Staatstreue Medien contra Dissidenz – auch im „freien Westen“?

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Wer heutzutage Skepsis gegenüber den „Mainstream-Medien“ äußert und sich in der (ziemlich geschrumpften) Gegenöffentlichkeit informiert oder engagiert, gilt gleich als verdächtiges Subjekt. Aber war es jemals anders? Eine Zeitreise zu den 68ern.

Nicht nur, dass staatliche Stellen systematisch die „Desinformation“, also Abweichung vom NATO-Narrativ, im Medienbereich überwachen. Verdächtig macht sich heute ja schon, wer das Wort „Mainstream-Medien“ benutzt (weil es angeblich von den Querdenkern erfunden wurde). Und dass es überhaupt so etwas wie eine Gegenöffentlichkeit gibt, die sich dem Mainstream und den (öffentlich-rechtlichen) Leitmedien entgegen stellt, gilt in Deutschland als hochgradiges Problem.

So hält z.B. die seit Jahrzehnten als Ost-Expertin bekannte Journalistin Gabriele Krone-Schmalz in der Reutlinger Volkshochschule einen Vortrag – und bereits das Faktum selber, dass VHS-Verantwortliche die Frau zu Wort kommen lassen, wird zum Skandal stilisiert, der angeblich die Fachwelt „entsetzt“. Aus der findet sich dann auch gleich ein beamteter Experte, der der Volkshochschule bescheinigt, mit dem Zur-Diskussion-Stellen abweichender Meinungen sei „ihre politische Verantwortung auf der Strecke geblieben“.

Zwei Wochen später, Ende Oktober, soll Krone-Schmalz dann in der Kölner VHS sprechen. Doch hier melden sich schon im Vorfeld Verantwortliche aus der Kommunalpolitik, die durch die vorausgegangene Berichterstattung – natürlich in den Mainstream-Medien – alarmiert sind. Das hat Folgen: „‚Putin-Versteherin‘ fliegt aus VHS-Kalender“. Der Kooperationspartner wird unter Druck gesetzt, gibt nicht klein bei und so ist der nächste Skandal zu vermelden. Der Vortrag kann stattfinden und die Frau doch tatsächlich ihre Position vertreten, die mit der Regierungslinie nicht übereinstimmt. Schon weiß die Presse Bescheid – „einseitig“, „undifferenziert“, „Schwarz-Weiß-Denken“ etc.

Ein Blick zurück

Angesichts neuerer Veröffentlichungen zur „Western Dissidenz“  kann hier vielleicht ein kleiner Rückblick auf die bleiernen bzw. bewegten Zeiten vor und nach 1968 weiterhelfen. Der Rekurs auf den Kalten Krieg, als östliches Dissidententum in hohem Ansehen stand, ist dem Fall des Journalisten und ehemaligen „Zeit“-Redakteurs Uwe Nettelbeck (1940 – 2007) gewidmet. Der gab von 1976 bis zu seinem Tod, gemeinsam mit seiner Frau Petra Nettelbeck, die Zeitschrift „Die Republik“ heraus – ein paradigmatischer Fall von Gegenöffentlichkeit.

Von Nettelbecks Publikationen, die im Pressewesen der 1960er Jahre für einige Aufregung sorgten, ist heute kaum noch etwas greifbar. 2015 erschienen bei Suhrkamp seine Gerichtsreportagen 1967–1969, die den Autor, wie der Verlag schreibt, „zu einem der bekanntesten Journalisten des Landes machten“; bis heute gehörten seine justizkritischen Texte „zu den besten Artikeln, die je in deutschen Zeitungen veröffentlicht wurden“.

Nettelbeck startete beim Flaggschiff des Qualitätsjournalismus, bei der Wochenzeitung „Die Zeit“. 1969 schrieb er in der linken Monatszeitschrift „Konkret“ über das hohe Gut der Pressefreiheit und über dessen angeblichen Niedergang, der aufs Konto der primitiven, hetzerischen Springer-Presse gehen sollte: „Es war ein Euphemismus, von einem Verfall der inneren Pressefreiheit in den von Axel Springer abhängigen Redaktionen zu sprechen; was da angeblich zerfiel, hat es prinzipiell nie gegeben; die Kategorie Pressefreiheit selber ist, liberal verstanden, ein Euphemismus …“

