7. Hochwasser 14./15. 7.2021 in Eicherscheid und Bad Münstereifel

Bild: Wilma R. Albrecht

Ein subjektiver Bericht.

Niemand kann sagen, es wäre nicht zuvor gewarnt worden. Am Montag,  den 12. Juli 2021 angeblich schon über die Warn-Apps „Nina“ und „Katwarn“. Jedenfalls warnten die Wetterdienste im Fernsehen, Hörfunk und im Internet nachdrücklich vor einer – im mitteleuropäischen Sommer üblichen – V-b-Wetterlage mit Stark- und Dauerregen zwischen 150 und 200 Liter pro Quadratmeter (qm), damit einhergehendem Hochwasser und möglichen Überschwemmungen im Süden der Bundesländer Nordrhein-Westpfalen (NRW) und im Norden Rheinland-Pfalz (RLP), in einer Region mit den linksrheinischen Nebenflüssen Erft (Gesamtlänge 103 km, Nordeifel) und Ahr (Gesamtlänge 95 km, Ahrtal).

Als am Mittwochnachmittag die Unwetterkatastrophe eintrat, blieb die Turmuhr der kleinen Brigidakirche um 16.16 Uhr stehen. Davor und danach hörte ich keine Warnungen vor Ort, kein Sirenengeheul, keine Lautsprecherdurchsagen und auch kein Glockenläuten.

Bild: Wilma R. Albrecht

I.

Am Mittwoch, den 14.7.2021, setzte der angekündigte Regen ein: zunächst mäßig, aber beständig, dann sich steigernd, ab Mittag heftig und heftiger. Es handelte sich nicht um einen sogenannten Wolkenbruch mit Blitz, Donner und starkem Wind, sondern um plätscherndes Gießkannennass, das zunächst die Menschen weniger besorgt als die Stimmung trübt.

(…)

VII.

Am Dienstag, 20. Juli 2021, gab es dann einen ganz großen politischen Bahnhof als Auftakt zum Katastrophenwahlkampf. Bundeskanzlerin Merkel, NRW-Ministerpräsident Laschet mit Tross und Medien sowie Bad Münstereifels Bürgermeisterin (alle CDU) gaben, nachdem sie vorher die Schäden in Iversheim besichtigt hatten, ihre von Betroffenheit triefenden Statements nahe der Jesuitenkirche und des St. Michael-Gymnasiums fürs Fernsehen ab. Bürger/innen sollten, durften oder wollten keine Kulisse für dieses politische Medienspektakel des WDR abgeben – sie fehlten im gesamten Bilderreigen.

VIII.

Zeige sich bitte keiner angesichts der Hochwasserkatastrophe unschuldig erstaunt und sage niemand, man habe damit nicht rechnen können. Auch schiebe kein (Kommunal/Regional/Bundes-) Politiker welcher politischen Richtung auch immer die eigene Verantwortung von sich und auf den allgemeinen Klimawandel oder auf ein unabwendbares Jahrhundertereignis: Die Verantwortlichen hätten es wissen müssen und die Bevölkerung entsprechend zeitnah vorbereiten können.

Es gibt vom NRW-Umweltministerium umfangreiches, öffentlich zugängliches Kartenwerk zu Hochwassergefahren und Hochwasserrisiken, auch für die Erft und ihre Zuflüsse wie den Eschweiler Bach in Münstereifel. Damit lässt sich natürliches Hochwasser wohl nicht verhindern; aber gewisse wirksame Vorsorgemaßnahmen werden möglich.

Denn in den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder regelmäßig Hochwasser und Überschwemmungen in den aktuell betroffenen Gebieten von Bad Neuenahr-Ahrweiler und Bad Münstereifel mit ihren Dörfern und Weilern. (Beide Siedlungen kenne ich als Einwohnerin.) Erinnert sei nur an die letzten größeren Überschwemmungen in Bad Münstereifel 2005 und in Bad Neuenahr-Ahrweiler 2016.

Über längere geschichtliche Zeiträume geben Stadtchroniken Auskunft: So führt Karl Hürten zum historischen Münstereifel zahlreiche Unwetter und Hochwässer in Münstereifel seit 1393 auf: darunter das besonders starke von 1416 mit 150 Toten, an das ein Gedenkstein in der Altstadt erinnert.[1] Ähnliches lässt sich auch für Bad Neuenahr-Ahrweiler nachweisen, besonders für die Katastrophenjahre 1761, 1804 oder 1910 mit 52 Toten und der Unterwassersetzung des gesamten Heilbads[2].

