Abgründe der Desinformation

Adolf Eichmann in Jerusalem
Courtesy of Israel Government Press Office, Public domain, via Wikimedia Commons

Das neue Buch der Auslandskorrespondentin und investigativen Journalistin Gaby Weber widmet sich drei Ereignissen im Mai 1960, die auf den ersten Blick in keiner Verbindung zu stehen scheinen.

Vom 11. bis 23. Mai 1960 fand in Paris der sogenannte Abrüstungsgipfel der vier Siegermächte statt. Am 22. Mai kam es in Valdivia im Süden Chiles zu einem Mega-Erdbeben, bei dem die Erdkruste auf tausend Kilometern aufbrach. Und nur einen Tag später tauchte der gefangene ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Israel auf.

Jedem dieser Ereigniskomplexe hat die Autorin in der Vergangenheit mindestens einen Dokumentarfilm gewidmet. In ihrem nun erschienenen Buch fügt sie diese Teile mit weiteren, bislang unbekannten, wie in einem großen Puzzle zusammen. Auf rund 250 Seiten versucht Gaby Weber den Beweis zu führen, dass diese Ereignisse („Kreise“) sehr wohl miteinander in Verbindung stehen. Dazu holt sie bisweilen weit aus und führt den Leser in manche Verästelungen, etwa wenn sie über das maßgeblich von dem Physiker und „Vater der Wasserstoffbombe“ Edward Teller unterstützte Projekt „Plowshare“ berichtet, den Bemühungen des Pentagon, Nuklearexplosionen für zivile wirtschaftliche Anwendungen einzusetzen, in dessen Umfeld die argentinische Kriegsmarine zusammen mit dem Pentagon im Mai 1960 illegale Atomversuche in Patagonien durchführte. Oder wenn sie ausführlich die Lebens- und Familiengeschichte eines jüdischen Emigranten und ehemaligen KZ-Insassen schildert, der bereits 1957 die israelische Regierung über Adolf Eichmanns Aufenthaltsort informiert hatte. Nach dem Auftauchen Eichmanns in Israel wies er als einer der ersten darauf hin, dass es sich bei der angeblichen Entführung Eichmanns durch den Mossad um ein Täuschungsmanöver handelte. Nach Gaby Weber wurde der Zeuge schließlich mittels handfester Einschüchterungen zum Schweigen gebracht.

Nicht immer ist es leicht, der Autorin auf Anhieb zu folgen, manches wird erst beim zweiten Lesen bzw. an anderer Stelle verständlich, was auch daran liegen mag, dass das Buch nicht in einem Guss entstanden ist, sondern aus verschiedenen, zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen und überarbeiteten Teilen zusammengefügt wurde. Das erklärt auch manche Redundanzen. Einen nicht geringen Teil des Buches nimmt Webers Schilderung ihrer unermüdlichen, oft erfolgreichen, aber immer wieder von Rückschlägen behinderten Bemühungen um Einsicht in die Akten der betroffenen Regierungen und ihrer im Schatten agierenden Geheimdienste ein. Es sei hier vorweggenommen: Vor allem diesem Umstand ist es geschuldet, dass die Autorin trotz der Plausibilität ihrer Thesen und Behauptungen nicht alle mit schlussendlicher Sicherheit beweisen kann.

Folgt man der Autorin, gibt es sehr wohl einen kausalen Zusammenhang zwischen diesen „Kreisen des Abgrunds“. Den entdeckte sie bei ihren Recherchen in argentinischen, deutschen, US-amerikanischen, französischen und russischen Archiven. Zweimal verklagte sie den Bundesnachrichtendienst sowie das Bundeskanzleramt auf Akteneinsicht. In das Historische Archiv der Deutschen Bank gelangte sie nur auf dem Gerichtsweg. Die Einsicht in viele Unterlagen ist ihr nach wie vor verwehrt. Bis heute sind etwa die im Elysée lagernden Aufzeichnungen von Charles de Gaulle über den Pariser Abrüstungsgipfel nicht zugänglich, obwohl sie nach dem französischen Informationsfreiheitsgesetz längst hätten freigegeben werden müssen. Die internen Unterlagen auf der obersten Regierungsebene sind weiterhin geheim, das gilt auch für diejenigen in US-Archiven. Lediglich die Aufzeichnungen Adenauers über den Abrüstungsgipfel fand sie in den auf ihren Antrag freigegebenen Akten des Kanzleramts.

