Washington drängt Türkei, ihre russischen S-400-Luftabwehrsysteme der Ukraine zu geben

S-400-Luftabehrsystem in Syrien. Bild: Russisches Verteidigungsministerium

Hektische Verhandlungen sind im Gange, die Ukraine mit Luftabwehrsystemen zu stärken. Soll Russland zu einer Provokation verführt werden, um die Nato in den Krieg zu verwickeln?

 

 

Die USA suchen weiterhin mit allen Mitteln die Ukraine militärisch zu stärken. Nachdem der Plan, Kampfflugzeuge über Polen und Ramstein zu liefern beseite gelegt wurde, gab US-Präsident Biden weitere 800 Millionen US-Dollar für Waffenlieferungen frei.

Im Gespräch ist  die Lieferung von S-300-Luftabwehrsysteme aus der Slowakei, die dafür Patriot-Systeme erhalten könnte. Die Niederlande hat sich bereit erklärt, ein Patriot-System in die Slowakei zu verlegen, Deutschland bietet an, zwei Systeme mit Besatzung zu verlegen. Allerdings braucht die Verlegung Zeit. Auch Griechenland verfügt über S-300 Raketenabwehrsysteme, die die Ukrainer bedienen können, bräuchte aber auch Ersatz. Für eine effektive Verteidigung der Städte wären aber viele S-300-Systeme erforderlich, Russland hat bereits einige ukrainische zerstört.

Eine neue Idee ist nun, dass die Türkei, obgleich sie Vermittlerin zwischen Russland und der Ukraine spielen will, die neuen russischen S-400-Luftabwehrsysteme liefern könnte. Deren Kauf von Russland hatte zu schweren Verwerfungen mit den USA und der Nato geführt. Die USA sprachen Sanktionen aus, die Türkei erhielt nicht mehr die neuen F-35-Kampfflugzeuge und Raketen für die Patriotsysteme. Aber man suchte die Türkei allein schon wegen seiner enorm  wichtigen geostrategischen Lage in der Nato zu halten und Erdogan konnte weiterhin zwischen der Nato und Russland spielen. Die Türkei hielt an den 2019 gelieferten S-400 fest, hielt sie aber zurück und machte sie nicht einsatzbereit.

Das Verhältnis zu Russland wurde durch die Lieferung der türkischen Kampfdrohnen an die Ukraine weiter erschwert, die schon maßgeblich für den Sieg von Aserbeidschan über den russischen Verbündeten Armenien waren. Zwar konnte die Türkei ein Treffen zwischen den Außenministern der Ukraine und Russlands bewerkstelligen, ein Ergebnis kam jedoch nicht zustande. Jetzt versucht Washington, die Türkei zu überreden, gegen Aufhebung von Sanktionen die vier von Russland erworbenen S-400 der Ukraine zu übergeben. Damit würde die Türkei wieder die uneingeschränkte Gunst der USA erhalten, aber das wäre ein Affront gegenüber Russland. Im Unterschied zu den S-300 ist aber fraglich, ob das ukrainische Militär diese ohne längeres Training überhaupt bedienen kann.

Washington scheint nicht nur der Ukraine militärisch helfen zu wollen, um Russland auch militärisch in die Ecke zu drängen, sondern es geht offenbar auch darum, Russland zu provozieren. Gerade die Lieferung der S-400-Systeme wird Russland dazu bringen, militärisch antworten zu müssen – und die Türkei ist ein Nato-Staat. Es ist ein hochgefährliches Spiel, das den Ausbruch eines dritten Weltkriegs riskiert.

Polen drängt weiter darauf, bewaffnete „Nato-Friedenstruppen“ in die Ukraine zu entsenden. Darüber soll auf dem am Donnerstag stattfindenden Nato-Gipfel entschieden in Brüssel werden. Die USA beharrt zwar weiter darauf, keine Truppen in die Ukraine zu senden, aber die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield machte erneut deutlich, dass Washington  damit spielt, die Nato in den Krieg hineinzuziehen. Joe Biden reist nach dem nato-Gipfel nach Polen, wo er wahrscheinlich über dieses Thema sprechen wird, und Thomas-Greenfield antwortete auf die Frage, ob die USA der „Nato-Friedensmission“ Truppen zur Verfügung stellen würde: “ Ich kann nicht vorhersehen, welche Entscheidungen auf dieser NATO-Konferenz getroffen werden und wie die NATO auf den polnischen Vorschlag reagieren wird. Was ich sagen kann, ist, dass amerikanische Truppen im Moment nicht in der Ukraine stationiert sein werden. Der Präsident hat sich klar dazu geäußert, und andere NATO-Länder könnten beschließen, Truppen in die Ukraine zu entsenden. Das ist eine Entscheidung, die sie treffen müssen.“ Washington überlässt also anderen Ländern die Entscheidung, Nato-Truppen in die Ukraine zu schicken, was aber bedeuten würde, diese Nato-Länder zu verteidigen, sollten sie deswegen von Russland angegriffen werden.

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4 Kommentare

  1. Das ganze Gewäsch beweist nur, dass die Russen in der Ukraine in der Tat gute Fortschritte machen, die Verzweiflung in der imperialen Zentrale nimmt zu. Die Türkei wird einen Teufel tun, damit würde sie ihren Manövrierspielraum komplett einbüssen und sich wieder der usa ausliefern.

  2. Und übrigens muss man stets berücksichtigen, dass in Washington die eine Hand, das Pentagon, nicht weiss was die andere, das Aussenministerium tut. Auch der Unsinn mit den polnischen Flugzeugen wurde von den NeoCons im Aussenministerium ausgebrütet und vom Pentagon wieder abgeblasen.

  3. Das mit den türkischen S400 ist – selbst angesichts der Infantilisierung der westlichen Politik – die blödeste Idee, auf die ein Laie und Ignorant kommen kann. Es ist nicht anders, als wenn man Patriot- oder THAAD-Systeme gegen Angriffe durch die USA einsetzen will.

    Exportversionen solcher Systeme haben Lock-Codes, die der Empfängernation nicht übergeben werden. Eine S-400 in ukrainischer Hand wäre schlicht Alteisen.

    Und Erdogan hat die S-400 angeschafft, um bei einem Putsch die eigenen und andere NATO-Flieger abschiessen zu können. Da muss man sich nichts vormachen.

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