Forderung nach Rücktritt von Putin oder Anklage wegen Hochverrat

Sitzung des Abgeordnetenrates des Lomonosovsky-Stadtbezirks, der den Rücktritt von Putin fordert.

Stadträte aus Moskau und Petersburg wenden sich ausgerechnet während einer offenbar bis jetzt erfolgreichen Gegenoffensive gegen Putin. Wie wird der Kreml reagieren?

Die Ukraine feiert gerade die Gegenoffensiven im Gebiet Charkiw und Cherson. Nach ukrainischen Angaben sind die ukrainischen Truppen bei Charkiw an die 50 km in einer Breite von 30 km vorgerückt und haben 30 Siedlungen zurückerobert. Russland evakuiert die Bevölkerung, verstärkt gerade die Truppen und kündigt einen Gegenangriff an. Bei Balakliya, dessen Zentrum die ukrainischen Streitkräfte übernommen haben, soll es harte Kämpfe geben. Es gibt Vermutungen, dass die ukrainischen Truppen russische Einheiten oder die russischen Verstärkungen die vorgerückten ukrainischen Einheiten einkesseln könnten.

Noch-Botschafter Melnyk überschlägt sich vor Freude mit Verweis auf Elliott Higgins, der Karten von dem Vormarsch der ukrainischen Truppen veröffentlichte: „‼️Befreit! An einem Tag‼️ Und die Ampel glaubt immer noch nicht an den Sieg der Ukraine. Daher Salami-Taktik & Verweigerung bei deutschen Waffenlieferungen. DAS MUSS AUFHÖREN! Wir brauchen dringend Leoparde, Marder, Füchse, Dingos & Fenneks, um ??Horden in die Hölle zu schicken.“ Ob es sich um eine Wende im Krieg handelt, ist noch nicht abzusehen. Melnyk macht sich auf seine gehässige Art lustig über den Ex-General Vlad, der meint, die russische Armee habe die Situation weiter im Griff.

Schwieriger dürfte jedoch für den Kreml die innenpolitische Lage werden. Stadträte des Stadtbezirks Lomonosov in Moskau haben am Donnerstag den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Beschluss aufgefordert, von seinem Amt zurückzutreten. Das ist mutig, der Beschluss findet sich auch noch auf der Website des Stadtbezirks Lomonosov. Die Stadträte nennen nicht den Krieg gegen die Ukraine als Grund ihrer Forderung, auch wenn sie die Wiederkehr des Kalten Kriegs und Androhung des Einsatzes von Atomwaffen anführen. Eine explizite Kritik an der Invasion bzw. der „militärischen Sonderoperation“ hätte wohl sofort die Staatsanwaltschaft mobilisiert. Die Stadträte führen hingegen auch mit scharfen Worten an, dass es für Russland nicht gut sei, wenn Regierende zu lange an der Macht sind, was sich bei Putin daran zeige, dass nach Beginn seiner Amtszeit alles schiefgelaufen sei. Der Abgeordnetenrat werde demnächst neu gewählt, sagen sie, sie hätten fünf Jahre lange das Mandat ausgeführt, nun sei es auch für sie Zeit, die Aufgabe neuen Menschen mit neuen Ideen zu übergeben. Das legen sie auch Putin nahe:

„Studien zeigen, dass die Menschen in Ländern, in denen ein regelmäßiger Machtwechsel stattfindet, im Durchschnitt besser und länger leben als in Ländern, in denen das Staatsoberhaupt nur mit den Füßen voran das Amt verlässt. In Ihrer ersten und in einem Teil Ihrer zweiten Amtszeit haben Sie gute Reformen durchgeführt, aber danach ist alles schief gelaufen: Die Verdoppelung des BIP ist ausgeblieben, der Mindestlohn ist nicht auf das angestrebte Niveau gestiegen, kluge und fleißige Menschen verlassen Russland in Massen, und die versprochene Stabilität ist nicht in Sicht.

Die Rhetorik von Ihnen und Ihren Untergebenen ist seit langem von Intoleranz und Aggression geprägt, was unser Land letztlich in die Zeit des Kalten Krieges zurückgeworfen hat. Russland wird wieder gefürchtet und gehasst, und wir bedrohen die Welt erneut mit Atomwaffen.

In Anbetracht der obigen Ausführungen bitte ich Sie: Legen Sie Ihr Amt nieder, denn Ihre Ansichten und Ihr Regierungsmodell sind hoffnungslos veraltet und behindern die Entwicklung Russlands und seines menschlichen Potenzials.“

Am Donnerstag wurde auch bekannt, dass Stadträte des Petersburger Bezirks Smolninsk eine Forderung an die Duma richten wollten, Putin wegen des Kriegs in der Ukraine des Hochverrats nach Artikel 93 der Verfassung anzuklagen. Der Abgeordnete Dmytro Palyuga hatte den Appell auf seinem Twitter-Account am Mittwoch veröffentlicht und gesagt, eine Mehrheit der Stadträte würden diesen unterstützen. Das ist schon eine andere Dimension. Nach den Abgeordneten, würde der Angriff auf die Ukraine, „der Sicherheit Russlands und seiner Bürger schaden“, da russische Truppen vernichtet und Bürger Schaden erleiden würden. Die Abwanderung der gebildeten Bevölkerung und der Rückzug ausländischer Unternehmen würden das „wirtschaftliche Wohlergehen der Bürger Russlands“ beeinträchtigen. Überdies würde die Nato im Gegensatz zu den Kriegszielen nach Osten expandieren und erhalte die Ukraine moderne Waffen.

Gegenüber dem oppositionellen Medium The Insider sagte Palyuga, dass 7 von 10 Stadträten den Appell unterstützt haben: „Eines der vom Präsidenten Russlands erklärten Ziele ist die Entmilitarisierung der Ukraine, und wir sehen, dass genau das Gegenteil passiert. Es ist nicht so, dass wir die von Präsident Putin erklärten Ziele voll unterstützen, aber im Rahmen seiner eigenen Rhetorik schadet er der Sicherheit der Russischen Föderation. Wir wollen den Menschen zeigen, dass es Abgeordnete gibt, die mit dem gegenwärtigen Kurs nicht einverstanden sind und glauben, dass Putin Russland schadet. Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir keine Angst haben, darüber zu sprechen.”