Warum der Abrüstungsgipfel 1960 gescheitert sein könnte

Am 16. Mai 1960 wollte der sowjetische Regierungschef- und KPdSU-Parteichef Nikita Chruschtschow in Paris die atomare Abrüstung und die Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands vorschlagen. Doch es kam anders. Ein Wutausbruch Chruschtschows bot den westlichen Siegermächten den Anlass, den Abrüstungsgipfel scheitern zu lassen – einen willkommenen, ja bewusst provozierten Anlass. Gaby Weber ist sich nach umfassenden Recherchen sicher, dass es nicht ein (bereits lange vor dem Gipfel bekannter) US-Spionageflug über der Sowjetunion war, der Chruschtschow so sehr in Rage gebracht hatte, sondern eine Erpressung mit einer gescheiterten Geiselnahme.

Bereits in früheren Veröffentlichungen und Dokumentarfilmen konnte Gaby Weber nachweisen, dass es sich bei der Geschichte von der angeblichen Entführung des früheren SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann um eine Legende handelt, eine Fake News, „die Mutter aller medialen Lügengeschichten“, so die Autorin. Nach ihren gründlichen Recherchen wurde Eichmann von den argentinischen Sicherheitsbehörden festgenommen und ordnungsgemäß bei seinem Arbeitgeber Mercedes Argentina abgemeldet. Eichmanns Festnahme, die auf der Grundlage eines deutschen Haftbefehls erfolgte, den der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ausgestellt hatte, war offensichtlich als propagandistische Aktion gedacht, „um der Forderung Chruschtschows nach einer umfassenden Entnazifizierung in Ost und West Nachdruck zu verhelfen“, schreibt Gaby Weber.

Weber hat in den Archiven Hinweise darauf gefunden, dass Chruschtschow in Paris die Festnahmen von Eichmann wie auch von KZ-Arzt Josef Mengele durch die argentinische Frondidzi-Regierung verkünden wollte. Laut einem BND-Vermerk hatte Eichmann „Kontakte mit dem sowjetischen Nachrichtendienst“. Eichmann sollte in dem Moment „überführt werden“, in dem Chruschtschow den Verzicht Ost-Berlins auf die Mitarbeit ehemaliger Nationalsozialisten im Staatsdienst der DDR verkünden würde.

Doch diese Pläne sickerten durch, und nach einem Putsch hochrangiger Generäle, der zum Sturz Frondizis führte, wurden Eichmann und seine Bewacher (vom Mossad) von der argentinischen Putschisten-Regierung (mit mutmaßlicher Unterstützung der CIA) festgesetzt. In den Augen der Militärs hatten sich Frondizi und seine Leute strafbar gemacht, weil der Staatschef ausländische Sicherheitsbeamte – Mitarbeiter des Mossad – ohne Genehmigung des Parlaments ins Land geholt hatte, um ohne die zuständige Polizei eine Person zu verhaften und in Geiselhaft zu nehmen. Für die CIA war das unmittelbar vor der Eröffnung des Pariser Abrüstungsgipfels ein gefundenes Fressen. Die mit ihr verbundenen argentinischen Militärs und Geheimdienste hatten jetzt Geisel und Geiselnehmer in ihrer Gewalt und „wurden selbst zu Geiselnehmern“ (G. Weber)

Aufgrund gewichtiger Indizien, die sie in argentinischen und russischen Archiven fand, vermutet Weber, dass Chruschtschow von der US-Regierung mit dieser Aktion erpresst wurde. Man legte ihm noch vor der Eröffnung des Gipfeltreffens nahe, auf seinen Vorschlag einer atomwaffenfreien Welt und die Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands zu verzichten. Für die Autorin ist diese die einzig plausible Erklärung für Chruschtschows Wutausbruch, der als Vorwand für das Scheitern des Abrüstungsgipfels herhalten musste, der wie von der Eisenhower-Administration gewünscht ohne Ergebnis zu Ende ging. Washington wollte kein wiedervereinigtes neutrales Deutschland, sondern es wollte den NS-Nachfolgestaat als Bollwerk gegen den Kommunismus wieder „kriegstüchtig“ machen.

