In den von ukrainischen Truppen eingenommenen Städten wird Jagd auf Kollaborateure gemacht

Ukrainische Truppen scheinen die strategisch wichtige Stadt Izyum zurückerobert zu haben.

Das Staatliche Ermittlungsbüro SBI erklärt, dass „alle Kollaborateure und Verräter vor Gericht gestellt werden“, um mit der Drohung zu schließen: „Die Zeit der Rückzahlung ist gekommen.“

Mit den beiden Offensiven der ukrainischen Streitkräfte bei Charkiw und Cherson, die erfolgreich zu sein scheinen und dazu dienen, weitere militärische Hilfe für die siegreiche Armee zufordern, könnte die Ukraine einholen, was man bislang nur Russland zugeschrieben hat. Als Angreifer werden bislang von der russischen Koalition besetzte Gebiete und Städte mitsamt den verbliebenen Bewohnern zurückerobert.

Auch mit der Verteidigung hat man dazu beigetragen, dass – absichtlich oder kollateral – Wohngebiete und zivile Infrastruktur beschädigt und Zivilisten getötet wurden, was sich bei Angriffen wiederholt, wenn nun russische oder prorussische Soldaten den Vormarsch aufzuhalten suchen. Aber es wird auch zu neuen Flüchtlingswellen kommen, weil nicht alle in den zurückeroberten Gebieten sich über die nun umgekehrte „Befreiung“ freuen werden, zumal wenn sie ein halbes Jahr mit der prorussischen Macht und Verwaltung gelebt haben, ohne sich den Partisanen anzuschließen oder diese zu unterstützen. Offenbar flüchten bereits viele von Kupiansk nach Russland, ohne zwangsverschleppt zu werden.

Natürlich präsentieren die Befreier, wie das die Russen auch gemacht haben, jubelnde Menschen, die sich wirklich freuen, dass nun die russischen Besatzer vorerst verschwunden sind, oder die zumindest so tun, um nicht als Kollaborateure verdächtigt zu werden. Es könnte nämlich zu einem ukrainischen Butscha kommen – oder gar zu einer Wiederholung dessen, was theoretisch nach dem Abzug der russischen Soldaten durch weitergehenden Beschuss der Stadt und dann während der Säuberung auch geschehen sein könnte. „Säuberungen“ verlaufen meist nicht gesetzeskonform und können schnell aus dem Ruder verlaufen.

Es scheint so zu sein, dass ähnlich wie im Kiew sich die russischen Truppen aus den schnell von ukrainischen Verbänden eroberten Gebieten in der Region Charkiw, in Balaklia und Izyum, zurückgezogen oder aus diesen ohne große Gegenwahr geflohen sind. Nach dem russischen Verteidigungsministerium habe es sich um einen geordneten Rückzug mit Ablenkungsmanövern auf das Gebiet der „Volksrepublik Donezk“ gehandelt, um die Truppen neu aufzustellen und einen Angriff Richtung Donezk zu starten. Der ukrainischen Armee seien große Verluste mit dem Einsatz von Flugzeugen, Raketen und Artillerie entstanden.

Aleksey Arestovich, Berater des ukrainischen Präsidialamts, behauptet hingegen, die Russen seien auf die Ankündigung einer großen Offensive im Süden hereingefallen und hätten dorthin Truppen verlegt, während bei Charkiw mit 10.000-12.000 Mann zu wenige Soldaten gewesen seien. Die ukrainischen Truppen seien auch nicht stärker gewesen, aber das russische Kommando habe die Absichten der ukrainischen Streitkräfte nicht gekannt. Er geht davon aus, dass die ukrainische Offensive in Charkiw auslaufen wird, während es im Süden in nächster Zeit keine Offensive geben werde.

 

Das kann man glauben oder auch nicht. Zwar wurde die Bevölkerung der Städte, aus denen man geflüchtet ist oder aus denen man sich zurückgezogen hat, aufgefordert, nach Russland zu evakuieren. Wer es nicht schaffte und nicht mit der Regierung in Kiew sympathisiert, wurde aber zurückgelassen. Wie Strana nach Auskunft von Einwohnern der am Donnerstag zurückeroberten Stadt Balakleya berichtet, wurde vom Freitag auf Samstag zum ersten Mal nicht geschossen. Nach der „Befreiung“ gab es aber noch in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag heftigen Beschuss. Am Freitag wurde die Säuberung fortgesetzt, es sei vereinzelt zu Schießereien gekommen. Mit der Versorgung der Bewohner scheint es Probleme zu geben, es heißt aber, dass die Suche nach Kollaborateuren weitergehe, was man auch Filtration nennt, die man bislang den Russen vorgeworfen hat.

Das Staatliche Ermittlungsbüro SBI hat angekündigt, Ermittlungen in der „befreiten“ Stadt Balakleya aufgenommen zu haben, um „subversive Aktivitäten der Russen und ihrer Helfer“ zu unterbinden. Es werden Informationen über Menschen gesammelt, die mit den Besatzern, darunter auch Ukrainer aus den „Volksrepubliken“, zusammengearbeitet haben oder eine „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ darstellen. Das SBI habe wiederholt erklärt, dass „alle Kollaborateure und Verräter vor Gericht gestellt werden“, um mit der Drohung zu schließen: „Die Zeit der Rückzahlung ist gekommen.“ Festgenommen wurde etwa der Polizeichef, der aus der Stadt fliehen wollte, wobei verkündet wird, dass die Strafe für die Zusammenarbeit mit dem Feind unausweichlich sei. Wie gesetzeskonform die Jagd auf angebliche Kollaborateure vor sich geht, ist unklar. Es drohen jedenfalls für Kollaborateure lebenslängliche Gefängnisstrafen. Das wird die Stimmung in den „befreiten“ Gebieten nicht entspannen, zumal es für die Bevölkerung gefährlich bleibt, sollten die russischen Truppen zurückkehren, die dann auch wieder nach Kollaborateuren suchen.

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67 Kommentare

  1. „die dann auch wieder nach Kollaborateuren suchen.“ haben die das bisher gemacht? Wie können Ukrainer in der Ukraine kollaborieren?
    Ich weis nicht was da passiert und warum. Kann mir aber vorstellen, dass auch was gestellt ist? Ob wirklich alle Russen abgezogen sind?

