Irgendein Idiot kann einen Nato-Krieg mit Russland starten

Man sollte meinen, das Foto käme von ukrainischen Quellen. Die „Volksrepublik Doenzk“ veröffentlichte es, um die „Befreiung“ zu feiern.

Die Nato und die USA haben eine rote Linie gesetzt, nämlich den Einsatz von chemischen oder biologischen Waffen, der von Russland in einer False-Flag-Aktion geplant sei. Die Nato droht mit „schweren Konsequenzen“.

Seit geraumer Zeit wird von der Nato und der US-Regierung versichert, dass man nicht direkt in den Krieg in der Ukraine eingreifen will, um die Ausweitung der Kämpfe auf Nato-Staaten und damit das Eintreten der Beistandsverpflichtung zu vermeiden. Unvermindert werden aber weiter Waffenlieferungen in die Ukraine forciert und immer neue Sanktionen verhängt, was beides eigentlich in der Massivität bereits als Kriegsbeteiligung gewertet werden muss. Nachdem in Polen der amerikanische Präsident Joe Biden Putin beschimpfte und forderte, dass „dieser Mann nicht weiter an der Macht sein kann“, ruderte man im Außenministerium gleich zurück. Washington strebe keinen Regime Change an, auch wenn das natürlich ein Zweck der massiven Sanktionen ist.

Während vor allem Polen nach Möglichkeiten sucht, die Nato in den Krieg zu ziehen, was die ukrainische Regierung mit der weiter erhobenen Forderung nach einer Flugverbotszone oder der Lieferung von Kampfflugzeugen, Flugabwehrsystemen oder Panzern ebenfalls anstrebt, ziehen US-Regierung und Nato neuerdings eine rote Linie, mit deren Überschreitung Russland angedroht wird, dass die Nato dann doch in eine direkte militärische Konfrontation einstecken könnte. Der amerikanische Präsident Biden warnte Russland bereits am 11. März vor dem Einsatz von Chemiewaffen. Die Benennung der roten Linie ist aber auch ein Signal an alle Mitgliedsstaaten des „Verteidigungsbündnisses“, dass die Nato einen Angriff oder eine Intervention in der Ukraine nicht auf jeden Fall ausschließt.

Auf dem Nato-Gipfel wurde diese rote Linie in die gemeinsame Erklärung vom 24. März mit aufgenommen: „Any use by Russia of a chemical or biological weapon would be unacceptable and result in severe consequences.“ Was die schweren Konsequenzen sind, wurde nicht konkretisiert, aber es müsste sich um einen Gegenschlag handeln, dem alle Nato-Staaten zugestimmt haben. Mittlerweile sind in Europa 100.000 US-Soldaten stationiert und 40.000 Soldaten sind es an der „Ostflanke“ unter Nato-Kommando. Es wurden vier weitere Battlegroups für die Ostflanke beschlossen, auf dem Meer, auf dem Land und in der Luft wird weiter aufgerüstet.

Wenn die russische Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze lange vor dem Krieg als Bedrohung galt, müsste dies Russland mittlerweile auch als Bedrohung durch die Nato und die USA verstehen. Und die Rede von der roten Linie mitsamt der Unterstellung, Russland könne einen Einsatz vom chemischen oder biologischen Waffen inszenieren, um dies der Ukraine zu unterschieben, könnte den Verdacht aufkommen lassen, dass just das auch andersherum geschehen könnte, um die Nato in den Konflikt hineinzuziehen. Jetzt heißt es, man könne den amerikanischen Geheimdiensten glauben, da sie ja auch vor einem unmittelbar bevorstehenden Einmarsch gewarnt hätten, der dann auch erfolgt sei. Es sei eine geschickte Strategie gewesen, die Geheimdiensterkenntnisse zu veröffentlichen. Abgehalten haben sie jedenfalls Russland nicht, in die Ukraine einzumarschieren. Jetzt wird also seit Beginn des Kriegs von russischen Plänen gesprochen, mit chemischen Waffen eine Flase-Flag-Aktion auszuführen. Russland macht allerdings dasselbe und hat wiederholt gesagt, die Ukraine könne solch eine False-Flag-Aktion durchführen. Dazu wurde gerne auf die vom Pentagon finanzierten Bio-Labore in der Ukraine hingewiesen, die möglicherweise biologische Waffen entwickelt hätten.

