Umfrage: Mehrheit der Deutschen will, dass der Westen Friedensverhandlungen anstößt

Aus der Kampagne der Linkspartei „Menschen entlasten. Preise deckeln. Übergewinne besteuern“.

Rücken die Deutschen vom Kriegskurs der Bundesregierung weiter ab? Die SPD und Scholz verlieren an Rückhalt, Habeck und Baerbock sind weiter beliebt, eine Proteststimmung zeichnet sich noch nicht ab.

 

Die Mehrheit der Deutschen ist nicht wirklich auf dem bellizistischen Kurs der Regierungskoalition und vor allem der Grünen. Im aktuellen RTL/ntv Trendbarometer von Forsa sagen 62 Prozent, Deutschland soll keine schweren Waffen mehr in die Ukraine liefern, wenn dies zu Engpässen bei der Bundeswehr führt, 32 Prozent sind hingegen dafür. Das Framing war offensichtlich, dass Deutschland in der Ukraine verteidigt werde.

Deutlich ist hingegen, dass mit 77 Prozent eine große Mehrheit der Deutschen will, dass der Westen, also auch die Bundesregierung sich konkret bemüht, Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges einzuleiten. Nur 17 Prozent lehnen dies ab, was nur ein schwacher Rückhalt für die Regierungsposition ist.

Bislang ist die Maxime, dass man die Ukraine so lange unterstütze, wie dies notwendig ist, wobei der Ukraine überlassen werden soll, ob und wann Verhandlungen mit Russland angestrebt werden sollen. Tatsächlich begibt man sich mit einer solchen Politik in Abhängigkeit von der ukrainischen Regierung, deren Interessen keineswegs mit denen der westlichen Länder übereinstimmen muss. Und wenn die Ukraine tatsächlich einen Proxy-Krieg gegen Russland, sofern dort auch Deutschland/der Westen verteidigt wird, müssen auch die Bedingungen und Grenzen der Unterstützung deutlich gemacht werden, anstatt  moralisch verdeckt zu werden.

Kiew hingegen immer noch mit Rückendeckung vor allem der USA, von Großbritannien, Polen und den baltischen Ländern auf einen militärischen Sieg und eine Rückeroberung aller Territorien, einschließlich der Krim, vor möglichen Verhandlungen.

Dass Scholz und Macron weiterhin in Kontakt mit Putin bleiben sollen, finden sogar 87 Prozent richtig. Bekanntlich versucht die ukrainische Führung, Druck auszuüben, um dies zu verhindern.

Obgleich im Trendbarometer die Werte der Grünen mit 25 Prozent konstant blieben und nur die SPD einen Prozentpunkt verloren hat, womit sie weit unter die Grünen auf nur noch 17 Prozent Zustimmung kommt. Für die SPD und vor allem Scholz sieht es alles andere als gut aus, Habeck (27%) bzw. Baerbock (24%) würden die die Deutschen vorziehen, wenn sie den Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin unter Scholz, Merz und Habeck bzw. Baerbock wählen dürften. Scholz käme nur auf 20 bzw. 23%.

Habeck ist damit gegenüber Baerbock beliebter, auch wenn er beispielsweise die Gasumlage verbockt hat. Die Mehrheit der Menschen (67%) ist für eine Rücknahme der Gasumlage, an der Habeck prinzipiell, wenn auch mit Veränderungen festhalten will. Unternehmen sollte etwa durch staatliche Beteiligungen geholfen werden. Einen weiteren Tankrabatt scheinen die Deutschen nicht zu wollen, sondern eine Senkung der Steuern auf Benzin und Diesel, aber auch auf Strom und Gas. 76% rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Auf der Regierungsklausur in Meseberg wird ein drittes „Entlastungspaket“ verhandelt, das nach Scholz dieses Mal „maßgeschneidert“, „möglichst effizient“ und „zielgenau“ sein soll

An der Umfrage zeigt sich aber auch, dass zumindest in der Haltung gegenüber den Parteien sich noch kein größerer Protest ankündigt. Die Grünen sind stabil und liegen mit 25% nur einen Prozentpunkt hinter der CDU, die bislang nicht profitieren konnte und mit Friedrich Merz nicht punkten konnte. Die FDP dümpelt mit 7% vor sich hin, die AfD konnte (noch?) nicht zulegen, nur für die Linke gibt es einen winzigen Hoffnungsschimmer, sie legte um einen Prozentpunkt auf 5% zu.

