Tesla bietet sein Full Self-Driving, das keines ist, nun allen an

Full Self-Driving Tesla. Bild: rulenumberone2/CC BY-2.0

Seit gestern können Tesla-Kunden in den USA den Modus „volles Selbstfahren“ anfordern, nach Prüfung ihres Fahrverhaltens wird es freigeschaltet. Gefährliches Experiment und die Kunden werden getäuscht, da es sich um Level 2, also assistiertes Fahren handelt.

Letztes Jahr hatte Tesla die Betaversion seines Full Self-Driving (FSD), eigentlich schon für 2018 angekündigt, zu Test-und Werbezwecken zunächst einer kleinen Gruppe von Kunden geöffnet. Im März durften es 2000 Kunden, die dafür schlappe 10.000 US-Dollar bzw. 199 US-Dollar monatlich zahlen, gewissermaßen als Avantgarde benutzen. Seit dem Wochenende kann jeder Kunde in den USA mit einem Tesla, in dem die notwendige Hardware bereits eingebaut ist, das umstrittene Programm buchen, es aber nicht gleich benutzen. Erst müssen sie zustimmen, dass ihr Fahrverhalten überwacht wird. Wenn sie nach den angegebenen Kriterien „gut“ fahren, können sie nach sieben Tagen den FSD benutzen.

Elon Musk hat es eilig, das schon lange angekündigte FSD, das keines ist, endlich allen zu öffnen. Das Programm werde fortlaufend upgedated und verbessert. Man müsse nur bestimmen, heißt es auf der Website, wohin man fahren will – oder FSD sucht das Ziel aus dem Kalender -, das Programm wählt dann für Kurz- und Langstrecken die optimale Route. Am Ziel könne man aussteigen, das Fahrzeug sucht eigenständig einen Parkplatz, mit einem Knopfdruck holt es einen wieder ab.

Im Unterschied zum Autopiloten Teslas, der als Assistenzsystem beim Fahren auf Autobahnen dient, kann FSD auch normale Straßen fahren. Man sollte sich allerdings von der Bezeichnung nicht täuschen lassen, FSD ermöglicht noch kein wirklich autonomes Fahren, sondern entspricht dem Automatisierungsgrad Level 2: Assistierter Modus. Von einem vollen selbständigen Fahren zu sprechen, ist somit eine Täuschung, der Fahrer muss weiterhin stets bereit sein, die Kontrolle des Fahrzeugs zu übernehmen. Er bleibt auch alleine verantwortlich.

Zudem ist es ein möglicherweise gefährliches Experiment, das vorangetrieben wird, um Daten zu sammeln und FSD zu optimieren, aber auch um die Konkurrenz zu überflügeln. Tesla verlässt sich dabei auf Kameras und setzt nicht Laser ein, um Objekte zu erkennen. Elon Musk hatte selbst gesagt, es würde wahrscheinlich vier Wochen dauern, um Fehler zu beheben, bis die Buchung für alle Kunden freigeschaltet werden kann.

Vor kurzem hat die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) eine Untersuchung über Unfälle eingeleitet, bei denen Tesla-Fahrzeuge mit eingeschaltetem Autopilot auf parkende Autos gefahren sind. Die Frage ist, ob die Technik sicher ist, wobei Tesla die Fahrer dazu verführt, unaufmerksam zu werden, weil sie glauben, in einem voll autonom fahrenden Fahrzeug zu sitzen, was sie rechtlich nicht tun. Bei den Kunden, die FSD seit letztem Jahr einsetzten, sind einige Merkwürdigkeiten etwa beim Wenden oder Linksabbiegen aufgefallen, einmal fuhr das Fahrzeug plötzlich in Richtung von Fußgängern, ein anderes überfuhr bei entgegenkommenden Verkehr nach dem Abbiegen eine doppelte durchgezogene Linie, ein Vollmond wurde mit einer Ampel verwechselt.

Jennife Homendy, Vorsitzende des National Transportation Safety Board , kritisiert die Freigabe: „Ich glaube, dass ihr Produkt täuscht und allgemein zu weiterem Missbrauch führt.“ Musk müsse Sicherheit ebenso wichtig nehmen wie Innovation und die Entwicklung neuer Techniken. Wahrscheinlich ist das Fahren mit dem Autopilot und FSD gefährlicher, als wenn das Fahrzeug wirklich alleine fährt oder der Fahrer ganz am Lenkrad sitzt. Eine Studie hat nun den Verdacht bestätigt, dass Fahrer nach dem Einschalten des Autopiloten weniger oft auf die Straßen schauen und sich mehr auf Stellen konzentrieren, die nicht mit dem Fahren zusammenhängen. Die Wissenschaftler hatten Körperhaltung und Gesichtsposition vor und nach dem Abschalten des Autopiloten untersucht. Gerade wenn der Autopilot gut zu funktionieren scheint, ist die Gefahr größer, so die Wissenschaftler, dass die Fahrer missverstehen, was das Systen kann und wwas nicht.

Bekanntlich schwebt Musk vor, auf der Grundlage der Fahrsteuerung, inklusive FSD, „freundliche“ Roboter für den Alltag zu bauen, um den Menschen gefährliche, sich wiederholende und langweilige Tätigkeiten abzunehmen. Ein Prototyp soll nächstes Jahr fertig sein. Zum Ausgleich fordert Musk ein bedingungsloses Grundeinkommen, das  natürlich der Staat zahlen soll.

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