Präsident Selenskij hat, um bewaffneten Widerstand zu organisieren, alle Schleusen geöffnet

Sergei Velichko (rechts), der Kommandant der folternden Truppe, mit Komplizen im Juli 2021 vor Gericht. Nach einem Dekret von Selenskij wurden er und andere Kriminelle aus dem Gefängnis entlassen, um für die Ukraine zu kämpfen. Bild: T.ME/MK_RU/4382

Einer der ukrainischen Soldaten, die die russischen Kriegsgefangenen brutal misshandelten, gehörte dem Asow-Regiment von Charkiw an und war nach Kriegsbeginn nach einem Dekret von Selenskij aus der Untersuchungshaft zum Kämpfen entlassen worden.

Am Sonntag begann sich das Video im Netz zu verbreiten, das die brutalen Täter selbst aufgenommen hatten, wohl um zu zeigen, wie es russischen Soldaten ergeht, sollten sie zu Gefangenen der ukrainischen Streitkräfte werden. Zu sehen ist, wie auf einem Firmengelände in einem Dorf bei Charkow vermutlich am Sonntag drei gefesselten russischen Gefangenen gezielt in die Beine geschossen wird, weitere Soldaten liegen mit Schussverletzungen hilflos und schmerzverkrümmt am Boden und werden misshandelt. Ein massives Kriegsverbrechen, das auch noch dokumentiert und veröffentlicht wurde.

Die Täter sind reguläre Soldaten, aber auch Mitglieder der berüchtigten Asow-Miliz, die vom ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnik, einem Bandera-Anhänger und eitlen Falken, der von „Friedenskitsch“ und von Russen als „Orks“ spricht, in Schutz genommen wurden. Melnyk schrieb: „Mariupol wird mutig verteidigt. Und zwar vom Asow-Regiment. Jetzt verstehen Sie, warum die Russen sich in die Hosen machen, wenn sie das Wort “Asow” hören. Und warum der Kreml diese hässliche Propaganda verbreitet hat, die auch in Deutschland gerne aufgegriffen wird.“ Nur dumm für Melnyk, dass sie selbst ihre hässliche Propaganda verbreiten und ihr Image verstärken, was allerdings gerade Sinn der Folterung war. Man muss annehmen, dass die Gefangenen getötet werden, um keine Zeugen des Verbrechens zu schaffen.

Solche Vorfälle, bei denen Kriegsgefangene getötet oder misshandelt werden, dürften auf beiden Seiten geschehen. So wurde nach Angaben des ukrainischen Militärs am Montag nach der Einnahme von Trostjanez die Leiche eines Mannes gefunden, der angeblich von russischen Soldaten gefoltert wurde. Krieg enthemmt, schließlich ist das Töten und Verletzen Alltag und menschliches Leben nichts mehr wert. Nach dem Kriegsrecht wäre auch eine demütigende Zurschaustellung von Kriegsgefangenen verboten, womit die ukrainischen Streitkräfte schon früh begonnen haben, die Russen haben nachgezogen. Nachziehen werden russische Soldaten und die Kadyrow-Einheiten sowie die Wagner-Milizen spätestens jetzt auch im Umgang mit ukrainischen Gefangenen, vor allem, wenn sie nationalistischen Milizen angehören. So schreitet die Verrohung fort.

Angeblich soll der Vorfall untersucht und Schuldige würden hart bestraft werden. Das sagte Oleksiy Arestovych, Berater des Präsidenten Selenskij, schnell nach Bekanntwerden des Videos.  Man kann allerdings davon ausgehen, dass nichts geschehen wird, die Milizen sind zwar zahlenmäßig nicht bedeutsam, aber konnten seit 2014, beginnend mit dem Maidan und dem Sturz der Janukowitsch-Regierung nach dem Abkommen über eine geregelte Nachtübergabe, die Politik maßgeblich mit beeinflussen und beispielsweise die Umsetzung des Minsker Abkommens verhindern.

