Kreml knickt ein –  Framing für Fortgeschrittene in der ARD

Bronzeskulptur von Richard Heß in Frankfurt aus dem Jahr 1983. Bild: frimufilms/Freepik

 

Narrativkontrolle in der Praxis am Beispiel der Wiederaufnahme des Getreidedeals durch Russland. Eine Analyse.

 

Eilmeldung, unerwartete Wendung, hieß es vergangenen Mittwoch aufgeregt: Russland setzt seine Teilnahme am Getreideabkommen fort, nachdem es diese in Folge eines ukrainischen Drohnenangriffs auf die russische Schwarzmeerflotte ausgesetzt hatte. Als Voraussetzung für seinen Wiedereinstieg erhielt Moskau von der Ukraine Garantien, dass Häfen und der vereinbarte Seekorridor über das Schwarze Meer nicht für Kampfhandlungen, sondern nur für die vorgesehenen Getreideexporte genutzt werden. Die UNO und die Türkei hatten vermittelt.

 

Damit ist ein sehr beliebtes Narrativ an der Realität zerschellt, und das ist:  Mit Putin kann man nicht verhandeln, er will einschüchtern/erpressen, dem muss man mit einer Position der Stärke begegnen, dann knickt er ein. Den ARD-Tagesthemen wird es am Abend dennoch gelingen, das Narrativ unversehrt in ihre Berichterstattung hinüberzuretten. Wie genau sie das machen, werde ich im Folgenden zeigen:

 

Anmoderation: „…und es war eine schlechte Nachricht letzte Woche, dass sich der Kreml nicht mehr an diese Verabredungen halten wollte, jetzt tut er es anscheinend doch wieder und nicht nur unser Moskau-Korrespondent fragt sich, wie das zu deuten ist.“

Bericht: Weizen, Gerste, Mais. Lebenswichtige Grundlagen für Nahrungsmittel in aller Welt. Groß war die Angst, dass ihr Export aus der Ukraine erneut blockiert werden könnte, nachdem Russland am Samstag das Getreideabkommen ausgesetzt hatte ... die Attacke auf die russische Schwarzmeerflotte am vergangenen Samstag, sie war für Russlands Verteidigungsministerium der Anlass, das Abkommen auszusetzen – für die Ukraine erfundene Vorwürfe, Erpressung.

O-Ton ukrainischer Präsidentenberater Podoljak: Wenn man Russland klar und deutlich sagt, …dass das Abkommen auf jeden Fall umgesetzt wird, dann kann Russlands Erpressung nicht funktionieren.

Bericht: Die Ukraine exportierte das Getreide einfach weiter, Schiffstracker-Webseiten zeigen, dass Frachter am Montag trotz russischer Drohungen Richtung Bosporus unterwegs waren. Zudem war der internationale Druck so groß, dass sich Russland am Ende mit einer schriftlichen Erklärung der Ukraine zufrieden gibt und einlenkt…Doch neue Probleme drohen, der Getreidedeal läuft am 19. November aus, Russland droht auch heute wieder damit, aus dem Abkommen ggf. ganz auszusteigen.

Schaltgespräch mit Odessa-Korrespondent: … Der Agrarsektor freut sich … Man hofft, und das Präsidialamt heute war sich sogar sicher, das ist das Ende der Erpressung, …., die meisten Menschen sind sich da nicht so sicher, sie sind enttäuscht von Russland…man glaubt, was man sieht, und was man gesehen hat, war, dass es auch ohne Russland geht…also in den Augen der Öffentlichkeit hier sind die Drohgebärden einfach gescheitert…

 