    1. Die Werchowna Rada hat mehrere Gesetze über Kollaboration beschlossen. Das geht soweit, dass bereits die Annahme humanitärer Hilfe der Russen mit mehrjährigem Gefängnis bedroht ist. Auf die Beantragung eines russischen Passes stehen bis zu 15 Jahre, noch mehr auf Mitarbeit in den zivil-militärischen Administrationen. Das trifft auch auf alle zu, die mit russischen Organisationen zusammenarbeiten oder sich für Russland ausgesprochen haben.

      Und auf Deine Frage: Es betrifft die Bewohner der seit dem 24.2. von Russland besetzten ukrainischen Gebiete. Da können und müssen Ukrainer bis zu einem gewissen Grad sowieso kollaborieren, egal wie sie über den Krieg denken. Und es ist ein grosses Problem für das Vertrauen der Menschen in Cherson und Zaporoshje, selbst wenn die Russen im Kriegsverlauf zurückkommen. Das „Massaker von Butscha“ war wohl auch, soweit es nicht Artillerieopfer waren (der Ukrainer im Übrigen) wohl von der Neonazitruppe „Botsman Boys“ Ermordete.

      1. Inwieweit diese Gesetze der Werchowna Rada über Kollaboration das Kriegsvölkerrecht missachten, gehört auch in die öffentliche Diskussion.

        Nun besteht auch die Möglichkeit, Butcha zu relativieren und die (wahrscheinliche) Inszenierung aufzuzeigen.

        Dies wiederum kann dann als Rechtfertigung für die Intensivierung von Kriegshandlungen dienen. Ob diese dann noch ein Putin anordnet, ist sekundär.

      2. Also, in welche Land der Welt wird offene Kollaboration mit dem Feind während der Krieg mit „ah, mach es einfach weiter, überhaupt kein Problem!“ behandelt?

        Die (pro-)Russen sprechen oft gern über „alte gute Stalin´s Zeiten“. Soll ich errinern, wie wurde „Verrat am Vaterland“ damals behandelt ? Und was wurde als solche gezählt?

        Herr Rötzer macht hier gern heuchleriche Ach und Oh über Russen – aber auch in/nach Zweite Weltkrieg hat deutsche sowie auch „pro-deutsche“ Bevolkerung einige Konsequenzen gespürt. Siehe „Epuration sauvage“ in Frankreich oder Beneš-Dekrete in Tschechoslovakai – vor man überhaupt etwas Ukraine über „unmenschliche Behandlung für andere Meinung“ vorwirft.

        Die getötete Leute in Bucha wurden eher als pro-ukrainische (inkl. Mitglieder der Territoriale Verteidiungskräfte) Personen oder als einfache Passanten (die wegen Paranoia oder Wutausbrüche der russische Truppen ermordet wurden) identifiziert, nicht als pro-russische Aktivisten. Bitte mit Schwachsinn „Russische Truppen können keine Kriegsverbrechen ausüben, weil… na ja… ah… weil die Russen sind“ aufhören – das haben die immer konsequent gemacht.

        1. Unter Genosse Stalin galt schon als Kollaborateur, wer lebendig aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte.

          Ich vermutet, für Zivilisten wird eine reine Kollaboration ohne Charakter eines Kapitalverbrechens effektiv wenig bis keine staatlichen Konsequenzen haben. Das soziale Stigma hingehen wird in der Konsequenz verheerend für die Täter ausfallen.

          phz

        2. Ihnen entgeht, dass es sich hierbei nicht um „Vaterland“ handelt, sondern um anerkannte unabhänge Staaten, in denen die Russen aggieren. Somit können Sie gerne Ihre Thesen Annal-ena vortragen…am Besten in Form einer „Gute Nacht Geschichte“.

            1. Internationale Anerkennung ist doch keine Frage des Völkerrechts.
              Es gibt viele Streitigkeiten über die Anerkennung der Souveränität. Selbst innerhalb Europas gibt es Staaten, wie Deutschland, welche die Unabhängigkeit Kosovos anerkennen, und es gibg welche wie Spanien, welche sie nicht anerkennen. Die Souveränität Großbritanniens über die Falklandinseln erkennt außer Großbritannien kein Staat der Welt an, nicht einmal USA. Daran stört sich doch außer Argentinien auch Niemand daran. Griechenland erkennt die Souveränität der Türkei über Nordzypern auch nicht an, und bezeichnet es als Besatzung. Mir vielen noch viele Beispiele ein. Das hat aber nichts mit Völkerrecht zutun. Was das Völkerrecht betrifft, es gibt das Prinzip der Selbstbestimmung. Demnach ist DNR und LNR nicht teil der Ukraine, weil die ihre Unabhängigkeit erklärt haben. Ob es jemand anerkennt oder nicht spielt für das Völkerrecht keine Rolle.

              1. Und Taiwan wird von folgenden Ländern anerkannt, sonst von niemand
                seit
                Vatikanstadt (1942)
                Haiti (1956)
                Paraguay (1957)
                Guatemala (1960)
                Honduras (1965)
                Eswatini (1968)
                Tuvalu (1979)
                St. Vincent und die Grenadinen (1981)
                St. Kitts und Nevis (1983)
                Belize (1989)
                Marshallinseln (1998)
                Palau (1999)
                Nauru (1980–2002, 2005)
                St. Lucia (1984–1997, 2007)

              2. Bevor wir jetzt eine längere Diskussion über die „Unabhängigkeit“ führen, warten wir erstmal den Kriegsverlauf ab. Wie ich lesen, hat sich der „Chef“ der DVR abgesetzt (habe das nicht weiter verifiziert) und vielleicht löst sich die Frage in den nächsten Wochen dann sowieso in Wohlgefallen auf.

                phz

                  1. Mir ist das doch herzlich egal, wenn sich irgendwelche Gebiete aus der Ukraine ausgründen wollen. Ich fühle mich nur veralbert, wenn mir jemand irgendeine Form von Staatlichkeit speziell dieser beiden Subjekt weismachen will, die einzig und allein als Vehikel zum Zweck – als casus belli und Expansionsgebiet Russlands – „gegründet“ worden sind. Um die Sache abzukürzen: ich glaube, dass die Zukunft von Donezk und Luhansk die Form einer reinen „Exilregierung“ in Moskau annehmen wird, da sich die Ukraine ihr Gebiet über kurz oder lang zum größten Teil zurückholen wird. Und daher habe ich keine Lust über die Staatlichkeit dieser beiden Gebilde zu diskutieren.

