Die PR ist eine Fortsetzung des Krieges mit friedlichen Mitteln

 

Bild: US Office of War Information, Boston Publi Library

Edward Bernays, der „Father of Spin“, machte aus Propaganda „Public Relations“. Das hört sich nach unterschiedlichem Gebrauch in Krieg und Frieden an. Doch gibt es diesen Unterschied überhaupt?

 

Er beriet mehrere amerikanische Präsidenten. Goebbels, der ein Buch von ihm in seiner Bibliothek hatte, wollte sich von ihm beraten lassen. Aber der Angefragte, Edward Bernays, wollte nicht. Nicht nur, weil er Jude und der Neffe Sigmund Freuds war. Die Nazis hingegen störte so etwas im Bedarfsfall nicht. Frei nach Hermann Göring: „Wer Jude ist, bestimme ich.“

Sowohl genetische als auch intellektuelle Gründe hielten Edward Bernays von den Nazis fern und zogen ihn zur Psychoanalyse. In den USA, wohin seine Familie mit dem noch nicht Einjährigen 1892 aus Wien eingewandert war, suchte er die Werke seines Onkels „Siggi“ bekannt und verkäuflich zu machen.

Die Psychoanalyse versteht sich als Beitrag zur Emanzipation der vielen Einzelnen in der Gemeinschaft. „Wo Es ist, soll Ich werden“. Sie hilft dem Einzelnen, sich selbst besser zu verstehen. Sie hilft aber auch anderen, Fachkundigen, jenen Einzelnen zu verstehen. Sie kramt in den Tiefen und Untiefen der Psyche und deckt die Hilflosigkeiten des/der Therapierten oder Analysierten auf. Der Zugewinn an Autonomie im Zuge der Analyse kann nicht die gegenteilige Tendenz ausschließen, dem Arzt oder der Ärztin ausgeliefert zu sein.

So schwankt diese Wissenschaft zwischen Aufklärung des Seelenlebens und Entmündigung durch Steuerung. Die Frage ist, auf welcher Seite Edward Bernays, der Neffe, steht? Hat er, wie es Freud empfunden zu haben scheint, die Psychoanalyse amerikanisiert? Ab 1915 mauserte er sich zum „Vater der Propaganda“. Den Begriff ersetzte er später, da er als anrüchig galt, durch „Public Relations“.

„PR“ beinhaltet eine Psycho- und zugleich Sozialtechnik, welche die Wahrnehmungen, Vorstellungen und Triebkräfte der Menschen im Einzelnen und mehr noch in der Masse beeinflussen und steuern kann. Zu welchem Ende, zum Guten oder Schlechten? Bernays würde auf die Frage antworten, er sei da neutral. Entsprechend riesig war das Spektrum seiner PR-Beratungstätigkeit von psychologischer Kriegsführung bis zu Kampagnen zur Unterstützung von Gewerkschaften. Er setzte alle Medien ein und inszenierte damals schon Events.

Die Inhalte waren ihm relativ egal. Berühmt geworden ist seine Kampagne fürs Rauchen von 1929, was ihn nicht daran hinderte, seiner Frau vom Rauchen abzuraten und bei späterer Gelegenheit zur Anti-Raucher-Liga überzuwechseln. Diese Flexibilität machte ihm den Umgang mit Auftraggebern leichter. Stoßen wir an dieser Stelle nicht doch auf einen Berührungspunkt zu Goebbels, für den Propaganda die eiskalte Maschine war, die alles, egal was, verschluckt und wieder ausspuckt?

Goebbels‘ Propagandatechnik ergeht sich im Gestus von Inbrunst und Zynismus. Bernays‘ nüchtern-sachliche, quasi naturwissenschaftliche Haltung hat mit Goebbels‘ gerissener Art nichts im Sinn, aber dem Vorwurf des Machiavellismus muss er sich doch stellen. Machiavelli schrieb eine Rezeptur der Macht. Diese kann und darf grausam sein, wenn es zu ihrem Erhalt notwendig ist. Moralische Skrupel sind fehl am Platze.

Wer bin ich? Wer will ich sein?

