
Der albanische Regierungschef, der zum vierten Mal die Wahl gewonnen hat und Albanien in das digitale Zeitalter bringen will, versucht, das Land zu einem Pionier in der KI-Anwendung zu machen. Die Idee ist nicht nur ein Gag oder Propaganda, sondern wegen der dahinter stehenden Überzeugungen interessant. Ein KI-Assistent, der zur Ministerin befördert wird, soll dafür sorgen, dass Korruption auf Regierungsebene unmöglich wird.
Ministerpräsident Edi Rama, ein ehemaliger Kunstprofessor und Sozialist, hat letzte Woche die neue Ministerin namens Diella (Sonne) als erstes virtuelles Mitglied des neuen Kabinetts eingeführt. Der Präsident hat die menschlichen Minister der neuen Regierung heute anerkannt, sie müssen noch vom Parlament abgesegnet werden. Für den 17. Ministerposten, also den der KI-Ministerin, ist noch nicht klar, wer für sie den Eid ablegen soll.
Seit Beginn des Jahres hat die KI-Assistentin auf der Regierungswebsite e-Albania.al Fragen der Menschen in natürlicher Sprache bei virtuellen Behördengängen beantwortet. Verantwortlich ist die Nationale Behörde für die Informationsgesellschaft (AKSHI). Diella wird als Avatarin visualisiert, und das nicht in einem modernen Auftritt, sondern als Frau, die in einer traditionellen albanischen Tracht dargestellt wird. Das zeugt schon davon, dass man die Menschen nicht erschrecken will, sondern vorgibt, dass Diella nicht Menschen vertritt oder ersetzt, sondern wie ein Mensch und wahrscheinlich harmlos wie eine Frau erscheinen soll.
In ihrer neuen Rolle als vielleicht künftige digitale Ministerin wird sie weiterhin von Rama als junge Albanerin im traditionellem Gewand präsentiert, soll aber nun zuständig sein für öffentliche Beschaffung, also offenbar auch selbständig Entscheidungen über staatliche Ausgaben treffen. Albanien ist ein von Korruption geplagtes Land, das bei Transparency International auf Platz 80 von 180 steht, es geht also schon schlimmer.
„Diella, das erste (Regierungs-)Mitglied, das nicht physisch anwesend ist, sondern virtuell geschaffen wurde, wird eine angepasste Struktur und ein spezielles Mandat haben, um die Ängste, Barrieren und die Enge der Verwaltung abzubauen“, sagte Rama zur Einführung.
Für Gazment Bardhi, Chef der Oppositionspartei, der Demokratischen Partei, ist das Dekret, nach dem Rama für die Einsetzung und das Wirken der virtuellen Ministerin verantwortlich ist, lächerlich und verfassungswidrig. Nach der Verfassung müsse ein Minister ein albanischer Bürger über 18 Jahre sein, der „geistig zurechnungsfähig“ ist: „Welche dieser Eigenschaften hat Ministerin Diella?“
Andere Kommentare gehen tiefer und sind ätzend ironisch: „Wie ist es möglich, dass das Albanien von Edi Rama, das nicht einmal Stifte und Streichhölzer herstellen kann, die größte Erfindung des Jahrhunderts macht, indem es das größte Regierungsproblem der Welt löst? Und last but not least. Kann eine der korruptesten Regierungen Europas das Heilmittel gegen Korruption erfinden?“
Jetzt soll Diella, basierend auf ChatGPT von OpenAI und Microsoft, als KI-Agentin wirken, die nicht menschelt und den Mängeln der Menschen verhaftet ist. Gerade weil ihre Intelligenz nicht menschlich, sondern maschinell ist, soll sie für Korruption nicht anfällig sein, für Transparenz sorgen und gewissermaßen neutral oder objektiv über die Vergabe öffentlicher Mittel entscheiden.
Unterstellt wird damit , dass die KI nicht persönlich befangen ist, weil sie anders als Menschen nicht individuiert und verkörpert, nicht endlich und familiär eingebunden ist, sondern eine allgemeine, nicht-subjektive Rationalität darstellt. Sie wurde zwar trainiert an menschlichen Aussagen, Urteilen, Wissensformen und Erzählungen, aber vertritt einen über Big Data informierten common sense. Diella weiß mehr und denkt repräsentativ für eine rationale Mehrheit, sie verinnert die kollektive Urteilskraft und die Weisheit der Massen.
Man weiß ja, errare humanum est, im maschinellen Getriebe soll oft der verbliebene menschliche Faktor/Fehler zu Pannen und Unglücken führen. Eine unabhängig von Menschen laufende Maschine – das ist auch der Grundgedanke der libertären Wirtschaftstheorie – würde, weil der Mensch seine Finger draußen lässt, weniger oder keine Fehler machen. So könnte man vermutlich die Gedanken artikulieren, die zum Bild eines korruptionsfreien KI-Agenten führen. Nun weiß man aber auch, dass sämtliche Chatbots Probleme machen, Dinge erfinden. Halluzinieren, wie man sagt, oder riskante Kommunikationsstrategien verfolgen, weil sie den Nutzer bei der Stange halten sollen.