Dieses Statement erfolgte, nachdem ihm der stellvertretende Chefredakteur der „Zeit“, Theo Sommer, klar gemacht hatte, wo das liberale Wochenblatt seinen Mitarbeitern die Grenzen der Pressefreiheit zog. Es waren letztendlich Nettelbecks Gerichtsreportagen über das gnadenlose Vorgehen von Polizei und Justiz gegen studentische Demonstranten, was Sommer nicht länger als „Herbeten von stupiden Apo-Floskeln“ dulden wollte. Sommer drohte Nettelbeck eine scharfe Vorzensur seiner Texte an, worauf dieser als Chefredakteur zu „Konkret“ wechselte, dort kurze Zeit neben der Kolumnistin Ulrike Meinhof tätig war, bis beide – in entgegengesetzter Richtung – das Blatt verließen. Meinhof kämpfte sich zu ihrer verhängnisvollen Einsicht vor, dass die Herrschenden nur noch die Sprache der Gewalt verstehen; Nettelbeck belegte eine Nische im Kulturbetrieb, wo er mit großer Sprachgewalt – u.a. in der von ihm herausgegebenen „Republik“ – Medien- und Pressekritik zu seinem Metier machte.

Der Auftrag der Pressefreiheit

Man kann diese Rückblicke auf die 1960er und 1970er Jahre als zeitgeschichtliche Dokumente ersten Ranges lesen. Die Gerichtsberichte lassen den Zeitgeist der zu Ende gehenden Adenauerära wiederauferstehen. Nettelbeck verfasste noch für die „Zeit“ die berühmte Reportage über den legendären Kaufhaus-Brandstifter-Prozess von 1968 gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Co., der so etwas wie die Geburtsstunde des RAF-Terrorismus darstellte. Was Nettelbeck als Gerichtsberichterstatter dazu geschrieben hat, ist ein abwägender, nachdenklicher Text, der gerade nicht floskelhaft daherkommt oder sich agitatorisch aufstellt.

An ihm und den folgenden Beiträgen zu den Demonstrationsprozessen kann heute, im Abstand von 50 Jahren, jeder Leser überprüfen, was damals im liberalen Lager als journalistisch untragbar galt und was der Vorgesetzte Sommer – später „Zeit“-Chefredakteur, noch später Herausgeber, bis er 2014 „wegen vorsätzlicher Steuerhinterziehung und schweren Betrugs“ (Wikipedia) verurteilt wurde – als stupiden, agitatorischen Journalismus einstufte. Das ist heute ja vielen gar nicht (mehr) bewusst: Die 68er-Bewegung sah sich einer geballten Medienmacht gegenüber, die regelrechte Feindbildpflege betrieb und die „kleine radikale Minderheit“, die Außerparlamentarische Opposition (APO), die zu Zeiten der ersten großen Koalition entstand, ausgrenzen und niedermachen wollte.

Natürlich war hier der Springer-Konzern mit seiner Bildzeitung führend. „Bild“ hetzte gegen die arbeitsscheuen Langhaarigen (die „Gammler“) überhaupt, gegen „Berufsdemonstranten“, Revoluzzer und politische Wirrköpfe im Speziellen. Und als Ostern 1968 die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen, war klar – wie Wolf Biermann in „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ sang –, wer mitgeschossen hatte: „Die Kugel Nummer Eins kam/Aus Springers Zeitungswald/Ihr habt dem Mann die Groschen/Auch noch dafür bezahlt …“

Die Springer-Medien waren aber nur die Speerspitze der damaligen „Bewusstseinsindustrie“ (Enzensberger). Nettelbeck hat die Wendungen und Windungen dieses Betriebs in seiner als Realsatire angelegten Zeitschrift jahrelang verfolgt, wobei er sich dann zunehmend – auch weil das BKA ihn wegen eines frühen Falls von „Whistleblowing“ mit Strafanzeigen traktierte (dokumentiert in der „Republik“ Nr. 48-54) – ins literarische Feld zurückzog. Seine Texte aus den 60er Jahren demonstrieren in zeitgeschichtlicher Perspektive, was Pressefreiheit heißt und wo kritischer Journalismus seine Grenzen findet, und sie bringen zum Zusammenspiel von dritter und vierter Gewalt im demokratischen Staat, zum Elend der „liberalen Demokratie“ aufschlussreiches Material.

