Olena Selenskij: Wir zählen nicht die Pennies, sondern die Opfer

Olena Selenskij, „Geheimwaffe der Ukraine“?Bild: president.gov.ua

Die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenskij versucht wieder moralischen Druck auszuüben. Angesichts der Vorfälle um das AKW Saporischschja ist das eher zynisch, wenn die Ukraine den Westen weniger verteidigt, sondern zu gefährden scheint.

In einem Interview mit BBC versucht Olena Selenskij – die „Geheimwaffe der Ukraine“, so der Atlantic Council begeistert – ganz im Stil der ukrainischen Regierung und ihres Mannes, die Unterstützerstaaten und ihre Bevölkerung moralisch unter Druck zu setzen: „Während ihr anfangt, die Pfennige auf eurem Konto oder in eurer Tasche zu zählen, tun wir das gleiche und zählen unsere Opfer.“ Moralischen Druck erzeugt natürlich auch ihr Mann, der ukrainische Präsident. Aber die moralische Überlegenheit des angeblich unschuldig Angegriffenen, wird zunehmend durch Aktionen von Kiew in Frage gestellt.

So werden immer wieder Wohngebiete in den „Volksrepubliken“ und den besetzten Gebieten angegriffen. Und im Umgang mit dem größten europäischen AKW Saporischschja sieht alles danach aus, als ob Kiew jetzt sogar mit einer nuklearen Katastrophe spielt, um die Unterstützung zu verstärken und Russland weiter als Terrorstaat zu dämonisieren. Selenskij rügte die IAEA, nicht im Sinne von Kiew gehandelt zu haben, während die ukrainischen Truppen sicher mit seinem Wissen und auf seinen Befehl das AKW Saporischschja und die angrenzende Stast Energodar seit Wochen beschießen und schon dreimal auch versucht haben, das AKW anzugreifen und zu erobern. Das erhöht nicht nur das allgemeine Risiko für einen Atomunfall, sondern auch das für das IAEA-Team. Das AKW wurde zu Beginn des Kriegs von Russland besetzt, bis vor wenigen Wochen war das kaum ein Thema.

Erstaunlich, dass man im Westen sich weiterhin meist hinter der lapidaren Meinung versteckt, dass Russland und Ukraine sich gegenseitig beschuldigen, für den Beschuss verantwortlich zu sein, ohne weiter nachzubohren. Das spricht für einen Scheuklappenblick, weil man es einfach nicht für möglich hält, dass die „gute“ Ukraine im Kampf gegen das „böse“ Russland ebenfalls zu perfiden Mitteln greift, wenn man das nicht gleich als Mittel zur Desavouierung des Gegners für gut heißt, auch wenn es um die erste nukleare Katastrophe in einem Krieg geht.

Ungeachtet der möglichen Gefahr durch die Ukraine verlangt der Parteivorstand der Grünen – „Volle Solidarität mit der Ukraine“, also Augen zu und durch – verstärkte Waffenlieferungen aus Deutschland. Risiken scheinen egal zu sein, man schaut lieber voller Moral fürs Militärische gar nicht hin. Nachdenklichkeit stört nur die Entschlossenheit.

Bild: Ukrainisches Verteidigungsministerium

Kiew macht die Anwesenheit von Militär im AKW für das Risiko verantwortlich und fordert eine Demilitarisierung und die Übergabe des AKW an Energoatom und die ukrainische Regierung. Selenskij kritisierte, dass die IAEA keine internationalen Journalisten zum AKW mitnahm. Nach russischer Aussage seien diese nicht wie angeblich vereinbart vorher angemeldet gewesen, hingegen seien 60 internationale Journalisten über Russland am AKW gewesen. Selenskij behauptete auch, Russland würde das IAEA-Team täuschen und Mitarbeiter zum Lügen zwingen, blieb aber Beweise schuldig.

Das erste Ergebnis des IAEA-Teams ist, dass die Sicherheit bislang primär durch den Beschuss gefährdet ist, durch den auch bereits Gebäude beschädigt und Leitungen zerstört wurden. Von wem die Artillerieangriffe ausgehen, sagte IAEA-Chef Grossi nicht, aber es spricht alles dafür, dass die ukrainischen Truppen das AKW und die Stadt Energodar beschießen, um etwa zu demonstrieren, welch hohes Risiko von der militärischen Besetzung ausgeht. Russland und Ukraine spielen mit dem AKW nicht nur um die Gefährdung, die von einem AKW für die umgebenden Ländern ausgehen kann, und werfen sich wechselseitig nukleare Erpressung vor, es geht auch um mehr: Das AKW war für 30 Prozent der ukrainischen Stromversorgung verantwortlich und die hoch verschuldete und eigentlich zahlungsunfähige Ukraine würde gerne überschüssigen Strom an die EU verkaufen, Russland will hingegen das AKW vom ukrainischen und europäischen Stromnetz abklemmen, um die Krim und die besetzten Gebiete mit Strom zu beliefern.

Was die ukrainische Führung aber vor allem besorgt, ist, dass das Personal des AKW nicht mitspielt und Mitarbeiter zu Kollaborateuren geworden sind. Kiew hatte gesagt, dass das Personal misshandelt, bedroht, gefoltert und vergewaltigt worden sein soll, um Lügengeschichten zu erzählen. Grossi bestätigte dies nicht. Das Personal habe eine Kooperationsmöglichkeit (cohabitation) mit den russischen Nuklearexperten von Rosatom gefunden, das AKW professionell weiter zu fahren. Das aber wäre für Kiew wohl bereits eine Kollaboration, die bestraft werden müsste, es wird allerdings auch die Lesart angeboten, dass das verbliebene Personal deswegen weiterarbeitet, um für die Sicherheit zu sorgen. Grossi kündigte eine „dauerhafte Präsenz“ an, was Russland und die Ukraine begrüßten.

Der Betrieb mache ihm weniger Sorgen, sagte Grossi zudem am Freitag, Russland habe auch nicht den Zugang zu Orten verweigert, die das Team besichtigen wollte. Die Gefahr gehe vom Beschuss aus, der die Kühlsysteme beschädigen und damit den Austritt radioaktiver Strahlung verursachen könne.

Allerdings ist am Samstag die einzig verbliebene Hauptleitung aufgrund erneuten Beschusses ausgefallen, berichtete die IAEA. Von den zwei noch laufenden Reaktoren musste einer abgeschaltet werden, mit einer Reserveleitung kann der verbliebene Reaktor aber die Kühlsysteme und andere Sicherheitssysteme betreiben sowie Haushalte und Firmen versorgen. Die IAEA-Mitarbeiter hätten über den Vorgang direkte, schnelle und zuverlässige Informationen erhalten. Das  belege die Bedeutung der permanenten Präsenz, sagte Grossi. Allerdings heißt es, die Mitarbeiter würden das AKW bereits am 6. September verlassen. Man sei auch in engem Kontakt mit dem ukrainischen AKW-Betreiber. Wieder wurde auf die Gefahren durch den Beschuss verwiesen. Getroffen wurden das Lager für Brennstäbe, die Ventilationsröhre des Sondergebäudes 1 sowie ein Ausbildungsgebäude. Das Team prüfe die Sicherheitssysteme und den Betrieb, und werde sich auch mit den Arbeitsbedingungen des Personals beschäftigen. Grossi bemüht sich um eine neutrale Haltung, aber ist offenbar skeptisch gegenüber der Ukraine. In Energodar hatte er einen Aufruf von Bewohnern erhalten, die die Einstellung der ukrainischen Angriffe forderten.

Nach dem russischen Verteidigungsministerium wurden 8 mit Sprengsätzen bewaffnete Drohnen durch elektronische Kriegsführung abgewehrt, die sich dem AKW trotz der Präsenz der IAEA-Mitarbeiter nähern wollten. In der Nacht auf Samstag sollen 42 Schnellboote mit 250 ukrainischen Soldaten wieder versucht haben, zur Stadt Energodar und zum AKW zu gelangen. Der Angriff sei wie die Vorhergehenden zwei abgewehrt worden. Die Stadt sei auch wieder beschossen worden. Russland hatte vor dem Besuch der IAEA-Delegation Truppen vom AKW abgezogen, was die Angriffsversuche der ukrainischen Truppen motiviert haben könnte. Am Sonntag gab es keinen Beschuss auf Energodar und das AKW.