Ob es ihr helfen wird, wenn sie zu einem „heißen Herbst der sozialen Gerechtigkeit“ („Tasche leer, Schnauze voll“) aufruft und Protestaktionen, Kundgebungen und Demonstrationen organisiert, wird zu sehen sein. Mit Protesten wird auf jeden Fall zu rechnen sein, wenn wegen der Sanktionen die Preise weiter steigen und das von Scholz propagierte Unterhaken, also Entlastungen für kleine Einkommen durch Belastungen von Reichen und Konzernen, die an der Krise verdienen, nicht umgesetzt wird.

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35 Kommentare

  1. Die Grünen haben es auch als Teil einer Regierung IMMER geschafft, Fehler dem anderen Teil/dem Partner unterzujubeln. Deswegen verliert die SPD weiter, während die Grünen trotz ihrer miserablen Politik (vertreten durch Habeck, Baerbock und Co) weiterhin gleichen Zuspruch erhält – offiziell! Außerdem halte ich das Wahlvolk der Grünen für derart unkritisch, wie es Wähler der Union oder der SPD nie waren und nie sein werden. Es drängt sich das Bild einer Sekte auf, an deren Zustandekommen schon in Schulen und im Kulturbetrieb gearbeitet wird. Teilweise geht es den Wählern der Grünen wirtschaftlich zu gut, als dass sie deren Politik einschränkt, teilweise sind sie zu unkritisch, oft fällt beides zusammen.

  2. „Außerdem halte ich das Wahlvolk der Grünen für derart unkritisch, wie es Wähler der Union oder der SPD nie waren und nie sein werden.“

    Die Grünen sind die Rechtdrift der
    anderen Mitteparteien mitgegangen und gerieren sich jetzt noch rechter als rechts, weil es ihnen Zuspruch bringt.
    Die „kritischen“ Wähler von Union und SPD haben den Erfolg der Grünen vorbereitet. Gewalt und Missgunst statt Ideen und Lösungen sind die Handschrift der Union und dem übrigen Parteiengeschmeiß.

  3. 2 korrupte Oligarchenstaaten befinden sich im Krieg. Keiner ist von ihnen ist in der Nato, keiner in der EU. Mit beiden hat Deutschland keinerlei Bündnisverpflichtungen. Nun explodieren bei uns die Preise, im Winter wird gefroren werden, weil D einen der beiden Staaten unterstützen will – „bis zum Sieg“. – Das deutsche Volk scheint noch viel auszuhalten.

  4. Man spürt förmlich den Schwenk in der Politik, jetzt kommen Umfragen …
    Nein, (nicht) geliebte Politiker, so dürfen sie nicht nach altbewährte Manie sich aus dieser Affäre herauswinden. Hier müssen alle Säulen der Demokratie aktiv werden für die begangenen Verbrechen.
    Ich warte gespannt auf das Tribunal und vor allem auf die Aussagen der ‚POW‘!
    Insgeheim hoffe ich das darunter auch ein paar Ausländer sich dort zu Worte melden.

    1. „Ich warte gespannt auf das Tribunal und vor allem auf die Aussagen der ‚POW‘!“

      Und was – glauben Sie – wird man im Westen davon erfahren? Die Mainstreampresse wird das einfach ignorieren.

