
Nach einer Zwischenevaluation änderte sich der Konsum kaum, aber die Kriminalität ist stark gesunken. Drogenpolitische Schlussfolgerungen.
Menschen kiffen. Nach der intensiv diskutierten Entkriminalisierung von Cannabis zum 1. April 2024 liegt nun die erste Zwischen-Evaluation vor: Ein fast 200-seitiger Bericht unter der Federführung Hamburger Suchtforscher.
Darin ist von einem geschätzten Jahresbedarf von 670.000 bis 823.000 Kilogramm Cannabis für Deutschland die Rede. Wenn wir einmal von der Mitte ausgehen, also von 747 Tonnen, dann wären das rund 9 Gramm Gras (die Blüten) oder Haschisch (das Harz) pro Kopf und Jahr, um die häufigsten Konsumformen zu nennen.
Das ist eine abstrakte Größe, die wir gleich noch genauer nach der Häufigkeit des Konsums aufschlüsseln. Sie zeigt aber, dass Cannabis zu Deutschland gehört.
Zum Vergleich: Im Schnitt trinkt die deutsche Bevölkerung ab 15 Jahren zehn Liter reinen Alkohol pro Kopf und Jahr, was in Bier ausgedrückt bei einem Alkoholgehalt von 5 Volumenprozent 200 Liter wären. Aber natürlich trinken manche mehr und andere gar keine alkoholischen Getränke.
Wie ich kürzlich für mein Buch Die Cannabis-Protokolle. Medizin, Politik und Wissenschaft auf dem Prüfstand recherchierte, lässt sich Cannabis-Konsum in Europa seit rund 5000 Jahren nachweisen. Wohl aus klimatischen Gründen dürfte die psychoaktive Substanz damals vor allem im Südosten des Kontinents verbreitet gewesen sein, während man im Nordwesten eher Bier und Honigwein (Met) braute, bis die Römer mit ihren Eroberungen auch den Weinbau mitbrachten.
Zum Beispiel fand man bei Ausgrabungen einer Grabstätte im heutigen Rumänien eine Pfeife und Pflanzenreste von Hanf, die auf einen rituellen Gebrauch schließen lassen. Sozusagen ein Joint zur Beerdigung als europäisches Kulturgut.
Wie häufig ist der Konsum?
Doch bleiben wir in der Gegenwart: Die Jahresprävalenz für den Cannabiskonsum in Deutschland lag kurz vor der Gesetzesänderung bei fast 5 Prozent, also rund jedem beziehungsweise jeder 20. Deutschen. Besonders beliebt ist die Substanz unter den 18- bis 25-Jährigen mit 25 Prozent. Bei den 12- bis 17-Jährigen sind es geschätzte 8 Prozent.
Nach der Häufigkeit schlüsseln sich die genannten fünf Prozent wie folgt auf: Mindestens einmal im Monat konsumierten 2,3 Prozent Cannabis, mindestens einmal pro Woche 1,5 Prozent und (fast) täglich 0,7 Prozent. Laut dieser repräsentativen Befragung wären also fast jeder 20. ein Gelegenheits- und fast jeder 50. ein regelmäßiger Konsument.
Am Rande sei hier erwähnt, dass es bei solchen Studien auffällige Unterschiede gibt: So kam der alle drei Jahre vom Institut für Therapieforschung in München erhobene „epidemiologische Suchtsurvey“ auf eine Jahresprävalenz von fast 10 Prozent. Die „CannaStreet Studie“ vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung in Hamburg schätzte noch höhere Werte, basierte aber nur auf Onlinebefragungen. Die seit 2022 jährlich durchgeführte „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ vom Centre for Health and Society an der Uniklinik Düsseldorf kam auf niedrigere Ergebnisse.
Die Unterschiede dürften teils an der verwendeten Methodik liegen, wie man beispielsweise die Antworten von wenigen tausend Befragten auf die gesamte Gesellschaft hochrechnet. Allgemein weiß man zum Beispiel, dass in den Städten mehr Cannabis und andere Drogen konsumiert werden als auf dem Land. Das macht die Schätzungen komplexer. Die drogenpolitisch wichtigere Frage ist aber, ob der Konsum zunimmt.
