Russlands „bulgarische Spur” weckt Zweifel an seiner Version zur Sprengung der Krim-Brücke

Die Krim-Brücke nach dem Anschlag.

Die LKW-Bombe oder der Sprengstoff sollen aus Odessa über Bulgarien nach Georgien, Armenien, Nordossetien und schließlich ins russische Krasnodar gebracht worden sein. Aber es gibt viele Ungereimtheiten.

 

„Die bulgarische Spur” ist in Bulgarien seit dem Papst-Attentat von 1981 ein unheilvoll mythischer Terminus. Damals wurde der Bulgare Sergej Antonov als vermeintlicher Hintermann für Jahre unschuldig in Haft gehalten und die Volksrepublik Bulgarien sah sich international als Schurkenstaat am Pranger.

Nun erregt eine neue „bulgarische Spur” die Öffentlichkeit in dem Balkanland.  In die Welt gesetzt hat sie der Chef der russischen Ermittlungsbehörde zur Sprengung der Kertsch-Brücke Alexander Bastrykin am vergangenen Sonntag, als er Russlands Staatspräsident Vladimir Putin erste Ermittlungserkenntnisse mitteilte. „Die Route des Lastwagens, in dem sich die Explosion ereignete, haben wir bereits ermittelt: Bulgarien, Georgien, Armenien, Nordossetien, Region Krasnodar”, erklärte er. An der Organisation des Transportes beteiligte Spediteure und Personen seien bereit identifiziert und teilweise verhaftet worden.

Sollte sich aber die „LKW-Bombe” tatsächlich von Bulgarien aus auf ihren Weg zur Krimbrücke gemacht haben? Und wären die Bulgaren in diesem Falle als Tatbeteiligte anzusehen, an dem laut Putin „terroristischen Akt, der auf die Zerstörung einer für Russland wichtigen zivilen Infrastruktur abzielt”? Könnten russische Racheakte auf bulgarischem Territorium die Folge davon sein? Für das politische Bulgarien war Russlands Verlautbarung der bulgarischen Spur im Anschlag auf die Krimbrücke jedenfalls wie ein Stich in ein Wespennetz.

Die postkommunistische Bulgarische Sozialistische Partei (BSP) wusste am frühen Montagmorgen zuerst, was zu tun sei, um Schaden vom bulgarischen Volk abzuwenden. „Präsident Radev muss eine klare Antwort darauf geben, warum Bulgarien in den von russischer Seite durchgesickerten Informationen über die Brückenexplosion auf der Krim vorkommt”, forderten die Sozialisten per Presseerklärung. Bulgarien dürfe in keiner Weise in den Konflikt hineingezogen werden. Die sich zuspitzende Konfrontation erfordere ein schnelles und klares Zeichen. Unverzüglich habe der Präsident die nationalen Geheimdienste mit der Ermittlung der Umstände um den fraglichen Lastkraftwagen zu beauftragen.

Staatspräsident Rumen Radev und die von ihm eingesetzte Übergangsregierung von Ministerpräsident Galab Donev ließen sich indes Zeit mit ihrer Stellungnahme. Noch bevor sich Regierungssprecher Anton Kutev zu der lakonischen Erklärung bereitfand, die Staatliche Agentur für Nationale Sicherheit (DANS) und das Innenministerium ermittelten und „wir werden sehen, was dabei herauskommt„, hatte die Europäische Kommission bereits die Gelegenheit gefunden zu erklären, sie glaube nicht an Bulgariens Beteiligung an der Explosion auf der Krimbrücke.

In Widerspruch zum Aufruf der Sozialisten zu prompter Reaktion plädierten Repräsentanten der euroatlantisch orientierten Konservativen  für Nichtbefassung. Es sei „genau das Falsche, die russischen Behauptungen zu verifizieren”, schrieb etwa Vesselin Zhelev in dem  Online-Medium ClubZ. Stattdessen solle Bulgarien Konsultationen mit der NATO in Brüssel verlangen, wie es der Paragraph 4 des Nordatlantikpakts vorsehe, denn es könne kein Zweifel daran bestehen, „dass die russischen Dienste eine Operation durchführen, um Bulgarien zu diskreditieren. Dies ist eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.”