Kontinuität bei der Vierten Gewalt

Im Overton-Magazin hieß es jüngst: „Das Misstrauen gegenüber den Mainstreammedien ist nicht erst seit dem Kriegsbeginn, seit Corona oder seit 2014 gewachsen, es bestand etwa auch im Kalten Krieg, als es auch im Westen zu Alternativmedien kam und nach dem Deutschen Herbst und der atomaren Aufrüstung beispielsweise die taz als Alternative Tageszeitung gegründet wurde, die eine linke Gegenöffentlichkeit herstellen sollte.“

Diese Rolle hat die „taz“ schon lange aufgegeben. Als im Sommer 2021 eine Bundestagsdebatte die Beobachtung der linken Tageszeitung „Junge Welt“ durch den Verfassungsschutz offiziell bestätigte, wurde damit als Selbstverständlichkeit klargestellt, dass die Sicherheitsbehörden „Leitplanken für den öffentlichen Diskurs“ festlegen. Wenn Prof. Christoph Butterwegge als anerkannter Armutsforscher (der mit seinen Erkenntnissen über die deutsche Klassengesellschaft selbst ins Visier des Verfassungsschutzes zu geraten drohte) nicht protestiert hätte, wären „taz“ oder „Frankfurter Rundschau“ wohl kaum auf diesen Vorgang eingegangen. Protest kam natürlich nicht von ihrer Seite, die Sache wurde eher als Kuriosum abgetan, als Randnotiz, die auch der „Süddeutschen“ noch ein paar liberale Bedenken wert waren. Damit hatte es sich.

Die von Kanzler Scholz angekündigte Zeitenwende hat nun auch eine Gesinnungswende mit sich gebracht. Rückblickend werden auf einmal gemäßigte, auf Ausgleich und Verständigung bedachte Positionen der Außenpolitik, wie sie im Pressewesen eine Krone-Schmalz oder in der Politikwissenschaft ein Professor Johannes Varwick repräsentieren, in die extremistische Ecke gerückt. Im Blick auf Reichweite und Schärfe des staatlichen Überwachungsstandpunkts hat sich hier einiges geändert, nicht aber bei der strukturellen „Gewaltaffinität des Mainstream-Journalismus“.

Der Staat mit seinen „Leitplanken“ gibt dabei, wie in dem genannten Beitrag ausgeführt, nur die Richtung vor. Konkret vorschreiben muss er den Journalisten nicht, was sie zu berichten oder zu kommentieren haben. Gleichschaltung ist überflüssig. Wie in der Ära des Kalten Kriegs ein liberaler Redakteur Sommer wusste, wo Hetze anfängt und Nachdenklichkeit aufhört, so wissen heutige Medienarbeiter schon selber, welche Vorträge in Volkshochschulen zulässig sind und wo unzulässige Schwarz-Weiß-Malerei anfängt. Mit seinem Verantwortungsbewusstsein für die Agenda der Nation liegt der Mainstream eben von vornherein auf der Lauer, um staatsabträgliche Vorgänge zu brandmarken und auszugrenzen. Wie sollte auch die stolze Vierte Gewalt, die ständig den nationalen Erfolg bilanziert, Berührungsängste gegenüber der wirklichen Staatsgewalt haben?

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22 Kommentare

  1. Völlig einig mit Schillo, das Elend der vierten Gewalt hält schon sehr lange an, man erinnert sich daran, wie es seinerzeit Karl Kraus in der Fackel aufgespiesst hat, vermutlich seit Gründung des ersten Mediums im nach und nach bürgerlicher werdenden Umfeld. Nichts grundlegend Neues unter der Sonne, wenn auch die direkte und indirekte Zensur sich stets wieder auf technologische Modernisierungen einstellen muss, was zuweilen ephemere Lücken nicht verhindern kann.

    Bei den sogenannt Seriösen kann man durchaus mit kritischem Inhalt rechnen, ist der Hiatus zwischen Realität und ihrem Abbild nicht selten recht klein, nicht aber, wenns ans bürgerlich Eingemachte geht. Angesichts vieler Krisen ist man in der letzten Zeit zunehmend in die Defensive geraten und verschärft daher die Bedingungen, was den Nachteil hat, dass auch etwas Arglosere zuweilen Anstoss nehmen, verunsichert werden. In der Folge werden die Bedingungen weiter verschärft – ein Teufelskreis, der weitere Radikalisierung hüben und drüben begünstigt, bis hin zum Ausnahmezustand, also der Selbstaufhebung des bürgerlichen Staates. Der wir uns nähern.

    1. Je stärker die Auflösungserscheinungen desto stärker die Gegenpropaganda.

      Vor etwas über 30 Jahren war es im Osten ähnlich.

