Rangliste der Prognoseinstitute für die Landtagswahl in  Niedersachsen 2022

Bild: ulleo/pixabay.com

Es sollte eigentlich verpflichtend sein, nach jeder größeren Wahl eine Qualitätsanalyse für die teilnehmenden Institute vorzunehmen. Wir machen das schon seit längerer Zeit, auch wenn es bei den Medien kaum auf Interesse stößt.

Bei der aktuellen Landtagswahl in Niedersachsen haben die Institute sehr gut bis befriedigend abgeschnitten. Im Vergleich der 16 aktuellen Landtagswahlen in den Bundesländern wurde hinter Mecklenburg-Vorpommern und Bremen ein hervorragender dritter Platz belegt. Außerdem waren die Prognosen insgesamt wesentlich besser als bei der Vorwahl 2017.

Die Qualität der einzelnen Institute wird in einer Rangliste auf Basis von vier verschiedenen Fehlerkriterien bewertet. Bei jedem Kriterium wird dem einzelnen Institut ein entsprechender Rang zugeordnet. Die Rangsumme über alle vier Kriterien ergibt das Gesamtranking.

Wie schon in Nordrhein-Westfalen liegt die Expertenprognose von Birnstingl auf dem ersten Platz, gefolgt von den Expertenschätzungen Wahlfieberteam und Prognosys Master-Vote. An vierter Stelle steht die nunmehr einzig verbliebene Wahlbörse von Wahlfieber. Diese Institute sind zum Teil untereinander vernetzt und bilden eine Gruppe gegen die dominanten Umfrageinstitute, die zusammen mit den Medien praktisch den gesamten Markt beherrschen. Mit Abstand erreicht Forschungsgruppe Wahlen, das insgesamt weitaus beste Umfrageinstitut, den fünften Platz.

Die beiden nächsten Ränge teilen sich das relativ neue Umfrageinstitut Wahlkreisprognose und die Expertenprognose dawum. Auf den hinteren vier Plätzen stehen mit INSA und infratest sowie ganz am Ende mit Civey  und Forsa allesamt Umfrageinstitute, die in der Vorwahlzeit am meisten in den Medien zitiert werden. Wie sich später in der Gesamtrangliste über alle 16 aktuellen Landtagswahlen zeigen wird, ist diese Gruppe dort ebenfalls am Ende der Tabelle zu finden. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn beim Methodenvergleich zu dieser Wahl die Gruppe der sechs Umfrageinstitute weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landet. Zweiter ist die einzige Wahlbörse, und dieses Mal sind die Expertenprognosen klar vorn.

Es wäre wünschenswert, dass die Medien unsere Ausführungen, die nunmehr auf Twitter erfolgen, zur Kenntnis nehmen.

Prof. Dr. Walter Mohr  ist Leiter der Prognosys Bewertungs GmbH und  experimentiert mit Dr. Frank W. Püschel mit dem Prognosys-Master-Vote (PMV). Bis vor kurzem betrieben sie eine Wahlbörse. Interview mit Walter Mohr: „Wahlbörsen sind mitunter besser zur Vorhersage von Wahlergebnissen geeignet.“

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8 Kommentare

    1. Die Institute, die am Ende der Rangskala liegen und allesamt die größte mediale Reichweite haben, werden nach meiner Meinung auch noch für andere Zwecke betrieben. Einer davon könnte Wählerbeeinflussung sein.

  1. Es ist eine heimtückische Methode mittels gezielter „Mehrheits-Zahlen“ das Wählerverhalten zu manipulieren, weil viele Leute angesichts der undurchschaubaren Politik geneigt sind , dann eben einfach dem prognostizierten Sieger die Stimme zu geben, weil man gerne das Gefühl haben will, damit auf der Seite des Gewinners zu stehen. – Am Wahlabend kann man dann wenigstens noch mit der Masse jubeln, um später vielleicht zu realisieren, dass man ganz ohne eigenes Verschulden natürlich nur unbewusst wieder mal leider ins Klo gefasst hat.

