, die man in der Hand hat. Man spielt Erdogans Spiel mit. Nach dem Motto „Ein NATO-Partner hackt einem anderen kein Auge aus“ lässt man den Autokraten gewähren. Mit verheerenden Folgen in Deutschland.

Neuausrichtung der Türkeipolitik

Die Türkei soll in der NATO gehalten werden, um jeden Preis. Und so wundern die Glückwünsche von US-Präsident Joe Biden, von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Kanzler Olaf Scholz oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nicht. Prinzipienlosigkeit feiert hier fröhlich Urstand. Erdogans Völkerrechtsbrüche, seine Kriege gegen die Nachbarländer Syrien und Irak, seine Drohungen mit Krieg gegen die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern – sie interessieren nicht und werden unter den Tisch gekehrt. Diese prinzipienlose Außenpolitik kann so wenig gut gehen, wie die moralisch belehrende.

Ich plädiere für eine Neuausrichtung der deutschen Türkeipolitik. Man darf die Interessen der Bevölkerung hier nicht weiter missachten. Was in der Türkei geschieht, ist die souveräne Entscheidung der Bevölkerung dort. Aber für seine Völkerrechtsbrüche und Kriege darf Erdogan nicht auch noch Waffen aus Deutschland bekommen. Ein Waffenstopp der Ampel wäre von hohem Symbolwert.

Ich plädiere auch dafür, die Finanzhilfen einzufrieren. Der EU-Beitrittsprozess ist tot. Das sagt nur keiner. Wer dafür im Übrigen einseitig den Westen verantwortlich macht, hat von der Türkei leider nicht viel verstanden. Die Europäer haben Erdogan gegen das Militär konsolidiert. Dazu hatte Erdogan den Beitrittsprozess genutzt. Als er das Militär mit eigenen Leuten besetzt hatte, brauchte er diese Rhetorik nicht mehr. Viele verstehen das leider immer noch nicht. Erdogan ist durch und durch ein Moslembruder. Demokratie diente ihm immer nur als Vehikel, um sein islamistisch-autoritäres System zu errichten.

Erdogan versteht es geschickt, die selbstzerstörerischen Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland zu nutzen, um sich als für die Türkei profitabler Vermittler anzubieten. Es hat seinem Herausforderer Kilicdaroglu nicht genutzt, dass er gesagt hat, er würde die Sanktionen des Westens umsetzen. Vielen Menschen war klar, dass damit weiter explodierende Preise für Energie und Lebensmittel verbunden sind, und sie haben dann aus ihrer Sicht für das kleinere Übel gestimmt.

In der Türkei ist jetzt aus Oppositionskreisen zu hören, Erdogan habe ja keinen großartigen Sieg erreicht und das Präsidentenamt noch dazu erst in einer Stichwahl verteidigt. In zwei Jahren werde es schon wieder zu Neuwahlen kommen.

Tatsächlich ist seit 2016 zu hören, Erdogan sei geschwächt und bald am Ende. Das ist leider mit der Wirklichkeit nicht in Einklang zu bringen. Tatsächlich ist seine Koalition breiter aufgefächert denn je. Und was den Wahlsieg angeht, ist es egal, ob man 5 zu 0 oder 4 zu 3 gewinnt. Am Ende bleibt: Erdogan kann weitermachen. Er hat weiter alle Karten in der Hand, die gesamte Medienmaschine in der Türkei. Und in Deutschland eine Bundesregierung, die seine Netzwerke nicht antastet. Schwäche sieht anders aus. Und was die wirtschaftliche Lage angeht, kann er immer nach Deutschland mit seiner Rezession und den anhaltenden Reallohnverlusten zeigen und den Menschen sagen: Seht ihr, wenn wir auf Kilicdaroglu und seine Sanktionen gehört hätten, wäre es noch schlimmer gekommen.

Sevim Dagdelen ist Obfrau der Fraktion DIE LINKE im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages.

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23 Kommentare

  1. An welcher Stelle wäre denn sein Herausvorderer besser gewesen? Und, was geht das uns an? Es ist gewählt worden, und auch in der Türkei hat Erdogan die Mehrheit eingefahren. Sicher vielleicht mit falschen Versprechen, aber ist da der Zeigefinger von Deutschland sauber?