Der Duma-Abgeordnete Vladimir Shamanov berichtete gestern, zwei der für die Misshandlungen der russischen Soldaten Verantwortlichen seien von einem russischen Kommando festgenommen worden. Nach seinen Worten werden sie nicht mit rechtmäßigem Verhalten rechnen dürfen: „Diejenigen, die unsere Soldaten gefoltert hatten, blieben nicht lange auf freiem Fuß. Unsere Kommandos brauchten drei Tage, um diese Drecksäcke zu fassen. Heute kriechen sie zu unseren Füßen und winseln um Gnade.“ Sie sollen einer Fangruppe des lokalen Fußballvereins Metalllist angehören, zwischen den rechtsnationalistischen Milizen und Ultras gibt es enge Beziehungen. Auch die Namen sind bekannt: Sergei Velichko, Spitzname „Chili“, und Konstantin Nemichev. Beide gehören der Kharkiw-Gruppe von Asow, genauer dem 226. Aufklärungs- und Sabotagebataillon der Streitkräfte der Ukraine.

Velichko war wohl der Anführer, dessen Person und brutales Verhalten deutlich macht, dass die Milizen extremistische und gewaltbereite Menschen sammeln und militärisch sowie ideologisch/rassistisch ausbilden. Viele Asow-Anhänger und Mitglieder anderer Milizen sind auch der neuen Bürgerwehr, der „Territorialverteidigung“, untergeschlüpft, wo sie auch mit Waffen ausgestattet werden und Befugnis zur Anwendung tödlicher Gewalt haben. Die vielen nun kampferprobten Militanten werden wie auch die ausländischen Kämpfer, die man ins Land holte, nach Ende des Kriegs ein großes Problem und Gewaltpotential für die Ukraine darstellen. Das hatte sich schon seit 2014 gezeigt.

Und Velichko macht noch etwas anderes deutlich. Präsident Selenskij hat, um bewaffneten Widerstand zu organisieren, alle Schleusen geöffnet. „Heute sind wir alle Freiwillige“, sagte er und adelte damit auch die sogenannten Freiwilligenverbände. Jeder, der in den Bürgerwehren tätig wird, sollte Schusswaffen erhalten. Interessierte Ausländer werden ohne größere Kontrolle und mit der Aussicht, die ukrainische Staatsbürgerschaft zu erhalten, ins Land gelassen, um an die Front zu gehen, darunter können Kriminelle oder eben auch Rechtsextremisten sein, die dann in der Ukraine militärisch geschult und zum Töten bereit mitunter wieder in die Herkunftsländer zurückkommen. „Jeder, der sich an der Verteidigung der Sicherheit in Europa und der Welt beteiligen möchte, kann kommen und sich Seite an Seite mit den Ukrainern gegen die Eindringlinge des 21. Jahrhunderts stellen“, so Selenskij auf der Werbe-Website Fight for Ukraine für die Fremdenlegion, wo auch „vital experience“ versprochen wird..

Und Selenskij hat auch die Gefängnisse geöffnet und kampferfahrenen Kriminellen freigelassen, wenn sie an den Kämpfen teilnehmen. Velichko verbüßte mit sieben weiteren Bandenmitgliedern seit Sommer 2021 eine Gefängnisstrafe wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung und Erpressung und kam mit Beginn des Kriegs frei, um dann legal seine Gewaltbereitschaft ausleben zu können. Seine „Karriere“ begann bei den Ultras und setzte sich in der Maidan-Bewegung und dann bis 2015 als Kämpfer der Milizen fort. Als Velichko und seine Komplizen vor Gericht standen, protestierten 3000 Nationalisten vor dem Gericht.

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11 Kommentare

  1. „Nach Angaben der zuständigen Behörden wurden alle an der Misshandlung russischer Soldaten beteiligten Personen bereits identifiziert, ihr Aufenthaltsort ist bekannt, und die Bestrafung steht unmittelbar bevor.
    ….
    Das russische Ermittlungskomitee hat ein Strafverfahren wegen versuchten Mordes eingeleitet, der in der Ukraine auf besonders grausame Weise begangen wurde.“

    https://cont.ws/@theblogger/2249196

    Und glaube keiner, die ATO-Strafbataillone seien mit den Menschen in der DLNR in den letzten 8 Jahren besser umgegangen.