Bulgariens Ex-Regierungschef Boiko Borissov riet zu Gelassenheit: „Wäre ich an der Stelle der russischen Dienste, würde es mich nicht interessieren, von wo aus der LKW abgefahren ist, sondern wo er beladen wurde”, sagte er und analysierte, „in Zeiten des Krieges versucht jeder, Spannungen irgendwo draußen abzuladen.”

Erst zwei Tage nach Lancierung der bulgarischen Spur durch Russland, reagierte die bulgarische Regierung mit einer substanzielleren Position: „Im Zusammenhang mit den Spekulationen und Versuchen, den Namen Bulgariens in die Explosion auf der Krimbrücke zu verwickeln, wurde auf Anweisung des Premierministers eine Untersuchung durch die Sicherheitsdienste durchgeführt. Es ist zweifelsfrei erwiesen, dass sich der auf der Krimbrücke gesprengte Lastwagen nie auf dem Territorium der Republik Bulgarien befand”, hieß es in der Stellungnahme.

Bulgarische Spur bleibt auch in der modifzierten Version des FSB

Unmittelbar danach aber lancierte Russlands Föderaler Sicherheitsdienst (FSB) eine modifizierte Version der bulgarischen Spur. In ihr stand kein LKW mehr im Fokus, sondern Sprengstoff. Zunächst wurde in ihr der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanov als Organisator des Attacke auf die Krimbrücke identifiziert. Sodann wurde der Weg des Sprengstoffs vom Hafen Odessa über Bulgarien zur Brücke von Kertsch skizziert. Der Sprengstoff, so hieß es, sei in einer 22,7 Tonnen schweren Ladung von zweiundzwanzig Paletten mit Rollen aus Polyethylenfolie versteckt gewesen. Diese habe die Kiever Firma Translogistic Anfang August 2022 vom Hafen Odessa an das Unternehmen Baltex Capital in der Freihandelszone des bulgarischen Donauhafens Russe geliefert. Von dort sei die Ladung über Georgien nach Armenien gelangt, wo sie in der Hauptstadt Eriwan gemäß den Zollformalitäten der Euro-Asiatischen Wirtschaftsunion (EAEU) abgefertigt worden sei.

Am 4. Oktober habe sie dann ein in Georgien registrierter DAF-Lkw über die georgisch-russische Grenze gebracht, wo sie am 6. Oktober in einem Großhandelslager in Armavir in der Region Krasnodar  entladen worden sei. Am 7. Oktober seien die Paletten in einen Lkw geladen worden, den der 1971 geborene Russe Mahir Jussubow über die Krimbrücke nach Simferopol fahren sollte.

Die vom FSB am Mittwoch beschriebene Route stimmt überein mit einer von den  Kriegskorrespondenten Alexander Kotz bereits am Sonntag in einem Artikel für die Komsomolskaja Pravda beschriebenen Wegstrecke. Die Version von Kotz unterscheidet sich indes von der vom FSB verlautbarten dadurch, dass in ihr explizit der Verdacht geäußert wird, der Sprengstoff sei in Bulgarien in den Folienrollen versteckt worden, mit der Absicht, ihn für Röntgengeräte bei Grenzübergängen unentdeckbar zu machen. Außer ukrainische könnten also weitere „ausländische Spezialdienste an der Organisation dieses Terroranschlags beteiligt gewesen sein”. Zudem äußerte Kotz die Vermutung, dass die Fahrer beider LKWs von ihrer explosiven Fracht keine Kenntnis gehabt hätten.

Zahlreiche Ungereimtheiten der russischen Version

Eine bulgarische Spur wird dann zum unheilvollen Mythos, wenn sie gespickt ist mit Inkonsistenzen, Koinzidenzen und Kontroversen. Bei den Versionen zur Sprengung der Brücke von Kertsch ist dies der Fall. Warum findet der vom russischen Ermittlungschef Bastrykin gegenüber Putin zunächst erwähnte LKW in der vom FSB am Mittwoch verbreiteten Version keine Erwähnung mehr? Und wenn der Sprengstoff vom Hafen Odessa nach Russe an der Donau gebracht wurde, warum wird dann Bulgarien als einziges EU- und NATO-Mitgliedsland genannt, nicht aber das Transitland Rumänien?