  2. So geht daß, Demokratie ist eben doch die Herrschaft über die unterlegenen Minderheit. Und wo bitte ist der Unterschied zum EU-Parlament und deren EU-Kommission? Am Ende ist Erdogan der Einzige, der mal der U.v.d.L. den richtigen Platz in einer Demokratie gezeigt hat. Im Großen und Ganzen ist die Türkei schließlich ein demokratisches NATO-Mitglied mit Nuklearer Teilhabe!

  3. Zwei-Drittel-Erfolg in Deutschland

    Ja, was für eine herrliche Backpfeife, wenn ausgerechnet jene Türken, die in der EU leben, am deutlichsten ausgerechnet gegen den Kandidaten abstimmten, der für den pro-EU Kurs stand.

    Entscheidend aber ist die Migrationsgeschichte aus konservativen Regionen der Türkei

    Na klar, wie ist es sonst zu erklären, in Deutschland sind ja alles nur „dumme Türken“, „rückständige Bauern“ usw… Alles „Deplorables“. Und klar, deren Gehirne sollte man natürlich gründlich waschen – pardon, ich meine politisch erziehen, was man leider versäumt hat. Also wer ist hier faschistisch?

    1. @ Russischer Hacker
      Ein gelungener Beitrag. Woher stammt denn die Familie Dagdelen? Aus welcher kurdischen Weltstadt? Könnte es auch die typische (mental konditioniert zählt auch) Dörflerin sein, die in die Großstadt zieht, bzw in einer solchen zufällig geboren wurde, und diese Großtat dann mit persönlichem Hochmut und Arroganz gegenüber ihren früheren Mitdörflern/Verwandten/Bekannten ausdrückt?
      Kleiner Spruch zum Schluß: Man bekommt zwar den Dörfler in die Stadt, aber nie das Dorf aus dem neuen Stadtbewohner…

    2. Im Tenor hast völlig recht. Ich bin begeistert , nicht weil ich Erdogan bewundere, ich bin begeistert über das gekeife und gesabere der westlichen Medien 🙂 Es dürfte ein Warnschuss für den Hochmut der EU und auch für die Deutschen Medien sein.

      Nach Käse kommt nichts besseres, pflegte schon mein Altvorderer zu sagen. Auch Killicdaroglu hätte die Kriege von Ergodan nicht beendet.

      Aber wer weis, Erdogan hat schon mal eine Wendung hingelegt. Vieleicht wird er wenigstens mit Syrien wieder einig. Er wird doch hoffentlich mittlerweile einsehen, dass die Ausgaben für Krieg und Militär verbranntes Geld sind.

    3. Ich bezweifele, daß die Deiuschtürken viel über die EU bei ihrer Wahlentscheidung nachgedacht haben. Da ging es mehr um Stärke und türkische Identität und „die Türkei ist wieder wer“, weil den Untergang des osmanischen Reiches hat man auch noch nicht recht verwunden. Alles Dinge, die Erdogan präsentiert. In der deutschen und EU Gesellschaft sind diese Wähler im Kopfe nicht angekommen. Manche mit denen ich gesprochen habe sind aber auch geradzu schizophren. Hier wählen sie SPD oder Grün, dort Erdogan, wenn sie überhaupt an deutschen Wahlen teilnehmen. ¯\_(ツ)_/¯

  4. „Tatsächlich ist seit 2016 zu hören, Erdogan sei geschwächt und bald am Ende.“
    Das wundert mich nicht, denn im Westen hörte man auch ständig ( inzwischen deutlich seltener), dass Putin krank, todkrank, geschwächt, mit dem Rücken an der Wand, am Ende usw. ist. Man könnte sich, hier wie dort, eine Menge Überraschungen ersparen, wenn man sich unliebsame Fakten nicht ständig schönreden, sondern sich der Realität stellen würde. Es wird gemunkelt, dass die realistische/objektive Einschätzung einer Situation ganz hilfreich bei der Entwicklung von Reaktionsstrategien sein soll. Hat man jedenfalls im vorigen Jahrhundert noch so gesehen.

