Frankreich: Droht ein Putsch?

Auf der Website von Place d’Armes ist der offene Brief zuerst veröffentlicht worden.

 

Bernard Schmid aus Paris im Gespräch über die Hintergründe und die Resonanz des offenen Briefs der rechten Militärs an die Regierung und die Angst vor Gewalt und dem Zerfall des Staates.

 

In Frankreich herrscht in weiten Kreisen die Angst vor den Vorstädten und ihren Bewohnern. Der Wunsch nach der starken Hand wächst, die die alte Ordnung wiederherstellt. Ex-Generäle haben einen offenen Brief veröffentlicht, der von mehr als 20.000 Soldaten, auch einigen noch aktiven, unterzeichnet wurde. Darin drohen sie der Regierung ein Eingreifen an, wenn diese nicht schnell für Ordnung und Sicherheit sorgt. Die Militärs sehen das Land ins Chaos und in einen Bürgerkrieg versinken. Nach einer Umfrage steht die Hälfte der Bevölkerung hinter den Militärs.

Letztlich geht es darum, wie Schmid berichtet, die soziale Ungleichheit, die in Frankreich extrem räumlich segregiert ist, militärisch, aber nicht sozial- und wirtschaftspolitisch anzugehen. Die Armen, die in die Vorstädte ausgegrenzt wurden, werden als Angreifer begriffen. Marie Le Pen hat sich schnell hinter die Militärs gestellt und gute Chancen, bei den Wahlen im nächsten Jahr zu gewinnen. Man wird nicht mehr den neoliberalen Macron wählen, um Le Pen zu verhindern, sondern sich vielleicht für Le Pen als einzige Alternative entscheiden, um Macron und den weiteren Sozialabbau zu verhindern.

Schmid erklärt, welche Schichten zum rechten Milieu gehören. Die Innenstädte sind globalistisch orientriert, die Rechten, die von den Militärs und Le Pen angesprochen werden, leben in den Vorvorstädten, die weder Stadt noch Land sind oder auf dem abgehängten Land.

https://youtu.be/qERlTeZlzIU

Florian Rötzer

Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München und als Organisator zahlreicher internationaler Symposien gearbeitet. Von 1996 bis 2020 war er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis. Von ihm erschienen sind u.a. „Denken, das an der Zeit ist“ (Suhrkamp 1988), „Die Telepolis“ (1995), „Vom Wildwerden der Städte“ (Birkhäuser 2006), „Smart Cities im Cyberwar“ (Westend 2015), „Sein und Wohnen“ (Westend 2020) oder „Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“ (Bielefeld 2023)
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