Mit dem eskalierenden Konflikt wahrt Putin den Abstand zu Anderen immer stärker

Putin spricht mit Lawrow über Distanz. Bild: Kreml

In Gesprächen mit dem Außen- und Verteidigungsminister wirkt die angeblich pandemiebedingte Situation surreal

Wir hatten auch schon uns darüber gewundert, warum Wladimir Putin einen derart langen Tisch für sein Gespräch mit dem französischen Präsidenten Macron auswählte bzw. seine Berater dies als richtig erachteten. Die beiden Präsidenten waren durch den wahrscheinlich sechs Meter langen Tisch getrennt, ebenso groß war der Abstand auf der anschließenden Pressekonferenz (Putin und der lange Tisch).

Angeblich sei das auf die Weigerung Macrons zurückzuführen, einen russischen PCR-Test vor dem Treffen zu machen. Er wollte angeblich seine DNA nicht den Russen überlassen. Wir hatten schon bemerkt, dass das ein absurder Grund wäre, sollte dies zutreffen, da Macron bei seinem Besuch am Tisch, auf dem Stuhl oder am Geschirr oder wo auch immer genügend Spuren zurückgelassen hätte. In Bezug auf Putin könnte eine Entfernung von mehreren Metern zwar eine Ansteckung erschweren, da beide Präsidenten aber keine Maske aufhatten, würden sich die Coronaviren durch Aerosole auch im Zimmer während des langen Gesprächs verbreiten. Aber vielleicht wurde ja fortwährend gelüftet oder waren leistungsstarke Luftfilter am Werk.

Jetzt veröffentlichte der Kreml Bilder von Putin, der mit dem Außenminister Lawrow und mit Verteidigungsminister Shoigu sprach – an einem schmalen und langen Tisch, an dem die Minister zumindest gefühlt noch weiter jeweils alleine saßen. Surreale Szenen, wobei sich Putin und MInsiter offenbar nicht gerne mit Masken zeigen, wie das im Westen durchaus üblich ist.

Dmitri Peskow, Pressesprecher Putins, erklärte, das Setting sei wieder pandemiebedingt gewesen: „Dies ist auf Covid-Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen zurückzuführen. Dieser Abstand stört in keiner Weise bei der Arbeit. Es gab umfassende Diskussionen und Berichte an das Staatsoberhaupt.“ Offenbar sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht beschränkt auf ausländische Regierungsoberhäupter. Man kann sich nicht vorstellen, dass die beiden Minister einen PCR-Test verweigern sollten. Möglicherweise sind die Sicherheitsvorkehrungen deswegen so extrem, weil der Konflikt mit dem Westen gerade eskaliert und möglicherweise Krieg droht. Putin hält jedoch auch sonst oft Videokonferenzen ab, man hätte also auf die seltsame Inszenierung des Treffens im realen Raum verzichten können.

Lawrow berichtete über die Antwort der USA auf die von Russland gestellten Sicherheitsforderungen. Auf die sei nicht eingegangen worden, aber er wies darauf hin, dass es in verschiedenen zweitrangigen Fragen durchaus Verhandlungsmöglichkeiten gebe. Die USA hätten hier schon lange von Moskau geäußerte Vorschläge endlich aufgegriffen wie ein Abkommen über bodengestützte Mittel- und Kurzstreckenraketen, Maßnahmen zur Reduzierung militärischer Risiken, vertrauensbildende Maßnahmen und militärische Transparenz. Er schlug vor, die Gespräche weiter zu führen, wenn auch nicht auf unbestimmte Zeit und unter Wahrung der Grundforderungen. Lawrow übergab Putin eine zehnseitige Antwort auf das Schreiben der USA. Die Inhalte wurden aber nicht bekannt gegeben.

Nicht anders erging es dem Verteidigungsminister. Dass der Kreml die Bilder veröffentlichte, ist eine Aussage, fragt sich nur welche. Bild: Kreml

Verteidigungsminister Shoigu beharrte darauf, dass das amerikanische U-Boot sich drei Stunden lang in russischem Gewässer in einer Tiefe von vier Kilometern aufgehalten habe. Das U-Boot sei dreimal  aus den Gewässern Russlands vertrieben worden. Solche Aktivitäten im Osten seien nicht gerechtfertigt. Ansonsten berichtete er von den Militärübungen, aber recht viel mehr teilt der Kreml nicht mit.

Man darf gespannt sein, wie der Kreml die Gesprächssituation mit Bundeskanzler Scholz arrangieren wird, also auch, ob Scholz den Sicherheitsanforderungen, die für Putin in seiner Bubble verlangt werden, Genüge leisten wird. Für beide wäre eine zugewandetere Begegnung hilfreich, um Gesprächsbereitschaft auch anschaulich zu machen und nicht die Distanz zu demonstrieren.

Ähnliche Beiträge:

2 Kommentare

  1. Nicht nur nassforsches dumpfbackiges Verschwörungsgeschnatter und Tastaturgeklimper im Auto-Reverse-Modus zielen in ihrer immerwährenden Prägnanz und Präsenz auf die Herzen & Hirne der Menschen, auch Bilder verfehlen da ihre Wirkung nicht.
    Nachdem Putin doch vor Kurzem bereits klargestellt hat, dass für Russland jetzt Schluss ist mit dem diplomatischen Erdulden der aggresiven transatlantischen Propaganda, Lügen und Tricks, ist diese ‚Geste‘, dieses Bild mit dem langen Tisch doch im Grunde offensichtlich – Russland lässt sich von den aggresiven hegemonialen Bestrebungen des transatlantisch-imperialistischenen Kriegsbündnissen u.a. nicht mehr nur beeindrucken. Wladimirowitsch hat mit seiner Inszenierung wohl auch bildhaft deutlich machen wollen, dass Russland nicht mehr bereit ist, sich von regionalen Mittelmächten über den Tisch ziehen zu lassen !!!
    ;-).

    1. Respekt für dieses „nassforsche dumpfbackige Verschwörungsgeschnatter und Tastaturgeklimper im Auto-Reverse-Modus“, um gleich mal mit Ihrem Niveau einzusteigen. Wo haben Sie das wohl her? 😉

      Ich denke wir haben vor allem in den letzten Jahren alle wieder vermehrt lernen müssen, dass die Unterstellung von „Propaganda, Lügen und Tricks“ viel zu oft keine Wahrheiten sind, sondern vielmehr der radikale Ausdruck einer tiefen Verbundenheit und Voreingenommenheit.

      Dass Putin und sein engster Dunstkreis irgendwie ein Problem damit zu haben scheinen, sich gewaltlos oder ohne das Anfüttern mit Gas und Geld Freundschaften zu verschaffen, das kann man ja nun auch nur dann anderen ankreiden, wenn man irgendwie selber mit drinhängt. Ich bezweifele auch sehr stark, dass es auf Dauer ein Trost oder Erfolg sein kann, sich die Folgen des eigenen Verhaltens mit der Abschiebung von Verantwortung auf andere schön zu reden. Wahr ist jedenfalls ohne Zweifel, dass es den „Menschen“ in der westlichen Welt um Längen besser geht, als in den Welten, in denen es primär den Staatsführern gut geht, die sich wiederum Zustimmung von Menschen mit Repression und Gewalt einholen müssen.

      Damit will ich übrigens gar nicht sagen, dass irgendwer vollkommen frei von Fehlern ist. Aber um nicht vom Thema abzuschweifen: In jedem Fall sei es doch jedem Staat selber überlassen mit wem er gerne Freundschaften und Bündnisse eingehen möchte und von wem er sich im Bedrohungsfall Unterstützung wünscht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert