Es werden zwar immer mehr Daten von immer mehr Menschen erzeugt und online in riesigen Datenfarmen gespeichert, gleichzeitig verschwinden schnell riesige Datenmengen und löschen damit Erinnerung und Geschichte.
Wenn man nicht wirklich nachdenkt, wird man wahrscheinlich glauben, dass im Internet als einem Weltgedächtnis, das mit großer Geschwindigkeit wächst, Informationen erhalten bleiben. Was braucht man ein Gedächtnis, wenn man jederzeit Informationen aus dem Internet als ausgelagertem Gedächtnis abrufen kann? Aber schon Ende der 1990er Jahre wurde moniert, wie schnell das Internet vergisst. Die Lebensdauer einer durchschnittlichen Web-Page soll 2007 gerade einmal 70 Tage betragen haben, über die Hälfte des World Wide Web soll jeden Monat ins digitale Nirwana eingehen. Digitale Daten können sich einfach in Nichts auflösen, hinterlassen keine Sedimente für künftige Generationen. Mit dem Gang ins Internet verschwindet unwiederbringlich ein Großteil der Vergangenheit aus dem Langzeitgedächtnis schnell unter der Flut der fieberhaft erzeugten neuen Daten (Videos, Fotos, Texte …), die den Arbeitsspeicher überlasten.
Ich schrieb damals: „Was wie ein besonders guter und langlebiger Speicher erscheint, entlarvt sich schnell als ein flüchtiges und vergessliches Medium, als ein mit einem Alzheimer-Defekt belastetes Kurzzeitgedächtnis, aus dem das meiste sehr schnell wieder verschwindet und durch Neues ersetzt wird. Relikte oder Ruinen bleiben auf dieser permanenten Baustelle kaum und nicht für lange Zeit zurück. Es gibt kein Sediment, keine Spuren, keine Schichten, in denen man nachgraben und wieder Entdeckungen machen könnte. Es ist eher wie eine dauernde Halluzination oder ein Labyrinth, durch das man stolpert und immer wieder an Stellen kommt, wo Wege ins Leere gehen, die nicht vor allzulanger Zeit einmal woandershin führten.“
Der beobachtete Gedächtnisverlust führte nicht dazu, dass 1966 aus privater Initiative von Brewster Kahle als Vorreiter ein Internet-Archiv geschaffen wurde, das dann 2001 offiziell an den Start ging und mit täglich über einer Milliarde Webseiten immerhin Teile des Internet archiviert und mit der Wayback Machine durchsuchtbar macht. Manche Archive wie das der Deutschen Nationalbibliothek, das aus rechtlichen Gründen weitgehend nur in den Lesesälen zugänglich ist, gehen selektiver vor.
Eine Analyse des Pew Research Center bestätigt jetzt wieder, wie vergesslich und damit unzuverlässig das Internet ist. Untersucht wurden im Archiv von Common Crawl zufällig ausgewählte Webseiten zwischen 2013 und 2023. Jedes Jahr waren das durchschnittlich 90.000 Webseiten, die jeweils im März/April besucht wurden. Herangezogen wurden Webseiten der US-Regierung, von Medien und von Wikipedia, geprüft wurde, ob verlinkte Webseiten noch zugänglich waren oder etwa eine 404-Fehlermeldung erzeugten. Es ist also ein kleiner Ausschnitt. Dazu wurden auch 4,8 Millionen Tweets aus derselben Zeitspanne untersucht.
Ergebnis ist, dass 38 Prozent der Webseiten, die es 2013 gegeben hatte, im Oktober 2023 nicht mehr zugänglich gewesen sind. Und ein Viertel der Webseiten, die es irgendwann zwischen 2013 und 2023 gegeben hat, ist verschwunden. Das bezeichnen die Autoren als „digitalen Verfall“.
23 Prozent der Medienseiten enthalten mindestens einen nicht mehr funktionierenden Link, 5 Prozent der Links gehen nicht mehr. Das ist auch bei 21 Prozent der Regierungswebseiten (und bei 6 Prozent aller Links) und bei 54 Prozent der Wikipedia-Seiten (und bei 11 Prozent aller Links) so. Ein Fünftel der Tweets ist schon Monate, nachdem sie gepostet wurden, nicht mehr zugänglich.