Nimmt der Cannabiskonsum zu?
Am 23. September 2025, also wenige Tage vor Veröffentlichung des Zwischenberichts, titelte ein Artikel im Tagesspiegel: „Droge ist teilweise legalisiert: Cannabis-Konsum bei 18- bis 25-Jährigen deutlich gestiegen“.
Es stimmt zwar, dass der Konsum von Cannabis steigt. Das mit der Entkriminalisierung 2024 in Zusammenhang zu bringen, halte ich aber für grob irreführend. Im Artikel werden dann Zahlen von 2025 mit denen von 2015 verglichen.
Korrekt ist, dass der Cannabis-Konsum schon seit den 1990ern zunimmt – und zwar in vielen Ländern. Auf der Abbildung ist das für die USA zu sehen und habe ich den Zeitpunkt der in immer mehr US-Bundesstaaten einsetzenden Legalisierung eingezeichnet. Die politischen Maßnahmen laufen also dem Verhalten der Bürgerinnen und Bürger hinterher, nicht andersherum.
Abbildung: Der UN World Drug Report beschäftigte sich 2022 ausführlich mit dem Thema Cannabis. Die hier dargestellte Monatsprävalenz zeigt für drei Altersgruppen, dass die psychoaktive Substanz vor allem bei jungen Erwachsenen beliebt ist. Die Zahlen nähern sich wieder dem Niveau der 1970er an. Diese Trendwende setzte aber lange vor der Liberalisierung der Drogenpolitik ein.
Das bestätigt der schon erwähnte Münchner Suchtsurvey auch für Deutschland: Hier verdoppelte sich die Jahresprävalenz des Cannabis-Konsums von 2009 bis 2024 allmählich. Diesen Trend nahm der frühere Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ja gerade zum Anlass für die Gesetzeslockerung.
Aussagekräftiger als die auf Selbstauskünften beruhenden Befragungen sind Abwasseruntersuchungen. Diese hat man in elf Städten unmittelbar vor (Dezember bis März 2024) und nach (Mai 2024 bis Mai 2025) der Entkriminalisierung vorgenommen. Das Ergebnis ist ein Unentschieden: Zwar nahm der Cannabiskonsum in Chemnitz, Magdeburg, Nürnberg und Rostock leicht zu. Doch in Frankfurt am Main, Potsdam und Saarbrücken änderte sich nichts und in Dresden, Greifswald, Hannover und Mainz nahm der Konsum sogar leicht ab.
Diese Ergebnisse zeigen uns im Prinzip auch, dass sich der Drogenkonsum in der Gesellschaft nicht oder nur eingeschränkt durch Drogenverbote steuern lässt. Schließlich konnte der bloße Besitz von Cannabis bis zum 30. März 2024 mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden (§ 29 Abs. 1, Punkt 3 BtMG). Die Gesetzeslage war in den USA noch härter, vor allem im Wiederholungsfall.
Viele Bürgerinnen und Bürger verwendeten und verwenden die psychoaktiven Substanzen trotzdem. Ein Blick auf die Gründe für den Konsum hilft uns dabei, das besser zu verstehen.
Gründe für den Cannabiskonsum
Für die erst im August erschienene, jedoch nicht repräsentative Onlinebefragung des Instituts für Suchtforschung in Frankfurt am Main und anderer Institutionen äußerten sich immerhin 11.471 Personen zu ihren Konsumgewohnheiten. Da darunter nur 96 Jugendliche waren, beschränkte ich mich hier auf die Antworten der Erwachsenen.
Auf Platz 1 der Gründe landete mit 82 Prozent die Suche nach Entspannung. Danach folgte mit 64 Prozent, „Weil ich das Gefühl mag“ (Mehrfachnennungen waren möglich). Das dürfte sich natürlich zum Teil mit dem Gefühl der Entspannung überschneiden.
Mit immerhin 54 Prozent waren medizinische Gründe auf Platz 3, dazu gleich mehr. Danach folgten noch der Genuss zusammen mit anderen (31 Prozent) und der Wunsch nach einer veränderten Wahrnehmung bei immerhin jedem Vierten (25 Prozent).