Um die Psychoanalyse für die Anwendung in der PR gebrauchsfertig zu machen, bedarf es bei Bernays keiner komplizierten Sentenzen. In uns allen schlummern aufgestaute Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen, die uns unbewusst sind. Wir kennen sie nicht oder nur formal, und wo sie sich äußerlich bemerkbar machen, gestehen wir sie nicht ein, da wir Angst vor ihrem triebhaften Ausbruch haben. Es sind Chimären.

Der Psychoanalytiker wie der PR-Agent unternehmen nun Expeditionen in die Regionen des Unbewussten, um jene dunklen Punkte herauszufinden. Es sind Anknüpfungspunkte, an denen wir gepackt werden können, an denen unsere Wünsche aber auch transformiert und verschoben werden und durch andere ersetzt werden können. Hier hakt die Werbepsychologie ein. Aus Freuds Patienten sind Verbraucher geworden.

Vance Packard, der sich in seinem Band „Die geheimen Verführer“ von 1957 mit der gleichen Thematik wie Bernays befasst, aber die Werbewirtschaft des Zynismus zeiht, fasst zusammen: „Die Werbung bezeichnet uns als mündige, intelligente Bürger. In Wahrheit sind wir für sie an Trieb- und Zwangshandlungen ausgelieferte Imago-Anbeter – ein Bündel aus Wachträumen, unklaren, geheimen Sehnsüchten, Schuldkomplexen und Gefühlshemmungen.“

„Imago“ meint in Anlehnung an C.G. Jung die Verklärung der Bilder uns nahestehender und prägender Personen, die wir mit uns herumtragen und die uns prägen. Auch hier knüpft die Werbung an. Diese Verklärung kann sich nicht minder auf unser Selbstbild beziehen. Die Werbepsychologie hat ein weiteres Einfallstor zum Unbewussten gefunden, insofern wir dem Zwang der Fragen unterliegen: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wer macht mich glücklich? Wie will ich geliebt werden?

Die Beantwortung der Fragen fällt in der Masse leichter. Gustave Le Bon, der Klassiker der Massenpsychologie, erkannte, dass das Wunderbare der Dinge und Ereignisse auf die Massen Eindruck macht. Die im Geist der Masse hergestellten Bilder werden von dieser als Wirklichkeiten angesehen, gleichartig für alle Individuen. Die Vorherrschaft der unbewussten Persönlichkeit geht mit dem Schwund der bewussten einher. An die Stelle des Ich tritt ein Ichideal, was sich die Werbung zunutze macht.

Die Menschen als Verbraucher sind schwach und angreifbar geworden und werden bis heute immer noch schwach gegenüber Impulsen, die die geeigneten Reflexe im Unterbewusstsein auslösen. Packard: „In den meisten Fällen wissen die Leute nicht wirklich, was sie wollen, selbst wenn sie sagen, sie wüssten es.“ Wir bilden uns ein, etwas zu kaufen, das wir brauchen. Dominant beim Kaufakt ist jedoch nicht der Nutzen, sondern das gute Gefühl, das uns die Ware verschafft oder vorgibt uns zu verschaffen.

Wer wirbt, muss nicht die Stärken den Produkts, sondern die Schwächen des Publikums kennen. Die Werbung liefert Symbole, welche für die Konsumenten ein unwiderstehliches Bild ihrer selbst hervorbringen. Nicht Schuhe verkauft die Werbung, sondern hübsche Füße. Packard fährt fort: „Wir verkaufen keinen Lippenstift, wir kaufen Verbraucher.“ Diese Philosophie hat Facebook zu seinem Geschäftsmodell gemacht.

Die Produktwerbung hat Lücken. Sie endet jeweils beim nächsten Produkt. Bernays hat dagegen seine Psychotechnik auf alle gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt, so auf die Unternehmens- und Regierungskommunikation. Im Unterschied zur Werbung macht die PR ihr Marketing mit Kampagnen, die nichts auslassen. Jedes Thema,das im Meer des Unbewussten und des Es abgefischt werden kann, ist ihr recht. Sie arbeitet mit Assoziationen, die die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Inhalt ablenken. Sie inszeniert drumherum Events, die den Anlass überspielen. Und das in allen zur Verfügung stehenden Medien.

Das private und das öffentliche Interesse sollen zur Deckung gebracht werden. Bernays spricht pathetisch von einer Anpassung fürs Leben. Public Relations hat den allumfassenden Human Touch. Der alte Begriff ‚Propaganda‘ mit seiner totalitären Konnotation scheint auch zur Charakterisierung der neuen, scheinbar modernen Zeit tauglich.