Die Verfallsgeschwindigkeit und -größe mag man als unbedeutend empfinden. Aber gerade weil digital so leicht und günstig Informationen von vielen Menschen gespeichert werden können, macht den Verlust bedauernswert, weil nicht mehr recherchiert und belegt werden kann, was die Menschen zu bestimmten Zeiten gedacht und gemacht haben. Wir glauben, immer Daten zu speichern, um unsere Existenz in der Zeit zu belegen, aber die Flut an Daten, die wir erzeugen, verstärkt gerade das Vergessen.
Ein Beispiel ist der Fotografier- und Selfieexzess, besonders mit Motiven, die massenhaft bereits aufgenommen wurden. Offenbar besuchen Menschen zunehmend Orte und Ereignisse, um sie zu archivieren, anstatt sie ohne Tunnelblick mit dem Kameraauge und distanziert als Beobachter zu erleben. Persönliche Erfahrung und Wahrnehmung reichen nicht, die Technik, die wahllos Aufnahmen erlaubt, beglaubigt das Wahrgenommene, das man post festum erst in Ruhe betrachten und anderen zeigen könnte, ob das wirklich geschieht, ist weniger wichtig als die Möglichkeit, die vergangene Anwesenheit bezeugen zu können. Die Bilderflut dürfte eben auch dem Zweck dienen, die Wirklichkeit, in der man sich mit seinem Körper befindet, zu ent-fernen oder gegenüber dem Bild zu irrealisieren.
Zu Glück ist alles so Vergänglich, wie ein Sandbild vom Wasser im Zengarten.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kare-san-sui
der 404 Staat, den etliche Länder unentwegt unterstützen, zeigt sehr deutlich was das WWW Wert ist, wenn der elektronische Grid kaputt ist. Die einseitige gesteuerte Abhängigkeit über das Netz, ist überdimensional propagiert und entspricht den realen Verhältnissen. In meiner Wohngegend und damit verbundenen 3 Provinzen waren vom Strom abgeschnitten zwischen 1-3 Tage, weil ein Strommast in der Nähe vom Erzeuger zusammenknickte, ohne fremd Einwirkung. Zum Glück gibt es ja noch Kerzen, um einen romantischen Abend mit seiner Bande zu geniessen.
Warum werden hier öfters Buch Veröffentlichung kritisiert, wer weiß, aber die Redaktion dürfte etwas weiter vorne liegen mit ihren Gedanken.
Die Irrealisierung schreitet voran. Der Mensch ohne physischen Kontakt, seiner Sinne beraubt, dem Cybersex erlegen, hungernd nach Befriedigung, von Höhepunkt zu Höhepunkt, Information zu Information, von Katastrophe zu Katastrophe getriggert, ohne Zuhause, Verbundenheit, Identität, gleicht jener 404, vielleicht verweist noch ein Link auf ihn – ins Niergendwo.
Wie man an unserem Kanzler und dessen Vor-vor-vorgänger sieht, ist eine gewisse Vergesslichkeit auch durchaus hilfreich. Auch die Medien stehen dem nichts nach. Wenn man sich vor Augen führt, wie kritisch bspw. die Zustände in der Ukraine vor dem Putsch 2014 (und teilweise auch noch kurz danach) beurteilt wurden, wird der Unterschied überdeutlich. Denn heute ist die Ukraine sakrosankt, “demokratisch”, “vorbildlich im Kampf gegen Korruption” und “erfüllt alle Bedingungen für eine Aufnahme in die EU”. Und das, obwohl sich die Zustände dort seitdem ganz objektiv noch um ein Vielfaches verschlechtert haben.
Schaut man sich beispielsweise die ARD-Doku “Es begann mit einer Lüge – Deutschlands Weg in den Kosovokrieg” an, und vergleicht das mit der medialen Darstellung des Kosovokrieges von heute, insbesondere der Behauptung selbsternannter “Experten” und der “Grünen” dazu, gruselt es einen. Aber solange die Recherche im Nichts endet, ist alles gu….
Ich muss hier mal den Technigger raushängen: Arbeitsspeicher wird nur zum bearbeiten der Daten genutzt.
Er verliert diese bei jedem abschalten. Gespeicher werden die Daten wo anderst: Festplatte, die es inzwischen auch Plattenlos, als rein elektronisches Speichermedium gibt, DVDs u.a.
Echt ein Treffer du Profi.
Naja, vielleicht reichst du noch etwas nach?
Äh…. DVDs sind OPTISCHE Datenträger. Festplatten magnetische. “Elektronisch” sind sie beide: Festplatten und DVD/Blurays. Du Technigger!