Wie man sieht, durchzieht der Erpresser/Droh-Frame den gesamten Beitrag wie ein semantisches Netz. Auch durch seine permanente Wiederholung in der öffentlichen Debatte dürfte dieser Frame mittlerweile jedem Zuschauer derart in Fleisch und Blut übergegangen sein, dass sich wohl kaum einer noch die folgenden Fragen gestellt haben wird: Wozu genau soll Russland erpresst haben? Weshalb wird der Inhalt der schriftlichen Erklärung der Ukraine dem Publikum nicht mitgeteilt? Ist mit Erpressung gemeint, dass Russland darauf besteht, dass der humanitäre Korridor nicht für Kampfhandlungen genutzt werden darf? Und inwiefern „droht“ Russland wieder, aus dem Abkommen auszusteigen? Ist damit gemeint, dass Russland wiederholt angekündigt hat, das Abkommen nicht zu verlängern, sollte es nicht vollständig umgesetzt werden? Oder wird etwa die folgende, am selben Tag auf tagesschau.de zitierte Aussage Putins abends in den Tagesthemen als Drohung dargestellt?

 

„Russland behält sich das Recht vor, aus diesen Vereinbarungen auszusteigen für den Fall, dass die Garantien seitens der Ukraine verletzt werden“, sagte Putin bei einer Videokonferenz mit dem Nationalen Sicherheitsrat. Auch bei einem Ausstieg aus dem Abkommen sei Russland aber bereit, die für ärmere Länder bestimmten Getreidelieferungen durch den vereinbarten Korridor passieren zu lassen.

 

Jeder narrative Frame legt auch die Lösung für das in ihm enthaltene Problem (hier: Russland erpresst die Ukraine/die Welt) nahe. In diesem Fall lautet die Lösung: Putins Einschüchterungsversuchen darf man nicht nachgeben, man muss ihm stattdessen mit Stärke begegnen, dann lenkt er ein. Man sieht sehr schön, wie auch in dieser Hinsicht alle Teile des Tagesthemenbeitrags aufeinander abgestimmt sind und sich gegenseitig bestätigen:

  • wenn man Russland klar und deutlich sagt, … dann kann Russlands Erpressung nicht funktionieren (O-Ton Präsidentenberater)
  • Schiffstracker-Webseiten zeigen, dass Frachter am Montag trotz russischer Drohungen Richtung Bosporus unterwegs waren (Bericht)
  • Zudem war der internationale Druck so groß, dass sich Russland am Ende mit einer schriftlichen Erklärung der Ukraine zufrieden gibt und einlenkt (Bericht)
  • Drohgebärden sind gescheitert (Schaltgespräch)

Der konkrete Inhalt der von der Ukraine abgegebenen schriftlichen Erklärung wird ausgeblendet, weil er das Narrativ gefährdet hätte. Tatsächlich hat die Ukraine in Folge der Vermittlung der UNO und der Türkei die von Russland gewünschten Garantien abgegeben: „Keine militärischen Aktivitäten in und um den humanitären Korridor herum, das ist, was die Russen gefordert haben, und das ist, was sie bekommen haben“, bestätigt Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin im Interview mit CNN.

 

Was also das Narrativ so wirkungsvoll macht, ist, dass es veranschaulicht wird anhand einer kompletten Erzählung, die in den meisten Menschen eine große Resonanz hervorrufen wird, weil sie aus unzähligen Variationen schon bekannt ist. Da gibt es den großen Starken, der alle in Angst versetzt („Groß war die Angst…„), da ist ein Kleiner, der all seinen Mut zusammennimmt und sich von seiner Angst nicht lähmen lässt („Die Ukraine exportierte das Getreide einfach weiter … trotz russischer Drohungen“), es tun sich alle zusammen und bieten dem Erpresser die Stirn, so dass er einlenken muss („zudem war der internationale Druck so groß, dass Russland am Ende … einlenkt“). Die Angst weicht daraufhin der Freude („Der Agrarsektor freut sich“), vom Erpresser wendet man sich enttäuscht ab („Sie sind enttäuscht von Russland“) und ist zuversichtlich, auch ohne ihn den eigenen Weg gehen zu können („Was man gesehen hat, war, dass es auch ohne Russland geht“).  Kern dieses bekannten Erzählmusters ist eine Geschichte aus dem Alten Testament, die Mut machen soll,  sich nicht von einem (militärisch) Stärkeren einschüchtern zu lassen.