Edward Bernays (3. von links), 1917. Bild: gemeinfrei

Krieg und Frieden. Mittendrin die PR

„Esst mehr Speck!“ Dies ist für Bernays ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Seine eigene Strategie in diesem Fall war prototypisch. Als ein Lebensmittelkonzern ihn anheuerte, um den Absatz zu steigern, besorgte er eine – nicht ganz saubere – Expertise zahlreicher Ärzte, wie gesund der Genuss von „Bacon and Eggs“ sei. Das amerikanische Frühstück war geboren.

Bernays: „Statt die Kaufwiderstände im Frontalangriff zu brechen, sollen sie aufgelöst werden. Es werden Umstände geschaffen, die emotionale Bewegung erzeugen und dadurch für Nachfrage sorgen.“

Auf der New Yorker Osterparade von 1929 lief eine Gruppe von Suffragetten mit. Unverhofft, aber vor Medienvertretern zündeten sie sich Zigaretten an. Es war damals noch verpönt, dass Frauen in der Öffentlichkeit rauchen. Den Tabubruch verkaufte Bernays als Frauenemanzipation, und aus den Glimmstengen machte er „Torches of Freedom“ – Fackeln der Freiheit. Für die American Tobacco Company war es ein Erfolg.

Bernays‘ Talent zu Public Relations fand im Ersten Weltkrieg Nahrung. Er hatte zunächst den Auftrag, die Amerikaner auf den Eintritt in den Krieg einzustimmen, was mit Gefahr für Leib und Leben der Soldaten verbunden war. Stattdessen unterfütterte er den Feldzug mit dem Slogan: „Make the world safe for democracy“. Am Kriegsende war er beeindruckt von der Begeisterung der Massen. Wäre das nicht auch in Friedenszeiten hinzukriegen, fragte er sich.

Und es klappte. Bernays konnte feststellen, dass die Mechanismen der Massenlenkung in Krieg und Frieden die gleichen sind. Sie stimmen auch in Diktatur und Demokratie überein. Dass Diktaturen neben Gewaltausübung auf Propaganda zurückgreifen, ist nicht verwunderlich. Aber die professionelle Steuerung von Massen ist auch ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Die PR ist eine Fortsetzung des Krieges mit friedlichen Mitteln.

Die Demokratie als solche ist ein universelles, gleichsam neutrales Herrschaftsmittel geworden. Robert Michels: „Wer über die Masse herrschen will, muss dem demokratischen Prinzip folgen.“ Er muss sein Eigeninteresse dergestalt in der Öffentlichkeit aufbereiten, dass das Volk glaubt, eben dieses selbst gewollt zu haben.

Auf der anderen Seite steuert der charismatische Führer die Masse von oben und umgibt sich, um den Anschein von Demokratie zu wahren, mit einer populistischen Aura. In beiden Fällen ist es Anbiederung.

Wie kommt es zu der Angleichung der psychologischen Herrschaftsinstrumente in Diktatur und Demokratie? Der Grund wurde bereits genannt: Die zugrunde liegenden Psychostrukturen der Masse sind gleich. Auf sie stützen sich die unterschiedlichsten Regime. Wo sich vorübergehend aufgeklärtere Staatsformen herausgebildet haben, greifen sie in Bedrohungssituationen immer wieder zurück auf unterweltliche Regionen, wo das Unbewusste regiert mit seinen Mitteln der Triebunterdrückung, der Täuschung der Wahrnehmung und der Verdrängungen im Kreislauf der Gefühle und Schuldkomplexe. Das ist der eigentliche Fundus der Regierungskommunikation.

Die Zivilisation gerät immer wieder auf die schiefe Bahn, solange jene innerpsychischen Defizite bestehen. Dies neutral und sachlich-empirisch zu erfassen, behauptet Bernays von sich. Was er an dieser Stelle nicht schreibt, ist, dass er seine Erkenntnisse zu Geld macht, statt sie an die psychisch Ausgebeuteten weiterzugeben. Aber vielleicht wissen diese ja selber, wie es um ihre Abhängigkeit steht, ohne die Souveränität zu haben, dagegen vorgehen zu können.

„Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen“

Diese Irrungen und Wirrungen sind nicht nur individualpsychologisch zu fassen, sondern sie durchsetzen gleichermaßen die psychischen Strukturen aller, der Mächtigen wie der Ohnmächtigen. Die strukturelle Gleichheit ist weit von realer Gleichheit aller entfernt. Bernays spricht lieber von der Teilhabe, welche durch Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht wird. Einstellungen und Handeln der Institutionen, Organisationen oder Unternehmen würden vom PR-Berater der Öffentlichkeit erklärt.

Dieses Argument übersteigert Bernays bis zum „Konsens“, der zwischen den Meinungsführern und der Masse hergestellt werde. Man könnte kurz sagen: zwischen Herrschern und Beherrschten, denn Bernays bezieht sich auf den historischen Hintergrund. Vor allem das 19. Jahrhundert habe zunehmende Unruhen seitens des Volkes gebracht. Die Konsensbildung trage vorbeugend dazu bei, die Massen zu pazifizieren. Das beste Beruhigungsmittel hätte dann Bernays mit der PR erfunden.

Bernays unterschlägt, dass der aufklärerische Konsens in Manipulation von oben umschlägt. Die Masse wird zur Gefolgschaft erzogen. Es handelt sich um eine Art psychologischer Konterrevolution. Das Personal der Manipulation liefert Bernays gleich mit. Es sind die Spin-Doktoren, auf die noch eingegangen wird.

Wenn sie auf offener Bühne zelebriert werden, sind die Beziehungen zwischen dem Führer und der Masse, zwischen dem Agitator und den Rezipienten besonders innig. Propaganda kann nur Emotionen aktivieren und mobilisieren, die schon vorhanden sind. Der Agitator kennt die Emotionen seiner Adressaten, weil er seine eigenen kennt und rational, berechnend, damit umgeht. Das Publikum nimmt wahr, wie ergriffen er von seinen eigenen Botschaften ist. Der Hassprediger agitiert sich selbst. Er kann wegen dieser Quidproquos die Reaktionen seines Publikums im voraus abschätzen.

Auf die Konsumpsychologie übertragen, heißt das: Die Wahl ist für den Konsumenten schon getroffen, bevor er zum Kauf schreitet. Er wird gleichsam von seinen Entscheidungen überholt. Dieses zeitliche Paradox hat auch eine politische Variante. Georg Simmel: „Für politische Parteiführer gilt allenthalben das Wort: ‚Ich bin ihr Führer, also muss ich ihnen folgen.'“ Bernays führt dieses Zitat ganz ähnlich an.

Der Konsens, die Vermittlung zwischen den Interessengruppen, Institutionen und politischen Meinungsführern auf der einen Seite und der Masse oder Öffentlichkeit auf der anderen, muss organisiert werden. Bernays nennt es ein ingenieurtechnisches Verfahren, das den Kampagnen den entscheidenden Dreh verschafft. Dies verlangt eine besondere Berufsspezies, die „Spindoctors“, und Bernays war der „Father of Spin“.

Cool bleiben, putschen

Die Spindoctors wirken im Verborgenen. Wenn, dann schieben sie Leitfiguren wie Filmschauspieler als modische Vorbilder vor, aber dem Publikum bleiben jene Doktoren unbekannt, so unbekannt wie diesem seine versteckten Wünsche. Sie bilden das Schattenkabinett einer unsichtbaren Regierung. Etwas prosaischer nennt Bernays sie die raffinierten Drahtzieher hinter den Kulissen. In Bezug auf Politiker sei ein etwas abgegriffenes Bild herbeizitiert: Die Auftraggeber aus der Politik sind die Marionetten von Puppenspielern. Die Machtverhältnisse stehen Kopf.

Der schwach auftretende Präsident Calvin Coolidge beauftragte 1924 Bernays, sein Image aufzuhellen. Bernays brauchte nur einen Satz, um ihn populär zu machen. „Keep Cool with Coolidge.“ Außerdem lud der wortkarge Präsident Hollywood-Schauspieler zu einem Empfang ins Weiße Haus auf der Basis von Gebäck und Würstchen. Bulletin: „Coolidge entertains actors.“ Die New York Times titelte: „Der Präsident lacht beinahe.“ Das war nach dem Geschmack des Publikums.

