ASAT Test: USA werfen Russland „rücksichtslosen Test einer Antisatellitenrakete“ vor

Weltraumstation ISS. Bild: Nasa

Am Montag mussten sich die Astronauten auf der ISS, darunter zwei Russen, wegen Weltraummüll vorübergehend in die Raumkapseln begeben. In den USA wird vermutet, Russland habe bei einem ASAT Test den alten Satelliten Kosmos-1408 zerstört.

Der Druck auf Russland wächst, in den Konflikt an der weißrussisch-polnischen und -litauischen Grenze einzugreifen. Dort sammeln sich Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, die in die EU und vor allem nach Deutschland wollen. Die EU wirft Weißrussland vor, einen „hybriden Krieg“ mit Flüchtlingen als Waffen zu führen, die angeblich von der Regierung nach Weißrussland geholt und an die Grenze gebracht werden. Polen und Litauen verwehren den Übertritt und setzen dafür auch das Militär ein. Sie schieben die Flüchtlinge, die über die Grenze gelangten, wieder zurück, ohne sie Asylanträge stellen zu lassen. Polen lässt auch keine Hilfsorganisationen und Journalisten an die Grenze, von Weißrussland werden Flüchtlinge medizinisch und mit Lebensmitteln versorgt.

In transatlantischen Kreisen zirkuliert die Behauptung, Russland möchte mit dem Konflikt von militärischen Plänen abzulenken, in die Ukraine einzumarschieren. Angeblich habe es an der Grenze auf der russischen Seite eine massive Militärkonzentration gegeben. Moskau sieht hingegen den Westen und seine Kriege im Nahen Osten für die Flüchtlingskrise verantwortlich. Man könnte auch vermuten, dass die bislang etwa 2000 Flüchtlinge an der Grenze, die die EU ohne Probleme aufnehmen könnte, von der EU zum großen Konflikt aufgespielt werden, um ihrerseits vom internen Streit mit Polen abzulenken und durch den gemeinsamen Feind wieder zu einer Einheit zu finden. Die Türkei hatte explizit Flüchtlinge als Druckmittel gegen die EU eingesetzt. Anstatt von hybrider Kriegsführung zu sprechen, zahlte die EU dem Nato-Partner Milliarden, um die Grenzen zu schließen. Mit der Doppelmoral entlarvt sich die angebliche Werteunion, die gerade wieder neue Sanktionen beschlossen hat, was man ebenfalls als hybride Kriegsführung und Erpressung bezeichnen kann.

Russland wird vielfach unter Druck gesetzt. Man wirft Russland vor, für die Gaskrise verantwortlich zu sein, weil nicht genügend Gas nach Europa geleitet wird. Intention Moskaus sei es, Nord Stream 2 zu eröffnen, wogegen Polen, die baltischen Staaten und die Ukraine protestieren und was nach der Trump-Regierung auch Joe Biden weiter verhindern will. Dazu kommt der Vorwurf, Truppen an die ukrainische Grenze zu verlegen, wobei unterstellt wird, Russland könne wieder wie 2014 im Fall der Krim in Teile der Ukraine einmarschieren. Konkret wird das nicht weiter gemacht, also welche Ziele der Kreml dabei verfolgen sollte.

Und jetzt kommt noch ein neuer Vorwurf hinzu: Moskau soll einen Test mit einer Anti-Satellitenwaffe (ASAT) am Wochenende ausgeführt haben. Das hätten zwei „US-Offizielle“, die natürlich wieder anonym bleiben, CNN durchgestochen. Durch den ASAT Test sei ein möglicherweise gefährliches Müllfeld im Weltraum entstanden, das der Internationalen Raumstation hätte gefährlich werden können. Zumindest wird dies damit in Zusammenhang gebracht, dass am Montag die Astronauten, darunter auch Russen, sich zeitweise in die Raumschiffe in Sicherheit bringen mussten. Roscocosmos sprach von einem „Objekt“, das die Umlaufbahn der ISS kreuzte.

Erst am 10. November musste die ISS ein Ausweichmanöver durchführen, berichtete auch Roscocosmos, um eine Gefährdung durch Weltraummüll auszuschließen, der durch den chinesischen Antisatellitentest 2007 entstanden ist (zu ASAT siehe auch „Angeblich entwickelt China neuartige Antisatellitenwaffe“).

Nach CNN hat das US-Weltraumkommando ein „seltenes und gefährliches Müll erzeugendes Ereignis“ bestätigt. So etwas werde, so einer der anonymen Informanten, normalerweise durch eine Rakete produziert, die auf einen Satelliten geschossen wird, wie das China, Russland und Indien auch gemacht haben.

Vermutet wird, es handele sich um Teile des Satelliten Kosmos-1408. Die amerikanische Firma Seradata berichtet, am 15. Oktober sei eine Rakete von der Weltraumbasis Plesetsk abgehoben, die wenige Minuten später den defekten sowjetischen Satelliten getroffen und eine „Müllwolke“ produziert habe. Das habe zu den Sicherheitsvorkehrungen auf der ISS geführt. Ob es sich wirklich um einen ASAT Test gehandelt habe, müsse aber erste bestätigt werden.  Nach dem US-Astronomen Jonathan McDowell ist Kosmos-1408 ein möglicher Kandidat für den Müll, der die ISS gefährdet hat. Kosmos-1408 hat eine 80 km höhere Umlaufbahn als die ISS, aber Teile des zerstörten Satelliten könnten auch absinken.

Ned Price, der Sprecher des US-Außenministeriums, sprach von einem „rücksichtslosen Test einer Antisatellitenrakete, die 1500 Teile verfolgbaren Weltraummülls und hunderttausende kleinere Teile geschaffen hat, was jetzt die Interessen aller Nationen gefährdet“. Die US-Regierung habe bestätigen können, dass Russland einen ASAT Test ausgeführt habe: „Russlands gefährliches und unverantwortliches Verhalten gefährdet die langfristige Nachhaltigkeit des Weltraums und zeigt deutlich, dass Russlands Behauptungen, die Bewaffnung des Weltraums abzulehnen, unaufrichtig und heuchlerisch sind. Die Vereinigten Staaten werden mit unseren Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten, um auf Russlands unverantwortliches Handeln zu reagieren.“ Man werde ein solches unverantwortliches Verhalten nicht tolerieren.

Price vergaß es zu erwähnen, dass die USA 2008 ebenfalls in einem ASAT Test einen Satelliten zerstört und Müll produziert haben, ebenso wie Indien. Überdies würde Russland damit auch zwei eigene Astronauten gefährdet haben. Ria Novosti gibt in einem Bericht lediglich die Vorwürfe wieder und verweist darauf, dass auch andere Staaten wie die USA selbst ASAT Tests durchgeführt haben. Interfax berichtet ähnlich, verweist aber darauf, dass Russland offiziell ASAT Waffen entwickelt. Das Luftverteidigungssystem S-500 Prometheus könne Satelliten zerstören. Auch RT gibt die Beschuldigungen wieder und sagt, Roscocosmos und das russische Verteidigungsministerium hätten sich dazu noch nicht geäußert.

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Ein Kommentar

  1. Wir werden durch Softpower also Propaganda regiert. Walter Lippmann ein großer Vordenker der Softpower hat in den 1920er folgendes erkannt. „Das größte Risiko der Softpower Methode ist dass die Auftraggeber der Propaganda, als Medienkonsumenten, anfangen ihre eigen Lügen zuglauben und darauf ihre Entscheidungen stützen.“ Das ist jetzt offensichtlich Wirklichkeit geworden. Unsere Obrigkeit lässt kollektiven Suizid begehen.

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