In Israel steigen die Covid-19-Fälle wieder leicht an, obgleich schon 45 Prozent der Bevölkerung geboostert sind. Unklar ist, wie lange der Schutz der Booster-Impfung anhält und wie oft man sicher denselben mRNA-Impfstoff verwenden kann oder soll.
In Israel steigen wie in anderen Ländern mit einer hohen Impfquote die Inzidenzzahlen wieder an. Obgleich in Israel erste Fälle einer Infektion mit der südafrikanischen Variante entdeckt wurde, ist B1.1.529 dafür nicht verantwortlich, zumal auch noch gar nicht bekannt ist, ob er wegen seiner vielen Mutationen auch tasächlich gefährlicher ist. Einer der entdeckten Infizierten hatte vor zwei Monaten eine Booster-Impfung. Hauptgrund für den Wiederanstieg dürfte der schnell schwindende Impfschutz sein, der drei Monate nach der zweiten Impfung einsetzt.
Israel begann schon im Juli mit der Boosterimpfung. Möglicherweise hat das erst einmal die im Juli beginnende und Anfang September ihren Höhepunkt erreichende neue Covid-19-Welle gebrochen. Anfang November hieß es noch, eine Booster-Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff, der in Israel zum Einsatz kommt, würde 9-10 Monate schützen können und einen höheren Schutz als die zweimalige, bislang als vollständig geltende Impfung gewährleisten, weil sich mehr und bessere Antikörper bilden.
Noch liegt die Inzidenz bei etwas über 500 Fälle pro Tag, 85 Prozent der schweren Fälle sind Ungeimpfte. Aber die R-Zahl ist in den letzten Tag wieder leicht über 1 gestiegen und liegt nun bei 1,08. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, dass bei einer Inzidenz über 1000 oder bei einem R-Wert über 1,2 wieder Restriktionen erlassen werden müsste. Zweimal geimpft sind 64 Prozent der Bevölkerung, dreimal geimpft 45 Prozent. Die Hoffnung liegt nun auch auf der Impfung der Kinder ab 5 Jahren.
Der israelische Gesundheitsminister Nitzan Horowitz hat allerdings schon am Mittwoch gemutmaßt, dass eine vierte Impfung notwendig werden könnte, da die Zahl der Infektionen wieder steige und möglicherweise eine fünfte Welle bevorsteht. 9 Prozent der neuen Covid-19-Fälle sind dreimal Geimpfte. Der Expertenausschuss der Regierung erklärte allerdings am Mittwoch, dass es keine Hinweise auf einen abnehmenden Schutz bei der Boosterimpfung gebe, vielmehr würde mehr Antikörper gebildet. Ein Problem sei, dass zu wenige sich eine Booster-Impfung geben lassen sollen. Auch 12-15-Jährige sollen 5 Monate nach der zweiten Impfung geboostert werden.
Der israelische Immunologe Cyrille Cohen erklärte in einem Interview, die Dinge könnten sich schnell verschlechtern, Ein R-Wert von 1,08 sei ein “schlechtes Omen”, man sei jetzt in einer Pausenphase, Covid-19 sei nicht vorbei, es hänge viel davon ab, welche neuen Varianten entstehen, wie lange der Schutz der Boosterimpfungen anhält und wie schnell die Kinder geimpft werden können.
Gefragt nach der Notwendigkeit einer vierten Impfung, meinte er, das könne man jetzt noch nicht beantworten, vielleicht müssten vulnerable Personen noch einmal geimpft werden. Aber er machta auch darauf aufmerksam, dass es noch kein Wissen darüber gibt, “wie oft wir sicher dieselben mRNA-Injektionen verwenden können. Ich glaube, man müsse auch über die Verwendung anderer Impfmittel nachdenken, die mit einer anderen Technik arbeiten, um eine größere Immunität gegen Sars-CoV-2 herzustellen.”
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