Eine Studie aus Kanada mit einer beunruhigenden Folge der Geschlechterdifferenz, zumal Chirurgie weiterhin eine Männerdomäne ist.
Mehr als die Hälfte der Medizinstudierenden in Deutschland sind Frauen, bei den berufstätigen Ärzten sind Ärztinnen die Hälfte, bei den Chirurgen 22 Prozent. Chirurgie ist auch in anderen Ländern noch eine Männerdomäne, in den USA etwa ist ein Viertel der Chirurgen weiblich. Der geringe Anteil an Frauen könnte für Patienten und vor allem für Frauen von Nachteil sein, wenn eine Studie stimmen sollte, dass Frauen deutlich schlechter dran sind, wenn sie von Männern als von Frauen operiert werden, umgekehrt ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Männer sterben, wenn sie von Frauen operiert werden, geringer.
Für die Studie aus Kanada, die in JAMA Surgery erschienen ist, wurden 1,3 Millionen Patienten untersucht, die zwischen 2007 und 2019 in Kliniken in Ontario 21 normalen und Notfalloperationen unterzogen wurden. Bei 15 Prozent stellten sich negative Folgen (Komplikationen, Neueinweisung, Tod) in einem Monat nach der OP ein. 46 Prozent der Patienten hatte dasselbe Geschlecht wie die Operierenden.
Aber wenn ein Chirurg eine Frau als Patientin hat, ist die Wahrscheinlichkeit 16 Mal so hoch, dass sie Komplikationen erfährt, als wenn sie von einer Frau operiert würde. Mit einer 20 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit muss eine von einem Mann operierte Frau länger im Krankenhaus bleiben – und mit einer gar 32 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit stirbt sie. Wenn Männer von Frauen operiert werden, erfahren diese zwar mit einer 2 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit Komplikationen, als wenn sie von Männern operiert werden, aber ihre Wahrscheinlichkeit zu sterben ist auch um 13 Prozent geringer.
Die Studie fragte nicht danach, welchen Grund diese vor allem für Frauen angesichts der Mehrheit von männlichen Chirurgen riskante Geschlechterdifferenz hat. Es gibt weitere Studien, die darauf hinweisen, dass das Geschlecht der Patienten beeinflusst, wie sie behandelt werden. Allerdings gibt es auch Studien, die keine signifikanten Unterschiede erkennen.
So stellte eine Studie über die Folgen von Operationen an einigen amerikanischen Krankenhäusern fest, dass Chirurginnen durchschnittlich jünger und weniger Erfahrung haben als Chirurgen. Auch hier ergab sich zuerst, dass Mortalität und Komplikationen geringer sind, wobei nicht nach Geschlecht bei den Patienten unterschieden wurde. Als Chirurginnen und Chirurgen mit ähnlichen Merkmalen verglichen wurden, die ähnliche Patienten am selben Krankenhaus behandelten, verschwanden die Unterschiede.
Ein Grund könnte sein, dass Frauen weniger komplexe oder überhaupt weniger Operationen ausführen, weil sie jünger und weniger erfahren sind. Frauen verdienen auch deutlich weniger, mitunter auch deswegen, weil sie sich ausführlicher um ihre Patienten kümmern und mit diesen sprechen. Das schadet ihrem Einkommen, kann aber der Gesundheit der Patienten zugute kommen. Das würde aber alles nicht erklären, warum Frauen, wenn sie von Männern operiert werden, ein höheres Risiko eingehen.
Verstehen Chirurgen den weiblichen Körper weniger? Sind sie unachtsamer als bei männlichen Patienten? Sollten Frauen also schauen, sich von Chirurginnen operieren zu lassen, wenn sie die Wahl haben? Und auch bei Männern könnte dies eine Option sein, wenn man das Risiko senken will zu sterben.
Viel Spekulation, um Aussagen zu kreiren, die zumindest für mich nach Sexismus oder Verschwörungstheorie klingt.
Männliche Chirugen sind also “unachtsamer” wenn sie Frauen operieren?
Das diese These völlig dem widerspricht, was das althergebrachte Rollenbild – das man ja gerne zerstören würde – aussagt, dass Frauen einen besonderen Schutz geniessen, hat wohl keinen der Forscher gestört.
Früher hat mich das Thema Feminismus berührt, aber seit es vor alle dazu benutzt wird, Frauen besser und Männer schlechter darzustehen zu lassen, ist es mir regelrecht zuwider.
Thesen, so in den Raum zu stellen, ist das was früher vor allem Rechte gemacht haben wenn sie bestimmte Gruppen als minderwertig darstellen wollten.
Heute tun es alle, auch solche die sich für progressiv oder gar Links halten. Etwas positives wird damit nicht erreicht.
es wurden verschiedene vermutungen geäußert, die in der tat spekulativ sind, etwas anderes wurde auch nicht behauptet. was fehlt, wäre Ihre erklärung für den tatbestand, wenn Sie den nicht auch bestreiten wollen.
Sehe ich ähnlich. Der Artikel suggeriert dass weibliche Patienten von männlichen Chirurgen wenig gut operiert werden als männliche Patienten. Ich kann auf den Jama Artikel nicht zugreifen und weiß nicht mit welchen statistischen Methode die Autoren gearbeitet haben.
Könnte es nicht einfach guter, alter Sexismus sein und die männlichen Chirurgen lassen ihre weiblichen Kollegen eher bei den einfachen Fällen ran und wollen die komplizierten und herausfordernden Fälle selber machen?
Im Artikel ist eine andere Studie angeführt, in der weiblichen Chirurgen durchschnittlich jünger sind und weniger Erfahrung haben. Ich gehen davon aus, dass die riskanteren Operationen eher von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden. Jünger kann auch bedeuten dass sie wegen aktuellerer Ausbildung modernere und damit risikoärmere Operationstechniken einsetzen.