Die Bronzestatue „David und Goliath“ von Richard Heß in Frankfurt zeigt David triumphierend auf dem besiegten Goliath sitzend. Bild: Nikolai Karaneschev/CC BY-3.0

Durch strategisches Framing gelingt es, dass das Publikum das Geschehen durch die Brille des bereits vertrauten Narrativs wahrnimmt, obwohl dieses ja gerade zuvor durch die Realität in Frage gestellt worden war. Das Narrativ „Mit dem Erpresser Putin kann man nicht verhandeln, sondern muss ihn durch Demonstration von Stärke zum Einlenken bringen“, hat sich auf diese Weise für das Publikum erneut als wahr erwiesen , ohne dass sich das Publikum dieses Vorgangs und der diesem Vorgang zugrundeliegenden Techniken bewusst wäre.

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21 Kommentare

  1. Es lohnt sich gar nicht mehr dieses Medium zu konsumieren, da durch vergangene „Berichterstattung“ bekannt ist, dass mindestens die Hälfte der Fakten fehlt. Zufällig sind es immer die Informationen, die nicht zum Narrativ passen.

  2. Nicht zu vergessen:
    Zusätzlich hat Russland von der UNO die Zusage erhalten, dass endlich auch der Teil des Abkommens, der den russischen Lebensmittelexport betrifft, eingehalten werden soll.
    Zur Umsetzung hat die UNO eine Frist bis zum 18.11.22 gesetzt bekommen.
    Framing dazu: „Doch neue Probleme drohen, der Getreidedeal läuft am 19. November aus, Russland droht auch heute wieder damit, aus dem Abkommen ggf. ganz auszusteigen.“
    Ja, Russland ist so furchtbar „konservativ“ geworden, die Einhaltung von Zusagen zu erwarten – eben total „autoritär“.

    Dieser wichtige Teil des Verhandlungsausgangs darf in den westlichen Medien natürlich keine Beachtung finden, zumal das böse Russland ja kostenlose Getreidelieferungen in die ärmsten Länder Afrikas versprochen hatte.

    Jedenfalls hat Putin mit seinem Vorgehen, das sabotierte Getreideabkommen zu verweigern, um es neu zu verhandeln, auch für die Welternährung einiges erreicht, da Russland der weltweit größte Weizenexporteur ist.

    https://tass.com/politics/1532929

  3. Das ist alles richtig, aber überrascht mich nicht mehr. Der gute David gegen den bösen Goliath ist gesetzt. Die Handlungen der jeweiligen Seiten werden nicht neutral bewertet, sondern so lange verdreht, verformt und gequetscht, bis sie in die jeweilige Schublade passen. Auf der David-Schublade steht „Gut“, auf der Goliath-Schublade „Böse“. Was nicht passen will, wird passend gemacht, wenn das nicht gelingt, wird es weggelassen.

    Moderner, wertebasierter Journalismus. Punkt.

    Will ich morgens wissen, welches Narrativ die Propaganda an diesem Tag pflegen wird, lese ich tagesschau.de. Ansonsten nutze ich die Angebote des ÖRR nicht (mehr), Fernsehen ohnehin nicht, das kann ich alles nicht ertragen, weil es so schamlos ist und so offensichtlich. Und ich habe die Angebote des ÖRR nicht immer so bewertet, erst mit dem Krieg in der Ukraine hat das unerträgliche Formen angenommen. Ich habe eine solche dreiste Meinungsmanipulation noch nie erlebt, wie können deren Urheber morgens überhaupt noch unbeschwert in den Spiegel schauen? Vielleicht schafft man das, indem man sich sagt, man handele ja für eine gute Sache. Insgesamt sehr schade um die Gebühren.

