Russland testet angeblich erfolgreich eine Zirkon-Hyperschallrakete

Test der Zirkon-Hyperschallrakete. Bild: Russisches Verteidigungsministerium

Mit der mit Nuklearsprengköpfen ausrüstbaren Rakete, die von U-Booten und Kriegsshiffen abgefeuert werden kann, könnten Ziele in den USA von neutralen Hoheitsgewässern bei einem Atomkrieg bedroht werden.

Der Rüstungswettlauf bei der Entwicklung von Hyperschallraketen und -drohnen beschleunigt sich. Aufgrund ihrer Geschwindigkeit können sie Luftabwehrsysteme austricksen. Möglich ist auch, dass die Raketen in der von ihr beim Flug in einer geringeren Flughöhe als bei ballastischen Raketen in der irdischen Atmosphäre erzeugten Plasmawolke von Radarsystemen nicht identifiziert werden kann und als Radiowellen absorbiert, wie das von der Avantgard-Rakete und der russischen 3M22 Zirkon-Rakete gesagt wird.

Am Montag hat die russische Marine auf der Fregatte Admiral Gorshkov im Weißen Meer erneut einen angeblich erfolgreichen Test ausgeführt, wie das russische Verteidigungsministerium berichtete und ein entsprechendes Video veröffentlicht hat. Die Rakete, die seit mindestens 15 Jahren entwickelt wird und die einen zweistufigen Antrieb besitzt, soll 350 km weit in einer Geschwindigkeit von fast Mach 7 geflogen sein und an der Küste der Barentsee ein Bodenziel getroffen haben. Mit den Raketen sollen U-Boote und Kampfschiffe ausgerüstet werden, die nahe genug an die USA heranfahren könnten, um dort Ziele an der Küste in wenigen Minuten nach dem Abfeuern zu treffen. Zuvor waren schon Tests mit einem Abschuss von Flugzeugen und vom Boden durchgeführt worden.

Eigentlich könnte man die Reichweite und Geschwinidgkeit beim letzten Test als Rückschritt sehen. Die Rakete sollte je nach Flugbahn eine Reichweite bis zu 1000 km haben, bei einem Test 2017 war sie auch bereits mit Mach 8 geflogen. Geschätzt wird, dass Zircon mit einer maximalen Flughöhe von 30-40 km fliegt. Die Reichweite hängt von der Flughöhe und dem Gewicht des Sprengkopfs ab. In seiner bekannten Rede am 1. März 2018 hatte der russische Präsident Wladimir Putin neben Laserwaffen ein Arsenal an angeblich unbesiegbaren strategischen Hyberschall-Waffensystemen angekündigt. Diese seien aufgrund des Wettrüstens durch die USA und deren Austritt aus dem ABM-Abkommen entwickelt worden. Neben der Avangard-Hyperschall-Interkontinentalrakete, die mit Mach 20 fliegen soll, pries Putin damals die von Flugzeugen abgefeuerten und manövrierbaren Kinschal-Hyperschallraketen mit einer Reichweite von bis zu 2000 km, die angeblich mit Mach 10 fliegen. Die Rede löste in Washington hektische Aktivität aus und führte zur Einrichtung des Weltraumkommandos und Überlegungen, Abwehrraketen im Weltraum zu stationieren.

Vor dem Ende des INF-Abkommens sprach Putin im Februar 2019 mit Blick auf die Zirkon-Hyperschallraketen, die vom Land, aber auch von Schiffen und U-Booten abgefeuert werden können, eine direkte Drohung an die USA aus: „Niemand kann Kriegsschiffen und U-Booten verbieten, in neutralen Gewässern zu fahren. Zudem sind sie nicht stationär, sie werden sich bewegen und es schwerer machen, sie zu entdecken. Es kann nicht sehr schwer sein, sie zu entdecken, aber es wird auch nicht einfach sein. Also machen Sie Ihre Berechnungen. Mit einer Geschwindigkeit von Mach 9 können diese Raketen ein Ziel in einer Entfernung von über 1000 km treffen. Nach dem Seerecht wird die ausschließliche Wirtschaftszone mit etwa 400 km festgelegt. Rechnet einmal. Die Entfernung von 1000 km bei Mach 9. Wie schnell, in wie vielen Minuten werden diese Waffen ihre Ziele erreichen? Um das geht es.“ In einer Rede am 20. Februar erwähnte er auch Mach 9 und die Reichweite.

 

Auch im November 2019 gab Putin die Reichweite von Zirkon-Raketen mit über 1000 km und die Geschwindigkeit mit Mach 9 an, ein anderes Mal sprach er von Mach 8 und einer großen Reichweite. Bei mehrfachen Tests im Oktober 2019 sollen die Raketen 450 km mit der Geschwindigkeit von Mach 8 geflogen sein. Damit wären Ziele an der amerikanischen Küste kaum zu erreichen, wie dies das russische Staatsfernsehen nach Putins Rede am 20. Februar 2019 in Aussicht stellte, sollte Russland mit Atomraketen angegriffen werden. Zircon könne dann in weniger als 5 Minuten die amerikanische Küste erreichen., wenn die Rakete von einem U-Boot abgefeuert wird. Präsentiert wurde eine Karte mit mehreren möglichen Zielen wie dem Pentagon, Camp David und militärische Stützpunkte, darunter auch solche, wie Reuters berichtete, die schon länger geschlossen wurden.

Pentagon-Sprecher John Kirby bei der Pressekonferenz am Montag.

Es ist nicht bekannt, in welcher Höhe und mit welchem Sprengkopf die Zirkon-Rakete bei dem Test flog. Sie soll nach 350 km ihr Ziel an der Küste genau getroffen haben. 2022 sollen die Raketen der Marine geliefert werden, 2023 sollen Kriegsschiffe und U-Boote damit ausgerüstet sein.

Pentagon-Sprecher John Kirby erklärte auf einer Pressekonferenz am Montag, die USA würden die Behauptungen von Putin über Hyperschallraketen kennen, auch wenn man sie nicht verfizieren könne.  Die neuen Hyperschallraketen sind, so Kirby, „möglicherweise destabilisieren und stellen große Risiken dar, weil es atomwaffenfähige Systeme sind“. Im Unterschied dazu würden die USA nur nicht-nukleare Hyperschallsysteme entwickeln, so Kirby nach einem vorbereiteten Statement, das er vorlas. Warum die USA nur nicht-nukleare Hyberschallsysteme entwickle, konnte oder wollte Kirby nicht beantworten. Man müsse Putin fragen, warum Russland dies macht.

 

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Ein Kommentar

  1. Diese Raketengeneration hat jedenfalls den Flugzeugträger zum alten Eisen werden lassen. Bei zukünftiger Kanonenbootdiplomatie der „Westler“ (ein reiner Propagandabegriff) im schwarzen Meer oder chinesischen Gewässern wird es realistischerweise ausreichen, einen Flugzeugträger mit der nicht abwehrbaren Rakete zum Korallenriff umzuwidmen um den Konflikt für sich zu entscheiden.

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