  5. Die von vielen wahrgenomme Differenz zwischen Meinungsbildern und stabilen Parteivoten resultiert im Wesentlichen aus mehreren verdrängten Tatsachen
    1. Auch Menschen, die nicht wählen, haben eine Meinung. Bei der letzten Bundestagswahl waren das 23,6 % der wahlberechtigten Bevölkerung.
    2. 61.181.072 Wahlberechtigte sind nur ca. 76,3 % der erwachsenen Bevölkerung unseres Landes (Überschlagsrechnung nach Angaben von destatis)
    3. Parteien werden aus vielfältigen Gründen gewählt. Der am wenigsten bedeutsame dürfte sein, welche politische Praxis sie real verfolgen.
    Niemand aus meinem Bekanntenkreis will Krieg. Niemand hält eine Erhöhung der Militärausgaben aus politischen Gründen für nötig. Die Umfragen kontrastieren diese Grundeinstellungen des sog. gemeinen Volkes so gut wie nie mit den realen politischen Maßnahmen, sondern stellen die Fragen so, dass Widerspruch weitestgehend entschärft wird.

  6. Hier im Osten der Republik ist die große Mehrheit dafür, alles zu tun, um den Krieg zu beenden. Im Westen ist es vielleicht anders, dort wird ja der Russe immer noch als das größte Übel der Neuzeit wahr genommen.
    Ich werde zu den Demos gehen. So geht das nicht weiter.

    1. das ist irgendwie auch „witzig“, schließlich war die SBZ im Osten, nicht im Westen. Offenbar hat man Angst vor dem was man nie kennengelernt hat.

      (Ich frage mich immer noch wie frei die Bundesregierung wirklich ist in ihrer Politik. Die immanente Drohung, die EU könnte in ein old Europe vs. new Europe – Polen/Baltikum/Skandinavien gefördert von den USA – zerfallen, ist nicht so ganz von der Hand zu weisen. Glaube ich. Leider wurde dieser Konflikt wohl auf beiden Seiten schon lange vorbereitet. Die Russen haben sich auf die Sanktionen eingestellt. Hier dachte man sich die unterschiedlichsten neuen Gesetze aus, die man im Ernstfall hervorkramen würde, was man ja jetzt tut. Jeden Monat eine neue Schultüte mit Sanktionen und Verboten. Das macht einen Kurswechsel unwahrscheinlich.)

      Aber natürlich haben sie völlig recht. Gehen Sie zur Demo. (1958 gingen in der BRD immerhin 1,5 Mio. gegen atomare Aufrüstung auf die Straße.)

      1. Das finde ich irgendwie apart. „das ist irgendwie auch „witzig“, schließlich war die SBZ im Osten, nicht im Westen. Offenbar hat man Angst vor dem was man nie kennengelernt hat. “
        Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendein freier Wessie einen gesteigerten Drang hatte, seine Brüder und Schwestern zu besuchen und kennenzulernen. Ich meine real: so mit Auto oder Bus und Bahn. Das war möglich! Aber ohne Zweifel war das Aufstellen von Teelichten an Weihnachten und ein regelmäßiges Paket mit Kaffee und Waschpulver Kontaktaufnahme genug. War dort ja alles angeblich viel schlechter und was Importe aus tropischen Ländern anbelangt fast unbezahlbar. [Musste ja auch fair (!) gehandelt werden. Heute überlassen wir `hüben wie drüben´ das `fair handeln´ der persönlichen Moral.]
        Unter meinen Altersgenossen konnte ich nach 73 ab und zu einen handverlesenen Roten/West (bis zu den Berufsverboten konnte man Sozialdemokraten noch dazu zählen) dazu überreden, wenn er in Berlin-West war, über den Bhf. Friedrich-Str. in die Frankfurter Allee zu fahren und sich in der Karl-Marx-Buchhandlung mit deutschen Klassikern und Schallplatten einzudecken. Auch irgendwo eine Soljanka zu essen oder Würzfleisch, damit das Eintrittsgeld nicht „umsonst“ war.
        Meine Ostberliner Tante ist trotz Ofenheizung aus einem Altbau mit sichtbaren Kriegsspuren Nähe Hackescher Markt erst einige Jahre nach ihrer Verrentung zu uns „in den Westen“ umgezogen ( irgendwann kurz nach 1970). Nachdem ihre beste Freundin verstorben war, die genauso wie sie in dem Haus geboren wurde, in dem sie beide gewohnt hatten. Die „freie Gesellschaft“ schien ihr nicht gar so wichtig gewesen zu sein.
        Den seinerzeit im Westen abgestellten 2 CV mit aufgeklebtem Ostermarsch-Abzeichen hat man uns übrigens im freien Berlin mal von Hand umgekippt, während wir weg waren. War aber problemlos möglich ihn wieder aufzurichten. :-)).