Gefragt, was sie den Briten sagen würde, die wegen des Ukraine-Kriegs steigenden Preisen ausgesetzt seien, sagte die Besitzerin einer Luxus-Villa in der Toskana am Meer: „Ich verstehe, dass die Situation sehr hart ist. Aber ich erinnere an die Zeit der Covid-19-Epidemie, die uns noch immer begleitet, als es Preissteigerungen gab, war die Ukraine auch betroffen. Die Preise steigen auch in der Ukraine, aber zusätzlich werden unsere Menschen getötet. Wenn ihr also beginnt, Pennies auf eurem Konto oder in eurer Tasche zu zählen, machen wir dasselbe und zählen unsere Opfer.“

Die Argumentation ist nur schlüssig, wenn die Ukraine tatsächlich einen Proxy-Krieg für den Westen ausführt, also die Ukraine  das Bollwerk des Westens wäre, um den russischen Einfluss abzuwehren. Aber wird Europa, Deutschland oder der Westen in der Ukraine verteidigt oder nur bestimmte Interessen, die keine neutrale Ukraine wollen? War die Invasion unprovoziert? Gibt es nur ein russisches Machtgelüste, aber keines der USA und der Nato? Nachgefragt wird nicht, weswegen die Ukraine, anstatt in Gespräche zur Beendigung des Kriegs einzutreten, Menschen opfert und dies den Menschen der westlichen Ländern vorhält.

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50 Kommentare

  1. Ja, die Dame ist eine herausragende moralische Instanz. Sie läßt sich nebst koksendem Göttergatten in Champagnerlaune für Vogue ablichten während auf dem Schlachtfeld die Därme spritzen. Sie erzählt etwas von Pfennigen zählen als führende Persönlichkeit der zur Zeit unersättlichsten Kleptokratie Europas. Man möchte sich fast wünschen das Putin dieses Geschwerl erschlägt.

    1. Nicht nur „fast“. Täglich Selenskji, Kuleba, Schmygal – wenn jetzt Russland nicht endlich harte Fakten schafft, dann werden wir das alle terrorisierende Gesindel, nie los!

  2. Der letzte Absatz im Artikel von Herrn Rötzer spricht genau das Problem der alten EU um Deutschland und Frankreich an. Wer nicht ehrlich ist, dem fallen seine Lügen früher oder später auf die Füße.

    Dadurch das nur der Herr Jung den Botschafter Melnyk und damit die Ukraine auf ihre moralische Sauberkeit geprüft hat und für nicht genügend empfunden hat, besteht immer noch ein total falsches Bild in der EU. Es ist die Ethnien diskriminierende Politik in der Bevölkerung der EU nicht bekannt, der Bürgerkrieg wird seit Jahren nicht wahr genommen, die Verbote von Parteien, Presse, Fernsehen und die Verfolgung, Verhaftung, Folterung hin bis Tötung von Oppositionellen ist hier nicht bekannt. Auch die täglichen Kriegsverbrechen der ukrainischen Armee kennen viele hier nicht. Das die Ukraine als ein Parteien Republik im heute quasi eine faschistische Diktatur ist, spricht keiner klar aus.

    Die Mitschuld der USA, NATO und EU an diesem Krieg durch Ausbildung, Vorbereitung, Waffenlieferung und strategische Unterstützung ist für die Bürger der EU gut ein gut gehütetes Staatsgeheimnis. Das us-amerikanische NGO´s und Strategen eigentlich seit Jahrzehnten diesen Krieg planen und vorbereiten kann sich kein Westeuropäer vorstellen. Brezynsky, G.Friedman, Affairs Concil sind Begriffe für einen ganz kleinen Insiderkreis von Friedensfreunden und NATO-Gegnern. Die vielen Kriege, Völkerrechtsverbrechen und Vertragsbrüche der USA sowie der NATO, zeigen ein Verteidigungsbündnis welches sich nicht durch gelebte Friedfertigkeit nach außen darstellt.

    All diese genannten Punkte finden keine Erwähnung in den heutigen MSM. Dieses Politikversagen und die Nichtbeachtung Themen durch den Journalismus führt zu der grotesken Situation, dass hier Forderungen mit Behauptungen gegen Europa gestellt werden können, die auf Geschichten des besten Hollywood bestehen aber nichts mit der Realität zu tun hat. Die Dame eines Schauspielers spielt ihre Rolle in sicherer Entfernung zur Ukraine im Sinne der US-Neocons gut.

    Europa ist in die Falle der USA getappt, zu glauben, der Krieg gegen Russland sei leicht gewinnbar und die Sanktionen besonders SWIFT schaden der RF so, dass es zu einer massiven Rezession, Geldentwertung und Arbeitslosigkeit kommt. Gleichzeitig soll aber Gazprom und Co die Rohstofflieferverträge erfüllen und die gezahlten Beträge bleiben eingefroren in Europa liegen. Der russische Staat wäre international total isoliert, bekäme keine Waren und kann nichts exportieren. NGO´s und Think Tanks gingen von idealen Bedingungen aus und waren überzeugt durch ihre monetäre Denkweise, dass RF mit einem BIP ähnlich wie Italien sehr schnell alles zusammen bricht. Man rechnete fest ab Sommer spätestens im Herbst mit gewaltigen Protesten.

    Die US-Generäle sind von einer ganz anderen Kriegsführung der russischen Armee ausgegangen. Man war sich sicher, die Russen bomben die ganze Ukraine in die Steinzeit und sind dann in der Ukraine so beliebt, wie die US-Boys in Afghanistan oder Irak. Die Russen greifen mit massiven Panzer- und Infanteriekräften den Bereich im Donbas an, den die UKs über 8 Jahre besonders gut befestigt hatten. Das wäre eine unvorstellbare Material- und Menschenschlacht unter Brüdern geworden. Die Armeeführung in Moskau hätte immer mehr Regimenter hinter her schicken müssen, was das Ergebnis nicht besser für si gemacht hätte. Die Russen, die Ukrainer und auch in der Zivilbevölkerung hätte es mehrere hunderttausend Tote gegeben. Der Hass auf die russische Armee wäre in der Ukraine riesig gewesen und die Partisanentaktik hätte in den eroberten Gebieten auch gegriffen. Durch die geringen Erfolge und immer größeren Verluste hätte es nach wenigen Wochen eine Generalmobilmachung gegeben, was zu noch höheren Verlusten der Russen führt, wenn unerfahrene Soldaten in eine Sturmangriff verheizt werden. Außerdem lieferte der amerikanische Auslandsgeheimdienst falsche Informationen zu den möglichen Materialbeschaffungen. Die Voraussagungen der Experten war, das nach 2 spätestens 3 Monaten die russische Armee vor riesigen Nachschubprobleme steht. Die Kriegskosten wurden ähnlich hoch berechnet, wie US-Kriege im Irak, doch wurde dabei nicht verstanden, dass die Betriebe, die eingesetzten Materialien alle aus Russland kommen und dem Staat mehrheitlich gehören. Nach recht kurzer Zeit sollte Putins Kriegskasse gesprengt sein, weil er keine Dollar hat.

    Was die NGO´s in Grundwerte in Richtung Kriegsführung, Materialbeschaffung, Wirtschaft innerhalb Russlands, Ex- und Import von Waren bei diesem Krieg geplant hatten, war ein schönes Hollywoodmärchen. Russland hatte seit vielen Jahren begriffen, dass es zu diesem Krieg kommen soll. In ihrer Außenpolitik konsolidierten sie ihre Freundschaften, Beziehungen zu anderen Staaten auf der Welt. Dabei half ihnen ihr guter Ruf aus Sowjetzeiten und ihre Verbindlichkeit/ Vertragstreue sowie die Achtung des Völkerrechts. Die militärischen Stäbe entwickelten Pläne wie sie mit wenig Mitteln den Krieg gewinnen können, die russische Ethnie befreien können, die Krim schützen und wieder an Wasser anschließen, die Ultranationalisten und die ukr. Armee durch ihren langsame Vorgehensweise zermürben und zermahlen. Außerdem wollte die russische Generalität westliche Waffen, Systeme und Strategien unter harten Bedingungen kennen lernen.

    Die US-Amerikaner, die NATO und die EU-Führung viel auf ihre eigene Propaganda rein (der Russe ist schwach), hatte kein militärisch, strategisches Vorstellungsvermögen jenseits ihrer eigenen Kriegsführung und war zu den wirtschaftlichen Verhältnissen und Möglichkeiten der Russen total falsch informiert. Es wurden Prognosen erstellt, welche dem Wunsch der Auftraggeber entsprach. Hinzu kommt eine falsche Einschätzung von der Weltgemeinschaft. Der Glaube an die eigene moralische Vollkommenheit, das Vergessen der eigenen Verbrechen in der Kolonialzeit und in der letzten Zeit führte zu einer Selbstüberschätzung in Richtung Sympathiewerte und Gefolgschaft des Wertewestens. Rund 80% der Länder beteidigen sich nicht an den Sanktionen des Westens.