Zwar ist es der Autorin bislang nicht gelungen, den Ablauf der Eichmann-Aktion exakt zu rekonstruieren, weil ihr die Einsicht in den Bericht der argentinischen Polizei sowie in den der CIA verwehrt wird, jedoch fand sie Unterlagen des polizeilichen Geheimdienstes der Regierung sowie der Provinz von Buenos Aires, aus denen die Ergreifung Eichmanns durch (namentlich bekannte) hohe Mitarbeiter der argentinischen Regierung, seine Verhaftung und sein Transport in einem offiziellen Dienstwagen hervorgeht.

Wie ein weiteres Dokument des argentinischen Geheimdienstes belegt, hätte Eichmann aus juristischen Gründen eigentlich nach Deutschland ausgeliefert werden müssen, da der Haftbefehl von der Frankfurter Staatsanwaltschaft ausgestellt worden war. Doch die Militärs setzten durch, dass sich Eichmann das Land, in das er abgeschoben würde, selbst aussuchen durfte. Er wählte Israel und traf dort unter höchster Geheimhaltung am 23. Mai ein. Zuvor hatte sich Argentinien mit Israel diplomatisch darauf geeinigt, den Fall vertraulich zu behandeln und auch die Beziehungen zwischen Tel Aviv und Bonn nicht weiter zu belasten.

Aber wozu die Geschichte von der angeblichen Entführung Eichmanns durch den Mossad? Um dem Mossad einen Nimbus als erfolgreiche Nazijäger-Truppe zu verleihen? Um zu verhindern, dass Eichmann in Deutschland vor Gericht gestellt wird?

Eichmann und illegale Atomversuche des Pentagon in Argentinien

Hier nun kommt das Erdbeben in Südchile ins Spiel. Gaby Weber weist nach, dass das Pentagon in Patagonien in Zusammenarbeit mit der argentinischen Kriegsmarine umfassende unterirdische nukleare Sprengungen durchführte, illegale Atomversuche, die mit dem von dem Physiker Edward Teller unterstützten Projekt „Plowshare“ in Verbindung standen. Heute weiß man, dass „Erdbeben dieses Ausmaßes … nicht herbeigebombt, nicht verursacht werden“ können, wie von ihr befragte namhafte Physiker und Geologen der Autorin versicherten. Die Wissenschaftler des Pentagon konnten es allerdings damals nicht wissen. „Mussten sie nicht davon ausgehen, dass ihre Versuche dieses Erdbeben ausgelöst haben?“, fragt die Autorin. Das Weiße Haus konnte demnach nicht ausschließen, dass die illegalen Atomversuche des Pentagons in Patagonien bekannt würden. Das wäre aus verschiedenen Gründen für Washington äußerst kompromittierend gewesen. Es bedurfte also irgendeiner sensationellen Geschichte, um von dem Erdbeben in Südchile und von möglichen Fragen nach einem Zusammenhang mit den Atomversuchen in Argentinien abzulenken. Die Eichmann-Entführung bot sich laut Gaby Weber hierfür an.

Die zeitliche Abfolge der Ereignisse spricht für die Plausibilität dieser Annahme. Das Erdbeben ereignete sich, während Eichmann im Flugzeug saß, das ihn nach Israel bringen sollte. Am Nachmittag darauf gab Ben Gurion in der Knesset eilig Eichmanns Festnahme und die Eröffnung des Prozesses gegen ihn bekannt. Der israelische Regierungschef hatte zuvor noch nicht einmal sein Kabinett oder Adenauer (dem er das Gegenteil versprochen hatte, nämlich das Nazi-Thema – gegen finanzielle Zuwendungen – einzufrieren) darüber informiert. Gaby Weber: „Das Auftauchen des SS-Mannes in Israel war die Sensation, Chile wurde unter »ferner liefen« abgehakt. Fragen nach einem Zusammenhang zwischen dem Erdbeben und den Atomversuchen unterblieben. Ein perfektes Ablenkungsmanöver.“