Am Freitag veröffentlichte der Vorsitzende des Stadtbezirks jedoch eine Erklärung, dass der Appell nicht von einer Mehrheit getragen wird. Der Beschluss sei nur von 8 der 20 Stadträte gebilligt worden, die Gruppe könne keine Entscheidungen im Namen des Abgeordnetenrats treffen. Überdies sei die Sitzung am Mittwoch keine offizielle Sitzung gewesen, da nur er eine solche einberufen könne: „Ich betrachte das Treffen einer Gruppe von Abgeordneten am 7. September als Provokation und als Versuch, die anderen Abgeordneten des Rates und mich als rechtmäßig gewähltes Oberhaupt der Gemeinde Smolninsk zu diskreditieren.“

Interessant wird sein, ob und wie die russische Regierung gegen diese politische Opposition von Abgeordneten vorgehen wird. Aus Sicht des Kremls könnte eine Duldung zur Folge haben, dass sich die Opposition verstärkt und dem System Putin in Kriegszeiten gefährlich werden könnte. Ein repressives Vorgehen würde hingegen das Risiko mit sich bringen, breite Schichten der urbanen Bevölkerung gegen sich aufzubringen.

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52 Kommentare

  1. Moment mal:
    Anfang Februar hatte die Duma mit überwältigender Mehrheit (nur 16 Gegenstimmen) für eine Resolution gestimmt, die von Putin die Anerkennung der Donbass-Republiken forderte, was Putin damals aber ablehnte, weil dies nicht nur die Aufgabe von Minsk 2, sondern faktisch Kriegseintritt bedeutete.
    Und jetzt sollen ein paar Stadträte Putin absetzen, weil er die Duma-Resolution schließlich doch befolgte?

    Wie ist das bei uns?
    Können hier in D ein paar Stadträte Bundeskanzler Scholz und seine Regierung absetzen?
    Reicht es somit, an der Kommunalwahl teilzunehmen, um die Revolution Deutschlands, die hier im Forum anvisiert wird, durchzuziehen?

    Noch eine Frage:
    Soll es im Overton-Magazin auf diese (mir eher “spekulativ” erscheinende) Art weitergehen?

    1. Die große Mehrheit der Russen unterstützt Putins Kriegsführung, weil Kiew seit Jahren Tag für Tag Kriegsverbrechen begeht, um die Zivilbevölkerung der Donbass-Republiken zu terrorisieren.

      Heute um 12:06 Ortszeit hat Kiew laut Tass den Marktplatz von Donezk bombardiert.
      30 Marktstände fingen Feuer, 3 Menschen starben.

      1. Komm runter, der Artikel bestätigt doch Russlands Demokratie existiert, da dürfen ein paar Lokal Matadoren irgend einen Müll von sich geben und die Welt ist in Aufruhr.
        Aber ein Habeck oder Annalena werden durch die Presse noch justiert…
        Dieser Artikel ist wohl ein Hinweis darauf, das in mehreren Provinzen gewählt wird und am Montag oder Dienstag hat der Rest Welt diese Informationen.
        Ja, Putin wird dadurch gestürzt, Entschuldigung das ist absolut hirnverbrannte Ideen inmitten eines “zivilisatorischen Umbruch”.

        1. “Ja, Putin wird dadurch gestürzt, Entschuldigung das ist absolut hirnverbrannte Ideen inmitten eines „zivilisatorischen Umbruch“
          Schreiben Sie das bitte an den Artikelautoren, denn im Artikel wird diese Möglichkeit angedeutet und genau das habe ich kritisiert.
          Richten Sie auch das “Komm runter” an Herrn Rötzer – oder am besten an sich selbst.

          “Dieser Artikel ist wohl ein Hinweis darauf, das in mehreren Provinzen gewählt wird”
          Dafür braucht man keine “Hinweise”, denn warum sollte die russische Föderation aus den Wahlen vom 9. – 12. September ein Geheimnis machen?
          Genaue Details dazu, in welchen Regionen wo genau wer gewählt werden kann, hat die Tass sogar auf Englisch veröffentlicht.
          Man müsste einfach nur lesen können.

          1. Nein ich brauche diese Mitteilung nicht an die administrative Abteilung senden, sie lesen mit!
            Schauen Sie sich das Overtun Magazin “Impressum” an, dann werden Sie aufgeklärt!
            Ich schreibe das mit einem positiven Aspekt, denn auch dort wissen die ‘verantwortlichen’ was wir denken….

            1. “Schauen Sie sich das Overtun Magazin „Impressum“ an, dann werden Sie aufgeklärt!
              Ich schreibe das mit einem positiven Aspekt, denn auch dort wissen die ‚verantwortlichen‘ was wir denken….”

              Also “Big Brother”?
              Die “Verantwortlichen” wissen also, was wir denken.
              Aber weiß PRO1 auch, was er schreibt?

  2. Ob die ukrainischen ‘Erfolge’ – erkauft mit Tausenden Toten und Verletzten täglich – auf Fehlleistungen der russischen Seite zurückzuführen sind, oder in Kauf genommen werden, um Teile der ukrainischen Streitkräfte ins Offene zu locken und dort umso besser abschlachten zu können, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Es ist auch nicht relevant, am Kriegsausgang werden sie nichts ändern, dazu sind die Kräfteverhältnisse zu einseitig. Woran auch die massivste westliche Unterstützung nichts ändert. (Vorbehaltlich der Überschreitung gewisser roter Linien, die dann aber auch die russische Seite dazu bewegte, die Handbremse zu lösen.)

    Auch die im Artikel thematisierten Stadträte werden nichts ändern, eher ihre Karriere abkürzen, als diejenige Putins. Aber auch wenn man für einen Moment kontrafaktisch annimmt, sie hätten mit ihren Forderungen Erfolg – was schon nur deshalb völlig unmöglich ist, weil die Zustimmung zu Putin in etwa doppelt so hoch ist, wie bei Biden, also eine satte Mehrheit umfasst -, glaubt jemand ernsthaft, dann käme jemand an die Macht, der die Politik gegenüber dem Westen im westlichen Sinn veränderte? Auch Gorbatschow hat in den letzten zehn Jahren vor seinem Tod die westliche Politik massiv kritisiert, den Anschluss der Krim für rechtens befunden, das Heranrobben der nato an russische Grenzen verurteilt. Etwas anderes kann sich niemand leisten, der auch nur einen Tag als Präsident Russlands überleben will. Es ist sogar wahrscheinlich, dass ein anderer Präsident wesentlich weniger Geduld und Mässigung an den Tag legte als Putin, der Jahrzehnte hat verstreichen lassen, bis er seinen Warnungen, etwa an der Münchner Sicherheitskonferenz, hat Taten folgen lassen.

    Und um Missverständnisse zu vermeiden – Putins Politik ist mir zuwider. Auch er ist ein in der Wolle gefärbter Neoliberaler, ein Technokrat, der glaubt, wir hätten noch eine Ersatzerde, oder mindestens so handelt. Politisch betrachtet ist aber nicht er, sondern die westliche imperiale Zentrale und ihre Satelliten das politische Hauptproblem dieses Planeten. Ein maroder Haufe, der seine ihm aus den Händen gleitende Macht mit wirklich allen Mitteln verteidigt.