  5. Nun, die Frau Dagdelen ist eine vielschichtige Person. Politikerin der deutschen Linken, Kurdin mit Wurzeln in der Türkei, Alevitin, PKK-Fanclub, Friedensaktivistin usw usf.
    Mit ihrem Beitrag unterstreicht sie eifrig zum wiederholten Male ihre Rolle als Erdogan-Hasserin. Ihre Vorwürfe und Anschuldigungen mögen berechtigt sein. Aber war denn Erdogans Herausforderer im eigentlichen Sinne denn eine Alternative? Der wurde, zumindest in einigen Medien, als us-gesteuerter Hampelmann dargestellt. Es könnte ja sein, daß die eher dörflich konditionierten Türkeistämmigen die ganze lächerliche Agenda, die in der US-Musterkolonie Deutschland gerade praktiziert wird, mit fassungslosem Staunen verfolgen und diese Zustände eher nicht für ihre alten Heimat befürworten. Da macht man sein Kreuzchen, wiewohl mit Bauchgrimmen, eher bei der altbekannten korrupten Kraft.

  6. „Der EU-Beitrittsprozess ist tot. Das sagt nur keiner. Wer dafür im Übrigen einseitig den Westen verantwortlich macht, hat von der Türkei leider nicht viel verstanden. Die Europäer haben Erdogan gegen das Militär konsolidiert. Dazu hatte Erdogan den Beitrittsprozess genutzt. Als er das Militär mit eigenen Leuten besetzt hatte, brauchte er diese Rhetorik nicht mehr.“

    Ja, der Beritrittsprozess ist tot, seit etlichen Jahren aber noch nicht so lang wie er hingezogen wurde, was hier keiner sagt aber von türkischer Seite offen und in etwas angepissten Ton kommuniziert wurde.
    Hinzu kommt, daß das Beitrittsgesuch zu einer Wirtschaftsunion gestellt wurde, was mit der zunehmenden Umgestaltung der EU zu dem heutigen xyz immer mehr Nachverhandlungen wegen geänderter Anforderungen führte und da war dann mal Schluss mit lustig.
    Dann gibt es noch die Aussage, war es vom Dicken selbst oder aus seinem Umfeld, das es ein so großes Interesse am Beitritt gab, so groß, das es schon wieder ins negative kippte.

    Mein einziger Kritikpunkt an dem ansonsten guten Artikel.

  7. Die Autorin ist, oder besser war, einer der letzten Gründe, warum ich links wählte .
    Schön, auch hier ihre Texte lesen zu können. Ist dann wohl auch schon das letzte, was man „schön“ nennen darf.
    Die Vorstellung, das 2/3 der hier lebenden Türken, genauer gesagt der Stimmberechtigten, für den islamischen Faschismus stimmten, ist unerfreulich.
    Können ganze Gesellschaften geisteskrank werden? Die politische Klasse, die sich aktuell vor lauter „Antifaschismus“ nicht mehr einkriegt, die mit verzerrtem Gesicht „Nazi“ brüllt, wenn jemand von Heimat redet, importiert permanent islamischen Faschismus, hetzt islamische Faschisten in Syrien gegen Assad, rüstet ukrainische Nazis aus. Ich weiß nicht, ob Schizophrenie passend ist.
    Sieht fast so aus

  8. Also zunächst einmal ich bin kein Fan von Erdogan – oder manchen von Dagelens Positionen, aber eines muss man eingestehen, die Türkei ist, entgegen der Ampel-Propaganda in .de ein demokratischer Staat, wenn auch autoritär regiert, aber sind unsere Ampel-PolitikerInnen denn besser? Mir ist bitter aufgestossen, dass wir, von den deutschen Hauptstadtjournalisten z.B. in der Berliner Zeitung kurz nach der Wahl Erdogans Kommentare lesen konnten, die wohl von deutschem Größenwahn zeugen. Die türkischen Mitbürger haben eben verkehrt abgestimmt? Ja, geht’s noch dachte ich schon da, woher nehmen die die Chuzpe anderen Menschen, auch türkischen, vorzuschreiben wie die abzustimmen haben???? Sorry, aber das war mein erster Eindruck, als ich Kommentare deutscher Mainstream-Journalisten las, in der Berliner Zeitung. Außerdem stand dort etwas, dass sich für mich anlas als würde Scholz Erdogan zum Rapport ins Kanzleramt bestellen – sind die denn jetzt alle Größenwahnsinnig geworden im US_Biden-Vasallenstaat Deutschland? Nur mal so als Frage, und wohlgemerkt, dass schreibe ich obwohl, oder gerade, weil ich Positionen der Frau Dagelen durchaus teile, aber unsere Mainstream-Journalisten tun der mit solchen Ausfällen keinen Gefallen – ganz im Gegenteil.