    1. Ergänzung:

      „In der Gesetzgebung der „Neuen Ukraine“ selbst, oder besser gesagt in dem Teil davon, der nach dem 24. Februar erschien, als die wahnsinnigen Strafverfolgungsbehörden begannen, eine kannibalistische Entscheidung nach der anderen zu treffen, gibt es absolut unwiderlegbare Beweise dafür, dass Kriegsverbrechen, einschließlich Verstöße gegen die Genfer Konvention und andere internationale Verträge und Gesetze und Vorschriften, die Folterung von Gefangenen überhaupt keine „Exzesse“ sind. Es handelt sich keineswegs um einen „isolierten Vorfall“, für den im Nachhinein einzelne Soldaten der ATO oder Schläger der „Nationalen Sicherheitskräfte“ verantwortlich gemacht werden können. Sie ist eine staatliche Politik, die vom Parlament und dem Präsidenten des Landes gestaltet und gebilligt wird. Neben den konkreten Tätern müssen sich auch diejenigen verantworten, die diese Gräueltaten legitimiert haben.
      ….
      Alles, was Zelensky und seine blutige Bande später taten – die unkontrollierte Ausgabe von Zehntausenden von automatischen Waffen an den Pöbel, die Bildung der so genannten „territorialen Verteidigung“ aus ihren „besten Vertretern“ und die Gewährung völlig unbegrenzter Rechte, die es ihr erlaubten, die Zivilbevölkerung ungestraft zu „terrorisieren“ und zu vernichten – war nur eine Fortsetzung derselben Politik. Der Höhepunkt war jedoch die Verabschiedung des Gesetzentwurfs Nr. 7.145 über „Kampffreiheit“ durch die Werchowna Rada der Ukraine und die anschließende Billigung durch den Präsidenten. Der vollständige Name dieser Abscheulichkeit lautet: „Über die Änderung des Strafgesetzbuches der Ukraine und anderer Gesetze der Ukraine in Bezug auf die Definition von Umständen, die die Strafbarkeit einer Handlung ausschließen und die Kampffreiheit unter den Bedingungen des Kriegsrechts vorsehen.

      ….. nirgendwo im Gesetzestext wird erwähnt, dass „die Anwendung von Waffen und anderer Gewalt“ nur feindlichen Armeeangehörigen gestattet ist, die mit Waffen in der Hand Kampfaufgaben erfüllen. Buchstäblich jeder kann getötet, ausgeraubt, gefoltert und verstümmelt werden! Gefangene, Sanitäter, Journalisten (wenn sie „feindlich“ sind), Zivilisten und generell jeder Passant, dessen Aussehen den ATO-Soldaten oder „terroristischen Bombenlegern“ nicht zusagt. In der völlig verrückten, degenerierten und gewalttätigen Ukraine von heute kann jeder zum „Saboteur“, „Plünderer“ oder einem anderen „Kollaborateur des Aggressors“ erklärt werden. “

      https://topcor.ru/24728-posle-voennyh-prestuplenij-vsu-rossija-dolzhna-navsegda-likvidirovat-kievskij-rezhim.html

      Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

      Zwar ist auch aus anderen Armeen bekannt, daß Soldaten weitgehend Straffreiheit gewährt wird, aber ein so weitgehender Freibrief für jede Art von Verbrechen an praktisch jeder Person dürfte doch ein Novum sein. Ist das jetzt die Gesellschaft, die sich allerhöchster (nicht nur finanzieller) Zuwendung seitens des Westens erfreut?

      Dann steht dem Friedensnobelpreis ja nichts mehr im Wege.