                    Meinetwegen können die Kriegsparteien die beiden Regionen auch plattwalzen und für neutral erklären. Ist mir echt egal.

                    phz

                    1. Irgendjemand gibt gerade seine „neutrale“ Position auf.
                      Oder ist neutral was proNato ist?

                      Dieses zurückholen, würde aber gegen den Willen der dort lebenden russischsprachig und -fühlenden Bevölkerung stattfinden müssen. Das wäre deiner Meinung nach okay?

                    2. Die maximal mögliche Antwort-Tiefe dieses Forums wurde wohl erreicht. Daher die Antwort hier:

                      >Dieses zurückholen, würde aber gegen den Willen der dort lebenden russischsprachig >und -fühlenden Bevölkerung stattfinden müssen. Das wäre deiner Meinung nach okay?

                      Dieser Wille sollte durch ein international beobachtetes und anerkanntes Referendum zu Ausdruck gebracht werden. Ein guter erster Schritt in die Nachkriegsordnung.

                      phz

        3. Im Rahmen der Epuration sauvage und der Benes Dekrete geschahen furchtbare Verbrechen.

          Die Ukraine ist doch so ein toller demokratischer freiheitlicher Rechtsstaat, der „unsere werte“ verteidigt.
          und jetzt wiederholen, was nach dem 2.WK in verschiedenen Ländern geschah.
          Und der Westen zuckt nur die Schultern.
          Und so ein Land holt man sich noch in die EU rein.
          Echt toll.

          Zu den Getöteten von Butcha. Was sie schreiben sind die Behauptungen von Kiev.
          Ob es stimmt wurde nie geprüft.
          Schon seltsam, dass man erst 4 tage nach Abzug der Russen merkt, dass da lauter Tote auf den Strassen liegen.

  2. Es ist allen Bewohnern der Gegend anzuraten zu flüchten und sich vor den Ukrainern in Sicherheit zu bringen. Bekanntlich hatten die Russen das Gebiet nicht eigentlich erobert, es war ihnen vielmehr in den Schoss gefallen wie ein reifer Apfel, was einiges aussagt über die Sympathien der lokalen Bevölkerung. Wahrscheinlich wird die Fluchtwelle von russischer Seite auch aus militärischen Gründen befördert, da die Anwesenheit vieler zugewandter Zivilisten ihre Kriegsführung behindert.

    Der relative Erfolg der ukrainischen Armee führt offensichtlich bei vielen Internet-Strategen mit Sympathien für Russland zu Panikattacken. Wie auch immer diese Phase des Krieges sich weiter entwickelt, am schliesslichen Kriegsausgang wird sie nichts ändern. Dafür sind die Stärkeverhältnisse zu einseitig. Allerdings wird der Krieg noch länger und blutiger. Und die Eskalationsgefahr grösser.

    Auch an den selbst heraufbeschworenen ökonomischen Kalamitäten des Westens wird sich nichts ändern. Daran würde nicht einmal ein russisches Nachgeben etwas ändern, denn die Schwierigkeiten wurzeln viel tiefer.

  3. Ethische Säuberungen,
    in der Regel ist also von moralischen Werten die Rede, also von Wertvorstellungen, die in einer Gesellschaft als richtig angesehen werden und Voraussetzung für einen gepflegten gesellschaftlichen Umgang sind. Das Adjektiv ‚ethisch‘ beschreibt hingegen nur die Auseinandersetzung mit der Moral

    Die armen Teufel in der Ukraine! zwei Nachfolge Staaten der Sowjetunion führen ein Sinnlosen Bruderkrieg/Bürgerkrieg!

  4. In der Realität “ könnte (es) nämlich zu einem ukrainischen Butscha kommen“ – aber eher nicht in unseren Medien. Selbst wenn es dazu käme und man im Westen berichtete, würde es wie gehabt wieder als russischen Butscha geframed werden.

  5. Is schon schick…die Nazis in der Ukraine wiedeholen Hitler und die Deutsche Regierung feiert dies. Na was erwartet man von den Enkeln der Nazis auch…oder wer hat doch gleich die Grünen gegründet?

  6. Aktionen zur „Säuberung von Kollaborateuren“ gab es auch in Butcha nach Abzug der Russen.
    (Meldung der ukrainischen Nachrichtenagentur Lb.ua vom Samstag 2.4)
    Am nächsten Tag fand man dann viele Tote auf den Strassen.

    1. Und Russland hat mehrmals darauf gedrängt, „Buchta“ von unabhängigen, also UNO-Gremien untersuchen zu lassen-nix ist passiert. Hauptsache der Wertewesten konnte sich eine Zeit lang aufregen, bis zum nächsten Propaganda-Hit.

  7. Der Film über Andreas Hofer mit Tobias Moretti beschreibt so eine Situation.
    Tirol 1809
    6 mal wechselte in dem Jahr in Innsbruck der Herrschende.
    Jedes Mal verbunden mit Grausamkeiten und Gräueltaten.
    Furchtbar.

  8. „Die Zeit der Rückzahlung ist gekommen.“

    Grade diese Drohung zeigt dass es dem SBI nicht um Strafe von eventuellen Verbrechen , sondern nur um Rache.

  9. Kann sein, daß die russische Regierung nach dieser Erfahrung nun doch von „Sonderaktion“ auf „Krieg“ wird umschalten müssen. Jedenfalls wird das von den meisten Kommentatoren gefordert.
    Bisher hat man im Lande selbst wenig bis nichts von dem bemerkt, was sich gleich nebenan so tat, wenn man keine Verwandten oder Freunde an der Front hatte. Das Leben ging seinen normalen Gang und Moskau/Putin feierte gestern mit Feuerwerk und Riesenrad – wovor nicht mehr jeder Verständnis äußerte angesichts der Verluste beim Rückzug und der unzureichenden Evakuierung der Bevölkerung in den betroffenen Städten.

    Vor kurzem äußerte Putin, man habe „noch gar nicht richtig angefangen“. Die Forderungen nach „richtigem Anfangen“ sind inzwischen unüberhörbar.

    Warum wird die Infrastruktur (Bücken, Bahnknotenpunkte, Versorgungsleitungen etc.) weiter verschont?
    Warum erreichen so viele westliche Waffen die Front?
    Warum wird die Zahl der Kämpfer nicht verstärkt?
    Warum wird die Situation in den Presseerklärungen des Verteidigungsministeriums beschönigend als „Umgruppierung“ bezeichnet?

    Die Stimmung in der Bevölkerung scheint eher in Richtung Verstärkung der Anstrengungen zu gehen. Man wird sehen, wie damit umgegangen wird.

