Asow in Mariupolis wendet sich gegen ukrainische Regierung

Bombardierung von Asovstal

Der Regierung in Kiew wirft Asow Verrat vor, das könnte die beschworene Einheit der Ukrainer und deren Widerstand untergraben.

Im Augenblick geht es im Ukraine-Krieg um Mariupol, das zum Symbol des „heroischen“ Kampfs der Ukraine gegen einen übermächtigen Gegner wurde. Wird der Widerstand, den vor allem das Asow-Regiment, aber auch Milizen anderer Freiwilligenverbände wie vom Rechten Sektor sowie diejenigen Marine-Soldaten leisten, die sich noch nicht ergeben haben, gebrochen, was allem Anschein nach nicht mehr lange dauern wird, steht die große Schlacht im Donbass an.

Asow hat versucht, mit einem angeblichen Chemiewaffenangriff die Nato und die USA, die hier eine rote Linie gesetzt hatten, in den Krieg hineinzuziehen. Das ist aber nicht gelungen, im Unterschied zu Syrien, wo die USA, Frankreich und Großbritannien wegen des vermuteten Giftgaseinsatzes in Duma Ziele beschossen haben, ohne eine OPCW-Untersuchung abzuwarten, die dann allerdings daneben ging. Russland hielt sich damals zurück, jetzt aber stünde, würde man militärisch auf eine angebliche oder wirkliche Überschreitung einer roten Line antworten, die Konfrontation mit einer Atommacht an.

Asow, das noch immer aus den vor allem unterirdischen Stellungen des Stahlwerks Asovstal mit seinem großen Tunnelnetz, das atombombensicher gebaut wurde, Botschaften und Spendenaufrufe versenden kann, könnte nun die vordergründig verbreitete Einheit der Ukraine untergraben. Das Stahlwerk Illich wurde nach dem russischen Verteidigungsministerium bereits eingenommen.

Angeblich Bild vom Freitag aus dem eingenommenen Stahlwerk Ilich.

Mehr und mehr verkündet Asow, dass Kiew die auf wenige Orte zurückgedrängten Verteidiger von Mariupol im Stich lasse, wobei sie allerdings das Angebot von Selenskij ausgeschlagen hatten, sich ergeben zu können und aus der Stadt abzuziehen. Hervorgehoben wird der nicht direkt so genannte Verrat der ukrainischen Regierung, die abgesehen von gescheiterten Hubschrauber-Missionen, um einige Kämpfer zu retten, nichts unternommen haben, um den von russischen Truppen Eingeschlossenen militärisch durch eine Offensive zu helfen oder einen Korridor über Land oder die See zu eröffnen, über den dann nicht nur Zivilisten, sondern auch Soldaten bzw. Kämpfer entkommen könnten. Mitunter wird vermutet, dass noch ausländische Berater oder Trainer bei den in Asovstal verschanzten Milizen sein könnten. Amerikanische, britische und kanadische Militärs hatten zumindest bis kurz vor dem Krieg auch die Mitglieder von Freiwilligenverbänden trainiert und an den neuen Waffen ausgebildet, auch in den USA.

Der stellvertretende Asow-Kommandeur Swjatoslaw Palamar hat am Donnerstag eine Videobotschaft vor allem an die Regierung in Kiew und die ukrainischen Streitkräfte gerichtet, um Hilfe gebeten bzw. die verweigerte Hilfe angeklagt. Man verteidige die Stadt weiter, die Kämpfer leisteten weiterhin „unglaubliche Dinge, die die Grenzen des Möglichen überschreiten“ und zeigten einen „fantastischen Mut“. Mariupol sei schließlich die Ukraine, anders gesagt: Die Ukraine wird in Mariupol durch Asow verteidigt, die zwar als Helden verehrt, aber nicht ganz Märtyrer werden wollen: „Wir spüren die Unterstützung des ukrainischen Volkes, wir sind sicher, dass sie uns nicht verraten werden, dass sie auf uns warten. Wir hören nicht auf zu kämpfen.“