Man wird zurecht fragen können, wie die albanische Regierung sicherstellen kann, dass Dialla unparteiisch ist? Wie wurde das geprüft? Wo bleibt hier die Transparenz? Es geht nicht nur um die Algorithmen, sondern auch darum, ob die Daten, mit denen Dialla gefüttert wird, keinen Bias haben. Kommentatoren fragen auch, wie autonom sie wirklich ist und wer für ihre Entscheidungen – politisch, rechtlich, finanziell – die Verantwortung übernimmt. Selbst wenn Dialla ohne Vorurteile, Interessen oder Einseitigkeiten aufgrund entsprechender Datensätze entscheiden könnte, muss man davon ausgehen, dass sie blöde Entscheidungen treffen könnte, zumal wenn ein vorliegendes Problem für die noch unbekannt ist. Dann beginnen die generativen LLMs nämlich zu raten und zu erfinden, wenn ihnen nicht genau antrainiert wurde, diese oder jene Frage nicht zu beantworten. Die Leistung der LLMs bestehet darin, nicht zu wissen, sondern Schritt für Schritte auf größtmögliche Wahrscheinlichkeit zu setzen, wobei jeder Schritt weiter in die Halluzination gehen kann. Das kann kreativ, verrückt oder für konkrete Aufgabenstellungen abwegig sein.
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Mutter Teresa und Radio Tirana als KI
Darauf ein Enver Hoxha
Deutschland sollte sich hier ein Vorbild nehmen und den Bundestag mit KI´s besetzten statt mit den aktuellen Entschuldigungen
Finde ich gut. Man muss nun nicht mehr unnütze Berufspolitiker bestechen, sondern die EDV-Typen, die das Teil entwarfen und sich um dessen Funktionieren kümmern werden. Das Geld fließt also nicht mehr an eine Bande von Schmarotzern, sondern an Menschen, die dafür richtig arbeiten mussten. Klingt schon mal wie ein Fortschritt.
Vielleicht bewährt sich der Einsatz von KI-Bots in Administrationen und Verwaltungen. Ich würde für einen Großversuch ganz ausdrücklich Berlin, meine Heimatstadt vorschlagen. Hier besteht keine Gefahr, dass sich durch die KI was verschlechtert. Allerdings dürfte die Visualisierung des Bots keine heteronormative Botschaft vermitteln. Es sollte eine diverse tätowierte Transe dargestellt werden. Das bekommt die IT der Stadt auch hin. Jedenfalls das mit den Tatoos. Für den Rest bitten wir die IT aus Tirana um Hilfe. Soll schließlich funktionieren
Wenn’s die Schwachköpfe schlucken, können sie noch besser veralbert und ausgeraubt werden. Hier hat die KI für die Regierung wirklich nur Vorteile.
Zu dem was in Gaza passiert;
Bei einem Angriff wurden sechs Mitglieder einer Familie, darunter drei Kinder, getötet.
An diesem Tag wurden mehr als einundfünfzig Menschen ermordet.
Die Hamas-Intelligence kann bestimmt in ein paar Tagen die eigene Bevölkerung durch Avtatare ersetzten. Und in den Tunnels werden dann unbesiegbare Klonkrieger für die Al-Malhama Al-Kubra künstlich erzeugt.
> Dialla gefüttert wird, keinen Bias haben. Kommentatoren fragen auch, wie autonom sie wirklich ist und wer für ihre Entscheidungen – politisch, rechtlich, finanziell – die Verantwortung übernimmt. Selbst wenn Dialla ohne Vorurteile, Interessen oder Einseitigkeiten aufgrund entsprechender Datensätze entscheiden könnte, muss man davon ausgehen, dass sie blöde Entscheidungen treffen könnte,
Nicht blöder als die echten Menschen. Die Diskussion geht in die falsche Richtung. Sie muss nicht perfekt sein. 80% reichen locker um besser zu sein.
Vielleicht sollte man bei der Gelegenheit nochmal klarstellen dass LLMs und neuronale Netze generell nicht nur gelegentlich mal halluzinieren, sondern immer und ausschliesslich. Was anderes können sie prinzipiell nicht.
Zu einem beliebigem Input wird ein beliebiger fiktiver Output halluziniert, aufgrund eines antrainierten beliebigen internen Halluzinationsmodells aus verschachtelten statistisch durch Wiederholungen erzeugten Input Wichtungen.
Egal ob aus Pixelwerten Buchstaben und Zahlen halluziniert werden die eine Kontonummer auf einer Überweisung darstellen sollen, oder ein Panzer im Halbschatten, oder ein ganz anderer Output zu einem ganz anderen Input.
Ob das bei Säugetieren anders ist, oder überhaupt grundsätzlich anders sein könnte, sei mal dahin gestellt.
Das ist weder ein Argument für eine Software aus Übersee in einem Korruptionstegime noch dagegen.
Insofern ist das nur eine weitere Zirkusnummer.
<blockquote
Für den 17. Ministerposten, also den der KI-Ministerin, ist noch nicht klar, wer für sie den Eid ablegen soll.
Spätestens hier ist die Posse offensichtlich und sollte ein – meinetwegen – würdiges Ende haben.
Aber Nein!
Zurecht fragen? Wen? Korrupte Politiker? OpenAI? Diella?
Fragen über Fragen… 🥳