    Alle beauftragten Prognosen zu diesem Krieg ging von einem sehr heftigen Verlauf mit hohen beidseitigen Verlusten aus. Nach deren Expertise verlieren die Russen den Krieg und Gebiete (Krim), damit wird Putin und seine Regierung gestürzt und es kommt eine us-freundliche Regierung in Moskau an die Macht. Mit Jelzin2.0 gehören der USA und dem Westen wieder alle Ressourcen. Das nie wieder ein Putin 2.0 am Polithimmel in Moskau erscheint, wird Russland in viele kleine Staaten aufgeteilt.

    Wie sich diese US-Strategen die vorstellen, zeigt eine Karte in einem Artikel von M. Bröckers.

    https://www.broeckers.com/2022/06/30/notizen-vom-ende-der-unipolaren-welt-35/

  3. Glaube sofort, dass diese Trulla keine Pennies zählt. Hat sie gar nicht nötig. Oder wie war das nochmal mit Кварталь 95 und den ganzen Offshorekonten?

    1. Die erste Frage, die ich als Journalist der Geheimwaffe der Ukraine stellen würde, wäre:
      „Wieviel Millionen Dollar sie und ihr Ehemann von den 40 Millionen Dollar von Panama Papers schon an ihre geliebte Heimat gespendet haben?“

      Und jetzt weiß jeder hier, warum meine Karriere als Journalist bei ARD, ZDF, RTL nichts geworden ist.

      1. weiß man denn jetzt definitiv, ob und wieviel er wirklich via PP hat?
        (an den Unterschied zwischen Verdacht und Beweis sollten auch wir uns hier halten, drum die Frage)

        1. Hi xyz,

          du hast Recht, bei solchen Behauptungen sollte man mit Quellen arbeiten.
          Ich hatte wohl zweimal von 40 Millionen gelesen, ist aber schon eine Weile her.

          Habe nochmal im Internet geschaut:
          „Nach dem Wechsel auf Kolomoiskijs Fernsehkanal „1+1“ gründeten Selenskij und seine engsten Mitarbeiter Borys und Serhij Schefir und Andrij Jakowlew ab 2012 ein Geflecht von Offshore-Firmen, darunter die Firma „Maltex“ auf den Britischen Jungferninseln. Diese hielt wiederum die Hälfte an der Produktionsfirma „SVT“, die für „1+1“ das TV-Format „Bring den Komiker zum Lachen“ produzierte. Dafür erhielt sie 1,2 Mio. Dollar von der „Sprintex-Holding“, einem ebenfalls offshore ansässigen Unternehmen, das zum Firmengeflecht von Kolomoiskij zählt. Dieser steht unter Verdacht, als Eigentümer der 2016 verstaatlichten „PrivatBank“ große Summen durch faule Kredite an eigene Auslandsfirmen verschoben zu haben, um sie vor dem Zugriff der ukrainischen Steuerbehörden zu schützen.

          So sollen vor der Verstaatlichung auch 41 Mio. Dollar von der „PrivatBank“ auf das Konto von Selenskijs Produktionsfirma „Kwartal 95“ überwiesen worden sein. Die Überweisung erfolgte über die zypriotische Filiale der „PrivatBank“. Diese Überweisung wurde als „contribution to capital“ gekennzeichnet und nicht als Entgelt für eine Leistungserbringung. Somit war das Unternehmen von Steuerzahlungen über diese Summe befreit.“

          https://www.internetz-zeitung.eu/6940-selenski-und-der-oligarch-der-ihn-an-die-macht-puschte

          Bei der Handelszeitung Schweiz vom 04.10.2021 wird Selensky ohne Angaben der Höhe genannt.

          1. aha! vielen Dank.

            d.h. am nächsten einem Nachweis käme die zypriotische Überweisung und die Meldung der Schweizer, die aber noch nicht spezifisch ist.

            Leider kenn ich mich in diesen finanziellen Feinheiten nicht aus.
            Wie könnte S. mit „contribution to capital“ beispielsweise operieren und es weiter investieren, ohne sich in Finanzdingen schuldig zu machen?

            usw.

            Interessanterweise gab es vor ein paar Jahren noch in der SZ (die ich mit 24.2. aufhörte zu lesen) einen kritischen Text, in dem diese Verbindungen so weit nachweisbar, dokumentiert wurden, aber eben nicht bis ins letzte Glied zu S. zurückverfolgt werden konnten.

            Frage mich auch: wurde in den Redaktionen nach dem 24.2. bewusst die Recherche in diese Richtung eingestellt? Denn die Reporter liebten die Panama Papers bis zum 24.2. dann war Sense.
            (was ich wiederum affig fand, es reicht doch wenn sie sich hierzulande das deutsche Aktienrecht näher ansähen oder regelmäßig über Gesetze berichteten, die nicht in den Ministerien formuliert werden, sondern „extern“.)

            (ich weiß nicht, was ich von diesem Präsidenten halten soll. Einerseits hält er diese ganz ganz schlechten Reden auf Churchill im Parlament – das war nur peinlich – andererseits setzt er sich diesen Faschos aus und riskiert mit Kolomoiskij sich anzulegen. Da gehen Eitelkeit, Aufrichtigkeit, Größenwahn, Naivität, Machtlosigkeit und Opportunismus eine haarsträubend merkwürdige Kombo ein.)

    2. Die Pennies der westlichen Sponsoren, mit denen das ukrainische Vogue-Model unzufrieden ist, betragen allein aus den USA seit Februar § 110 Millionen PRO TAG.
      Allerdings sind auch manche Sponsoren nicht ganz zufrieden damit, dass von den gelieferten Waffen anscheinend nur ca. 30% an der Front ankommen.

      CBS hatte dies direkt an ukrainischen Frontlinien, auch im Donbass, recherchiert und dazu die Doku „Arming Ukraine“ veröffentlicht, musste dann aber aufgrund der wertewestlichen „Pressefreiheit“ Selbstzensur betreiben.
      Auf YouTube findet sich „Arming Ukraine“ noch:
      https://www.youtube.com/watch?v=ZWzxbS8eUKc

      Darin kommt auch der Gründer der Mozart Group, dem amerikanischen Pendant zur russischen Gruppe Wagner, ausführlich zu Wort.
      Laut Wall Street Journal kümmert sich die Mozart Group intensiv um Asow-Einheiten.

      1. die heißen „Mozart“! echt jetzt? Denen ist ja nix heilig…
        (Sollten nur aufpassen, dass sie nicht versehentlich eine Rimski-Korsakow-Group gründen.)

              1. normalerweise bin ich Spätaufsteher. Du stündest also ganz alleine an der Front. Ohne Feind.
                Wie die Römer bei den Briten im Asterix-Comic: Tea-Time, wir gehen jetzt.
                Und ich habe, welch Zufall, vor Kurzem tatsächlich erst Salzburger Mozartkugeln erhalten (die blauen). Im Unterschied zu Reber(ane), sind die blauen das Original. Die fliegen auch besser.
                Ich war auch mal lustiger.

  4. The Muppet Show!

    Walter van Rossum hat mit Dirk Pohlmann und Mathias Broeckers auf einen alten Balkon sitzend gen Westen in den Sonnenuntergang schauend ein Gespräch geführt.

    Die weisen alten Männer sagen nichts neues.

    Das Gespräch lebt von ganz viel Empathie, Lebenserfahrung, Wut und Verzweiflung.
    Es sind Männer, die der Welt was zu sagen haben.
    Solche Männer braucht das Land!

    https://www.broeckers.com/2022/08/27/europas-selbstmord/

  5. Die Briten bzw. Britische Berater haben selinski dazu gebracht die Arbeitnehmerrechte komplett nach ihren Wünschen zu ändern, das heißt das der failed State Ukraine seine Bürger der „postmodernen Sklaventum“ freigegeben hat. Die Rada hatte sich anfangs dagegen gestemmt, alle Oppositionskräfte wurden verbannt bis schlussendlich eine einstimmige Mehrheit das Gesetz verabschiedete (Motivationszahlungen wohl mit inbegriffen).
    Selenski und seine Partei „Diener des Volkes“ betreiben Hochverrat, während sie in Millionen schwimmen, sollen Millionen für ihren Verrat leiden!

  6. Dem Thomas Röper von Anti-Spiegel ist ein angebliche Geheimdokument mit niedriger Geheimhaltungsstufe aus der USA zugespielt worden. Dies hat er am 01.September 2022 bereits in einem Artikel „Mit Hilfe der Grünen: Die USA planen die Zerstörung der deutschen Wirtschaft“ (3).
    Thomas Röper kann nicht dieses interessantes Dokument auf Echtheit verifizieren. Er vermutet das dieses Dokument bei dem NGO (ca. 400 Millionen Dollar Jahresumsatz bei 1700 Mitarbeitern) RAND Corporation entstanden sein könnte. Wenn es tatsächlich von RAND Corporation kommt, wäre es ein dicker Hund. Herr Röper versucht die Echtheit über seine Kontakte zu prüfen. RAND Corporation war sehr stark mit Dokumenten in die Vorbereitung des Ukraine-Russland-Krieges involviert und hat Planungen dafür mit entwickelt, siehe das hier schon mehrfach erwähnte RAND Corporation Paper 2019 (1).