Aber das Volk ist eben nicht die Regierung, die Mariupol und den dort geleisteten Widerstand nur nutzt, um im erpressbaren Ausland schwere Waffen einzufordern. Swjatoslaw Palamar: „Gleichzeitig sind wir verärgert über Andeutungen, dass das Aufbrechen der Blockade von Mariupol unmöglich sei, dass wir Verstärkung in einer Zeit erhalten haben, in der wir weniger werden. Wir sind es leid, Analytikern zuzuhören, die sich hinter angenehmen Worten verstecken und beruhigende Worte in die Ohren der Ukrainer gießen. Es fällt uns schwer, uns die Statistiken der Opfer unter der Zivilbevölkerung der Ukraine anzusehen, wo kein Wort über Mariupol fällt.“

Dem amerikanischen Auslandssender Radio Liberty sagte er ebenfalls am Donnerstag, was auf eine Koordinierung hinweist, dass ein Durchbrechen der Blockade möglich sei. Man warte „auf entschlossene Aktionen unserer militärisch-politischen Führung, um die Stadt zu entsperren und diesen Krieg zu gewinnen. Wir glauben, dass dies möglich ist. Keiner der Experten und Analysten hielt es für möglich, dass die ganze Gruppe der Verteidiger von Mariupol, die ganze Garnison, so lange durchhalten würde.“

Es gibt allerdings immer wieder Versuche von Einheiten der Freiwilligenbataillone, aus Asovstal auszubrechen oder wie gestern zu den Kämpfern in dem Stahlwerk durchzubrechen. Nach Ria Nowosti soll dies eine Gruppe von 200 Mann mit einem Konvoi versucht haben, sei aber abgewehrt worden. Das zeigt, dass Mariupol keineswegs ganz eingenommen ist und weiterhin ukrainische Stellungen etwa von Scharfschützen in Gebäuden vorhanden sind. Das berichtet auch Thomas Röper, der gerade Mariupol besucht hat. Ukrinform berichtet, die russischen Truppen würden weiterhin nicht Mariupol kontrollieren können. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Alexander Motuzyanyk, bezeichnete die Vereinigung von Asow mit Teilen der Maringebrigade, die sich nicht ergeben, als „brillante taktische Operation“, was aber eher ein Rückzugsgefecht war.

Der ukrainische Präsident hat auf die Kritik durch Asow, die der beschworenen Einheit und dem Widerstandswillen der Ukrainer gefährlich werden könnte, mit einer Sitzung des Sicherheitsapparats reagiert. Damit soll demonstriert werden, dass man alles mache, „um unsere Leute zu retten“. Aber in seiner Rede gestern war dies nur ein Punkt unter vielen anderen. Die ukrainische Regierung hält zwar immer die Widerstandskraft der Ukrainer hoch, vermeidet aber, ebenso wie Moskau, von den Verlusten zu sprechen, die auch mit weiteren Waffenlieferungen ansteigen werden. Am 10. April hatte er Mariupol als „Herz des Krieges“ bezeichnet, der Widerstand sei entscheidend für die Kämpfe um die Ostukraine und für mögliche Verhandlungen. In Kiew wurde symbolisch der „Platz der Völkerfreundschaft“ zum „Platz der Helden von Mariupol“ umbenannt.

Der Kreml-Sprecher Peskow hat am Freitag erklärt, eines der wichtigsten Ziele des „Militäroperation“ genannten Kriegs sei die „Eliminierung“ der „nationalistischen Bataillone“. Diese würden Zivilisten als Geiseln nehmen und auf soziale Einrichtungen und Häuser schießen“. Das russische Miliär versucht auch Mitglieder der „nationalistischen Bataillone“, die sich unter die Evakuierten mischen, herauszuholen, anscheinend wird davon ausgegangen, dass die meisten entsprechende Tätowierungen haben, was auch zumindest bei den unteren Rängen oft der Fall zu sein scheint. Deswegen fand auch oft ein Konflikt zwischen der Ukraine und Russland um die Zielrichtung der „humanitären Korridore“ statt.

Aus einem Video von Patrick Lancaster aus Mariupol.

Zwar wird immer wieder darauf hingewiesen, dass angeblich die russischen Streitkräfte die Stadt verwüstet hätten, Gespräche mit Bewohnern lassen jedoch vermuten, dass die Asow- und andere Milizen sich hier wie anderswo  auch in Wohngebäuden, Schulen, Krankenhäusern oder Kindergärten verschanzt haben und Bewohner nicht informiert oder teils auch mit Schüssen behindert haben, über humanitäre Korridore aus der Stadt zu fliehen. Mitunter äußern Bewohner der von russischen Truppen eingenommenen Gebiete und Städte auch Freude, dass die ukrainischen Streitkräfte zurückgedrängt wurden. Berichte von vor Ort, etwa von Patrick Lancaster, der zwar parteiisch ist, aber die Menschen sprechen lässt, geben ein völlig anderes Bild als wir es aus der Ukraine hören und können sicherlich nicht als pure Fakes beiseitegestellt werden. In westlichen Medien wird auf Äußerungen von Ukrainern aus den von Russen eingenommenen Gebiete oder von ukrainischen Evakuierten in der Regel nicht einmal verwiesen, wohl weil damit das Begehen von Kriegsverbrechen  nicht mehr nur einseitig zugewiesen werden kann.

