Zahl der Woche: 169

Das RKI verzeichnet 169 Kreise als FSME-Risikogebiet

Corona fühlt sich fast an wie vorbei. Endlich Freiheit und nichts wie raus. Da werden wir nämlich schon vermisst und dringend gebraucht – von hungrigen Blutsaugern, die sich immer weiter ausbreiten. Im Frühjahr hat das Robert Koch Institut (RKI) 5 weitere Kreise in seine Karte der FSME-Risikogebiete aufgenommen. Letztes Jahr wurden über 700 Fälle verzeichnet, der mit Abstand höchste Wert, seitdem 2001 die Meldepflicht eingeführt wurde.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Viruskrankheit also nicht mit Antibiotika zu behandeln. Sie kommt schleichend, man sollte sich nach einem Zeckenbiss genau beobachten. Noch besser wäre, sich zumindest in den Risikogebieten impfen zu lassen, denn eine medikamentöse Behandlung der FSME gibt es nicht.

Natürlich profitieren die Zecken von den immer milderen Wintern, doch das ist gar nicht der Witz. Viel schlimmer ist, dass Viren sich bei höheren Temperaturen im Eiltempo entwickeln. Ein Phänomen, das man auch an den Erregern feststellen konnte, die von Stechmücken übertragen werden. Dafür muss es gar nicht anhaltend warm sein, resümiert Virologe Schmidt-Chanasit: „Hitzewellen sind ganz klar von Vorteil für das Virus.“

Zecken, inzwischen auch die große Hyalomma, Mücken, jetzt mit Unterstützung aus Asien wie der Tigermücke (Aedes albopictus), die 2015 durch eine erste Massenvermehrung in Freiburg bekannt wurde – allesamt „Mistviecher“ … die doch auch nichts anderes tun als wir alle: Morgens aufstehen, etwas zu fressen suchen und sich vermehren. Dank globaler Erwärmung und globalem Transport nun auch bei uns. Wer immer noch meint, etwas wärmer ist doch fein – endlich nicht mehr weit reisen müssen für ein gelungenes Sonnenbad – hat es immer noch nicht verstanden: Es ist gar nicht so lange her, dass Rom die Malaria losgeworden war, und 1939 gab es sogar in Emden noch hunderte Fälle. Die Parasitologie kennt jede Menge weitere Leckereien: Dengue-Fieber, Krim-Kongo-Fieber, Leishmaniose … man kommt ins Schwärmen. Und der Dreh an der Geschichte? Was ein Parasit ist, könnte man sagen, liegt im Auge des Betrachters, hier also des Wirts. In evolutionär gut eingespielten Verhältnissen bringen Parasiten ihre Wirte nicht um – wäre ja dämlich. Kommen wir da ins Nachdenken? Lothar Frenz bringt den Gedanken zu Ende in seinem Buch „Wer wird überleben? Die Zukunft von Natur und Mensch“: Wollen wir überleben, müssen wir kluge Parasiten sein.

 

Die Karte der FSME-Risikogebiete finden Sie unter www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_Tab.html

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