Die WHO schätzt die globale Übersterblichkeit auf mindestens drei Millionen offizielle Tote, eine Studie über 29 OECD-Länder schätzte die Übersterblichkeit auf mindestens eine Million, meist ist die Übersterblichkeit höher als die Zahl offiziell registrierten Covid-19-Todesfällen.
Gewissheiten sind immer noch umstritten über Covid-19. Wir befinden uns inmitten der Pandemie und der wissenschaftlichen Erkundung, die sich mit den Viren und den Folgen für die Menschen entwickelt, was die Pandemie zugleich zu einem wissenschaftlichen Experiment macht, in dem der jeweilig aktuelle Erkenntnisstand in Maßnahmen umgesetzt wird, die einen Schutz vor der Infektion sichern sollen. Aber es gibt keinen Standort außerhalb des Geschehens, die Wissenschaftler haben nicht die objektive Distanz, sondern sind Teil des Geschehens, nicht zuletzt, weil Politiker und Regierende wissenschaftliche Erkenntnisse zur Legitimation ihrer Entscheidungen (miss)brauchen.
Obgleich fast seit Anfang der Pandemie von vielen Staaten versucht wurde, die Zahl der Menschen zu erfassen, die an oder mit Covid gestorben sind, um empirische Daten über die Gefährlichkeit zu erlangen, bleibt es weiterhin Ermessensfrage, ob das Virus selbst so gefährlich ist oder ab andere Bedingungen das Risiko verstärken (Verfassung des Gesundheitssystems, Lebensweise und Gesundheitszustand, demografische, ökonomische oder Umweltfaktoren).
Ein Hinweis auf die Gefährlichkeit des Virus liefert die Übersterblichkeit, also ob mehr Menschen als durchschnittlich während der Pandemie gestorben sind. Ein Problem ist zumindest wissenschaftlich, dass die Übersterblichkeit auf vielfältige Weise auch durch die Maßnahmen zur Covid-Bekämpfung verändert wurde.
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat sich für eine Studie, die kürzlich in BMJ erschienen ist, die Übersterblichkeit in 29 OECD-Ländern aufgegliedert in Geschlecht und Altersstufen im Jahr 2020 untersucht. Nach ihrer Auswertung hab es eine Übersterblichkeit von etwa einer Million in 26 Ländern, Dänemark, Norwegen und Neuseeland zeigten keine Übersterblichkeit, in Neuseeland starben sogar weniger als normalerweise. Besonders hoch war die Übersterblichkeit in den USA mit etwa 460.000 Toten, in Italien mit 89.000, in England/Wales mit 85000, in Spanien mit 84.000 und in Polen mit 60.000 Toten.
In Deutschland soll es eine Übersterblichkeit von 26.000 Toten gegeben haben. Das Statistische Bundesamt schätzte die Übersterblichkeit auf 24.038 bei 39.200 an und mit Covid-19 Gestorbenen. Das kommt der Schätzung der Studie ziemlich nahe. Zu den Zahlen muss man bedenken, dass durch die Maßnahmen andere Infektionskrankheiten wie Grippe kaum verbreitet waren, so dass dadurch weniger Menschen starben. Während der Hitzewelle im Sommer starben mehr Menschen. Weil der Anteil der alten Menschen steigt, steigt auch die Todesfallrate etc.
Auffällig ist, dass in Deutschland doppelt so viele Männer (17.700) wie Frauen (8200) gestorben sind. Da steht Deutschland ziemlich allein da, meist ist der Anteil der Männer etwas größer als der der Frauen, in Spanien, Ungarn, Portugal und Griechenland war hingegen die Zahl der Männer unter den Toten der Übersterblichkeit höher.
In vielen Ländern übersteigt die Todeszahl der geschätzten Übersterblichkeit die der offiziell erfassten Menschen, die mit oder an Covid-19 gestorben waren. Das war vor allem der Fall in den USA, in Großbritannien, Spanien und Polen, in Deutschland, Belgien und Frankreich war hingegen die Zahl der an und mit Covid-Verstorbenen höher als die Zahl der Übersterblichkeits-Todesfälle. Das heißt, hier sind nicht mit Covid-19 verbundene Todesfälle weniger geworden.
Samira Asma von der WHO berichtete, dass vermutlich bislang mindestens 6-8 Millionen Menschen an Covid-19 gestorben sein. Die WHO geht bislang offiziell 3,4 Millionen Toten aus. Die Zahl müsse in Wirklichkeit zwei- bis dreimal höher sein, so Asma. Nach dem World Health Statistics Report 2021 der WHO wird die Übersterblichkeit 2020 auf mindestens 3 Millionen Tote geschätzt. Das wären 1,2 Millionen Tote mehr als die 1,8 Millionen registrierten Covid-19-Todesfälle. In vielen Ländern sei die Lebenserwartung, die bislang weiter angestiegen war, wieder zurückgegangen.
Covid-19 betrifft danach vor allem die reicheren Länder (high-income countrys – HIC). Die 20 am meisten betroffenen HICs hatten 45 Prozent der Covid-Erkrankten, stellen aber nur 12,5 Prozent der Weltbevölkerung. Seit Beginn des Jahres, wohl auch durch höhere Impfraten, sinkt die Inzidenz in den HICs jedoch. Allgemein waren Süd- und Nordamerika und Europa am stärksten betroffen, in Asien stammen 86 Prozent der Infizierten aus Indien.
Nach dem Bericht war die Übersterblichkeit in Süd- und Nordamerika 60 Prozent höher als die gemeldeten Covid-19-Todesfälle, in Europa waren es doppelt so viel. Für viele Staaten liegen aber keine Daten vor, um die Übersterblichkeit abschätzen zu können. Klar ist weiterhin, dass die Fallzahlen für Covid-19 bei den Über-80-Jährigen am höchsten sind und dann schon bei den 70-79-Jährigen deutlich weniger sind. Covid-19 ist 2020 nach der WHO zu einer 10 häufigsten Todesursachen aufgestiegen.
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