      Aber gibt es nochmals eine friedliche Wende?

      1. es gab keine „friedliche wende“!

        seit etwa 5 jahren „läuft“ ähnliches wie `88-`93, richtig…

        je stärker die auflösungserscheinungen desto stärker die (geistigen) auflösungserscheinungen…

  2. Den Beitrag könnte ich auch so übertiteln: Vom Lob der Dummheit und der Ignoranz.
    Soll heißen je einseitiger und tendenziöser ein Artikel ist, desto wahrscheinlicher ist, daß nur ein minimaler Wissensgewinn für den Konsumenten entsteht.
    Nun mag es sein, daß das persönliche Ego gerne gebauchpinselt und bestärkt wird.
    Mit der Konsequenz, daß die Informationen eher eine persönliche Glaubensstärke statt einen neuen Erkenntnisgewinn erzeugt.
    Nur mit einer seriösen Berichterstattung und Untersuchung läßt sich eine wahre, ehrliche Meinung bilden und vernünftige, persönliche Entscheidungen treffen.
    Daß Privat-Medien zumeist mehr oder weniger unseriös sind, liegt in der Natur der Sache.
    Der Augias-Stall der ÖR wiederum verstößt zur Zeit eklatant gegen seinen Informations- und Bildungsauftrag nebst dem Neutralitätsgebot und ist ein Fall für unabhängige Gerichte, so es sie denn gäbe.

  3. „Und wenn eine Minderheit noch ein bissl Hirn hat, dann muss sie doch kapieren, dass sie selber Ursache für die Mehrheit ist.“ (Gerhard Polt).
    Wäre ich in der DDR geboren worden, wäre ich in großer Gefahr gewesen, zur Mehrheit zu gehören. Was für ein großes persönliches Glück ein ganzes Leben widerspenstig sein zu können.
    „Kriegsende! Jetzt und bedingungslos.“ Man wird die Forderung ja nicht aufgeben, sobald man man die notwendigen Mehrheiten für die Durchsetzung auf die Straße gebracht hat und zur Mehrheit gehört.

  4. Zu „Aber war es jemals anders?… 68er“:
    Ja, damals war einiges anders.

    Ich halte es für wichtig, sich bei dem, was jetzt passiert, nicht mit „war doch schon immer so“ zu beruhigen, sondern die qualitativen Unterschiede zu sehen, um sich der Entwicklung einer Postdemokratie mit Kriegswirtschaft energisch entgegenzustellen – solange das noch geht…..

    Natürlich gab es in den 70ern Repressionen, s. Berufsverbote im öffentlichen Dienst für DKP-Mitglieder (soweit ich mitbekam, nicht für Mitglieder der politisch viel radikaleren, aber dezidiert Russland-feindlichen Maoisten-Sekten KBW, KB, KPD, KPD-ML,… aus denen später auffallend viele Politiker der Grünen hervorgingen).
    Aber es war damals nicht so, dass schon vorsichtige Kritik an der Außenpolitik der Regierung zum gesellschaftlichen Ausschluss führte.

    Damals war die Stimmung in den jüngeren Generationen (zumindest im „progressiven“ Spektrum) anders als heute: Es galt als „angesagt“ (später „cool“), Aufmüpfigkeit gegen die gesellschaftlichen Autoritäten bis hin zur aktiven Verweigerung dem „Establishment“ gegenüber zu zeigen, und Anpassung war als „spießig“ und „Streberei“ verpönt (auch wenn sie natürlich von vielen betrieben wurde).
    Demgegenüber passen sich heutige „progressive“ junge Menschen dem immer autoritäreren System so stark an, dass sie sich an der Ausgrenzung Aufmüpfiger aktiv beteiligen.

    Kurz: Wenn man sich damals z. B. gegen die NATO („Ami go home“) aussprach, bekam man zwar gelegentlich „Geh‘ doch drüben!“ (in die DDR) zu hören, wurde aber in der eigenen Peergroup nicht zu „Unberührbaren“.
    Doch heute blüht z. B. Diether Dehm wegen solchen Meinungsäußerungen mal wieder ein Partei-Ausschlussverfahren – bei der Linkspartei!
    Heute gibt es „Kontaktschuld“ sowie verbotene „Feindsender“, die konkret ausgeübte Zensur erreicht immer mehr Perfektion, der Schulunterricht wird NATO-konform, schon an Grundschulen wird außenpolitisch indoktriniert,…..