Und die Dauerhaftigkeit aller Datenträger ist ein echtes Problem. Bei CDs etwa bemerken Musikarchive schon, daß sie nach 20 Jahren trotz guter Lagerung nicht immer noch gehen. Und generell sind diese Speicher auch davon abhängig, daß es in 100 Jahren auch noch passende Abspielgeräte gibt.
Den Stein von Rosetta, und in der Folge die Inschriften in ägyptischen Tempeln konnte man nach tausenden Jahren noch entziffern. Zumindest nachdem es Jean-François Champollion gelungen war, die vergessene ägyptische Schrift wieder zu entschlüsseln. Bei CD/DVD/Blurays weiß ich nicht, ob das dann noch gehen wird.
Am Ende kommen wir nicht um Backups herum. Also alle vorhandenen Daten auf möglichst vielen Speichern immer neu abzuspeichern, damit sie verfügbar sind. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Das tut nämlich kaum jemand, weil es Geld kostet.
Der Stein von Rosetta könnte da als Beispiel gelten: Derselbe Text in drei verschiedenen Sprachen. Ägyptisch, Altgriechisch und Demotisch. Ohne den wären wir wohl heute noch ahnungslos. Und es brauchte dennoch ein Genie, den zu entschlüsseln.
“Mit dem Gang ins Internet verschwindet unwiederbringlich ein Großteil der Vergangenheit aus dem Langzeitgedächtnis schnell unter der Flut der fieberhaft erzeugten neuen Daten (Videos, Fotos, Texte …), die den Arbeitsspeicher überlasten.”
Ich bezog mich auf diesen Teil des Artikels. Der Arbeitsspeicher ist nicht das Langzeitgedächtnis.
Klar doch, wir sollten die Musik wieder in Stein meißeln wie die alten Ägypter, damit der Sound von Ramstein noch in 3000 Jahren gut rüber kommen kann. Das macht richtige Muskeln beim Auflegen und spart das Sportstudio ein. 😉
Das Dumme an der Datensicherung, ich mache das schon immer, ist aber, dass da nichts verloren geht. Tatsächlich sammelt sich im Laufe der Jahrzehnte auch viel Müll an. Das Sichten und Aussortieren kostet einfach zu viel Zeit.
Und die arme Nachwelt soll sich dann um den Mist kümmern?
Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn die Datenträger vergänglich sind.
Genau das.
Und ansonsten können wir immer hoffen, dass sich die NSA um Backups kümmert.
Es gibt keine Digitale Langzeitspeicherung. Es ist viel zu aufwendig ständig alles auf den neuesten Stand zu bringen. Auch die Social Media Kultur wo unwichtiges ständig als wichtig eingestuft wird wird zu einer sehr dunklen und wenig dokumentierten Zeit führen. Artefakte der Vergangenheit ob ägyptische Pyramiden oder Mesoamerikanische Städte sind nach tausenden von Jahren noch erleb- und erfahrbar. Was wird von uns bleiben? Viel Müll würde ich sagen. Müll der sich schwer abbaut und deren Zweck unbekannt ist. Ob sich da jemand durchwühlen will und das sichten, sortieren und bewerten möchte? Die Archäologen der Zukunft sollten auf jeden Fall eine Gehaltserhöhung und Erschwerniszulage fordern. Ob der Elektroschrott von heute in 5000 Jahren wieder läuft ist sowieso eine ganz andere Frage aber vielleicht gibt es bis dahin das Spezialgebiet “Ärchäologische und Forensische Schrauberkunst”
Vielleicht kann man mit den im Licht glitzernden DVDs in der Zukunft ganz pragmatisch Handel treiben so ähnlich wie in “Waterworld”. Oder ein Archäologe findet das iphones die Kultgegenstände des Apfelgottes sind und liegt damit gar nicht mal so falsch.
Schöne Zusammenfassung Herrn Rötzers und auch der Kommentar von @ Trux ist lesenswert.
Da bin ich gleich doppelt so froh kein Smartphone zu besitzen und nach kurzem Ausprobieren den neuen (a)sozialen Medien seit anderthalb Jahrzehnten zu entsagen. Am aller irrwitzigsten finde ich immer die Leute, die auf ein Konzert gehen – nicht um es zu erfahren, zu erleben oder gar zu hören und zu spüren. Nein – um mit der Handykamera alles zu filmen. Hauptsache man kann sich dabei noch fotografieren und schamlos preisgeben. Was hätten die wohl beim Untergang der Titanic getan? Vermutlich das hier.