    Die eigenständigen Großmacht-Zeiten dürften doch seit Kaiser Wilhelm II vorbei sein, wo man ausländische Staatsfüher zum Rapport nach Berlin ins Kanzleramt bestellt hat – Bismarck ist schon lange tot, und nein, er ist kein Hering gewesen liebe Frau Vester von den Grünen, er war ein Reichskanzler – soviel zur Bildung der „grünen“ Partei…..

    Übrigens, ich hätte einen tollen Vorschlag für die nächste Bundestagswahl – wir lassen alle „Auslandsdeutschen“ – z.B. die DeutschamerikanerInnen (von denen es aktuell 43 Millionen in den USA geben soll. Wieviel gibt es eigentlich weltweit? Und in Ländern die Baerbock „ruinieren will“ – die deutsche Gemeinde dort dürfte auch nicht gerade klein sein), bei der nächsten Bundestagswahl mit abstimmen – auf das Ergebnis darf man dann gespannt sein……

    Sarkastische Grüße
    Bernie

    PS: Die türkische Opposition war aber auch nicht einig? Oder? Kili…? Wer? Dachte ich als der sich gegen Erdogan aufstellen ließ…..da hätte der gute Mann sich schon mehr anstrengen müssen, den „Sultan“ zu beerben, und nicht so, dass manchem Deutschen, oder Türken, der Name des Oppositionskandidaten gar nicht einfällt – Wäre ja wie wenn Scholz alle Medien in .de in der Hand hätte und jemand fragen würde „Mer…. Wer? Kenn ich nicht. Den soll ich wählen? Nur mal so als ergänzende Anmerkung…..

  9. Inflation ist nicht geeignet, die wirtschaftliche Situation zu beurteilen, es sei denn, es handelt sich um Hyperinflation. Die Lebensmittel sind in der Türkei inzwischen doppelt so teuer. Die Inflation war 2022 offensichtlich wegen des Ukrainekriegs sehr hoch, ist in diesem Jahr aber schon um 50% zurückgegangen. (Statista) Es gab unter Erdogan ein Wirtschaftswunder, selbst in den letzten Jahren. 2021 betrug das Wachstum des realen BIP in der Türkei 11,35 % und 2022 5,57 %. (Statista) Das sind Zahlen, von denen wir nur träumen können. Erdogan hat das Militär entmachtet und damit aus der Türkei eine Demokratie gemacht. Schon wieder wurde ein “Autokrat” gewählt. Offensichtlich sind die Mainstream-Journalisten unfähig, den Widerspruch zu verstehen. Präsidentschaftswahlen sind ein direktdemokratisches Element, Verfassungsreferenden auch. Wer in der BRD lebt, müsste eigentlich wissen, was ein faschistoides System ist, mit staatlichen und privaten Propagandasendern, gleichgeschalteten Medien, Blockparteien, einer Justiz, die nicht unabhängig handelt, sondern Oppositionelle ohne Urteil einsperrt, Personen, die in Talkshows den Terror der PKK billigen, aber frei laufen lässt. Ein Land in dem die Verfassungsrichter von den Verfassungsbrechern gewählt werden. Ein Land, in dem es Leute gibt, die jeden als Rassisten beschimpfen, der ihnen nicht passt, aber, selbst mit türkischen Wurzeln, blind vor Hass auf der Welle der Islamophobie surfend, Erdogan beschimpfen, weil er ein Populist ist, der sich von NATO und EU vorsichtig zu distanzieren versucht, die ihrerseits die Türkei gerne wieder mit einem Putsch nach dem anderen destabilisieren würden.