    1. stimme dem voll zu,
      Es geht aber noch schlimmer, schon wurden und wahrscheinlich werden immer noch in manchen Schulen und Kitas Kinder zur „Solidarität“ mit Blau-Gelb ermuntert, aufgefordert, erzogen.
      – Leider habe ich mir die Sendedaten und auch den Sender (AFD oder ZDF) nicht gemerkt, Kleinkinder wurden mit den Ukrainischen Farben beschmückt. Der Reporter fand das gut und OK.-

      Kinder unterscheiden bis zu einem gewissen Alter nur Gut und Böse, Wohlfühlen und Nicht Wohlfühlen. Das heißt:, für Kleinkinder ist der Gegenpart zu Blau-Gelb Böse.

      Die Indoktrination in der Schule führte dazu, dass der Enkel unseres Nachbarn einen Klassenkameraden, dessen Großeltern aus der SU immigriert waren, anpöbelte und massiv anging.
      Es ist auch nicht verwunderlich, wenn der „Friedenspreis“ des Deutschen Buchhandels einem Menschen überreicht wird, der, nach eigenem Bekunden, eine ganze Ethnie hasst.

  5. Hier mal ein aktuelles Beispiel für die Qualität unserer Medien.

    DLF von heute: Sendung Agenda: Thema Geeintes Europa um 10:08 Uhr – hier ab Min 15:45 auf die Frage: Wo verorten die Italiener die Gründe für den Ukrainekrieg. Antwort: Etwa ein Viertel der Italiener sehen die USA als verantwortlich – weil es mal eine große kommunistische Partei in Italien gab und daher ein Antiamerikanismus verwurzelt sei. Das wird so akzeptiert.

    Die Logik heißt also: früher – vor Jahrzehnten – gab es mal eine große KPI, ergo glauben viele Italiener heute, dass die USA am Ukrainekrieg Schuld tragen. So flach ist die Welt des Journalismus

    https://www.deutschlandfunk.de/programm

    1. Der RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) war immer streng antikommunistisch Ausgerichtet, der DLF ist seinem Ziel weiter verpflichtet!

      Alles beim Altenkameraden

      1. „…its all the same fucking day, man….“

        „Vorweg ein Rückblick

        Die beiden nachfolgenden älteren Beiträge aus der MSZ 2-1991 analysieren die damalige Lage anlässlich des 2. Golfkrieges 1991. Die Aussagekraft ihrer über 30 Jahre alten Inhalte haben an Wucht nichts verloren, wenn man sie analog auf die gegenwärtigen Kriegstreibereien und die Rechtfertigungsorgien der demokratischen Presse anwendet und dabei die Fortschritte (die Heuchelei humanistischer Attitüden ist entsorgt worden) demokratischer Hetze sowie die Vereinnahmung privater Interessen für den ausgerufenen Staatszweck nicht aus dem Blick verliert: Unbedingte, direkte Opferbereitschaft ist ab sofort von jedem gefordert, der ein guter Deutscher sein will – in Kriegszeiten, die nicht mehr im Orient, sondern direkt vor der Haustür des europäischen bzw. des deutschen Hauses sich abspielen. Die neue Qualität dieses Krieges bedingt eine andere, erweiterte moralische Aufrüstung des davon mittel- und unmittelbar betroffenen und vereinnahmten Volkes für seine Führer. Es lohnt sich, die damaligen Analysen zur Einstimmung in die vom Westen unter Führung der USA inszenierte Erledigung unliebsamer Ambitionen unerlaubter Herrschaft zur Kenntnis zu nehmen und die Parallelen und Unterschiede zum Ukrainekrieg sich klarzumachen.

        https://wissenundkritik.de/wp-content/uploads/2022/08/Die-Rechtfertigung-des-Krieges-aus-dem-Geist-des-Humanismus-MSZ-2-91.pdf

        https://wissenundkritik.de/wp-content/uploads/2022/08/Die-Leistungen-der-deutschen-Oeffentlichkeit-MSZ-2-91.pdf

        …“

        „die Heuchelei humanistischer Attitüden ist entsorgt worden“ macht wohl das hauptproblem der meisten kommentatoren allenorts (m/w) aus 🙄

        „vor über 30 jahren“ verlor für ebenfalls „die meisten kommentatoren“ (gegenöffentlichkeit wende-ost) der „ost-humanismus“ den konkurrenzkampf mitm „west-humanismus“… 🙄

        und schillo macht nu auch nich mehr in „marx is back“, dabei hatte der (marx) im original (das kapital -kritik der politischen ökonomie) schon nix für humanisten übrig, für krieg auch nicht, wo nationen kapital ins wasser werfen (kapitalvernichtung) ….

