Dem US-Militär gehen die Rekruten aus

Bild: DoD

Die jungen AmerikannerInnen sind zu dick und zu ungebildet – und sie haben Kriminalitäts- und Drogenkarrieren. Wie auch bei anderen Berufsstreitkräften wird die Rekrutierung schwierig,Wehrpflicht würde nichts ändern.

Seit vielen Jahren wird immer wieder gewarnt, dass dem US-Militär, trotz der Erweiterung durch Frauen, der erforderliche Personalnachschub immer weiter ausgehen könnte, um die Kampfkraft aufrechtzuerhalten.  Anders als bei den meisten Streitkräften ist das US-Militär nicht nur darauf ausgerichtet, das Land zu verteidigen, sondern auch Auslandskriege zu führen und vor allem Stützpunkte auf der ganzen Welt zu unterhalten.

Zwischen 700 und 1000 Stützpunkte in mehr als 130 Ländern soll das Pentagon eingerichtet haben. Mehr als 90 Prozent aller Stützpunkte im jeweiligen Ausland gehören den USA, am meisten übrigens in Deutschland. Nach dem Base Structure Report 2018, in dem nicht alles aufgeführt wird, brüstet sich das Pentagon, zu den größten staatlichen Immobilienbesitzern, -pächtern  und -verwaltern mit 585.000 Gebäuden und Infrastruktur an 4775 Orten auf einer Fläche von fast 12 Millionen Hektar zu gehören. Erfasst werden nur Strukturen mit einer Grundfläche von mehr als vier Hektar.

200.00 im Ausland stationierte Soldaten

Im Ausland sollen es 586.000 Objekte sein, darunter 280.000 Gebäude. Nach Schätzungen sind 200.000 Soldaten im Ausland stationiert, dazu kommen noch mindestens so viele zivile Angestellte. Insgesamt beschäftigt das Pentagon fast 1,4 Millionen aktive Soldaten .

Seit der Gründung im Jahr 2009 warnt “Mission Readiness”, eine Gruppe von Offizieren im Ruhestand, die ein “starkes Amerika” wollen, dass es mit dem Militär bergab gehe, weil immer wenige junge Amerikaner fit genug seien, um den Militärdienst antreten zu können. Vor wenigen Tagen schrieben sie einen Brandbrief an den noch amtierenden Verteidigungsminister Christopher C. Miller, dass er eine im Pentagon-Budget vorgesehene Taskforce zur Unterstützung der Rekrutierungsmaßnahmen fördern soll (Trumps letzte Versuche des Aufbegehrens vor dem Abgang). Trump hatte gegen das Budget-Gesetz sein Veto eingelegt und wurde im Repräsentantenhaus auch mit Stimmen der Republikaner abgewiesen. Das dürfte ihm auch im Senat drohen.

Ob man sich bessere Chancen dafür ausrechnete, solange Trump noch an der Macht ist. Biden wird zwar unterstellt, wahrscheinlich das Pentagon-Budget kürzen zu wollen, aber dürfte angesichts auch der offensiven Militärpolitik der Demokraten nicht zu Lasten der Rekrutierung gehen. In dem Brief wird wieder einmal darauf hingewiesen, dass die jungen Menschen in Dekadenz versinken. 71 Prozent der 17-24-jährigen Frauen und Männer seien für den Militärdienst ungeeignet, weil sie eine zu wenig gebildet oder zu dick sind, Vorstrafen haben oder wegen Drogenmissbrauch nicht aufgenommen werden können.

Das stelle eine “signifikante Gefahr für die Zukunft der freiwilligen Streitkräfte” dar. Das ist eine Drohung mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht, was keineswegs ausgeschlossen wäre, da sie ähnlich wie in Deutschland nicht abgeschafft wurde. Aber eine allgemeine Wehrpflicht würde einem Hightech-Militär auch nicht die notwendigen Fachkräfte zuführen.

Das Problem haben alle Streitkräfte, die auf eine Berufsarmee setzen. US-Generalmajot Jason Bohm vom Marine Corps Recruiting Service, ist der Überzeugung, dass wahrscheinlich nur noch 7 Prozent der jungen Menschen für das Marine Corps geeignet seien, wenn man die Intelligenz, die körperliche Fähigkeiten und die Kenntnisse betrachtet. Das könnte dann nur noch kompensiert werde, wenn massenhaft Ausländer rekrutiert werden, die den Kriegsdienst ableisten, um einwandern zu können.

Auronome Kriegsführung nicht unbedingt eine Lösung des Personalsproblems

Das Rekrutierungsproblem würde sich, wenn es um die körperliche Fitness ginge, ja eigentlich durch weitere Fortschritte in der Technik bis hin zu autonomen Systemen von selbst lösen. Soldaten werden durch Maschinen ersetzt, sie von Maschinen gewartet, gesteuert, repariert und transportiert werden. Auch jetzt schon würden allerdings die Cyber- und Weltraumkrieger nicht durch Fettleibigkeit behindert sein. Aber die technische Aufrüstung verlangt eine gute Ausbildung, gerade in den MINT-Fächern, die Amerikaner nicht so gerne studieren. Doch wer geeignet als Cyberkrieger wäre, zieht es oft vor,  besser bezahlte Jobs bei den IT- und Online-Konzernen zu nehmen, die nicht mit dem Drill und der Hierarchie der militärischen Laufbahn verbunden sind.

Die Corona-Epidemie, so wird weiter gewarnt,  macht alles noch schlimmer. Die Kinder würden sich nicht ausreichend bewegen, sondern eher Zuhause vor den Bildschirmen verbringen (müssen). Viele würden zudem nicht das Schulessen bekommen und sich von billigem, zuckerhaltigem und kalorienreichem Fastfood ernähren. Und weil die meisten Rekruten aus den unteren Schichten stammen, die von der Pandemie am meisten betroffen sind, soll diese auch der nationalen Sicherheit schaden, aber auch dem Aufstieg in die Mittelschicht, die das Militär anbietet.

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