Die Adenauer-Regierung wurde von Ben Gurions Verkündung, Eichmann befinde sich in Israel und werde in Jerusalem vor Gericht gestellt, kalt erwischt. Während Generalstaatsanwalt Fritz Bauer glaubte, endlich seinen Kronzeugen gegen Adenauers Staatssekretär und engsten Berater Hans Globke zu haben, brach in Bonn Panik aus. In der Regierung wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die wichtigste von ihnen, unter Globke selbst, sollte den Prozess verfolgen und ggf. eingreifen. Mehrere Beobachter des BND und des Auswärtigen Amtes flogen zum Prozess nach Israel. Unabhängige deutsche Journalisten wurden überwacht.

Mit Eichmann hatte Ben Gurion ein Druckmittel gegen die Bonner Regierung in der Hand. Für Adenauer und Globke war es von existenziellem Interesse, dass Eichmann von seinem Wissen über gewisse Ereignisse und Zusammenhänge aus der Nazi-Zeit, über die er sich schon bald freimütig in Interviews zu äußern begann, im Prozess Stillschweigen bewahrte. Dass der Prozess gegen Eichmann in Israel stattfinden sollte, war daher durchaus auch im Sinne der Adenauer-Regierung. „Ein Prozess in Deutschland hätte die bundesdeutsche Gesellschaft gezwungen, die Judenverfolgung nicht länger totzuschweigen“, schreibt Gaby Weber. „Es hätte ein politisches Erdbeben über die Frage ausgelöst, wie viel altgediente Nazis in Verwaltung und Regierung saßen – an erster Stelle Staatssekretär Globke. Ben Gurion ersparte dem Bundeskanzler diese Auseinandersetzung. Und der rührte keinen Finger, um Eichmann in Frankfurt vor Gericht zu stellen.“

Es gelang Adenauer, die israelischen Behörden davon zu überzeugen, diese heiklen Fragen hinter verschlossenen Türen zu belassen. „Es winkte das Versprechen Adenauers, die Atompläne [Israels] in der Negev-Wüste mit Rat und DM zu unterstützen“ (Gaby Weber) sowie bereits zugesagte Kredite und Waffenlieferungen. Die Regierung in Washington sollte sich nicht daran stören, dass Bundeskanzler Konrad Adenauer und seine rechte Hand Hans Globke in der Folge die israelische Atombombe finanziell und technologisch ermöglichten – vorbei an Parlament und Öffentlichkeit.

„Globke? Der Name sagt mir gar nichts“

Am 11. April 1961 wurde in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann eröffnet. Der Prozess war, wie Weber schreibt, mitnichten ein „Jahrhundert-Prozess“ und wegweisend für Gerechtigkeit und Menschenrechte. Chancengleichheit zwischen Verteidigung und Anklage, die Grundlage eines rechtsstaatlichen Prozesses – Fehlanzeige! Eichmann war nicht mehr als eine Schachfigur, in einem „Spiel“, in dem es um langfristige politische Interessen ging. Die Dokumente, die die Autorin nach mehreren Klagen vom BND erhalten hat, „beweisen, dass die Geheimdienste die Strippen zogen.“ Eichmanns Anwalt Servatius arbeitete eng mit dem BND zusammen, und der BND mit dem Mossad. Dieser „überließ dem BND, wohlgemerkt: dem Dienst des Nazi-Generals Gehen, die kompletten Protokolle und 76 Tonbänder der Vernehmung Eichmanns; und diese landeten im Kanzleramt. BND und Mossad verhinderten, dass ausländische Anwälte“, vor allem aus den Staaten des Warschauer Pakts, „Einfluss auf das Prozessgeschehen nehmen konnten“, so Weber.