Die mit Blick auf eine mögliche Abhängigkeit eher bedenklichen Gründe waren die Ausnahme: 12 Prozent folgten einer Gewohnheit, 10 Prozent wollten ihre Sorgen vergessen und 5 Prozent gaben als Grund an, weil Freundinnen und Freunde es auch tun.
Problematischer Konsum
Dazu passen die Ergebnisse der neuen Drogenaffinitätsstudie des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit vom September. Für diese wurden 7000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene repräsentativ befragt. Neben der Bestätigung der schon erwähnten Trends – bei Minderjährigen nimmt der Cannabiskonsum eher ab, bei jungen Erwachsenen eher zu – wurden die Personen hier auch zum problematischen Konsum befragt.
Demnach lag dieser bei 11 Prozent der Jugendlichen und 13 Prozent der jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) vor. Die Ergebnisse von 2023 und 2025, also vor und nach der Entkriminalisierung, unterschieden sich nicht signifikant.
Zur Erhebung des problematischen Konsums wurde eine deutsche Übersetzung des „Cannabis Abuse Screening Test“ verwendet. Dieser zählt die Antworten auf sechs Fragen, mit jeweils 0 bis 4 Punkten für die Antworten von „niemals“ über „manchmal“ bis „sehr oft“.
Die sechs Fragen sind: Haben Sie schon einmal am Morgen oder Vormittag Cannabis geraucht? Haben Sie es getan, wenn Sie alleine waren? Hatten Sie Gedächtnisprobleme, wenn Sie Cannabis geraucht haben? Haben Freunde oder Familienangehörige zu Ihnen gesagt, dass Sie weniger Cannabis rauchen sollten? Haben Sie schon erfolglos mit dem Konsum aufhören oder ihn reduzieren wollen? Hatten Sie Probleme wegen Ihres Cannabiskonsums, zum Beispiel Streit, einen Kampf, Unfall oder schlechtes Schulergebnis?
Von den maximal 24 Punkten gilt nur der Bereich von 0 bis 2 Punkte als unbedenklich. Mit 3 bis 7 soll man ein niedriges und ab 8 Punkten ein hohes Suchtrisiko haben. Sucht ist aber ein sehr komplexes Thema und hängt nicht nur von der konsumierten Substanz ab, sondern auch von der Art und Häufigkeit des Konsums sowie von persönlichen und sozialen Umständen.
Als besonders gefährdet gilt, wer viel Schlimmes erlebt hat und dann Cannabis – oder auch andere psychoaktive Substanzen – konsumiert, um seinen Problemen aus dem Weg zu gehen oder unangenehme Gefühle zu unterdrücken. Da man Herausforderungen so in der Regel nicht bewältigt, kann man in einen Teufelskreis geraten, insbesondere dann, wenn man immer mehr und häufiger konsumiert und die Substanz besonders gesundheitsschädlich, teuer oder schwer verfügbar ist.
Das Thema ist sehr komplex. Darüber und die verschiedenen Arten der Abhängigkeit habe ich mehr im neuen Buch Die Cannabis-Protokolle. Medizin, Politik und Wissenschaft auf dem Prüfstand geschrieben.
Medizinischer und Freizeitkonsum
Ein interessanter Befund aus der neuen Cannabis-Evaluation ist, dass sich der medizinische und Freizeitkonsum nicht gut trennen lässt. Auf dieses Ergebnis kam ich übrigens schon 2023 in meinem Fachbuch Mental Health and Enhancement: Substance Use and Its Social Implications (hier gratis), wenn auch mit Blick auf die Psychostimulanzien, die heute vor allem bei Aufmerksamkeitsproblemen verschrieben werden. Ein Teil insbesondere jüngerer Leute verwendet die Mittel auch für mehr Spaß auf Partys, mehr Motivation beim Lernen oder zum Abnehmen.