    Dicker Hund weil, das Papier stammt angeblich vom Januar 2022 also vor Beginn des Krieges.
    Es steht in diesem Dokument drin, dass die USA wirtschaftliche Schwierigkeiten hat und diese Schwierigkeiten sollen überwunden werden, in dem Deutschland und Europa geschwächt werden soll und als Importeur für die USA einspringen soll, so dass ein Geldfluss von Europa nach der USA stattfinden soll.

    Röper hat direkt aus den Dokument übersetzt:
    „Eine Verringerung der russischen Energielieferungen – im Idealfall ein völliger Stopp dieser Lieferungen – hätte katastrophale Folgen für die deutsche Industrie. Die Notwendigkeit, erhebliche Mengen russischen Gases für die Beheizung von Privathaushalten und öffentlichen Einrichtungen im Winter umzuleiten, wird die Engpässe weiter verschärfen. Stilllegungen von Industrieunternehmen werden zu Engpässen bei Komponenten und Ersatzteilen für die Produktion, zum Zusammenbruch der Logistikketten und schließlich zu einem Dominoeffekt führen. In den größten Betrieben der Chemie-, Metallurgie- und Maschinenbauindustrie ist ein völliger Stillstand wahrscheinlich, da sie praktisch keine freien Kapazitäten haben, um den Energieverbrauch zu senken. Das könnte zur Schließung von Unternehmen mit kontinuierlichem Zyklus führen, was deren Zerstörung bedeuten würde.
    Die kumulierten Verluste der deutschen Wirtschaft lassen sich nur ungefähr abschätzen. Selbst wenn die Einschränkung der russischen Lieferungen auf das Jahr 2022 begrenzt ist, werden die Folgen mehrere Jahre andauern, und die Gesamtverluste könnten 200 bis 300 Milliarden Euro erreichen. Das wird nicht nur der deutschen Wirtschaft einen verheerenden Schlag versetzen, sondern die gesamte EU-Wirtschaft wird unweigerlich zusammenbrechen. Wir sprechen hier nicht von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums, sondern von einer anhaltenden Rezession und einem Rückgang des BIP allein bei der materiellen Produktion um drei bis vier Prozent pro Jahr in den nächsten fünf bis sechs Jahren. Ein solcher Rückgang wird unweigerlich zu einer Panik auf den Finanzmärkten führen und diese möglicherweise zum Zusammenbruch bringen.
    Der Euro wird unweigerlich und höchstwahrscheinlich unwiderruflich unter den Dollar fallen. Ein starker Rückgang des Euro wird folglich seinen weltweiten Verkauf zur Folge haben. Er wird zu einer toxischen Währung und alle Länder der Welt werden seinen Anteil an ihren Devisenreserven rasch reduzieren. Diese Lücke wird in erster Linie mit Dollar und Yuan gefüllt werden.
    Eine weitere unvermeidliche Folge einer lang anhaltenden wirtschaftlichen Rezession wird ein starker Rückgang des Lebensstandards und eine steigende Arbeitslosigkeit sein (bis zu 200.000 bis 400.000 allein in Deutschland), was die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften und gut ausgebildeten jungen Menschen zur Folge haben wird.“

    Im Livestream Anti-Spiegel (2) mit Alina Lipp erzählt Thomas Röper noch, dass expliziet die Grünen mit Frau Baerbock und Herr Habeck erwähnt werden, weil deren Ideologie und ihre Ferne zur deutschen Wirtschaft besonders leicht den wirtschaftlichen Selbstmord von Deutschland zuläßt. Beide Grüne Führungspersonen werden auf Grund ihrer Persönlichkeitsmerkmale als willige US-Gehilfen identifiziert.

    Noch mal, die Echtheit als RAND Corporation Paper ist noch nicht bestätigt. Sollte es sich als echt heraus stellen, wäre es dringend geboten, dass unsere Regierung erkennt, dass sie von der USA als Kolonie und Geldquelle mißbraucht wird/ werden soll und ein sofortige Kursänderung um 180Grad wäre nötig.
    Wenn sie nicht echt sind, ist es eine gute Analyse, was demnächst passiert.

    Quellen nächster Kommentar.

    1. Diese „Theorie“ ergibt einen Sinn, nur die Zahlen $ dürften im Billionen Bereich liegen.
      Zum Glück haben mer noch zwei schöne ‚Gärten mit 2ha und 7500m²‘ zur Verfügung…

    2. Wer seitens des amtierenden Regimes sollte das denn kritisch zur Kenntnis nehmen ?
      Olaf Scholz agiert doch selbst, als wäre er vom US/Globalistenregime ferngesteuert und es liegt die Vermutung nahe, dass bei NSA/CIA eine dicke Kompromatakte über den existiert, die geeignet wäre, Olaf den Unbestechlichen dauerhaft in den Knast zu bringen.

      Der Rest der „Regierung“ besteht aus abgrundtief verbohrten und/oder noch dümmeren Ideologen, die alleine schon durch diese Eigenschaften sich selbst „delegitimieren“.

      Dann wäre da noch die „Opposition“ mit einem Vertreter ebenjenes US/Globalistenregimes an der Spitze: Merz. Von denen ist KEINERLEI Kursänderung zu erwarten. Von solchen Figuren wie Strack-Zimmermann ganz zu schweigen.

      Die einzige verbleibende Option ist genau die, die diesen Marionetten mittlerweile offenbar ernsthaft Sorge bereitet: Ein massenhaftes Aufbegehren des in seiner schieren Existenz akut bedrohten Pöbels auf der Strasse. Dafür hat Fascho-Nancy ja auch schon die Bundeswehr in Position gebracht und das passende Framing für ihre Prügeltruppen via Hetzmedien.

      Mittlerweile zähle ich daher auf einen (von diesen bornierten Ideologen in ihrer grenzenlosen Dummheit gerade zielgerichtet in die Wege geleiteten) EU-weiten Blackout als katalytisces Ereignis, das genügend Schwungmasse zu generieren geeignet wäre, im Ergebnis diese ganze parasitäre Klasse von Marionetten abzuräumen.

    3. hm, danke für den Hinweis.

      ich kenne Roeper nicht. Nur den Namen. Ich weiß, er wird hier geschätzt.
      Anti-Spiegel hab ich selber nie gelesen. Schon der Name hat mich stets skeptisch sein lassen.

      Und Verben wie „zugespielt“ usw. lassen mich auch erst mal zweifeln.

      Warum sollte ausgerechnet er so etwas zugespielt bekommen und andere nicht?
      Aber ich kann mich täuschen. Also bitte nicht böse sein.

      Die RAND verbringt ihre Zeit damit, alles mögliche durchzuspielen.
      Die haben auch durchgespielt wie die Welt nach einem Dritten Weltkrieg aussieht, oder wie man einen Dritten Weltkrieg führt oder ihn verhindert.

      Sie haben auch Paper gebracht wie man RU fertig macht (darüber haben wir hier im Spätfrühling auch schon disputiert). Und Paper darüber wie man sich mit RU verträgt.

      Hypothesen aufzustellen gehört zu deren Job.
      d.h. selbst wenn so ein drastisches Paper existieren sollte, heißt das noch nichts.

      (Als Corona begann hat das BMI hier auch Horrorszenarien entwickelt. Aber nur weil diese Szenarien beschrieben werden, müssen die nicht zutreffen. Auch staatl. Analysten reden oft viel Unsinn.)

      Zudem: Was es denen jetzt bringen sollte, ausgerechnet Dt. „in die Knie zu zwingen“?

      NS2 zur Disposition zu stellen ist das Eine. Aber Horrorszenarien die alles zusammenbrechen lassen?

      Aber wie gesagt, Danke für jede neue Quelle.

      1. Hi xyz,

        Roeper wohnt seit den 1990er Jahren in Sankt Petersburg und betreibt einen Ein-Mann-Blog wohl seit 2018.

        Als Motivation der ersten Beiträge gibt er an, dass es ihn genervt hat, was für falsche Sachverhalte der Spiegel seinen Lesern über Russland vermittelt und er wollte dies ins rechte Licht rücken. Am Spiegel arbeitet sich Herr Röper von Zeit zu Zeit heute noch ab.

        Was ich an den Blog interessant finde, dass er viele komplett Übersetzungen von wichtigen Meldungen aus russischen Zeitungen, wichtige Reden von Putin und Co. und andere russische Dokumente direkt übersetzt und den Kontext dazu erläutert. Außerdem erzählt er aus dem russischen Alltag, war mehrfach im Donbass, Mariopol, dem Untersuchungsgefängnis. Er war also dort, wo kein Journalist, den wir hier sonst in Deutschland lesen, war.