Der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der wegen des Ukraine-Kriegs ein weiteres Jahr im Amt bleibt, erklärte zu den geäußerten Befürchtungen:

„Wir sind besorgt, auch weil wir die Rhetorik sehen und feststellen, dass Russland versucht, eine Art Vorwand zu schaffen, indem es die Ukraine, die Vereinigten Staaten und die NATO-Verbündeten beschuldigt, den Einsatz chemischer und biologischer Waffen vorzubereiten. Und wir haben schon früher gesehen, dass diese Art, andere zu beschuldigen, eigentlich ein Vorwand ist, um selbst das Gleiche zu tun. Und natürlich sind die Anschuldigungen gegen die Ukraine und die NATO-Verbündeten absolut falsch.“

Stoltenberg stellt sich selbst mit der Argumentation damit eine Falle, schließlich wäre es nach dieser Logik auch ein Vorwand, Russland zu beschuldigen, „um selbst das Gleiche zu tun“. Um das auszuschließen, muss Stoltenberg apodiktisch ausschließen, dass dies auch „die Ukraine“ niemals machen würde. Das ist verwegen. Aber es geht Stoltenberg um die rote Linie:

„Jeder Einsatz von Chemiewaffen würde den Charakter des Konflikts völlig verändern. Er wäre ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht, hätte weitreichende Folgen und wäre natürlich äußerst gefährlich. Er wird die Menschen in der Ukraine treffen. Aber es besteht auch die Gefahr, dass er sich direkt auf die Menschen in den NATO-Ländern auswirkt, denn wir können eine Kontamination, eine Verbreitung chemischer oder biologischer Waffen in unseren Ländern feststellen.“

Interessant ist, dass der Nato-Generalsekretär sicherheitshalber Russland für jeden Anschlag mit chemischen oder biologischen Waffen verantwortlich zu machen sucht und damit die Bereitschaft von ukrainischen Nationalisten fördert, eben derartiges zu machen, um die Nato in die Ukraine zu ziehen. Stoltenberg erklärte auch, dass man die Ukraine und die Nato-Staaten präventiv auf einen solchen Anschlag präpariert, der auch schmutzige Bomben oder Angriffe auf AKWs im Visier hat:

„Die Verbündeten haben sich bereit erklärt, der Ukraine Ausrüstungen für den Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Bedrohungen zu liefern. Dies könnte Detektionsausrüstung, Schutz und medizinische Unterstützung sowie Schulungen für Dekontaminierung und Krisenmanagement umfassen. Außerdem verbessern wir die Vorbereitung und Bereitschaft der Bündnispartner für chemische, biologische und nukleare Bedrohungen. Unser oberster militärischer Befehlshaber, General Wolters, hat die chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Verteidigungselemente der NATO aktiviert, und die Bündnispartner verlegen zusätzliche chemische, biologische und nukleare Verteidigungsmittel zur Verstärkung unserer bestehenden und neuen Gefechtsverbände. Wir ergreifen also Maßnahmen sowohl zur Unterstützung der Ukraine als auch zu unserer eigenen Verteidigung.“

Stoltenberg verwies auf Chemiewaffen, die Russland gegen Skripal oder Nawalny eingesetzt habe, aber auch auf Chemiewaffeneinsätze in Syrien, wo nicht nur bei dem Vorfall in Duma auch wegen des Verhaltens der OPCW große Fragezeichen bestehen, ob diesen nicht Islamisten begangen haben. Noch vor der OPCW-Untersuchung und nur aufgrund des Verdachts bombardierten damals die USA, Frankreich und Großbritanniehn syrische Ziele. Auch bei Skripal und Nawalny sind die Täter und die Verantwortung des Kremls nicht wirklich belegt. Aber auch davon abgesehen, wären es Anschläge auf Einzelpersonen oder Angriffe mit sehr lokalen Folgen, die sich kaum auf die Kämpfe in der Ukraine oder gar Nato-Staaten auswirken würden. Sollte tatsächlich chemische oder biologischen Waffen mit großer Reichweite eingesetzt werden, würde Russland auch seine Truppen in der Ukraine und seine Bevölkerung den Gefahren aussetzen.