Auch jetzt scheinen die Asow-Kämpfer noch mit Zivilisten – vielleicht als Geisel oder Schutzschilde – zusammen zu leben. Zumindest wurde auf Zivilisten hingewiesen, die durch den angeblichen Chemiewaffeneinsatz beeinträchtigt worden seien. Von dem hört man aber nichts mehr, nachdem offenbar die erwartete Reaktion ausgeblieben ist.

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4 Kommentare

  1. Was soll man zu diesem Artikel sagen? Es liest sich alles wie Googletranslate. Florian Rötzer ist nicht die Person, von der ich das erwarten würde, aber irgendwie kommt es einam so vor als ob hier einfach irgendetwas aus einem anderen Sprachraum automatisiert erfasst und dann eingekippt wurde. Zu mechanisch, zu viele Fehler. Ihr beginnt Euch unglaubwürdig zu machen.

    1. Das ist doch wirklich toll, lasse es doch mit Google Translate bearbeitet sein. Was wäre denn inhaltlich zu bemängeln?
      Hinzu kommt das du es so liest, das muss ja nicht heißen, dass es so ist. Am Schluss wird die Spekulation einfach übersprungen und verurteilt „Ihr beginnt euch unglaubwürdig zu machen.“
      Wer ist jetzt „Ihr“.
      Was ist jetzt eine Intension, weshalb du so etwas schreibst?

    2. Es stimmt, im Artikel gibt ein paar, sicherlich de Zeitdruck geschuldete Fehler, aber: Glaubwürdigkeit hat für mich nichts mit Schreibfehlern oder gelegentlich fehlerhaft formulierten Sätzen zu tun, sondern mit dem logischen Zusammenhang des Berichteten, dem Hinzuziehen unterschiedlicher Quellen und dem kritischen Blickwinkel darauf. Was nützt es, dass andere Medien über professionelle Übersetzer und Lektoren verfügen, wenn die perfekt formulierten Artikel null kritischen Hintergrund haben und sich nur auf einseitige – i.d.R. ukrainenahe – Quellen stützen. Ich habe deshalb grossen Respekt vor der Arbeit von Herrn Rötzer, der einzigartige Berichte mit unabhängigem Blickwinkel verfasst, und das unter dem kriegsbedingten Zeitdruck, wo Nachrichten schnell veralten, und bin sehr dankbar, dass ich mich hier auf krass&konkret jenseits des Mainstreams kritisch informieren kann. Dabei muss man ja auch überhaupt nicht immer einer Meinung sein. Im Übrigen hat Herr Rötzer die Quellen ja verlinkt, das gibt jedem die Möglichkeit, die Quellen im Original selber zu lesen und zu übersetzen und die Formulierungen, Thesen und Fragen im Artikel zu überprüfen und sich eine eigene Meinung zu bilden, und vielleicht auch die eine oder andere missverständliche Formulierung für sich selbst richtig zu stellen. krass&konkret ist eben ein Medium, für Menschen, die noch gerne selber denken 🙂

  2. Es fällt auf, dass sich auf allen Kanälen Kommentatoren breit machen, die nicht mit Fakten argumentieren, sondern kritischen Autoren Unsachlichkeit vorwerfen, ohne Belege dafür zu bringen.
    Wir befinden uns am Rande des 3.WK und sollten uns fragen: wem nützt das ?
    Ganz Europa wird dafür bitter bezahlen, nicht bloß frieren, denn unsere Wirtschaft wird dabei kollabieren, Löhne und Renten unbezahlbar werden, und weshalb ?
    Weil uns die Angloamerikaner in einen Stellvertreterkrieg schicken mit Hilfe der korrupten Politiker und der ebenso korrupten Medien.
    Inzwischen werden sogar Demonstrationen für den Frieden in den Dreck gezogen.

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