Israel hat die nächste “Mauer” vollendet, eine Hightech-Mauer (Iron Wall) über und unter dem Boden um den Gazastreifen mit halbautonomen Kampfroboterfahrzeugen, fernsteuerbaren Maschinengewehren, Drohnen und Sensoren.
Der Gazastreifen, mit über 5300 Einwohnern pro Quadratkilometer eines der am dichtesten besiedelten Gebeiete, ist nun nicht nur auf, sondern auch unter dem Boden durch einen Hightech-Zaun und Stahlbeton abgeriegelt. Der Zugang, auch auf Seeseite wird von Israel kontrolliert. Die Palästinenser leben auf einem Landstrich, der schon lange zu einem Open-Air-Gefängnis wurde und fast in allem abhängig von Importen ist.
Die 2 Millionen Palästinenser, die seit 2007 von Hamas regiert werden, haben ein ausgedehntes Tunnelnetzwerk errichtet, das im letzten Konflikt von den israelischen Streitkräften bombardiert wurde. Mit Tunnels wurden auch Lebensmittel, Baumaterialen, Waffen u.a. aus Ägypten eingeschmuggelt. An der 12 km langen Grenze zu Ägypten gibt es in Rafah den einzigen Übergang für Personen und in Kerem Shalom für Waren. Für die Errichtung einer Pufferzone an der Grenze wurden zahlreiche Menschen vertrieben und Häuser zerstört. Israel errichtete eine 7-9 Meter hohe und 2 Meter in den Boden reichende Grenzmauer aus Beton und ausgestattet mit Sensoren. Ägypten richtete eine 1500 m breite Pufferzone ein, grub einen Graben, in den Meerwasser eingepumpt wurde, und hat mit dem Bau einer 6m hohen und 5 m in den Erdboden reichenden Betonmauer parallel zu einer Mauer aus dem Jahr 2008 begonnen, die das Graben von Tunnels nicht beenden konnte.
Auf israelischer Seite wurde schon Mitte der 1990erJahre mit dem Bau eines Sicherheitszaunes an der Grenze zum Gazastreifen begonnen. Mit der Intifada wurde dieser Sicherheitszaun zerstört, Israel errichtete 2001 einen neuen Sicherheitszaun mit einer 1 km breiten Pufferzone und einer 200-300 m breiten Sicherheitszone auf Palästinenserseite, auch um das Eindringen von Terroristen und Selbstmordattentätern zu verhindern. Aber da immer wieder Tunnels gebaut werden konnten, begann Israel 2017 mit einer neuen Mauer (smartfence) aus der israelischen Seite, der vor kurzem fertiggestellt wurde.
Israel schützt sich nicht nur mit Mauern und Grenzbefestigungen vor Angreifern und sperrt Palästinenser mit betonierten Wir gegen sie aus, real getestete Hightech-Grenzanlagen sind ähnlich wie Kampfdrohnen und andere Militärtechnik auch ein Exportprodukt für eine Welt, die mehr und mehr auf Mauern zur Sicherung der Grenzen setzt. Oft nach israelischem Vorbild, nachdem das Land die Mauer zum Westjordanland gebaut und damit auch politische Tabus durchbrochen hatte, ging doch nach dem Ende des Kalten Kriegs und dem Fall der Mauer die Vision einer grenzenlosen Welt im Verein mit dem globalen Kapitalismus einher. Das ist mittlerweile lange her.
Der neue, mehr als 1 Milliarde US-Dollar teure 65 km lange Grenzzaun (Iron Wall), der bis ins Meer hinein reicht, besteht aus einem 6 m hohen Stahlzaun über der Erde mit viel Stacheldraht und zahlreichen Sensoren und Kameras. 140.000 Tonnen Eisen und Stahl wurden verbaut. Hervorgehoben wird, dass eine Betonmauer in die Erde reicht und ebenfalls mit Sensoren ausgestattet ist, um den Bau von neuen Tunnels zu entdecken. Wie tief die Mauer reicht, wird aber nicht verraten, nur dass 3 Millionen Kubikmeter Beton verbaut wurden.
Mit dabei sind, man geht ja mit dem Fortschritt, (noch) ferngesteuerte Drohnen, Maschinengewehre auf Türmen und auch bewaffneten halbautonomen Roboterfahrzeugen namens Jaguar, die selbständig Routen abfahren, Hindernisse umgehen oder zum Aufladen fahren können. Mit elektrooptischen und Wärmesensoren kann ein Jaguar einen Menschen bis zu einer Entfernung von 1,2 km detektieren. Das 7,62-millimeter Maschinengewehr des Pitbull-Systems richtet sich automatisch auf ein vorgegebenes Ziel und schießt nach Befehl. Das spart Wachpersonal, das in einigen Kommandozentren entlang der Grenze arbeitet, und ermöglicht praktisch einen Angriff in Echtzeit auf Menschen, die sich dem Grenzzaun nähern oder ihn überwinden wollen.
“Diese Barriere, ein kreatives, technologisches Projekt ersten Ranges, verweigert der Hamas eine der Fähigkeiten, die sie zu entwickeln versuchte, und errichtet eine Mauer aus Eisen, Sensoren und Beton zwischen ihr und den Bewohnern des Südens”, sagte Verteidigungsminister Benny Gantz bei der Einweihung. Und der für den Bau der Mauern und Zäune verantwortliche Brigadegeneral Eran Ofir lobte sich und Israel: “Es gibt keinen Ort auf der Welt, der eine unterirdische Barriere gebaut hat. Es war ein sehr komplexes Projekt, sowohl in operativer als auch in technischer Hinsicht. Die Arbeit war nicht einfach. Wir haben 15 Gefechtsrunden überstanden, wurden beschossen und haben die Arbeit keinen Moment lang unterbrochen. Heute kann ich den Bewohnern des Gazastreifens mitteilen, dass es sowohl unter der Erde als auch an der Oberfläche eine Barriere mit fortschrittlicher Technologie gibt, die das Eindringen nach Israel bestmöglich verhindern wird.”
Und der Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Amir Eshel, pries die Sperre an als “eines der komplexesten technischen Projekte, die je gebaut wurden. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass es keine Aufgabe gibt, die das Verteidigungssektor nicht erfüllen kann.”
Natürlich ist eine Mauer keine politische Lösung, und es wird Möglichkeiten geben, sie zu überwinden. B. Michael schrieb in Haaretz: “It’s Official: Gaza Is Now a Ghetto”. Bei den Palästinensern, die den Gazastreifen bewohnen, verstärkt sich das Gefühl, in einem Gefängnis zu leben, zumal Israel alles kontrolliert, was in den Gazastreifen geht und aus ihm herauskommt und die Menschen faktisch von allen Seiten eingesperrt sind. Gegen Raketen – und künftig Drohnen – hilft die Mauer auch nichts.
Gestern wurden aus dem Gazastreifen zwei Raketen nach Israel abgeschossen, die an der Küste im Wasser landeten, worauf die israelische Luftwaffe ein Ziel im Gazastreifen bombardierte und Palästinenser Raketen auf israelische Hubschrauber abschossen. Die Stimmung ist buchstäblich explosiv, eine Mauer kann sie nicht eindämmen. Zuvor war ein Arbeiter angeschossen und verletzt worden, der am neuen Grenzzaun arbeitete. Daraufhin beschoss israelische Artillerie Ziele im Gazastreifen.
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