  3. Hi Pnyx,

    gerade deinen letzten Absatz möchte ich unterschreiben.

    Es sollte allen klar sein, dass Russland, China und die anderen Verbündeten von RF wie BRICS, Türkei, Syrien usw. keine vollkommenen Staaten sind. Meine Unterstützung für diese pseudo Anti-USA-Gruppe beruht vor allem darauf, dass die USA-Elithe die größten Verbrecher, Mörder, Kriegstreiber, Wirtschaftsverbrecher zur Zeit auf unseren Planeten sind. Das eine unipolare Welt dieses Problem nur verschlimmert und das eine multipolare Welt mit verbindlichen völkerrechtlichen Regeln für alle eine bessere Erde und Zukunft für alle sein könnte.

    Das große Problem in der Bevölkerung des Wertewestens ist, dass man die eigenen Verbrechen durch aus kennt, aber als unbedeutend ansieht und alles was ausserhalb dieses Lagers stattfindet als Zentrum der Hölle in der Propagandablase der MSM aufbauscht, was als einzigste Realität in der Bevölkerung ankommt.

  4. Ich stell mir gerade vor wie hier mehrere Bezirksversammlungen den Rücktritt oder eine Anklage wegen Hochverrat gegen Olaf Scholz einfordern.

    Entweder ist daß eine Delegitimierung der Demokratie oder es ist ein ganz normaler Demokratischer Vorgang von Checks and Balances.

    Zur Erinnerung es gibt Nordstream1 und Nordstream2 die eine Gesicherte und Preiswerte Energie Versorgung gewährleisten könnten!

    1. Die einzige, die die Wahrheit sagt, ist Sahra Wagenknecht. Wieder mal stellt sich die eigene Partei gegen sie, weil alle wie die Lemminge dem öffentlichen Narrativ folgen. Egal wie schwachsinnig und selbstzerstörerisch das ist, keiner stellt dieses Narrativ in Frage, keiner stellt die Sanktionen in Frage. Bis die Leute merken, was da läuft, sind Deutschland und Europa im Eimer und das widerstandslos. Ich kann das nicht nachvollziehen.

  5. Selbst, wenn es ernstzunehmende Ambitionen gäbe die russische Führung abzulösen, würde es die Gesamtsituation für Russland nicht verbessern. Der ganze Staat ist von dem herrschenden, mafiösen System von innen so zerfressen, dass es entweder so weitergeht oder die RF kollabieren muss. Eine weitere Alternative sehe ich nicht.

    phz

      1. Wirtschaftlich sehe ich Indien und die USA im Aufstieg, was viel mit der Demografie zu tun hat. Beide Länder haben eine junge, aufstiegswillige Bevölkerung. China sehe ich wirtschaftlich eher den Weg Japans einschlagen, was sich freilich noch ein paar Jahrzehnte hinziehen wird, aber sicher in Stagnation enden wird.

        Politisch – na ja. Zu schwierige Frage, für eine kurze Antwort.

        phz

        1. Die USA sehe ich politisch in eine innenpolitische Krise vielleicht sogar Bürgerkrieg rutschen.

          Man könnte heute schon von bürgerkriegsartigen Zuständen in der USA bei über 10ooo Toten durch Schusswaffen jedes Jahr. https://de.statista.com/infografik/11336/verletzte-und-todesfaellen-durch-schusswaffen-in-den-usa/

          Das Bildungswesen in der USA ist Mittelklasse und die Elitheschulen und Universitäten haben in Asien/ China mächtige Konkurrenz. Die höchste Dynamik in Wissenschaft und Wirtschaft findet in Asien statt. Hinzu kommt, dass der Dollarraum total überschuldet ist. Wenn sich Saudi Arabien für BRICS mit entscheidet, was Sinn macht, da China und Indien und nicht die USA und Europa der Hauptabnehmer von ihren Energieexporten sind, gerät der Dollar total unter Druck.

          Für mich geht die Sonne im Osten auf und im Westen unter.

          Schaue dir mal die Einschätzung von Folker Hellmeyer als Volkswirt an, was er zu BRICS und Saudi Arabien sagt (Link im Kommentar weiter unten). Die Asiatischen Staaten beginnen alle und Afrika und Südamerika wird sich dort anschließen, ihren Außenhandel in bilateralen währungen abzuwickeln. Damit kann die USA nicht mehr ihr Militär finanzieren. Militärausgaben der USA sind seit Jahren genau so hoch wie Ihre Dollarverschuldung. Wenn der Dollar nicht mehr gefragt ist, ist es mit der USA vorbei. Kurzfristig kann sich die USA auf Kosten von Europa nvielleicht noch mal erheben, aber langfristig ist das Krebsgeschwür in diesem Land nicht zu heilen.

        2. Herrlich wie SIE Pseudopolitische Aspekte einbringen!
          Herr Frau Mengel fragt Sie zu den USA und ‘sie’ antworten beginnend mit Indien.
          Sortieren SIE ihre Gedanken!

  6. Putin war selbst mal ein Geheimdienst Mann. Was der russische Geheimdienst sich aber allein für die Zeit ab 2014 an Fehleinschätzungen geleistet hat, ist unglaublich.
    Man kann sich das eigentlich nur mit dem stark ausgeprägten Hang der Russen zum Opportunismus erklären.
    Jetzt eine einmal angefangene Sache konsequent durchziehen, ist scheinbar nicht ihr Ding. – Da sind die Yankees ganz anders aufgestellt.
    Weil jeder Krieg den Sieg liebt und nicht die Dauer, war das Entstehen einer solchen Opposition nur logisch.

  7. General a.D. Harald Kujat schreibt über die Ukraine ‘Kriegführung ohne Ziel’

    https://larouchepub.com/pr/2022/20220905_gen_kujat.html

    “General Kujat erkennt das Bestreben der Ukraine an, ihre Souveränität zu verteidigen, fügt aber die entscheidende strategische Realität hinzu, die sich abspielt: “Aber um das Bild zu vervollständigen, kämpft das ukrainische Volk für die geostrategischen Interessen der Vereinigten Staaten in der Rivalität mit den beiden anderen Großmächten, Russland und China.” “Darüber hinaus soll laut US-Präsident Biden der russische Präsident Putin abgesetzt und die russischen Streitkräfte in einem Zermürbungskrieg dauerhaft geschwächt werden, so US-Verteidigungsminister Austin.”

    Es ist also durch aus Stand des Wissens in den deutschen Elithen, dass es hier um amerikanische Interessen geht.