Laut den BND-Akten plauderte Eichmann in den Verhören über Globkes Beteiligung an der Juden-Verfolgung. „Wären diese Aussagen an die Öffentlichkeit gelangt, hätte Adenauer seinen Staatssekretär kaum halten können“, ist sich Weber sicher. Doch Eichmann hielt dicht: „Globke? Der Name sagt mir gar nichts.“ Es lief alles ganz so, wie es „Ben Gurion im Februar 1961 dem Abgesandten des Kanzleramts versichert“ hatte, schreibt Gaby Weber.

An Eichmanns Stillschweigen hatten Bonn und Tel Aviv ein gemeinsames Interesse. Der 1948 gegründete zionistische Staat war infolge terroristischer Aktionen seiner Gründer und der brutalen Vertreibung der Palästinenser international relativ isoliert. Tel Aviv benötigte dringend Waffen und finanzielle Unterstützung. Selbst die Vereinigten Staaten, die Israel als erste anerkannt hatten, verhängten ein Waffenembargo und lieferten erstmals 1962 offiziell Waffen an Tel Aviv. Deutschland dagegen hatte bereits 1952 Reparationszahlungen mit Israel vereinbart und 1957 – unter dem damaligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß (CSU) – eine intensive Rüstungszusammenarbeit mit Tel Aviv begonnen, die bis heute anhält, egal, welcher Verbrechen sich Israel schuldig macht.

Offenbar hatte sich Eichmann als Gegenleistung für sein erzwungenes Schweigen eine milde Strafe versprochen. „Ob es einen Deal zwischen ihm und der israelischen Regierung gegeben hat – einiges spricht dafür –, muss dahingestellt bleiben“, schreibt Gaby Weber. „Falls dem so war, wurde dieser Deal von Ben Gurion gebrochen.“

Auch das Todesurteil gegen Adolf Eichmann, der in dem Schauprozess zum Monster aufgebaut wurde, obwohl er nur ein subalterner Erfüllungsgehilfe war, atmete keineswegs den Geist der Rechtsstaatlichkeit. Bereits Hannah Arendt, eine der wenigen kritischen Stimmen, die für den New Yorker über den Prozess berichtete, hat kritisiert, dass die Anklagebehörde kein entlastendes Material gesucht hatte. Noch mehr wunderte sie sich über die Versäumnisse des Verteidigers. Warum hatte er nicht auf Strafminderung plädiert? Arendt bezog sich auf Eichmanns Zeit als Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien, Ende der Dreißigerjahre. In dieser Funktion hatte er eng mit den aus Palästina angereisten zionistischen Emissären zusammengearbeitet, die im Deutschen Reich „brauchbares Material“ für die Auswanderung suchten. „In Wien zwang Eichmann mindestens 50.000 Juden in die Emigration, die anderenfalls das Dritte Reich nicht überlebt hätten.“ Das Gericht sprach in seinem Urteil sogar von 150.000 jüdischen Emigranten, die als Zeugen hätten benannt werden können (sie lebten in Israel), was unterlassen wurde. Das Gericht wertete dies nicht strafmindernd, sondern unterstellte Eichmann einen hinterlistigen Vorsatz. Gaby Weber zitiert ein Schreiben Eichmanns an seinen Verteidiger Servatius: „Ich werde verurteilt, weil ich die Auswanderung betrieb, das Innenministerium [und damit Staatssekretär Globke, A.B] behinderte sie. Wer handelte richtiger unter den gegebenen Verhältnissen?“

Das Schlusswort des Angeklagten hatte ursprünglich den Namen Globkes enthalten. „Auf Veranlassung von Dr. Servatius wurde [er] herausgestrichen und von ihm im Schlusswort nicht mehr erwähnt“, meldete der BND seinem obersten Dienstherrn.

Eine neue Beweisaufnahme und die Ladung Globkes lehnte das Gericht aus formellen Gründen ab. Auch in der Berufungsbegründung erwähnte Servatius gegen den ausdrücklichen Auftrag seines Mandanten Globke nicht. Die Berufung wurde verworfen.

Indem Ben Gurion den Verurteilten unmittelbar nach Rechtskraft des Urteils hinrichten ließ, verbaute er den Ermittlern anderer Staaten den Weg, an Informationen zu gelangen, die zur Verhaftung weiterer Kriegsverbrecher, z.B. auch im Zuge einiger deutscher KZ-Verfahren, geführt hätten. Entsprechende Ansuchen lagen sowohl von Generalstaatsanwalt Bauer als auch von Jugoslawien, Polen, der Tschechoslowakei und Argentinien vor.