  2. Nachvollziehen kann ich den Artikel nicht. Soll er ganz allgemein sagen, dass Krieg schlimm ist oder muss es so geschrieben werden, damit es ohne Deutsche Staatsanwalt bei Krass & konkret weitergehen kann? Ich habe jetzt nicht nachgesehen wie viel Z im Artikel sind, könnte „Problem“ geben.
    Als Erstes wird im Artikel aufgezeigt, wie „…russischen Kriegsgefangenen brutal misshandelten“ wurden. Es ist in der Tat abscheulich. Die Akteure werden genannt, Soldaten mit faschistischer Gesinnung, die das selbst gefilmt haben. Dadurch wurde der Botschafter Andrij Melnik widerlegt.
    „Melnyk schrieb: „Mariupol wird mutig verteidigt. Und zwar vom Asow-Regiment. Jetzt verstehen Sie, warum die Russen sich in die Hosen machen, wenn sie das Wort “Asow“ hören.“ Das ist wohl der Sinn solcher Videos. Es wird um so mehr wirken, wenn es stimmt, dass die russischen Soldaten fast noch Kinder sind.
    Dann „passiert“ der Text: „Solche Vorfälle, bei denen Kriegsgefangene getötet oder misshandelt werden, dürften auf beiden Seiten geschehen. So wurde nach Angaben des ukrainischen Militärs am Montag nach der Einnahme von Trostjanez die Leiche eines Mannes gefunden, der angeblich von russischen Soldaten gefoltert wurde. Krieg enthemmt, schließlich ist das Töten und Verletzen Alltag und menschliches Leben nichts mehr wert.“
    Was soll der Text? Da wird gesagt, dass auf beiden Seiten passiert solche Gräueltaten betrieben werden. Ist das der Sinn des Artikels oder, wie zu Anfang des Textes, es da belegbare Entgleisungen von den „Guten“ gegeben hat? Dann auch noch Behauptungen des „des ukrainischen Militärs am Montag“, das Militär, das behauptet, dass die Videos in Moskau gedreht wurden, als Beleg dafür angeführt werden, dass die Russen auch so handeln? Das könnte sicher so sein, aber war es das, was es hier zu berichtet galt?
    Da wird dann spekulativ gesagt „Nachziehen werden russische Soldaten und die Kadyrow-Einheiten sowie die Wagner-Milizen spätestens jetzt auch im Umgang mit ukrainischen Gefangenen, vor allem, wenn sie nationalistischen Milizen angehören. So schreitet die Verrohung fort.“ Das kann so sein und wird sicher so sein, was ist mit denen die ins Bein geschossen worden ist? Rache?
    Die Untersuchung der ukrainischen Justiz wird interessant sein, wenn sie nicht wie in Odessa und Maidan verläuft. Kann aber auch gut sein das wie beschrieben, verurteilte Verbrecher die freigelassen wurden, dafür verantwortlich sind. Da wäre dann schon klar, dass genau das passieren musste. Zum Frieden kann es auch kommen, mit General-Amnesty.
    Wieso ist es nicht möglich, wie bei den oder zu den Russen aufzuzeigen, was unrecht ist.

  3. Ich befürchte, viele der ausländischen Kämpfer, werden kein Gewaltproblem für die Ukraine darstellen, weil sie in ihre Heimatländer zurückkehren werden.

    Warum sollten sie in der Ukraine bleiben, wenn Mord und Totschlag vorbei sind?

    1. Einige ausländische Kämpfer könnten für ihre Heimatländer und deren Regierungen ein ganz erhebliches Problem darstellen.

      Bisher sind es nur Gerüchte, sie verdichten sich aber zusehends.

      In Mariupol wurden inzwischen mindestens 3 Helikopter abgeschossen, die versucht haben sollen, den/die Anführer von Azov herauszuholen, damit sie nicht den Russen in die Hände fallen.

      Dazu berichtet https://t.me/politadequate/6157

      „Erstens: Die Ukrainer haben in den letzten Tagen mehrere sehr hartnäckige Versuche unternommen, jemanden von dort zu evakuieren. Mir liegen Berichte vor, wonach drei ihrer Hubschrauber abgeschossen wurden………Die DNR und unser Verteidigungsministerium sagen, dass sie versuchen, die Asow-Kommandeure zu befreien.

      Zweitens: Macron ruft Putin mit Inbrunst und Beharrlichkeit an………Allein im März gab es mindestens sieben Anrufe. Und das Thema der Evakuierung von Mariupol kommt regelmäßig zur Sprache.

      Drittens: Derselbe Macron ……besteht darauf, dass er in Mariupol eine humanitäre, oder besser gesagt, eine Evakuierungsaktion von noch nie dagewesenem Ausmaß durchführen zu wollen…….

      Viertens: Gerade heute wird berichtet, dass der Chef des französischen Militärgeheimdienstes entlassen werden soll… …..

      Und auf all diesem Boden im Netz wird seit einigen Tagen leidenschaftlich darüber gerätselt, was für ein Monsieur in Mariupol sein könnte …….Seite an Seite mit dem größten menschlichen Abfall. Mit der Aussicht, uns lebendig in die Hände zu fallen und dem Ansehen von Belle France im Allgemeinen und Macron persönlich unabsehbaren Schaden zuzufügen.

      Die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahlen findet am 10. April statt. …“

      Könnte es sein, daß die Herren von Asov* ihre „Personal NATO Trainer“ dabei hatten?

      *Die sind ja inzwischen von der TIMES zu den wahren Patrioten promoviert worden, und man hat ihnen auch gleich den passenden Spruch in den Mund gelegt.

      “We are patriots – we’re fighting the real Nazis of the 21st century”

      https://archive.ph/ZiUQo

      Da könnte Goebbels noch was lernen!

  4. Über die Grausamkeiten der „ukrainischen Helden“ schweigen in Deutschland die Medien, der Westen ist der Hort des Gutmenschentums, so, wie Biden eine wahre Friedenstaube ist – und, so wahr die Erde eine Pizzaform hat.