        die rosa l. wiederum gab in den junius-heftchen ( http://www.mlwerke.de/lu/luf.htm ) sehr „schön“ zu protokoll, wie so`n weltkriegsorchester sich lange zeit „gemächlich“ und schließlich hinreichend ausgerüstet mit pauken und trompeten ins vernichten-getümmel stürzt (va der „türkei“-abschnitt sehr interessant) unter medialer begleitung der verschiedensten presseorgane…

  6. Ein schönes Beispiel für die Abwehr grünenfeindlicher Gesinnung, der unsere Bevölkerung zum Opfer fallen könnte, lässt sich heute Abend im ZDF bestaunen (mit dem Zweiten sieht man bekanntlich besser):

    Russlands deutsche Propaganda-Krieger (sic)

    Ab 22:45 Uhr im Buntfernsehen zu bewundern. Wer leider keine Zeit für die Gewissenserbauung hat, kann das noch bis zum 9. November 2024 in der ZDF-Mediathek nachholen. Nicht, dass hier noch jemand kriegsmüde wird!

  7. OT

    Buch:

    Herbert Marcuse

    „Der eindimensionale Mensch“

    „Statt die Ungleichheit im Kapitalismus und die nukleare Bedrohung zu hinterfragen und zu kritisieren, werden diese Probleme nur verwaltet und somit immer neu reproduziert.“

  8. Danke für den geschichtlichen Rückblick der Gegenöffentlichkeit in Zeiten des Kalten Krieges, die auch ohne die heutigen technischen Mittel (z.B. ohne Internet) dazu möglich war:

    Ich bin selber ein Kind der 1970er Jahre, und habe das Ende des Kalten Krieges, im Westen, voller Hoffnung herbeigesehnt.

    Übrigens war ich auch ein „Landesverräter“ und eventuell sogar im Auge des westdeutschen BND bzw. der ostdeutschen Stasi?

    Möglicher Grund:

    Als junger Mensch suchte ich Kontakte – via Brieffreundschaft in der Jugendzeitschrift „BRAVO“ – in die ehemalige DDR bzw. Ostzone, die mir eine andere Sicht auf meine BRD, und die DDR, in der Spätphase des Kalten Krieges 1.0 öffneten.

    Leider verliefen sich die Kontakte im Laufe der Zeit, wie das Leben so spielt, aber es war dennoch eine Erfahrung wert – wenn auch nur über eine Brieffreundschaft, mit echten noch handgeschriebenen Briefen, etwas über Menschen und Ansichten im ehemaligen Osten Deutschlands bzw. Osteuropas zu erfahren….