    Warum lässt sich die deutsche Regierung dann so vor den US-Karren spannen?
    Was versucht die USA mit der Aufstachelung von Polen, wahnsinnige Reputationsforderungen an Deutschland und Gebietsansprüche an Tschechien zu stellen? Die Polen und Balten machen nichts ohne Wissen der USA.

    Wäre es nicht an der Zeit, dass sich Deutschland und Westeuropa von Osteuropa in der EU trennt und ein eigenes Verteidigungsbündnis außerhalb der NATO aufbaut?
    Dieses westeuropäische Verteidigungs- und Wirtschaftsbündnis sich neutral zu USA, China, Russland und andere Staaten aufstellt und nur eigene Interessen vertritt?

    Dieser Krieg ist nicht unser Krieg!
    Mit all den daraus ergebenen Konsequenzen sollten wir dort eine neutrale Rolle einnehmen, wie zu anderen Kriegen auf der welt aucch. Deutsche Diplomatie sollte zu einer Verständigung der Kriegsparteien, aber nicht zu einer Verstärkung des Konfliktes führen.

    1. Mengel, gute Gedanken, die ich schon seit Jahren habe. West-EU mit eigener Verteidigung, politisch neutral und mit der Welt Handel treibend. Offen für die Lösung globaler Probleme. Bei solchen Gedanken, die ja nicht ganz unrealistisch sind, kann ich wirklich besser atmen.

      1. Hi Ulrich,

        leider sind unsere politischen Elithen total proamerikanisch. Ich weiß nicht, wie man dies in Deutschland umsetzen sollte.

        Die obrige Einschätzung von Kujat als Vertreter des Militärs und eines Folker Hellmeyer (Wirtschaft) gehen ja in meine Richtung. Die Gedanken geibt es aLso durch aus auch in höheren Kreisen.

        Interview mit F.Hellmeyer: https://duckduckgo.com/?q=folker+hellmeyer+youtube&t=newext&atb=v257-1&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DuRHTUL9DkZg

        Ich finde die Interview von F.Hellmeyer immer eine ganz große Nummer. Diese Ehrlichkeit vermisse ich im Journalismus und in der Politik!!

        1. Hi Mengel, ich kenne das Interview und hoffe immer noch, dass sich dessen Erkenntnisse bei unseren Regierenden durchsetzt. Aber leider haben wir da nur, vor allem von den Grünen, “The Master of Desaster”.

      2. So sehe ich es auch. Das bedeutet aber, verteidigungsfähig zu werden. Nur so wird das etwas mit einer größeren Unabhängigkeit von den USA. Röper hat dieses Woche auf “Antispiegel” ein Dokument übersetzt, das echt sein könnte. Dann hätten die USA solche Bestrebungen in Deutschland registriert und die gesamte Zerstörung der deutschen und europäischen Wirtschaft wäre beabsichtigt. “Unerfahrene Politiker” wie Baerbock und Habeck würden als Mittel zu diesem Zweck eingesetzt. Ich bin mir nicht so sicher, ob die absichtlich oder unabsichtlich handelt. Was in dem Papier steht erscheint jedenfalls plausibel.

        1. Was heisst verteidigungsfähig zu werden?
          Die Siegermächte im Zweiten Weltkrieg USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich sind heute Atomwaffen-Mächte. Das einzige was noch möglich wäre ist ein Neutrales/Unabhängiges Mitteleuropa von Finnland bis Italien.

    2. Lieber Menge, Ramstein, Grafenwöhr und von Bonn bis Berlin ist auch ein deutscher Krieg, mit aktiver finanzieller, logistischer und auch materialistischer Unterstützung vorhanden.
      Deutschland kann sich nicht vom “Narzissmus” frei machen in dem eine eventuelle Breite’ Bevölkerung sagt nicht mit mir. Denn die Menschen leben in einer sogenannten Demokratie und HAFTEN dadurch mehrheitlich!
      Die letzten “3” Jahre hat dieser Republik eine ‘Trillionen gekostet’ ,wer soll das abarbeiten zu welchen Konditionen…, und was ist mit der morgendlichen (Zukunft) Politik?

  8. Ach, in Russland gibt es auch eine Opposition? Und ich dachte immer, der brutale absolutistische Zar Putin hält das ganze Land erbarmungslos in seinen Klauen. (Sarkasmus) Es wäre ja mal interessant mehr über diese Stadtviertel zu erfahren und welche Klientel diese Leute vertreten. Auf z. B. München übertragen würde es sicherlich einen Unterschied machen, ob es Stadträte vom Hasenbergl oder aus Grünwald sind.

    P. S.

    In den USA munkeln immer mehr Leute von einem offenen Bürgerkrieg. Und der angeblich bevorstehende Wutwinter in Deutschland? Es gibt ja schon Leute, die nach dem Rücktritt von Habeck rufen. Oder Scholz……

    1. In Deutschland gibt es ja auch Forderungen auf Kommunalebene die konträr zur Regierungspolitik in Berlin stehen.

      Mitglieder der Kommune aus den Parteien AfD, CDU und Linke der sächsischen Stadt Schneeberg aber auch der Bürgermeister von Rügen fordern die Beendigung der Sanktionen.

      Also Opposition gibt es nicht nur in Russland.

  9. 31.12.2020 12:00

    […] Danke für diese offene Plattform.
    Allerdings ist TP in den letzten Jahren oft zu einem recht eigenartigen Medium verkommen.

    Hier wurden vom Chefred Artikel durchgewunken, die nur dem persönlichen Angriff auf andere Meinungen, teilweise direkt an das Forum gerichtet, zum Inhalt hatten.

    Hier durften wiederholt mehrere AutorInnen ihre einseitige Weltsicht zur Schau stellen, offensichtliche Lügen verbreiten und politische Propaganda betreiben, während andere mögliche Wahrheiten völlig totgeschwiegen wurden.

    Leider hat es nie wirklich für mutige Thesen, provokante Gedanken und weiter gedachte Utopien weit entfernt vom Mainstream gereicht, dafür dass TP vom Heise-Verlag angeblich völlige redaktionelle Freiheit gewährt wurde war und ist das Magazin leider nur sehr knapp neben dem Mainstream angesiedelt.

    Doch schon dafür sollte man in der heutigen völligen medialen Gleichschaltung wahrscheinlich dankbar sein, vor allem für ein (relativ) offenes Forum, also in diesem Sinne auch von mir ein großes Dankeschön und alles Gute für die Zukunft! […]

    Quelle:
    https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Ciao-Telepolis/Danke-fuer-diese-offene-Plattform/posting-38080008/show/

  10. WER SIND DIE OLIGARCHEN? / 08.09.2022

    Viele der russischen Superreichen erlangten ihr Vermögen durch die Privatisierungen der 1990er Jahre. Heute sollen die Sanktionen gegen diese Oligarchen dazu dienen, Putin unter Druck zu setzen. Dabei steht nur ein Viertel der russischen Milliardäre auf Sanktionslisten; und ihr Einfluss auf den Kreml wird überschätzt.