    1. ja diese Fragen stellen sich.
      Vielleicht einfach um eine Eskalation zu einem internat. Krieg zu vermeiden?
      In der leisen Hoffnung, im Westen würde man dies als Geste und Zeichen verstehen.
      Aber unser Westen ist so stumpfsinnig, dass er schon immer nur auf absolute Gewalt reagiert hat.
      Denn ohne Zwang gibt es ja keinen Grund von den eigenen Interessen abzurücken.
      Weil das der globale Süden aus 500 Jahren Kolonialismus weiß, verhält der sich heute entsprechend.

  10. Zitat : „Wie gesetzeskonform die Jagd auf angebliche Kollaborateure vor sich geht, ist unklar.“

    Es offenbart eine erstaunlich positive Rechtsgläubigkeit im Allgemeinen und im Zusammenhang mit der Ukraine im Besonderen, wenn bei dieser Ukraine Gesetzeskonformität vorausgesetzt wird.
    Schließlich wurde sie völkerrechtswidrig geputscht, das Parlament seinerzeit verfassungswidrig aufgelöst, die politische Opposition sowie Andersdenkende inhaftiert, Friedensabkommen nicht eingehalten, gegen die eigene russischstämmige Bevölkerung stattdessen Krieg geführt, antirussische und diskriminierende Gesetzte erlassen etc.

    Zitat : „Säuberungen“ verlaufen meist nicht gesetzeskonform und können schnell aus dem Ruder verlaufen.“

    „Säuberungen“ und Gesetzeskonformität überhaupt im Kriegszusammenhang zu nennen, zeugt von jenem gesellschaftlichen Rechtsfetisch, mit dem offenbar alles möglich ist, solange der Schein von Recht gewahrt wird.

    1. Es gab schon vor Monaten berichte über Attentate auf Bürgermeister und Amtsträger in den von Russland eroberten Gebieten, die dann vom Berater des Innenministers gut geheißen wurden.

      https://thegrayzone.com/2022/04/17/traitor-zelensky-assassination-kidnapping-arrest-political-opposition/

      Ausserdem gibt es schon lange eine Todesliste im Internet, die mit typischen Nazihumor als Friedensstifter benannt wurde. Gibt es eigentlich auch eine derartige Liste in Russland?

      1. „Gibt es eigentlich auch eine derartige Liste in Russland?“

        Ich glaube, Belkingcat arbeitet gerade daran.
        Aber Scherz beiseite….

        Wenn im sog Rechtsstaat Ukraine unsere sog. Werte verteidigt werden, wissen wir, auf welches Niveau wir hier in den nächsten Jahren herunter“ demokratisiert“ werden.

  11. Ein kleiner Gedankengang:
    Wenn eine eklatante Verstärkung der russischen Truppen im Donbas erfolgt fehlen sie an anderer Stelle.
    Inwieweit USA-Natostan schon in den ehemaligen Sowjetrepubliken involviert sind und mit Hilfe von nützlichen Idioten ala Aserbeidschan, Kasachstan, Usbekistan etc. einen Mehrfrontenkrieg planen entzieht sich meiner Kenntnis. Würde sich allerdings anbieten.
    Auch bei einer russischen Generalmobilmachung wird es für die russische Wirtschaft und Gesellschaft bestimmt unangenehm.
    Nur so eine Überlegung.

  12. „Mit den beiden Offensiven der ukrainischen Streitkräfte bei Charkiw und Cherson, die erfolgreich zu sein scheinen und dazu dienen ..“

    Auf Welt de wird über die Entwicklung bei Charkiv berichtet und gejubelt.
    Nicht aber über Cherson.
    Laut anderen Medien scheint es dort eher ein Desaster für uk zu sein

  13. In der Tat scheinen jetzt alle gemerkt zu haben, dass Russland dilettantisch in diese Abenteuer hineingestolpert ist und nun merkt, dass man die Geister die man rief so schnell nicht mehr los wird.

    Bin gespannt wie es weitergeht.
    Ein schnelles Ende ist nicht ab zu sehen.

    1. Wie geht es weiter?

      Nun, heute ist Tag der Waffenlieferungsforderung in den Öffentlich-rechtlichen, mit Leitfigur Klitschko als sympathischem Influencer. Vermutlich wird Deutschland demnächst Leopard-Panzer liefern. Dann wird Russland offiziell NATO-Aggression gegen russische Streitkräfte verkünden, den Status von „militärische Spezialoperation“ auf „Krieg“ umsetzen und mobilisieren. Dann ist sie endlich da, die Eskalation, vermutlich kann die USA sie kaum mehr erwarten. Immerhin ist „ukrainischer Soldat“ eine begrenzte Ressource. Selbst wenn bereits jetzt bestimmte Hi-Tech-Waffen vom ukrainischen Militär mutmaßlich lediglich auf Position geschoben und sodann aus der Ferne geleitet werden, benötigt man zur Fortführung des Proxykrieges irgendwann nicht nur mehr Waffen, sondern auch mehr Truppen plus entsprechender Rechtfertigung für ihre, äh, Lieferung.

      Eines aber ist klar: Die EU hat fertig, langfristig. Wir werden keine große Rolle mehr spielen. Wir sind dauerhaft von günstiger Energie abgeschnitten, werden – unfähig zur Konkurrenz – vor uns hindümpeln und dabei unaufhaltsam immer weiter verblöden. Vielleicht liegt unsere Zukunft in der Funktion als verlängerte Werkbank Asiens, weil es hier bei uns dann billige Arbeitskräfte geben wird, weil jeder einfach jeden Käse machen muss, nur um überleben zu können. Weiterhin wichtig werden wir sein als Frackinggaskäufer und LNG-Liebhaber. Endlich hängen wir für viele weitere Generationen unmündig am Tropf der USA, wir haben auch nichts Besseres verdient.

      Positiv ist: Als Waffenlieferant haben wir dann ausgedient, denn komplexe Industrie können wir dann nicht mehr.

