Putin und der lange Tisch

Alle Bilder: Kreml/CC BY-SA-4.0

Gerätselt wurde, warum Putin sich mit einem sechs Meter langen Tisch von Macron distanzierte. Angeblich eine Corona-Vorsichtsmaßnahme, Macron wollte keinen russischen PCR-Test machen, um seine DNA zu schützen.

 

Jeder wird sich gewundert haben, als die Bilder davon zirkulierten, in welchem Arrangement der russische Präsident Putin es vorzog, mit dem französischen Präsidenten Macron zu sprechen. Sie saßen sich an einem kolossalen ovalen Tisch mit einer Länge von wahrscheinlich sechs Metern gegenüber und sprachen dort fünf Stunden lang, während sie zwischendurch in diesem Abstand auch dinierten.

Das regte natürlich manche Hobbypsychologen an, sich über die Psyche von Putin wieder einmal Gedanken zu machen, wie das derzeit üblich ist, da von Politik und Medien suggeriert wird, dass Krieg und Frieden, Konflikt und Verständigung einzig von den Entscheidungen des russischen Machthabers abhinge, den man wie einen allmächtigen Zaren imaginiert. Der Westen versucht angeblich, sich auf mögliche Entscheidungen vorzubereiten und Putin von einem Krieg abzuschrecken.

Der soll durch den Truppenaufmarsch und die Manöver auf dem Schwarzen Meer und Belarus jederzeit möglich sein, weswegen die Nato ebenfalls Truppen an die Ostflanke verlegt, was wiederum Russland als Bedrohung empfindet, in Moskau wird wie in den „Volksrepubliken“ sowieso vermutet, dass die Ukraine eine False-Flag-Aktion ausführen will, um Russland in einen Krieg zu ziehen oder die angekündigten Sanktionen auszulösen. Das wird umgekehrt auch vom Westen vermutet oder behauptet. Es ist der übliche Medien- oder Informationskrieg vor einem möglichen militärischen Konflikt. Die Köpfe und Computer laufen heiß beim großen Schach- oder Pokerspiel, wo jede Seite der anderen vorwirft, falsch zu spielen.

Niemand wisse, so wird versichert, was im Kopf von Putin vorgehe, wahrscheinlich nicht einmal sein nächster Umkreis.  Aber die Kenner und Hobbypsychologen projizieren kräftig auf die black box oder versuchen, von allem, was auf der Oberfläche erscheint, auf das Verborgene zu schließen. Alles hat oder kann Bedeutung haben. Und eben auch eine solche Inszenierung im Kreml mit dem riesigen Tisch, der Putin auf Distanz zu Macron hält, eine riesige, absurde Fläche zwischen den beiden, in der Mitte eine Blume.

Bei der Pressekonfernz wurde der Abstand gewahrt.

Putin gilt auch als durchtriebener Stratege, der als ehemaliger Geheimdienstmann, alles plant – oder eher planen lässt. Was also sollte der lange Tisch bedeuten? Das ließ gleich die Frage nach Macht und Architektur aufkommen, der Hang zum Kolossalen als Herrschaftsgeste von Autokraten. Oder: „Machtdemonstration oder Paranoia?“

War das für die Medien gedacht oder als Affront gegenüber Macron? Sollte dies seine Macht demonstrieren oder seine Vorsicht gegenüber Macron als Vertreter der EU? Immerhin befanden sich beide auf Augenhöhe. Zu sagen, dass sie am selben Tisch saßen, erscheint bei dem Abstand schon ironisch zu sein, aber die Kluft wäre sehr viel größer gewesen, wenn jeder monadisch an seinem eigenen Tisch gesessen hätte. Der Tisch war zudem auch schon zuvor im Einsatz, als Putin etwa den ungarischen Ministerpräsidenten Orban empfing. Allerdings waren sie dort mit zwei weiteren Personen.

Da ist man sicher näher – nur wegen eines Tests?