    Laut der alljährlich vom US-Magazin Forbes veröffentlichten Liste gibt es 2022 in Russland 83 Dollarmilliardäre. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als es noch 117 waren. Die Oligarchenkaste ist innerhalb eines Jahres also deutlich geschrumpft.1 Die drakonischen Sanktionen, die der Westen nach der russischen Invasion in der Ukraine verhängte, beginnen zu wirken, zusätzlich zu den aus dem Krieg und der Schwäche des Rubels entstehenden Verlusten. Allerdings sind laut Forbes nur 25 russische Mil­liar­däre durch die USA, Großbritannien und die EU mit Sanktionen belegt. Der Rest steht – zumindest bislang – noch nicht auf den Sanktionslisten des Westens.~~~~~

    Die russischen Oligarchen schürften ihren Reichtum aus den Trümmern der Sowjetunion, genauer gesagt: Sie profitierten von den Privatisierungen der 1990er Jahre, die auf einen schnellen und unumkehrbaren Übergang zur Marktwirtschaft und die Schaffung von Privateigentum abzielten. Die „Schocktherapie“ unter Anleitung US-amerikanischer Berater und des Internationalen Währungsfonds (IWF) versprach wunderbare Ergebnisse. Präsident Boris Jelzin, der sich als Bezwinger des Kommunismus sah, versicherte, die Privatisierungen würden „Millionen von Eigentümern statt einer Handvoll Millionäre“ hervorbringen.4

    Die Realität sah anders aus: Ein kleiner Kreis von Insidern, die dem Machtzentrum nahestanden, rissen sich den Reichtum des Landes unter den Nagel, während die große Mehrheit der Bevölkerung verarmte. Die Ungleichheit nahm groteske Ausmaße an: Zu Sowjetzeiten war der reichste Bürger sechsmal so reich wie der ärmste; im Jahr 2000 war dieses Verhältnis auf 250 000 angestiegen.5

    Obwohl Jelzin höchst unbeliebt war, wurde er 1996 wiedergewählt – dank der Unterstützung der ersten Oligarchen, allen voran der Geschäftsmann Boris Beresowski. Im Jahr darauf wurden erstmals vier russische Milliardäre in die Forbes-Liste aufgenommen. ~~~~~~

    Die Betrügereien, mittels derer die Reichtümer des Landes geplündert wurden, nannte man „Reformen“. Das Mafiasystem wurde als „Markt“ bezeichnet, die Geldentwertung und die damit einhergehende Rückkehr zum Tauschhandel und zur informellen Wirtschaft als „monetaristische Politik“, Geldwaschanlagen firmierten als „Banken“, und die Kredite, die sie dem Staat zu unfairen Konditionen im Austausch für verschleudertes Staatsvermögen gewährten, wurden als „Privatisierungen“ bezeichnet. In inter­na­tio­na­len Finanzkreisen wurde Russland als „erfolgreichstes Schwellenland“ gefeiert. ~~~~~

    Der Showdown zwischen Präsident Putin und dem damals reichsten Mann Russlands, Michail Chodorkowski, im Jahr 2003 war eine Warnung an alle Oligarchen.9 Der Ölmagnat Chodorkowski war aus Sicht des Kreml zu mächtig geworden; er wurde wegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und anderer Verbrechen angeklagt. ~~~~~

    Mehr….
    https://monde-diplomatique.de/artikel/!5866038

    1. Als Russlands Truppen Ende Februar die Ukraine überfielen und der Westen mit Sanktionen reagierte, sagten viele Experten einen schnellen wirtschaftlichen Niedergang Russlands voraus. In diesen Chor stimmten auch Analysten großer Investmentbanken der New Yorker Wall Street ein. Sechs Monate später sind sie gezwungen, ihre Einschätzung zu revidieren.

      Denn Russlands Wirtschaft hat sich bisher als widerstandsfähig erwiesen. Widerstandsfähig sowohl gegen die Sanktionen gegen russischen Güter und das Verbot von Öleinfuhren als auch gegen den Ausschluss des russischen Rubels von den internationalen Devisenmärkten.

      Diese drei Infografiken zeigen, wie robust Russlands Wirtschaft bisher reagiert hat.

      https://www.businessinsider.de/politik/wall-street-sagte-russlands-wirtschaft-einbruch-voraus-grafiken-zeigen-ein-anderes-bild-a/

  11. Wer verstehen will, warum Russland heute so ist, wie es ist, muss wissen was in der UdSSR 1990 und in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion in den 1990er Jahren geschah. Der versteht auch, warum Putin heute so anerkannt ist, wie er ist.

    Natürlich hat die Russisch Förderativerepublik und Putin sowie seine Regierung Schwächen, aber der Westen und die USA werden keinen Fuß mer nach Russland kriegen. Das sieht man auch an dem Abschneiden von Nawalny bei Wahlen.

    https://arrangement-group.de/die-wahre-geschichte-ueber-den-untergang-der-sowjetunion-und-den-aufstieg-von-putin-ab-1999/

    1. Ich habe schon immer die Politik in Russland wie die Einkommensbesteuerung kritisiert.

      Das Russland diesen Krieg als Gegenpol zur USA gewinnen soll, ist aber ebenfalls klar mein Standpunkt.

      Man sollt nie eine Sache nur einseitig bewerten. Es gibt fast überall Sonne und Schatten.

      Der Schatten der USA ist in meinen Augen nur viel zu groß.

  12. Kommunal Politiker fordern…
    Russland wird seit 2014 durch den Westen sanktioniert und ist bis dato Spitzenreiter in dieser Welt.
    Dann durfte die Welt Pandemie durchmachen mit zig Milliarden an Kosten für die “Medizin” und zusätzlich für den Staat alias Steuerzahler.
    Die Werkbank hat 349MRD veranschlagt für den Wiederaufbau der Ukraine, einem Staat der nach rechtlich gültigen Leitlinien überhaupt keine Zahlung erhalten darf….
    Jetzt wird wegen der Ukraine zusätzlich alle EU’ler in Haft genommen, Millionen Arbeitsplätze gefährdet die jeden Staat zig Mrd kosten werden…
    Vielleicht sollte die regional Politiker mehr auf regionale beschränken…

  13. Was ist eigentlich passiert?
    Die ukrainische Armee – oder was im Moment davon übrig ist – hat einen Überraschungsvorstoß unternommen, den die russische Armee in den nächsten ein bis zwei Wochen parieren wird.
    Es haben mehrere Stadtverordnete den Rücktritt Putins usw. gefordert. Inzwischen hat der Vorsitzende der Stadtverordneten des einen Stadtbezirks widersprochen. Positiv daran ist, dass diese Vorgänge zeigen, dass demokratische Vorgänge zwar sehr reduziert aber noch vorhanden sind.
    Im Vergleich dazu sind die Vorgänge in dem als Westen operierenden Staatenbereich, „der ja der absolute Hort demokratischer Verhältnisse darstellt‘‘, aus meiner Sicht weitaus bedenklicher. Nur zum Beispiel sind Melnyk, Navalny bei uns verehrte demokratische Götter, könnten aber als Mitglieder der AfD nur in Verbindung mit dem Verfassungsschutz öffentlich erwähnt werden.