    Gruß
    Bernie

  9. Als politisch und sozial nicht gut erzogener Mensch habe ich mein Leben ziemlich naiv dem medialen Tenor geopfert. Sozusagen. Aber: Ich war schon als Kind der Bild intuitiv skeptisch eingestellt und später fand ich Wallraf an meiner Seite. Ich fand die Tagesschau gut, weil Köpke sie sprach, ohne Emotion zu zeigen. Heute hört man schon in dem ersten Moderationssatz, was man gefälligst zu denken hat. Ich hab den Spiegel gelesen – früher, weil er ein Thema seitenlang bearbeitete, und nicht mit ein paar dicken Balkensätzen.
    Leider sind meine alten Freunde nicht mehr meine Freunde. Der Spiegel verweigert mir jeglichen Kommentar, und bei der Tagesschau krieg ich Kopfschmerzen.
    Was ist bloß passiert?
    Heute blicke ich mit fassungslosem Entsetzen auf die ( wie ihr sagt ) mainstream Medien. Auf die Politik. Ich kanns nicht glauben, daß eine so aufgeklärte und freidenkende westliche Weltgemeinschaft so unglaublich manipuliert werden kann. Überhaupt jemand wagt, sie so zu manipulieren. Das ist irgendwie wie eine Vergewaltigung eines Kleinkindes. Man hat ja das Beispiel der Nazizeit. Da wurde ein ganzes Volk so verarscht und getrimmt, daß es tatsächlich glaubte, mehr wert zu sein ‚ als andere. Aber Leute – Heute ist es der halbe Planet! Gut – der Mensch ist ein Herdentier und rennt eben in die Richtung, in die er getrieben wird. Aber so banal und dämlich wie es jetzt passiert – daß hätte ich nicht und nie geglaubt
    Seitdem das nun passiert ist – geht’s mir dreckig. Ich hab nicht die Intelligenz von Peter etwa oder den bewundernswerten alten Kampfgeist von Sabine. Ich stehe vor dieser politischen und medialen Brachialgewalt wie ein Igel auf der Autobahn. Flatsch! Und damit ist es nicht zu Ende. In mir nagt die Panik vor der Zukunft. Was darf ich sagen? Was denken ? Ich bin kein Mensch mehr, kein freies Wesen. Und dieses kleine furchtvolle Etwas in meinem Kopf, das Denken will – wo soll es hin. Ein Sklave werde ich sein, geführt von dem ewig gleichen Diktat : Du machst – was ich will.
    Für mich ist diese Gesellschaft etwas entsetzliches geworden. Gut daß ich durch einen zufälligen Tweet auf Twitter von Sara auf einen Link reagiert habe, der mich auf solch Seiten führte wie die von Overton oder Nachdenkseiten oder junge Welt. Ich bin nicht ganz alleine in meinem Denken. Schade nur, daß diese Medien so wenige erreichen. Obwohl ich befürchte , wenns mehr wären – würden sie verboten. Mein Gott – das ist ja fast schon wie bei Matrix. George Orwell wird ja immer genannt. Aber der war ja irgendwie zu einfach gestrickt – im Vergleich zu dem was heute läuft.
    Irgendwie hab ich das Gefühl, daß hinter der ganzen Sache nur eines steht. Die Gier. Also materialisiert gesehen das Geld. Und was hilft dagegen? Ein globaler Generalstreik. Und zwar bevor so Idioten wie Musk Allzweckroboter bauen. Und uns diese Imperiumstruppen versklaven. Deshalb auf – Freidenker dieser Erde, verbündet Euch – und lasst uns für eine wartende Weile unsere Arbeit niederlegen. Erstmal.
    Übrigens – eine Frage an all die Wissenden unter euch. Kann jemand mit dieser Telnr was anfangen? 49408081394204

    1. „Überhaupt jemand wagt, sie so zu manipulieren.“

      Joh, eine Nummer zu dreist.
      Sie sind über die Schwelle getreten, nun muss man sie zurückknüppeln.

      Ach so….Deutschland ist keine “ nivellierte Mittelstandsgesellschaft“. Wer das glaubt, hat verloren.
      Deutschland ist eine Klassengesellschaft.

    2. Hallo Zweifler hoch zehn,
      zu „Aber Leute – Heute ist es der halbe Planet! (…..) Seitdem das nun passiert ist – geht’s mir dreckig (…..) wie ein Igel auf der Autobahn. Flatsch!“:

      Hey, nix mit „Flatsch“, sondern Sie haben es allein geschafft, die Matrix zu durchschauen, und sollten daher Ihre Fähigkeiten einbringen!

      Dreckig geht’s uns dabei erstmal allen, sogar von alten Hasen der Friedensbewegung habe ich gehört, dass dort „die Nerven blank liegen“.

      Umso wichtiger ist es, sich klarzumachen: Wir sind global keine obskure „Minderheit“, sondern gehören zur großen Mehrheit der Weltbevölkerung, die das US-Diktat mit seinen blutigen Folgen nicht mehr viel länger hinnehmen wird.

      Insbesondere in Lateinamerika und Afrika formiert sich immer mehr Widerstand gegen das westliche Diktat, um es zu überwinden, damit die für die Menschheit nicht zuletzt aus ökologischen Gründen dringend anstehende Überwindung des Kapitalismus möglich wird. (s. Evo Morales u.v.m.)

      Um mir und vielleicht auch anderen Mut machen zu können, stelle ich momentan eine Sammlung solcher Statements aus dem globalen Süden zusammen.
      Kleines Beispiel:
      Die Verteidigungsministerin von Zimbabwe Oppah Mutshinguri hat bei der Internationalen Sicherheitskonferenz 2022 in Moskau kein Blatt vor den Mund genommen. (Die 9 Minuten lohnen sich, denn jeder Satz sitzt gegenüber USA, EU und Berlin.)
      https://disk.yandex.ru/i/pz5RAjG7HH6s3g

      Auch die Außenministerin und die Verteidigungsministerin Südafrikas haben wörtlich mitgeteilt und in die Tat umgesetzt, dass sie sich von einem Blinken nichts mehr vorschreiben lassen.
      (Wohingegen ihre deutschen Kolleginnen „feministische Außenpolitik“ als graziöse Unterwürfigkeit definieren.)