  7. Der epische Kampf zwischen Kühlschrank und Fernsehgerät nimmt allmählig Fahrt auf. Offenbar setzt sich der Kühlschrank durch, weil der Kühlschrank gegen den Fernseher immer gewinnt.

    1. und das vor allem gegen den selben Feind, den russischen Untermenschen.
      Irgendwann muss man den doch besiegen und am besten, ……………….hm vernichten?! Wenigstens wirtschaftlich.

  8. Willkommen im Land der Dichter und Denker:
    Die Mehrheit ist für Friedensverhandlungen – die eigentlichen kriegstreibenden Politiker führen in Umfragen.

    Die Mehrheit will keine Waffenlieferungen, wenn D selber nicht genug hat – also nicht des Friedens willen.
    Mit der 1.Mrd Euro Aufrüstung geht der Krieg mit unseren Waffen weiter.
    Lt. des wissensch. Dienst des BT sind wir durch Schulungen am Kriegsgerät übrigens nunmehr aktiv am Krieg beteiligt.

    Danke an die Politik für diese verantwortungsvolle Politik.
    Danke auch im Namen der jungen Generation, der man jegliche Aussichten auf eine sichere und friedvolle Zukunft raubt.

    Das der letzte das Licht ausmacht, wird sich wohl so oder so erübrigt haben.
    Hier ist in jeglicher Hinsicht Hopfen und Malz verloren…

    1. Willkommen im Land der kognitiven Dissonanz:
      „Die Mehrheit ist für Friedensverhandlungen – die eigentlichen kriegstreibenden Politiker führen in Umfragen.“

      Aber in der Ukraine war es ja nicht anders. Selenskyi wurde mit 73% gewählt, weil er Friedensverhandlungen versprach. Nur die Rechtsnationalen, mit 2% Zustimmung eine unbedeutende Splittergruppe, waren dagegen – und die Angelsachsen.

      Aber hierzulande müssen die Leute wohl erst ins leere Portemonnaie gucken, bevor sie gegen den Unfug unserer Eliten protestieren.

      1. Es sagt genug über jene sog. Demokratie und deren in der Ukraine „zu verteidigenden Werte“ aus, in der eben ein Selenjksy seine Wahlversprechen ebenso ins Gegenteilige verkehren kann, wie die Grünen im letzten Wahlkampf mit *keine Waffen in Kriegsgebiete „.

    2. https://www.anti-spiegel.ru/2022/frage-an-die-schwarmintelligenz-zu-einer-aussage-von-baerbock/

      Annalena sagt es glasklar, das Volk interessiert mich nicht!

      Deutsche Medien zitieren Baerbock einhellig und identisch, was wenig verwunderlich ist, weil sie ohnehin nur Meldungen der Nachrichtenagenturen abschreiben. Daher zitiere ich hier exemplarisch aus dem Newsticker von N-TV vom 31. August, der um 18.07 Uhr folgende Meldung gebracht hat:

      „Mögliche Proteste wegen hoher Energiepreise im Herbst und Winter werden den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock zufolge nicht zur Aufhebung von Sanktionen gegen Russland führen. „Wir werden an der Seite der Ukraine stehen, und das bedeutet, dass die Sanktionen auch im Winter aufrechterhalten werden, selbst wenn es für Politiker sehr schwierig wird“, sagt die Grünen-Politikerin bei einer Podiumsdiskussion in Prag. Baerbock äußert die Erwartung, dass Menschen auf die Straße gehen und sagen würden: „Wir können unsere Energiepreise nicht bezahlen.“ Dagegen müsse man mit Sozialmaßnahmen vorgehen, aber sie werde deswegen nicht sagen, man müsse die Sanktionen gegen Russland aufheben. „Ich gebe den Menschen in der Ukraine das Versprechen: Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht“, betont die Außenministerin.“

