6: Alle 6 Sekunden verschwindet ein fußballfeldgroßes Stück Regenwald. Der Hotspot der Zerstörung liegt in Brasilien.

Zahl der Woche: 6

Die Zahl der Woche hat der Global Forest Watch im Sommer 2020 veröffentlicht – und doch ist sie brandaktuell. Denn die jüngsten Verheerungen am Restbestand der Regenwälder richten die immer noch ungebändigten Feuer im Pantanal an. Das mit 360.000 km2 größte tropische Feuchtgebiet der Erde brennt, ausgetrocknet durch eine monatelange Dürre, wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Abgesehen von den westlichen Randgebieten in Bolivien und Paraguay gehört es größtenteils zu Brasilien. Nun dürfte bald ein Viertel des Pantanal verschwunden sein, die abgebrannte Fläche ist etwa doppelt so groß wie jene nach den Feuern in Kalifornien. Um das Elend vollzumachen, hat Ende Oktober die Umweltbehörde Ibama unter Leitung des umstrittenen Ministers Ricardo Salles alle Brandbekämpfer, auch aus dem Amazonas, zurückbeordert – das Geld für Ihre Bezahlung sei ausgegangen. Tatsächlich könnte Geld der einzig wirksamen Hebel sein, die Regierung Bolsonaro von ihrem Kurs der hemmungslosen Ausbeutung der Regenwälder abzubringen: Über die mehrsprachig aufgesetzte Website www.defundbolsonaro.org kann man sich dafür stark machen, Brasiliens Zukunftsvernichtern kein ausländisches Kapital mehr zukommen zu lassen. Berichten zufolge soll der Präsident sehr ungehalten sein.

Andreas Schlumberger

Andreas Schlumberger, geboren 1967, hat das Studium der Biologie absolviert und in Wien, London und Berlin geforscht, bevor er sich ganz dem Umweltjournalismus zuwandte und als Berater für Kommunikationskonzepte zur nachhaltigen Entwicklung tätig wurde. Als Chefredakteur leitete er eine Fachzeitschrift über die Umweltpraxis. Ihm liegt besonders daran, komplexe ökologische Zusammenhänge anschaulich zu vermitteln und somit eine Brücke von der Theorie in die Praxis des Alltags zu schlagen.
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