      Es kann natürlich auch ganz anders kommen. Mir zog soeben nur eine dunkle Wolke durch den Kopf. 😉

  14. Aus MoA heute:

    “ Wladimir Solowjow (hat eine Fernsehshow) seinerseits ging über die Darstellung der Bedrohung durch die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten hinaus und analysierte die mögliche Reaktion Russlands. Er sprach ausführlich, und wir können davon ausgehen, dass das, was er sagte, die direkte Zustimmung des Kremls hatte, …

    Was hatte Solowjow also zu sagen? Erstens, dass Ramstein eine neue Etappe des Krieges markiert, weil die angekündigten Waffensysteme bedrohlicher sind, wie etwa Raketen mit einer Genauigkeit von 1 bis 2 Metern, die dank ihres GPS-gesteuerten Fluges aus einer Entfernung von 20 oder 30 Kilometern abgefeuert werden, im Gegensatz zu den lasergesteuerten Raketen, die bisher an die Ukraine geliefert wurden. In die gleiche Kategorie fallen auch Waffen, die die russischen Radarsysteme zur Steuerung des Artilleriefeuers zerstören sollen. Zweitens, dass Ramstein die weitere Ausweitung der Koalition oder des heiligen Kreuzzugs gegen Russland markiert. Drittens handele es sich nicht mehr um einen Stellvertreterkrieg, sondern um einen echten, direkten Krieg mit der NATO, der mit einem angemessenen Einsatz aller Ressourcen im In- und Ausland geführt werden müsse.

    Russland, so Solowjow, sollte sich von den Zwängen befreien und die ukrainische Infrastruktur mit doppeltem Verwendungszweck zerstören, die es ermöglicht, westliche Waffen durch das Land an die Front zu transportieren. Das Eisenbahnsystem, die Brücken, die Elektrizitätswerke – sie alle sollten zu fairen Zielen werden. Außerdem sollte Kiew nicht länger von Raketenangriffen und der Zerstörung der Ministerien und des Präsidialapparats verschont bleiben, die für die Fortführung des Krieges verantwortlich sind. Ich stelle fest, dass diese Ideen vor mehr als einem Monat in der Solowjow-Sendung geäußert wurden, dann aber aus dem Blickfeld verschwanden, während die Russen vor Ort große Erfolge erzielten. Die jüngsten Rückschläge und die neuen Risiken, die mit der in Ramstein dargelegten westlichen Politik verbunden sind, bringen sie wieder an die Oberfläche.

    Nach Ansicht der Nationalisten in Russland erfordert dies eine Antwort. Russland muss aus ihrer Sicht eskalieren.

    Der Kreml war und ist extrem abgeneigt gegenüber russischen Opfern. In diesem Krieg hat das Leben von Russen Vorrang vor allem anderen. Das hat in den ersten Monaten des Krieges gut funktioniert. Meiner Schätzung nach betrug die Zahl der russischen Opfer bisher etwa ein Zehntel der ukrainischen Opfer. Aber die ukrainische Führung hat sich noch nie um Opferzahlen gekümmert.

    Deshalb kommt Dima zu dem Schluss, dass: „Wir können sagen, dass heute der beste Tag für die Russen auf dem Gebiet der Ukraine war.“

    Es ist jetzt wahrscheinlich sicher, dass sie befreit werden. Auf die eine oder andere Weise.

    Ich glaube auch, dass der Rückzug aus der Region Izium, der eine beträchtliche Anzahl prorussischer Zivilisten unter tödlicher Bedrohung durch faschistische „Filtergruppen“ zurückgelassen hat, der Katalysator für eine erhebliche Eskalation auf russischer Seite sein wird.

    Die Zeit ist immer die dritte Kraft auf dem Schlachtfeld. Beide Gegner müssen gegen sie spielen oder sich mit ihr verbünden. Europa hungert sich derzeit selbst aus, indem es die russischen Energieressourcen boykottiert. Das ist unhaltbar, und es wird mit der Zeit aufhören müssen, seiner derzeitigen, von den USA gelenkten Politik zu folgen. Wirtschaftlich ist die Ukraine pleite, und sie kann trotz ausländischer Subventionen einen langen Krieg nicht durchhalten. Auch mögliche politische Veränderungen innerhalb der USA werden eine Rolle spielen. Langfristig gesehen ist Russland im Vorteil.

    Dennoch muss der Krieg auf ukrainischem Boden gewonnen werden. Russland muss sein Spiel verbessern. Am 7. Juli sagte Putin in einer Sitzung mit Duma-Chefs und Fraktionsvorsitzenden:

    Heute hören wir, dass sie uns auf dem Schlachtfeld besiegen wollen. Nun, was soll ich sagen? Sollen sie es doch versuchen. Wir haben schon viel darüber gehört, dass der Westen uns „bis auf den letzten Ukrainer“ bekämpfen will. Das ist eine Tragödie für das ukrainische Volk, aber es scheint in diese Richtung zu gehen. Aber jeder sollte wissen, dass wir im Großen und Ganzen noch nichts Ernsthaftes unternommen haben.“

    https://www.moonofalabama.org/2022/09/the-izium-withdrawal-a-catalyst-for-starting-in-earnest.html

    1. Noch einen Teil eines Kommentares von MoA:

      „Was will ich mit meinem Kommentar (zuerst hier) sagen?
      Die Stimmung in Russland ist positiver gegenüber der BBS, als sie in den Medien dargestellt wird, im Gegenteil, die Anti-NATO-Stimmung wird aggressiver, nicht nur in großen Teilen der militärischen Führung, sondern auch in der Bevölkerung!
      Die SMO wird nicht versteckt, was wir hier in Moskau schon daran sehen können, dass hunderte von Militärfahrzeugen meist nachts mit Ausrüstung durch Moskau fahren und verlegt werden. Letzte Nacht haben wir etwa 700 von ihnen gezählt, aber wir wissen nicht, wohin sie verlegt wurden? Eskaliert es jetzt in der Ukraine = NATO? Viele fordern es, einige rufen zur Mäßigung auf … aber alle sagen, es muss vor dem Winter aufhören! Denn ein Winterstillstand würde nur dazu dienen, aufzurüsten und zu planen! Ach ja, viele geflüchtete Ukrainer IN Moskau demonstrieren für eine Eskalation! Ja, es gibt viele dieser Flüchtlinge in Moskau und in den Außenbezirken!
      Ich versuche, diese Worte maschinell zu übersetzen… entschuldigen Sie, wenn einige von ihnen ein wenig seltsam klingen.
      Grüße aus Moskau, ich hoffe, etwas zur Stimmung und Meinung hier in Russland beigetragen zu haben…ich lese sehr wenig darüber in Ihrem Blog.
      Außer ein paar „schlauen Amerikanern“, die nichts über die russische Mentalität wissen, ein paar Ostdeutschen, die eine Ahnung haben, viele Westler, die Russland hier auf der Landkarte finden, aber alles wissen?
      Man sollte ihnen sagen, dass jede Sanktion und jeder gefallene Russe uns näher zusammenbringt!