    Was ist situationsbedingt bedeutsam?
    – Der von oskarwagenrecht angeführte Artikel von Kai Ehlers über Putins Machtkonzept der Führung des flächenmäßig größten Staates bemüht sich, Einsichten zu vermitteln, dass sich die Verfassungen Deutschlands, der Schweiz, ja die ungeschriebene Verfassung Großbritanniens nicht für die Russische Föderation eignen. Die Verfassung der Russischen Föderation wurde unter Yeltsin geschaffen. Unter Putin gab es Anpassungen.
    – Die Oligarchen in der RF, in der Ukraine, usw. sind Ergebnis des vom Westen stark geförderten Systemwechsels. Und der immer wieder als Systemkritiker gehandelte Chodorkowski war nicht nur Oligarch, sondern ‚“eine russische Ausgabe“ vom obersten Manager von Black Rock. Aus der DDR gibt es so gut wie keine Oligarchen, da die Treuhand die staatseigenen Betriebe an deutsche und westliche Konzerne „verschleudert hat“. Dass der Westen jetzt versucht, russische Oligarchen zu sanktionieren ist ja ein „besonderes Schmankerl“.
    – Unser deutsches Problem in dieser turbulenten Situation kann man ja gar nicht beschreiben. Unsere Politiker befassen sich damit, was in den letzten 30 Jahren energiepolitisch falsch gelaufen ist und wie wir 2030, 2040, 2050 energiepolitisch „auf Wolken schweben“. Sie sind aber nicht in der Lage, hier und jetzt für eine wirtschafts- und verbraucher-verträgliche Energiepolitik zu vereinbaren. Der baden-württembergische MP brachte den Waschlappen ins Spiel. Ich dachte fälschlicherweise, er meinte dies ironisch.
    – Die perfekte Staatsführung gibt es nicht. Zu dem gerade verstorbenen Gorbatschow gibt es ja gerade in der RF keine überwältigend gute Bewertung. Abweichend äußert sich dazu der unter Ronald Reagan aktive Paul Craig Roberts:
    http://www.antikrieg.com/aktuell/2022_08_31_michail.htm

  14. guck an:

    aus anderen Gründen hab ich kurz nach Schmidt-Eenboom geschaut und stieß wieder auf dieses 2020 TP-Interview mit ihm, in dem es für ihn natürlich ganz klar um Anschläge des Kreml auf Nawalny usw. geht. (Er wäre ja sonst arbeitslos.)
    Aber folgender Absatz ist doch interessant, jetzt 2 Jahre später:

    “TP: Aber nimmt denn Russland den Westen überhaupt noch ernst? In den Medien in Russland macht man sich über Sanktionen nur lustig.

    Erich Schmidt-Eenboom: In der Fragestellung schwingt eine interessante Implikation mit, die Implikation nämlich, dass Russland nicht zum “Westen” gehört. Anstelle der Rituale des Kalten Krieges – wechselseitige Ausweisung von Diplomaten und Nachrichtendienstlern, Einreiseverbote für Kremlpotentaten, die ohnehin keinen Urlaub im Schwarzwald im Sinn haben – läge hier eine Klaviatur von Sanktionsmöglichkeiten: Verbannung der Russischen Föderation aus allen europäischen Sportwettbewerben, kein European Song Contest, nicht der geringste Kulturaustausch. Damit könnten die europäischen Kulturnationen ohne schmerzlichen Eigenschaden zeigen, dass Staatsterrorismus nicht folgenlos bleibt.
    Die gravierendste Sanktion wäre ein Einfrieren oder die Aufgabe des Pipeline-Projekts Nord Stream 2. Die deutschfeindlichen Regierungsspitzen in Warschau reiben sich wohl schon die Hände, weil auch starke Stimmen in der Union diese Forderung erheben. Angela Merkel wird jedoch kaum zu diesem Instrument greifen, weil sie neben wirtschaftspolitischen Erwägungen den Eindruck vermeiden will, von Donald Trump erpressbar zu sein.”

    ggf. hier:
    https://www.heise.de/tp/features/Die-Vermutung-der-Giftanschlag-auf-Nawalny-sei-ohne-Wissen-Putins-erfolgt-ist-wenig-plausibel-4892681.html?seite=all

    …und er verwendet echt das Wort “Klaviatur”…

  15. In der aktuellen Situation Rußlands “Demokratie” zu fordern, ist mit Verlaub subversiv hinsichtlich der notwendigen Verteidigungsfähigkeit. Russland befindet sich in einer analogen Situation, wie sie im Film “Rottet die Bestien aus” für Amerika und Afrika historisch dargestellt wurde. Jetzt “Demokratie” zu erwarten ist heuchlerisch und hinterhältig, entspricht der scheinheiligen Nato-Linie, “wertebasierte Ordnung” als Sturmgeschütz. Zugleich aber der ganz und gar nicht freundlichen Ostpolitik Brandts, der damit das gegnerische Lager sturmreif schießen wollte.
    Die Lage erfordert von Russland eine straffe zentralen Führung, sonst gäbe es nichts mehr, was demokratisch gestaltet werden könnte.
    Global ist die Gefahr durch die NATO- Politik nicht außer Acht zu lassen, es wächst unsere Aussicht, von der Erde zu verschwinden. Dieser Gefahr ist eine demokratische Gesellschaft nicht gewachsen, ihr geht die Fähigkeit ab, dem äußeren Interventionsdruck standzuhalten, das Militärische liegt nicht in ihren Genen.
    Über Demokratie kann Russland sprechen, wenn die äußere Gefahr nicht mehr vorhanden ist.

    1. Naja, vielleicht sollten wir anfangen, über Demokratie bei uns zu reden. Und ich meine nicht nur die komplette Gleichschaltung der Medien und die immer mehr zunehmende Zensur.