  4. Hier noch etwas zu den aktuellen „Bodengewinnen“ der tapferen, ukrainischen Nazischwadronen.

    Die hellblauen Bereiche im Norden wurden von den Russen geräumt. Für eine Landbrücke zur Krim sind sie entbehrlich. Die Ukrainen haben im Norden durch Gegenoffensiven keine 3000 qkm „zurückerobert“.
    Wenn sie so überaus erfolgreich wären, wäre ihnen der Durchbruch zur Krim im Süden ( auch hellblau ) längst gelungen.

    https://understandingwar.org/sites/default/files/DraftUkraineCoTNovember6%2C2022.png

    Die erzählen uns alle was vom Pferd und dichten sogar eindeutige dpa-Meldungen um.
    Man muss immer gegenprüfen: Was haben die Nachrichtenagenturen vermeldet und was kommt davon richtig oder falsch beim Zuschauer an ? So findet man den Hort der Manipulation.
    Die Agenturen sind es fast nie.
    Die Bananenbiegerei erfolgt später.

  5. Zu „Man muss immer gegenprüfen: Was haben die Nachrichtenagenturen vermeldet und was kommt davon richtig oder falsch beim Zuschauer an ? So findet man den Hort der Manipulation.
    Die Agenturen sind es fast nie.
    Die Bananenbiegerei erfolgt später.“:

    Die westlichen Nachrichtenagenturen wie Reuters, AP, DPA verbiegen die Realität, was das Zeug hält, setzten auch das westliche Framing und die entsprechenden Auslassungen.
    Und diese Nachrichtentexte übernehmen die einzelnen Medien dann oft wörtlich, schon um Zeit zu sparen.
    Deshalb findet man ja so oft identische Passagen bis hin zu identischen Artikeln in der Berichterstattung eigentlich konkurrierenden Medien.
    Etwas anderes sind natürlich die sogenannten Kommentare, in denen Journalisten ihre eigene Einschätzung, Meinung und Polemik äußern.
    Allerdings ist der Übergang zwischen Nachricht und Meinung inzwischen immer fließender.

    „Gegenprüfen“ kann man daher besser, wenn man zum Vergleich in nicht-westliche Medien schaut – klar, die machen natürlich auch Propaganda, aber eben andere.

    1. “ Identische Passagen “ sind keine Manipulation.

      „Die westlichen Nachrichtenagenturen wie Reuters, AP, DPA verbiegen die Realität, was das Zeug hält, “

      Stelle bitte Beispiele ein. Ich habe nicht alle kostenpflichtigen Agenturmeldungen o.g. Agenturen abonniert um das pauschal beurteilen zu können. So viel Geld wie du, möchte ich dafür nicht ausgeben.

      Russen plündern sich in Cherson selbst.

      https://www.zeit.de/politik/2022-11/ukraine-ueberblick-luftabwehrsysteme-pluenderungen-cherson

      Was für autoagressive Leute sind die Russen eigentlich ?
      Erst schießen sie auf sich selbst, sogar wenn sie in einem Atomkraftwerk hocken,
      und anschließend plündern sie sich !?

      1. Zu „“Identische Passagen “ sind keine Manipulation.“:
        Genau, deshalb ist es meine These, dass die Manipulation oft bereits von den Nachrichtenagenturen vorgenommen worden ist und von den einzelnen dann Medien identisch übernommen wird.
        Demgegenüber hatten Sie ja behauptet, die Manipulation werde grundsätzlich erst von den einzelnen Medien vorgenommen.
        Daher widersprechen Sie jetzt also nicht mir, sondern sich selbst.

        Zu „Stelle bitte Beispiele ein. Ich habe nicht alle kostenpflichtigen Agenturmeldungen o.g. Agenturen anonniert um das pauschal beurteilen zu können. So viel Geld wie du, möchte ich dafür nicht ausgeben.“:

        Dafür gebe ich überhaupt kein Geld aus, sondern sehe das an den Nachrichtentexten in verschiedenen Medien, die als von einer Nachrichtenagentur komplett übernommen gekennzeichnet sind.