      Geschrieben von: oleg | Sep 11 2022 7:44 utc | 6″

  15. Das russische Verteidigungsministerium hat heute bei einem Briefing eine Karte veröffentlicht, auf der die Frontlinie eingezeichnet ist, die die russischen Streitkräfte offenbar in der Region Charkiw zu halten beabsichtigen. Sie verläuft entlang des Oskol und des Oskol-Stausees bis zur russischen Grenze. Die Karte ist in diesem Artikel enthalten:

    (x)https://antifashist.com/item/vs-rf-pokinuli-volchansk-i-vsyu-harkovskuyu-oblast.html

    Und zur Info der O-Ton des Sekretärs des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine Alexej Danilow:

    „Die Ukraine wird sich nicht länger mit der Kapitulation Russlands auf der Krim und im Donbass zufrieden geben, auch nicht mit Reparationen für die Invasion… Gemeinsam mit den westlichen Verbündeten werden wir die vollständige Kapitulation und Entmilitarisierung Russlands anstreben.

    Wir müssen begreifen: Wenn Russland so bleibt, wie es ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es einen neuen Krieg beginnen kann. Deshalb ist es unsere Aufgabe, Russland dazu zu bringen, dass es gar nicht erst auf die Idee kommt, seine Nachbarn anzugreifen, zumal es sich gegenüber unserem Land so verhalten hat.

    Wir stehen vor dem vielleicht positivsten Moment in der gegenwärtigen Situation.

    Angenommen, die Dinge entwickeln sich so unglücklich, dass die russische Seite über den Status von Cherson und Saporischschja nachdenken wird (falls es bis dahin etwas zu überlegen gibt). Wenn es zu eng wird, könnten sie auch über den Donbass sprechen. Wir können uns kaum vorstellen, was passieren müsste, damit sie anfangen, über den Status der Krim zu diskutieren………“

    Es geht um nichts weniger als die Zerstörung Russlands, die unter dem Deckmantel des Sturzes von „Putins Regime“ versteckt wird.

    1. Auf jeden Fall man man sehr stark den Eindruck, dass den Russen ein 2.Afghanistan bereitet wird. Dass die ukr. Erfolge zu einem erheblichen Teil durch die Unterstützung des Westens zustande gekommen sind, ist geschenkt. Damit hätte man seitens Russlands rechnen müssen. Das ganze Unternehmen scheint mir schlecht geplant, auf der Basis von Informationen aus der Abteilung „Wünsch dir was“ und mindestens ebenso schlecht umgesetzt. Von der vollkommenen Unterschätzung der medialen Seite will ich gar nicht reden.

      1. Hi Mathematiker,

        ganz so negativ würde ich es noch nicht beurteilen.

        Die Ukraine setzt auf Mobilisierung aller Kräfte nicht Russland.

        Russland hat noch ca. 850ooo Mann an Soldaten unter Waffen. Sicherlich brauchen sie davon auch zur Absicherung ihres großen Gebietes einen gewissen Anteil. Aber sie könnten die ca. 150ooo Mann im direkten Einsatz leicht verdoppeln nicht ganz so leicht verdreifachen.

        Warum sie es nicht machen, schon gemacht haben, diese Frage kann nur das russische Verteidigungsministerium beantworten.

        Hier eine andere Sicht noch zu der jetzigen Situation: https://sonar21.com/understanding-planning-orders-and-troop-movements-in-ukraine/

    2. ich kann nur sagen, die Ukraine scheint größenwahnsinnig geworden zu sein.
      Der kurzfristig Erfolg ist ihnen an den Kopf gestiegen.
      Russland zum kapitulieren zu bringen, das haben 2 schon versucht . ging mächtig in die Hose.
      Und damals hatten sie noch keine Atomwaffen.

  16. Es gibt Neuigkeiten. Offenbar wurden mehrere Kohlekraftwerke in der Ukraine von Raketen getroffen.
    Strom ist komplett ausgefallen in den Regionen Poltawa, Sumy, Charkiv, Dnepropetrovsk, Odessa und Zaparoschschje. Etwa die Hälfte des Landes.

    1. Ja, das ist genau das, was zu erwarten war. Die nächste Eskalationsstufe. Erst die Kraftwerke und dann weitere Infrastruktur, wenn die Ukrainer nicht nachgeben.
      Aber die Ukrainer haben mittlerweile auch ein paar (kleinere) Möglichkeiten zu eskalieren. Immerhin haben sie jetzt Oberwasser. Wenn sie das tun, könnte es aber noch richtig schlimm werden – wobei es ja schon schlimm genug ist.
      Ich will mir gar nicht vorstellen was dieses Gemetzel bei den beteiligeten Menschen und im Land für Spuren hinterlässt.

      1. Jedenfalls wird es für Russland jetzt schwierig zu sagen, dass Alles nach Plan laufe. Wohl kaum war das so geplant, dass man sich aus Izum zurückziehen muss. Jetzt muss Russland erneut seine Strategie überdenken und steht unter Druck weiter zu eskalieren.

        1. Das war abzusehen, die Streitmacht war von Anfang an zu klein um zu erobern und die Gebiete zu halten.
          Blauäugig zu glauben, dass die Ukraine und der Westen auf den Angriff nicht reagieren.
          Jetzt bleibt als „Strafe“ die kritische Infrastruktur der Ukraine zu zerstören.
          Vorbereitung für Verhandlungen?
          Dann muss R. aber von seinen Maximalforderungen gewaltig Abstand nehmen.
          Vielleicht passiert das ja, wenn der russ. Armee weiterhin die Motivation fehlt, da die Führung gnadenlos versagt und die Soldaten sich verheizt fühlen.

          1. Die einzigen Soldaten, die sich „verheizt“ fühlen müssen, sind die ukrainischen. Sie werden sogar von ihrer eigenen Führung abgeschlachtet, wenn sie in Gefangenschaft geraten.

          2. Das war abzusehen, die Streitmacht war von Anfang an zu klein um zu erobern und die Gebiete zu halten.

            Ja dafür ist das Kontingent wirklich zu klein, aber Eroberung war ja auch gar nicht beabsichtigt gewesen. Als ob das größte Land der Welt wo es Gegenden gibt in welchen man 1000 Kilometer durch die Taiga laufen kann, ohne einem Menschen zu begegnen, auf fremde Ländereien angewiesen wäre.