Die Geheimdienste sind bei so viel ritueller wie freiwilliger Selbstentblößung natürlich aus dem Häuschen. Da spart man sich Ermittlungs- wie Überwachungsaufwand, wenn Leute vom Toilettengang nach dem Aufwachen über jedes Essen und sonstige Tätigkeiten im Tagesverlauf bis hin zum Zähneputzen am Abend alles abblitzen und ins Netz stellen. Man will ja zeigen, dass man ist und wer man ist. Und dass man wer ist.
Und woher kommt’s? Weil die meisten kein Eigenes haben. Das wurde ihnen früh genug in dieser Gesellschaft ausgetrieben. Darum brauchen sie den beständigen externen Stimulus, um – vorübergehend, sehr schnell vorübergehend! – Anerkennung, Aufmerksamkeit und Bestätigung von anderen erhalten. Ein kleines Surrogat, um die innere Leere zu füllen. Ein Kick, um das nicht vorhandene Selbstwertgefühl zu imitieren. Man definiert sich in dieser Gesellschaft häufig nur noch über die Reaktionen anderer, über Fremdanschauungen. Doch wie bei allen Drogen braucht man über die Dauer nur mehr davon, wird abhängig und der Rausch ist immer kürzer, das Grauen dafür umso länger.
Doch man braucht das zwanghafte Sichpräsentieren und Ablichten nicht nur um von anderen gesehen zu werden. Sondern noch viel mehr, um von sich selbst gesehen und gespürt zu werden. Um sich lebendig zu fühlen, obwohl da eigentlich nur Totes ist. Der so vereinzelte wie entleerte Post-Mensch lebt nach dem Motto: Ich fotografiere, also bin ich! Man muss sich beständig vergewissern doch jemand zu sein. Etwas zu besitzen, etwas zu können, etwas zu tun. Zu leben.
Dementsprechend sieht man die Verzweiflung dieser entseelten Kreaturen bei Strom- oder Netzausfall. Sie werden schlicht nochmals ihres Seins und Tuns beraubt und auf ihre kalte, entfremdete Wirklichkeit zurückgeworfen. Auf ihr totes Dahinleben.
Der Cyberspace ist wahrscheinlich ein besser Ort für die meisten Mitmenschen, sozusagen ein Art Zufluchtsort aus der Realität. Transhumanismus* für Arme, jemehr Selfie desto Avatar (Digital Narzissmus)
Psst. *wir als Foristen sind aber leider auch nicht vielbesser.
Hängt m.E. vom Forum, den Foristen und deren Motivation ab. Overton ist ja praktisch ein in die Echtzeit verlagertes Leserbriefforum, das ist noch durchaus anders gelagert und aufgestellt als die Haudraufpräsentierstuben von SPON, ZEIT, Standard. Manches hier sind keine Kommentare, sondern eher Quellenempfehlungen und Fundgruben. Manche schreiben nur zum Zeitvertreib. Manche sogar ganze Artikel wie meine Wenigkeit oder der Chefred. 😉
Hohlkörper sind die ultimativen Konsumenten.
Vielleicht haben die meisten der von Ihnen beschriebenen ein Ego, was nie ausreichend bestätigt werden kann. Narzissmus. Unmenschlich großer Selbstwahn.
Damit verstehen Sie auch perversest handelnde wie Kindervergewaltiger, die meisten Gewalttäter, monströse Gier, Sadismus und viele der aktuellen Politiker und Journalisten mit deren Kriegsgeilheit.
SO schwer zu verstehen ist es nicht.
Narzissmus ist keine starke Eitelkeit. Es ist ICH BIN GOTT!
Deswegen nennt Maaz diese Gesellschaft ja auch zurecht die “normopathische Gesellschaft”…
Sehr schön beschrieben, warum man hier Kommentare schreibt. 🙂
Hängt m.E. vom Typ ab, manche sind hier 24/7, manche 24/7 + Troll, von anderen liest Du wochenlang nix.
Und ich schreibe hier sogar eine Kolumne. 😉
Update
Unter den fünf „ähnlichen Beiträgen“ , die oben referenziert sind, sind drei von mir – alle schon etwas älter:
Daher hier ein Update über aktuelle Entwicklung im Zusammenhang mit Palantir und „Bundes-VeRA“.