Bekannt ist, dass Putin seit Beginn der Pandemie Abstand wahrt und sich längere Zeit zurückgezogen hatte. Nur gerade erst beim Besuch in Peking suchte er die Nähe zu Xi Jinping. Aber das muss keine persönliche Marotte sein, sondern könnte und wird wahrscheinlich auch eine Entscheidung seiner Berater und Sicherheitsleute sein, ihn vor etwaigen Gefahren zu schützen. Ähnlich weit waren Macron und Putin auch bei der anschließenden Pressekonferenz. Natürlich in einem großen Raum der zaristischen Vergangenheit, aber auf einer leeren Bühne mit einer spärlichen, gar nicht kolossalen Möblierung von identischen Stehpulten.

Wie sich nun herausgestellt hat und was schon vermutet wurde: der Tisch war eine Mittel der sozialen Distanzierung wegen Corona. Wie aus dem Umkreis von Macron gegenüber Reuters berichtet wurde, soll Macron sich geweigert haben, einen russischen PCR-Test vor dem Treffen machen zu lassen. Macron sei angeboten worden, den Test zu machen und dann nahe bei Putin sein zu können – oder bei Verweigerung auf Distanz gehalten zu werden, was auch bedeutet, dass es keinen Handschlag gibt. Putin musste in der Blase gehalten werden.

Macron hat sich angeblich dafür entschieden, den Test nicht zu machen, um seine genetischen Daten nicht Russland zur Verfügung zu stellen. Er hatte vor dem Abflug einen PCR-Test und bei Ankunft in Moskau einen Antigentest gemacht, aber den durch seinen mitreisenden Arzt. Es heißt, ein Grund für die Verweigerung sei gewesen, dass der Zeitplan so knapp war, um die Auswertung abzuwarten. Und es heißt, Macrons Ärzte würden vorgeben, was er gesundheitlich machen kann.

Aber nun ist in der Welt, dass Macron fürchtet, dass seine DNA in falsche Hände gerät. Das ist natürlich absurd, denn er hinterließ auch ohne Test genügend Spuren auf Gläsern, Besteck, dem Tisch, dem Stehpult oder was auch immer er berührt hat, schließlich trug er offensichtlich keine Handschuhe und führte Glas und Besteck auch an seinen Mund.

Und die Corona-Paranoia von Putin? 1,5 Meter reichen offenbar seinen Sicherheitsberatern nicht aus, es muss schon viermal so viel sein. Und französische Tests werden nicht akzeptiert bzw. es muss kontrollierbar sein, welcher Test angewendet und ausgewertet wird, um jedes Risiko auszuschließen. Schon auch ein seltsamer Gedanke, dass Macron möglicherweise Putin infizieren wollen könnte, zumal mit der vorherrschenden Omikron-Variante. Aber trotzdem hielten sich beide im selben Raum auf – die Gefahr ist zwar geringer, aber die Viren hätten doch von Macron in der Luft zu Putin mit Aerosolen reisen können.

 

Und am Donnerstag hat sich Putin mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew imn Kreml getroffen. Man gab sich die Hand und saß sich nur durch einen kleinen Tisch getrennt gegenüber.  Geht es also doch im Kreml um Symbolik? Oder haben sich Tokajew und Xi Jinping einem russischen PCR-Test unterzogen? Jetzt sind wir doch wieder in der Putinologie gelandet …

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2 Kommentare

  1. Hallo Florian,

    Nachdem Putin doch vor Kurzem bereits klargestellt hat, dassfür Russland jetzt Schluss ist mit dem Schweigen zu und dem Dulden der aggresiven transatlantischen Lügen und Tricks, ist die ‚Geste‘ doch im Grunde offensichtlich – Russland lässt sich von den aggresiven hegemonialen Bestrebungen des transatlantischen Kriegsbündnissen nicht mehr beeindrucken. Wladimowitsch hat bildhaft deutlich gemacht, das Russland nicht mehr bereit ist, … sich über den Tisch ziehen zu lassen !!! ;-).

    Grüsse,
    Thomas.

    1. Man kann mit der Speichelprobe auch den Impfstatus nachweisen. Und es wäre schon ein PR Desaster für das französische Regime wenn ihr Präsident nicht „geimpft“ ist. Wasser auf die Mühlen der Menschen die glauben das die mRNA und Vektorimpftstoffe über 50 mal mehr Nebenwirkungen haben sollen wie sonst üblich.
      Aber das mit dem nicht geimpft seinen ist sind natürlich nur eine Verschwörungstheorie in Ermangelung von nach prüfbaren Fakten.

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