Insofern wirkt Heimatgeschichte keineswegs als olle Kamelle und Schnee von gestern …

Europäische Siedlungen, Weiler, Dörfer und Städte wurden immer an Gewässern, speziell Flüssen, Bächen und Seen, angelegt, weil dort Trinkwasser für Mensch und Tier sowie Brauchwasser für Gärten und Handwerksbetriebe zur Verfügung standen und Fließgewässer als Verkehrsstraßen dienen können. Außerdem wurden Fließgewässer schon in Vorzeiten zur Energiegewinnung zum Schleifen, Sägen, Mahlen, Schlagen, Bohren etc. genutzt, dazu auch in deren Wasserlauf eingegriffen.

Allein auf der Gemarkung Münstereifel lassen sich 15 Wassermühlen nachweisen, manche wurden noch nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt.

Hierzu zählen u. a.: in Schönau: Obermühle, Lingscheider Mühle, Untere Mühle, in Eicherscheid: Wollmühle, Oberfoll- und Unterfollmühle, Ölmühle, in Münstereifel: Dreimühle, Lohmühle Roth, Straßenmühle Erft, Werkmühle Erft, Schleifmühle, Steinsmühle, in Iversheim: Iversheimer Mühle, in Arloff: Burgmühle. Bei der baulichen Dorferweiterung sowie beim Abriss oder der Umnutzung von Gebäuden mit neuen Anbauten wurde zu oft nicht auf Besonderheiten des Gewässerlaufs geachtet. Dies zeigte sich bei der Hochwasserflucht im Juli 2021 nachweisbar am Gebäudekomplex Oberfollmühle, dessen Fabrikanbau vom anschwellenden Fließgewässer einfach durchbrochen wurde.

Ein weiterer Aspekt, der bei der Beurteilung des Hochwassers Beachtung finden müsste, ist die topografische Lage. Bad Münstereifel und Bad Neuenahr sind durch das Ahrgebirge, ein 623,8 m hoher und 25 Kilometer langer Mittelgebirgszug, der zum Rheinischen Schiefergebirge gehört, voneinander getrennt. Im Münstereifler Dörfchen Esch befindet sich die Wasserscheide, die die Niederschläge nach Nord-Westen und Süd-Osten ableitet. Die Hauptfließgewässer sind die Ahr (Quelle in Blankenheim) und die Erft (Quelle in Holzmühlheim).

Die Erft hat auf ihrer rund 103 Kilometer langen Strecke ein Gefälle von 396m zu überwinden (von 436m bei Holzmühlheim bis 40m bei Neuss). Allein auf der kurzen Strecke von Holzmühlheim 436m über Normalnull [üNN] nach Eicherscheid 316m üNN, nach Münstereifel 280m üNN bis Iversheim-Arloff 221m üNN bestehen auf einer Distanz von etwa 10 km 175m Höhenunterschied mit entsprechender Strömungsgeschwindigkeit bei hohen Wasserständen (die sich auch berechnen lassen). Vorsorglich wurde schon in den 1970er Jahren zwischen Schönau und Eicherscheid ein Regenrückhaltebecken mit einer maximalen Stauraumkapazität von 900.000 m³ gebaut, um bei Starkregen den Erftzufluss auffangen und regulieren zu können.

Zu bedenken ist weiterhin, dass die Erft im Oberlauf im Kern nur ein Bach ist, der von kleineren Zuflüssen aus den Bergen gespeist wird. Allein im Bereich Eicherscheid handelt es sich um sieben Bäche, die im Sommer kaum Wasser führen: Bodenbach, Fahnigbach, Kruchenbach, Kolvenbach mit Rolles- und Hennesbach sowie Linderjahnbach, hinzu kommen noch diverse Siefen (wie der Eicherscheider Siefen) oder ehemalige Trifte. Bei Dauer- und Starkregen schwellen diese jedoch schnell, auch heftig, an, transportieren Geröll und Geäst, führen an den Einflüssen zur Erft zu starken Verwirbelungen, Überflutungen und erhöhen die Wasserlast der Erft zusätzlich. Auch dies lässt sich abschätzend berechnen

