„Intelligenter Staub“ zur Überwachung

Die angeblich bislang kleinsten fliegenden elektronischen Systeme. Bild: Northwestern University

Mit Staubkorn großen Mikrochips (Mems), die wie Samen über große Entfernungen verteilt werden können, soll eine verteilte und praktsich unsichtbare Überwachungmöglich werden.

Schon lange wird darüber nachgedacht und danach geforscht, technische Geräte auf  fast unsichtbare Staubpartikelgröße zu schrumpfen. Das würde den Vorteil haben, dass Staub durch Windbewegung verbreitet wird, während etwa aktive Insektencyborgs oder künstliche Insekten nicht nur größer und damit sichtbarer sind, sondern auch mehr Bewegungsenergie und Steuerungsaufwand verlangen.

Schon Ende der 1990er Jahre gab es Projekte zur Entwicklung von Smart Dust, also von künstlichen Partikeln mit Halbleiter-Laserdioden und drahtloser Kommunikation, Solarzellen zur Energiegewinnung und MEMS (Micro ElectroMechanical Systems). Die Ziele haben sich nicht geändert: Massenhaft über Orte oder auch in Räumen verbreitete Partikel, die als Schwarm fungieren, könnten eine unauffällige Überwachung mittels optischer oder akustischer Sensoren ermöglichen.

So hatte die Darpa nach 9/11 die technische Entwicklung von „intelligentem Staub“ gefördert. Entwickelt wurden Partikel mit Sensoren, einen Mikroprozessor, mit dem auch die Energie gesteuert wird, Energieversorgung (Batterien, Solarzellen oder Bewegungsenergie etc.) und mit einer bidirektionale Funkverbindung. Sie waren aber mit etwa 5 mm noch größer als eigentlich erwünscht. Für die „mots“ wurde mit TinyOS auch ein eigenes Betriebssystem entwickelt. Damit ließen sich Überwachungs-, Alarm- oder Kontrollnetzwerke mit allen möglichen Sensoren schnell durch Verteilen einrichten, deren Lebensdauer allerdings nicht nur wegen der Energieversorgung begrenzt ist. Und wenn man den winzigen Maschinen, den Nanobots, dazu auch noch einen Bewegungsapparat verpassen könnte, hätte man den passiven Staub zu einem Mikroorganismus gemacht.

Eigentlich ist das eine verrückte Idee, wenn etwa das Militär oder Sicherheitsbehörden Städte oder Häuser mit solchen intelligenten Staubkörnern überziehen, um diese mit einer Vielzahl von Sensoren überwachen zu können. Letztlich wird damit auch noch die Umwelt verschmutzt, denn der intelligente technische Staub wird wohl kaum biologisch abbaubar sein. Und es ist unheimlich und Paranoia erzeugend, sich vorzustellen, sich in Wolken von Überwachungspartikelschwärmen aufzuhalten und zu bewegen, die jede Möglichkeit der Privatsphäre oder der Heimlichkeit ausschließen. Die Nanopartikel könnten auch durch Fenster und Türen in Innenräume gelangen oder dort direkt zum Einsatz kommen.

Pflanzensamen als Vorbild für die Verbreitung vom Mems

Kürzlich haben Wissenschaftler von der Northwestern University und der Soongsil University in Seoul gezeigt, wie man nicht Tiere oder Staubpartikel, sondern Pflanzen als Vorbild von Schwärmen von Minifliegern gestalten kann, wie sie in der Zeitschrift Nature schreiben. Bäume haben Mittel gefunden, ihre Samen so zu fabrizieren, dass sie teils über weite Entfernungen, also bis zu Hunderten von Kilometern, durch Winde transportiert werden können, um ihre Verbreitung zu sichern. Dabei kommt es auf die dreidimensionale Form der Flugobjekte an. Die Wissenschaftler haben angelehnt an Baumsamen solche electronic microfliers oder fliegenden Microchips ausgedacht, die auch kleiner als 1 mm sind und teil elektronische Bauteile enthalten.