  10. Sevim Dagdelen ist eine widersprüchliche Persönlichkeit, die sich nicht entscheiden kann, auf welcher Seite sie stehen möchte: Auf der Seite des Imperiums oder auf der Seite des Antiimperialismus!
    Hier ist sie wahrscheinlich genauso widersprüchlich wie ihr Erzfeind Erdogan. Dieser tendiert aber klarer als Dagdelen zu den antiimperialistischen Kräften, verhindert den NATO-Beitritt Schwedens und will in die BRICS.

    Vielleicht weiß sie nicht wohin sie gehört, weil sie kurdischer Herkunft ist? Doch die derzeitige kurdische Führung läßt sich von den US mit Waffen unterstützen. Warum? Wer sich vom Imperium unterstützen läßt, den muß man doch mißtrauisch beäugen!?

    Offen gibt Dagleden zu das der Gegenkandidat von Erdogan die westlichen Wirtschaftssanktionen unterstützt. Was ist denn das für eine Alternative? Da ist doch Erdogan zweifellos das bessere kleinere Übel, als das sich doch gerne die Linkspartei verkauft.

    Ich fürchte Dagleden wird es nicht gelingen den Abstieg der Linken aufzuhalten. Die Linkspartei hat den Frieden und die soziale Gerechtigkeit verraten und verdient es abgestraft zu werden. Sie hat ihren Gebrauchswert verloren!

  11. Für mich ist Frau Dagdelen eine der wenigen intergeren Personen in einer Partei die auch ich mehrmals gewählt habe und für die ich mich jetzt fremdschäme.
    Für mich war die Anbiederung des Herrn Killicdaroglu an die EU unerträglich. Er hätte den Krieg gegen die Kurden, gegen Syrien und Irak wahrscheinlich nicht beendet.
    „Nach Käse kommt nicht Besseres“, alter Spruch, der öfter zutrifft.
    Die angesprochenen Versäumnisse sind (Grauen Wölfe usw) eine bekannte Tatsache. Auf diesem Auge waren sind alle bisherigen Regierungen und Staatsanwaltschaften aus verschieden Gründen blind, bzw musste man blind sein.

    1. Ich glaube dass Sevim Dagdelen gar nicht einen Sieg dieses Erdogan-Konkurrenten wollte.

      Von diesen beiden Kandidaten war Erdogan wirklich das , wie sie auch schrieb „kleinere Übel“.

      Das bedeutet aber nicht, jede Schweinerei von Erdogan gutzuheissen, insbesondere die Kriegführung gegen die Kurden in Syrien und den Support für den IS dort.

      Und dass der Beitrittsprozess tot ist stimmt auch. Mittlerweile wollen ihn viele Türken wohl auch nicht mehr.

  12. Für mich ist Frau Dagdelen eine der wenigen integeren Personen in einer Partei die auch ich mehrmals gewählt habe und für die ich mich jetzt fremdschäme.
    Für mich war die Anbiederung des Herrn Killicdaroglu an die EU unerträglich. Er hätte den Krieg gegen die Kurden, gegen Syrien und Irak wahrscheinlich nicht beendet.
    „Nach Käse kommt nicht Besseres“, alter Spruch, der öfter zutrifft.
    Die angesprochenen Versäumnisse sind (Grauen Wölfe usw) eine bekannte Tatsache. Auf diesem Auge waren sind alle bisherigen Regierungen und Staatsanwaltschaften aus verschieden Gründen blind, bzw musste man blind sein.

  13. Ein Kommentar von Uli Gellermann zur aktuellen Wiederwahl Erdogans, und der dazugehörenden Kommentare in deutschen Mainstream-Medien, dem es nichts hinzuzufügen gilt, außer, dass Herr Gellermann mal wieder voll ins Schwarze getroffen hat was deutsche Heuchelei und Doppelmoral in .de angeht:

    „[…]Macht der Videos und Medien, Splitter im Auge der Türkei – Balken in Deutschland[…]“

    Link:

    https://www.rationalgalerie.de/home/macht-der-videos-und-medien

    Gruß
    Bernie
    ….