Dies führte bei der Hühnerfarm Reetz bei Eicherscheid zu großen Verwüstungen[3] und ebenso bei der Erft in Arloff.[4]

Und freilich spielt auch die Form des Haus- und Siedlungsbaus, seine Ausrichtung und Lage sowie der Straßen- und Brückenbau eine Rolle hinsichtlich der Auswirkungen von Hochwasser. Dies wurde auch herkömmlich berücksichtigt. So sind Siedlungen auf Pfählen und Pfahlbauten bekannt; sie erleben mit den modernen Stelzenbauten aus Beton sogar eine Renaissance. Fachwerkgebäude können flexibler als solche aus steinernem Mauerwerk auf Erschütterungen und Drücke reagieren. Kleinräumig beachteten private Bauherrn immer schon Wasserverläufe und mieden sie immer dann, wenn sie es sich leisten konnten und sie nicht fürs Wirtschaften benötigten. Ebenfalls nicht neu ist die Bedeutung der Sicherung vor Hangwasser und die Bodenabdichtung gegen Grundwasser. Hinzu kommen neuerdings vorsorgende Einrichtungen der Haustechnik.

Vor allem aber müssen die von Menschen angelegten Gebäude, Wege, Brücken und naturräumlichen baulichen Veränderungen regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft und gewartet, gegebenenfalls auch aus- oder rückgebaut werden. In der aktuellen Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 zeigen sich allzu deutlich Jahr(zehnt)e lange private, aber vor allem öffentliche Versäumnisse. Dies gilt für die gesamte materielle öffentliche Infrastruktur in Deutschland in so einem Ausmaß, dass deren Vernachlässigung schon gewollt erscheinen könnte …

Allgemein gilt: Naturereignisse, die von Menschen als Katastrophen wahrgenommen werden, lassen sich nicht verhindern. Die Menschheit hat gelernt, sie zu bewältigen. Auch hat sie über Jahrhunderte in unterschiedlichsten Lebensräumen Handlungs- und Technikstrategien erfunden und weiterentwickelt, um Naturkräfte zu erkennen, zu respektieren, zu nutzen und mit ihnen zu leben. Dieses historische, theoretische und praktische Wissen muss zum Überleben wieder genutzt, gepflegt und vor allem angewendet werden.

Quelle: Hochwasser14./15. 7. 2021 in Eicherscheid und Bad Münstereifel. Subjektiver Bericht mit Fotos.  In: Bad Münstereifel bad&good. Bad Münstereifel 2024, S. 110-135, gekürzt Fassung: Kreis Euskirchen. Jahrbuch 2023, S.38-45.

[1] Karl Hürten, Volkstümliche Geschichte der Stadt Bad Münstereifel. Münstereifel 1926, 27. Kapitel: Überschwemmungen durch Hochwasser an der Erft; www.wisoveg.de/euskirchen/muenstereifel/hochwasser.html; s. auch Wolfgang Herborn; Kölner Stadt-Anzeiger 27.11.2001

[2] Karl August Seel, Die Ahr und ihre Hochwasser in alten Quellen; https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1983/hjb1983.25.htm

[3] Manfred Görgen, Marco Führer, Mechanische Spinnen im Einsatz;
Kölner Stadt-Anzeiger 3.8.2021

[4] Johannes Bühl, Ehrenamtlicher Dorfrat in Bad Münstereifel…;
Kölner Stadt-Anzeiger 8.8.2021

 

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9 Kommentare

  1. Gesendet: Samstag, 13. Juli 2024 16:56
    An: ‘bundespraesidialamt@bpra.bund.de’ ; ‘olaf.scholz@bundestag.de’ ; ‘internetpost@bpa.bund.de’ ; ‘internetpost@bpa.bund.de’ ; ‘buergerbuero@stk.rlp.de’ ; ‘Poststelle@bmf.bund.de’
    Cc: ‘info@kreis-ahrweiler.de’

    “Betr.: AHRTAL Flutkatastrophe 2021

    https://www.nius.de/news/flutkatastrophe-im-ahrtal-eltern-von-toter-johanna-22-wollen-klage-gegen-landrat-erzwingen-unsere-tochter-koennte-noch-leben/d14eabaf-3742-4804-9df2-2074dd499364

    Falls alles zutrifft, was ich in dem Artikel las:

    1)@Herr Lindner: Wann werden in welcher Höhe Finanzhilfen für das Ahrtal aufgestockt? Wieviel hat der Bund bisher bereitgestellt?