        Beispiel dpa/Getreideabkommen:
        Da steht nur, die Ukraine und Russland seien „beide große Getreideexporteure, die mit ihrer Ausfuhr Milliarden verdienen“. Wer das geschrieben hat, weiß aber genau, dass Russland als weltweit größter Exporteur bisher ungleich mehr Getreide exportiert hat als die Ukraine, die 2020 auf Platz 5 war. (Russland: 37.267.014 T, Ukraine: 18.055.673 T)
        Und dazu, wieviel ukrainisches Getreide durch das Abkommen bisher in die ärmsten Länder gegangen ist, wird einfach Selenskys Lüge dazu unwidersprochen wiedergegeben.

        1. Ich kann langsam nicht mehr, Sabine.
          Ich muss mir selbst eine halbe, unbezahlte Redakteursstelle einrichten, nur um ein bissl auf dem Laufenden zu bleiben.

          Ich würde am liebsten das Betriebssystem für Europa wechseln und neu booten.

          1. „Momentan liegen bei allen die Nerven blank“ sagte mir kürzlich die Moderatorin einer Anti-NATO-Demo zur Gereiztheit innerhalb der Friedensgruppen.
            Die Zeiten sind ja auch wirklich übel…..
            Hätte ich mir noch vor einem Jahr nicht vorstellen können, was jetzt zu den Tatsachen gehört.

        2. Es sollte mittlerweile klar sein, es gibt 5 Nachrichtenagenturen Weltweit, von den 4 in den USA angesiedelt sind, dazu die führenden Socia-Media Plattformen (noch muss man konstatieren) Twitter, Facebook. Das da eine objektive Journalistische Arbeit schwerig ist, und vermutlich auch wirklich Arbeit, sollte klar sein, das auf Qualität dank Inet und Einnahmen aus werbefinazierten Klicks mittlerweile eine große Einnahmequelle darstellt, ebenso. Schlimm ist, das der ÖRR (ich schaue seit 2014 nicht mehr), der eben anders finanziert ist, eben durch uns, so von der Regierung unterwandert ist, siehe Rundfunkrat und Besetzung), das er mit Staatsfunk gleichzusetzen ist. Das wovor eben dieser Rundfunk uns noch vor 15 Jahren gewarnt hat, das vermutlich auch dreist immer noch tut. Von meinen 18 Eisen monatlich, die ich dann eher für RT einsetzen würde.

      2. Die Online-ZEIT ist die wohl gruseligste Echokammer Schlands geworden…
        Bis vor 11 Jahren hatte ich es dort auch mal versucht und dann nicht mehr ausgehalten 🙂
        Nur die gedruckte ZEIT kann man – ohne den Polit-Quark – streckenweise durchaus lesen.

  6. Ein gutes Beispiel, man könnte endlos fortsetzen. Die ARD befindet sich in ihrer gesamten Berichterstattung im Kriegsmodus. Kaum eine Ausgabe ohne Selenski-Statement, stets nachdem der aktuelle Human content ausgebreitet und die Perfidie Russlands vorgeführt worden ist. So oft wie möglich greift man ukrainische Greuelpropaganda auf – Message, man kämpft gegen die personifizierte Unmenschlichkeit, das Böse in Reinkultur. Vom Boden der verifizierten Tatsachen hat man längst abgehoben. Eigentlich schon seit Goline Atais Zeiten.

    Und leider ist das inzwischen Mainstream-Medien-Standard. Viel Aggressives wird buchstäblich wahrgelogen. Man darf gespannt sein, wie man die mediale Kurve kriegen will, wenn die westliche Niederlage feststeht.

    1. Da brauchste ja nur nach Afghanistan gucken.

      So wirklich steht die Niederlage noch nicht fest. Vielleicht wird es nur eine „halbe“ Niederlage mit Schutzzone in Odessa und Berliner Mauer? Dann ist nach dem Krieg vor dem nächsten Krieg. Jedenfalls ist die amerikanische Politik für Deutschland und Europa voll gelungen. Wieder einmal wurde ein Land gespalten mit einer harten Demarkationslinie nach dem Willen der USA und es wurde dem US-Imperium neues Land einverleibt, neue Finanzströme für Metropolis erschlossen.

