Bislang ist nicht bekannt, dass die Mutante gefährlicher ist und nicht mit den Impfstoffen bekämpft werden kann. Die verhängten Einreiseverbote scheinen überzogen zu sein.
In Großbritannien hat sich eine neue Variation von Sars-CoV-2 ausgebreitet. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat die Stimmung angeheizt, als er sagte, die neue Virusmutation sei “außer Kontrolle”. Premier Boris Johnson zog nach und bezeichnete die neue Variante als 70 Prozent ansteckender, um vor dem Ende der Brexit-Verhandlungen neue Lockdownmaßnahmen zu verkünden: “Wenn das Virus seine Angriffsmethode verändert, müssen wir unsere Abwehr verändern.”
Folge war, dass Massen sich auf den Bahnhöfen drängelten, um noch aus London herauszukommen. Andere Länder wie Deutschland verhängten schnell Einreiseverbote, um das Virus von der eigenen Bevölkerung fernzuhalten. Frankreich untersagte sogar Frachttransporte aus Großbritannien.
Bekannt ist, dass VUI2020/12/01 – Variant Under Investigation – mit 17 Mutationen auftritt, darunter auch am Spike-Protein, mit dem sich das Virus an den menschlichen ACE2-Rezeptor andockt. Das könnte, muss aber nicht, zu einem höheren Infektionsrisiko führen. Eine der Mutation ist bei dem Virus auch in Südafrika aufgetreten, wo bereits 90 Prozent der Infektionen durch diese Mutante geschehen.
Ob die neue Variante, die von Covid-19 Genomics UK (COG-UK), das in Großbritannien Sars-CoV-2-Vorkommen sequenziert, entdeckt wurde, deutlich gefährlicher ist, wie manche vermuten, ist nicht geklärt. Die Mutante trat zwar zeitlich mit der wachsenden Inzidenzrate auf, aber das ist nur eine Korrelation. Entdeckt wurde sie im September und tritt vor allem in Südostengland auf, auch in London. Bis zu 20 Prozent der Infizierten tragen bereits die Mutante mit sich herum.
Erst vor kurzem wurde eine Mutante bei Nerzfarmen entdeckt, von der auch Menschen infiziert waren. In Dänemark wurden nach vorhergehendem Hinauszögern in einer vermutlich rechtlich nicht sauberen Blitzaktion seitens der Regierung Millionen von Nerzen getötet und verscharrt. Da die Leiber aber wieder aus der Erde hervortrieben, müssen sie nun verbrannt werden. Ungeklärt ist, ob die Nerze von Menschen oder Menschen von den Nerzen angesteckt wurden. Eine gefährlichere Variante war es nicht.
Mutationen geschehen fortwährend
Das RNA-Virus ändert sich allerdings ständig und hat schon Tausende von kleineren Mutationen durchlaufen. An ihnen lässt sich die Ausbreitungsdynamik erkennen. Eine Mutationsdiversität wurde auch bei den Viren in Infizierten entdeckt. Schon im Frühjahr waren drei Stämme entdeckt worden, die sich in Asien, in Europa und in den USA ausbreiteten. Die Variante A war am nächsten mit dem Coronavirus aus Fledermäusen verwandt und wurde bei chinesischen und amerikanischen Infizierten gefunden. In Wuhan gab es zwar auch die Variante A, hier überwog allerdings wie auch in Ostasien die Variante B. Ein Abkömmling von B, die Variante C, fand sich aber nicht in China, sondern bei Europäern, Australiern und Amerikanern, mitunter auch in Südkorea, Singapur und Hongkong, wo sie vielleicht eingeschleppt wurde. Gut möglich, dass Variante C aggressiver gewesen ist als A oder B.
Bislang gibt es keine Hinweise, dass die Mutationen der neuen Variante im Spike-Protein die Wirksamkeit der Impfstoffe beeinträchtigen können. Impfstoffe lösen eine breitere Immunantwort aus und werden nicht unwirksam, wenn einzelne Merkmale sich ändern.
Aber es könnte natürlich sein, dass Sars-CoV-2 sich doch so schnell verändert, dass wie bei der Grippe jährlich ein neuer Impfstoff entwickelt werden muss. Und es könnte sein, dass die einsetzende Massenimpfung einen Mutationsdruck auf das Virus ausübt. Aber Mutationen könnten die Pathogenität sowohl verstärken, als auch schwächen.
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