Fußball

Bild: Joshua Hoehne/Unsplash.com

Adrian Naef, Schweizer Schriftsteller, ist kein Fußballnarr, aber kann sich den Spielen um den europäischen Thron doch nicht entziehen. Sein brandaktuelles Gedicht entstand in seinem Garten in Camanoglio, Tessin – aus Bewunderung für Künstler wie Breel Embolo und Wilhelm Busch.

Für W. Busch

 

 

I

Erst redeten Experten viel

Dann kam der Zufall

und das Spiel

 

Danach war mehr noch Rede gar

bis Zufall

wieder Regel war

 

II

 

Erklär’s dem Tier

an Menschen statt

Wer nimmt schon Fuss

der Hände hat

 

Und auch der Kopf

von dort besehen

war mal für anderes vorgesehen

 

Mich dünkt

es nüchtern mal betrachtet

sind wir mit Fussball

überfrachtet

 

So ist der Ball

nach Protokoll

meist irgendwo

statt wo er soll

 

III

 

Und ohne Richter

offensichtlich

wär‘ Mord und Todschlag

augenblicklich

 

Ging’s um das Edle

beim Gebandel

wozu das Geld

der Menschenhandel

 

Doch will’s nun mal die Nahrungskette

Am Anfang war und ist

die Wette

 

IV

 

Dann siegten wir

doch bitte helf

wenn ich sie zähle

sind’s nur elf

 

Wie wurde ich Gewinner hier

auf unserem Sofa mit dem Bier

 

So gab’s schon

einen Fussballkrieg

kein Witz: Kanonen für den Sieg

Drum schiesst man erst in diesem Spiel

und geht’s daneben, ist’s nicht viel

 

V

 

Und wird mal nicht für Recht gestritten

wird auf dem Rasen viel gelitten

man wälzt sich um, als wär’s der Tod

der Richter blickt, dann zückt er Rot

 

Und wie ein Wunder: Auferstehung

War mal Gehinke, ist jetzt Gehung

und läuft bald schneller als zuvor

er tribbelt gar und schiesst ein Tor

 

VI

 

Doch Schluss damit

Die Zeit verrinnt

man ruft mich schon

 

Das Spiel beginnt

 

 

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