Gaby Weber: Drei Kreise des Abgrunds

248 Seiten, Die Buchmacherei, Berlin 2024

ISBN 978-3-9826199-3-4, 16,00 €

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12 Kommentare

  1. Sehr schön recherchiert, eine Perle internationaler Geschichte und wer dem folgt, kann sich nun vorstellen, wie das heute gehandhabt wird, da die gesmte westliche Erzählung halt einfach nur eine Lüge ist.

  2. Und das Gretchen Thunberg ist die neue Mata Hari,
    mit der Teilnahme an der zweiten Gazaflottille hat sie einen Schmetterlings-Effekt ausgelöst, der drei Tage nach ihrer Verhaftung, zum vierten Golfkrieg und der wiederum zum dritten Weltkrieg führt!

    Wer hätte jemals gedacht das die junge Dame am Ende doch noch einen Klimawandel hinbekommt und recht behält.

    Nuclear Winter is Coming

  3. Entweder stimmen die ganzen Langleygenden, denen wir schon immer aufzusitzen haben, oder das Eisberg-Theorem. Aber beides gleichzeitig … nie und nimmer. Es sei denn, mit all den Ammenmärchen auf denen wir auf der Eisbergspitze zu sitzen haben, werden die vier Fünftel – wenn nicht mehr – im Dunkel der Untiefen fein säuberlich zugedeckt. Gut recherchiert von Frau Weber, hätte sie noch mehr davon auszugraben vermocht, wäre doch sicherlich plötzlich und unerwartet …
    Auch in diesem Fall – alles nur Lug, Trug & Niedertracht. Und immer wieder die gleichen, die üblichen Verdächtigen. So viel Schmutz, so viel Drecksarbeit kann sich natürlich der propaganda&tatort-gestützte Pöbel nicht ausmalen, also winkt er ab. Dabei wird bzw. wurde doch mal wieder bestätigt: Konzertierte ‚Drecksarbeit mach frei! Und zwar alle, außer dem Kehrricht“.

    Nein, heute gibt es kein copy&taste-Epos von mir, wie die unzähligen in den letzten Tagen, zu was auch, will sowieso niemand wissen. Wird auch mit Frau Webers Arbeit nicht anders passieren. Deshalb vielleicht von mir nur etwas, was evtl. hängenbleiben könnte. Nein, dass der Schicklgruber noch unter uns weilen könnte, auch wenn nur unter der zentralen Antarktis, ist rein biologisch betrachtet nicht mehr anzunehmen. Obwohl, wenn man die ganzen Grufties bedenkt, die Soros, die Murdochs u.v.a.m., wäre es doch möglich, dass unter dem Motto „Hunde, wollt ihr ewig leben“ in der Antarktis sich dereinst ein medizinischer Durchbruch ergeben haben könnte.

    Neulich hatte ich ja schon zu einer anderen causa vermeldet: „Elvis lebt, Epstein lebt“. So manches Geschehnis aus letzter Zeit lässt allerdings bei mir den Verdacht keimen, dass vielleicht aus irgendeinem Grund Panik bei den Ewiglebenden ausgebrochen zu sein scheint. Hat nicht der Schicklgruber oder war’s der Ganz, Bruno in einem ihrer Schlussvorträge nicht auch damit geprahlt, dass wenn er unterzugehen habe auch Großdeutschland und sein stets bescheuertes Volk den Untergang erfahren sollte? Es habe es schließlich verdient! Und – ist jetzt die Zeit reif?

  4. Äusserst verdienstvolles Buch von Frau Weber, müsste eigentlich grosse Wellen schlagen, aber wer nun genau Kennedy umgebracht hat, ist natürlich viel wichtiger…

    Meine Hochachtung und Gratulation.