  14. Vielleicht sollten Politiker erst einmal vor der eigenen Haustür kehren, bevor man sich über andere beschwert.
    Was die vielen Türken in D angeht, gab es den Marshall Plan, ohne die vielen zugereisten hätte D durch den Alliierten Bombenteppich etwas länger gebraucht für das Wirtschaftswunder.

  15. Ziemlich kurz nach der Wahl war es Erdogan ein Anliegen, eins klarzustellen: Selahattin Demirtaş kommt nicht aus dem Gefängnis, solang er regiert. Soviel zur Gewaltenteilung.
    Warum sitzt er in Gefängnis? Es „wurde Medienberichten zufolge am 30. Juli 2015 ein Ermittlungsverfahren gegen Demirtaş wegen des Vorwurfs der Anstachelung bewaffneter Proteste gegen die fehlende Unterstützung seitens der Türkei in der Verteidigung Kobanês gegen den Islamischen Staat eingeleitet.“ (Wiki).
    Ja klar, für Erdogan sind die die Terroristen, die den Islamischen Staat aus Kobane vertrieben haben. Der IS selbst ist in seinen Augen hingegen Teil des Osmanischen Reichs. Wir hier haben durchaus Grund, das so zu sehen, wie die Kurden. Denn solang der IS diese großen Gebiete hatte, war er zu Anschlägen in Europa fähig, etwa Bataclan. Reden wir nicht drumrum: ohne Erdogan hätte es den IS nie gegeben, dass er diesem logistische, medizinische und militärische Hilfe gewährte, ist nun mehr als bewiesen. Heißt auch, dass er nie mehr aus dem Knast heraus kommt, sobald in der Türkei wieder ein Rechtsstaat herrscht. Als Diktator kann man nicht in Rente gehen.

    Das ist die Türkei: ein absolut friedlicher Parteiführer wird eingesperrt, politische Arbeit ist somit unmöglich. Während Erdogan einen mit der PKK verinbarten Waffenstillstand bricht und Demirtaş Heimat dem Erdboden gleich macht:
    https://www.telepolis.de/features/Diyarbakir-Stadt-Zerstoerung-und-Enteignung-3827981.html?seite=2

    Der Artikel ist sehr zurückhaltend, auch Dagdelen verschweigt die meisten der Schweinereien. Es würde ihr nicht geglaubt, weil Erdo, wie im Forum zu sehen, viele Fans hat. Der autoritäre Charakter findet Erdogan natürlich großartig.

    Eins noch: Die Unseren sind an Unterwürfigkeit gegen Erdogan nicht zu überbieten. Ich habe da einen bestimmten Verdacht: im Zug der Türkenmorde in Deutschland hat natürlich auch der türkische Geheimdienst MIT ermittelt. Die sind tüchtig und vielleicht wissen sie etwas über das ganz Schlimme, das für 120 Jahre weggesperrt werden muss. Das ist dazu geeignet, die Deutschen zu erpresen.

  16. Hatte nie gedacht, dass ich mir Erdogan als Sieger wünschen könnte, so grotesk ist die Situation. Aus allen „Demokratie“forderungen für die Türkei springt ins Auge, dass dahinter nur die Strategie lauert, die Türkei antirussisch auszurichten, alles andere Gewäsch ist nebensächlich. Und daran tragen auch die seltsamen Figuren Schuld, die sich „links“ nennen, aber objektiv die Interessen des US -Kapitals verfolgen.

  17. angesichts der miserablen wirtschaftlichen Situation mit der hohen Inflation

    Als gelernter Deutscher denkt man bei Inflation ja gleich an ’23 und bekommt weiche Knie, der Wohlstandtürke hingegen kauft dann für seine Braut noch einen goldenen Anhänger mehr oder legt sein Geld in halbwegs wertbeständigen Apple-Produkten an.
    Der Erdo-Hahn hat es immerhin geschafft, sein Land beim BIP-pro-Kopf (nach PPP) von Platz 65 im Jahr 2010 auf Platz 51 im Jahr 2020 zu katapultieren. Erzrivale Griechenland hingegen sank von 47 auf 53. So etwas streichelt die Volksseele.

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