Das Betonen der roten Linien und dass Russland Chemiewaffen einsetzen könnte, um dies dem ukrainischen Geheimdienst oder nationalistischen Milizen zu unterschieben, muss als Warnung vor einem gefährlichen Spiel dienen. Nato-Staaten werden selbst wohl nicht Chemiewaffen einsetzen, auich nicht Russland, aber es ist denkbar, dass ukrainische nationalistische Milizen etwa in Mariupol als letzte Möglichkeit sehen, sich zu retten, indem die Nato einspringen soll, weil die von ihr gesetzte rote Linie übersprungen wurde. Noch immer ist auch nicht wirklich klar, was mit dem Theater in Mariupol geschehen ist, das als herausragendes Beispiel für ein russisches Kriegsverbrechen gilt. Es gibt sehr widersprüchliche Meldungen aus der Ukraine. Die Ukraine ist ein Pulverfass. Und die Nato hat mit ihrer roten Linie, eine Möglichkeit geschaffen, dass irgendein Idiot die Lunte legen kann.

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6 Kommentare

  1. Die Lunte ist längst gelegt und brennt auch schon. Den Idioten bleibt nur die Aufgabe, einen Chemieangriff zu inszenieren.
    Damit würde nebenbei endgültig bewiesen, dass Kriege nicht reglementierbar sind, weil auch jede Regulierung instrumentalisiert werden kann. Der Fehler liegt natürlich darin, dass es keine von den Kriegsparteien wirklich unabhängige, für Regelverstösse zuständige Instanz gibt. Das wäre in diesem Zusammenhang die OPCW, doch man hat ja gesehen wie ‚unabhängig‘ diese wirklich ist. Und so liegt unser aller Leben in Idiotenhand.

  2. Noch deutlicher wird es hier auf den Punkt gebracht:

    „What Russia is doing is perfectly lawful and legal and unfortunate. Nobody wanted it to come to this, but at the same time, the people of Ukraine had lost control and the crime syndicates and NATO idiots were endangering everyone in the region.
    ….
    We all wish that Ukraine could have and would have found the means to establish a strong and moral government for itself back in 1991, but we see what happened instead. They became a resource for pirates, endangered themselves, and by letting the crooks including DOD and NATO run rampant, they were also endangering the rest of the world. “

    http://www.paulstramer.net/2022/03/perfectly-lawful-and-legal-and.html?m=1

  3. Die Rede Bidens in Polen zeigt in aller Deutlichkeit, wer hier den Hut aufhat. Und das gilt von der ersten Sekunde der Auseinandersetzung.
    Wer hat das geholfen den Krieg in Gang zu setzen, indem berechtigte Forderungen abgelehnt wurden?
    Wer liefert jetzt Waffen, damit alles möglichst lange dauert und erklärt, dass es auf alle Fälle möglichst lange dauern wird?
    Wer will offensichtlich keinen Waffenstillstand?
    Wer kann in jeder Beziehung Honig aus diesem Krieg saugen?

    Die vermeintliche Lichtgestalt aus Washington.

  4. Die Frage ist doch :

    Was
    kann Russland bewerkstelligen,
    machen oder tun in diesen Krieg.

    So derlei die amerikanische Seite himmelhochjauchzend in DeenHaag das Gericht zusammen mit der RF mit einer Unterschrift anerkennt.

    Die Möglichkeit das Atomwaffen Biologische oder Chemische Waffen innerhalb der Ukraine auf ihren Einsatz warten ist nicht auszuschliessen.

    Vielleicht also dann einen präemptiven Einsatz dieser Waffen mit einer Hyperschallrakete ?
    Oder würde ein massiver Einsatz von EMP genügen ?

    Wie schon beim „missglückten“ Manöver wiegt sich die russische Regierung in einer trügerische Sicherheit.
    Zu grosses Selbstbewusstsein.

    Obwohl jetzt ca. grob geschätzt zum siebten Mal der Plan von der üblichen Meute ist :
    Erst die Krim dann ganz Russland.
    (Der Kalte Krieg als Ausnahme)

    Da Biden auf einen.langen Krieg in Polen einschwört.
    Liegen ALLE Optionen auf den Tisch.

  5. Das Foto stammt weder aus dem Donbas noch aus einer anderen Stadt in der Ukraine. Das Foto zeigt eine Gasexplosion am 31. Dezember 2018 in einem Wohnhaus in Magnitogorsk, einer russischen Stadt, die mehr als zweitausend Kilometer vom Donbas entfernt ist. Dabei wurden 39 Menschen getötet.

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