Unklarheit besteht zudem darüber, von welchem bulgarischen Schwarzmeerhafen die Ladung zur Überfahrt nach Georgien abgelegt haben soll. Laut FSB soll der Transport von Bulgarien zum georgischen Schwarzmeerhafen Poti erfolgt sein. Dies wäre nur möglich mit der Fähre vom bulgarischen Hafen Varna. Bulgarien Ermittlungsbehörden nennen aber den Hafen Burgas als Ort, von dem am 17. September 2022 ein Container mit solchen Baufolien nach Georgien abgelegt haben soll.

Ungereimtheiten gibt es auch zu von RIA Novosti veröffentlichtem Bildmaterial des erklärtermaßen explodierten Lastwagens. Das ukrainische Online-Medium Tpyxa verglich ein angeblich an der Kontrollstation der Krimbrücke von ihm gemachtes Röntgenbild mit einem veröffentlichten Video einer Überwachungskamera. Während der LKW in dem Video über ein Reserverad und zwei Vorderachsen verfügte, sind bei dem Fahrzeug auf dem Röntgenbild kein Reserverad und nur eine Vorderachse zu sehen.

Armeniens Generalstaatsanwaltschaft erklärte am Mittwoch, sie prüfe die FSB-Behauptungen und habe den Nationalen Sicherheitsdienst angewiesen, eine Untersuchung einzuleiten. Das armenische Finanzamt berichtete, eine von armenischen Zollbeamten an der Grenze durchgeführte Röntgenuntersuchung habe keine Hinweise auf in dem LKW versteckte verbotene Substanzen ergeben.

Die georgischen Behörden bestritten, dass der Lkw georgische Grenze überquert habe. „Weder eine Ladung TNT noch ein Lkw mit anderen Sprengstoffen hat unsere Zollgrenze überquert. Wenn jemand behauptet, dass der Lkw tatsächlich unsere Grenze überquert hat, werden wir eine Untersuchung einleiten, und die Täter werden zur Rechenschaft gezogen“, sagte der stellvertretende georgische Finanzminister Georgi Kakauridse am Mittwoch.

All diese Ungereimtheiten lassen nicht nur die bulgarische Spur für wenig plausibel erscheinen, sie stellen überhaupt die von Russland behauptete ukrainische Autorschaft und die beschriebene Art der Durchführung der Explosion durch eine LKW-Bombe in Frage. BBC zitierte kurz nach dem Anschlag einen namentlich nicht genannten ehemaligen Sprengstoffexperten der britischen Armee mit den Worten: „Ich habe in meiner Zeit viele große, von Fahrzeugen getragene improvisierte Sprengsätze gesehen. Dies sieht nicht danach aus.“ Eine von einer Seedrohne ausgelöste massive Explosion unterhalb der Brücke sei wahrscheinlicher.

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32 Kommentare

  1. Genannte Ungereimheiten:
    1. Bei einer späteren Erklärung sei man nicht mehr auf den LKW eingegangen.
    2. Rumänien sei nicht erwähnt worden, Bulgarien hingegen schon.
    3. Es sei unklar, von welchem Hafen das Schwarzmeer überquert worden sei.
    4. Das Bildmaterial einer Nachrichtenagentur sei widersprüchlich.
    5. Ein BBC-naher (!) Experte kritisiert das vorgestellte Szenario leicht: Ein anderes Szenario sei wahrscheinlicher.

    Wo bleiben die harten Fakten? Die genannten Mängel sind keine, jedenfalls keine gravierenden:
    1. Über den Lastwagen wurde ja schon genug gesagt. Wieso sollte man das zwingend wiederholen?
    2. Keine Ahnung, warum man Rumänien nicht erwähnt hat. Zwingend ist diese Erwähnung allerdings nicht. Erst recht nicht, wenn der Sprengstoff erst in Bulgarien aufgeladen wurde.
    3. Ist das wirklich relevant?
    4. Eine Nachrichtenagentur ist eine Medienstelle und keine belastbar beweisführende Organisation.
    5. Der Experte hat möglicherweise recht. Eine „Ungereimtheit“ ist sein im inhaltlichen Konjunktiv formulierter Widerspruch jedoch nicht. Er gelangt halt einfach zu einer anderen Ferndiagnose.