Dem steht Cannabis diametral entgegen: Wie wir sahen, nimmt die Mehrheit dieses Mittel nicht zum besseren „Anschalten“ der geistigen Leistungsfähigkeit in Schule, Studium oder Arbeitsplatz, sondern sozusagen zum „Abschalten“, zur Entspannung. Wer dadurch starke Hungergefühle bekommt, dürfte dadurch auch eher nicht abnehmen. Diesen Effekt nutzt man mitunter medizinisch, wenn Patientinnen und Patienten aufgrund einer schweren Erkrankung oder Behandlung zu wenig essen.
Aber da der medizinische Markt in der Leistungsgesellschaft immer weiter aufgebläht wurde und in den letzten Jahrzehnten immer mehr Facetten des Lebens aufnahm – neben Anspannung/Stress seien auch Traurigkeit oder schöpferische Pausen als Beispiele genannt –, ist die Grenzziehung hier schwer. Wir sahen gerade, dass 82 Prozent der Konsumierenden Entspannung als Grund für den Cannabiskonsum angegeben haben.
Dass viele von ihnen in einer Online-Apotheke ein paar Symptome anklicken, dann vom Telemediziner ein Rezept und das Cannabisprodukt ihrer Wahl in pharmazeutischer Qualität in den Briefkasten bekommen, ist der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ein Dorn im Auge. Sie will den Deutschen den Gang zum niedergelassenen Arzt und der Apotheke vor Ort vorschreiben. Diese Lobby wird ihr’s danken.
Das könnte allerdings gegen EU-Wettbewerbsrecht (Art. 56 AEUV) verstoßen und die verfassungsrechtliche Berufsfreiheit unverhältnismäßig einschränken. Einfach gesagt: Womöglich kann die Ministerin den Ärzten im Inland ihre Online-Tätigkeit nicht ohne guten Grund einschränken – und sie auch nicht schlechter stellen als die Konkurrenz im EU-Ausland.
Ich denke, wenn man eine ausufernde Ausstellung solcher Online-Rezepte eindämmen will, wird man zumindest die Alternative einer Videosprechstunde mit einem Arzt bestehen lassen müssen. Doch das letzte Wort hätten hier die Gerichte.
Drogenpolitische Schlussfolgerungen
Was bleibt nun von der Evaluation der Cannabisgesetzgebung nach eineinhalb Jahren und was bleibt zu tun?
In der aktuellen Diskussion wird kritisiert, dass mit der Entkriminalisierung der Schwarzmarkt nicht verschwand. Aber dass die Cannabisclubs beziehungsweise Anbauvereinigungen dieses Problem nicht lösen würden, war von Anfang an klar. Ich warnte noch im Februar 2024 vor einem Bürokratiemonster.
Tatsächlich ist die Erfüllung der Auflagen nicht nur kompliziert und teuer. Vielmehr verzöger(te)n verschiedene Behörden den Aufbau, vor allem in Bayern. Es ist also überhaupt nicht überraschend, dass die Clubs 2024 laut der Evaluation nicht einmal 0,1 Prozent(!) des Bedarfs deckten. Auch wenn der Wert für 2025 vielleicht etwas höher liegen wird, dürfte er kaum ins Gewicht fallen.
Wie wir oben sahen, tut gut die Hälfte der Cannabiskonsumenten das nur gelegentlich. Sich dafür in einem Verein – sofern überhaupt vorhanden – einzuschreiben oder gar eigene Pflanzen zu züchten, ist utopisch. Wer die Substanz nicht von Freunden mit legalen Quellen bekommt und sich nicht bei einer Online-Apotheke registrieren und warten will, kommt um illegale Bezugsquellen nicht herum. Leider dramatisieren verschiedene Medien und Politiker den Schwarzmarkt, indem sie auch das (nicht kommerzielle) Teilen unter Freunden dazu zählen.
Dass die Gesetzesänderung wirkt, lässt sich am besten an den Zahlen zur Strafverfolgung nachvollziehen: Die ist laut der Evaluation um satte 60 bis 80 Prozent gesunken. Jetzt können sich Polizei und Justiz verstärkt echten Straftaten mit wirklichen Opfern widmen, was in Zeiten von Personalmangel immer wichtiger wird.