Das Schema: Der eigentliche Zweck von Werbeaufträgen wird ausgeblendet, und die Aufmerksamkeit wird in andere Gefilde gelenkt, wo Events eine Komödie vor den Augen des Publikums ablaufen lassen. Im Unverfänglichen verfängt sich das Publikum. Der Weg vom kleinen Anlass zum aufgedonnerten Spektakel verläuft assoziativ mittels Wortspielen, Symbolen oder Gleichnissen. Meist ist das witzig.

Aber nicht immer. Anfang der fünfziger Jahre lieferte Bernays die propagandistische Begleitmusik für einen Putsch in Guatemala. Die „United Fruit Companny“ hatte aus dem Land eine Bananenrepublik gemacht und befürchtete Enteignungen durch den sozialreformerisch eingestellten Präsidenten Arbenz Guzmán. Die von Bernays gesteuerte Propaganda diffamierte ihn als kommunistisch. 1954 wurde die Regierung durch militärische Intervention der CIA gestürzt. Die Banane heißt heute Chiquita. Der Name könnte von Bernays stammen.

Adorno: Ob einer Ideen oder Seife feilbietet, ist der gleiche Vorgang. Bernays vermarktete tatsächlich beides. Aus der generellen Verfügbarkeit leitete er eine Unabhängigkeit des PR-Beraters ab, gar ein Neutralitätsgebot, egal, wer worin beraten werden möchte. Das was ist, ist gut. Tatsachen werden als Werte verkauft. Das ist ein radikaler Positivismus.

Der Wahrheitsgehalt einer PR-Botschaft ist nicht entscheidend, sondern der Zustimmungsgrad. Das Wie ist wichtiger als das Was. Es gibt nur ein Erfolgskriterium: Effizienz. Der Jude Edward Bernays scheint weit weg von Europa ausgewandert zu sein. Er hat übersehen, dass ein Adolf Eichmann sich auf solch eine wertneutrale Effizienz berief, die ausschließlich das Handeln leite.

Kriege sind das ureigenste Gebiet der Propaganda. Der zweite Krieg am (Persischen) Golf wurde von einer der größten PR-Agenturen in Szene gesetzt. Ereignisse wurden nicht im Nachhinein angeprangert oder geschönt, sondern Ereignisse wurden medial geschaffen. Vorfabrizierte Bilder wurden der Kriegslandschaft eingebrannt. Heute würde man das „Augmented Reality“ nennen. Für den Kulturphilosophen Jean Baudrillard ging die Virtualisierung so weit, dass er behaupten konnte: Der Krieg am Golf fand nicht statt. Der reale Ort verschwand über den Bildern.

Es scheint ein einfaches Rezept zu geben, Kriegspropaganda zu entlarven. Die Gräuel, welche Kriegspartei A der Partei B vorwirft, und diejenigen, welche Partei B der Partei A vorwirft, sind zu addieren, und die Summe beider ergibt die Wahrheit.

So einfach ist es nicht. In die psychologische Kriegsführung ist die Armee maßgeblich eingebunden. Sie politisiert sich und bekommt eine zunehmend nach innen gerichtete Funktion. Militär, Politik, Ökonomie und Psychologie vermischen sich im Krieg. Das Militär hat die durchschlagende Wirkung, die anderen drei Disziplinen für sich zu instrumentalisieren. Staat und Gesellschaft werden auf den Weg in den Totalitarismus geschickt. Die Armee wird zur Erzieherin der Nation, und abweichende Meinungen werden nicht mehr toleriert. Der Feind steht fest, innen- wie außenpolitisch.

Die PR-Märchen-Geschichte hat keine Moral. Sie ist noch nicht auserzählt. Aber wenn es von Fall zu Fall gelänge, die unsichtbare Regierung der Spindoctors kenntlich zu machen, kann auch diese Macht eines Tages gestürzt werden, friedlich und mit Witz.

 

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18 Kommentare

  1. Illuminaten, Tavistock, Zionismus und vieles mehr wird ihm nachgesagt.
    Sicher sind ein paar die ewig jubeln werden, aber Milllionen von Menschen, andere Lebewesen inklusive der Natur wurden zum Opfer. Die Kausalfolgen der ewigen Indoktrination sind gerade mit Millennium Generationen sehr gut zu beobachten.

    1. Gewusst oder nachgeschlagen ?

      Gewusst oder abgeschrieben ?