Meine Meinung zum aktuellen Film über Palantir und seinen CEO, „Alex“ Karp:
Watching You – Eine Themaverfehlung! — https://police-it.net/watching-you-eine-themaverfehlung
Mehrheit im Bundestag gegen Einführung der Palantir-Software auf Bundesebene
— https://police-it.net/mehrheit-im-bundestag-gegen-einfuehrung-der-palantir-software-auf-bundesebene
Das Teil nennt sich „Bundes-VeRA“
Die ‚wirtschaftliche Leistungsfähigkeit‘ der deutschen Palantir-Tochter
— https://police-it.net/die-wirtschaftliche-leistungsfaehigkeit-der-deutschen-palantir-tochter
Falls Sie sich fragen, wer eigentlich die deutsche Palantir-Tochter bezahlt. Denn es sind nicht (nur) deren Kunden, sondern zu mehr als der Hälfte die US-Mutter. Wofür?!?!
Wie Bundes-VeRA und INPOL unsere Datenschutzrechte untergraben
— https://police-it.net/das-versteckte-risiko-wie-bundes-vera-und-inpol-unsere-datenschutzrechte-untergraben-i
Es gilt für Daten, die die Polizei verarbeitet und nutzt, das Gebot der Zweckbindung. Heißt: Es muss – für jedes Einzeldatum – gekennzeichnet sein, zu welchem Zweck dieses Datum ursprünglich erhoben und gespeichert wurde. Sonst ist weitere Verarbeitung – gerade auch durch ein System wie das von Palantir – nicht zulässig. INPOL und die meisten anderen polizeilichen Informationssysteme können aber keine Zweckbindung(skennzeichnung) speichern. Daraus folgt „eigentlich“…
Das Bundesverfassungsgericht hat erhebliche Einwände gegen das Palantir-System …
— https://police-it.net/folgen-des-bverfg-urteils-fuer-vera-und-andere-palantir-systeme
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Kommentar bearbeiten – 16:37
Sehr wichtiges Thema.
Spätere Historiker werden schrecklich wenig finden! Schon das Aufkommen der Telefongespräche hat die Geschichtswissenschaft beeinträchtigt.
Die Digitalisierung der letzten Jahrzehnte hat die Lage noch einmal verschlechtert.
Die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit heutiger Quellen – ich verwende mal dieses alte Wort – ist doch erbärmlich gering. Das Altern der Datenspeicher, die schnelle Modernisierung der jeweils verwendeten Geräte. Wer hat noch einen PC, der die unterschiedlichen Diskettenformate der 1990er Jahre lesen kann! Auch würde allein schon ein elektromagnetischer Puls einen Großteil digital gespeichterter Informationen vernichten. Was Herr Rötzer im Artikel anführt – also das Entfernen und Löschen von Links und Artikeln – kommt noch hinzu!
Man sollte viel mehr ausdrucken und wieder in Papierform – oder als Mikrofilm – archivieren.
—
Habe übrigens gelesen, dass die Geheimdienste teilweise wieder zur analogen Kommunikation zurückkehren – also Schreibmaschinen benutzen – weil nur das wirklich nicht gehackt werden kann.
Florian irtt, 404 bedeutet lediglich die Relation zwischen URL und einem Datum wurde aufgehoben, es bedeutet nicht ein angefragtes Datum ist nicht länger verfügbar, die (im Beitrag) genannten Archive sind ein gutes Beispiel dafür. Es kann ganz unterschiedliche Gründe haben, der Host (Server) im Namensraum der die 404 Fehlermeldung ausgibt, könnte die Anfragen des Crawlers als abuse (unzulässig) eingestuft haben. Insofern sind solche (absoluten) Zahlen abhängig von der jeweiligen Organisation, Plattform, Protokoll und URL zu betrachten, hier verwechseltn die Autoren das Internet mit dem sog. World Wide Web, das eben auch rechtlichen oder kommerziellen Einschränkungen unterliegt (Paywall, Geofencing, Zensur usw. usf.).