Auch wenn der Konsum weiter gemessen werden sollte, ist aber doch klar: Der an den Wand gemalte Teufel, dass jetzt alle mehr Cannabis konsumieren, weil die Substanz aus der Verbotsliste gestrichen wird, war Unsinn. Man sollte auch nicht vergessen, dass es vor 100 Jahren überhaupt nur durch einen Kuhhandel darauf landete. Die Westmächte wollten unter amerikanischer Führung aus innenpolitischen Gründen Opium und seine Derivate – über Jahrhunderte übrigens die wichtigsten Arzneien – verbieten.
Die herrschende Elite Ägyptens hatte etwas gegen das „normale Volk“ mit seinem Cannabiskonsum und wollte sich von den früheren Kolonialmächten emanzipieren. Man schloss einen Deal: Wir stimmen dem Opiumverbot zu, wenn ihr auch Cannabis verbietet. Es funktionierte. Und so nahmen 100 Jahre sinnloser und sogar sozial schädlicher Verbotspolitik ihren Lauf, mit zahlreichen Verschärfungen im 20. Jahrhundert.
Drogenpolitisches Chaos
Absurderweise wollen die Unionsparteien mit ihrer Gesundheitsministerin Warken die Liberalisierung gerade dort einschränken, wo sie am besten funktioniert: beim Bezug von medizinischem Cannabis. Sollen sich diese vielen Bürgerinnen und Bürger wieder auf der Straße oder zwielichtigen Ecken in den Parks versorgen?
Dass der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) für seine Kritik die Jugendschutz-Karte zieht, war vielleicht abzusehen. Aber wie stimmig ist das, wenn doch trotz der Entkriminalisierung weniger Jugendliche Cannabis konsumieren? Er verweist darauf, dass Jugendrichter jetzt nicht mehr helfen könnten – um was für eine Art von „Hilfe“ es da geht, hängt aber doch sehr stark vom jeweiligen Richter ab.
Außerdem kritisierte Streeck die Besitzmengen von 25 Gramm auf der Straße und 50 Gramm zu Hause. Man könnte besser von Tschechien lernen, das jetzt 100 Gramm Cannabis im Eigenheim erlauben will. Was sollen die Heimgärtner denn tun, wenn ihre Pflanzen mehr als 50 Gramm abwerfen, was bei den heutigen Sorten realistisch ist? Selbst ein Wegwerfen des Überschusses könnte ein illegales Inverkehrbringen sein, das mit Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird (§ 29 Abs. 1, Punkt 1 BtMG).
Wer rechtlich auf Nummer sicher gehen will, dem bleiben eigentlich nur zwei Alternativen: Entweder verbraucht er den Überschuss sofort – oder er lässt ihn von der Polizei abholen und vernichten. Wollen die Unionspartei den Bürgerinnen und Bürgern wirklich einen extremen Drogenkonsum aufzwängen oder die Polizei wieder unnötig belasten?
Jenseits der Grenzen
Um die Ziele der neuen Cannabisgesetzgebung zu erreichen, muss endlich eine legale Lösung auch für Gelegenheitskonsumenten kommen. In den Niederlanden gibt es inzwischen acht Städte, in denen seit 1. Juli dieses Jahres nur noch 100 Prozent legales Gras und Haschisch verkauft wird. Dass das Modellprojekt seit Jahren geplant und seit Ende 2023 erweitert wurde, deutet darauf hin, dass die EU-Kommission es zulässt. Ansonsten hätte das wegen des Schengenabkommens unterbunden werden müssen.
Wenn man weiter meint, mit Drogenverboten Probleme lösen zu können, wird man in Europa zunehmend amerikanische Verhältnisse bekommen: Im niederländischen Rotterdam wird zurzeit die soziale Verelendung von immer mehr hilflosen Menschen sichtbarer. Wer erst einmal auf der Straße landet, greift schnell zu allem Verfügbaren, um sein Elend wenigstens für ein paar Momente nicht mehr spüren zu müssen. Die neuesten Drogen sind darin so gut wie gefährlich.
