Angeblich kämpfen 700.000 Ukrainer gegen die russischen Truppen

Die Flagge von Asovstal wird zur Reliquie

Die ukrainische Vize-Innenministerin machte keine näheren Angaben zu der Zahl, sprach von 40.000 Opfern und der psychologischen Betreuung der Soldaten und ihren Familien.

 

Nach der ukrainischen Vize-Innenministerin  Kateryna Pavlichenko sollen 700.000 Ukrainer und Ukrainerinnen das Land gegen die russischen Truppen verteidigen. Wie sich die Zahl zusammensetzt, teilte sie nicht mit. Vor dem Krieg waren die regulären Truppen um die 140.000 Soldaten stark, um die 100.000 Kämpfer waren in den Freiwilligenbataillons wie Asow, Rechter Sektor oder Aidar, die zwar der Nationalgarde oder dem Militär unterstellt sind, aber Freiheiten besitzen. Der Rest könnten Einheiten der Territoriale Verteidigung sein, die flüchtig trainiert wurden und schlecht ausgerüstet sind, aber in den letzten Wochen vermehrt an die Front geschickt wurden.

Ob auch die Informationskrieger mitgerechnet wurden. Es sollen 200.000 sein, die sich hier gemeldet haben, um an der „Informationsfront“ gegen die russische Propaganda zu kämpfen. Zumindest im Westen hat die Ukraine im Informations- oder Medienkrieg die Oberhand.

Wer auch immer eingerechnet wird, so hat Russland, das für seinen Angriffskrieg maximal 150.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine versammelt hat und vielleicht mit 100.000 oder 120.000 Soldaten einmarschiert ist, militärisch widersinnig gehandelt. In der militärischen Logik geht man traditionell davon aus, dass die Angreifer zahlenmäßig den Verteidigern um das Dreifache überlegen sein müssten. Insofern könnte es zutreffen, dass man auf einen erfolgreichen Blitzkrieg mit überlegenen Waffenkapazitäten setzte oder aber tatsächlich Kiew – und vielleicht Charkiw – angegriffen wurden, um ukrainische Truppen zu binden und den Angriff im Donbass und im Süden bessern vorantreiben zu können.

Aber wie militärisch der Krieg von Moskau geplant war, ist (noch) unbekannt. Noch problematischer ist die Zahl der russischen Truppen, wenn sie langfristig die bereits eroberten Gebiete besetzen wollen. Ein Teil der Bevölkerung ist im Osten und Süden sicherlich prorussisch, ein anderer Teil passt sich der jeweiligen Macht an, aber andere werden mit der Unterstützung des ukrainischen Geheimdienstes und des Militärs Sabotage- und Terrorakte ausführen, die zu zunehmender Repression führen und damit weitere Bevölkerungsschichten gegen die russischen Besatzer  oder die Ukrainer von den „Volksrepubliken“ einnehmen wird. Der Anschlag auf den von den Russen eingesetzten Bürgermeister von Enerhodar in der Südukraine könnte mit weiteren Anschlägen in der Region darauf hinweisen, dass sich eine Widerstandsbewegung herausbildet. Die New York Times will einen wachsenden Widerstand in den besetzten Gebieten ausgemacht haben.

Es gibt bereits eine angeblich von den ukrainischen Spezialeinheiten erstellte Website des Zentrums für Nationalen Widerstand, das Tipps gibt, wie man „das Leben der Besatzer zur Hölle machen“ kann. Und es wird um finanzielle Unterstützung gebeten.

Interessant ist, dass Kateryna Pavlichenko von 40.000 Toten und Verletzten von Ukrainern spricht, unklar bleibt, ob es Soldaten oder alle Ukrainer sein sollen. Vor kurzem sagte Präsident Selenskij es würden jeden Tag bis zu 100 Soldaten getötet und 500 verletzt werden. Genauso wie Russland wird von der Ukraine vermieden, Zahlen, geschweige denn verlässliche, über die wirklichen Verluste der Truppen bekannt zu geben. Sie werden auf beiden Seiten hoch sein. Beide geben wahrscheinlich Fantasiezahlen über die Verluste der anderen Seite bekannt. Nach der Ukraine sollen – Stand 6.6. 2022 – über 31.000 russische Soldaten getötet und verletzt worden sein. Das dürfte übertrieben sein, aber es gibt keine verlässlichen Zahlen. Das betrifft auch die Aussage, dass drei Millionen Ukrainer noch in den von Russland besetzten Gebieten leben sollen.

Die ukrainische Vize-Innenministerin nannte die Zahlen in dem Kontext, dass psychologische Betreuung für die Soldaten und deren Familien, aber auch für Evakuierte, Opfer von Gefangenschaft und Folter oder Flüchtende bereitgestellt werden müsse. Nach Olena Selenskij brauchen 60 Prozent der Ukrainer psychologische Hilfe. Geplant ist eine spezialisierte Ausbildung von Psychologen und Sozialarbeitern.