    2)Wann erheben Sie alle insgesamt Ihren Bürokratenarsch und werden ASAP richtig und substantiell aktiv ( dafür werden Sie bestens entlohnt und mit üppigen Privilegien ausgestattet ) – anstatt deutsche Steuergelder für Unfug und fragwürdige Projekte in anderen Ländern dieser Welt zu verplempern ( dafür werden Sie genau nicht alimentiert von mir ) – oder wohlfeile Betroffenheitssonntagsreden zu halten? Ahrtal First! Basta!

    Ich will Lösungen, Ergebnisse, Resultate sehen und keine Ausreden hören!

    Ich kann die Eltern nur ermutigen, alle Hebel des Rechtsstaates gegen den sauberen, ehemaligen Schönwetter-CDU-Landrat in Bewegung zu setzen. – Aus meinem mittelbaren Bekanntenumfeld sind zwei Menschen tragisch ums Leben gekommen. Ein mir befreundetes Seniorenehepaar wohnte ( Altersruhesitz sozusagen ) am Freibad in BNA und verlor alles. Beide leben traumatisiert heute in Geldern am Niederrhein. Noch Fragen?

    Sie alle in Bullshit Berlin versetzen mich mit Ihrer desaströsen, dekadenten Politik nur noch in Wut!

    3)Wann wird die unselige Frau Stark-Watzinger zum Rücktritt aufgefordert?

    Keine Grüße

    Roland Weinert [ drs. phil. ]
    Magister Artium ( Universität zu Köln, Köln, D )
    Master of Business Administration ( Universität St. Gallen, St. Gallen, CH )”

    1. Ich kann hier nur zustimmen und Stephan Eselle (hoffentlich richtig geschrieben) zitieren: Empört euch!
      Was Sie ja völlig zu Recht tun.

  2. Mi 08.06.2022 16:24, An ‘buergerbuero@stk.rlp.de’

    “Betr.: WG: AHRTAL-Katastrophe 2021, Freundliche Erinnerung 1

    Gesendet: Freitag, 20. Mai 2022 09:06
    An: ‘buergerbuero@stk.rlp.de’
    Betreff: AHRTAL-Katastrophe 2021

    Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
    verehrte Frau Dreyer,

    Ich habe drei Fragen:

    1) Wieviel Millionen Euro Hilfsgelder ( aus EU, Bund, Land, Kreis, Kommunen, Privat- / Unternehmens- / Wirtschafts-Spenden ) sind final ‚zusammengekommen‘, um die Region Ahrtal wieder aufzubauen?

    2) Wer koordiniert(e) und bestimmt(e) eigentlich, wohin die erheblichen Finanzmittel aus dem Privat- / Unternehmens- / Wirtschafts-Spendenaufkommen flossen / fließen.

    3) Sind sämtliche Hilfsgelder ( per heute sozusagen ) abgerufen worden bzw. verbraucht?

    Mit freundlichen Grüßen”

    ****************************************************************************

    Hier das Antwortschreiben vom 15. Juni 2022:

    “Ihre Nachricht an Ministerpräsidentin Malu Dreyer
    Sehr geehrter Herr Weinert,

    Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankt Ihnen herzlich für Ihre Nachricht. Sie hat mich
    gebeten, Ihnen zu antworten. Gerne gebe ich Ihnen die erbetenen Auskünfte zu Ihren
    drei Fragen.

    Zu 1)
    An Soforthilfen des Landes Rheinland-Pfalz für Privatgeschädigte wurden an die
    Landkreise Ahrweiler, Bitburg-Prüm, Mayen-Koblenz, Trier-Saarburg, Vulkaneifel und
    Bernkastel-Wittlich sowie die kreisfreie Stadt Trier insgesamt 38.150.000 Euro
    ausgezahlt. Davon wurden von den genannten Gebietskörperschaften
    35.295.507,65 Euro verbraucht (Stand 7. Juni 2022).