Und in Belgien wird gerade ein möglicher Einsatz des Militärs im Kampf gegen die Drogenkriminalität diskutiert. Der frühere General Marc Thys warnte allerdings, dass es dann auch zivile Opfer geben könnte. Die Gangs hätten inzwischen Handgranaten und andere Kriegswaffen. Thys erwartet, dass Kriminelle die Militärpatrouillen testen und zum Gegenschlag provozieren könnten – mit unvorhersehbaren Konsequenzen.
Es ging und geht Drogenpolitik immer auch um Sozialpolitik und die Sicherheit der Gesellschaft. Dass Verbote den Konsum nicht unterbinden und viele Probleme im Gegenteil sogar verschärfen, sehen wir seit gut 100 Jahren. Prävention durch zugängliche Hilfe insbesondere sozial schwacher Personen vor Ort und eine Substitutionstherapie für diejenigen, für die die Prävention zu spät kommt, wären wichtige Bausteine.
Laut der neuen Evaluation konsumieren über 5 Millionen Deutsche zumindest gelegentlich Cannabis. Spätestens bei den nächsten Wahlen sollten sie sich an die politischen Hardliner erinnern, die die individuelle Freiheit missachten und den sozialen Frieden gefährden.
Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors veröffentlicht.
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Man könnte auch fragen, ob der Bierkonsum im gleichen Zeitraum gesunken ist. 😉
Einfach alle Drogen legalisieren und es wird sich ganz automatisch auf ein erträgliches Niveau einstellen, vorausgesetzt, das die sozialen Bedingungen sich zum Besseren wenden, was natürlich nicht der Fall sein wird.
Drogen gehören u.a. auch zum Wesen des Menschen.
Genauso schaut’s aus!
Personalmangel bei Justiz und Polizei?
Wo es bei dem Verein so viele Vollversorgte gibt wie noch nie seit 1949?
Ob die sich beim Amt heimlich das Hirn wegsaufen?
Weil Kiffen ist ja verboten.
Cannabis-Anlegalisierung rückgängig machen wollen, gleichzeitig via Entfachung einer Drohnen-Paranoia die Bevölkerung zur Kriegswilligkeit tragen, und, wenn der Krieg dann erfolgreich ausgelöst ist – natürlich ein gerechter Verteidigungskrieg, versteht sich – wieder psychoaktive Substanzen an die Soldaten verabreichen, um sie gegen den täglichen Irrsinn abzustumpfen und sie bis zur schliesslichen Verfütterung an die Kanonen kriegstüchtig zu halten. Die wissen eben, wie man Prioritäten korrekt setzt…
Selbst in Holland ist der Cannabiskonsum stabil geblieben oder hier und da zurückgegangen.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich über die Jahrzehnte im Westen das Image der Droge Cannabis verschlechtert hat: Wurde Gras früher noch halbwegs mit künstlerisch-akademischen Kreisen in Verbindung gebracht (Stichwort Bewusstseinserweiterung, Counter Culture, Einstieg in die Welt der Psychedelika), steht ein penetranter entsprechender Geruch heute eher für Verwahrlosung, (geistige) Armut und vermehrt bildungsferne Konsumenten.
Das könnte einen Rückgang erklären – Gras wird in manchen Kreisen wieder uncool, was ich sogar ein wenig bedauere.
Das Cannabis-Extrakt VER-01 soll bei chronischen Rückenschmerzen helfen. Was Hinweis auf einen weiteren Grund für einen Konsum gibt, und nach einen guten Grund für die Arzneimittelbehörden klingt, dieses Extrakt für den breiten Einsatz zuzulassen.
Alle Cannabisextrakte können gegen Schmerzen helfen. Das tun sie bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen bei ca. 60-70% der Patienten. Da Cannabisextrakte Rezepturarzneimittel sind, muss vor der Verordnung ein schwieriger Antragsstellungsprozess durchlaufen werden. Ver-01 von Vertanikal soll ein Fertigarzneimittel werden, das verordnet werden kann wie jedes andere Arzneimittel. Deswegen werden sie vermutlich horrende Preise verlangen und werden es damit rechtfertigen, dass sie teure Studien machen mussten. Außerdem wird es nur für Rückenschmerz zugelassen sein.