      Mir geht es manchmal auch so wie dir. Ich frage mich dann wie die NATO-Trolle 2 % vom BIP und all die Milliarden mehr für US-Waffen vornehmlich rechtfertigen will statt für Schulen? Eigentlich gibt es doch beste Argumente gegen diese schlechtesten aller Investments in die Zukunft? Die Deutschen werden sich schon wehren, wenn man ihnen droht, Geld wegzunehmen? Dann hört man in Endlosschleife: „Sondervermögen, Putin-Hitler, ukrainische Flüchtlinge retten. Gürtel enger schnallen…“ Begleitet wird das andererseits aber mit vielen Hilfspaketen der deutschen Politik, wo sich immer die Frage stellt wer durch das Netz fällt oder man schon ahnt, dass man bei den Linke-Rechte-Tasche-Spielchen am Ende weniger Geld hat – und natürlich noch mehr Bürokratie. Vielleicht kann man noch die Frage stellen: Wer glaubt das wirklich? Oft höre ich „Wir können ja nichts ändern.“ Und Russland-Freunde malen auch derzeit die ökonomischen Probleme für Deutschland zu schwarz. Wenn es schlimm wird, dann wird es noch einige Jahre dauern. Diese Systeme sind träger als viele wahrhaben wollen, so wie viele Deutsche schleichend in Altersarmut fallen.

      Ein großes Problem ist, dass die meisten Menschen, die vielleicht noch verstehen, dass Geld für Waffen schlechter investiert ist als für Schulen, dann aber nicht verstehen, wie das weltweite Machtgefüge in etwa organisiert ist, was für ein wirklich dystopisches Bild sich zeigt. Deutsche Eliten, die oft von US-Eliteschmieden gezüchtet wurden, sind gerne US-Vasallen. Sie sind gerne ahnungslos, was z.B. die Jakarta-Methode betrifft.

      Auch unsere Kultur ist stark amerikanisiert. Achtet mal darauf, was alles amerikanisch ist und von Vielen als ganz selbstverständlich wahrgenommen wird. Das geht von den blauen Jeans, welche früher Minenarbeiter trugen, also der Kleidung, über Musik, Sport, US-Fastfood, das Internet, das Wirtschaftssystem sowieso usw. Ständig wird etwas nachgeahmt, was in USA vorgemacht wurde.

      Wer versteht, dass der Geschichtsunterricht in der Schule Indoktrination für Kinder war, die genau dieser jetzigen Propaganda in die Hände spielt? Ich habe noch meine alten Geschichtsbücher. Die sind unglaublich naiv und unkritisch geschrieben, voller Klischees. Die Alliierten waren die Guten. Man soll sich gut fühlen als Deutscher, außer beim Holocaust und der Nazizeit.

      Bei den deutschen Imperialisten überwiegt die Ansicht, dass man in Zukunft lieber nicht mehr selbst als Führungsnation antritt für einen Weltkrieg, sondern als Vasall. Deutschland würde ohne die USA gar nicht als Staat funktionieren. Es gibt auch kein Wille das zu ändern von diesen Eliten. Sonst würden sie z.B. keine US-Waffen kaufen oder US-Internetmonopolisten in Deutschland oder Teilen der EU verbieten und eigene Internet-Dienste oder Chip-Industrie entwickeln, die dann auch funktionieren.

      Und es zeigt sich gerade, wie wenig sich die Menschen wirklich um die Klimakatastrophe scheren. Der eigene Komfort, die eigenen peinlichen Ressentiments sind wichtiger als nötiges Handeln. Auch da flüchten viele vor den Fakten, gerade auch so „alternative Aufgewachte“. „Wir“ müssen jetzt erst mal einen Krieg gewinnen und eine neue Mauer gegen Russland hochziehen. Neulich las ich, dass mindestens 2,4 °C globale Erwärmung kommen werden, wenn wir nichts tun gegen die Erwärmung. Aber das ist doch auch nur wieder zu optimistisch, weil sich keiner wagt das volle Ausmaß der Katastrophe zu benennen. Wie viele Milliarden Tonnen CO2 und andere Treibhausgase in der Atmosphäre sind das und wie sollen wir die da wieder wegbekommen?

