Wie ließen sich gegen Impfstoffe resistente Sars-CoV-2-Viren züchten?

Sars-CoV-2-Viren. Bild: NIAID/CC By-2.0

Ein amerikanischer Virologe ist genervt von den Politikern, vor allem von der britischen Regierung, die aufgrund von politischen Interessen die zweite Impfung auf bis zu drei Monate verschieben will.

Wir hatten schon berichtet, dass die unter hohem politischem Druck stehende britische Regierung ihre Impfstrategie verändert hat, um möglichst schnell Handlungskompetenz zu suggerieren (Beispiel England: Von der Politisierung der Impfkampagne). So sollen die Menschen erst einmal nur die erste Impfung erhalten, die erforderliche zweite, die eigentlich nach drei Wochen erfolgen sollte, kann bis zu 12 Wochen später erfolgen – und auch noch später. Und erlaubt wurde auch, für die zweite Impfung einen anderen Impfstoff zu verwenden. Ziel ist, den Menschen zu suggerieren, dass genügend IMpftstoff vorhanden ist, dass die Impfkampagne erfolgreich voranschreitet und viele Menschen schnell einen ersten Schutz durch die erste Impfung erhalten.

Für die neue Impfstrategie gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Die sowieso noch nicht zu Ende geführten klinischen Tests der Impfstoffe, die eine Notzulassung erhielten, können bestenfalls die Wirksamkeit von zwei Impfungen im Abstand von 3 oder bei Oxford/AstraZeneca von 4 Wochen belegen – mit demselben Impfstoff. Die Johnson-Regierung lässt in ihrer Panik angesichts steigender Infektionszahlen und eines schon überlasteten Gesundheitssystems auf ein Experiment mit ungewissem Ausgang ein. Verspielt wird nicht nur das Vertrauen der Menschen, es ist auch nicht auszuschließen, dass alles nur noch schlimmer wird.

Anleitung zur Erzeugung von Resistenz

Paul Bieniasz, ein Virologe der Rockfeller University, kann wohl nicht glauben, was Politiker machen, um eine wirksame Bekämpfung zu  verhindern (danke T.B.  für den Hinweis). AufTwitter veröffentlichte er eine bitterböse Ironie von einem anonymen Virologen – er selbst? – , der schreibt, es sei eigentlich ganz einfach, Sars-CoV-2 mit Impfungen zu bekämpfen, die auf dem Spike-Protein basieren. Und es sei nur schwer möglich, dagegen resistente Spike-Varianten zu erzeugen, die durch die Impfstoffe nicht belangt werden. Er schlägt ein paar Strategien vor, die man versuchen könnte, um solche Resistenzen dennoch zu erzeugen.

Man könne die Größe und Diversität der Viruspopulation erhöhen, indem man das Testen hinauszögert, wodurch das Virus sich unentdeckt verbreiten kann. Dann wäre es gut, uneinheitliche und durchlässige Beschränkungen einzuführen, die gewährleisten, dass es große Mengen an infizierten Menschen gibt. Gut sei auch, Schulen offen zu halten. Kinder haben oft asymptomatische Infektionen und können dann verschiedene Viruspopulationen verbreiten. Und gut sei es auch, Gerüchte zu verbreiten, dass Masken nichts nützen, die PCR-Tests unzuverlässig sind oder Sars-CoV-2 gar nicht existiert. Das untergrabe bereits unangemessene Maßnahmen und halte die Viruspopulation hoch.

Und wenn es gelungen íst, die Viruspopulation hoch und unterschiedlich zu halten, könne man damit beginnen, einen Selektionsdruck auf die Viren auszuüben, um Resistenzen durch Mutation auszubilden. Man könne zehntausende Patienten in Krankenhäusern mit Plasma von Genesenen mit unbekannter Wirksamkeit behandeln, um Antikörper zu übertragen, wie das die US Food and Drug Administration empfiehlt.

Noch besser sei aber, dann, wenn man einen zweimal zu verabreichenden Impfstoff entwickelt habe, diesen Millionen von Menschen zu injizieren, aber die zweite Impfung hinauszuzögern:

„Hier ist der Schlüssel, einen Pool von Wirten mit der richtigen Mengen an neutralisierenden Antikörpern zu erzeugen, um Selektionsdruck auszuüben, aber auch eine ausreichende Menge an teilweise gegenüber den Antikörpern resistenten Viren zu behalten, um eine Übertragung zu ermöglichen. Wir können dies vielleicht nicht kurz nach der ersten Impfung erreichen, aber wenn wir die Immunität für eine kurze Zeit, sagen wir 4-12 Wochen, aufschieben, könnten wir Erfolg haben.“

Handelt die britische Regierung fahrlässig?

Was Bieniasz ironisch oder zynisch kommentiert, ist in einer globalisierten Welt gewissermaßen hoch virulent. Entscheidet sich ein Staat auf der Welt für eine Strategie, die es zulässt, dass sich gegenüber den entwickelten Impfstoffen resistente Virenpopulationen entwickeln, dann hat dies Folgen für die ganze Welt. Wir konnten sehen, wie schnell sich Covid-19 ausgebreitet hat, wenn nicht sofort harte Shutdowns mit Grenzschließungen durchgeführt werden, was aber auch keine Garantie bietet.

Vermutlich also ist die britische Strategie fahrlässig, zumindest so lange, wie unbekannt ist, welchen Schutz nur eine Impfung und eine Verzögerung der zweiten bewirkt. Plausibel ist die Annahme, dass durch eine schwächere Immunantwort über eine längere Zeit bei Millionen von Menschen dem Virus die Chance geboten wird, so zu mutieren, dass die auf das Spike-Protein gerichteten Impfstoffe wirkungslos werden können.

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