            Russland reagierte auf einen bevorstehenden Angriff der Ukraine gegen den Donbass. Ich darf daran erinnern, dass die Ukraine 250.000 Soldaten in der Ostukraine zusammengezogen hatte und Donezk in den Tagen vor dem Eingreifen Russlands so übel beschossen wurde, dass die Behörden der DNR und LNR eine Evakuierung der gesamten Zivilbevölkerung anordnen mussten. In nur 3 Tagen waren in Russland fast eine Million Flüchtlinge eingetroffen. Darüber hinaus hatte der russische Geheimdienst kurz vor dem Eingreifen Russlands Dokumente erbeutet (und veröffentlicht) aus welchen hervorging, dass das Ukrainische Militär plante am 8. März Donezk zu überrollen. Putin hatte schon vor zwei Jahren gewarnt, dass ein Versuch einer Großoffensive im Donbass das Ende der Ukrainischen Staatlichkeit bedeuten würde. Und er warnte auch, dass wenn ein Kampf unvermeidbar sei, müsse man zuerst zuschlagen.

            Russland musste kurzfristig reagieren und man setzte eben das ein was gerade verfügbar und nah genug gewesen ist. Das meinen übrigens auch einige amerikanische Militärexperten.

            Das Ziel am Anfang der Operation war nicht erobern, sondern in erster Linie DNR und LNR unterstützen das Ukrainische Militär aus den Regionen Donezk und Lugansk zu vertreiben und die Ukraine zum Frieden zu zwingen, indem man sie in einen demilitarisierten Staat verwandelt, damit in Zukunft von Kiew keine Bedrohung für den Donbass und für Russland ausgehen kann. Ich finde das war nicht zu viel verlangt. Den Status eines demilitarisierten Staates hat zum Beispiel unter anderem auch Deutschland. Nach dem zweiten Weltkrieg gelten für Deutschland bestimmte Grenzen wie viele Soldaten, Schiffe, Flugzeuge und Panzer es maximal haben darf. Eroberung weiterer Gebiete war jedoch nicht beabsichtigt gewesen. Ja man rechnete in Russland schon damit, dass die Ukraine etwa so vernünftig sein würde wie Georgien und schnell aufgeben würde.

            Die Ziele haben sich jetzt jedoch relativiert, nachdem USA es doch wagte die Situation auszunutzen und zu versuchen Russland wirtschaftlich zu erschlagen, dadurch zu destabilisieren, einen Aufstand provozieren und in Folge in der Ukraine auf Kosten der Europäer eine Niederlage zuzufügen. Um anschließend Russland von der Landkarte zu tilgen, woraus sie auch gar keinen Hehl machen.

            Da USA und ihre Vasallen der Ukraine nicht erlauben mit Russland zu verhandeln und sie stattdessen mit immer weitreichenderen Waffen vollpumpen bleibt Russland nichts anderes übrig als das Ukrainische Militär weiter zu schieben und weiter zu dezimieren.

            Das war auch nicht unbedingt unerwartet, man rechnete schon damit, aber auch da dachte man, dass die EU schon noch ein Überlebensinstinkt hat und nicht so dumm sei, wegen der Ukraine und im Interesse der Vereinigten Staaten einen wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen. Da hat man sich wohl auch etwas verschätzt, anscheinend ist die EU doch so bescheuert.

            Auf der anderen Seite ist der Wirtschaftsblitzkrieg und die Destabilisierung Russlands grandios gescheitert. In Russland merkt man von s.g. Sanktionen so gut wie überhaupt nichts und die russische Gesellschaft ist hinter ihrem Präsidenten so geeint wie noch nie zuvor. Stattdessen leidet wie auch zu erwartet war vor Allem Europa und vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden Energiekosten muss nicht etwa Putin fürchten auf einer Mistgabel aus dem Kreml getragen zu werden, mit dem Problem der sozialen Unruhen sehen sich viel mehr europäische Politiker konfrontiert und der Winter ist noch gar nicht eingebrochen.

            Vorbereitung für Verhandlungen?
            Dann muss R. aber von seinen Maximalforderungen gewaltig Abstand nehmen.

            Muss es nicht und wird es auch nicht. Es gibt keinerlei Verhandlungsspielraum für Russland.
            Für Russland ist die Ukraine nicht verhandlungsfähig, da sie einfach eine Puppe der USA ist. Der Westen hat schon viel zu oft mit Russland irgendwas ausgehandelt um es hinterher zu betrügen. So war es zum Beispiel auch mit Minsk 2, welches Russland einfach nur hinhalten sollte um die Ukraine für einen Krieg gegen Russland aufzurüsten. Minsk 3 wird es mit Russland natürlich nicht mehr geben. Die einzigen Verhandlungen die es mit der Ukraine geben kann sind Verhandlungen über den Termin und Ort des Unterschreibens der bedienungslosen Kapitulation, vorausgesetzt USA würden der Ukraine überhaupt erlauben mit Russland darüber zu verhandeln. Und das erlauben sie ja nicht, schließlich macht ihre Rüstungsindustrie gerade Rekord-Umsätze.

            1. Danke für deine Ausführungen aus Russland.

              Das was du sagst, ist auch der Tenor den ich aus den Kommentaren aus Russland entnehme.

              Das die EU und vorne weg Deutschland so bescheuert ist, sich wirtschaftlich ohne Not selbst zu strangulieren, ist einfach unglaublich. Die deutsche Bevölkerung wird erst wach werden, wenn es zu spät ist. Dies zeigte auch die letzte Demo in Leipzig mit mickrigen 5ooo Teilnehmern. Auch gibt es keine wirkliche politische Opposition. Teile der AfD und der Linken sind für Waffenlieferungen an die Ukraine! Wagenknecht wird von führenden Linken zum Austritt gedrängt, nachdem sie ihre letzte Rede im BT gehalten hatte.

              Heute Nacht hat wohl Russland zum ersten Mal massiv die Infrastruktur in der Ukraine angegriffen, so dass es großflächig zu Stromausfällen kam. Dies könnte der Anfang eines Umdenkens Seitens der russischen Führung sein, nur mit angezogener Handbremse diesen Konflikt mit ihrem Brudervolk auszutragen.

