
Jonathan Rischke sah sich im Zentrum einer mediale Kampagne, aber plötzlich drehte der Wind zu seinen Gunsten. Woher diese begrüßenswerte Wendung kam, war ihm sofort klar.
Mehr gute Nachrichten liefen ein von der Medienfront. Der Tagesspiegel biss sich jetzt an den Machenschaften von M-Square fest. In einem fulminanten Kommentar von Tissy Bruns wurde Jonathan erwähnt als einer, der den Stein ins Rollen gebracht und dafür einen hohen persönlichen Preis zu entrichten gehabt hätte. In der Financial Times Deutschland brachten sie ein ausführliches Interview mit einem finnischen Wirtschaftsjournalisten, der über M-Square seit Jahren recherchierte und den Laden für richtiggehend kriminell erklärte. Damit nicht genug, attackierte dieser Irinäus von Tadelshofen in der gleichen Ausgabe die BZ.
In einer Glosse schrieb er, diese direkte Schadenfreude, mit der man im Hause Springer auf den brennenden Bugatti eines renommierten Rechtsanwalts reagiert hätte, sei unerhört. Die BILD spiele damit den Tätern in die Hände, werte sie in unverantwortbarer Weise auf.
Das alles war etwas zu erfreulich, um wahr zu sein! Jonathan befand, dass diese kampagnenförmig auftretenden Artikel zu seinen Gunsten kein Zufall sein konnten. Jemand wirkte im Hintergrund. Jemand koordinierte. Jemand setzte Truppen in Bewegung und organisierte Gegenangriffe, um Jonathan aus der Schusslinie zu bekommen.
Dieser Jemand war Buddha, natürlich, in einer gewissen Hinsicht, sicherlich zog auch Lola an diversen Strippen, beziehungsweise … Tädeus von Tadelshofen!
»Oder sollte ich sagen: Irinäus?«, scherzte Jonathan, als sie sich im Facebook-Chat begegneten.
Im Laufe der nächsten Tage drehte der mediale Wind endgültig in die gewünschte Richtung und wurde zum Sturm. Eine Hackergruppe veröffentlichte interne Dokumente und E-Mails aus der M-Square-Zentrale. Hierin wurde unter anderem der Einkauf finnischer Parlamentarier, Berliner SPD- und Linksparteipolitiker und europäischer Kommissionsfuzzis offen diskutiert. Das Thema erreichte Tagesschau, Tagesthemen und das Heute-Journal.
Gleichzeitig sickerten Details über die Todesumstände Lars Lundergreens durch. In der Badewanne seiner Wohnung sei der Fondsmanager aufgefunden worden, berichtete n-tv mit Verweis auf Polizeikreise, mit einer Plastiktüte über dem Kopf. Drogeneinfluss könne nicht ausgeschlossen werden. Für Gewalteinwirkung habe man keine Hinweise, verlautbarte die Polizei auf Nachfrage des Tagesspiegel. Neben der Selbstmordtheorie brachte RTL die Vermutung auf, es könne sich auch um einen Sexunfall gehandelt haben.
Hohe Zeit der Abgründe!
Der skandalumwitterte Tod Lundergreens und der M-Square-Skandal rückten zu Jonathans Erleichterung den Bugatti-Brand weit in den Hintergrund. Dafür gewann die Berichterstattung über den schwelenden Finanzskandal der M-Square-Gruppe an Schwung. Der Staatsanwalt in Helsinki hatte Anklage erhoben gegen den Vorstand des Fonds, wegen des Verdachts auf Untreue, Betrug, Steuerhinterziehung, Bestechung und Erpressung.
Jonathan Rischke war bestens gelaunt. Überdies sah es danach aus, als würde die Versicherung klaglos für den Bugatti aufkommen, und Jonathan beschloss, nicht die gesamte Summe in eine Nachfolgekarrosse zu investieren. 40 000 Euro wollte er abzweigen – für die Mitgliedschaft in der République Royal.
Was die dortigen Kontakte wert waren, hatte er ja erleben dürfen.
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