  5. Das kann ja alles nicht stimmen, weil – Selenski ist jüdischer Herkunft. Das jedenfalls das hart schlagende Argument, das mir entgegengeschleudert wird, wenn ich drauf beharre, dass das mit der Entnazifizierung nicht bloss ein frei erfundener Vorwand ist, um militärisch wild, wie es stets heisst ‚wahllos‘ um sich zu schlagen.

  6. Natürlich ist es am einfachsten, wenn man beide Seiten gleich schlecht stellt. Neben konkreten Verweisen auf die ukrainischen Kriegsverbrechen scheinen selbige bezogen auf die Russen mir aber nicht ersichtlich! Aber das scheint ja nur eine Nachlässigkeit des Kommentators zu sein? Oder will er deutlich machen, dass er da keinen Unterschied macht? Schließlich wurden Russen schon mal früher als „Untermenschen“ bezeichnet. Es ist klar, dass man von keiner am Krieg beteiligten Seite eine wahre Information bekommen wird. Da stehen Interessen dagegen. Um so mehr sollte man sich bemühen, seine Aussagen zu belegen. Und das fehlt hier! Enttäuschend!

  7. Eben da, wo der Wald am dichtesten und tiefsten war und eine andere Straße die unsere kreuzte, sah ich unvermittelt aus dem Nebel dort vorn, vor uns, an der Kreuzung der beiden Straßen einen Soldaten bis zum Bauch im Schnee versunken stehen: Er stand da, aufrecht, regungslos, den rechten Arm ausgestreckt, uns die Richtung zu weisen. Als wir an ihm vorüberfuhren, hob Schultz die Hand an den Schirm seiner Mütze, wie um ihn zu grüßen und ihm zu danken. Dann sagte er: „Das ist noch einer, der gerne in den Kaukasus möchte“, und er begann zu lachen und lehnte sich dabei tief in seinen Sitz zurück.
    Nach einem weiterem Wegstück kam abermals eine Straßenkreuzung, und wieder tauchte ein Soldat vor uns auf, ebenfalls tief im Schnee versunken, den rechten Arm ausgestreckt. „Sie werden vor Kälte sterben, diese armen Teufel“, bemerkte ich. Schultz wandte sich und schaute mich an. „Keine Gefahr“, sagte er, „dass sie vor Kälte sterben“, und er lachte. Da fragte ich ihn, weshalb er glaubte, dass diese armen Teufel keine Gefahr liefen, zu Tode zu frieren. „Weil sie sich jetzt an die Kälte gewöhnt haben“, antwortete Schultz. Und er lachte und schlug mir mit der Hand auf die Schulter. Er brachte den Wagen zum Stehen und wandte sich lächelnd zu mir: „Wollen Sie ihn aus der Nähe anschauen? So können Sie ihn fragen, ob er friert“.
    Wir stiegen aus und näherten uns dem Soldaten. Er stand da, aufrecht, regungslos, den rechten Arm ausgestreckt, uns die Richtung zu weisen. Er war tot. Seine Augen standen weit aufgerissen, der Mund leicht geöffnet. Es war ein toter russischer Soldat.
    „Das ist unsere Verkehrspolizei“, sagte Schultz. „Wir nennen sie die >stummen Polizisten<."
    "Sind Sie sicher, dass er nicht spricht?"
    "Dass er nicht spricht? Ach so! Versuchen Sie ihn zu fragen."
    "Es ist besser, ich versuche es nicht; ich bin sicher, dass er mir antworten würde."
    "Ach, sehr amüsant!" bemerkte Schultz lachend.
    "Ja, sehr amüsant, nicht wahr?" Dann setzte ich mit gleichgültiger Miene hinzu: "Wenn ihr sie hier auf diesen Platz bringt, sind sie da tot oder lebendig?"
    "Lebendig natürlich", erwiderte Schultz.
    "Und dann erfrieren sie natürlich!", sagte ich.
    "Nein, nein, sie erfrieren nicht! Sehen Sie hier." Und Schultz zeigte auf einen Blutstropfen, einen Tropfen roten Eises, an der Schläfe des Toten.
    "Ach so! Sehr amüsant."
    "Sehr amüsant, nicht wahr?" meinte Schultz. Dann fügte er lachend hinzu: "Schließlich müssen doch die russischen Gefangenen zu etwas zu brauchen sein."
    aus: Kaputt, Curzio Malaparte, WK2

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