      Ist schon toll, was die Autoren und Kommentatoren hier,
      von heute auf morgen alles wissen.
      Da brauchen andere fünf Studiengänge für.

      Fällt das noch unter soziales Lernen, oder ist das schon eiteler Blödsinn ?

      1. Eitler Blödsinn existiert heute mit LGBTX und eine ausgezeichnete sprachlichen Ausdruck wird mitgeliefert.
        Die beste Armee der Welt hat qualitative Rekrutierungsschwierigkeiten, gut das es LGBT gibt, nicht wahr?
        Herr Wiens schreibt einen Artikel über eine markante Person, die heutigen demokratischen Simulationen werden doch vortrefflich getroffen. Europa seine Werte, seine Demokratien und nicht einer versteht warum!
        Muss ich deshalb Bernays studieren? Nein, ab einem gewissen Alter haben sich Informationen akkumuliert, ob diese dem vorgegebenen Narrativ entsprechen ist eine andere Frage.
        Wenn man schon den Namen Bernays liest, schaut man am besten auch die Familie mit an, wer mit wem verbunden ist. Auch die damaligen Oligarchen mit ihren „Visionen“ darf man gerne hinzufügen…

  2. „Sowohl genetische als auch intellektuelle Gründe hielten Edward Bernays von den Nazis fern…“

    Genetische Gründe?
    Der Autor als Opfer der antisemitischen Nazi PR?
    Recht unglückliche Terminologie – auch wenn jeder weiss, was der Autor eigentlich meint.