      Entscheidend für uns ist der letzte Satz:

      „Ich gebe den Menschen in der Ukraine das Versprechen: Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht“

      Was die TASS meldet

      Die russische Nachrichtenagentur TASS, Stammleser des Anti-Spiegel wissen das, berichtet immer sehr sachlich, trocken und wahrheitsgemäß. Ich zitiere hier viele TASS-Meldungen, weshalb das jeder überprüfen kann. Daher wurde ich hellhörig, als die TASS den Satz von Baerbock korrekt zitiert hat, aber danach noch ein weiterer Satz kam, den ich in deutschen Meldungen nirgendwo gefunden habe. Die TASS zitierte Baerbock wie folgt:

      „Ich gebe den Menschen in der Ukraine das Versprechen: Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht. Unabhängig davon, was meine deutschen Wählerinnen und Wähler denken, möchte ich für die Menschen in der Ukraine handeln.“

      Der Schwur im Interesse des deutschen Volkes zu handeln, interessiert die Dame nicht. So deutlich sprechen unsere Politiker ihre Mißachtung gegenüber dem Volk sich aus. Das nennen die noch Demokratie.

  9. Wenn laut FORSA 17% der Bevölkerung / Wähler gegen Friedensverhandlungen sind, die Regierung aus SPD, FDP und Grünen mit ca. 52% Wählerstimmen ebenfalls gegen Friedensverhandlungen sind….
    Da ist den Regierungsparteien schon bei den eigenen Wählern der Rückhalt weggebrochen. Scheint aber nicht zu stören. Parlamentarische Demokratie bedeutet: nach den Wahlen => 4 Jahre herrschen!

  10. [ Deutlich ist hingegen, dass mit 77 Prozent eine große Mehrheit der Deutschen will, dass der Westen, also auch die Bundesregierung sich konkret bemüht, Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges einzuleiten. ]

    Ja, also ich weiß nicht, ich bin da sehr skeptisch. Nehmen wir mal an die Bundesregierung würde sich darauf einlassen (was an sich schon utopisch ist, aber nehmen wir mal an). Wie sollen diese Bemühungen denn konkret aussehen? Ich sehe da kaum Spielraum für Kompromisse.

    Um über Beendigung des Krieges zu verhandeln, braucht man eine gewisse Vertrauensbasis. Da sieht es meiner Einschätzung nach sehr sehr düster aus. Aus der Perspektive Russlands hat der Westen jegliches Vertrauen verspielt nachdem wie sich die Bundesregierung verhalten hat (Waffenlieferungen, Wirtschaftskrieg) und was sie Alles gesagt haben. Z.b. dass man die Absicht habe Russland zu ruinieren. Wie kann Russland der Bundesregierung auch nur ein Wort glauben, nach dieser Aussage? Ich denke die Brücken wurden niedergebrannt und ein Zurück gibt es unter diesen Voraussetzungen mit dieser Bundesregierung nicht mehr.

    Desweiteren, wenn man verhandeln will, müsste man zu mindestens die Motivation Russlands kennen und einschätzen können. Verstehen was Russland damit erreichen will und warum. Um etwas anbieten zu können muss man verstehen was für den Verhandlungspartner überhaupt im Bereich des Verhandelbaren liegt um zu verstehen was man fordern kann und was man im Gegenzug anbieten müsste. Da habe ich Zweifel, dass die Bundesregierung in der Lage ist das überhaupt einzuschätzen. Ich habe auch Zweifel, dass die Gegenforderungen Russlands für den Westen bzw. Bundesregierung im Bereich des Verhandelbaren lägen.

