Wie viel Plastikmüll ist durch die Pandemie entstanden?

Bild: neolie/Pixabay.com

Wissenschaftler haben abgeschätzt, wie viel zusätzlicher Plastikmüll als Folge der Pandemie entstanden und in den Meeren gelandet ist. Hauptverursacher sind Krankenhäuser.

Plastikmüll ist ein Riesenproblem, das nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch Menschen gesundheitlich gefährden kann oder sich in Form von Mikroplastik zumindest in menschlichen Körpern ablagern und anreichern kann. Die Covid-19 Pandemie hat dem weiter ungebrochenen und anwachsenden Strom an Plastikmüll noch einmal vermehrt. Es handelt sich vorwiegend um medizinischen Abfall durch Schutzkleidung, Masken, Impf- und Testutensilien und um Verpackungen von Online-Bestellungen.

Ein amerikanisch-chinesisches Wissenschaftlerteam hat jetzt versucht, den direkt durch die Pandemie entstandenen Plastikmüll zu quantifizieren, der zum Teil auch die Plastikmassen in den Meeren vermehrt. Die Studie ist in den Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

Nach den Schätzungen haben 193 Staaten mehr als 8,4 Millionen Tonnen an mit der Pandemie direkt verbundenen Plastikmüll seit Beginn der Pandemie bis Mitte August 2021 produziert. Davon seien mindestens 25.000 Tonnen bereits über Flüsse in den Meeren gelandet, 12.000 Tonnen Mikroplastik mit einer Größe unter 5 mm, 13.000 Tonnen Makroplastik. Allein 1,5 Millionen Gesichtsmasken sollen in die Meere gelangt sein. Bis Jahresende gehen die Autoren von einer Gesamtmenge des mit der Pandemie zusammenhängenden Plastikmülls von 11 Millionen Tonnen und von 34.000 Tonnen aus, die durch Flüsse ins Meer transportiert werden.

Insgesamt gesehen ist der Anteil des mit der Pandemie verbundenen Plastikmülls, der über Flüsse in die Meere gelangt, mit etwa 1,5 Prozent am gesamten Plastikmüll klein. Da es sich aber um medizinischen Müll handelt, könnte er gefährlicher für die Umwelt und die Gesundheit sein.

An den Küsten und Stränden würde sich der während der Pandemie zusätzlich entstandene Plastikmüll anhäufen, bis Ende des Jahres würden 70 Prozent des Mülls an den Küsten landen und dort die Ökosysteme beeinträchtigen, der Rest im offenen Meer. 84 Prozent des Plastikmülls sei Müll von Krankenhäusern, 72 Prozent komme aus Asien. Das Plastikmüllaufkommen entspricht nicht den Regionen mit den meisten Covid-19-Fällen, da mit 46 Prozent der größte Teil des medizinischen Schutzmaterials in Asien hergestellt wird, aber 70 Prozent der Infizierten aus Nord- und Südamerika stammen. Die Autoren fordern einen besseren Umgang mit medizinischem Abfall in den pandemischen Epizentren, vor allem in den Entwicklungsländern.

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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