      In den letzten 2-3 Jahren sind Dinge passiert, die ich mir nicht hätte vorstellen können. Das Demonstrationsrecht wurde unter Billigung, zum Teil Beifall der Linken beerdigt.

      Ich habe jahrzehntelang an Gegendemonstrationen gegen rechte Aufmärsche teilgenommen. Die vorherrschende Meinung dazu war nicht, das Demonstrationsrecht der Nazis abzuschaffen (das Verbot der NPD, das der Verfassungsschutz verhinderte, ist eine andere Sache). Einigen war durchaus noch das “Republikschutzgesetz” der Weimarer Republik in Erinnerung, das angesichts des Mordes an Walter Rathenau und anderen rechten Terrorakten beschlossen worden war, aber nachher zum Instrumente gegen linke und generell die Arbeiterbewegung wurde.

      Das setzt sich jetzt mit der Presse- und Medienzensur fort. Im Kalten Krieg war man stolz, dass man im Westen die Prawda am Kiosk kaufen und Radio Moskau problemlos empfangen konnte. Heute gibt es die Zensur gegen alle russischen Medien, und die staatlich und von NATO und EU überstaatlich geförderte und geforderte Zensur durch die Internetmedien. Tatsächlich ist in Russland das “Overtonfenster”, trotz bedauerlicher Restriktionen im Zusammenhang mit dem Krieg, eine Grössenordnung breiter als bei uns.

      Auch gegen den Krieg der Amerikaner konnte man sich in den siebziger Jahren aussprechen. Eine Verteidigung der russischen Position, auch nur eine Anprangerung der ukrainischen Kriegsverbrechen, steht dagegen im Abseits. Teilweise gibt es massive Nachteile und Repression.

      Das hat mit der Repression gegen die “Querdenker”-Bewegung begonnen, , mit Inhaftierung einiger Aktivisten unter fragwürdigen Anklagen. Seit Gründung der BRD hat es nichts irgendwie Vergleichbares gegen Neonazis gegeben und gibt es auch heute nicht. Ok, gegen Kommunisten schon.

      Aber massenhaft wurden Arztpraxen durchsucht, rechtlich geschützte Patientenakten beschlagnahmt. Sogar ein Familienrichter wurde wegen eines unbotmässigen Urteils mit Hausdurchsuchung und Anklage überzogen, goodbye unabhängige Justiz. Journalisten wie Alina Lipp werden mit erfundenen Straftatbeständen verfolgt, sie und ihre Familie enteignet.

      Wie Brecht schrieb: “Mögen andere von ihrer Schande sprechen, ich spreche von der meinen” (Deutschland, bleiche Mutter).

      1. ich frage als unzureichend Informierter, wurden Leute jetzt als “Querdenker” inhaftiert?

        Wenn man das Demoverbot anspricht, sollte man aber schon viel früher beginnen glaube ich.
        G-8 in Heilgendamm, Hamburg, you name it.

        Die Überwachung der gesamten Telefonkommunikation während dieser Veranstaltungen.

        Oder die geräuschlose Schließung von indymedia, die ich immer noch skandalös finde, v.a. weil das dermaßen still über die Bühne ging und die Zeitungen mitmachten.

        1. Ja, da fing das an, allerdings gab es schon eine Menge davor. Ich empfehle die Bücher von Heinrich Hannover “Die Republik vor Gericht” über politische Justiz in der BRD.

          Aber ja, von den Querdenkern ist Ballweg in Haft, unter Veruntreuungsvorwürfen, die seine Anwälte als sehr dubios und intransparent bezeichnen. Und bei uns ist oft ein Vergewaltiger oder Räuber nicht in U-Haft, schon gar nicht so lange. Erzähle keiner, dass Ballweg keinen festen Wohnsitz hat oder Fluchtgefahr besteht.

          Über Typen wie den veganen Koch (Namen vergessen) hätte man vor dieser Repressionswelle höchstens gelacht. Und das sind alles bürgerliche Typen, keine RAFler.

          Wenn es die schon erwischt, kann man nur Angst kriegen. Mit Solidarität muss man nicht rechnen.

          1. “Subordinationsprinzip” der Bürger hat sich dem Staat unterzuordnen.

            Ist aber schon länger bekannt! Ein Blick in die Gesetze hilft meist!

            1. Der Staat hat dem Bürger zu dienen. Ein Bürger ist kein Untertan. Er hat sich nur in den Staat zu integrieren. Staatliche Behörden sind Dienstleistsr der Gesellschaft und damit derer Bürger.

              1. Wo steht das denn? Vielleicht im Grundgesetz? Oder gibt es einen Dienstleistungs- Vertrag zwischen den Bürgern und dem Staat?

                Frage hier für einen Totalverweigerer.

                1. Artikel 20 GG und dementsprechender Interpretation.

                  Was heißt Totalverweigerer?
                  Wenn man im Sommer bei 30 Grad (plus) eine Pelzjacke mit wärmenden Handschuhen trägt?

                  Übrigens ist auch eine Subordinationstheorie, welche sich theologisch ableitet, eindeutig falsch, sofern man die dämlichen Interpretationen einer Bibel hinter sich läßt und das emanzipatorische Potential erkennt. Auch dann ist ein Gott für den Menschen da und nicht umgekehrt.
                  Man kann nun einwenden, was daran so wichtig sein sollte, wenn es einen Gott doch gar nicht gibt. Solange es einen Glauben an einen Gott gibt und dieser eine befreiende Komponente beinhaltet, solange impliziert dies, die Verhältnisse schon auf dieser Welt dementsprechend zu verändern. Es geht darum, den Privilegierenden den Rückzugsort zu nehmen, ihre angeblich theologisch legitimierte dreckige Ungerechtigkeit aufzuzeigen und ein eindeutiges Veto dagegen einzulegen.
                  Wer Religion als privilegierende Herrschaftsform missbraucht, schändet jeden anständigen Gott.
                  Wer weltliche Herrschaft nur privilegierend zu interpretieren weiß, schändet jede Rechtfertigung dafür.
                  Emanzipation bedeutet Anpassung, welche beiordnend, aber niemals unter- oder überordnend geschieht.
                  Funktionale Hierarchien müssen sich somit immer damit rechtfertigen, dass sie nicht den Träger privilegieren.
                  Darum geht ein Kapitän als letzter von Board und macht nicht den Schettino.

            2. Die Subordinationstheorie ist erstens nicht mit einem “Blick in die Gesetze” zu finden, sie ist eine Rechtsinterpretation im öffentlichen Recht, eine obrigkeitsstaatliche obendrein, und unter Staatsrechtlern nicht unumstritten. Ok, kein Wunder, dass es zurückgeht in Preussens Gloria.