      Zum Schluss noch ein Blick nach Finnland: Da will eine Soros-Puppe, die gerne auf Koksparties tanzt, Atomwaffen im kleinen Finnland stationieren lassen und 1300 km mehr NATO-Grenze zu Russland aufmachen. Das finnische Bildungssystem sei das Beste in Europa? Das hieß es immer? Bei der hat es zumindest nicht gewirkt! Die glauben alle an einen Endsieg gegen Russland und dann wird alles gut – oder ihnen ist alles egal. Schäuble sagte einmal, Merkels Politik sei „nicht so hurramäßig wie bei Napoleon – aber erfolgreicher.“

  7. Ich empfehle von Thomas Fischer „Putin- der Vollversager“
    wunderbar aufgespießt diese ganzen Verdrehungen.
    https://www.spiegel.de/kultur/wladimir-putin-macht-einen-fehler-nach-dem-anderen-so-ist-es-doch-oder-etwa-nicht-kolumne-a-b96669f2-d030-4fef-8e87-7c637ad6ed5b
    Zitat: „da man sich ja zwangsläufig fragt, für welchen Benefit man eigentlich üblicherweise zwei Stunden am Tag dafür aufwendet, unter anderem zu erfahren:

    Erstens, dass Russland einen verbrecherischen Angriffskrieg führt, der natur(!)gesetzlich gar nicht anders enden kann als mit dem Untergang des nikolausisch-uljanowschen Zarenreichs, koste es uns, unsere Kinder und Kindeskinder, was immer es wolle (Atombombe right or wrong: My god’s country). Bewiesen ist das durch a) circa zehn Enthüllungsbücher über Putin, den bösen Zauberer, und b) mindestens 5000 als »Experten«-Analysen getarnte Moral-Exemplifikationen von Journalisten aller bekannten Schulen hier und anderswo.

    Danach kann es gar nicht anders sein und ist bewiesen, dass WIR gewinnen: Weil es halt so ist. Abgesehen davon fällt mir in der Weltgeschichte spontan kein anderer Krieg ein, in dem die eine Seite (die böse) alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht hat, was überhaupt möglich war. Planung, Legitimation, Vorbereitung, Logistik, Strategie, Personal, Taktik, Durchführung: Eine Quote von hundert Prozent Versagen muss man erst einmal hinkriegen. Die täglichen umfangreichen Artikel über die vollständige Unfähigkeit der Russen auf praktisch allen Gebieten und den jetzt aber wirklich nur noch von den letzten 50 Leopard abhängigen (na gut: ein paar Eurofighter vielleicht) unausweichlichen Sieg der Guten können nicht irren, oder? Als vorläufige Krönung seiner Dummheit sprengt der Bösewicht, um seinen Feinden damit zu drohen, ihre Pipelines zu zerstören, erst mal seine eigenen in die Luft – eine, wenn ich mal so sagen darf, doch recht ungewöhnliche Methode des Angriffs. (…)Der Herr Präsident der Ukraine nennt die Russen regelmäßig »Orks«: untermenschliche, schweineartige, grunzende Wesen, deren Vernichtung die Aufgabe jedes anständigen Menschen/Zwergs/Hobbits ist. Kann man mit Russen, Orks und dem dunklen Herrscher im Osten überhaupt verhandeln? Majestix, Gandalf und Sleepy Joe sagen: Never! Der kleine Herr Samweis, eine Art Sam Hawkens im Elbenland, kriegt vorerst eine Rechnung von den Stadtwerken und ist schwer beeindruckt.