    Lieber Frank Stier – kann es sein, dass schon vor der Analyse klar war, was im Artikel geschrieben werden sollte? Und dass ich vom Term „Ungereimtheit“ nicht begeistert bin, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Ein provisorischer Untersuchungsbericht ist kein Gedicht.

    1. Volle Zustimmung, Wobei die „Erwähnung Rumäniens“ das Geheimnis Frank Stiers bleibt. Wenn ich das richtig verstanden habe, ging der Transport von Odessa auf dem Seeweg nach Bulgarien. Wo soll da Rumänien eine Rolle spielen? „(Unge)reim Dich, oder ich fress Dich“?

  2. Ich verstehe ehrlich gesagt dieses Gewese um diesen Treffer nicht. Die Krim ist Kriegsgebiet. Um den zerstörten Militärflughafen macht die RF doch auch kein Aufhebens, die Versenkung der Moskau wurde ebenfalls unter den Teppich gekehrt. Wenn die RF irgendjemanden etwas anhängen will, dass hängt die RF ihm das an und leitetet ggf. Konsequenzen daraus ab. Dieses Vorgehen sind wir doch seit Jahrzehnten gewöhnt.
    Beim nächsten Schlag gegen die Krimbrücke kräht sowieso niemand mehr nach diesem Vorfall.

    phz (2000)

    1. Je nachdem wo man sich auf die neutrale Seite stellt, kommen dann hat solche Aussagen…
      Eine Aussage hingegen kam vom russischen Präsidenten selbst, „die Osterweiterung“ der NATO entgegen ‚mündlicher Abkommen‘!
      Der ganze Periphere östliche EU Abschnitt wurde doch köstlich mit Geldern am Leben gehalten und im selben Moment wurden die ’slawischen‘ Wurzeln „vernazifiziert“…
      Der Punkt in der heutigen Auseinandersetzung ist : wenn Demokratie das Mass der Dinge ist, warum fragen die gewählten „Politiker“ nicht bei ihren Wählern nach?
      Habt IHR Angst vor der Demokratie?

    2. „Ich verstehe ehrlich gesagt dieses Gewese um diesen Treffer nicht. Die Krim ist Kriegsgebiet. “

      Ja. Das hab ich mich auch gefragt.

      Ist es Gewese? Oder liegt es daran, dass die Brücke evtl. zivile Struktur ist und deshalb z.B. wie ein „Wohnhaus“ zu behandeln wäre?

      Ernst gemeinte Frage.

    3. Militärisch hat dieser Anschlag nicht viel gebracht. Die Brücke hat für Russland einen hohen symbolischen Wert, und daher hat auch dieser Terroranschlag einen rein symbolischen Charakter.

      Ich verstehe ehrlich gesagt dieses Gewese um diesen Treffer nicht.

      Immerhin reden wir über einen Terroranschlag. Ausgeführt mit einer Autobombe. Hinterfotzig wie Islamisten. Dabei sind Zivilisten, und nur Zivilisten ums Leben gekommen. Mag sein, dass du Terrorismus grundsätzlich für legitim hältst, aber klug war das nicht. Damit ist militärisch rein gar nichts erreicht worden. Das einzige was erreicht worden ist, dass Verhandlungen jetzt grundsätzlich ausgeschlossen werden können. Mit Terroristen kann es keine Verhandlungen geben.

      1. Wenn es eine zivilie Struktur ist, dann ist es völkerrechtswidrig. logo.

        Ob man aber mit „Terroristen“ nicht verhandel dürfe.
        Diese Phrase würde ich wiederum für Spielfilme reservieren.

        Dass die ukrainische Regierung solche ethischen Fragen null interessiert ist klar.

        Trotzdem würde ich mir die Amoral meiner Gegner nicht zu eigen machen.
        Das ist biblische Argumentation.