  3. Was war zu Bernays anders als es heute ist. Zuvor möchte ich noch auf Leute hinweisen, die nicht behandelt werden, aber genannt. Walter Lippmann, Paul Watzlawick, Gustave le Bon, Erich Fromm haben oder Sein.
    Dann wird indirekt noch behauptet, es geben was anderes als den Warenverkauf zu befördern. Es gibt nichts anderes. Bei Youtube zu sehen sind die einzelnen Bereiche, die von der Werbung perfektioniert werden. Musik, Temperatur, Licht und so weiter. Na klar, wird das von Staatswegen erlaubt und befördert.
    Was die Bemerkung, dass Nichtrauchen soll, ist nicht erklärt. Es war sein Job, warum wird auf seine Persönlichkeit abgehoben? Ich sage nicht wo, aber merke Hanna Ahrens an.
    Die ganzen Betrachtungen können auch auf den Krieg in der Ukraine angewendet werden, damit es keine Opposition gibt sind die russischen Sichtweisen verboten, wenn sie aus russischer Quelle stammen, reicht es zu sagen, es sei gelogen oder Propaganda. Es bedarf auch keinen Beleg und die eigenen Werte vor allem der rechtlichen finden keine Anwendung. Die andere Seite wird gehuldigt und „in den Himmel gehoben“. Es gehört aber mit in den Bereich, lasse uns shoppen gehen, wie angemerkt, es geht um das kaufen, zu Hause kann es in die Blaue Tonne.
    Was angemerkt wird als sein es gar nicht da, ist die Fortsetzung der Bernards zu den Social Medien. Da muss noch nicht einmal was eingegeben werden. Ein Kind wird geboren und aus dem Kreißsaal heraus werden Bilder des Kindes verschickt, mit persönlichen Attributen. Schon wird das gespeichert, vor allem die Physiognomie.
    https://www.youtube.com/watch?v=orPLcm_oMqU&t=274s
    Es wird oft mit Moral argumentiert, um die Menschen emotional auszubeuten, hierzu wir richtig angemerkt „Um die Psychoanalyse für die Anwendung in der PR gebrauchsfertig zu machen, bedarf es bei Bernays keiner komplizierten Sentenzen.“ Kein Wunder, beide stecken noch in den Kinderschuhen, heute ist schon ein Schrittzähler komplexer. Logischerweise führt die Fragestellung der Propaganda zur Psyche und somit zur jungen Psychoanalyse.
    „Sie hilft dem Einzelnen, sich selbst besser zu verstehen. Sie hilft aber auch anderen, fachkundigen, jenen Einzelnen zu verstehen. Sie kramt in den Tiefen und Untiefen der Psyche und deckt die Hilfslosigkeiten des/der Therapierten oder Analysierten auf. Der Zugewinn an Autonomie im Zuge der Analyse kann nicht die gegenteilige Tendenz ausschließen, dem Arzt oder der Ärztin ausgeliefert zu sein.“
    Wo versteht sich der Einzelne besser? Er wird nur stromlinienförmig gemacht, um im System nicht krank zu werden. Welches andere Anliegen kann der Arzt denn haben?
    Ich denke dabei an die Hysterie und deren Behandlung. https://de.wikipedia.org/wiki/Studien_%C3%BCber_Hysterie
    Es ist auch nicht der „triebhaften Ausbruch“ der den Menschen sorge, bereitet, sondern nicht in der Masse mitzuschwimmen. War es üblich das um die Jahrhundertwende die Frauen geheirateten wurden um Standesgemäßen für die Nachkommen da zu sein, der Mann ansonsten Konkubinen oder Geliebte hatte. Auf keinen Fall wollte er ein Bastard ernähren, um dann das Erbe auf ihn zu übertragen. Das war gesellschaftlich akzeptiert und es wurde von allen Frauen aufgepasst, dass nicht einmal ein Handgeben eines fremden Mann stattfand. Hierzu Jane Austen „Stolz und Vorurteil.“
    Wie sind „wir“dazu geworden? „Vance Packard, der sich in seinem Band „Die geheimen Verführer“ von 1957 mit der gleichen Thematik wie Bernays befasst, aber die Werbewirtschaft des Zynismus zeiht, fasst zusammen: „Die Werbung bezeichnet uns als mündige, intelligente Bürger. In Wahrheit sind wir für sie an Trieb- und Zwangshandlungen ausgelieferte Imago-Anbeter – ein Bündel aus Wachträumen, unklaren, geheimen Sehnsüchten, Schuldkomplexen und Gefühlshemmungen.“
    Was für eine leere Phrase „Wie will ich geliebt werden?“ Liebe ist doch erst eine neue Erfindung, die meist auch heute noch scheitert. Warum ist bei der Hälfte der Ehen vor Ende des Todes schon geschieden?
    Fragen gibt es genug, „Wer bin ich? Wer will ich sein? Wer macht mich glücklich? Wie will ich geliebt werden?“ Nicht gefragt wird, liebe ich mich selbst? (Haben oder Sein)
    https://www.youtube.com/watch?v=uXKd74jpvBU&t=23s
    Es wird immer noch Speck gegessen, die Schar der Leute, die Ärzte sein sollen, belügen und betrügen die Patienten immer noch. Alleine die Igle Leitungen betragen Milliarden und haben kaum nutzen. Was bei Corona alles den Bürger aufgezwungen wurde, wird erst in Jahren gezeigt werden. Jetzt sind die Verschleierungeskräfte noch zu stark.
    Zur Ukraine https://www.youtube.com/watch?v=Eh0v-n95BBA&t=4s

    1. Fromm mit „Haben oder Sein“ sollte man als Klassiker gelesen haben. Fromm ist allgemein verständlich und machte sich damit zum Mobbing-Opfer innerhalb der „Frankfurter Schule“. Den großen Denkern Horkheimer und Adorno war er zu prosaisch. Heute würde den Adorno jeder Lektor zusammenknallen:“ Herr Adorno, ihre drei Seiten können wir aber in zwei Sätzen zusammenfassen.“

      Guter Tipp, der mit dem Erich Fromm und seinem Buch:“ Haben oder Sein“.

  4. Danke für diesen Text zumal die PR des Verzichts gerade auf Hochtouren läuft und diverse Promis und Nichtpromis vom duschen, heizen, oder auch nur normal leben wollen, abraten und dies selbstverständlich völlig unpolitisch und harmlos – Die „Meinungsmache“ (Zitat Nachdenkseiten.de) bzw PR läuft auf Hochtouren. Dieses Einheitswochenende kurz vor dem 03. Oktober 2022 z.B. wurde der Leser via Berliner Zeitung vom glücklichen Winter ohne Heizung am Beispiel von 2 Frauen bespasst die dies für gar nicht so schlimm befinden, da die dies schon letzten Winter 2021/2022 durch- und überlebt hätten – in ihrer Berliner Wohnung. Woanders riet vor einigen Wochen ein deutscher Astronaut (aus Baden-Württemberg?) vom Duschen ab….sehr durchsichtiger Versuch davon abzulenken, dass die Ideen von unseren bevormundenden SpitzenpolitikerInnen in Bund und Land stammen, die sich wohl nur verbal an den möglichen Einschränkungen beteiligen … Gruß Bernie