  2. Der Gewinner war auch diemal, wie in vielen Wahlen davor auch , der NICHTWÄHLER.

    Darüber sollte die Politik mal nachdenken und die Journalisten schreiben,

    1. GEWINNER kann nur werden, der sich auch aktiv am Rennen um den Sieg beteiligt. Mal tiefer darüber nachgedacht ?

      Die NICHTWÄHLER sind nur eine Masse, die nicht weiß wo der Sand am Strand liegt – jedoch nur meint, es zu wissen.

    2. Hallo
      auf die Gefahr hin hier nicht zu Wort zu kommen: sowas wie diesen Beitrag halte ich für nicht mal feuilletonistisch ansprechendes „Gewäsche“ (E. Bloch). Es widerkäut nur scheinwissenschaftlich und pseudokritisch auf der Subjektebene von (hier den letzten NRW-Landtags-) Wahlen das übliche amtliche Geklapper. So steht hier bei dieser Übersicht oder Synopse genauso im Mittelpunkt die Prozentuierung ohne Rückbezug auf Grundgesamtheit(en). Diese Daten sind – zugegeben – schwer zu bekommen, vermutlich weil sie einfach zu handhaben und ernüchternd-aufklärerisch wirken (können).
      Also: wenn man das, was in der seriösen deutschsprachigen Wahlforschung im Anschluß an C. Offes „Legitimationsprobleme“ im Spätkapitalismus von vor weiland 50 Jahren nun auch schon seit gut 10 Jahren empirisch als „Legitimationskoeffizient“ (R. Albrecht) begründet und auf jeweilige Wahlen rückbezogen wurde, zeigt, mal überschlägig für Niedersacheen 2022 berechnet: der „Legitimationskoeffizient“ als Ausdruck des Anteils der Regierungsstimmen, hier „rot-grün“ in Niedersachsen 2022, an der Grundgesamtheit aller abzugebenden Stimmen beträgt etwa 29 Prozent und bildet die tatsächliche Sachlage besser ab nur die Nichtwahlquote hier von rund 40 Prozent aller formell Wahrberechtigten.
      Das sind Grunddaten. Auf die wer Wahlforschung, die diesen Namen verdient, betreibt immer zurückgreifen muß. Wer auch immer das unterläßt wirkt als Zuträger der davon lebenden verbonzten Politkaste, die absehbar nächst kaum noch relative Prozentzahlmehrheiten wie hier rd. 60% Wahlbeteiligung erhalten wird; sondern die froh sein kann, wenn´s denn noch 40% werden – eine Form von Wahlverweigerung, die inzwischen bei Kommunalwahlen noch unterschritten wird.
      Hr. Heine

  3. Solange Prognosen nicht alle Parteien ausweisen, die zu einer Wahl zugelassen sind und diese somit totschweigen, bis sie auf dem Wahlzettel erscheinen, solange sind sie manipulativ. Denn sie suggerieren, dass es die in den Parlamenten vertretenen Parteien gibt und eine ominiöse namens „Sonstige“. Sonstig klingt nach beliebig. Dass dahinter oftmals eine andere Art der Politik und Schwerpunktsetzung steckt, wird überhaupt nicht kommuniziert.

    Denn so werden im allgemeinen auch die Zahlen ermittelt. „Wen würden Sie wählen?“ wird nicht mit der Liste aller zugelassenen Parteien hinterlegt. Was aufgrund der Wahlzulassungsvoraussetzungen auch erst in den sieben Wochen vor der Wahl möglich wäre, da dann erst klar ist, welche Parteien neben denen, die im jeweiligen Landesparlament oder im Bundestag vertreten sind, antreten dürfen.

    Langer Rede, kurzer Sinn: Wahlumfragen sind aufgrunde der Rahmenbedingungen noch manipulativer, als es durch die vorherigen Kommentatoren schon dargestellt wurde. Und sind, da sie ohnehin nicht unter vollständiger Information durchgeführt werden können, verzichtbar oder sogar kontraproduktiv.

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