        1. Ich weiß ja nicht, in welchem Universum ihr lebt, aber über die Krimbrücke führt die Hauptnachschubslinie für den Krieg der RF in der südlichen Ukraine. Die Landbrücke hingegen liegt in Reichweite ukrainischer Artillerie und und Sabotage und ist daher um ein Vielfaches unsicherer.

          phz

          1. Ich weiß ja nicht, in welchem Universum ihr lebt, aber über die Krimbrücke führt die Hauptnachschubslinie für den Krieg der RF in der südlichen Ukraine.

            Ach wirklich? Und weshalb nimmt man solch einen Umweg wo es doch mittlerweile eine viel kürzere Landverbindung gibt?

              1. Die Landbrücke ist zwischen 100 und 300 Kilometer breit und die Versorgung läuft heute sicher nur noch direkt über Land. Die Krimbrücke war nur ganz am Anfang vor der Einnahme Chersons, Melitopols und Mariupols eine wichtige Nachschubroute gewesen.

                1. Und jetzt schauen wir uns nochmal die Eisenbahnlinien in den besetzten Gebieten an und stellen fest, dass die Hauptlinien allesamt den Einflussbereich der ukrainischen (Raketen)Artillerie kreuzen.
                  Du redest mal wieder kompletten Unsinn.

                  phz

                  1. Und? Die gesamte Ukraine liegt in Reichweite russischer Raketen. Bringt dich doch auch nicht dazu den Nachschub der Ukraine in Frage zu stellen.

                    Für Unsinn reden bist du hier zuständig. Der russische Nachschub funktioniert hervorragend und läuft schon seit einem halben Jahr nicht mehr über die Krimbrücke da es einfacher über die Landverbindung geht und die amerikanische HIMARS ändern daran auch rein gar nichts. Die russische Artillerie, die Luftwaffe und Luftabwehr haben im Süden Alles im Griff.

                  2. Außerdem, die Krimbrücke wurde ja auch gar nicht zerstört. Es wurde nur eine der beiden Fahrbahnen zerstört. Die Eisenbahnstrecke wurde überhaupt nur leicht beschädigt und schon wenige Stunden nach dem Anschlag liefen da bereits Züge und Fahrzeuge. Heute wurde die Brücke nach umfassenden Untersuchungen auch für Lkws wieder freigegeben.

                    Militärisch hatte der Anschlag so oder so absolut gar keinen Wert.

  3. Interessant ist die russische Version, dass von Odessa aus nur Getreidefrachter ausliefen und folglich der Sprengstoff unter Missbrauch des Getreideabkommens transportiert wurde. Ukrainische Schiffe werden erst am Bosporus kontrolliert. Was bis dahin passiert, kann Russland nicht kontrollieren. Da wird bestimmt bei der Verlängerung des Getreideabkommnes nachverhandelt werden.

  4. Es gibt keine „bulgarische Spur“.
    Der Autor des verlinkten Bg-Artikel, der einzigen originalen Referenz, die Stier dazu gibt, bemüht sich, das klar zu stellen: Bulgarien sei in den russischen Verlautbarungen als Transferland der aus der Ukraine stammenden Ware erwähnt, in welcher der Sprengstoff lt. FSB verpackt gewesen sein soll. Das restliche Geschwätz, das Stier beibringt, stammt von NATO-Beauftragten.

    Gleichwohl hat der Bg-Artikel eine bezeichnende Lücke. Ein kaum verzichtbarer Bestandteil der Mitteilung wäre es gewesen, den bulgarischen Transferhafen auf der Route von Odessa zu nennen. Den erfahren wir aus der ausführlichen Darstellung offizieller und semioffizieller russischer Quellen von John Helmer, den „August“ weiter oben verlinkt hat.
    Es handelte sich um den bulgarischen Donau-Hafen Ruse, mindestens 250km oberhalb Konstanza, eher 350-400km, wenn man den Donaulauf von Norden, entlang der rumänischen Grenze befährt. Dort ist die ukrainische Ladung folglich zolltechnisch versiegelt worden und die russischen Quellen nennen das eine „seit Jahrzehnten aktive und bekannte Schmuggelroute“. Wir dürfen getrost spekulieren, daß sie am umfangreichen Kriegswaffenschmuggel *aus* der Ukraine beteiligt ist, den längst auch NATO-Beauftragte eingeräumt haben. Unter dieser Voraussetzung muss es für den GUR ein Klacks gewesen sein, die Sprengstoffladung zu lancieren und ihren ungehinderten Weg nach Armenien sicher zu stellen, weil er mindestens einen Teil der Korruptionsketten kennt. Helmers Bericht deutet das mittelbar an.