    Würde Russland sich auf auf Beendigung des Krieges einlassen? Ja, das ist durchaus möglich, aber ich fürchte der Preis dafür wäre für den Westen inakzeptabel. Russland würde das Mindeste einfordern was es mit diesem Krieg zu erreichen versucht. Seine Mindestforderungen hat Russland lange vor dem Krieg zum Ausdruck gebracht. Doch sie wurden nicht gehört und auf eine arrogante Weise übergangen. Es war damals nicht akzeptabel gewesen Russland schriftlich zu geben, dass die Ukraine niemals in die NATO aufgenommen werden würde. Das ginge Russland nichts an hieß es. Es war im Dezember 2021. Russland forderte Sicherheitsgarantien. Es geht Russland nicht um die Ländereien der Ukraine. Das sollte man vielleicht ersteinmal begreifen. Russland sieht sich in erster Linie im Überlebenskampf gegen den Westen, welcher Russland am liebsten von der Landkarte tilgen würde. Es fühlt sich bedrängt und bedroht. Hier spielen also Sicherheitsbedürftnisse eine Rolle, und das sind sehr starke Grundbedürftnisse, dabei wird Russland keine Kompromisse machen können. Wenn man ernsthaft mit Russland einen Frieden aushandeln will, muss man es vor Allem davon überzeugen, dass der Westen nichts böses im Schilde führt und die Russen in Ruhe schlafen können. Das dürfte extrem schwer werden, nachdem was Alles gesagt und getan wurde.

    Und zuletzt. Russland würde sich auf Verhandlungen mit Deutschland wohl kaum einlassen schon alleine deshalb weil es Deutschland für nicht souverän und für einen USA Diener hält, von dem sowieso überhaupt nichts abhängt. Wenn überhaupt dann könnte nur USA mit Russland über Frieden in der Ukraine verhandeln.

    1. Ich denke auch, dass es zur Zeit kein Vertrauen gegenüber Russland geben kann.
      Wenn dann mal wieder Manöver veranstaltet werden muss man jederzeit damit rechnen, dass ein anderes Land überfallen wird.
      Die Entnazifizierungslüge hat Moskau bereits 1939 beim Überfall auf Finnland ausgespielt. Also altbewährtes Verhalten.

      Trotzdem müssen die Gesprächskanäle offen bleiben. Auch wenn es bei den beiden Extrempositionen sehr unwahrscheinlich ist, dass kurzfristig etwas zählbares herausspringt.

      Wenn keinem die Luft ausgeht wird der Krieg (darf man das jetzt sagen?) vermutlich noch sehr lange gehen.

      1. Ottono schrieb:
        „Die Entnazifizierungslüge hat Moskau bereits 1939 beim Überfall auf Finnland ausgespielt.“

        Und vielleicht ebenso beim Kampf gegen die saubere Wehrmacht oder nach dem Krieg gegen die westukrainischen Banderisten?

        Sie dürften doch eigentlich genau wissen, worum es bei sowjetisch-finnischen Krieg ging. Die sowjetisch-finnische Grenze befand sich 20 km vom Stadtzentrum von Leningrad entfernt, was die Stadt in Anbetracht des bereits laufenden 2. Weltkrieges einer erheblichen Gefahr aussetzte. Also versuchte die sowjetische Regierung die finnische in mehrmonatigen Verhandlungen zu einem Gebietsaustausch zu überreden.
        Als dies scheiterte sprachen die Waffen.

        Wie die damalige sowjetische Propaganda über die Finnen sprach können Sie beispielsweise einem Plakat entnehmen, das die Deutsche Welle freundlicherweise ausgegraben hat:
        > https://www.dw.com/ru/%D1%81%D0%BE%D0%B2%D0%B5%D1%82%D1%81%D0%BA%D0%BE-%D1%84%D0%B8%D0%BD%D1%81%D0%BA%D0%B0%D1%8F-%D0%B2%D0%BE%D0%B9%D0%BD%D0%B0-%D0%BF%D1%8F%D1%82%D1%8C-%D1%84%D0%B0%D0%BA%D1%82%D0%BE%D0%B2/a-51419862