    Auf dem Spendenkonto des Landes Rheinland-Pfalz gingen bisher 18.779.075,37 Euro
    ein (ebenfalls Stand 7. Juni 2022). Davon wurden in bisher sieben Tranchen
    18.630.736,16 Euro an die betroffenen Gebietskörperschaften ausgezahlt. Das
    Spendenkonto des Landes Rheinland-Pfalz ist noch offen, deshalb ist die Nennung
    einer finalen Zahl nicht möglich. Aus Gründen des Datenschutzes kann ich zudem keine
    Auskunft zur Aufteilung über Privat-, Unternehmens- und
    Wirtschaftsspendenaufkommen geben. Ich kann Ihnen lediglich mitteilen, dass es sich
    bei den Spenden, die auf dem Sonderkonto des Landes eingegangen sind, um über
    90.000 Einzelspenden handelt.
    1/3

    Ich bitte um Verständnis, dass die Landesregierung keine Aussagen zur Höhe der
    Spenden machen kann, die die Kommunen oder auch Dritte wie das Aktionsbündnis
    „Deutschland hilft“ eingenommen haben. Dafür müssen Sie sich bitte direkt an diese
    Stellen wenden.

    Zu 2)
    Der rheinland-pfälzische Ministerrat hat in seiner Sitzung vom 20. Juli 2021 eine
    Soforthilfe für die von diesem Elementarschadenereignis betroffenen privaten
    Haushalte beschlossen. Die Höhe der Soforthilfe setzte sich aus einem Sockelbetrag
    von 1.500 Euro je Haushalt inklusive einer Person und 500 Euro für jede weitere Person
    im Haushalt zusammen. Je Haushalt wurden maximal 3.500 Euro Soforthilfe gewährt.
    Um eine schnelle Auszahlung zu gewährleisten, wurde die Soforthilfe den Betroffenen
    ohne umfangreiche Prüfung gewährt. Voraussetzung für die Zuwendung waren
    Schäden an Wohnraum, Hausrat und Kleidung, die durch ein Elementarereignis
    entstanden bzw. verursacht worden sind. Berücksichtigt wurden Schäden, die nach
    Gegenrechnung von Versicherungsleistungen den Betrag von 5.000 Euro überstiegen.
    Spendengelder wurden dabei nicht berücksichtigt. Bei außergewöhnlicher Bedürftigkeit
    war eine Soforthilfe auch bei Schäden ab 3.000 Euro möglich. Die betroffenen
    Gebietskörperschaften setzten diese Vorgaben in eigener Verantwortung um.
    Die Spendengelder aus dem Sonderkonto des Landes Rheinland-Pfalz wurden den
    Gebietskörperschaften bisher in sieben Tranchen überwiesenen. Grundlage ist ein
    Beschluss des Krisenstabs der Landesregierung vom 23. Juli 2021. Die Verteilung
    erfolgt nach einem Schlüssel, der sich aus Einwohner- und Betroffenenzahl
    zusammensetzt. Bereits am 26. Juli 2021 wurden den sieben genannten
    Gebietskörperschaften Spendengelder in einer Gesamthöhe von 8,3 Mio. Euro in einer
    ersten Tranche überwiesen, was sie unmittelbar in die Lage versetzte,
    Spendenauszahlungen vorzunehmen. Die zweite Tranche (4,3 Mio. Euro) erfolgte
    bereits eine Woche später. Die Auszahlungen der dritten bis sechsten Tranche
    erfolgten im Rhythmus von zwei bis vier Wochen. Die Spendengelder wurden jeweils
    mit folgender Maßgabe überwiesen: “Die Spenden können von [den genannten
    Gebietskörperschaften] im eigenen Ermessen an Privatpersonen beziehungsweise
    Projekte oder Initiativen, deren Arbeit unmittelbar der von der Katastrophe betroffenen
    Bürgerinnen und Bürger zugutekommt, ausgezahlt werden.”
    2/3

    Zu 3)
    Von den Soforthilfen wurden 35.295.507,65 Euro an Geschädigte ausgezahlt. Von den
    Spendengeldern wurden in bisher sieben Tranchen 18.630.736,16 Euro an die
    betroffenen Gebietskörperschaften ausgezahlt (Stand 7. Juni 2022). 148.339,21 Euro
    (0,79 % der gesamten Spendensumme) stehen noch zur Auszahlung bereit.
    Ich hoffe, ich konnte mit diesen Informationen Ihre Fragen beantworten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Im Auftrag”

  3. Als ich 1990 in den Westen ankam wurde mir gesagt, dass ich mich jetzt selber um alles kümmern müsse, der Staat wird dir nicht helfen. Hat man dies den Wessis nicht beigebracht?