    Frank Stier hat sich auf „Telepolis“ seit Jahren als Spezialist für NATO-Propaganda gegen die „unsicheren Kantonisten“ in der politischen Klasse Bulgariens verdient gemacht. Dies hier ist, soweit ich sehen kann, sein mit Abstand schludrigstes Produkt aus dieser Reihe. Deshalb kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, es ist in der Overton-Nische zwecks „Klarstellung der Geschäftsgrundlage“ veröffentlicht worden.

  5. Bezüglich der „bulgarischen Spur“ stimme ich Tom Gard zu. In der Tat war der bulgarische Hafen Ruse der Transferhafen. Allerdings war das in den Berichten des FSB durchaus erwähnt, wenn man die russischen Veröffentlichungen und nicht deutsche oder englische RT-Berichterstattung heranzieht. Auch John Helmer hat es natürlich daher.

    Ich finde es aber, egal ob Frank Stier, Andrea Ypsilanti, Caren Lay oder wer immer, nicht gut, wenn man auf den Boten eindrischt. Es gehört durchaus etwas Courage dazu, in diesem Medium zu publizieren anstelle des auf Linie gebrachten Telepolis oder Freitag mit ihren sorgfältig zensierten Kommentarbereichen. Und Herr Stier hat natürlich ein Recht auf seine Meinung und Haltung. Die inhaltliche Kritik von Tom Gard ist aber richtig.

    Lesenswert ist übrigens die Analyse von Stephen Bryen in der Asia Times: (xxx)ps://asiatimes.com/2022/10/kerch-bridge-nord-stream-the-handiwork-of-top-tier-saboteurs/ . Der Titel sagt eigentlich schon alles: Es waren jedenfalls nicht federführend die Fälscher, Folterknechte und Nazis der SBU oder des GUR, die eine solche Operation durchplanen und in Szene setzen konnten. Und Bryen verdächtigt ganz offensichtlich nicht Russland 🙂 .

    1. „Ich finde es aber, egal ob Frank Stier, Andrea Ypsilanti, Caren Lay oder wer immer, nicht gut, wenn man auf den Boten eindrischt.“

      Okay, bedingt einverstanden. Man streiche bitte den letzten Satz aus meinem Kommentar, da ging der Ärger über die Herablassung zu diesem Pipifax mit mir durch.
      Aus demselben Grund „finde“ ich allerdings Klarstellungen dazu, mit was, und welchen „Boten“, Mensch kostbare Zeit vergeudet, sehr angebracht …

  6. Es ist zweifelsfrei erwiesen, dass sich der auf der Krimbrücke gesprengte Lastwagen nie auf dem Territorium der Republik Bulgarien befand

    *facepalm*
    Also zu zu behaupten die Nichtexistenz von etwas sei erwiesen zeugt von mangelnder Intelligenz.

    Niemand beschuldigt Bulgarien als Staat daran beteiligt gewesen zu sein. Ganzes Land in Kollektivhaftung zu nehmen das kann höchstens USA und ihren Vasallen in den Sinn kommen.

    Nach vorläufigen Ermittlungsergebnissen stammte der Sprengstoff aus der Ukraine und wurde unter anderem halt auch über Bulgarien transportiert. Natürlich nicht mit dem LKW welches für die Sprengung verwendet wurde. Daraus folgt auch nicht, dass Bulgarische Behörden beteiligt waren oder überhaupt davon etwas gewusst haben müssen. Diesen Vorwurf erhebt doch gar keiner.