Nicht einmal die Legalisierung von Gras bekommen die Deutschen hin, ohne eben diese wieder mit diversen Komplikationen und nachträglichen Diskusionen zu vermiesen. In Spanien ist das Thema seit längerer Zeit ohne viel Hokuspokus ganz simpel gelöst: Jeder Person ab 18 Jahren stehen legal drei Pflanzen zu und wer nicht selber anbauen möchte, der geht in einen der zahlreichen Canabis Clubs, wofür nur einmalig eine Einverständniserklärung zu unterzeichnen ist, das man neben Canabis nicht gleichzeitig andere Drogen, auch keinen Alkohol, konsumiert. That’s it! Thema erledigt!
Ja. Ich glaube inzwischen, dass das kein Zufall ist: Je komplizierter man die Regeln macht, desto mehr Arbeit gibt es für die Verwaltungen. So erzeugt der Staat permanent die Notwendigkeit – für sich selbst!
Grundsätzlich geht es den Staat einen Scheißdreck an, welche Drogen ich konsumiere, solange ich nicht andere belästige oder gar gefährde, wie etwa durch Autofahren unter Alkoholeinfluss.
Deshalb wäre eine grundsätzliche Drogenlegalisierung der einzig richtige und konsequente Weg. Außerdem werden Menschen, die psychisch absolut stabil und sozial abgesichert sind, in der Regel niemals suchtkrank, egal was sie zu sich nehmen.
Und obendrein hat derselbe Staat, der in diesem Fall einen auf „Gesundheitsfürsorge“ macht, nicht die geringsten Probleme, wenn Menschen vararmen, verelenden und obdachlos werden, wenn sie demnächst schuften sollen, bis sich der Sargdeckel schließt, wenn sie in den Krieg getrieben werden etc.
Die Verlogenheit beim Thema Drogen ist geradezu exemplarisch für die komplette Verkommenheit dieses kranken Systems, in dem wir leben!
Dem ist schwer zu widersprechen. Auf der Straße verrecken oder mit staatlichem Zwang in einem Schützengraben geht in Ordnung, aber wenn ich mir selbst durch Drogen schade, sorgt man sich um meine Gesundheit, die man dann mit Staatsanwälten und Polizisten glaubt schützen zu müssen und zu können. Wenn darin noch sowas wie Vernunft steckt, dann eine höhere, die sich nicht jedem erschließt.
Jetzt muß schnellstens auch das Kokain frei gegeben werden. Dann müssen unsere
Top- Politiker nicht immer zum Elenski fahren um sich das Zeug abzuholen. Ob eigentlich
die Kameras der Mainstreampresse Filter ein gebaut haben, die das weiße Zeug unter
den Nasen unserer Kokser gleich herausfiltern?
Es ist unfassbar, dass so ein segensreiches Kraut seit nun über hundert Jahren als gefährliches Rauschgift denunziert wurde. Honnit soit qui mal y pense.
Die Entdeckung der Endocannabinoide und deren profunder Bedeutung für den menschlichen Körper deutet mE auf eine Koevolution der species Cannabis sativa und Homo sapiens hin. Einfach mal als Hypothese in den Raum geworfen. Wir sind das Zeug wohl wesentlich länger als 5000 Jahre gewohnt.
Ja, das mag schon sein. Aber die Frage ist auch, wie man das nachweisen will. In den am Anfang erwähnten Grabstätten wird gewissermaßen die Zeit eingefroren. Ansonsten überdauern Pflanzenbestandteile keine Jahrtausende. Also wie alt sind die ältesten Grabstätten, die wir finden?
Und das mit den Endocannabinoid-Rezeptoren: Die nannte man ja erst so, nachdem man die Cannabinoide molekular aufschlüsselte und feststellte, was sie im menschlichen bzw. tierischen Körper ansprechen (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Was ihre Existenz über die Bedeutung von Cannabis in der Menschheitsgeschichte aussagt, tja – darüber kann man vortrefflich philosophieren.