    Fluchten

    Ich versichere allen 22- bis 51-jährigen, kriegserfahrenen und strategisch ausgekochten Lesern, dass ich weder ein »Putin-Freund« bin noch war noch zu werden beabsichtige. Dennoch wüsste ich gern, warum der »Deutschlandfunk« in dieser Woche eine Reportage sendete, in welcher die These vertreten wurde, es sei für ukrainische Frauen in Deutschland unzumutbar, Vergewaltigern in Gestalt russischer Kriegsdienst-Flüchtlinge zu begegnen. Das ist eine ziemlich steile These, vor allem, weil die jetzt einreisenden Drückeberger ja überhaupt noch nicht gekämpft haben, sondern dies erst zukünftig tun sollen. Einmal mehr sprechen wir also über den Russen als solchen, also den notorisch vergewaltigenden Berlin-Eroberer. Was immer an rassistischen Stereotypen und Verdammungen in den letzten 75 Jahren unter der Decke geblieben ist, ist wieder da und salonfähig.“

    1. Dank für den Hinweis, auch der Schluss – Hinweis auf einen Beschluss des AG Bautzen ist nicht schlecht

      Es ging in dem Verfahren um eine Person, die ein „Z“ trug. Unter anderem meinte das AG dazu:

      „Das Strafrecht aber darf nicht missdeutet und missbraucht werden, Unliebsames und Unliebsame in die Schranken zu weisen. Schon die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, erst recht eine daraufhin erfolgende Anklageerhebung ist eine staatliche Drohgebärde. Für beides braucht es eine tragfähige Grundlage. Stellt sich eine solche Drohgebärde (erst) ein, nachdem sie medial öffentlichkeitswirksam eingefordert worden ist, besteht die Gefahr, dass der Eindruck einer Strafverfolgung „auf Bestellung“ entsteht, wodurch das Ansehen der Staatsanwaltschaft und der Gerichte nachhaltigen Schaden nehmen könnte.“

      https://openjur.de/u/2398325.html

  8. Framing durch Weglassen – Das Beispiel hat zwar nicht direkt mit Russland zu tun, ist aber exemplarisch:

    Vor einigen Tagen hat die aktuelle UNO-Vollversammlung eine Resolution angenommen, in der die USA aufgefordert werden, ihre Wirtschaftsblockade ggü. Kuba zu beenden. Dafür gestimmt haben 185 Länder, 2 (USA, Israel) waren gegen die Resolution, die Ukraine und Noch-Bolsonaro-Brasilien haben sich enthalten, 4 Länder (wer genau kann bestimmt irgendwo ermittelt werden) haben an der Abstimmung nicht teilgenommen.

    Jetzt kann man mal mit der Google-Suche probieren, was „unsere Leitmedien“ dazu schreiben: Suche nach uno kuba resolution
    Auf der ersten Trefferseite taucht auf Platz 10 erstmalig einer der Medienplatzhirsche auf, die Tagesschau, allerdings ist deren Meldung von 2018, da gab es eine ähnliche Abstimmung.
    Jetzt kann man vergleichen und nach uno russland resolution suchen. Da findet man Tagesschau, FAZ, RND, Tagesspiegel gleich auf der ersten Seite.

  9. Welch gehässige Skulptur, die da abgebildet ist. Widerlich in der Obszönität ihrer faschistoiden Ausstrahlung. Exemplarisch für die geistige Derangiertheit der hiesigen Anti-Gesellschaft, dem vorherrschenden Geist, der Verbrechen wider die Menschlichkeit begrüßt.

    Der Künstler sollte unbedingt den Friedensbruch des deutschen Preishandels erhalten.

  10. Na den Versicherer will ich sehen welcher ohne eine Sicherheitsgarantie Russlands bereit wäre „Stärke“ zu zeigen.

    LONDON, Oct 31 (Reuters) – Lloyd’s of London insurer Ascot is suspending writing cover for new shipments using the Ukrainian grains corridor in the Black Sea until it has more clarity about the situation there, a senior official said on Monday.

    http://www.reuters.com/business/insurer-ascot-pauses-writing-new-cover-ukrainian-shipments-2022-10-31/

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