              Was in unseren Medien auch überhaupt nicht zur Sprache kommt und nur sehr wenig hier im Forum beleuchtet wurde, ist, dass die Ukraine seit vielen Jahren und seit Kriegsbeginn verstärkt gegen anders denkene in der eigenen Bevölkerung, sich mir Russen arrangierenden Bewohnern und gegen die Opposition im Stile des Hitlerregimes/ Pinochetregimes vorgegangen wird. Es werden seit 2014 politische Gegner ermordet, siehe Anti-Spiegel https://www.anti-spiegel.ru/2022/wie-der-westen-nazis-verteidigt/?doing_wp_cron=1662960927.6591730117797851562500.
              Und heute ist die Situation noch viel schlimmer. Dabei schaut der Wertewesten weg bzw. unterstützt aktiv.

  17. „nächste Eskalationsstufe“
    Es kann auch durch Eigendynamik weiter eskalieren, z.B. wenn Atomkraftwerke bzw. deren Kühlung indirekt betroffen sind, weil die Dieselvorräte für die Notstromaggregate vom Militär requiriert wurden, mit einem warmen Mündungsabdruck als Quittung. Natürlich sind Militärs auch in der Lage, den Weiterbetrieb eines AKWs zu befehlen und Weigerung als Sabotage zu bestrafen.
    Übrigens halte ich es für möglich, dass auch bei uns das Weiterlaufen von Fuku-Isar befohlen wird, trotz berechtigter Einwände der Betreiber, die bis vor kurzem sicher stolz darauf waren, den Laden per Punktlandung runtergefahren zu haben.

  18. Schlagzeile in der Welt:
    „schon Ende des Jahres könnte Russlands Munition knapp werden“.

    Seltsam:
    Das müsste doch schon längst eingetreten sein, gemäß den Prophezeiungen des westens von vor ein paar Monaten.

    1. Ja ich meine schon Anfang April sollte Russland nach Schätzungen der NATO alle ihre Kalibrs und Iskanders verschossen haben. Nun ja, es schlagen bis heute jeden Tag einige Dutzend in der gesamten Ukraine ein. Auch heute Nacht wieder.

      Also wer ernsthaft meint Russland könnte die Munition ausgehen, der hat echt keine Ahnung. Russland könnte alleine mit den eingelagerten Restbeständen aus Zeiten der Sowjetunion diesen Krieg noch Jahrzehnte führen. Die modernen Waffen setzt man relativ sparsam ein, nur soviel wie man herstellt, so dass die Bestände nicht erschöpft werden.

  19. Als in der Ukraine unter dem Schlagwort „Dekommunisierung“ Straßennamen geändert und Standbilder zerstört wurden, die an den 2.WK und die SU erinnerten, meinte Putin, man werde die Ukraine noch lehren, was das wirklich bedeute.

    Ausnahmslos alle Wärmekraftwerke der Ukraine wurden zu Sowjetzeiten gebaut. Sieht so aus, als sei man gerade dabei, die Ukraine von diesem lästigen Erbe zu befreien. Gegen 20 Uhr gestern abend wurden die größten Kraftwerke in den Regionen Charkiv, Dnjepropetrovsk und Poltava von Raketen getroffen. Außerdem mußten neben Saporischschja, das bereits stillsteht, 2 weitere AKWs stillgelegt werden.

    Sieht so aus, als lasse man die Zurückhaltung i.S. Infrastruktur fallen. Demnächst dürfte man sich die Brücken über den Dnjepr vornehmen.

    1. Wenn man sich freut, dass beim „Feind“ zivile Infrastruktur zerstört wird, als Reaktion auf das russische militärische Versagen, muss man schon ganz schön tief gesunken sein.

  20. Ich befürchte auch, dass jetzt in Russland die mäßigenden Kräfte um Putin immer mehr den nationalistischen, Kräften Platz einräumen müssen.

    Dies geht vor allem zu Lasten der ukrainischen Zivilbevölkerung und Soldaten.

    Denn selbst der deutsche Genaral Kujat gesteht, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann. Ich zitiere: „Weil die Zweifel zunehmen, ob ein militärischer Sieg der Ukraine realistisch ist,….“
    Quelle: https://paz.de/artikel/kriegsfuehrung-ohne-ziel-a7329.html

    Da Russland noch weniger den Krieg wie die USA verlieren darf, wird sich die Eskalation erhöhen. Der Angriff auf die die elektrische Infrastruktur heute Nacht war wahrscheinlich erst der Anfang.

  21. ZURÜCKEROBERT, BEFREIT usw.

    Überall ist die Rede davon, dass die Ukraine eine Stadt nach der anderen „zurückerobert“ (u.a. in diversen Artikeln auf spiegel.de, eben gelesen). In den selben Artikeln steht dann, weiter hinten, dass die Russen ihre Streitkräfte zurückgezogen hätten und der Bevölkerung geraten hätten, sich ebenfalls abzusetzen. Ich bin kein Militär, aber als die Russen Berlin „erobert“ haben, 1945, war das irgendwie anders. Mir scheint, dass es mehr bei den 3000 Quadratkilometern „befreiten“ Ukraine-Gebietes abläuft, wie neulich in Afghanistan, die Besatzer rücken ab, stellen sich kaum dem (vielleicht aussichtslosen bzw. opferreichen) Kampf, und die anderen rücken nach.

    1. Glaubst du den die Russen haben die 125.000 qkm vorher ausschließlich kämpfend erobert?

      Die Russen wurden an bestimmten Punkten aus den Stellung getrieben. An diesen Einbruchstellen sind weitere ukrainische Einheiten vorgestoßen und bevor die den Sack rechts und links zumachen konnten hat sich der Rest der r. Streitkräfte verdrückt.

  22. Es gibt beunruhigende Berichte aus Izum. Blogger vor Ort berichten, dass das Ukrainische Militär sich an der gebliebenen Bevölkerung vergeht. Es soll Massenerschießungen geben.

    1. @ Russischer Hacker:

      Warum überstürzt man dann einen Rückzug, wenn man nicht in der Lage ist, die Bedrohten hinreichend zu evakuieren?
      Wenn man die Ressourcen für einen richtigen Krieg hat, warum benutzt man sie nicht?
      Nur deshalb, damit die Nomenklatura in St. Petersburg und Moskau nicht betroffen nicht?
      Es geht doch um die nationale Sicherheit und die Sicherheit der sonst bedrohten russisch kultivierten Bevölkerung in der Ukraine.
      Diese Bevölkerung ist zwar pro-russisch, weil sie sich ihre russische Kultur nicht wegeliminieren lassen will. Das bedeutet aber nicht automatisch, das diese auch pro-Moskau ist. Gäbe is in Kiew eine anständige Regierung, welche Minderheitenrechte hinreichend beachten würde, wäre diese prorussische Bevölkerung auch pro-Kiew.

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