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6 Kommentare

  1. Zu den militärischen Plänen von Russland ist gerade eine RT-Doku erschienen, die ein paar unterschiedliche Stimmen darüber zu Wort kommen lassen. Dort wird es so geschildert, dass es tatsächliche der anfängliche Plan war, durch den überrachenden Einmarsch schnell Kiew zu erbobern. Was aber durch den unerwarten Widerstand verhindern wurde.

    Ich hatte auch die These des Ablenkungsangriffs gelesen, was aber nicht den massiven Einsatz von Spezialtruppen nahe von Kiew erklärt. Warum sollte man die Opfern, wenn es nur darum geht Kräfte zu binden?

    Jetzt steht, nach den Angaben von RT, die „Befreiung“ des Donbas im Vordergrund.

  2. Wir sollten aufhören in unseren Gedanken den Krieg mitzuspielen.
    Interessanter ist jetzt die Frage, ob man den Beschuss von Zivilpersonen, die friedlich unter russischer Verwaltung leben wollen, als Krieg gegen die Russen hinnehmen kann.

  3. Der ursprüngliche genannte Kriegsgrund einer zügigen Entnazifizierung der Ukraine hat sich ja zwischenzeitlich als aberwitzige Parole herausgestellt, die auf eine massiver Fehleinschätzung des russischen Geheimdienstes basierte.
    Demnach glaubte man im Kreml Fähnchen schwenkend und mit Blumen als Befreier begrüßt zu werden.
    All dies ist nicht eingetreten, denn die 8 Jahre nach 2014 haben die hardcore Mächte in der Ukraine genutzt um nicht nur die westlichen Teile des Donbass militärisch stark zu befestigen – und die Russen reiben sich jetzt die Augen, weil ihnen so zäh Widerstand geleistet wird, denn das hatte sie nicht eingeplant.

    Aber die Russen wären keine Russen, wenn sie nicht erst unter Druck ungeahnte Fähigkeiten entfalten würden. Mit der Taktik kleiner Kessel werden sie jetzt alle begangenen Fehler korrigieren und versuchen die Ukraine sogar noch vom Schwarzen Meer abzutrennen, denn es ist nicht in Vergessenheit geraten, was die Bandera Nazis im Odessa mit dem Brand des Gewerkschaftshauses für schlimmes Zeichen gesetzt haben.

  4. Wenn man die in diesem Artikel angeführten Truppenstärken zugrunde legt, ist der Ukrainekrieg äußerst erfolgreich für Russland verlaufen. Es wird auch nicht zu einem Guerillakrieg kommen, weil der Partisan wie ein Fisch im Wasser schwimmen muss, d. h. von der Bevölkerung geschützt werden muss. Das wäre in den russischsprachigen Gebieten nicht der Fall, zumal die Ukraine schon vor dem Krieg das niedrigste BIP/Kopf hatte und sich noch weit unterbieten wird. Ohnehin war klar, dass daraus ein Krieg und Wirtschaftskrieg mit dem Westen resultieren würde, der für den Ausgang entscheidend ist. Die Ukraine ist Pleite und der Westen finanziert die Terrorbataillone und den ganzen Krieg und liefert die Waffen. Das ist der Kriegsgegner. Es gibt nur einen Weg ihn zu besiegen, nämlich einfach Gas-, Öl- und Nahrungslieferungen einzustellen, und dieser Scheißkrieg kommt nach spätestens vier Wochen zum Ende, weil die Bevölkerung des Westens zwar kriegslüstern ist, aber niemals wirklich Opfer bringen würde. Wenn wir Glück haben, kommt es zu einem Stimmungsumschwung, der die Blockparteien in BRD und anderswo wegfegt! Hoffen wir das Beste.

    1. Möglicherweise.

      Möglicherweise kommt es dann auch zu einer Kurzschlussreaktion des Westens und der Westen greift Russland an, um die Energieversorgung zu sichern. Dafür könnte man in gewisser Weise sogar Verständnis haben. Ein offener Krieg als Selbstverteidigung.

      Corona hat mir gezeigt, dass die Masse des Volkes (und Politik) Jahre braucht um die Zusammenhänge zu verstehen. Und der Westen braucht Zeit um zu verstehen, dass er ohne russische Resourcen nicht überleben kann.

      1. „Und der Westen braucht Zeit um zu verstehen, dass er ohne russische Resourcen nicht überleben kann.“
        Die Zeit ist rum, ohne billige Rohstoffe spielt Deutschland wirtschaftlich keine Rolle mehr. Dazu kommt noch die „Verblödung“ der Intelligenz. Wer wirtschaftlich nichts mehr bringt und auch keine guten Ideen hat, kann einpacken. Der nächste Selenzki sitzt bald in Berlin.

        „Ein offener Krieg als Selbstverteidigung.“ Scheitert schon an den fehlenden Kraftstoff, bzw. wenn kurz hinter Bad Muskau die rote Lampe im tollen Geländewagen/ Panzer/ SPW/ E-Fahrrad angeht. Irgendwie rächt sich jetzt, dass die Pferdefuhrwerke fehlen. Kommt dann im nächsten Jahr.

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