  4. Mi 08.06.2022 16:31, An ‘Cornelia.Weigand@kreis-ahrweiler.de’
    CC ‘info@kreis-ahrweiler.de’

    Freundliche 1. Erinnerung vom 17. Juli 2022

    “Betr.: AHRTAL-Katastrophe 2021

    Sehr geehrte Frau Weigand,

    ich habe drei Fragen:

    1) Wieviel Millionen Euro Hilfsgelder ( aus EU, Bund, Land, Kreis, Kommunen, Privat- / Unternehmens- / Wirtschafts-Spenden ) sind final ‚zusammengekommen‘, um die Region Ahrtal wieder aufzubauen?

    2) Wer koordiniert(e) und bestimmt(e) eigentlich, wohin die erheblichen Finanzmittel aus dem Privat- / Unternehmens- / Wirtschafts-Spendenaufkommen flossen / fließen.

    3) Sind sämtliche Hilfsgelder ( per heute sozusagen ) abgerufen worden bzw. verbraucht?

    Mit freundlichen Grüßen

    Roland Weinert”

    *************************************************************************

    Hier die Antwort vom 29. Juli 2022:

    “Sehr geehrter Herr Weinert.

    Frau Landrätin Weigand hat Ihre Mail an den Unterzeichner mit der Bitte um Beantwortung weitergeleitet.

    zu 1.
    Diese Frage können wir Ihnen nicht beantworten, da es nicht die eine Stelle gibt, welche alle finanziellen Hilfen zentral erfasst. Bitte bedenken Sie, dass nicht nur der Kreis als solches betroffen ist, sondern auch Kommunen wie z. B. die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

    zu 2.
    siehe zu 1. Jede Organisation/Kommune entscheidet in eigener Zuständigkeit über die Verwendung der Finanzhilfen und Spendengelder.

    zu 3.
    Hier können wir nur für den Kreis antworten. Auf dem Spendenkonto des Kreises sind Stand 29.07.2022 rd. 36,5 Mio. Euro an Spenden eingegangen. Hinzu kommen rd. 5,3 Mio. Euro vom Spendenkonto des Landes. Im Rahmen der Soforthilfe für Betroffene der Flutkatastrophe wurden mehr als 39 Mio. Euro davon ausgezahlt. Die restlichen Spendengelder sollen gemäß Beschluss des zuständigen politischen Gremiums für Projekte und Maßnahmen im Rahmen des Wiederaufbaus verwendet werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Im Auftrag
    Karl-Heinz Porz
    Kreisverwaltung Ahrweiler
    Abteilungsleiter Soziales”

    ****************************************************************************

    Freiwillig kommt nixx. Die Beurteilung der Antwort der Kreisverwaltung überlasse ich dem geneigten Publikum.

  5. “Vor allem aber müssen die von Menschen angelegten Gebäude, Wege, Brücken und naturräumlichen baulichen Veränderungen regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft und gewartet, gegebenenfalls auch aus- oder rückgebaut werden. In der aktuellen Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 zeigen sich allzu deutlich Jahr(zehnt)e lange private, aber vor allem öffentliche Versäumnisse. Dies gilt für die gesamte materielle öffentliche Infrastruktur in Deutschland in so einem Ausmaß, dass deren Vernachlässigung schon gewollt erscheinen könnte …”

    Hatte vor einiger Zeit einmal einen dahingehend ähnlichen YT-Kommentar eines Wissenschaftlers gesehen, der die gleiche Frage stellte:
    was, wenn die Vernachlässigung von Schutzmaßnahmen gegen Überschwemmungen schlicht und ergreifend politisch gewollt ist, um aus den zwangsläufig dann folgenden Überschwemmungskatastrophen politisch Kapital zu schlagen?
    Nachtigall ick hör dir….

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