        Auf dem Plakat ist die Rede nicht etwa von „nazistischen Finnen“ (obwohl die Finnen damals ein sehr inniges Verhältnis zur Hakenkreuz-Symbolik pflegten), sondern von Weiß-Finnen. Das ist eine Übertragung des Ausdrucks Weiß-Gardisten für die konterrevolutionären Kräfte im russischen Bürgerkrieg. Die Übertragung des Ausdrucks ist durchaus berechtigt, denn im Jahre 1939 bestand die finnische Regierung aus den Kräften (vor allem natürlich Mannerheim), die im Frühjahr 1918 im finnischen Bürgerkrieg mit deutscher Hilfe die dortige Revolution niedergeschlagen hatten.

      2. Kein Vertrauen gegenüber Russland?
        So reden auch AfDler, wenn sie „kein Vertrauen in den Islam“ haben.
        Und NPDler haben „kein Vertrauen zum Judentum“.
        So pflegt jede strammdeutsche Fraktion ihr Feindbild.
        Besdomny hat dankenswerterweise die Hintergründe des sowjetisch-finnischen Krieges beleuchtet.

  11. „Deutlich ist hingegen, dass mit 77 Prozent eine große Mehrheit der Deutschen will, dass der Westen, also auch die Bundesregierung sich konkret bemüht, Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges einzuleiten.“
    Nun hoffe ich doch sehr, dass die ukrainische Liste von Kreml-„Desinformanten“ um diese 77 Prozent der Deutschen ergänzt wird. Herrn Mützenich wird dieser Zustrom (Willkommen im Club) sicherlich freuen. Wollen wir auch hoffen, dass der Ukraine nun nicht Druckerschwärze und Papier ausgehen……….

  12. „Deutsche Frauen, junge wie „mittelalte“, machen so eventuell den nächsten Schritt vorwärts: Die oben kommandieren, die unten dürfen sich verheizen lassen. Mit oder ohne Maniküre. (Renate Dillmann in einem der nächsten Threads)“
    Passt nicht ganz genau. Aber für DAM bleiben von 77 auf 100 % ja gerade eben noch DIE 23 % übrig, die das OBEN KOMMANDIEREN gut finden.
    Ein Weltwoche-Kommentator schrieb:
    „Ich bin einfach nur sprachlos ! Was geht in so einem wirren Kopf nur vor ?“

  13. Die Deutschen können keine Gesprächspartner mit Tragweite für die Russen sein. Wir können, selbst wenn wir es wollten, keine Entscheidung über Krieg und Frieden treffen. Übrigens die Franzosen mit ihrem Jüngling leider auch nicht. Ich vermisse stark Personen wie de Gaulle und auch Merkel oder um auch einen Spezialdemokraten zu nennen, Egon Bahr.
    Die Regierungschefs der beiden noch größten Volkswirtschaften innerhalb der EU waren ja bei Putin. Ob die dortige Abfuhr der Beiden geschickt war, vermag ich zu bezweifeln.
    Ihr Ego war geknickt. Das hat man im Anschluss bemerken können.

    Einen Verhandlungsfrieden können nur die USA vorbereiten. Dazu müssten allerdings die Geister welche man gerufen hat, in erster Linie die Polen, die Balten, die Briten, mit Druck von deren Hasstiraden abgebracht werden.

    Wir als Banane dürfen nur mitspielen, wenn wir im Sinne der Eskalation handeln – und das macht unsere Taffe ausgiebig. Das wir drauf und dran sind die EU als Global Player aus dem Rennen zu nehmen, hat sich wahrscheinlich mittlerweile sogar bei den Niederländern herumgesprochen. Die Brexitianer reiben sich die Hände und frohlocken. Nicht, dass es denen jetzt besser geht, es langt wenn das Festland wirtschaftlich absäuft.

    Bemerke ich einen Portion Sarkasmus? oder und ist es eine Vorstufe zum Fatalismus?.

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