Um einen Kollegen zu zitieren: »Alles was keine DOI hat, ist nicht aufhebenswert.«
Alles, was Suchmaschinen oder Sprachmodelle nicht verarbeiten, ist nicht und war (vermutlich) nie verfügbar. Archivierung ist ein durchaus kostenintensiver Prozess – wer mal in einem Archiv (nicht Bibliothek) mit physischen Medien gearbeitet und recheriert hat, hat einen ganz anderen Bezug zu Medien. Das zur Zeit zuverlässigste Speichermedium sind Tontafeln – ich bin gespannt ob in absehbarer Zeit ein Overton Magazin in diesem Format erscheint, einigen Kommentierenden würde es sicherlich gerecht. Sie (ihr) seit alt und klammert euch an eine Vorstellung eines Internets, dass über eine Definiton als digitales Datentransportmedium hinausgeht, und das euch jeder Host (Server) euch etwas bereitstellt, legt der jeweilige Betreiber fest und nicht der Anfragende.
Was die meisten Kommentierenden und der Autor nicht verstanden haben, mehr als 99,99% Prozent des World Wide Webs und der sogenannten Plattformen sind nicht relevant und in erster Linie redundant (überflüssig), wie Selfieexzesse oder das immer wiederkehrende Reisemotiv belegen. Ähnlich redundant wie die Studie, dieser Beitrag und mein Kommentar.
Das Ding heißt: 404 – not found
Egal warum.
Das WEB sollte auch mal die Kommunikation fördern – und nicht das Geschwätz.
Wichtige Seiten sehen primitiv aus und leben ewig.
Kleine Ode an’s Vergessen
Die größte Leistung des Gehirns
ist das Vergessen.
Wo wäre sonst noch Platz für Neues,
für unser hier und jetzt
und für die schönen Augenblicke?
Das Wühlen in dem Müll der Ahnen
ist keine Pietät.
Die Toten werden tief begraben.
Der Stein der Ehren dient dem Schutz
vor Spuck in unsrem Leben.
Das Rad wird täglich neu erfunden.
Kein Fehler den es nicht schon einmal gab
und hätt’ ich alles Wissen all der Weisen
ich blieb ein Tor das wäre gewiss,
der Zweifel doch mein Bruder ist.
Denn leben ist des Lebens Sinn,
nicht Haben sondern Sein.
Und selig ist wer schnell vergisst,
was er nicht kann verzeih’n.
@ Trux
Beeindruckend!
Wer hat das gedichtet?
Hab ich mal schnell hingerichtet,
Ab und an gibt es so ein Moment.
Wollte zur Thematik einen Kontrapunkt setzen ohne all zu verkniffenen Zeigefinger.
Danke Dir!
@ Trux
Hut ab. Respekt!
Kann ich bestätigen. Früher machte ich mir Sorgen um Fotos oder (aus heutiger Sicht) Unfug, den ich mit Klarnamen gepostet hatte. Heute wäre ich froh, überhaupt etwas älteres von mir (oder jemand mir nahestehendem) zu finden. Wer weiß schon, wie lange das, was ich hier schreibe, bestehen wird? 🤷♂️
Nichts ist ewig. Nicht einmal das Weltall in seiner heute wahrnehmbaren Beschaffenheit.
Ob die menschliche Erinnerung immer so wahr ist, wie die handschriftlichen Hinterlassenschaften und Bilder suggerieren? Von autobiographischen Schriften und dem heiligen Unterrock von Trier bis zu den Fotos aus Bologna oder Butscha? Der o. g. Stein von Rosetta mag einiges `lesbar´ gemacht haben. Dass dazu auch eine geschichtliche Wahrheit gehört, halte ich für ein Gerücht. Professionelles Erinnerungsgehabe aller möglichen Wissenschaften ist ein Anspruch, nicht die Realität. Mancher Traumatherapeut dürften sich öfter bei dem Gedanken ertappen, das Vergessen für eine Gnade zu halten.
Nichts hat Ewigkeitswert außer vielleicht die Gesamtheit menschlicher Einbildungen. Als aktuelles Beispiel sei genannt der Vermerk “Echtzeit-Überweisung”, der von meiner Bank dazu verwendet wird, von unbedarften Nutzern im Fall des Ankreuzens eine erhöhte Gebühr zu verlangen. Auch die Vorstellung das bisher in weiten Teilen ungenutzte Gehirn werde die Menschen zu Herren des Alls machen, dürfte sich als Beispiel von Wissenschaftsgläubigkeit erweisen. Nur Pubertiere betrachten sich als uneingeschränkt wahrheitsfähig.
Der größte Wert papierner Nachschlagewerke ist das diese nicht mehr umgeschrieben werden können. Auch sperren kann sie niemand wenn diese in der eigenen Bibliothek sind. Entgegen der elektronischen Sammlungen die dem Zeitgeschehen angepasst werden.
Wenn es allerdings brennt …