        Er hat seit diesem Jahr auch gute Kontakte zu russischen Journalisten und Fernsehsendern bis hin zum Verteidigigungsministerium, welche ihn mehrfach zu Reisen ins Kriegsgebiet eingeladen haben.

        Herr Röper vermittelt einen anderen Blickwinkel auf Russland durch seine Präsens in Russland. Man muss nicht mit jedem seiner Artikel einverstanden sein, aber Differenzen zu Artikel beim overton-magazin hat jeder von Lesern auch hin und wieder.

        Vielleicht helfen dir, lieber xyz, meine paar Sätze diese Seite und diesen Journalisten Röper einzuordnen.

  7. Wie zählen demnächst auch die Opfer. Und die sehen z.B. so aus:

    „Bei Eschenbach-Porzellan in Triptis gehen zum Jahresende die Lichter aus. Damit geht ein Thüringer Traditionsunternehmen wegen der Energiepreisentwicklung den Bach runter. “

    (x)https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saale-orla/eschenbach-porzellan-triptis-schliesst-energie-preise-100.html

    Und Johannes Vogel, FDP, erklärt uns, daß „Putin einen Wirtschaftskrieg gegen uns führt“ (heute morgen auf BR2). Wie lange das noch funktionieren wird, wenn „Die Zeit der Unruhen“ so richtig beginnt?

    (x)https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9013

  8. ein engl. Artikel zu jungen Russen die protestieren, kritisiert das System, vielleicht kann ja wer was dazu sagen, von denen hier, die sich auskennen:

    „The Russian Left Is Standing Against Putin’s War on Ukraine“

    The mass media, both inside Russia and beyond its borders, hasn’t much noticed — but young Russian leftists have been at the forefront of opposing Vladimir Putin’s invasion of Ukraine.

    https://jacobin.com/2022/09/russian-leftist-youth-protest-war-in-ukraine

    von
    Nikolay V. Kononov is editor-in-chief of Teplitsa Journal, a fellow of the Berlin Senate in 2022, and a member of the Literarisches Colloquium Berlin. His books include God Without a Machine, Durov’s Code, The Uprising, and The Night We Fled.

    1. Viel Lärm um nichts. Einen solchen Text könnte man genauso über die deutschen Anarchisten schreiben, ihnen auch eine bestimmte politische Agenda unterstellen und zu suggerieren es sei „die linke Jugend“. Sieht mir stark nach Desinfo aus. Erkennt man auch an der Anwendung zahrlreicher Manipulationstechniken.

      1. In der aktuellen „Konkret“ 9/22 steht ein Interview mit dem Anarcho-Syndikalisten Hektor Schpree vom Gewerkschaftsprojekt STRIKE (leider nicht online abrufbar).

        Schpree äußert sich darin ähnlich und berichtet ebenfalls davon, dass „Kampfzellen“ organisiert werden und man versucht, Militärkommissariate in Brand zu stecken und Gleise für Militärtransporte zu sprengen oder sogar Waffen aus Militärdepots zu stehlen. Als Auslöser berichtet er von Massenschließungen von Fabriken, eskalierender Arbeitslosigkeit und der Eröffnung von »Arbeitshäusern«, in denen Obdachlose unter Sklavenhalterbedingungen arbeiten müssten.

        Wörtlich sagt er:
        „Anders als die russischen sehen die westlichen Medien eine Unterstützung der Regierung durch mehr als 70 Prozent der Bevölkerung. Doch radikale Stimmungen breiten sich sowohl unter Jugendlichen als auch in der Arbeiterschaft sehr rasch aus. Selbst die Zellen der revolutionären Syndikalisten, mit denen ich zusammenarbeite und die aus mehreren hundert Personen bestehen, neigen dazu, in den Donbass gehen zu wollen, um unter Soldaten zu agitieren, was ich natürlich verurteile.

        Anders als der Jacobin-Artikel „The Russian Left Is Standing Against Putin’s War on Ukraine“ berichtet Schpree allerdings auch von linken Strömungen in der RF, die den Krieg unterstützen. Selbstverständlich ist auch in der RF die „Linke“ keine homogene Masse. Und ja: überprüfen kann ich das alles hier von meiner Küche aus auch nicht.

      2. „Viel Lärm um nichts“?
        Das sieht man im russischen Außenministerium anders, dessen Journal nach Putins Entscheidung vom 24.2. das Problem thematisierte, dass nun entsprechende Emigration und eine jahrelange Braindrain-Situation zu erwarten sei.

        In der russischen Jugend gibt es tatsächlich einen Anteil, der stark westlich orientiert ist, insbesondere in der akademischen Jugend.
        Diese oft familiär privilegierten jungen Leute fühlen sich vom „Regime“ Putins, insbesondere dem Konservatismus, den sie als „rechts“ empfinden, unterdrückt und in ihrer persönlichen Entfaltung eingeengt.
        Schon deshalb halten sie sich für „links“, liebäugeln aber gern mit Figuren wie Nawalny, also einem Rechtsextremisten (s. Nawalnys „Kakerlaken-Video“, seine Verharmlosung von NS-Kriegsverbrechen usw. )
        Das ist auch kein Wunder, nachdem unzählige westliche NGOs seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Russland aktiv und vor allem auf die Jugend ausgerichtet waren, wobei sie das russische Bildungssystem konkret manipuliert haben (Lerninhalte, Schulbuchgestaltung,…)

        Sogar an der MGIMO wurde eine Protestresolution gegen Putins Kriegsentscheidung von ca. 10% (nach meiner Erinnerung) der Lehrenden und Studierenden unterschrieben, obwohl sich dort wohl deutlich mehr entschieden hinter Putins Entscheidung stellten, wozu die MGIMO ein feierliches Video veröffentlichte, von dem wiederum hier im Westen das Motto „Not just Putin“ (frei übersetzt: „Alle Russen sind schuld“) inspiriert wurde.

        1. so viele Einsichten dazu…danke auch

          das mit den beeinflussten Lehrinhalten würde mich interessieren.
          In den USA ist der Einfluss der Privatwirtschaft auf Lehrinhalte ja ein großes Problem.

          re: „brain drain“ – das erste Mal hörte ich diese Forderung im März beim großen Panel des RBB. Ich begriff dann schnell dass das eine fürchterliche Veranstaltung ist und verpisste mich. Dort sprach eine Dozentin vom „brain drain“. Das war fast schon faschistoid in seinem bellizistisch-manichäischen Denkmuster. Spätestens da war klar, irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.

          die Haltung in RU und UKR ist eine spannende und sehr schwierig zu beantwortende Frage.

          Die Gretchenfrage stellt sich da schon „was würde ich machen“…

          1. Hallo xyz,
            zur Beeinflussung von Lerninhalten habe ich gelesen, dass in der Jelzin-Ära westliche „NGO“s z. B. in die Schulbuchgestaltung eingriffen, um Texte usw. so zu verändern, dass der Jugend Russlands eine ablehnende Haltung zu Russland, seiner Geschichte, der „russischen Mentalität“ – also ihrer Identität als Russen – beigebracht wurde. Sie sollten als Russen nicht stolz sen können, sondern sich als „Versager“ ohne Zukunft empfinden.
            Nachweise für dieser damaligen Aktivitäten würde ich in den Veröffentlichungen solcher „NGO“s wie z. B. National Endowment for Democracy, Rand Corporation u.v.m. suchen, denn die brüsten sich ja gern mit ihren „Verdiensten“, auch um Sponsoren zu motivieren.

            1. danke. mit solchen Detailfragen beginnt es soziologisch eigentlich erst wirklich interessant zu werden (aber wer hat die Zeit?…)

              ich hab eben erst mit einer Kollegin gesprochen, die sich beklagte über das mangelnde Wissen junger Journalisten. wir spekulierten über die Gründe.

              Patrick Lawrence von der Herald Tribune beschreibt die Folgen dieses „Phänomens“ bereits in der Obama-Ära.
              Die Ahnungslosigkeit der Journalisten gestattete es der Administration die Presse mit allen Infos zu füttern die sie für ihre Berichterstattung brauchte. So viel zu „unabhängig und kritisch.“

              Da stellt sich dann auch die Frage, wie das mit den Schulbüchern und Curricula damals in RU und auch sonst im Osten nach der Wende aussah.

              OskarWagenrecht wüsste da gewiss zu berichten…

              Wie reagierten die Lehrer, die Verlage, die Jugendlichen, die Eltern? Der russische Staat?
              Was macht das mit der Gesellschaft?
              Oder sollte man die Wirkung dieser Lehrmittel nicht überbewerten?