  5. Nun diente also die Entführung Eichmanns der Vertuschung der Atomversuche in Chile. Aber als das Erdbeben stattfand, war Eichmann schon im Flugzeug. Die müssen da einen Hellseher gehabt haben.
    Weit hergeholt der Zusammenhang mit den Abrüstungsverhandlungen. Chrutchow hatte beim Tod Kenndys die Hoffnung geäußert, dass diese Verhandlungen weiter gehen. Also zwei Jahre später. Die waren dadurch in keiner Weise gefährdet. Cs. Wunsch ging nicht in Erfüllung.
    An der Sache mit Globke könnte etwas dran sein. Aber insgesamt schmeckt es nach jüdischer Weltverschwörung. Werde das Buch nicht kaufen.

  6. Schön, dass das alles noch mal ein Revival erlebt- denn bereits 1994 veröffentlichte E.R. Carmin “ Das schwarze Reich“.
    Und da steht noch viel mehr drin, zB auch wie das Ganze endet 😉

  7. So langsam aber sicher sollte dem letzten Idioten klar sein, dass die westlichen Regierungen, die nur dem Namen nach demokratisch sind, die allergrößten Heuchler und Lügner überhaupt sind. Keinerlei Ehre im Leib, absolute Psychopathen und pathologische Gier durchsetzen die westlichen Regierungen seit je her…
    Die USA ist seit ihrer Gründung 90% ihrer Zeit in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Drittstaaten verwickelt..
    Die ach so tolle USA…

  8. Früher habe ich die Auffasung vertreten, dass nur die Existenz von Atomwaffen das Gleichgewicht in Europa und den Frieden hierzulande sichert. Und da scheint etwas Wahres dran zu sein. Also nun weiter gedacht, bevor es im Nahen Osten so etwas gibt, muss der Iran platt gemacht werden. Deshalb sind im Wertewesten alle Register gezogen worden, um dies zu ermöglichen, Frieden darf es nicht geben, maximal so etwas wie Erpressung mit Landnahme durch eine Nuklearmacht. In der Ukraine haben sich beide Seiten verkalkuliert. Nun, ich denke, auch beim Iran wurde sich verkalkuliert. Ich möchte die Hintergründe der ganzen fiesen Spiele und verrückten Personen gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen, das, was ich die letzten Jahrzehnte verfolgt habe, reicht mir um festzustellen, das alles Lug und Trug ist. Ob und wann der Iran oder auch Deutschland und von wem platt gemacht wird, darauf habe ich keinen Einfluss, aber wenn es mich erwischt, dann weiß ich ganz genau, wer daran Schuld ist. Es ist nicht Putin. Und ich gehe mit erhobenen Hauptes. Nicht ich bin inhuman und antisemitisch, solche Leute wie Mileikowski, Merz, Trump, Friedmann, Kiesewetter, Gabriel….sind es. Ich wünsche mir Karma.

  9. Wenn wir schon bei den geheimen Machenschaften sind ..

    Die Story hier ist auch ziemlich interessant (und auch wieder aktuell weil die Frage hier neulich auch im Forum aufkam):
    https://www.youtube.com/watch?v=ijaeqm7pHzc

    https://www.theburningplatform.com/2023/12/14/new-evidence-that-israel-is-using-a-new-uranium-weapon-make-that-the-neutron-bomb/

    Ansonsten würde Ich mal wieder sagen, dass es Staaten nicht erlaubt sein sollte Dinge zu verheimlichen. Als Institutionen des öffentlichen Rechts sollten Staaten immer unter der Pflicht stehen alles öffentlich zu Machen.
    Da Staaten an das Recht gebunden sind dürfen sie nicht illegal handeln und die Geheimhaltung dient eigentlich immer nur dazu Straftaten die von Regierungen begangen wurden zu vertuschen. Deshalb muss jede Demokratische Regierung auch zu 100% transparent sein..

    So lange das nicht der Fall ist kann man meine Meinung nach nicht von einem Rechtsstaat sprechen, denn diese Rechtsstaatlichkeit kann wegen der Geheimhaltung nicht erwiesen werden..

    Ansonsten natürlich auch vielen Dank an Frau Weber für Ihre unermüdlichen Recherchen..

    Mfg Makrovir

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