    1. Ergänzung:
      „[…]Brutal Berlin :Nicht heizen: So schlimm ist es wirklich! Ein Erfahrungsbericht

      #FrierenfürdenFrieden? Unsere Autorin hat schon im letzten Winter nicht geheizt. Sie sieht sich als Pionierin und erklärt, wie es geht und worauf man sich einstellen muss[…]“

      https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/brutal-berlin-energie-gas-strom-krise-sparen-frieren-fuer-den-frieden-ukraine-krieg-nicht-heizen-so-schlimm-ist-es-wirklich-ein-erfahrungsbericht-li.271624

    2. Die „PR des Verzichtes“ ist auf Menschen zugeschnitten, denen ohnehin nicht die Sonne aus dem A. … scheint.
      Warum ist das so und was ist das Fernziel ?

      Warum fliegen unbehelligt, fast zeitgleich, drei Asoziale mit Privatraumschiffen um die Wette ?

    3. Wenn (nicht nur) der Mensch um die 50, wohnhaft in einer 1-Zimmer-Wohnung im 5. Stock, bei funktionsloser Heizung zwei Wochen in einem allmählich durchkühlenden Plattenbau ausgeharrt hat und allmählich selbst die eilig gekauften Decken nicht mehr helfen, wird jede Durchhaltepropaganda versagen, da bin ich recht zuversichtlich.

      Die Leute heute haben noch nicht erlebt, was es bedeutet, wirklich zu frieren. Ältere Generationen erinnern sich schon noch daran. Das Erleben muss damals teilweise so eindringlich gewesen sein, dass detaillierte Erinnerungen selbst 70 Jahre später noch sehr präsent sind und auf Nachfrage fast spontan abgerufen werden können. Habe da Beispiele in der Familie.

      Edit: Was uns die Berliner Zeitung da im lustigen Plauderstil präsentiert, ist abseits durchschnittlicher bürgerlicher Lebenswirklichkeiten und daher nicht wirklich repräsentativ. Und selbst die Emma und die Lissy stellen schließlich, vielleicht mit einem kleinen Glühweinchen in der Hand, fest, dass es nicht so einfach ist.

      1. Emma und Lissy dürfen meine Mudda fragen. Zweimal mit Volltreffer ausgebombt. Vater mit neun Ostvertriebener, alle Angehörigen tot.
        Da gab es nicht nur keine Brennstoffe. Der Ofen samt Haus war verschwunden.

        Zieht die Bremse, solange es noch geht !!

  5. Ja, schön, Bernays zum xten. Wer einschlägig interessiert ist, erfährt hier kaum Neues. Warum immer wieder drauf hingewiesen wird, dass Bernays ein Jude war, erschliesst sich nicht so recht.

    Wir leben in Zeiten, in denen Propaganda höchst im Kurs ist. Täglich Sätze in den Mainstream-Medien, die einen Göbbels stolz machen würden. Eigentlich unerträgliche, absurde Lügen tropfen den Moderatoren und Kommentatoren von den Lippen, die Welt ist wieder eine manichäische, Schwarz, Weiss, nichts dazwischen. Und auch die etwas widerständigere Publizistik beugt sich dem Druck, reiht sich im Wesentlichen ein und befördert damit die bevorstehende Katastrophe. Ein einzig Elend.

  6. Die Überschrift des Artikels „Die PR ist eine Fortsetzung des Krieges mit friedlichen Mitteln“ als These genommen, fördert ja förmlich zur Antithese heraus:
    „Bevor der Krieg mit Waffen geführt wird, heißt er Propaganda“.
    Wir haben es doch alle direkt erleben können, wie seit einigen Jahren konzertiert und orchestriert gegen Russland gehetzt wurde, mit ein bisschen Lebenserfahrung konnte man doch absehen, worauf das hinauslaufen sollte und was damitbvorbereitet wurde.

    Aber immerhin werden zum Schluß des Artikels doch noch psychologische Kriegsführung und Kriegspropaganda erwähnt. Das bleibt hoffentlich hängen.

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