              Andererseits haben über eine Personalie wie z.B. John Dewey der viel in Osteuropa unterwegs war, USA und Osten in Sachen Pädagogik so manche Traditionen gemeinsam.

              p.s. was ich früher mal gelesen hatte: intern wurde bildungspolitisch an den Putin-Kabinetten kritisiert, dass sie nicht genug in „zweckfreie“ Grundlagenforschung stecken und die Hochschul-Studien zu sehr auf Zweckmäßigkeit ausrichten. Stimmt das denn?

              Und Jens Bisky kritisierte im Frühjhar (Ich befürchte er ist sonst eine Freund der Dämonisierung geworden, aber egal) die regionale Verwaltungsstruktur falle zurück in alte sowjet. Muster, wo ohne Rücksicht auf Angemessenheit, auf strikte top-down Hierarchien gesetzt würde und man gewisse positive Entw. so rückgängig machen würde.

              Das entspräche natürlich FSB-Denke, die u.U. auf alle Bereiche eine hierarchische Gleichförmigkeit anwendet, da es praktisch zu administrieren und zu kontrollieren ist.

              1. Zu „p.s. was ich früher mal gelesen hatte: intern wurde bildungspolitisch an den Putin-Kabinetten kritisiert, dass sie nicht genug in „zweckfreie“ Grundlagenforschung stecken und die Hochschul-Studien zu sehr auf Zweckmäßigkeit ausrichten. Stimmt das denn?“:

                Le Monde hat in einem Artikel 2019 detailliert hervorgehoben, wie ÜBERLEGEN das russische Bildungssystem unter Putin gerade auf den in Zukunft entscheidenden Gebieten dem westeuropäischen sei, dass bekanntermaßen nicht in der Lage sei, auf zukunftsträchtigen Gebieten wissenschaftlichen Nachwuchs von Weltniveau hervorzubringen.
                Die Idee von Le Monde bestand natürlich in Brain Drain unter allerlei Beschönigungen.

                https://www.lemonde.fr/idees/article/2019/09/24/la-russie-est-un-marche-et-un-vivier-de-talents-technologiques_6012776_3232.html

                In der letzten Zeit zeigte ja auch Frau Baerbock das Bedürfnis, russische Studenten in den Westen zu locken. An der Uni meiner Tochter sind bereits einige und die haben beste Vorqualifikation.

                Ansonsten denke ich, schon der enorme Vorsprung, den Russland unter Putin im Bereich Atomwaffentechnik geschafft hat, zeigt, was das dortige Bildungssystem hervorbringt.

                1. Danke sehr für den Artikel.

                  (Allerdings möchte ich einwenden, dass die Bildung einer Gesellschaft sich nicht erschöpfen sollte in der Frage, ob sie Atomwaffen oder neue Suchalgorithmen hervorbringt. Dass der Le Monde Text aus der Feder eines Investmentbankers stammt passt aber natürlich zur ökonomischen Weltsicht die dort zum Ausdruck kommt.)

                  1. Das sehe ich natürlich wie Sie und habe ja auch nicht behauptet, der russische Nachwuchs bringe keine humanistischen und musischen Qualitäten hervor.
                    (Eine russische Studentin hat sich von meiner Tochter zum Deutschlernen gleich einen Heine-Band ausgeliehen.)

                    Zuvor hatten Sie die Klage Ihrer Kollegin über das mangelnde Wissen junger Journalisten erwähnt.
                    Könnte das nicht unter anderem am hiesigen Bildungssystem liegen, in dem z. B. die Lesekompetenz deutlich zurückgegangen ist?
                    Ich glaube, die Probleme fangen bei uns schon in der Kita an und werden im Grundschulunterricht verstärkt, in dem sowohl Kinder mit Lernrückständen wie auch Kinder mit hoher Lernfähigkeit vernachlässigt werden. Aber dieses Alter ist entscheidend für die Entwicklung der individuellen Lernstrukturen!
                    Zusätzlich ist in D und auch in F der Bildungserfolg besonders stark abhängig von der Schichtenzugehörigkeit – da haben viele Kinder gar keine Chance, ihre Begabungen zu entwickeln.

                    1. ja, das stimmt alles.

                      Das mit Heine ist witzig, Ich kenne zahlreiche Russen, die Heine schätzen. In meiner Studienzeit lernte ich das meiste über die deutsche Romantik (die ich sonst immer gehasst habe, ich bitte um Pardon, in der Schule haben wir keine Zeile Heine gelesen) von einem russischen Freund.

                      Ich weiß, dass nicht alle Russen gedichterezitierend durch die Straßen laufen. Aber mit die besten Texte zur Dramaturgie und zum Theater und zur Kunstanalyse stammen z.B. auch aus Russland. Man vergisst hier allzugerne dass das sowjetische Imperium, ein Stück weit auch kulturelle imperiale Arbeit mit einschloss.

                      So dass Regionen kulturell verknüpft wurden die lange vorher nichts miteinander zu tun hatten. Das muss nicht nur mit Unterdrückung einhergehen. Das Resultat war eine gigantische Produktion theoretischer Texte zur Kunst und entsprechender Wissensproduktion-und akkumulation.

                      Eine kurze Anekdote: Ende der 90er hieß der Münchner Bürgermeister Christian Ude. In der damaligen SPD eine nicht unwichtige Figur. Nicht nur Schlechtes hat er getan. Vorher immerhin Anwalt auch auf der richtigen Seite.

                      Irgendwann suchte er bei einem Empfang nach einem Vergleich für die „Welt-Bedeutung“ der Münchner Philharmoniker und sagte in etwa „wir sind hier ja nicht in Tscheljabinsk“.

                      Ich weiß nicht wieso zur Hölle er auf die Stadt Tscheljabinsk verfiel. Jedenfalls schien ihm die Stadt geeignet als Symbol für Rückständigkeit. Dass Tscheljabinsk in Wahrheit nicht viel kleiner war als München und ein ziemlich gutes Orchester hatte noch dazu, das war ein Schönheitfehler, der aber sehr viel aussagt.

                2. Das ist eben offenbar der ENTSCHEIDENDE Unterschied: Bei uns bewegt sich das ganze Verbildungswesen in woken „Gender studies“ schon für die kleinsten, man motivert sie, am eigenen biologischen Geschlecht zu zweifeln – und redet ihnen ein, sie könnten alle 57 Geschlechter beanspruchen. Und das ganze unter pseudowissenschaftlichem Anspruch.

                  Kein Wunder, wenn man solchen woken Wahnsinn in „faschistischen“ Staaten wie Ungarn und Russland, als westlich dekadenten Schwachsinn, nicht aufkommen lässt. Stattdessen, lernen sie etwas.

              2. Hi xyz,

                ich weiß nicht, ob ich dir hier wirklich gerecht werden kann, da ich bereits im März 1990 Leipzig verlassen habe und erst 1992 wieder nach Hause kam, weil meine erste Tochter geboren wurde.

                Als sie dann in die Schule kam, war die Umgestaltung der Schulen schon lange abgeschlossen.
                Das Bildungssystem von Sachsen wurde stark nach Bayern ausgerichtet, wohl auch damals von Bayern im sächsischen Bildungsministerium.
                Was uns recht schnell auffiel, war das der Kindergarten mehr zu einer „Kinderbewahranstalt“ unumfunktioniert wurde. Weniger Personal, viel mehr Spielzeug aber kaum gemeinsames Gruppenspielen, was es zu DDR-Zeiten viel mehr gab. Die Kinder waren dadurch viel mehr auf sich fixiert, manche konnten gar nicht teilen. Hinzu kam, dass es „Problemkinder“ gab, welche regelmäßig andere Kinder schlugen, traten, Spielzeug wegnahmen, gegen die die Erzieher „machtlos“ waren. Das Mädchen und der Junge hatten wohl beide schwierige Elternhäuser, wobei bei dem Mädchen die Eltern auch kein Deutsch sprachen.
                Diese Erfahrungen waren für meine Frau und mich doch neu und gewöhnungsbedürftig.

                Als meine Tochter in die Schule kam, waren die Messen schon lange gelesen und das westliche Bildungssystem hatte sich durchgesetzt. Hortplätze waren rar. Schulausfall bereits in der Grundschule sehr häufig. Ich kann mich an nicht eine Stunde Ausfall in meinen ersten vier Schuljahren erinnern. Auch später waren Ausfallstunden selten, wenn ein Lehrer krank war hatten wir zu mindestens 80% Vertretung, während des Abiturs nahe 100%.
                Was wir auch bei unseren Kindern während ihrer Schulzeit mehr oder weniger vermisst haben, war das der Klassenlehrer sich um die Kinder wirklich kümmerte und man als Eltern ein Feedback bekam. Gab es bei meiner ersten Tochter während der Grundschulzeit noch sporadisch diese losen Elterninfo`s, so war es bei der neuen, westlich ausgebildeten Generation Lehrer gar nicht da, die mein jüngster Sohn und wir als Eltern ab 2011 kennenlernen durften.
                Mit dieser Wendesituation waren wir Eltern auch erst mal überfordert. Später lernten/ wußten wir Eltern, dass wir die Vernetzungen betreiben mussten, um gemeinsam die Lerndefizite der Kinder aufzufangen. Das fiel und stand mit dem Elternkollektiv.

