Wurden Sodom und Jericho vor 3600 Jahren von einem Asteroiden zerstört?

Darstellung eines möglichen Asteroideneinschlags. Bild: Don Davis/Nasa

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Stadt Tall el-Hammam, die das biblische Sodom gewesen sein könnte, mitsamt ihren Einwohnern von einer 3000 Grad heißen Hitze- und starken Druckwelle eines in der Luft zerplatzten  Asteroiden zerstört wurde.

Es ist doch eine Art Lotteriespiel, das Leben auf der Erde. Asteroiden schlagen auf die Erde auf und führen zu Klimaveränderungen und Massenaussterben, wie das vor 65 Millionen Jahren der Fall war, als die Dinosaurier ausstarben. Der Asteroid hinterließ einen Krater mit einem Durchmesser von 9,5 km. Bislang hatte die Menschheit Glück, dass Asteroiden nicht in bevölkerten Gebieten auf die Erde stürzten, und vor allem auch keine großen.

1908 explodierte in einigen Kilometern Höhe ein allerdings kleiner Asteroid oder Meteor mit einem Durchmesser von 50-80 Metern im sibirischen Tunguska und knickte 80 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern um. Der kleine Eisenmeteorit Sikhote-Alin mit einem Durchmesser von 3-4 Metern flog 1947 über Ostsibirien und verursachte zahlreiche Krater, nachdem er in Fragmente zerplatzt war. Der größte Krater war 6 m tief und hatte einen Durchmesser von 28 m. Seit einiger Zeit werden NEOs (near earth objects), die der Erde nahe kommen können, etwa von der Nasa identifiziert und beobachtet. Über Abwehrmaßnahmen wird nachgedacht.

Sprengkraft tausendfach höher als die Hiroshima-Atombombe

Jetzt hat ein internationales Archäologenteam Hinweise dafür gefunden, wie sie in den Scientific Reports von Nature beschreiben, dass die Stadt Tall el-Hammam, die nordöstlich des Toten Meers im jetzigen Jordanien und nicht weit entfernt von Jericho liegt, um 1650 vor unserer Zeitrechnung vermutlich von einem etwa 4 km in der Höhe explodierenden, felsigen Himmelskörper zerstört wurde, der mit einer Geschwindigkeit von 61.000 km/h Richtung Erdoberfläche flog. Da kein Krater entdeckt wurde, gehen die Wissenschaftler von einer Luftexplosion aus. Es war die älteste, seit 3000 Jahren prosperierende Stadt in der Region, sie nahm eine Fläche von 36 Hektar ein, die von Wehranlagen geschützt wurde.

Die Sprengkraft wird als tausendfach höher als die Hiroshima-Atombombe geschätzt. Die Wirkung der Luftexplosion eines kleinen Asteroiden vielleicht von etwa 60 Meter im Durchmesser wird mit einer Atombombe wie Triton verglichen, bei der ebenfalls ein 1 Kilometer großer Feuerball entsteht, in dessen Zentrum eine Temperatur bis zu 300.000 Grad herrscht, und eine Hitzewelle, die sich mit Lichtgeschwindigkeit verbreitet.  Die Lufttemperatur soll sich auf bis zu 2000 Grad Celsius erhitzt haben, was alles in Brand setzte, darauf folgte kurz danach eine Schockwelle aus Südwesten nach Nordost, die alle mit Lehmziegeln erbaute Gebäude abrasierte, auch den vierstöckigen Palast mit seinen 1-2,2 m dicken Wänden, dem 12-15 Meter hohen Turm und die vier Meter breite Mauer. Gefunden wurden nur wenige von den Zerstörungen übriggebliebene Lehmziegel. Sie waren verschmolzen oder pulverisiert. In dem Lehmpulver wurden auch Reste von in hoher Hitze verbrannten Textilien, Saaten, Knochen oder geschmolzenen Töpferwaren gefunden, die oberste Schicht bestand aus Asche und Holzkohle.

Die Wissenschaftler schließen militärische Aktionen, deren Spuren man in Jericho entdeckte, ebenso aus wie Erdbeben oder normales Feuer. Gefunden wurden u.a. Nanodiamanten und Diamanten ähnliches Karbon sowie geschockte Quarzkörner, wie man sie bei Einschlägen von Himmelskörpern beobachtet.

Auch das benachbarte Jericho könnte Opfer des Himmelskörpers geworden sein

Möglicherweise ist das 30 km entfernte Tell es-Sultan, wahrscheinlich das biblische Jericho, ebenfalls durch die von derselben kosmischen Luftexplosion ausgehende Druck- und Hitzewelle verwüstet worden. Jericho besaß dicke Stadtmauern aus Stein und wurde ebenfalls plötzlich durch Feuer zerstört. Die östliche Stadtmauer, die in Richtung Tall el-Hammam liegt, brach zusammen, vermutlich bevor das Feuer begann. Die Wände der Gebäuderuinen waren geschwärzt, die Räume gefüllt mit Ziegeln, Holz und Haushaltsgegenständen, auch mit menschlichen Gebeinen, meist stark verbrannt.

Die Temperatur soll aber nur etwa 1200 Grad betragen haben, deutlich weniger als in Tall el-Hammam. Hinweise auf Erdbeben zur Zeit gibt es ebenso wenig wie auf Kriegsgeschehen. Nach der Zerstörung blieb die Stadt für Jahrhunderte verlassen. Zur selben Zeit wurden in der Umgebung des unteren Jordantals weitere 15 Städte und 100 Dörfer verlassen – vielleicht auch eine Folge des Meteoriten oder Asteroiden. Sie blieben 300-600 Jahre unbewohnt.

Möglichweise war die kosmische Explosion, die Tall el-Hammam zerstörte, die erste, die von Augenzeugen beobachtet wurden. Die bislang bekannte erste Stadt, die durch einen Asteroiden zerstört wurde, war Abu Hureyra im heutigen Syrien etwa 12.800 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die Wissenschaftler vermuten, Tall el-Hammam könnte die biblische Stadt Sodom gewesen sein. Hier heißt es, sei seien Steine vom Himmel gefallen, auch Feuer sei aus dem Himmel gekommen, dicker Rauch sei aufgestiegen, eine größere Stadt sei verwüstet, Einwohner getötet und Felder zerstört worden.

In der Nähe der Erde wurden bislang fast 27.000 Asteroiden registriert, davon fast 10.000 größer als 140 Meter und 980 größer als einen Kilometer. Viele sind vermutlich noch nicht entdeckt worden. Irgendwann wird einmal wieder auf die Erde stürzen, sollte es in der Nähe einer Megacity geschehen, wären die Folgen schlimmer als in der vergleichsweise kleinen Stadt Hiroshima durch eine vergleichsweise kleine Atombombe.

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Ein Kommentar

  1. „geschockte Quarzkörner“ ist ein starker Hinweis.

    Vielleicht lohnt es sich auch in alten Schriften zu suchen um dem Kern der Geschichte näherzukommen.
    Was sich im Laufe der Zeit wohl alles in der Vatikanbibliothek angesammelt hat?
    (Schliesslich ist der gierige Internetnetriese Google ebenso seit Jahren dabei, sich die Mali-Transkripte unter den Nagel zu reissen, oder die Gemälde alter Meister einzuscannen und zu untersuchen).

    Jahrzehntelang Mäuschen spielen in dieser Bibliothek des kleinsten Staates der Erde…die Geschichte der Welt müsste in Teilen neu geschrieben werden, da bin ich mir sicher.

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