  16. Mir fehlen eine Menge Informationen, um erkennen zu können, welche Bedeutung diese beiden öffentlichen Aktionen haben könnten.

    Moskau – hier geht es um die Stadträte eines Stadtteils. Moskau hat, soweit ich weiß, nicht ganz so winzig. Wieviele Stadtteile mit Stadträten gibt es da? Wieviele Stadträte überhaupt? Zu welchen Parteien gehören die Stadträte?

    Petersburg – auch hier geht es nur um einen Stadtteil – von wie vielen? Man weiß nicht, warum die Stadträte ihre Forderung an die Duma unterliessen, wer ist Dmytro Palyuga? Welche Rolle spielt “Insider”?

    Das einzige was bleibt, ist, dass oppositionelle Meinungen in Russland artikuliert werden.

    Interessant ist dafür die Diskussion. Daraus nehme ich mit: geostrategisches Ziel der USA ist das Bemühen, Machtzusammenballungen, die ihnen gefährlich werden könnten zu verhindern. Im Fall Russlands ist ihnen dies nun gelungen, weil es solide von Westeuropa und besonders von Deutschland getrennt wurde.

    Der Machtkampf mit China steht noch aus – aber am Horizont zeigt sich, dank dieses von den bekloppten Neocons entfachten Krieges, eine für die USA noch viel bedrohlichere Machtzusammenballung: die erweiterten BRICS!

  17. @oberstmeyer
    Der von oskarwagenrecht zitierte Artikel von Kai Ehlers erklärt meines Erachtens gut und stützt auch Ihre (richtige) Auffassung, dass die RF in der aktuellen Situation “keine demokratischen Experimente welcher Art auch immer” machen kann.

    Nichtsdestotrotz befindet sich die RF in einer sehr bedrohlichen Herausforderung durch die USA/NATO. Sicher kennen Sie das Buch von Klaus von Dohnanyi. Ich zitiere hierzu einen Artikel:
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2022/09/09/klaus-von-dohnanyi-usa-sind-gefahr-fur-den-weltfrieden/#more-10089

  18. (Verzeihung etwas Spekulatius am Samstag: histor. Fußnoten wg. BRICS – Brasilien bemühte sich zuerst in den 1950ern um Atomenergie unabhängig von den USA. Experten aus BRD waren zu Besuch. Theoretisch auch Waffen wären da möglich gewesen. Das haben die USA damals verhindert via Atoms for Peace. Mit den Diktatoren der 1970ern taten sich die Amis dann leichter. Aber auf Atomwaffen haben die Brasilianer schließlich verzichtet. / Venezuela zwar kein BRICS Staat, aber unter Chavez hatte kurz Überlegungen für ein Atom-Uboot als “Deterrent”. Unter anderem ein Vorschlag vom damaligem Chavez Berater, der aus der BRD stammte und mal Kommilitone von Habermas gewesen war. Das hätte aber Südamerikas Status als atomwaffenfreie Zone nicht entsprochen. Ich bin strikt gegen Proliferation. Aber das Gedankenspiel sei erlaubt, was wäre wenn. / Dazu gehört auch die hypothetische Frage, was wäre wenn die Russen 1949 keine Atombomben gebaut hätten. Vor der möglichen Antwort hatte Klaus Fuchs Angst. / Was wäre wenn Russland diesen Krieg führen würde ohne Atomwaffen in der Hinterhand.usw.)

  19. Meint jemand wirklich, dass es der BRD möglich wäre eine neutrale Position einzunehmen?
    Ich erinnere mich, dass ein Berater Johnson zwar flappig aber doch eindrucksvoll bemerkte, dass im Falle einer Weigerung der BRD dem Krieg der Nato beizutreten, ein Embargo angestrebt werden könnte.
    Die USA bräuchten, anders als die Russen, bei Zuwiderhandlungen gegen deren Interessen nicht mal einzumarschieren.
    Wenn man jemanden einen Gefallen erweist, ist es nicht gesagt, dass derjenige dankbar ist oder sich neutral verhält. Oftmals wird gerade das Gegenteil erreicht, Es kann, gerade bei Menschen mit Komplexen, eine Art Hass entstehen. Dieser Effekt trifft klaro auch auf Bevölkerungsgruppen zu, wenn z.B. Medien dies noch verstärken umso mehr.
    Die Sowjets haben sich zurückgezogen, uns die DDR übergeben und von Reparationen erstmal freigestellt. Die Russen dachten womöglich an Dankbarkeit und scheinen das heutige Verhalten nicht erwartet zu haben. Anders kann ich mir diese grenzenlose Enttäuschung, welche bei den Reden des Herrn Lawrow mitschwingt, nicht erklären.
    Auf jeden Fall sind wir in der BRD die Neider aus der EU bald los. Mit unserem wirtschaftlichen Niedergang werden wir mit anderen gleichziehen oder werden überholt. Bin mal gespannt ob dann die vorgegaukelte Solidarität weiterhin noch besteht.
    Betrachtung der Reparationskosten – Achtung Sarkasmus –
    Vieleicht werden die Polen im Falle einer Verweigerung der Zahlung die Lausitz besetzen. oder man gibt sich zufrieden, wenn wir nach dem Krieg die Wiedererlangung deren ehemaligen Ostgebiete unterstützen.
    Der Beitrag nimmt mehr zu vereinzelten Lesermeinungen Stellung nicht unbedingt zum Artikel, Entschuldigung

  20. ich verlinke hier rasch 4 Texte via Natylies Russia Blog. Hatte selber noch keine Zeit zu lesen.
    Aber vielleicht spannend:

    John Hudson: Wounded Ukrainian soldiers reveal steep toll of Kherson offensive (Washington Post):
    https://natyliesbaldwin.com/2022/09/john-hudson-wounded-ukrainian-soldiers-reveal-steep-toll-of-kherson-offensive/

    Paul Robinson: The Strange Death of Liberal Russia:

    Teil 1
    https://natyliesbaldwin.com/2022/09/paul-robinson-the-strange-death-of-liberal-russia-part-i/
    Teil 2
    https://natyliesbaldwin.com/2022/09/paul-robinson-the-strange-death-of-liberal-russia-part-ii/
    Teil 3
    https://natyliesbaldwin.com/2022/09/paul-robinson-the-strange-death-of-liberal-russia-part-iii/

  21. Ja hier regiert Bockwurst mit Kartoffelsuppe oder Kartoffelsuppe mit Bockwurst, wahl weise mit Petersilie oder nur Petersilie oder nur Kartoffelsuppe oder nur Bockwurst.
    Wenn also ein Irgendwer im Irgendwo etwas fordert, dann fordert ein Irgendwer eben etwas im Irgendwo, so eine tolle Wahl wie Wir haben die eben nicht!

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