Zahl der Woche: 65

Die Bundesregierung hat das CO2-Minderungsziel für 2030 auf minus 65 Prozent angehoben.

Manchmal bekommt man seine Themen einfach vorgegeben: Die meistdiskutierte Zahl dieser Woche ist 65. Nach dem Verriss aus Karlsruhe überschlagen sich die Autor/innen des beanstandeten Klimaschutzgesetzes mit Engagement und ziehen flugs das neue CO2-Minderungsziel aus dem Ärmel: Minus 65 Prozent bis 2030 gegenüber der emittierten Menge im Referenzjahr 1990.
Zunächst, weil sie in der Presse kaum genannt werden, die Eckdaten: 1990 hatte Deutschland 1.249 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, 2020 waren es durch die Corona-Bremse 722 Millionen Tonnen – bis dahin also ein Rückgang um 42,3 Prozent. Die Pandemie hatte „mitgeholfen“ das gesetzte Ziel von 40 Prozent sogar zu übertreffen, ohne sie wären es 37,8 Prozent und eine Zielverfehlung geworden.

Ab sofort heißt unser neues Ziel für 2030: runter auf 437,15 Millionen Tonnen CO2. Das Argument, was Deutschland im Klimaschutz tut, sei global völlig unerheblich, ist so infantil, die Absicht, sich bei maximalem ökologischem Fußabdruck weiter einen schlanken Fuß zu machen, so durchsichtig, dass es hier nicht weiter verfolgt werden soll. Denn: Sinn ergeben diese Zahlen, wenn wir sie auf die 83,1 Millionen EinwohnerInnen herunterbrechen. Heute erzeugen wir 8,69 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Wir gehören zur Weltspitze! Dabei sind die Emissionen, die andernorts für uns anfallen – Stichwort: Produktionsverlagerung und Transport – noch gar nicht mit berechnet. In gut 8 Jahren sollen es also nurmehr 5,26 Tonnen CO2 pro Kopf sein. Das bedeutet 14,4 Kilogramm pro Tag. Zur Einordnung: Nimmt man typische Verbräuche, sind mit einer Einkaufsfahrt von 10 km schon 1,5 kg weg. An rund 5 Tonnen pro Jahr kommen heute selbst absolute Klimaschutz-Freaks kaum heran. Sie führen dafür ein Leben, das die meisten anderen wahrscheinlich als bizarr belächeln. Ohne grundlegende Änderungen der Rahmenbedingungen kommen wir also nicht davon.

Das Ziel für 2050 lautet nämlich Klimaneutralität weltweit. Es wird, machen wir uns da nichts vor, größter Anstrengungen aller Beteiligten bedürfen, den Planeten bewohnbar zu halten. Übrigens: Anderen Emissionsrechte abzuhandeln, wird es dann auch nicht mehr geben. Bei „Null für alle“ gibt es nichts wegzudealen. Auch wenn es eine Königsdisziplin der Gattung Homo ist: Hören wir endlich auf, uns selbst zu bescheißen. Netto Null ist doch nicht misszuverstehen. Es bedeutet keine weitere Zunahme der Treibhausgase in der Atmosphäre. Wegducken und weiterwursteln? Zitieren wir hier eine andere wichtige Bewegung: No means No.

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