Vogelsterben: Der Frühling wird allmählich stumm

Die Spatzenpopulation wurde seit 1980 halbiert. Bild: Åsa Berndtsso/CC BY-2.0

Nach einer Studie, die das Vogelsterben untersucht, sind in den letzten 40 Jahren in Europa fast 20 Prozent der Vögel ausgestorben, d.h. jetzt leben 600 Millionen Vögel weniger.

 

In den 1960er Jahren ist das Buch „Der stumme Frühling“ der amerikanischen Biologin Rachel Carson erschienen. Es wurde zu einem wichtigen Motor der Umweltschutzbewegung. Carson zeigte, dass sich Pestizide über die Nahrungskette verheerend auf andere Lebewesen auswirken und auch Menschen vergiften können. DDT reichert sich in Insekten an und führt zum Vogelsterben. Die Welt wird stumm. Zwar wurde daraufhin DDT verboten, aber das war nur ein symbolischer Akt, weil Pestizide weiterhin und bis heute verwendet werden – und dazu geführt haben, dass es zu einem Massenaussterben von Insekten weltweit gekommen ist.

Eine in „Ecology and Evolution“ veröffentlichte Studie zeigt jetzt auch, dass die Prophezeiung eines stummen Frühlings ohne Vögel keine Übertreibung gewesen war, sondern eine Prophezeiung, die sich jetzt unübersehbar einstellt. Seit den 1980er Jahren bis 2017 sind fast 20 Prozent der Vögel in Europa verschwunden, das entspricht einem Verlust von 600 Millionen Vögeln.

Erst kürzlich wurden wir durch Studien darauf aufmerksam gemacht, mit welcher Wucht das Vogelsterben durchschlägt und die Zahl der Insekten weltweit, auch in Naturschutzgebieten, dezimiert hat. Auch das Sterben der Vögel geschieht meist unbemerkt im Hintergrund. Es ist noch nicht lange her, dass beispielsweise Spatzen und Spatzenschwärme mit ihrem Geschnatter allgegenwärtig waren. Heute sind sie selten geworden, ihre Zahl hat sich seit den 180er Jahren halbiert.

Betroffen vom Aussterben sind vor allem weit verbreitete Vogelarten, die auf dem Land leben, Zugvögel und an den Küsten lebende Vogelarten, aber die Vielfalt schrumpft auch in den Städten. Es schrumpfen die Ökonischen auf den landwirtschaftlich genutzten und Grasflächen und die Insekten, während Umweltverschmutzung und Vergiftung steigen. Einige Arten, die bislang seltener waren, wurden dagegen häufiger. Meist sind es Raubvögel, die besser geschützt wurden. Dass die Vögel, die am meisten verbreitet waren, am stärksten  geschwunden sind, ist deswegen beunruhigend, weil sie größeren Einfluss auf die Umwelt haben.

Die Autoren plädieren für verstärkten Schutz der Vögel und den Ausbau der ökologischen Land-, Fortsch- und Fischereiwirtschaft. Aber die Studie macht klar, dass wir die Ursache eines massenhaften Vogelsterbens sind und die Natur verwüsten, was letztlich auch uns in den Orkus führen wird, wenn wir nicht in den Weltraum oder in die Virtual Reality von Meta und Co. auswandern. Wie schon in den 1960ern wäre ein Leben ohne Vögel und deren Gesänge erschreckend. Die Menschen vereinsamen, auch untereinander. Geselligkeit oder Vielfalt bedeuten die Akzeptanz und auch den Schutz der Andersheit, die Einschränkung der individuellen Freiheit und des Profitstrebens, die Verantwortung für die Zukunft und die Solidarität mit dem gefährdeten Leben. Das scheint uns jetzt auch in Covid-Zeiten verloren zu gehen, wo die einen sich und ihre Mitmenschen mit einer offensichtlich wenig gefährlichen Impfung, die Pharmakonzerne reicht macht, schützen wollen, während andere auf ihrer individuellen Freiheit beharren und meist nicht wissenschaftlich belegbare Risiken anführen.

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Ein Kommentar

  1. Wie wahr. Es fing damit an, dass man noch in den 80er Jahren nicht ohne Zwischenstopp von Nord- nach Süddeutschland fahren konnte, ohne die Autoscheibe von erschlagenen Insekten frei kratzen zu müssen. Heute ist das eher die Ausnahme.
    Noch vor wenigen Jahren war das morgendliche Frühkonzert der Vögel fast eine Ruhestörung, so laut wie es war. Und heute nur noch einige dünne Stimmchen, obwohl wir hier noch in einer abwechslungsreichen Umgebung leben.

    Aber, was hat das mit Corona zu tun? Was soll das, eine überflüssige Meinung zu diesem Thema. Man könnte ebenso in dem Zusammenhang eine Verbindung zu Transgender oder der Zerstörung den Euros ziehen – würde genauso gut passen.

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