                Ich möchte hier mal noch eines erzählen, was in den alten Bundesländern auch nicht so klar ist. Wir DDR-Schüler waren zu 99% in den Pionieren (später FDJ). Es war mehr oder weniger freiwillig, trotzdem entwickelte sich daraus ein gewisser Gruppenzwang. Vielleicht nach Corona etwas nach vollziehbar, wenn ich daran erinnere, dass sich viele Jugendliche haben impfen lassen, um mit den anderen gemeinsame Teilhabe zu haben. Ich erinnere mich noch, an ein Mädchen aus meiner Klasse (katholisch), welche ich glaube in der 2.Klasse mit dazu kam. Wir haben jede Woche nach der Schule in der „Pioniergruppe“, natürlich von der Klassenlehrerin und Horterzieherin organisiert, etwas unternommen. Das hat meistens schon Spaß gemacht. Oft waren wir im Leipziger Auenwald oder auf Sport und Spielplätzen. Im Winter haben wir gemeinsam gebastelt oder andere indoor Möglichkeiten genutzt. Das war in der Grundschule, später war es seltener und von Klasse zu Klasse verschieden.
                Was es aber auch gab und das begann bereits in der Grundschule, wenn jemand Mist gebaut hatte, musste er vor der Pioniergruppe Rede und Antwort stehen. Wir als Kinder haben früh gelernt, über unsere Taten nachzudenken. Gleichzeitig besprachen wir dort auch positives. Meine Klassenlehrerin in meinen damaligen Augen eine Oma arbeitete sehr viel mit Lob.
                Natürlich gab es diesen politischen Einfluss. Und wir haben Pionierlieder später auch Arbeiterkampflieder gelernt. Aber eben nicht nur. Wir waren jedes Jahr zweimal im Theater und einmal beim Konzert. Wir waren ganz viel in Museen. Dies war auch im privaten Bereich absolut erschwinglich. Eintritt in Museen Kinder 50 Pfennige. So teuer war auch die Kinderkarte Kino. Theater oder Konzert vielleicht 1 oder 2 Mark. Straßenbahnfahrkarte DDR-Zeiten in Leipzig egal wie lang 10 Pfennig für den Schüler heute in Leipzig 1,30 Euro.
                Ich und mein jüngerer Bruder waren jeden Nachmittag unterwegs. Sport, Gittare, mal Mathe-, mal Astro, mal Schach-AG. Es hat als Beitrag nichts gekostet. Ach einen Nachmittag mussten (Oma, Opa, Mutti aus dem strengkatholischen Schlesien) wir auch zum Religionsunterricht, welcher nicht in der Schule stattfand.

                Ich hatte erzählt von den Pioniernachmittagen, wo wir Rede und Antwort stehen mussten. Das mag sich für manche doof anhören, war auch doof, wenn man selber Mist gebaut hat, wir haben aber gelernt, über uns und unsere Taten selber nachzudenken und uns und andere einzuschätzen. Eine Fähigkeit, die der heutigen Jugend zu 90% fehlt.
                Meine drei jüngeren Kinder besuchten eine Freie Mittelschule, wo jeder von ihnen jedes Halb-und Endjahr eine Einschätzung von sich und einem Klassenkameraden abgeben musste. Diese Einschätzung hat dann jeder auch ausgehändigt bekommen. Auch das ist so eine Form.

                Wenn ich meine Schulzeit mit der meiner Kindervergleiche, so war bei mir der Einfluss der Schule / Lehrer viel größer. Regelmäßig hat der Lehrer auch nach dem Unterricht Schülern, welche es nicht gleich verstanden haben, aktive Hilfe gegeben oder „Patenschaften“ von starken und schwachen Schülern gebildet. So haben sich bei mir in meiner Kindheit auch Fußballfreundschaften entwickelt.
                Wir hatten eine absolut einheitlichen Unterricht, so dass meine älteren Geschwister, Nichten und Neffen mit Büchern und gleichen Wissen helfen konnten. (der Lernplan galt für die gesamte DDR mit den gleichen Materialien, Prüfungen alle zur gleichen Zeit gleiche Fragen – was schnelle Vergleiche zulässt) Heute ist dies schon in einer Stadt von Schule zu Schule nicht mehr gegeben. Wir haben viel mehr Gedichte und Bücher behandelt. Auch sehr viele Klassiker. In der 8.Klasse vor der Jugendweihe fuhren alle Schüler in ein KZ. Ich war in Buchenwald. So was sollte jeder Schüler mal gesehen haben. Bei meinen vier Kindern hat das nur ein Kind erlebt, dass sie auch während einer Klassenfahrt in Thüringen sich Weimar und Buchenwald angeschaut haben. Wenn dies nicht die Eltern organisieren, haben viele Jugendliche nicht dieses Erlebnis. Wir müssen uns über vieles bei der heutigen Jugend nicht wundern.

                Übrigens noch eine Bemerkung zum Bildungssystem der DDR. Die Finnen haben dieses System in den 80er Jahren studiert und dann auch bei sich eingeführt. Heute haben sie wohl die besten Ergebnisse in Europa in den MINT-Fächern.
                Heute steht und fällt alles mit dem Elternhaus. Dadurch entstehen auch die riesigen Spreizungen bei den Kindern und Jugendlichen. Die Lehrer sind nicht in der Lage (personell und von den Möglichkeiten) diese Spreizung zu schließen und viele haben auch resigniert (aus den verschiedensten nachvollziehbaren Gründen) und somit aufgegeben. Das Produziert jedes Jahr 20% Schulabgänger, welche nicht im System intergriert werden und schon am Anfang des Lebens als ständige Verlierer da stehen.

                Also xyz, ich hatte dich gewarnt. Richtig helfen konnte ich dir bestimmt nicht. Es war nur mal eine persönliche Sicht DDR- (auch nicht alles gut!!) als Schüler und BRD-Bildungssystem (erst recht nicht alles gut!!) als Vater.

                1. Hallo Oskar, nein im Gegenteil, das sagt sehr viel aus. Und großen Danke für die Ausführlichkeit!

                  Ich sollte dazu sagen, dass unsere Familie aus dem „nicht-deutschen“ Osten kommt, ich aber in Bayern aufgewachsen bin. Meine Mutter war Grundschullehrerin gewesen, deren Diplom in typischer Weise von der bayer. Staatsregierung nicht anerkannt wurde.

                  Sie hat aber deshalb meine Schullaufbahn mit kritischem Blick begleitet. Und Vieles von dem was du schreibst ebenso angemahnt. Und ich sollte hinzufügen, dass sie keine Ost-Nostalgikerin ist.

                  Das mit Sachsen und Bayern z.B. ist sehr spannend. Und erklärt vielleicht auch das Maß der „Spreizung“. Denn in Bayern, dem „Patenland“, war sie ja besonders ausgeprägt. Ich vermute durch G12 hat sich das verschärft.

                  Was ich überhaupt nicht einschätzen kann, sind die Prozesse, wie individuelle Bildung heute sich in einem Kind/Jugendlichen entwickelt.

                  Meine eigene Bildung verdanke ich in erster Linie der Zeit außerhalb der Schule. Gewisse Alphabetisierungsgrundlagen hat die Schule natürlich vermittelt. Aber alles was darüber hinausging, fand weitestgehend außerhalb der Schule statt oder im Rahmen von Schulaktivitäten die vom System selber aber als sekundär eingestuft wurden, wie die Schülerzeitung oder ähnliche Projekte „siehe deine AGs“.

                  Aber Schule half definitiv nicht dabei eine Vorstellung zu entwickeln von dem was man „liebt“ und wirklich machen möchte. „Passion“ war ein Fremdwort.

                  Hier bin ich auch ein absolut massiver Kritiker des Schulsystems schon in meiner Schulzeit gewesen. Ich weiß noch, dass die Mitschüler, die Französisch als erste Fremdsprache hatten, wofür ich sie beneidete (wir hatten Frz. erst 2 Jahre später), dieselbe Gruppe waren, die Französisch hassten und so bald wie möglich wieder abgaben.

                  Überhaupt herrschte auf dem Feld des Fremdsprachenunterrichts eklatantes Versagen. Dasselbe gilt aber auch für Literaturgeschichte, Physik usw.