      Und in Lateinamerika tut sich inzwischen Gewaltiges…..

      PS:
      Falls jemand beim Sammeln und Übersetzen solcher Quellen mitmachen möchte, würde ich mich freuen.

    3. Immobilienmarkt Hamburg aus Hamburg 0408081394204 / +49408081394204.
      Du kannst solche Nummern einfach ins Suchfeld vom Browser geben und erhälst sofort eine Antwort. Habe schon einiges damit erlebt. Übrigens : der Kommentar war VORSICHT!
      Gruss WK

  10. Bei dem Thema kann ich mitreden. Bin Absolvent der „bolschewistischen Kaderschmiede“ (Springer-O-Ton) Otto-Suhr-Institut von 1973. Finanziert habe ich das Studium durch 14 Runden als Betriebsarbeiter bei der Deutschen Reichsbahn, Ausbesserungswerk Grunewald.
    Am Institut war die Situation so: man konnte sehr gut die Defizite des schulischen Geschichtsunterrichts aufarbeiten (z.B. bei Dr Dederke), man konnte Karl Marx pauken (bei Blanke und Hoffmann), sich mit Arnulf Baring streiten und bei Ossip K. Flechtheim die Grundlagen der Teilung Deutschlands lernen. Nämlich die, wo nicht in den Büchern standen.
    Fern halten sollte jeder Azubi sich von den Studentenparteien. Jeder, der drei Seiten Lenin „Was tun?“ gelesen hatte, hielt sich für einen Berufsrevolutionär. An schlimmsten waren Seminare und Übungen über den reaktionären Charakter von SPD und DGB. Dort erschallte häufig der Ruf „Das muss jetzt politisch diskutiert werden“. Das war die Aufforderung zum allgemeinen sachkundefreien Plappern von Leuten, die man nie in der Bibliothek angetroffen hat.
    Dieses Geschwätz muss sich bei den Grünen in die nächste Generation fortgepflanzt haben. In den 70ern wurden hunderte Traktate vor den Eingängen von Siemens oder Varta verteilt und zum Streik aufgerufen. Die Arbeiterschaft Berlins hielt sich aber für Elite-Proletarier und war deswegen unagitierbar. Diese Erfahrung der Studentenparteien hat sich bei den Akteuren eingebrannt. Deswegen konnten sie später problemlos als Sozialdemokraten oder Grüne für Hartz IV stimmen. Man muss sich ja auch mal rächen können dürfen.
    Warum es in diesem unseren Lande nicht weitergeht, kann ich auch erklären. Den Akteuren der Kapitalfraktion ist es gelungen, die in den 50ern noch einige Arbeiterklasse in vier Fraktionen aufzuteilen: 1. Die Haustarif-Begünstigten. 2. Die Flächentarif-Geschützten (1+2 aber nicht mehr lange). 3. Die marktmäßig Bezahlten 4. die soziale Gosse mit Leih-, Miet-, Scheinselbständigkeit etc..
    Nur ein Hinweis: zu den schlimmsten Exploitationsgegenden gehören die Universitäten. Übrigens schon locker 50 Jahre. Regt sich das Widerstand? Wenn studierte Leute das nicht hinbekommen, was erwarten wir vom Sub-Sub-Amazon-Trucker?

  11. Freilich, ich bin auch entsetzt, mit welcher Rasanz, die kollektive Verblödung, fortschreitet. Es beginnt ja schon mit den stupide wiederholten Termini, oder wie man heut sagt: „NARRativen“. Ständig wird von „brutalen Angriffskrieg“ , vom „kreml-Tyrannen“, etc.

    Allerdings dürfte ich bereits seit Kindheit an, mit einer schützenden Teflonschicht versehen worden sein, denn ich habe immer eigenständig gedacht – und tue dies ganz besonders auch heute noch. Ich stelle mich bewusst den kritischen Diskussionen, versuche – „propagandistisch“ klug zu formulieren, ohne rechtlich angreifbar zu sein.

    Wir haben heute genügend Möglihkeiten, Gegenbeweise zu liefern. Und das mache ich auch in Gesprächen. Nutzt halt leider in den seltensten Fällen etwas. Die versinterten Gehirne, sind leider schwer zu knacken.

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