Natürlich wird über die Anwendungen geschwärmt: „Große, verteilte Sammlungen von miniaturisierten, drahtlosen elektronischen Geräten können die Grundlage zukünftiger Systeme zur Umweltüberwachung, zur Bevölkerungsüberwachung, zum Krankheitsmanagement und zu  anderen Anwendungen bilden, die eine Abdeckung über ausgedehnte räumliche Skalen erfordern.“

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Nach dem Vorbild der antriebslosen Samen könne man die Dynamik ausnutzen, „Miniatur-Elektroniksensoren, drahtlose Kommunikationsknoten, Energiegewinnungskomponenten und/oder verschiedene Internet-of-Things (IoT)-Techniken als Monitore zur Überwachung von Umweltprozessen, als Hilfsmittel zur Steuerung von Sanierungsmaßnahmen oder als Komponenten zur Unterstützung der verteilten Überwachung verteilen“.

Immerhin wurde zumindest am Schluss auch überlegt, dass man darüber nachdenken sollte, wenn man massenhaft Sensoren und elektronische Komponenten, eventuell auch piezoelektrische Aktoren  mit dem „intelligenten Staub“ verteilt, wie man sie zurückgewinnen und entsorgen könnte. Einsammeln ist wohl keine Lösung, die Wissenschaftler schlagen Materialien vor, die sich chemisch und/oder physikalisch in ungefährliche Endprodukte zersetzen und von der Umwelt aufgenommen werden. Für das Militär wird das allerdings bestenfalls sekundär sein.

Einladung zur Paranoia

Weiterhin handelt es sich um Forschungen und Entwicklungen zum intelligenten Staub, die noch nicht abgeschlossen sind, aber doch zeigen, wohin die Fantasie von Wissenschaftlern und ihren Auftraggebern geht. Jetzt schon haben Menschen Angst, dass in den Corona-Impfstoffen winzige Chips sein könnten, die mit der Injektion in den Körper gelangen, um dann irgendwie das Denken zu manipulieren. Verantwortlich werden dafür Bill Gates und Co. gemacht.

An Gedanken- und Verhaltenskontrolle durch Neurotechnik denkt man allerdings auch in der Nato nach, ohne dass diese verdächtigt wird, Verschwörungserzählungen zu stricken (was aber im Sinne von PsyOp eigentlich ihre Aufgabe ist, um die Gefährlichkeit des Feindes zu belegen). Biohacking ist auch ein für viele faszinierendes Thema. Und kürzlich haben Wissenschaftler der Columbia University den mit weniger als einen Kubikmillimeter großen weltweit kleinsten implantierbaren oder injizierbaren Mikrochip mit drahtlosen Schaltkreisen (mote) entwickelt, mit denen sich die Körpertemperatur beobachten ließ. Kommuniziert wird mit Ultrasound. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass mit ihren Motes auch „verteiltes und lokalisiertes Messen“ anderer physiologischer Parameter möglich ist.

Die 5G-Mikrochips in den Vakzinen gibt es nicht, aber die Angst zeigt die Paranoia auf, die ihre Bahnen zieht, die aber keineswegs nur ver-rückt ist. Joe Queenan kommentierte die Entwicklung des intelligenten Staubs, der in Anlehnung an Pollen geformt ist:

„Verschwörungstheoretiker sind bereits davon überzeugt, dass Mikrochips in den Impfstoffen von Covid-19 oder in ihren Kreditkarten oder im Zitronenbaiser eingepflanzt sind. Sie werden sicher sein, dass fliegende Mikrochips von der Regierung eingesetzt werden, um sie auszuspionieren. Sie werden die Regierung beschuldigen, fliegende Mikrochips einzusetzen, um ihre Hinterhöfe mit Teppichbomben zu bombardieren oder in ihre Schornsteine hinabzusteigen, um zu sehen, mit wem sie verkehren, ob sie ihre Steuern zahlen und ob sie irgendwelche Pläne haben, Fort Sumter zu besetzen. Und seien wir doch mal ehrlich: Warum sollten das FBI, die IRS und das Finanzministerium ein so nützliches Instrument nicht nutzen, um Steuerbetrüger und Gangster aufzuspüren? Wie könnten sie widerstehen?“

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Ein Kommentar

  1. Laut Video der Northern University (automatisch übersetzt): „Wir glauben, dass wir in gewisser Weise die Biologie geschlagen haben.“
    Wieder einmal die menschliche Hybris, die Entwickler frei drehen lässt.

    Ich weiß nicht, wie ein EMP pflanzliche Samen schädigen kann, aber diese Mirochips dürften einen kräftigen Sonnensturm nicht „überleben“. Das ist beruhigend.
    Unberuhigend ist die Größe der sogenannten intelligenten Partikel.
    Eine Portion solchen „Feinstaubs“ in der Lunge oder im Magen…Maske tragen! 🙂

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