                  Selbst im Englisch LK wurde 1 Theaterstück gelesen, das war „Macbeth“ und Dickens „Great Expectations“, in Deutsch Faust, dazu Gründgens grauenhafte Adaption; die Lehrer waren sehr gut, aber oft machtlos, weil die Zeit fehlte. Viel hing ab von der Zusammensetzung des Kurses. So dass z.B. jemand mit Gedichten von Emily Dickinson ankam oder Patrick Marber. Aber das waren wieder individuelle Einflüsse, keine strukturbedingten Qualitäten.

                  Und wenn ein Lehrer massiv Brecht lesen ließ und z.B. Theateraufführungen in den Unterricht aufnahm, ich erinnere mich gern an Arturo Ui auf 3-Sat, und Wilhelm Tell aus Zürich, dann, weil der Betreffende die Theater-AG leitete.

                  Und hier waren wir natürlich längst in einem Alter, in dem die meisten bereits ihren Weg gewählt hatten und das Schulsystem keine so große Rolle mehr spielte.

                  Eine völlig technokratische und verkorkste Vorstellung von „Bildung“ als Distinktionsmerkmal führte dazu, dass wirkliches Verständnis für Disziplinen außerhalb der Schule entsteht. d.h. also oft via Elternhaus oder private Kontakte.

                  Was in meinen Augen einem Versagen des selbstverliebten bayerischen Gymnasiums gleichkommt. Darum fand ich das Geheul während Corona auch so lachhaft, weil die vielen Lehrer tatsächlich glauben ihr Unterricht sei dermaßen bedeutend. Pustekuchen. Es sind wie du sagst, Verwahranstalten.

                  Dort, wo das Umfeld diese Defizite nicht auffängt, wird das offenbar. Es gibt Ausnahmen aber dort zahlen die Lehrer drauf und brennen aus. Fachlich gesehen ist das bayerische Gymnasium ein leerer Mythos und in Wahrheit die skandalöse Geschichte eines großen Scheiterns. Das fällt bloß nicht auf, weil Bayern als Gesellschaft wohlhabend ist.

                  Realschule kann ich nicht beurteilen. Aber gewiss lebten die in einer parallelen Gesellschaft. Meine Kontakte zu Freunden, die ab der 5. Klasse nicht aufs Gymnasium gingen, verfielen vollständig.

                  Als „Beweis“ für meine Kritik kann ich ja die inoffizielle Politik des Kultusministeriums zitieren, derzufolge Latein als Schulfach gezielt dazu dienen sollte, die als ungeeignet angesehen Schüler vor der Oberstufe auszusortieren. So wurde eine Kongruenz sicher gestellt zwischen Selbstverständnis des Gymnasiums und sozialer Schichtung der Abiturjahrgänge. Ob es dazu schritfliche Vermerke in den Abteilungen gibt weiß ich nicht. Aber mir haben über die Jahre Lehrer bestätigt, dass Latein dazu diente, Schüler loszuwerden. Mehr muss man über ein Schulsystem eigentlich gar nicht wissen.

                  Verzeih meine harten Worte. Vielleicht bin ich über die Jahre auch misepetrig geworden. Ohne eigene Kinder kann ich mir das möglicherweise leichter leisten.

            2. Was Bildungseinrichtungen in anderen Ländern angeht, hinterlassen die USA überall wo man sie läßt ihre Duftnoten.

              Und manchmal stinken die ganz gewaltig; wie z.B. in Afghanistan, wo man in den 80ern die Islamisten nicht nur finanziert und bewaffnet hatte, sondern bereits mit der fundamentalistischen Erziehung bei den ganz Kleinen anfing:

              „Promoting violence — in the form of jihad against the Soviet invaders and their local proxies — was the goal of the U.S.-funded education effort in the 1980s and early ’90s. Textbooks such as “The Alphabet of Jihad Literacy,” funded by the U.S. and published by the University of Nebraska at Omaha, came out at a time when the CIA was channeling hundreds of millions of dollars to mujahedeen fighters to resist the Soviet occupation.

              USAID funded textbooks for distribution at refugee camps in Pakistan, with content written by mujahedeen groups with the support of Pakistan’s Inter-Services Intelligence agency and the CIA.

              Burde said the rationale of this indoctrination in the ideas of warfare as religious duty rested on the assumption of the “importance of starting early.” “

              (x)http://america.aljazeera.com/articles/2014/12/7/afghan-fighters-americantextbooks.html

              Die Taliban finden die alten Schulbücher übrigens ganz brauchbar. Vielleicht hat ihnen dieser Satz ja geholfen, die letzten Besatzer aus dem Westen loszuwerden:

              “Our religion is Islam. Muhammad is our leader. All the Russians and infidels are our enemy.”

        2. Hier noch der Link zum russisch- und englischsprachigen Journal des russischen Außenministeriums.
          Ich denke, wenn man sich eine Meinung zur aktuellen russischen Außenpolitik bilden möchte, tut es gut, hin und wieder auch zur Kenntnis zu nehmen, was das russische Außenministerium dazu als Hintergrundinformationen für mitteilungswert hält und welche Veränderungen dabei eintreten.

          https://en.interaffairs.ru/

          1. Danke, Sabine,

            nein, nicht „hin und wieder“, sondern „immer“, sollten wir den Blick auf BEIDE Seiten werfen. Gerade WIR sollten nicht den Fehler machen, nur einseitig zu sehen.

  9. Von wegen „Geheimwaffen der Ukraine“: sämtliche sogenannte friedliche Revolutionen, die von Beratern der USA gelenkt wurden, hatten so eine Vorzeige-Tante, wie auch Nawalnys Frau, mit diesem Image der resoluten aber auch betont weiblich auftretenden Gefährtin: Granaten und Chanel.

  10. @oskarwagenrecht
    „Angebliches Geheimdokument mit niedriger Geheimhaltungsstufe aus der USA“
    Inzwischen sind auch kopierte Deckblätter des Originals aufgetaucht.
    Vielen Dank für den Link.
    Aus der Presselektüre kann ich noch folgende Links hinzufügen:
    Analyse: Die deutsche Industrie steht auf dem Spiel (epochtimes.de)
    Liveblog: Russlands Krieg gegen die Ukraine – alle Entwicklungen (handelsblatt.com)

    1. Huch, „epochtimes“, das sind doch die „Guten“ von „Fa lun da fa“. Tja auch gut amerikanisch unterfüttert. Wobei man ehrlich sagen muss: Sie haben oft gute Beiträge, gerade was Kultur betrifft.

  11. „Während ihr anfangt, die Pfennige auf eurem Konto oder in eurer Tasche zu zählen, tun wir das gleiche und zählen unsere Opfer.“

    Wenn der wissensdurstige Journalist diese zur Schaustellung eigenen Wissens gleich genutzt hätte, um zu fragen, wie viele tote ukrainische Soldaten die derzeit von ihrem Mann befohlene Offensive bisher gekostet hat, hätte man gewusst, dass hier nicht das übliche journalistische Schmierentheater stattfindet, sondern ernsthaft Fakten gesammelt werden. Aber es gehört offenkundig zu den ungeschriebenen Gesetzen, dass derartige Fragen nicht gestellt werden. Krieg als Seifenoper!

  12. Toller Artikel und tolle Lesermeinungen dazu.
    Ist es schon aufgefallen, dass die Handlungen und auch die Sprache der ukrainischen Offiziellen direkt von Tolkins „Herr der Ringe“ und in Abänderungen dazu, entliehen sind? Die Russen werden werden Orks genannt, Die Britten stehen im Licht. Zu Beginn der Schlachterei wurden Fotos von gefallenen Russen an deren Heimatadressen geschickt. Alles das hat einen Bezug zu dem Videospiel „Hdro“ . Dort werden nur die Köpfe der Erschlagenen in die Stadt katapultiert.
    Boris ist weg und Liz ist da (lt. S. „Lichtgestalten“) das lässt nichts gutes erahnen, zumal Lawrow nach einem Besuch der Dame, indirekt deren Kompetenz angezweifelt hat. Man kann es verstehen, dass solche Politiker wie diese westeuropäischen Führungskräfte nicht für „Voll“ genommen werden, allerdings war und ist es von der Russischen Seite nicht unbedingt geschickt diese das so merken zu lassen.
    Die drei wichtigsten europäischen Figuren sind in ihrem Ego gekränkt.

  13. „, allerdings war und ist es von der Russischen Seite nicht unbedingt geschickt diese das so merken zu lassen.“

    Wieso? Um Zynismus, Ironie, verstehen zu können, bedarf es doch einiger Intelligenz. Und die fehlt eben den Protagonisten. Und wie alle dummen Menschen, sind sie überzeugt die Gescheiten, sind die Blöden.

    Lawrow und Sacharowa, sind beide geschult, um auf „blöde Anmache“ gekonnt zu parieren. Nein, es gehört mehr von russischer Seite gedemütigt. Für diplomatische Formeln, ist die Zeit vorbei – wie uns ja Baerzicklein, vormacht.

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