    1. Korrekt, denn die wirtschaftlichen Geplflogeneheiten gehen davon aus, das die Teilnehmer ihren verantwortlichen Bereich übernehmen und mit („austeriemassnahmen“) übernehmen…

  7. BBC zitierte kurz nach dem Anschlag einen namentlich nicht genannten ehemaligen Sprengstoffexperten der britischen Armee mit den Worten: „Ich habe in meiner Zeit viele große, von Fahrzeugen getragene improvisierte Sprengsätze gesehen. Dies sieht nicht danach aus.“ Eine von einer Seedrohne ausgelöste massive Explosion unterhalb der Brücke sei wahrscheinlicher.

    *facepalm* was bitte schön ist an dieser Verschwörungstheorie eines unbekannten „ehemaligen Sprengstoffexperten der britischen Armee“ (!) bitteschön überhaupt plausibel, geschweige denn wahrscheinlich, wo es doch ein Video von einer Überwachungskamera gibt, auf welchem ganz klar zu sehen ist, dass der LKW explodierte und nicht etwas im Wasser unter der Brücke? Also diese Schwurbeleien haben ein Niveau der VT, dass beim 9/11 keine Passagierflugzeuge, sondern „wahrscheinlich“ Raketen eingeschlagen seien.

    Das ukrainische Online-Medium Tpyxa verglich ein angeblich an der Kontrollstation der Krimbrücke von ihm gemachtes Röntgenbild mit einem veröffentlichten Video einer Überwachungskamera. Während der LKW in dem Video über ein Reserverad und zwei Vorderachsen verfügte, sind bei dem Fahrzeug auf dem Röntgenbild kein Reserverad und nur eine Vorderachse zu sehen.

    Das Röntgenbild ist spiegelverkehrt und zeigt die Andere Seite des LKWs. Und wenn man auf dem kontrastschwachen Bild genauer hinschaut sieht man auch die angeblich fehlende Achse und auch das Ersatzrad auf der anderen Bordseite kann man erkennen, wenn auch sehr schwach.

    Wie kann man nur so billige VTs überhaupt ernst nehmen?

  8. Stiers Argumentation ist schwach. Für seine Einwände, die er im Lauf des Textes x-mal als Ungreimtheiten framt, gibt es wohl in jedem einzelnen Fall plausible Erklärungen, die umlaufenden Untersuchungsergebnisse sind mit Sicherheit nicht vollständig. Den Widerspruch – LKW versus Frachter -, den er zwischen früheren und späteren Fassungen konstruiert, gibt es nicht. Die spätere ergänzt lediglich die Route des Sprengstoffs. Seltsamerweise lässt Stier dabei den wesentlichsten Punkt aus. Es heisst, für den Transport sei ein im Rahmen des Getreide-Abkommens von Odessa ausgelaufenes Schiff verwendet worden, dass, statt sich Richtung Bosporus zu wenden, um dort von den Türken kontrolliert zu werden, zur Donau-Mündung gefahren sei. Mithin ein eklatanter Missbrauch des angeblich aus humanitären Gründen abgeschlossenen Vertrages durch die ukrainische Seite.

    1. Es heisst, für den Transport sei ein im Rahmen des Getreide-Abkommens von Odessa ausgelaufenes Schiff verwendet worden

      Das ist bisher von russischen Behörden noch nicht geclaimt worden. Es gibt diesen Verdacht, welcher aber noch untersucht wird. Putin sagte, dass wenn sich der Verdacht erhärten sollte, dass das Getreide-Abkommen für Terrorismus missbraucht worden sei, dann würde man sofort das Abkommen beenden. Auf die Frage wie das genau aussehen würde sagte Putin: „Dann schließen wir diese Route und damit hats sich.“

  9. Der Ukrainische Außeminister Dmitri Kuleba in einem vertrauten Gespräch über Zoom mit dem ehemaligen US Botschafter Michael McFaul.

    Wenn Sie mich zum Beispiel fragen, wer Dinge auf der Krim oder in Belgorod in die Luft jagt, werde ich Ihnen unter vier Augen – soweit ein Gespräch unter vier Augen über Zoom möglich ist – sagen: Ja, das waren wir.

    youtube.com/watch?v=7JUR0JoZmJI

    Es war ein „Telefonstreich“ der russischen Pranker Vovan und Lexus, die Kuleba über Zoom angerufen hatten und ihn glauben ließen er spreche vertraulich mit McFaul.

    noch irgendwelche Fragen?

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